Nach dem Wahlsieg von Figueres 1994 zogen mehrere Mitglieder des Harvard "Think Tanks" nach Costa Rica, um die dort gewonnenen Erkenntnisse über den Klimawandel in die Praxis umzusetzen. Die gemeinsame akademische Erfahrung in Harvard half diesen Pionieren dabei, ihre Visionen in konkrete politische Maßnahmen zu übersetzen. Robert beschrieb die frühen 1990er Jahre als eine Zeit, in der der Klimawandel auf zwei Wegen verfolgt wurde: zum einen auf der „akademischen“ und zum anderen auf der „politischen“ Ebene. Der Klimawandel war damals eher ein theoretisches Konzept, das aufgrund seiner Komplexität und der vielen Verhandlungen noch weit von praktischen Lösungen entfernt war. Die politische Ebene jedoch blieb weitgehend unentwickelt – und hier begann Costa Rica eine Vorreiterrolle zu übernehmen. Wie Robert betonte, war es insbesondere Costa Rica, das es wagte, den Klimawandel mit praktischen Lösungen und realen politischen Maßnahmen zu verknüpfen.
Zu dieser Zeit, als die Weltgemeinschaft sich auf die UNFCCC und die ersten COPs vorbereitete, gab es weltweit keine nennenswerten politischen Initiativen, die den Klimawandel auf der Ebene der nationalen und internationalen Politik vorantrieben. Costa Rica hingegen verstand es, den Klimawandel direkt mit vor Ort bestehenden Problemen zu verknüpfen und finanzielle Mechanismen zu entwickeln, die es dem Land ermöglichten, international eine Vorreiterrolle zu übernehmen. Costa Rica agierte als „Politikunternehmer“ und war somit ein „First Mover“ in Sachen Klimapolitik. Diese Pionierarbeit war besonders bemerkenswert, da zu diesem Zeitpunkt fast keine anderen Nationen ähnliche Ansätze verfolgten. Der Klimawandel blieb vor allem im Bereich der Diplomaten, nicht der politischen Architekten. Doch Costa Rica setzte sich nicht nur im internationalen Kontext, sondern auch im regionalen Rahmen für den Klimaschutz ein.
Ein weiterer wichtiger Meilenstein in der Figur von Costa Rica als globaler Vorreiter war die Schaffung der „ALIDES“-Initiative – der Allianz für nachhaltige Entwicklung in Zentralamerika. Diese Initiative, die im Oktober 1994 von den Präsidenten der Länder Costa Rica, El Salvador, Guatemala, Honduras, Nicaragua und Panama sowie dem Premierminister von Belize ins Leben gerufen wurde, hatte das Ziel, den regionalen Übergang zu einer nachhaltigeren Entwicklung zu fördern. Costa Rica war zu diesem Zeitpunkt Gastgeber des Earth Council, einer zivilgesellschaftlichen Organisation, die mit der Umsetzung der Ziele des Erdgipfels von 1992 betraut war. Die Gründung von ALIDES trug entscheidend zur Förderung regionaler Zusammenarbeit und zur Entwicklung von Nachhaltigkeitsstrategien bei.
Durch diesen regionalen Integrationsprozess versuchte Costa Rica, sich als Vorbild für andere Regionen zu etablieren. In der ALIDES-Dokumentation wurde besonders betont, wie jedes Land seine eigenen Pläne für eine nachhaltige Entwicklung entwickelte. Costa Rica konnte hier aufgrund seiner bereits bestehenden Vorteile als besonders „exzeptionell“ wahrgenommen werden. Obwohl die Dokumentation nicht explizit detaillierte Pläne der einzelnen Länder enthielt, spiegelte der Ansatz das Selbstverständnis Costa Ricas wider: Man sah sich als Leader im Bereich der nachhaltigen Entwicklung und Klimaschutz.
