Neoliberale Logik zeigt sich nicht nur in der Wirtschaft, sondern auch in den institutionellen Praktiken und alltäglichen Lebensrealitäten, die durch eine spezifische Kommunikation geprägt sind, die Risiken definiert, fördert und gelegentlich kontrolliert. In der Gesellschaft des Risikos wird die Sicherheit zunehmend nicht nur im Hinblick auf Kriminalitätsbekämpfung betrachtet, sondern auch in Bezug auf Kommunikationsformate und kommerzielle Rationalitäten. Diese Formate haben die Autorität gewonnen, Standards als legitime Formen der Kontrolle zu etablieren. Der renommierte Sozialwissenschaftler Richard Ericson sprach in diesem Kontext von der paradoxen Beziehung zwischen Sicherheit und Freiheit. Für Ericson sind diese Konzepte in liberalen Gesellschaften eher Wunschvorstellungen als konkrete Gegebenheiten, da ihre Umsetzung immer mit dem Wissen um die Zukunft verbunden ist, das in einer Welt der Unsicherheit unmöglich zu erlangen ist. So wird die Politik von Sicherheit und Freiheit zur Illusion, die nur durch die Vorstellung einer kontrollierbaren Zukunft möglich wird.
Die digitale Medienlandschaft hat das Risiko und die Kontrolle noch weiter verschärft. Besonders deutlich wurde dies während der Präsidentschaftswahlkämpfe von Donald Trump und den Ereignissen rund um den Sturm auf das Kapitol am 6. Januar 2021. Trump nutzte geschickt die neuen Informationsformate und Technologien der Massenmedien, die nicht nur zur Verbreitung seiner Aussagen beitrugen, sondern auch den Medienkonzernen immense Gewinne bescherten. Die Rolle von sozialen Medien wie Twitter und Facebook in der Verbreitung von Fehlinformationen ist ein zentraler Bestandteil dieser Entwicklung. Trump wusste, dass jede seiner provokanten Lügen und Angriffe mehr Klicks und damit auch mehr Einnahmen generieren würden. Dies führte zu einer Verstärkung von Desinformation und Misstrauen gegenüber offiziellen Quellen und wissenschaftlichen Erkenntnissen. In dieser digitalen Realität geht es nicht primär um die Qualität der Produkte oder die Richtigkeit der Informationen, sondern um die Marktlogik des Risikos.
Das neoliberale Modell, das auf Effizienz und Rationalität setzt, verbindet sich zunehmend mit der digitalen Realität. Diese Verbindung ist jedoch nicht nur durch ein rationales Kalkül geprägt, sondern auch durch eine gewisse Spielerei mit dem Risiko, das jedes neue digitale Ereignis mit sich bringt. Betrug und Hacking sind nur zwei mögliche Folgen dieses Spiels, und Trump war ein Meister darin, die Regeln zu seinem Vorteil zu nutzen. Der Umgang mit Informationen und der Aufbau einer Risikowahrnehmung sind zu einem zentralen Bestandteil der politischen und wirtschaftlichen Macht geworden.
Gonzo Governance, ein Konzept, das durch die Aufmerksamkeitsökonomie geprägt ist, hat diese Entwicklung maßgeblich unterstützt. Diese Form der Governance basiert auf einer dauerhaften Kultur der Angst, die in den Medien immer wieder angeheizt wird. Besonders in den Vereinigten Staaten war dies ein grundlegender Bestandteil der politischen Strategie von Trump. Angst wurde nicht nur als Instrument zur Mobilisierung von Wählern genutzt, sondern auch als Unterhaltung. Medien, die Angst und sensationelle Berichterstattung lieferten, nahmen eine immer wichtigere Rolle in der politischen Kommunikation ein. Besonders im Kontext von Kriminalität und Terrorismus wurden Narrative geschaffen, die die Angst der Bevölkerung schürten und die Unterstützung für autoritäre politische Maßnahmen verstärkten.
Trump nutzte diese Ängste geschickt, um sich als derjenige zu präsentieren, der die Gesellschaft vor äußeren Bedrohungen schützt. Die stetige Wiederholung von Themen wie Kriminalität, Drogenhandel und Terrorismus durch seine Kampagnen und Tweets verschaffte ihm eine starke politische Basis. Das Feindbild, das dabei aufgebaut wurde, richtete sich nicht nur gegen ausländische Bedrohungen, sondern auch gegen Minderheitengruppen und Migranten. Dies führte zu einer immer weiter wachsenden Kluft in der amerikanischen Gesellschaft, die durch die ständige Wiederholung solcher Bilder und Narrative noch vertieft wurde.
