Die Ernährung von Kindern hat weitreichende Auswirkungen auf ihr Verhalten und ihre Stimmung. Ein bemerkenswertes Beispiel ist ein Fall, der von Dr. Champion dokumentiert wurde, bei dem ein Junge wiederholt Wutausbrüche hatte, die anscheinend mit seiner Nahrungsaufnahme in Verbindung standen. Trotz der Tatsache, dass ihm regelmäßig neue Lebensmittel angeboten wurden, weigerte er sich, diese zu probieren, und bevorzugte es, bestimmte Nahrungsmittel zu essen. Die Mutter berichtete, dass es zu erheblichen Konflikten kam, wenn der Junge nicht das gleiche wie die Familie essen wollte. Oftmals führte dies zu extremen emotionalen Reaktionen, bei denen er sich auf den Boden warf, schrie und sich in sein Zimmer zurückzog, was die Mutter emotional stark belastete.
Dr. Champion stellte eine auffällige Verbindung zwischen bestimmten Lebensmitteln und den Wutausbrüchen des Jungen fest: Gluten, Milchprodukte und Zucker. Diese drei Nahrungsmittel sind häufige Störer des Magen-Darm-Trakts, insbesondere bei Kindern mit Stimmungsschwankungen. Um den familiären Konflikten zu begegnen, wurde der erste Schritt unternommen: der Austausch von glutenhaltigen Nahrungsmitteln. Spaghetti und Mac and Cheese wurden durch glutenfreie Alternativen ersetzt, wobei braune Reisnudeln als Ersatz dienten. Der Übergangsprozess dauerte etwa 30 Tage, in denen die Mutter alle glutenhaltigen Produkte in ihrem Haushalt durch glutenfreie Optionen ersetzte. Interessanterweise bemerkte die Mutter auch eine Besserung ihrer eigenen gastrointestinalen Beschwerden.
Nach der Umstellung auf glutenfreie Kost ging man den nächsten Schritt und ersetzte Milchprodukte. Dies stellte sich als deutlich schwieriger heraus, da das in Milchprodukten enthaltene Kasein süchtig machen kann. Anfangs war der Junge verärgert, als er seine geliebten Mac and Cheese nicht mehr bekam. Die angebotenen pflanzlichen Alternativen stießen auf Ablehnung. Doch die Familie blieb konsequent und entschied sich, gemeinsam auf Milchprodukte zu verzichten, um dem Jungen zu zeigen, dass niemand in der Familie mehr Milchprodukte konsumierte. Dieser Prozess zog sich über einen Zeitraum von 30 Tagen, bis der Junge schließlich aufhörte, nach Käse und Milch zu fragen. Auch hier verbesserten sich seine Symptome, die nun nur noch bei Zucker konsumierenden Situationen auffällig wurden.
Um das Problem des Zuckers zu adressieren, arbeitete Dr. Champion mit der Mutter zusammen, um fruchtbasierte Alternativen für die Lieblingsdesserts des Jungen zu finden und Zuckeralternativen wie Mönchsfrucht, Stevia und Honig zu verwenden. Insgesamt dauerte der gesamte Prozess der Ernährungsumstellung und Symptombeseitigung etwa 90 Tage. Am Ende des Programms berichtete die Mutter, dass sie das Gefühl hatte, ihren kleinen Jungen wieder zurückzubekommen, und dass keine medikamentöse Behandlung mehr erforderlich war. Wenn der Junge heute doch einmal einen Wutausbruch hat, erinnert ihn die Mutter sanft an den Zucker, den er konsumiert hat, und der Junge geht nach draußen, um sich körperlich zu betätigen und die überschüssige Energie abzubauen. In der Regel beruhigt er sich innerhalb von zwei Stunden.