In dieser Zeit wurde auch die Bedeutung internationaler Finanzmechanismen deutlich. Das UNFCCC, das auf dem Erdgipfel von 1992 unterzeichnet wurde, ermöglichte mit dem Mechanismus „Activities Implemented Jointly“ (AIJ) eine neue Form der Zusammenarbeit zwischen Industrieländern und Entwicklungsländern. Costa Rica war einer der ersten Staaten, der diesen Mechanismus aktiv unterstützte. Im März 1994, nur wenige Wochen nach Figueres’ Wahlsieg, reiste Tobias, ein ehemaliger Minister für Umwelt, bereits nach Washington, um mit dem US-Energieministerium über diese Initiative zu sprechen. Wenige Monate später, im September 1994, wurde ein bilaterales Abkommen zwischen Costa Rica und den USA unterzeichnet, um durch private-öffentliche Partnerschaften Projekte zur Reduzierung von Kohlenstoffemissionen zu fördern.
Dieses Abkommen war in der Tat mehr symbolisch als praktisch, da viele westliche Länder, insbesondere die USA, ihre Verpflichtungen nicht einhielten. Dennoch unterstrich die Tatsache, dass Costa Rica diese Partnerschaften suchte, seine diplomatische und strategische Cleverness. Costa Rica zeigte, dass auch kleinere Länder mit begrenzten Ressourcen aktiv in der internationalen Klimapolitik mitwirken können. Diese Schritte verdeutlichten die bemerkenswerte „Handlungsfähigkeit“ des Landes. Costa Rica hatte seine Position als umweltbewusster und politisch aktiver Akteur auf der globalen Bühne gefestigt, weit über seine geografischen und wirtschaftlichen Grenzen hinaus.
Die Verbindung zwischen Costa Rica und internationalen Institutionen, insbesondere den USA, war ein Schlüsselfaktor für den Erfolg der Klimaschutzinitiativen des Landes in den 1990er Jahren. Es ging weniger um die direkte Bereitstellung von Ressourcen, sondern vielmehr um den Aufbau von Beziehungen, die es Costa Rica ermöglichten, seine Agenda in den internationalen Diskussionen voranzutreiben. Costa Rica demonstrierte so, dass es nicht nur ein Empfänger von Klimaressourcen war, sondern aktiv an der Gestaltung von Klimapolitik und der globalen Klimadiplomatie teilnahm.
Der Erfolg Costa Ricas in dieser Zeit zeigt, dass kleinere Länder durch proaktive und gut durchdachte Strategien eine bedeutende Rolle in globalen Klimadiskussionen spielen können. Dabei ist es nicht nur entscheidend, die richtigen politischen und diplomatischen Verbindungen zu knüpfen, sondern auch, mit konkreten, praktikablen Lösungen und Initiativen voranzugehen, die die internationale Gemeinschaft ansprechen. So konnte Costa Rica seinen Status als globaler Vorreiter im Bereich der Klimapolitik und nachhaltigen Entwicklung nicht nur behaupten, sondern weiter ausbauen.
Warum scheitern grüne Eliten trotz ambitionierter Klimaziele?
Die politische Ökologie Costa Ricas in den Jahren 2010 bis 2018 offenbart eine zentrale Schwäche der sogenannten „grünen Elite“: ihre institutionelle Fragilität und personelle Enge. Die Abhängigkeit von wenigen, hochqualifizierten Einzelpersonen führte dazu, dass klimapolitische Kontinuität und Fortschritt immer wieder an Personalwechseln zerbrachen. Ein Beispiel ist das Jahr 2010 – mit dem Abgang erfahrener Berater wie Humberto sowie der internationalen Berufung von Christiana Figueres verlor die Regierung nicht nur „Humankapital“, sondern auch kollektives Gedächtnis und strategische Kohärenz im Bereich Klimapolitik.
