In der Antike konnte die Glaubwürdigkeit eines Redners vor allem durch persönliche Bekanntschaft oder Gerüchte aufgebaut werden. Damals hatten Redner die Möglichkeit, eine starke Glaubwürdigkeit durch ihre Worte zu schaffen, ohne dass diese in irgendeiner Form dokumentiert oder in den Medien verbreitet wurden. Ein Redner konnte mit einer charismatischen Rede Menschen überzeugen, und dies wirkte sich direkt auf seine Autorität und Vertrauenswürdigkeit aus. Heutzutage sieht die Situation jedoch anders aus. Das ständige Hinterlassen von Spuren – sei es in Dokumenten, in Nachrichtenberichten oder auf sozialen Medien – hat das Bild des Redners erheblich verändert. Führende Persönlichkeiten müssen sich heute in einem viel transparenteren und oft auch kritischeren Umfeld beweisen. Jede Aussage, jeder Fehler, jedes Missverständnis kann nicht nur die Glaubwürdigkeit eines Menschen untergraben, sondern auch das Vertrauen in die Institution, die er vertritt, erschüttern.

Ein Beispiel für die Schwierigkeit, Glaubwürdigkeit zu gewinnen und zu bewahren, ist das öffentliche Auftreten von Führungspersönlichkeiten, die heutzutage äußerst vorsichtig in ihren Aussagen sind. Anstatt ihre Gedanken offen zu äußern oder provokative Vorschläge zu machen, sind viele Redner darauf bedacht, keine Fehler zu begehen. Diese Vorsicht kann als eine Form von "gutem Urteil" betrachtet werden, das die Glaubwürdigkeit stärken soll. Crowley und Hawhee erwähnen in diesem Zusammenhang, dass in der Antike Charakter als etwas angesehen wurde, das durch die moralischen Praktiken, an denen man regelmäßig teilnahm, entwickelt wurde. In der heutigen Zeit wird Charakter jedoch oft als etwas verstanden, das sich durch unsere Erfahrungen offenbart.

Ein einfaches Beispiel verdeutlicht diese Entwicklung. Wenn es um körperliche Fitness geht, würden die meisten Menschen einem ehemaligen Spieler der Chicago Bears im Superbowl von 1985 wahrscheinlich mehr Glaubwürdigkeit zuschreiben als einem Nachbarn, der seit 1985 jeden Tag fünfmal ins Fitnessstudio geht. Der frühere Spieler hat eine beeindruckende, aber einmalige Leistung in der Vergangenheit erbracht, während der Nachbar eine konstante Praxis der körperlichen Ertüchtigung vorweist. Hier wird der Charakter, die Glaubwürdigkeit und die Kompetenz durch eine regelmäßige und langjährige Praxis sichtbar und bewertet.

Die Art und Weise, wie Führungspersönlichkeiten mit Krisen umgehen, hat einen enormen Einfluss auf ihre Glaubwürdigkeit. Ein prominentes Beispiel hierfür ist die Anhörung von Akio Toyoda, dem Präsidenten von Toyota, vor dem US-Kongress im Jahr 2010. Im Zuge der Sicherheitsbedenken bezüglich Toyota-Autos, die aufgrund von Problemen mit Beschleunigung und Bremsen auftraten, wurde Toyoda in einer Krisensituation dazu aufgerufen, sich öffentlich zu äußern. Die Art und Weise, wie er seine Verantwortung übernahm, zeigte eine grundlegende Haltung, die in der heutigen Zeit von großer Bedeutung ist: Verantwortung und Transparenz in Krisen. Toyoda drückte zu Beginn seiner Rede seine Liebe zu Autos und zu Toyota aus und übernahm unmittelbar die Verantwortung für die sicherheitsrelevanten Mängel. Dies führte nicht nur zu einer Stärkung seines persönlichen Charakters, sondern auch zu einer Vertrauensbildung gegenüber dem Unternehmen.