Zusätzlich zu diesen direkten Auswirkungen von Nahrungsmitteln auf das Verhalten und die Stimmung gibt es zahlreiche andere Faktoren, die eine Rolle spielen, wenn man sich mit der Ernährung und deren Auswirkungen auf die Gesundheit befasst. Ein zentrales Thema ist die Kennzeichnung von Nahrungsmittelzusätzen. Viele Zutaten auf Lebensmitteletiketten sind für den durchschnittlichen Verbraucher schwer verständlich, da es sich oft um chemische Substanzen handelt, die hinzugefügt werden, um die Haltbarkeit zu verlängern, den Geschmack zu verändern oder die Textur zu verbessern. In den USA werden solche Zusätze häufig als GRAS (Generally Recognized As Safe) eingestuft, was bedeutet, dass sie von Experten als sicher angesehen werden. Diese Liste umfasst über 1.100 Zutaten, die in verarbeiteten Lebensmitteln zu finden sind. Dennoch gibt es Bedenken bezüglich möglicher Gesundheitsrisiken, da viele dieser Zusätze nicht ausreichend auf ihre Langzeitwirkungen auf den Menschen untersucht wurden.
Ein Beispiel für einen GRAS-Stoff sind Transfette. Diese werden durch die Hydrierung von Pflanzenölen hergestellt und in vielen verarbeiteten Lebensmitteln wie Margarine oder Backwaren verwendet, da sie kostengünstiger sind und eine längere Haltbarkeit besitzen. Doch zahlreiche wissenschaftliche Studien haben gezeigt, dass Transfette das Risiko für Herzkrankheiten, Schlaganfälle und Diabetes erhöhen können. In den USA wurde daher 2006 eine Kennzeichnung von Transfetten auf den Lebensmitteletiketten eingeführt, und bis 2018 wurden Transfette in der amerikanischen Lebensmittelindustrie weitgehend eliminiert. Doch weltweit bleibt die Situation problematisch, da Transfette in vielen Ländern noch immer in hohem Maße konsumiert werden.
Ein weiterer wichtiger Aspekt der Ernährung ist der politische Einfluss auf die Lebensmittelpreise. In vielen Ländern, insbesondere in den USA, werden durch staatliche Subventionen die Preise für grundlegende Nahrungsmittel wie Mais, Soja, Weizen und Zucker niedrig gehalten. Diese Subventionen begünstigen die Herstellung von ultra-verarbeiteten Lebensmitteln, die billiger und bequemer sind, aber häufig viele ungesunde Zutaten enthalten. Auf der anderen Seite sind frische, biologische Lebensmittel oft teuer und daher für viele Menschen weniger zugänglich. Diese wirtschaftlichen und politischen Faktoren beeinflussen maßgeblich, was Menschen kaufen und essen.
Die Verantwortung der Verbraucher liegt darin, informierte Entscheidungen zu treffen und sich bewusst zu sein, wie ihre Nahrungswahl nicht nur ihre körperliche Gesundheit, sondern auch ihre psychische Gesundheit beeinflussen kann. Eine ausgewogene Ernährung, die auf natürlichen und unverarbeiteten Lebensmitteln basiert, kann nicht nur das Verhalten von Kindern verbessern, sondern auch langfristig zu einer besseren Lebensqualität für alle führen.
Wie beeinflussen psychotrope Medikamente die Behandlung von psychischen Erkrankungen und welche Perspektiven existieren zur Ursache von psychischen Störungen?
Die Frage nach der Rolle psychotroper Medikamente in der Behandlung von psychischen Erkrankungen ist von zentraler Bedeutung in der heutigen psychologischen und psychiatrischen Praxis. Diese Medikamente werden zunehmend als ein wesentliches Hilfsmittel zur Linderung von Symptomen und zur Stabilisierung des psychischen Zustands von Patienten angesehen. Doch während ihre Wirksamkeit anerkannt wird, gibt es Bedenken hinsichtlich ihrer Anwendung. Kritiker werfen Ärzten vor, von der Pharmaindustrie zu stark beeinflusst zu werden, sodass Medikamente oftmals schnell und ohne gründliche Diagnostik verschrieben werden. Dies geschieht in einem System, das wenig Raum für eine kontinuierliche Evaluierung und Nachverfolgung der Wirkung der Medikamente lässt, was zu Bedenken führt, ob sie tatsächlich helfen und keine unerwünschten Nebenwirkungen haben.