Diese Engführung auf eine kleine, nicht vernetzte Gruppe zeigt sich exemplarisch während der Präsidentschaften von Óscar Arias und Laura Chinchilla. Beide Regierungen wurden von Interviewpartnern rückblickend als klimapolitisch passiv beschrieben – Arias „tat nichts“, Chinchilla „weniger als nichts“. Frühere Minister wie Ignacio und Paulo sprachen davon, dass Umweltfragen faktisch „ins Regal gestellt“ wurden. Zwar wurden unter Arias gewisse Szenarien diskutiert, unter Chinchilla aber nicht einmal das.
Ein zweiter Aspekt, der die Stagnation erklärt, liegt in der inhaltlichen Ausweitung der Umweltagenda. Paulo, ein langjähriger Akteur der Umweltpolitik, konstatierte, dass sich die Definition dessen, was als „Umweltproblem“ galt, erheblich erweitert hatte. Während in den 1990er Jahren vor allem terrestrische Themen (Wälder, Landnutzung) dominierten, standen in der Ära Chinchilla zunehmend marine und urbane Fragestellungen im Vordergrund. Diese inhaltliche Breite führte nicht zu einer ganzheitlicheren Politik, sondern zu politischer Fragmentierung und Überforderung der staatlichen Strukturen.
Gleichzeitig verschärfte sich die soziale Fragmentierung im Land. Die wachsende Ungleichheit zwischen urbanen und ländlichen Regionen erschwerte nicht nur die politische Vermittlung, sondern erzeugte Zielkonflikte in der Priorisierung klimapolitischer Maßnahmen. Während städtische Eliten zunehmend globalisierte Werte übernahmen, fühlten sich ländliche Bevölkerungen abgekoppelt – sowohl vom Diskurs als auch von den konkreten Maßnahmen. Die Umweltpolitik verlor dadurch an demokratischer Legitimität.
Ein weiterer Wendepunkt war die Präsidentschaft von Luis Guillermo Solís (2014–2018). Obwohl sein Wahlsieg eine historische Zäsur markierte – als erster Präsident außerhalb der dominierenden Parteien PLN und PUSC –, zeigte sich auch hier ein Mangel an klimapolitischem Engagement auf höchster Ebene. Solís selbst nahm nicht an internationalen Klimakonferenzen teil und delegierte klimapolitische Aufgaben an seinen Umweltminister Edgar Gutiérrez-Espeleta. Dieser wurde von Zeitzeugen zwar als datengestützter und analytischer beschrieben, doch fehlte es seiner Amtszeit an politischer Symbolik und breiter öffentlicher Unterstützung.
Die globale Entwicklung, insbesondere das neue freiwillige Rahmenwerk für Emissionsminderungszusagen (INDCs), brachte neue Impulse. Costa Rica beteiligte sich an der Formulierung eines nationalen Beitragsplans, in dem Transparenz und Ambitionssteigerung zentrale Ziele waren. Diese Entwicklungen knüpften jedoch eher an frühere Initiativen wie das Programm „Peace with Nature“ oder die angestrebte Kohlenstoffneutralität an, als dass sie Ausdruck eines kohärenten neuen Politikzyklus waren.
Die grundlegende Problematik bleibt: Ohne institutionellen Ausbau, breitere personelle Aufstellung und gesellschaftliche Verankerung ist die grüne Elite in Costa Rica nicht in der Lage, eine nachhaltige klimapolitische Agenda durchzusetzen. Die zyklische Rückkehr einzelner Akteure in nationale und internationale Ämter ersetzt keine robuste Struktur. So bleibt Klimapolitik oft Symbolpolitik – abhängig von Einzelpersonen, punktuellen Projekten und internationalen Impulsen, ohne langfristige Integrationskraft.
Wichtig bleibt daher nicht nur der politische Wille oder technokratische Kompetenz, sondern der systematische Aufbau von Netzwerken, institutionellen Lernprozessen und multiplen Verankerungen auf allen gesellschaftlichen Ebenen. Klimapolitik ist kein Expertenprojekt, sondern ein politischer Aushandlungsprozess, der ohne soziale Breite und institutionelle Tiefe immer wieder ins Leere laufen wird.