Toyoda stellte auch klar, dass die Philosophie von Toyota in Bezug auf Qualität stets die Sicherheit an erste Stelle setzte. In seiner Rede betonte er, dass das Unternehmen zu seinen Fehlern stehe und kontinuierlich Verbesserungen anstrebe, um das Vertrauen der Kunden zurückzugewinnen. Er gab zu, dass das rasante Wachstum des Unternehmens dazu geführt hatte, dass die Sicherheitsstandards und die Qualitätssicherung nicht in dem Maße mitwuchsen wie das Unternehmen selbst. Dies verdeutlichte die Notwendigkeit einer ständigen Selbstreflexion und die Bereitschaft zur Veränderung. Toyoda selbst gab an, dass er persönlich dafür verantwortlich sei und setzte sich dafür ein, dass in Zukunft eine engere Verbindung zwischen den Managemententscheidungen und den Kundenbedürfnissen hergestellt werde. Zudem kündigte er an, dass neue Maßnahmen zur Verbesserung der Qualität und zur Verhinderung weiterer Fehler eingeführt werden würden.

Für Führungspersönlichkeiten ist es heute mehr denn je notwendig, nicht nur die öffentliche Wahrnehmung im Blick zu haben, sondern vor allem authentisch und glaubwürdig zu agieren. Nur durch eine kontinuierliche Reflexion der eigenen Haltung und durch eine ehrliche Kommunikation kann Vertrauen aufgebaut werden. Dies erfordert Mut, besonders in Zeiten, in denen die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit so schnell und global verbreitet wird. In einem Umfeld, in dem Fehltritte oft nicht nur Konsequenzen für den Einzelnen, sondern auch für die gesamte Organisation haben können, wird es entscheidend, wie Führungspersönlichkeiten ihre Verantwortung wahrnehmen.

Darüber hinaus ist es wichtig zu verstehen, dass die Glaubwürdigkeit nicht nur durch öffentliche Reden, sondern auch durch das tägliche Handeln und die konsequente Umsetzung von Werten und Prinzipien aufgebaut wird. Das Vertrauen der Menschen gewinnt man nicht nur durch eine schöne Rede, sondern durch die ständige Übereinstimmung von Worten und Taten. Nur so kann eine nachhaltige Glaubwürdigkeit aufgebaut werden, die über den Moment hinaus besteht und langfristig Wirkung zeigt.

Wie beeinflusst der rhetorische Stil die Wirkung von Reden?

Der rhetorische Stil ist ein zentrales Element jeder öffentlichen Rede, da er maßgeblich die Wirkung auf das Publikum bestimmt. Dabei sind die verschiedenen Stilarten, die Redner nutzen, um ihre Botschaft zu vermitteln, entscheidend. Zu den bekanntesten dieser Stilarten gehören der einfache, der mittlere und der hohe Stil, die von klassischen Rednern wie Cicero und modernen Sprechern verwendet wurden. Um die Wirkung einer Rede zu verstehen, ist es wichtig, die Merkmale der unterschiedlichen Stile zu erkennen und zu analysieren, wie diese in verschiedenen Kontexten eingesetzt werden.

In einem exemplarischen Beispiel lässt sich der einfache Stil gut an einer Passage von Daniel Webster erkennen, die sich mit einem Mordfall beschäftigt. In dieser Rede verwendet Webster eine klare, präzise Sprache, um die Tat als vorsätzlich und mit Planung durchgeführt darzustellen. Der einfache Stil zeichnet sich durch eine nüchterne und faktengestützte Darstellung aus, ohne dass starke emotionale Appelle oder kunstvolle sprachliche Mittel zum Einsatz kommen. Webster beschreibt die Ereignisse mit einer unaufgeregten Klarheit, die es dem Zuhörer ermöglicht, die Fakten selbst zu erfassen und zu beurteilen. Die Stärke des einfachen Stils liegt in seiner Fähigkeit, den Zuhörer durch klare Argumentation und strukturierten Aufbau zu überzeugen.

Im Gegensatz dazu lässt sich der mittlere Stil anhand einer weiteren Passage Websters erkennen, die sich mit denselben Ereignissen befasst, jedoch eine stärkere emotionale Wirkung auf das Publikum ausübt. Hier wird der Mord in detaillierten, fast dramatischen Bildern geschildert, wobei die inneren Zustände der Beteiligten – der Schlaf des Opfers und die Ruhe des Mörders – hervorgehoben werden. Dieser Stil ist gekennzeichnet durch eine Mischung aus nüchternem Bericht und emotionaler Ansprache, was den Zuhörer nicht nur kognitiv, sondern auch emotional anspricht. Der mittlere Stil ist oft dann besonders wirkungsvoll, wenn es darum geht, das Publikum zu bewegen und Empathie zu erzeugen.