Die Ursachen für psychische Erkrankungen sind komplex und vielfältig. Sie reichen von biologischen und genetischen Faktoren bis hin zu sozialen und psychologischen Einflüssen. Die Perspektiven, die zur Erklärung von psychischen Störungen herangezogen werden, teilen sich oft in zwei Hauptkategorien: die psychogene und die somatogene Perspektive. Die psychogene Perspektive sieht psychische Erkrankungen als Ergebnis von Erfahrungen und Traumata im Leben eines Menschen, während die somatogene Perspektive biologische Ursachen wie genetische Veranlagungen oder neurochemische Ungleichgewichte in den Vordergrund stellt.
Die psychogene Perspektive legt den Fokus auf die psychologischen Ursachen von psychischen Störungen. Hierbei werden unter anderem frühe familiäre Erfahrungen, soziale Beziehungen und traumatische Erlebnisse als zentrale Faktoren betrachtet. Psychotherapeutische Ansätze, die sich dieser Perspektive bedienen, versuchen, die Denkmuster und Verhaltensweisen eines Menschen zu hinterfragen, um zu verstehen, wie diese seine Reaktionen auf Stressfaktoren beeinflussen. Ein Beispiel hierfür könnte eine Person mit depressiven Tendenzen sein, die Schwierigkeiten hat, Grenzen zu setzen. Diese Person könnte in ihrer Kindheit gelernt haben, Konflikten aus dem Weg zu gehen, indem sie ihre eigenen Bedürfnisse und Wünsche ignoriert hat, um Auseinandersetzungen mit einem autoritären Elternteil zu vermeiden. Solch unbewusste Muster setzen sich im Erwachsenenalter fort und führen dazu, dass diese Person Schwierigkeiten hat, sich gegenüber Vorgesetzten oder Kollegen abzugrenzen, obwohl es für ihre psychische Gesundheit wichtig wäre.
Ein wesentlicher Bestandteil dieser Perspektive ist das Verständnis für die Rolle von Gefühlen wie Scham und Wut. Scham, die oft als das Gefühl definiert wird, "nicht genug zu sein" oder "unwürdig zu sein", ist eine universelle Emotion, die in vielen Bereichen des Lebens eine Rolle spielt, sei es im Hinblick auf das äußere Erscheinungsbild, das Einkommen, die Elternschaft oder die körperliche und geistige Gesundheit. Scham kann tiefe Auswirkungen auf das Selbstwertgefühl haben und zu destruktiven Verhaltensweisen führen. Ein wichtiger therapeutischer Ansatz ist es, Klienten zu helfen, ihre Schamgefühle zu erkennen und zu überwinden, um zu einem besseren Selbstverständnis und zu Selbstakzeptanz zu gelangen.
Wut wiederum ist eine Emotion, die oft als negativ wahrgenommen wird, doch sie hat eine wichtige schützende Funktion. Wut kann als Reaktion auf eine Bedrohung oder ein Unrecht auftreten und ist häufig ein sekundäres Gefühl, das unter der Oberfläche von Angst oder Verletzung verborgen liegt. Ein therapeutischer Ansatz ist es, Klienten dabei zu unterstützen, ihre Wut zu erkennen und zu verstehen, welche tiefer liegenden Gefühle ihr Verhalten antreiben. Anstatt die Wut in aggressives Verhalten umzusetzen, können Menschen lernen, ihre Gefühle von Enttäuschung und Verletzung direkt anzusprechen und so zu einer konstruktiveren Kommunikation zu finden.