Wie beeinflusste Christiana Figueres’ Herkunft und Führung die globale Klimapolitik?
Christiana Figueres’ Rolle als Exekutivsekretärin der UNFCCC wird nicht nur durch ihre persönlichen Qualitäten als Führungsfigur geprägt, sondern auch durch die symbolische und praktische Bedeutung ihrer Herkunft aus Costa Rica. Dieses Land, das sein Militär abgeschafft und früh das Frauenwahlrecht eingeführt hat, steht international als Modell für Fortschrittlichkeit und soziale Gerechtigkeit. Figueres verkörperte somit nicht nur eine individuelle Führungspersönlichkeit, sondern auch eine politische Kultur, die auf Nachhaltigkeit, Inklusion und langfristiges Denken ausgerichtet ist. Ihre Position an der Spitze der Klimaverhandlungen war demnach ein deutliches Signal, dass auch kleine, progressiv denkende Staaten globales Gewicht besitzen können und müssen.
Während ihrer Amtszeit war Figueres stärker auf die globale Klimapolitik fokussiert als auf nationale Initiativen. Obwohl Costa Rica zu dieser Zeit eine Vorreiterrolle beim Thema Klimaneutralität anstrebte, blieb sie selbst eher kritisch und hinterfragend gegenüber der praktischen Umsetzbarkeit dieses Ziels. Diese Haltung resultierte in einer gewissen Distanz zu den nationalen Klimaaktivitäten, obwohl international ihre Verbindung zu Costa Rica als Zeichen für Entschlossenheit und Vorbildfunktion wahrgenommen wurde. Ihr kontinuierliches Engagement auf allen Klimakonferenzen unterstreicht ihren persönlichen Fokus auf das multilaterale Klima-Management.
Dennoch blieb die Brücke zwischen der internationalen Ebene und der nationalen Umsetzung in Costa Rica nicht so eng, wie es ihr hoher Rang im UN-Klimasekretariat hätte ermöglichen können. Einige Beobachter, die ihre Arbeit kritisch bewerteten, sahen darin eine verpasste Chance für Costa Rica, da der Informationsfluss und die Kooperation zwischen der UNFCCC-Spitze und den heimischen Planungsbehörden unzureichend waren. Dies verweist auf eine grundsätzliche Herausforderung kleiner, grüner Eliten: Trotz ihres Einflusses ist ihre Zahl begrenzt, was zu einem Verlust an „humankapital“ führen kann, wenn Schlüsselpersonen in internationale Positionen wechseln und domestische Netzwerke zurückbleiben.
Die Präsenz von Christiana Figueres auf der globalen Bühne half jedoch, zentrale Themen wie Klimaneutralität und Aufforstung stärker zu verankern. Insbesondere ihre Zusammenarbeit mit der damaligen Präsidentin Chinchilla trug dazu bei, Wälder als entscheidendes Element in die Verhandlungen einzubringen. Ihre Arbeit war weniger auf unmittelbare nationale Fortschritte ausgerichtet, sondern vielmehr darauf, die globalen Verhandlungsprozesse zu stabilisieren und voranzutreiben.
Costa Rica steht heute exemplarisch für Länder, die versuchen, ihre Klimapolitik mit den internationalen Zielen der Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 bis 2 Grad Celsius in Einklang zu bringen. Dabei kommt der politische Wille der nationalen Führung – wie Präsident Alvarado und Umweltminister Gutiérrez-Espeleta – eine entscheidende Rolle zu. Ihre Visionen und das Fehlen von Lobbyinteressen ermöglichten es, die Klimapolitik als zentrale Aufgabe der Regierung zu etablieren und voranzutreiben. Die Seriosität und politische Unterstützung, die dem Dekarbonisierungsplan zuteilwurden, machten ihn zu einem Vorbild, das auch international große Aufmerksamkeit und Respekt erntete.
