Die Entwicklung und das Verständnis von Thermalschutzsystemen (TPS) sind zentrale Aspekte bei der Konstruktion hypersonischer Flugzeuge und Raumfahrzeuge. Insbesondere die Kühlung der Strukturelemente und Oberflächen, die extremen Temperaturen und hohen Wärmeflüssen ausgesetzt sind, stellt eine der größten Herausforderungen in der Luftfahrttechnik dar. Die thermische Belastung eines Fahrzeugs, das mit Geschwindigkeiten von Mach 5 und höher fliegt, kann mit herkömmlichen Materialien und Kühlungssystemen nicht mehr effektiv bewältigt werden. Daher müssen fortschrittliche Technologien zur Wärmeableitung entwickelt werden, um die Strukturintegrität zu gewährleisten und eine sichere Funktion über längere Zeiträume zu ermöglichen.

Die Wärmeschutztechnik von hypersonischen Fahrzeugen basiert auf der effektiven Ableitung von Wärme, die bei extremen Geschwindigkeiten und in dünneren Atmosphären entsteht. Die Kühlanforderungen steigen in etwa mit der Potenz 1,8 der Mach-Zahl, was bedeutet, dass bei höheren Geschwindigkeiten und flugtechnischen Anforderungen eine zunehmend leistungsfähigere Kühlung erforderlich ist. Zu den grundlegenden Konzepten gehört dabei nicht nur die Fähigkeit, Wärme durch passive oder aktive Systeme zu übertragen, sondern auch, diese Wärme in eine nützliche Energie umzuwandeln, die mit der jeweiligen Mission kompatibel ist.

Es gibt verschiedene Mechanismen, um mit den extremen thermischen Belastungen umzugehen. Ein solcher Mechanismus ist die regenerative Kühlung, bei der kaltes Treibstoffmaterial durch Kanäle oder Jacken zirkuliert, die an heißen Strukturbereichen anliegen und dabei Wärme abtransportieren. Diese Methode wurde insbesondere in experimentellen Flugzeugen wie dem X-51 Mach 5 verwendet. Die Herausforderung bei der regenerativen Kühlung liegt in ihrer Komplexität: Das Kühlmittel muss nach dem Wärmeentzug erneut für die Triebwerksverbrennung oder andere Funktionssysteme genutzt werden. Während regenerative Kühlungssysteme technisch anspruchsvoll sind, bieten sie eine sehr hohe Effizienz und ermöglichen es, die Temperaturen unter Kontrolle zu halten, ohne auf externe Wärmeableitungen angewiesen zu sein.

Ein weiteres Konzept ist die Filmkühlung, bei der ein flüssiger Kühlstoff über die heißen Oberflächen des Fahrzeugs verteilt wird, um die Temperatur zu senken. Diese Technik wird besonders in Brennkammern von Triebwerken verwendet. Der Vorteil der Filmkühlung liegt darin, dass sie die Struktur der Flugzeuge nicht nur schützt, sondern auch zusätzliche Energie erzeugen kann, da die Kühlmittel durch Verdampfen zusätzliche Schubkraft liefern können.

Mit zunehmenden Anforderungen an die Flugzeit und die Reisegeschwindigkeit eines hypersonischen Fahrzeugs wird jedoch die passive Kühlung allein nicht mehr ausreichen. Um strukturelle Schäden zu verhindern, ist eine aktive Kühlung erforderlich, um die Temperaturen in den Fahrzeugen, auch während längerer Flüge, zu kontrollieren. Besonders bei Flugzeugen, die für strategische Missionen wie Hyperschall-Kreuzer entwickelt werden, die über längere Strecken fliegen müssen, kann die Temperaturkontrolle nicht länger allein durch Strahlung erfolgen. Bei Wärmeflüssen von etwa 10 bis 20 MW/m² wird die Oberflächentemperatur so hoch, dass herkömmliche Materialien, selbst mit einer Emissivität von 1, nicht mehr ausreichen. In diesen Fällen kommen fortschrittliche Techniken wie transpirationale Kühlung, bei der ein Flüssigkeitsfilm durch poröse Wände strömt, oder ablative Materialien zur Anwendung.

Ablative Thermalschutzsysteme sind oft die bevorzugte Lösung für einmalige, nicht wiederverwendbare Fahrzeuge wie Raketen. Bei diesen Systemen wird die thermische Energie durch das Verdampfen und Abtragen des äußeren Materials absorbiert. Der Nachteil dieser Methode besteht darin, dass sie mit einer Veränderung der Aerodynamik während des Flugs und erheblichen thermischen sowie mechanischen Spannungen verbunden ist. Dennoch sind ablative Systeme in vielen Fällen kostengünstiger und ausreichend, insbesondere für Projekte, die auf Einweg-Nutzung ausgelegt sind.

Neben der Wahl des richtigen Kühlungssystems müssen auch die Materialien für die äußere Oberfläche eines hypersonischen Fahrzeugs berücksichtigt werden. Materialien wie ultrahochtemperaturkeramische (UHTC) Beschichtungen ermöglichen es, schärfere Kanten und Nasen für die Verbesserung der Reichweite und aerodynamischen Effizienz zu gestalten, ohne dass die Wärmestrahlung zu einem kritischen Problem wird. Diese Materialien haben eine hohe Emissivität, was bedeutet, dass sie Wärme effizient abgeben, ohne ihre strukturellen Eigenschaften zu verlieren.