Es ist wichtig zu verstehen, dass sowohl Scham als auch Wut signifikante Auswirkungen auf das Verhalten und das psychische Wohlbefinden haben können. Psychotherapie kann dabei helfen, diese Gefühle zu differenzieren und gesunde Bewältigungsmechanismen zu entwickeln. Dies fördert nicht nur die Heilung von psychischen Erkrankungen, sondern trägt auch zur Stärkung der zwischenmenschlichen Beziehungen bei, indem es den Klienten ermöglicht, sich in einer authentischen und respektvollen Weise auszudrücken.
Neben der Betrachtung psychologischer Ursachen von psychischen Erkrankungen muss auch die Rolle von biologischen und umweltbedingten Faktoren in den Blick genommen werden. Genetische Dispositionen und neurochemische Ungleichgewichte können ebenso zur Entstehung von psychischen Störungen beitragen. Eine umfassende Behandlung erfordert daher eine integrative Herangehensweise, die sowohl psychologische als auch biologische Aspekte berücksichtigt. Dies bedeutet, dass Medikamente in bestimmten Fällen notwendig und hilfreich sein können, jedoch stets unter der Voraussetzung einer präzisen Diagnose und einer sorgfältigen Nachverfolgung der Behandlungsergebnisse.
Die entscheidende Frage bleibt jedoch, wie eine Balance zwischen der Verwendung von Medikamenten und der Förderung von psychotherapeutischen Ansätzen gefunden werden kann. Es gilt, die Vorteile und Grenzen von psychotropen Medikamenten in der Behandlung psychischer Erkrankungen kritisch zu reflektieren und eine ganzheitliche Behandlung anzustreben, die den gesamten Menschen – Körper, Geist und soziale Verbindungen – in den Mittelpunkt stellt.
Wie zuverlässig ist die Diagnose psychischer Erkrankungen? Eine Betrachtung der DSM und ihrer Herausforderungen
Die Diagnosestellung psychischer Erkrankungen ist eine anspruchsvolle Aufgabe, die nicht nur von der Expertise des Arztes abhängt, sondern auch von den komplexen, individuellen Umständen des Patienten. Das weit verbreitete System in den USA zur Diagnose von psychischen Störungen, das Diagnostische und Statistische Manual psychischer Störungen (DSM), spielt eine zentrale Rolle in der Standardisierung dieses Prozesses. Dennoch bleibt die Frage nach der Zuverlässigkeit solcher Diagnosen eine entscheidende Herausforderung.
Das DSM, entwickelt von der American Psychiatric Association (APA), ist ein Instrument, das klinische Psychologen, Psychiater und andere Fachleute nutzen, um die Symptome und Verhaltensweisen von Patienten in spezifische diagnostische Kategorien einzuordnen. Es stellt eine Liste möglicher psychischer Erkrankungen zur Verfügung, die auf umfangreichen klinischen Untersuchungen und Forschungsergebnissen basieren. Dieses Manual wird häufig als Grundlage für Behandlungen und Versicherungsabrechnungen verwendet und hat sich als äußerst hilfreich erwiesen, um die Kommunikation zwischen Fachleuten zu erleichtern und eine gemeinsame Sprache zu etablieren. So können Ärzte, die an verschiedenen Orten tätig sind, eine ähnliche Terminologie verwenden, um den Zustand eines Patienten zu beschreiben und zu behandeln.
Jedoch hat das DSM seine Tücken. Es handelt sich dabei nicht um ein „Heilmittel“ für die Schwierigkeiten der psychischen Diagnose. Vielmehr ist es ein Werkzeug, das, trotz seiner weit verbreiteten Anwendung, einige kritische Schwächen aufweist. Eine der größten Herausforderungen stellt die Zuverlässigkeit dar. Sie beschreibt die Fähigkeit eines Systems, konsistente Diagnosen zu liefern, wenn verschiedene Fachleute denselben Patienten beurteilen. Leider gibt es immer wieder Abweichungen, was darauf hinweist, dass die Diagnose psychischer Erkrankungen nicht immer so objektiv und genau ist, wie man sich wünschen würde.