In dieser Kultur der Angst sind es nicht nur die Politiker, die von der Medienlogik profitieren. Auch Journalisten und Medienunternehmen haben erkannt, dass Angst und Sensationslust die Zuschauerzahlen steigern und die Aufmerksamkeit des Publikums fesseln. Die Verzerrung von Fakten und die Dramatisierung von Ereignissen sind zu einem wesentlichen Bestandteil der Medienlandschaft geworden. Dies hat Auswirkungen auf die öffentliche Wahrnehmung von Sicherheit und Unsicherheit und beeinflusst die politische Debatte auf eine Weise, die es schwieriger macht, rationale und evidenzbasierte Entscheidungen zu treffen.
Wichtiger als der schnelle Konsum von Nachrichten ist das langfristige Verständnis, dass solche medialen Praktiken nicht nur die Wahrnehmung von Risiken beeinflussen, sondern auch die politische und gesellschaftliche Struktur in einem Land verändern können. Neoliberale Märkte und digitale Kommunikationssysteme haben eine neue Form der Governance hervorgebracht, bei der die Kontrolle über Informationen und die Steuerung von Ängsten eine zentrale Rolle spielen. Es ist entscheidend, diese Dynamiken zu verstehen, um die Auswirkungen auf die politische Kultur und die gesellschaftliche Stabilität im digitalen Zeitalter kritisch zu hinterfragen.
Wie die Politik der Angst die Gesellschaft prägt: Die Manipulation der Ängste der Bevölkerung
Die politische Instrumentalisierung von Angst hat weltweit an Bedeutung gewonnen und beeinflusst die Wahrnehmung und das Verhalten der Gesellschaft. In den USA wurde diese Strategie besonders unter Präsident Donald Trump sichtbar, der in seinen Reden und Programmen die Ängste der Bevölkerung ansprach und die Bedrohung durch Terrorismus und Einwanderer immer wieder beschwor. Diese Politik der Angst zielt darauf ab, Menschen zu mobilisieren, indem sie in einem Zustand ständiger Bedrohung gehalten werden, wobei Politik und Medien als Akteure eine Schlüsselrolle spielen.
Ein besonders erschreckendes Beispiel für die Umsetzung dieser Politik ist die Behandlung von Migranten und insbesondere von Kindern an der US-amerikanischen Grenze. Berichte von Kinderschützern und Kongressabgeordneten beschreiben Szenen, in denen Kinder aufgrund der Behandlung in Abschiebezentren traumatisiert wurden. Ein solches Beispiel war das Bild eines Kindes, das in einem dieser Lager weinend zusammengekauert saß, unfähig zu sprechen. Diese Zustände stießen selbst in den Kreisen derjenigen, die die Politik Trumps unterstützten, auf Empörung. Doch während Melania Trump öffentlich gegen die Praxis des „Caging“ von Kindern Stellung bezog, blieb die politische Linie des Präsidenten unangetastet. In den politischen Rhetoriken wurde immer wieder das „Mauerbauen“ gefordert, und die Angst vor unkontrollierter Einwanderung wurde instrumentalisiert, um nationale Identität und Sicherheit zu verteidigen.
Doch dieses Phänomen ist nicht auf die USA beschränkt. Auch viele europäische Länder verfolgen eine ähnliche Politik gegenüber Migranten und Asylbewerbern, oft unter dem Vorwand, nationale Sicherheit zu wahren und Terrorismus zu bekämpfen. Dabei wird das Bild von Migranten häufig als Bedrohung für die Gesellschaft konstruiert. Dies geschieht nicht nur in den USA, sondern auch in anderen westlichen Ländern, wo rechtspopulistische Parteien und Politiker die Ängste vor dem „Anderen“ schüren, um Wähler zu mobilisieren. Diese Rhetorik ist tief in der populären Kultur und den Medien verankert, wo Nachrichten oft das Bild von Migranten als Kriminelle oder Terroristen verstärken.
Die Politik der Angst bedient sich dabei eines klaren Narrativs: Sie stellt bestimmte Gruppen als „Feinde“ dar, die die Werte und die Sicherheit der Gesellschaft bedrohen. Diese Strategie ist nicht neu. Schon seit den 1970er Jahren haben Politiker in den USA die Politik der Angst verwendet, um die Unterstützung für strafrechtliche Maßnahmen zu gewinnen und eine stärkere Überwachung und Kontrolle der Bevölkerung zu rechtfertigen. Dies führte zu einer drastischen Erhöhung der Inhaftierungen, insbesondere in den 1990er Jahren, als die Gesellschaft zunehmend als bedroht wahrgenommen wurde. Diese Politik zielt darauf ab, Angst zu erzeugen, um die Kontrolle über die Gesellschaft zu stärken. Sie fordert die Bestrafung der als „Feinde“ wahrgenommenen Gruppen und stellt diese Bestrafung als Lösung für die nationale Krise dar.
