Die kleinen Inselstaaten Barbuda, Kiribati und Costa Rica repräsentieren exemplarisch die vielfältigen Herausforderungen, denen Ozeanregionen durch den Klimawandel gegenüberstehen. Trotz ihrer unterschiedlichen geographischen Lage und sozioökonomischen Bedingungen eint sie eine hohe Anfälligkeit für die Folgen einer sich erwärmenden Erde, vor allem für stärkere Stürme, den Anstieg des Meeresspiegels sowie die Zerstörung von Lebensraum und Infrastruktur. Dabei wird deutlich, dass der Klimawandel nicht nur Umweltprobleme schafft, sondern auch existentielle Gefahren für Bevölkerungen mit sich bringt.

Barbuda, ein karibisches Inselchen mit einer durchschnittlichen Höhe von lediglich fünf Metern über dem Meeresspiegel, wurde im September 2017 durch den Hurrikan Irma fast vollständig zerstört. Die gesamte Bevölkerung von etwa 1.700 Menschen musste evakuiert werden, das Inselparadies verwandelte sich in ein apokalyptisches Bild. Die Verwundbarkeit dieses Landes resultiert direkt aus seiner geographischen Beschaffenheit: Niedrige Erhebung und damit extreme Anfälligkeit gegenüber Sturmfluten und Überschwemmungen. Barbuda steht exemplarisch für die Gefahr, dass ganze Gesellschaften durch die Auswirkungen des Klimawandels ihre Heimat verlieren können.

Im Gegensatz dazu steht Kiribati, ein Inselstaat im zentralen Pazifik, dessen größte Bedrohung der ansteigende Meeresspiegel darstellt. Die langsame, aber stetige Überflutung seiner flachen Atolle führt nicht nur zur Zerstörung der natürlichen Lebensgrundlagen, sondern bedroht die kulturelle und nationale Identität seiner Bewohner. Kiribati ist damit ein Symbol für die langfristigen Konsequenzen des Klimawandels, die sich jenseits einzelner Stürme manifestieren und ganze Länder in ihrer Existenz gefährden.

Costa Rica, in Mittelamerika gelegen, zeigt dagegen ein differenziertes Bild. Seine relative Topographie und geografische Lage bieten einen gewissen Schutz, was es ermöglicht, Klimawandelfolgen durch innovative Anpassungsstrategien abzufedern. Dennoch bleibt auch Costa Rica nicht immun gegen die zunehmenden Wetterextreme und die ökologischen Veränderungen, die mit der globalen Erwärmung einhergehen. Das Land illustriert die Möglichkeiten und Herausforderungen eines proaktiven Umgangs mit dem Klimawandel.

Diese drei Länder sind nur stellvertretend für Millionen von Menschen weltweit, die durch den Klimawandel bereits jetzt oder in naher Zukunft existenzielle Risiken tragen. Steigende Meeresspiegel, häufiger auftretende und intensivere Stürme sowie die damit verbundene Zerstörung von Lebensraum führen zu humanitären Krisen, Zwangsmigration und geopolitischen Spannungen. Die Situation in Puerto Rico und auf den Marshallinseln verdeutlicht, dass die Gefahren keineswegs auf kleine Inselstaaten beschränkt sind, sondern auch größere und politisch mächtigere Gebiete bedrohen.

Neben der unmittelbaren Bedrohung durch Naturkatastrophen ist es essenziell zu verstehen, dass der Klimawandel ein globales Problem darstellt, dessen Ursache in der unverminderten Emission von Treibhausgasen, vor allem Kohlendioxid, liegt. Die Vereinigten Staaten, als zweitgrößter Emittent nach China, spielen hierbei eine zentrale Rolle. Ihr Verbleib oder Wiedereintritt ins Pariser Abkommen hat weitreichende Konsequenzen für die globale Klimapolitik und die Möglichkeit, katastrophale Entwicklungen abzuwenden.

Die Klimakrise zeigt, dass globale Verantwortung und gemeinsames Handeln unerlässlich sind. Kein Land, keine Region ist isoliert von den Folgen des Klimawandels. Das Bild, das die Gastgeber der COP23 aus Fidschi zeichnen, „Wir sitzen alle im selben Boot“, mahnt zur Solidarität und kollektiver Handlung. Die existenzielle Bedrohung kleiner Inselstaaten ist ein Warnsignal, das die gesamte Menschheit betrifft.