Ein weiterer Aspekt, der in der Diagnostik oft zu Unsicherheiten führt, ist die Kontextualität der Diagnose. Die Wahrnehmung eines Patienten verändert sich je nach Situation. Ein Patient, der sich in einer stressigen Arztpraxis aufhält, kann ganz anders reagieren als in einem vertrauten Umfeld, etwa bei einem Familienessen oder beim Spielen eines Lieblingsspiels. Solche situativen Unterschiede müssen in der Diagnose berücksichtigt werden, da sie die Symptome verzerren oder in einem anderen Licht erscheinen lassen können. Besonders bei Kindern, die oft nicht in der Lage sind, ihre Sorgen in einer Therapie gut auszudrücken, kann eine einziges Gespräch in einer Praxis zu einem verzerrten Bild ihrer psychischen Gesundheit füh
Warum Body Mass Index (BMI) und traditionelle Gewichtsverlustansätze nicht ausreichen
Der Body Mass Index (BMI) wird häufig als Maßstab zur Beurteilung von Übergewicht und Adipositas verwendet, doch eine bloße Bewertung des BMI allein reicht nicht aus, um das tatsächliche Risiko für chronische Krankheiten oder vorzeitigen Tod korrekt zu bestimmen. Studien zeigen, dass der BMI nur begrenzt aussagekräftig ist, da er keine Rückschlüsse auf die Verteilung von Körperfett liefert. Menschen, die als „normalgewichtig“ gelten, können durch eine ungesunde Fettverteilung, beispielsweise durch einen hohen Bauchumfang, trotzdem einem hohen Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen oder vorzeitigen Tod ausgesetzt sein. Diese Erkenntnis macht deutlich, dass die alleinige Verwendung des BMI als Indikator für Gesundheitsrisiken problematisch sein kann. Es wäre daher ratsam, zusätzlich den Taillen-zu-Hüft-Verhältnis (WHR) oder den Taillenumfang (WC) zu berücksichtigen, um eine genauere Einschätzung der Gesundheitsrisiken zu erhalten.
Ein hoher WHR deutet auf eine größere Fettansammlung im Bauchbereich hin, was ein bekanntes Indiz für ein höheres Risiko für Herzerkrankungen ist. Für Frauen gilt ein WHR von 0,86 oder höher als hoch, für Männer ein Wert von 1,0 oder mehr. Diese Zahlen sollten als ein ergänzender Faktor zur BMI-Bewertung betrachtet werden, um den Gesundheitszustand präziser zu beurteilen.
Stigmatisierung von Übergewicht und ihre Auswirkungen
Eine der größten Herausforderungen im Umgang mit Adipositas ist die gesellschaftliche Stigmatisierung. Übergewichtige Menschen sehen sich häufig mit Vorurteilen und negativen Bewertungen konfrontiert. Sie werden oft als faul, ungesund oder undiszipliniert wahrgenommen, nur weil sie in einem größeren Körper leben. Diese sozialen Stigmata können das psychische Wohlbefinden erheblich beeinträchtigen und zu einem Gefühl der Isolation führen. In einer Umfrage unter über 800 jungen Erwachsenen in den USA gaben 92,5 Prozent an, zumindest eine stigmatisierende Vorstellung über Übergewicht zu haben. Solche Vorurteile sind nicht nur in der breiten Öffentlichkeit verbreitet, sondern auch in vertrauten sozialen Kreisen, darunter Familie und Freunde, häufig anzutreffen.
Diese Art der Diskriminierung hat weitreichende Folgen. Sie führt nicht nur zu einem negativen Selbstbild, sondern auch zu einer Vermeidung von medizinischer Hilfe. Übergewichtige Menschen scheuen häufig den Arztbesuch, aus Angst vor zusätzlichen Stigmatisierungen. Dies kann zu einer schlechten Gesundheitsversorgung und einer Verschlechterung des physischen und psychischen Zustands führen.