Die Medien spielen hierbei eine zentrale Rolle. Besonders in den USA hat sich mit dem Aufstieg von Fox News ein Modell etabliert, das auf der Schürung von Angst basiert. Fox News ist nicht nur ein Kanal, der auf die Bedürfnisse der Zuschauer eingeht, sondern aktiv die Ängste der Menschen verstärkt. Diese Strategie führt dazu, dass das Publikum in einem ständigen Zustand der Besorgnis gehalten wird, was wiederum die Unterstützung für autoritäre politische Maßnahmen fördert. Angst wird zu einem Geschäftsinstrument, das Menschen dazu bringt, sich mit populistischen und extremen politischen Ansichten zu identifizieren.
Es ist wichtig zu verstehen, dass die Politik der Angst nicht nur als ein Werkzeug der Manipulation betrachtet werden sollte, sondern auch als eine Folge der sich verändernden gesellschaftlichen Rahmenbedingungen. In einer Welt, die zunehmend von Unsicherheit, Globalisierung und interkulturellen Konflikten geprägt ist, neigen viele dazu, Bedrohungen in „den Anderen“ zu sehen. Terroristische Anschläge, die Zunahme von Kriminalität und die ständige Präsenz von Medienberichten über diese Themen verstärken das Gefühl der Bedrohung. Dieses Gefühl von Unsicherheit wird dann in politische Programme übersetzt, die „Sicherheit“ und „Schutz“ versprechen, aber gleichzeitig Gruppen ausgrenzen und marginalisieren.
Die Auswirkungen der Politik der Angst sind weitreichend. Sie verändert nicht nur das politische Klima, sondern auch die soziale Struktur und die Art und Weise, wie Menschen miteinander umgehen. Angst kann Gemeinschaften spalten und den gesellschaftlichen Zusammenhalt gefährden. Sie kann dazu führen, dass Minderheiten und Migranten stigmatisiert und diskriminiert werden, wodurch sich soziale Spannungen weiter verstärken. Darüber hinaus wird durch die ständige Schaffung von Bedrohungen das Vertrauen in die Institutionen und die demokratischen Prozesse untergraben.
Die Politik der Angst führt zu einer Polarisierung der Gesellschaft. In den USA haben sich die politischen Lager nach der Wahl von Donald Trump immer weiter voneinander entfernt. Die Republikaner fokussieren sich auf Themen wie Terrorismus, Einwanderung und nationale Sicherheit, während die Demokraten Themen wie Gesundheitsversorgung, Bildung und Umweltschutz in den Vordergrund stellen. Diese Trennung hat nicht nur die politische Landschaft verändert, sondern auch das gesellschaftliche Klima. Wer als „Anderer“ wahrgenommen wird, sei es durch Herkunft, Religion oder soziale Schicht, wird zunehmend ausgegrenzt und stigmatisiert.
Ein weiteres bedeutendes Merkmal der Politik der Angst ist die Manipulation von Wahlen. Die Erzeugung von Angst ist nicht nur ein Mittel zur Mobilisierung der eigenen Wählerschaft, sondern auch ein strategisches Werkzeug, um die öffentliche Meinung zu lenken. Dies kann auf verschiedene Weise geschehen – von gezielten Desinformationskampagnen bis hin zur Nutzung von Medien, um Angst zu schüren. So wird das Vertrauen in die politische Führung untergraben, während gleichzeitig eine Stimmung der Dringlichkeit erzeugt wird, die autoritäre Maßnahmen rechtfertigt.
Es ist entscheidend, dass die Gesellschaft lernt, zwischen realen Bedrohungen und den Ängsten, die gezielt geschürt werden, zu unterscheiden. Angst kann ein machtvolles Werkzeug sein, das, wenn es nicht hinterfragt wird, zu drastischen gesellschaftlichen Veränderungen führen kann. Der Schlüssel zu einer gerechteren und stabileren Gesellschaft liegt darin, diese Ängste zu erkennen und ihnen entgegenzuwirken, um eine inklusivere und sicherere Zukunft zu gestalten.
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