Um ein System von linearen Gleichungen zu lösen, ist die Verwendung der reduzierten Zeilen-Echelon-Form (RREF) ein bewährtes Verfahren. Dies wird häufig als Gauss-Jordan-Elimination bezeichnet. Dabei wird ein lineares Gleichungssystem durch eine Reihe elementarer Zeilenoperationen in eine vereinfachte Matrixform überführt, die die Lösung des Systems direkt ablesen lässt.
Betrachten wir zunächst ein allgemeines lineares Gleichungssystem:
Dieses System lässt sich in Matrixform als darstellen, wobei die Koeffizientenmatrix des Systems ist, der Vektor der Unbekannten und der Vektor der konstanten Terme.
Erstellen der erweiterten Matrix
Um das System zu lösen, erweitern wir die Matrix mit dem Vektor zu einer sogenannten erweiterten Matrix:
Dabei wird der Vektor an die rechte Seite der Matrix angehängt. Das Ziel ist es nun, diese erweiterte Matrix durch elementare Zeilenoperationen in die reduzierte Zeilen-Echelon-Form zu überführen. Diese Form ermöglicht es uns, die Lösungen des Systems direkt abzulesen.
Elementare Zeilenoperationen
Es gibt drei grundlegende Arten von elementaren Zeilenoperationen:
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Vertauschen von Zeilen: Diese Operation tauscht zwei Zeilen der Matrix aus.
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Multiplizieren einer Zeile mit einer Konstante: Eine Zeile wird mit einer konstanten Zahl multipliziert, die nicht null ist.
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Addieren eines Vielfachen einer Zeile zu einer anderen Zeile: Diese Operation ermöglicht es, eine Zeile durch Addition eines Vielfachen einer anderen Zeile zu verändern.
Durch Anwendung dieser Operationen können wir die Matrix so umformen, dass sie die reduzierte Zeilen-Echelon-Form erreicht.
Reduzierte Zeilen-Echelon-Form
Eine Matrix befindet sich in reduzierter Zeilen-Echelon-Form, wenn sie folgende Bedingungen erfüllt:
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Jede führende Eins in einer Zeile steht in einer neuen Spalte, die von allen vorherigen Zeilen führende Einsen enthält.
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Alle Zeilen, die nur Nullen enthalten, stehen am Ende der Matrix.
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Alle Einträge unter und über den führenden Einsen sind null.
Durch die Anwendung der Gauss-Jordan-Elimination können wir die Matrix in diese Form bringen. Sobald dies erreicht ist, können wir die Lösung des Gleichungssystems direkt ablesen. Wenn eine Zeile der erweiterten Matrix eine Gleichung wie (mit ) ergibt, ist das System inkonsistent, und es existiert keine Lösung. Falls keine solche Gleichung auftritt, ist das System konsistent, und wir können die Werte für berechnen.
Konsistenz und Lösungen des Systems
Ein System von linearen Gleichungen kann zwei mögliche Ausgänge haben:
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Konsistentes System: Das System hat mindestens eine Lösung. In diesem Fall können wir die Lösung(en) in der reduzierten Zeilen-Echelon-Form direkt ablesen.
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Inkonsistentes System: Das System hat keine Lösung. Dies tritt auf, wenn während des Umformungsprozesses eine Zeile der Form entsteht, wobei ist. In diesem Fall ist das Gleichungssystem widersprüchlich und daher unlösbar.
Beispiel: Lösen eines Systems von linearen Gleichungen
Nehmen wir an, wir haben das folgende lineare Gleichungssystem:
Dieses System kann als Matrix geschrieben werden:
Die erweiterte Matrix ist daher:
Durch Anwenden der Gauss-Jordan-Elimination erhalten wir die reduzierte Zeilen-Echelon-Form:
Die Lösung des Systems lautet also:
Inverse einer Matrix und Anwendungen
Neben der Lösung von Gleichungssystemen ist die Inverse einer Matrix ein weiteres zentrales Konzept, das oft mit der reduzierten Zeilen-Echelon-Form in Verbindung gebracht wird. Eine Matrix ist invertierbar, wenn es eine Matrix gibt, die die Eigenschaft erfüllt, wobei die Einheitsmatrix ist.
Die Inverse einer Matrix lässt sich durch das gleiche Verfahren finden, das auch zur Lösung eines Gleichungssystems verwendet wird. Wir erweitern die Matrix mit der Einheitsmatrix und führen elementare Zeilenoperationen durch, um in die Einheitsmatrix zu überführen. Die resultierende Matrix auf der rechten Seite der erweiterten Matrix ist dann die Inverse von .
Der Determinant eines Produkts von Matrizen
Ein weiteres wichtiges Ergebnis ist, dass der Determinant des Produkts zweier Matrizen gleich dem Produkt der Determinanten der einzelnen Matrizen ist. Formal ausgedrückt:
Dies gilt für quadratische Matrizen und derselben Größe. Wenn zum Beispiel eine der Matrizen nicht invertierbar ist (also ), dann ist auch das Produkt nicht invertierbar und .
Diese Eigenschaft ist besonders nützlich, wenn man mit Matrizenoperationen arbeitet und die Invertierbarkeit von Matrizen und die Berechnung ihrer Determinanten berücksichtigt.