Genetik und Übergewicht
Es ist leicht, Übergewicht oder Fettleibigkeit auf den eigenen Lebensstil zu schieben, doch die genetische Veranlagung spielt eine entscheidende Rolle. Zwillingsstudien haben gezeigt, dass unser BMI zum Teil genetisch bestimmt ist, was bedeutet, dass einige Menschen anfälliger für Übergewicht sind als andere. Ein weit verbreitetes Konzept, das „sparsame Gene“, erklärt diesen Zusammenhang. Es geht davon aus, dass der menschliche Körper in Zeiten der Knappheit Fett speichert, um Hungerperioden zu überstehen. In der heutigen Welt, in der hochverarbeitete Lebensmittel allgegenwärtig und Fettleibigkeit weit verbreitet sind, können diese Gene jedoch eine Ursache für die steigende Rate an Adipositas darstellen.
Jedoch ist es nicht nur die genetische Ausstattung, die den BMI beeinflusst. Der Epigenetik zufolge interagieren Gene mit der Umwelt, was bedeutet, dass bestimmte genetische Prädispositionen nur dann zu einer Gewichtszunahme führen, wenn sie mit einem bestimmten Lebensumfeld in Kontakt kommen. Zum Beispiel haben Menschen, die genetisch anfällig für Übergewicht sind, ein höheres Risiko, dick zu werden, wenn sie in einer „obesogenen“ Umgebung leben, die reich an hochkalorischen, stark verarbeiteten Lebensmitteln ist.
Die Rate der Fettleibigkeit in den USA zeigt einen kontinuierlichen Anstieg, was darauf hindeutet, dass dies weniger mit einer genetischen Veränderung zu tun hat als mit einer Veränderung der Umwelt. Faktoren wie größere Portionen, der Zugang zu billigen, verarbeiteten Nahrungsmitteln, ein bewegungsarmer Lebensstil und chronischer Stress sind zunehmend dafür verantwortlich, dass immer mehr Menschen an Gewicht zunehmen. Es ist wichtig, diese Umweltfaktoren in Betracht zu ziehen, wenn wir die Ursachen von Adipositas verstehen wollen.
Konventionelle Ansätze zur Gewichtsreduktion
Die Industrie für Gewichtsreduktion ist ein riesiges Geschäft, dessen Umsatz 2023 mit 90 Milliarden US-Dollar einen historischen Höhepunkt erreichte. Trotz dieses finanziellen Aufwands hat die Prävalenz von Übergewicht in den USA nicht abgenommen. Der Markt für Gewichtsverlustprodukte, insbesondere verschreibungspflichtige Medikamente wie GLP-1-Agonisten, hat die traditionellen, nicht-medizinischen Ansätze überholt. Doch diese schnellen Lösungen haben nicht die gewünschten, langfristigen Ergebnisse gebracht, was die Frage aufwirft, ob wir den richtigen Ansatz verfolgen, um die Fettleibigkeit nachhaltig zu bekämpfen.
Die Geschichte der Gewichtsreduktion ist geprägt von Versuchen und Fehlschlägen. In den 1930er Jahren entdeckten Forscher, dass Dinitrophenol (DNP), ursprünglich als Bestandteil von Sprengstoffen genutzt, den Stoffwechsel anregt und die Fettverbrennung beschleunigt. Doch der Einsatz von DNP führte zu schweren Nebenwirkungen, die zum Verbot durch die FDA führten. Auch Amphetamine, die in der Nachkriegszeit populär wurden, wurden aufgrund ihrer appetitzügelnden Wirkung weithin verschrieben. Diese Medikamente sind auch heute noch in Gebrauch, doch ihre langfristigen Auswirkungen auf die Gesundheit bleiben bedenklich.