Die thermische Isolation der Struktur spielt ebenfalls eine zentrale Rolle. Isoliermaterialien, die in der Vergangenheit hauptsächlich auf Luftzellen und leichte Metalllegierungen basierten, haben sich durch moderne Polymer-Schaumstoffe und Aerogele verbessert. Diese Materialien bieten eine signifikante Verringerung der Wärmeleitfähigkeit, was zu einer Reduktion des Gesamtgewichts führt. Doch auch hier gilt, dass die Gewichtseinsparungen nicht linear mit der Verringerung der Wärmeleitfähigkeit korrelieren, da die Struktur, die aus hochfesten Metallen besteht, einen erheblichen Anteil des Gesamtgewichts ausmacht.

Die Integration von aktiven Kühltechniken in die Struktur eines hypersonischen Fahrzeugs ist technisch anspruchsvoll, da die Kühlkanäle dicht verschlossen werden müssen, um Lecks und strukturelle Schwächen zu vermeiden. Dabei muss die Anzahl der Kühlkanäle pro Flächen- oder Längeneinheit genau abgestimmt sein, um eine effektive Kühlung ohne unnötigen Gewichtszuwachs zu gewährleisten. Dies erfordert innovative Technologielösungen, die mit den fortschrittlichsten Entwicklungsstadien der Luft- und Raumfahrttechnik Schritt halten können.

Ein besonders herausfordernder Aspekt dieser Technologien ist die Wechselwirkung zwischen Aerodynamik und Wärmeschutzsystemen. Optimierungen in einem Bereich, sei es durch schärfere Nasen oder die Auswahl eines spezifischen Kühlungssystems, können unerwartete Auswirkungen auf die Gesamtleistung des Fahrzeugs haben. Diese Kompromisse sind in der Entwicklung von hypersonischen Fahrzeugen und Raumfahrzeugen allgegenwärtig und erfordern ein tiefes Verständnis der thermischen Belastungen sowie der mechanischen und aerodynamischen Auswirkungen auf das Fahrzeug.

Wie genau können CFD-Simulationen hyperschallgetriebene Strömungen abbilden?

Die Simulation hyperschallgetriebener Strömungen basiert heute maßgeblich auf der numerischen Lösung der Navier-Stokes-Gleichungen (NSE) mittels diskreter, algebraischer Gleichungssysteme, wie denen der finiten Volumen Methode (FVM). Diese Verlagerung von der exakten Lösung partieller Differentialgleichungen zu deren numerischen Approximationen wirft fundamentale Fragen hinsichtlich der Genauigkeit und physikalischen Realitätsnähe auf. Dabei lassen sich zwei Hauptunsicherheiten unterscheiden: Zum einen die prinzipielle Differenz zwischen den kontinuierlichen NSE und deren diskreten FVM-Analogien, zum anderen die unvollständige oder approximative Kenntnis der physikalischen Modelle und Daten, welche in die Simulationen einfließen.

Die erste Unsicherheitsquelle hängt mit den Eigenschaften der numerischen Verfahren zusammen. Für eine belastbare CFD-Simulation sind die Eigenschaften Konsistenz, Stabilität und Konvergenz von zentraler Bedeutung. Konsistenz beschreibt die Fähigkeit des diskreten Systems, im Grenzfall der Verfeinerung der numerischen Gitterauflösung das Verhalten der zugrundeliegenden Differentialgleichungen abzubilden. Stabilität gewährleistet, dass kleine Fehler oder Störungen nicht unkontrolliert anwachsen, was essenziell für die Vorhersagekraft von Simulationen ist. Konvergenz garantiert, dass bei zunehmend feiner Auflösung der numerischen Approximation die Lösung sich einem festen Wert nähert, der als „wahre“ Lösung interpretiert werden kann.

Trotz dieser mathematischen Fundamentalkriterien ist die Umsetzung in der Praxis komplex. Hyperschallströmungen sind geprägt von extremen physikalischen Bedingungen, wie hohen Temperaturen, chemischen Reaktionen und starken Turbulenzen, deren genaue Modellierung bis heute eine Herausforderung bleibt. Die chemische Kinetik, Turbulenzmodelle sowie die Wechselwirkungen zwischen Verbrennung und Strömung (Combustion-Turbulence-Coupling) sind dabei besonders kritisch. Fehler oder Vereinfachungen in diesen Modellen führen zwangsläufig zu Unsicherheiten in den Ergebnissen.

Darüber hinaus erschweren physikalische Effekte wie Ablation, Strahlungstransfer und komplexe Oberflächenreaktionen eine realistische Nachbildung der Bedingungen. Die Sensorik und atmosphärische Einflüsse wie Niederschläge auf den thermischen Schutzsystemen (TPS) bringen weitere Variabilität mit sich, die es gilt zu berücksichtigen. Diese Vielschichtigkeit der physikalischen Prozesse bedeutet, dass Simulationsergebnisse stets mit einer gewissen Unsicherheit behaftet sind, deren Quantifizierung und Minimierung Gegenstand aktueller Forschung ist.

Da physikalisch exakte Windkanaltests kostspielig und technisch limitiert sind – beispielsweise aufgrund von Skalierungsproblemen, die durch Größen- und Zeitinvarianz physikalischer Prozesse bedingt sind – rücken numerische Simulationen immer stärker in den Vordergrund. Die Herausforderung besteht darin, Modelle so realistisch wie möglich zu gestalten und zugleich die enorme Rechenleistung effizient einzusetzen. Fortschritte in Rechenleistung und numerischer Methodik, etwa durch parallele Cluster, Cloud-Computing und verbesserte Algorithmen, ermöglichen mittlerweile Simula