Wie hängen charakteristisches Polynom, Minoren und die Jordan-Normalform zusammen?
Sei das charakteristische Polynom einer Matrix . Es lässt sich zeigen, dass die Koeffizienten genau die Summen der Haupt--Minoren von sind. Diese Hauptminoren entstehen durch Auswahl von Teilmatrizen, die auf denselben Zeilen- und Spaltenindizes basieren: Genauer sind dies die -Untermatrizen, die aus der Auswahl von Zeilen und denselben Spalten gebildet werden. Somit spiegelt das charakteristische Polynom nicht nur algebraische Eigenschaften von wider, sondern ist auch eng mit den Kombinatorik-Strukturen der Matrix verbunden.
Ein zentraler Schritt zum tieferen Verständnis linearer Abbildungen ist die Untersuchung der sogenannten Jordan-Normalform. Im Gegensatz zur rationalen Normalform, welche algebraisch sehr allgemein ist, bietet die Jordan-Form eine oft „simplere“ Darstellung, die eng mit den Eigenwerten und deren algebraischer Vielfachheit verbunden ist. Voraussetzung für die Existenz einer Jordan-Form ist, dass das charakteristische Polynom vollständig in lineare Faktoren über dem zugrundeliegenden Körper zerfällt. Dies wird durch den Begriff des algebraisch abgeschlossenen Körpers präzisiert: Ein Körper ist algebraisch abgeschlossen, wenn jedes Polynom über in lineare Faktoren zerfällt. Die komplexen Zahlen erfüllen diese Eigenschaft, die reellen Zahlen dagegen nicht.
Die Äquivalenz folgender Aussagen für einen linearen Endomorphismus auf einem endlichdimensionalen -Vektorraum ist grundlegend: Das charakteristische Polynom von zerfällt in lineare Faktoren über , genau dann wenn auch das Minimalpolynom sowie alle invarianten Faktoren in lineare Faktoren zerfallen, und alle elementaren Teiler von die Form für und haben.
Der Begriff des Eigenwerts wird durch Eigenvektoren charakterisiert, für die gilt. Die Menge aller Eigenvektoren zu einem Eigenwert bildet den sogenannten Eigenraum , der ein Untervektorraum von ist.
Ein wesentlicher Baustein der Jordan-Form sind sogenannte Jordan-Blöcke. In der Spezialfallbetrachtung eines zyklischen -Moduls mit Minimalpolynom erhält man eine Basis, deren Darstellungsmatrix von die Form eines Jordan-Blocks annimmt: Ein Block mit auf der Hauptdiagonalen, Einsen auf der Nebendiagonalen und Nullen sonst. Diese Form veranschaulicht die verallgemeinerte Eigenstruktur, bei der neben Eigenvektoren auch verallgemeinerte Eigenvektoren eine Rolle spielen.
Die allgemeine Jordan-Normalform entsteht durch Zerlegung des Vektorraums in direkte Summen zyklischer -Untermoduln, zu denen jeweils ein Jordan-Block gehört. Die Jordan-Normalform ist dann eine Blockdiagonalmatrix aus Jordan-Blöcken, wobei die Vielfachheit und Größen der Blöcke durch die elementaren Teiler und damit durch das Minimal- und charakteristische Polynom bestimmt sind.
Für Körper, die algebraisch abgeschlossen sind, existiert für jede Matrix über diesem Körper eine Jordan-Form. Das bedeutet: Über kann man jede lineare Abbildung durch eine Basiswahl so darstellen, dass die Matrix eine möglichst einfache, strukturierte Blockform besitzt. Im Gegensatz dazu ist über dies nicht immer möglich, da Polynomzerlegungen nicht notwendigerweise linear sind (Beispiel: ist irreduzibel über ).
Die Jordan-Form ist für viele Anwendungen in der linearen Algebra, Differentialgleichungen und theoretischen Physik von zentraler Bedeutung, weil sie eine systematische Beschreibung der verallgemeinerten Eigenstruktur erlaubt. Die Suche nach der Jordan-Form und der zugehörigen Basis erfolgt über die Bestimmung der elementaren Teiler, des Minimalpolynoms und der Eigenräume.
Die Beispiele zu Jordan-Formen verdeutlichen auch, dass sich durch Veränderung des zugrundeliegenden Körpers die Darstellbarkeit einer Matrix erheblich ändert. Über besitzt jede Matrix eine Jordan-Form, während über manche Matrizen nur rationale Normalformen besitzen, aber keine Jordan-Form.
Wichtig ist zu verstehen, dass die Koeffizienten des charakteristischen Polynoms (die Summen der Hauptminoren) tief in der Struktur der Matrix verwurzelt sind und dass der Zerfall dieses Polynoms über dem Körper die Existenz der Jordan-Form bedingt. Somit verbindet die Theorie der Minoren, Polynomzerlegung und der Jordan-Form fundamentale algebraische Eigenschaften linearer Abbildungen. Dies impliziert auch, dass die Wahl des Grundkörpers eine entscheidende Rolle für die Darstellbarkeit und Struktur von Matrizen spielt.

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