Gleichzeitig ist zu beachten, dass diese Erfolge vor einem gesellschaftlichen Hintergrund stattfinden, der von wachsender Ungleichheit und Unzufriedenheit geprägt ist. Die relative Exklusivität der „grünen Elite“ und der Mittelklasse führt dazu, dass immer mehr Menschen sich ausgeschlossen fühlen, was soziale Spannungen erzeugt. Diese Dynamik stellt die Nachhaltigkeit der erreichten politischen Fortschritte infrage und zeigt, dass Umweltpolitik untrennbar mit sozialer Gerechtigkeit verbunden bleiben muss.
Es ist wichtig, neben der Würdigung von Führungsfiguren wie Christiana Figueres auch das komplexe Zusammenspiel von politischen Symbolen, institutionellen Strukturen und gesellschaftlichen Realitäten zu verstehen. Die internationale Klimapolitik lebt von Persönlichkeiten, aber ihre Wirksamkeit hängt davon ab, wie gut diese Führungskräfte nationale und globale Interessen verknüpfen können. Ebenso entscheidend ist die Einbindung breiter gesellschaftlicher Schichten, um langfristig tragfähige Lösungen gegen den Klimawandel zu etablieren.
Wie beeinflusst soziale Ungleichheit die Klimapolitik in Costa Rica?
In Costa Rica hat sich eine deutliche Kluft zwischen sozialer Gerechtigkeit und Klimaschutz entwickelt. Während der Umweltschutz und die Klimaanpassung ursprünglich als eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe verstanden wurden, stellen steigende soziale Ungleichheiten zunehmend ein Hindernis für die Umsetzung effektiver Maßnahmen dar. Diese Ungleichheit hat das Fundament der politischen Stabilität des Landes gefährdet und zeigt, wie fragil die in den letzten Jahrzehnten errichteten sozialen Strukturen sind.
Die wachsende Ungleichheit führt dazu, dass die politische Elite des Landes weniger motiviert ist, in das Gemeinwohl zu investieren. In einem Klima, in dem die Kluft zwischen den Wohlhabenden und den weniger privilegierten Teilen der Gesellschaft immer größer wird, wird der politische Wille für eine gerechte Verteilung von Ressourcen zunehmend untergraben. Anstatt gesellschaftlich zu investieren, hat sich ein Trend der Selbstgenügsamkeit entwickelt, bei dem sich jeder Einzelne auf sich selbst gestellt sieht. Dies führt zu einer Zunahme von Korruption und einem Verlust des Vertrauens in die institutionelle Integrität.
Ein besonders signifikantes Beispiel für die Auswirkungen von Ungleichheit auf die nationale Entwicklung ist der Tourismussektor, der in den letzten Jahrzehnten zu einer treibenden Kraft der wirtschaftlichen Ungleichverteilung geworden ist. Während Costa Rica früher für seine nachhaltige und auf kleinen Tourismus fokussierte Strategie bekannt war, hat sich das Land zunehmend zu einem Ziel für Massentourismus entwickelt. Die traditionellen, kleinbäuerlichen Wirtschaftsstrukturen, die den Kaffeeanbau und andere landwirtschaftliche Produkte betrafen, hatten eine relativ umverteilende Wirkung auf die Gesellschaft. Doch mit dem Übergang zu einer dienstleistungsbasierten Wirtschaft sind diese umverteilenden Effekte verloren gegangen. Stattdessen hat sich eine Konzentration von Wohlstand entwickelt, die vor allem großen, multinationalen Hotelketten zugutekommt.
Ein konkretes Beispiel ist die Region Guanacaste, wo touristische Großprojekte überwiegend von multinationalen Unternehmen dominiert werden. Diese Unternehmen profitieren von Steuervergünstigungen und Ausnahmen, die den staatlichen Einnahmen schaden und somit die Finanzierung öffentlicher Sozialprogramme erschweren. Dies führt zu einer zunehmenden sozialen Ungleichheit, bei der die meisten Costa Ricaner keinen Zugang zu den Wohlstandspotenzialen des Tourismus haben. Während der große Teil der Bevölkerung keinen Zugang zu den touristischen Gebieten hat, sind diese nunmehr von reichen, globalen Konsumenten abhängig, was die Exklusion weiter verstärkt.