Die Suche nach schnellen Lösungen wird die Lösung des Adipositasproblems nicht bringen. Der tatsächliche Schlüssel liegt in einem nachhaltigen und individuellen Ansatz zur Gewichtsreduktion, der sowohl genetische als auch umweltbedingte Faktoren berücksichtigt. Die Gesellschaft muss sich verstärkt auf Prävention und Aufklärung konzentrieren, um die Umwelt so zu gestalten, dass sie nicht die Entwicklung von Adipositas begünstigt.
Wie Süchte nach verarbeiteten Lebensmitteln das Verhalten beeinflussen
Verarbeitete Lebensmittel sind für viele Menschen mit einer Suchtgefährdung verbunden. Die Yale Food Addiction Scale (YFAS) stellte einen wichtigen Schritt hin zur wissenschaftlichen Anerkennung des Konzepts der Essenssucht dar. Ursprünglich nach den Kriterien des DSM-IV zur Diagnose von Drogenabhängigkeit entwickelt, wurde die Skala in der zweiten Version (YFAS 2.0) angepasst, um den aktualisierten Kriterien des DSM-5 zu entsprechen. Die YFAS zeigt klare Marker für eine Essenssucht und identifiziert Lebensmittel, die am ehesten süchtig machen, wie etwa Softdrinks, stärkehaltige Lebensmittel und Fast Food.
Ungefähr einer von fünf Menschen erfüllt die Kriterien der YFAS für eine Essenssucht, vor allem bei Suchtverhalten gegenüber Soda, stärkehaltigen Lebensmitteln und Fast Food (Pursey et al., 2014). Diese Prävalenz ist ähnlich hoch wie die der DSM-5-Diagnosen für Substanzmissbrauch in den USA, die bei etwa 16,5 Prozent liegt (SAMHSA, 2023). Bei Menschen mit Essstörungen ist die Prävalenz noch höher, wobei bis zu 53 Prozent der Personen mit Anorexie, 63 Prozent der Personen mit Binge-Eating-Störung und 84 Prozent der Personen mit Bulimie an einer Essenssucht leiden (Praxedes et al., 2022, 2024). Interessanterweise zeigen Menschen mit einem BMI im Bereich Untergewicht oder Fettleibigkeit höhere Raten einer Essenssucht im Vergleich zu Menschen mit normalem Gewicht (Schulte & Gearhardt, 2018).
Die Entwicklung einer Toleranz sowie Entzugserscheinungen sind zwei der elf diagnostischen Kriterien in der YFAS (Examine.com, 2024) und treten besonders häufig bei fettleibigen Individuen auf. Tierversuche mit Ratten, die mit hochkalorischen, süßen Nahrungsmitteln gefüttert wurden, zeigten einen Rückgang der Dopaminrezeptoren – ein Zeichen für Toleranz –, je mehr Gewicht sie zunahmen (Johnson & Kenny, 2010). Auch Studien an Menschen zeigten eine ähnliche Reaktion auf Dopamin. Im Vergleich zu normalgewichtigen Studienteilnehmern wiesen fettleibige Personen weniger Dopaminrezeptoren auf, was bedeutete, dass sie mehr essen mussten, insbesondere fettreiche und zuckerhaltige Lebensmittel, um die gleichen positiven Gefühle zu erleben (Tarman, 2019; Thanarajah et al., 2019; Wang et al., 2004).
Entzugserscheinungen, die durch das Verlangen und den Drang, süchtiges Verhalten zu wiederholen, gekennzeichnet sind, treten ebenfalls häufig auf. In einer Studie, die fMRT-Scans des Gehirns von Fettleibigen und Normalgewichtigen durchführte, zeigte sich eine stärkere Aktivierung der Belohnungs- und Motivationszentren im Gehirn der fettleibigen Personen, was darauf hinweist, dass sie eher mit Heißhunger und unkontrolliertem Essverhalten kämpfen (Becetti et al., 2023). In einer weiteren Untersuchung, die die Highly Processed Food Withdrawal Scale (ProWS) verwendete, stellten die Forscher fest, dass der Entzug von stark verarbeiteten Lebensmitteln wie Pizza, Schokolade und Gummibärchen den Verlauf eines Drogenentzugs nachahmte, wobei die intensesten Symptome zwischen dem zweiten und fünften Tag der Reduktion auftraten (Schulte et al., 2018).