Webster jedoch beherrschte nicht nur den einfachen und mittleren Stil, sondern auch den hohen Stil, der insbesondere bei besonderen Anlässen oder in monumentalen Reden zum Einsatz kommt. In seiner berühmten Rede zum Bunker Hill Monument von 1825, beispielsweise, hebt Webster die historischen und moralischen Dimensionen des Ereignisses hervor und nutzt eine rhetorische Kraft, die die Zuhörer zu tiefen Reflexionen anregen soll. Der hohe Stil ist meist durch eine feierliche, erhabene Sprache geprägt, die oft literarische Anklänge hat und darauf abzielt, die Bedeutung eines Ereignisses oder einer Idee in den Vordergrund zu stellen.

Neben diesen traditionellen Stilarten existieren jedoch auch moderne Formen der Rhetorik, die ebenso ihre Wirkung entfalten. Ein bemerkenswertes Beispiel für den populistischen Stil liefert Donald Trump. Trump, ein Politiker, der aus der Unterhaltungsindustrie kommt, hat einen rhetorischen Stil entwickelt, der sich stark vom klassischen politischen Diskurs unterscheidet. Der populistische Stil zeichnet sich durch eine bewusst einfache, oft grobe Sprache aus, die darauf abzielt, eine Verbindung zu „dem Volk“ herzustellen, insbesondere zu denjenigen, die sich von den Eliten ignoriert fühlen. In seinen Reden verwendet Trump oft eine humorvolle, manchmal spöttische und direkt angelegte Sprache, die seine Zuhörer anspricht und eine klare Unterscheidung zwischen den „normalen Menschen“ und den „Eliten“ schafft.

Der populistische Stil hat einen spezifischen Fokus auf die Grievance des Volkes, das Gefühl der Ungerechtigkeit und Benachteiligung gegenüber den Machtstrukturen. Trump, wie auch andere populistische Redner, versteht es, eine Erzählung zu kreieren, in der er sich selbst als Sprachrohr der einfachen Menschen präsentiert, die in ihren Anliegen von der politischen Klasse ignoriert werden. Diese Taktik, kombiniert mit humorvollen und oft überspitzten Aussagen, schafft eine Atmosphäre der Zugehörigkeit und der gemeinsamen Sache. Hierbei wird nicht nur der Inhalt der Rede wichtig, sondern auch die Art und Weise, wie er vorgetragen wird – locker, unterhaltsam und ohne viel Rücksicht auf konventionelle politische Korrektheit.

Es ist jedoch von Bedeutung, dass der populistische Stil in seiner Wirkung sowohl positiv als auch negativ aufgenommen werden kann. Die „authentische“ Art eines populistischen Redners kann sowohl eine Stärke als auch eine Schwäche darstellen. Einerseits kann sie eine unmittelbare und starke Bindung zum Publikum aufbauen, andererseits kann sie auch Entfremdung und Polarisierung erzeugen, insbesondere wenn sie zu simplifizierend oder aggressiv wirkt. Die Kunst des populistischen Redners liegt darin, die Balance zwischen direkter Ansprache und Übertreibung zu finden, um das gewünschte Zielpublikum zu erreichen, ohne es zu entfremden.

Ein weiterer wichtiger Aspekt der rhetorischen Analyse von Reden ist die bewusste Wahl der Bildsprache und die Verwendung von emotionalen Appellen. In einer Rede wie der von Huey P. Long, einem weiteren populistischen Redner, wird das Publikum durch eine fast folkoristische Sprache angesprochen, die den Eindruck erweckt, als ob der Redner direkt zu seinen Zuhörern spricht, fast wie ein Freund oder ein Bekannter, der in einfachen, aber eindrucksvollen Bildern eine komplexe politische Botschaft übermittelt. Dies ist ein Merkmal, das populistische Redner von ihren politisch traditionellen Kollegen unterscheidet – sie vermitteln ihre Botschaften oft auf eine Art und Weise, die persönlich und direkt erscheint.

Die Wahl des rhetorischen Stils ist somit entscheidend für die Wirkung einer Rede. Ob durch den sachlichen, informativen Ton des einfachen Stils, die emotionale Tiefe des mittleren Stils oder die erhabene Kraft des hohen Stils – jeder Stil hat das Potenzial, das Publikum zu beeinflussen. Besonders bei populistischen Rednern kommt die gezielte Verwendung von Volksnähe und Emotionalität zur Geltung, wobei der Erfolg dieser Rhetorik stark davon abhängt, wie authentisch der Redner in den Augen seines Publikums wirkt.