Mit dem zunehmenden Druck des neoliberalen Marktes, der Investitionen aus dem Ausland anzieht, hat sich der Tourismussektor verändert. Der ursprüngliche Plan des Ökotourismus, der kleineren, naturbasierten Unternehmen zugutekommen sollte, ist weitgehend gescheitert. Stattdessen dominieren nun Großunternehmen und Massentourismus, die die lokale Bevölkerung ausschließen und die Verteilung des Wohlstands nicht fördern. Diese Veränderungen führen zu einem paradoxen Ergebnis: Ein ursprünglich als nachhaltig geplantes Wirtschaftsziel hat sich in ein System verwandelt, das mehr Ungleichheit und Umweltzerstörung zur Folge hat.
In diesem Zusammenhang wird das Potenzial einer sozial inklusiveren und dezentraleren Tourismusentwicklung zunehmend klarer. Es gibt Stimmen, die den Fokus auf lokale Eigentümerschaft von touristischen Zielen legen, um den Nutzen für die lokale Wirtschaft zu steigern und die Verteilung von Wohlstand gerechter zu gestalten. Ein solcher Ansatz könnte dazu beitragen, den ursprünglichen Zweck des Ökotourismus zu erfüllen – die nachhaltige Entwicklung des Landes.
Ein weiterer wichtiger Punkt in der Diskussion um soziale Gerechtigkeit und Klimapolitik ist die Notwendigkeit einer breiteren und gerechteren Beteiligung aller Gesellschaftsschichten. Eine echte Transformation in Costa Rica kann nur dann stattfinden, wenn nicht nur die traditionellen Eliten in den Entscheidungsprozess einbezogen werden, sondern auch die marginalisierten Gruppen, wie indigene Völker und ländliche Gemeinden. Diese müssen in den politischen Diskurs eingebunden werden, wenn die gesellschaftliche Kohäsion und die politische Stabilität aufrechterhalten werden sollen. Ein Beispiel für diese Richtung ist der nationale Plan zur Dekarbonisierung von 2018, der erstmals einen expliziten Fokus auf Inklusion und Menschenrechte legte. Der Plan betonte, dass indigene Gruppen eine Schlüsselrolle im Klimawandelmanagement spielen können.
Doch der Erfolg dieses Plans hängt maßgeblich von der politischen Unterstützung ab. Während Costa Ricas Regierung unter Präsident Carlos Alvarado noch Unterstützung für das Escazú-Abkommen zeigte, das darauf abzielt, den Zugang zu Umweltinformationen und -justiz zu fördern, gibt es unter der gegenwärtigen Regierung Bedenken hinsichtlich der Umsetzung solcher Vereinbarungen. Ohne eine klare politische Agenda, die sich für soziale Gerechtigkeit und den Schutz öffentlicher Güter einsetzt, bleibt die Zukunft des Landes sowohl politisch als auch ökologisch fraglich.
Auf internationaler Ebene ist es von entscheidender Bedeutung, dass die globalen Gemeinschaften Costa Rica bei der Umsetzung einer gerechten Klimapolitik unterstützen. Länder, die auf mehr soziale Gleichheit und gute Regierungsführung setzen, haben eine größere Bereitschaft, Klimaziele zu setzen und umzusetzen. Costa Rica steht an einem Scheideweg, und der Ausgang hängt davon ab, wie erfolgreich es sein wird, eine gerechtere Gesellschaft zu schaffen, die in der Lage ist, die Klimaziele zu erreichen und gleichzeitig den sozialen Zusammenhalt zu wahren. Nur so kann das Land ein Modell für nachhaltige Entwicklung und soziale Gerechtigkeit im Kontext des Klimawandels werden.
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