Tierstudien haben einen wichtigen Beitrag zur Forschung über Essenssucht geleistet, da sie menschliche Risikofaktoren wie Selbstwertgefühl, Medien und Kultur als Auslöser des Essverhaltens ausschließen. Untersuchungen an Nagetieren (Ratten und Mäusen) haben Veränderungen in der neuronalen Funktion im Gehirn und im Mikrobiom gezeigt, die Entzugserscheinungen in Reaktion auf bestimmte Lebensmittel ähnlich denen von Drogenabhängigkeit hervorrufen (Becetti et al., 2023; Brownell & Gold, 2012). Ein Beispiel hierfür ist eine Studie zur Zuckerabhängigkeit, die bei Ratten nach einem Monat intermittierendem Zuckerkonsum ähnliche neurologische und Verhaltensänderungen wie bei Drogenabhängigkeit zeigte (Avena et al., 2008).
Die Grenze zwischen Essenssucht und Essstörungen wie der Binge-Eating-Störung (BED) ist ein umstrittenes Thema. Eine Essenssucht deutet darauf hin, dass bestimmte Lebensmittel eine übermäßige Aufnahme und Binge-Eating-Verhalten auslösen, die aus der Ernährung entfernt werden sollten. Im Gegensatz dazu empfiehlt die Behandlung von BED eine ausgewogene Ernährung, bei der auch "ungesunde" Lebensmittel in Maßen integriert werden können. Einmal ein Keks zu essen, stellt kein Problem dar, aber zehn Kekse in einer Sitzung zu essen oder täglich Kekse statt Gemüse zu konsumieren, könnte problematisch werden. Der Hauptpunkt hier ist, dass übermäßige Restriktion und das vollständige Entfernen bestimmter Lebensmittel zu einem Gefühl der Entbehrung führen können, das Menschen zu unkontrolliertem Essen anregen könnte (Costin & Grabb, 2011).
Im Bereich der Essenssucht wird jedoch argumentiert, dass für manche Menschen bestimmte Lebensmittel eine süchtig machende Reaktion hervorrufen können, die mit der von Drogenmissbrauch vergleichbar ist (Sheppard, 2024; Thompson, 2024). Für diese Personen wird eine Diät, die Moderation mit dem Verzehr dieser Lebensmittel umfasst, wahrscheinlich nicht effektiv sein, da der Konsum des auslösenden Lebensmittels erneut Heißhunger und Binge-Eating-Verhalten auslösen würde. Aus dieser Perspektive ist es am besten, auf diese Lebensmittel ganz zu verzichten, um ihre süchtig machende Wirkung zu kontrollieren. Dies ist mit dem Ansatz bei Alkoholabhängigkeit vergleichbar, wo viele Alkoholiker berichten, dass der einzige Weg, nüchtern zu bleiben, darin besteht, vollständig auf Alkohol zu verzichten.
Das Prinzip der Abstinenz kann jedoch auch Risiken bergen. Ein zu rigides Verbot bestimmter Nahrungsmittel kann die Gefahr bergen, dass die Versuchung bei deren späterem Vorhandensein noch größer wird. Menschen mit Essstörungen können dazu neigen, eine obsessiv-perfektionistische Haltung zu entwickeln, die das Konzept der völligen Abstinenz von "schlechten" Lebensmitteln problematisch macht. Daher müssen wir vorsichtig sein, wenn wir den Begriff der Essenssucht verwenden, und erkennen, dass, wie bei jeder Sucht, die Reaktionen auf auslösende Lebensmittel auf einem Spektrum liegen. Was für den einen harmlos erscheint, kann für den anderen eine enorme Belastung darstellen und tiefgreifende Auswirkungen auf das Verhalten haben.
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