Wichtig ist zudem, dass der Klimawandel nicht nur eine ökologische Krise ist, sondern tiefgreifende soziale, wirtschaftliche und politische Implikationen hat. Umweltbedingte Migration, der Verlust von Biodiversität, verschärfte Konflikte um Ressourcen sowie die Verschärfung globaler Ungleichheiten sind eng verknüpft mit den Veränderungen, die der Klimawandel hervorruft. Ein umfassendes Verständnis dieser Verflechtungen ist unerlässlich, um nachhaltige und gerechte Lösungen zu entwickeln, die sowohl die Verwundbarsten schützen als auch die Ursachen des Problems an der Wurzel bekämpfen.

Wie bewältigen kleine und besonders gefährdete Staaten die Herausforderungen des Klimawandels?

Die Verankerung von Umwelt- und Klimaschutz in der Verfassung Costa Ricas verdeutlicht den hohen Stellenwert, den nachhaltige Entwicklung in einigen Ländern einnimmt. So garantiert Artikel 46 der 2011 revidierten Verfassung den Verbrauchern Rechte auf Gesundheit, Umwelt und Sicherheit sowie Zugang zu verlässlichen Informationen. Artikel 50 erweitert dies um das Recht aller Personen auf eine gesunde und ökologisch ausgewogene Umwelt und legitimiert sie, Umweltschäden anzuprangern und Wiedergutmachung einzufordern. Costa Rica verfolgt ambitionierte Ziele, etwa die angestrebte Klimaneutralität bis 2021. Die Fähigkeit, den Energiebedarf 2015 für 75 Tage ausschließlich durch erneuerbare Energien – überwiegend Wasserkraft – zu decken, unterstreicht die Innovationskraft des Landes im Klimaschutz. Trotz begrenzter Wind- und Solarenergiequellen spielt vor allem die Wasserkraft eine zentrale Rolle, unterstützt durch eine politische Infrastruktur, die nachhaltige Entwicklung fördert.

Auf internationaler Ebene bündeln besonders gefährdete Staaten ihre Kräfte in Allianzen, um globale Klimapolitik aktiv mitzugestalten und sich gegen existenzielle Bedrohungen durch den Klimawandel zu wappnen. Die „Vulnerable 20“ (V20), initiiert mit 20 Mitgliedern wie Costa Rica, Kiribati und Bangladesch, setzen sich primär für finanzielle Unterstützung durch internationale Organisationen wie die Weltbank ein und fördern den Grünen Klimafonds. Mit wachsendem Mitgliederkreis, heute als Climate Vulnerable Forum bezeichnet, erweiterten sie ihre Agenda um klare Forderungen zur Reduktion fossiler Brennstoffe und eine Begrenzung der Erderwärmung auf maximal 1,5 Grad Celsius. Die zweite bedeutende Koalition, die Alliance of Small Island States (AOSIS), vereint 36 Staaten, die durch steigende Meeresspiegel existenziell bedroht sind. Diese Allianz hat aktiv Mittel eingeworben, um Klimarisiken durch technologische und ökologische Maßnahmen zu verringern, und protestiert gegen Verwässerungen von Klimaschutzregelungen auf internationaler Ebene.

Die Situation der Marshall Islands illustriert eindrücklich das unmittelbare Ausmaß der Gefährdung kleiner Inselstaaten. Mit durchschnittlich weniger als zwei Metern über dem Meeresspiegel sind diese Atolle besonders anfällig für Überschwemmungen und steigende Fluten. Der Klimawandel verschärft diese Probleme durch veränderte globale Windmuster und damit verbundene erhöhte Meeresspiegel in der Region. Die Herausforderung besteht darin, dass die Bewohner bereits jetzt regelmäßige Überflutungen erleben, die in wenigen Jahrzehnten zur Unbewohnbarkeit führen können. Die komplexe Beziehung der Marshall Islands zu den USA, insbesondere mit militärischen Verträgen und nuklearen Altlasten, verdeutlicht zudem, wie geopolitische Interessen und Umweltfragen miteinander verwoben sind. Rechtliche Schritte gegen die USA und andere Atommächte wegen Nichteinhaltung von Abrüstungsverpflichtungen bleiben bislang ohne juristischen Erfolg.

Ein weiteres Beispiel für das Versagen großer Staaten im Umgang mit den Folgen des Klimawandels ist Puerto Rico nach dem Hurrikan Maria 2017. Der massive Zerstörungsgrad und die langsame sowie problematische Unterstützung durch die US-Bundesregierung offenbaren die sozialen und politischen Verwerfungen, die durch Naturkatastrophen verstärkt werden. Das Verhalten und die verzögerte Hilfe durch Bundesbehörden führten zu öffentlicher Empörung und politischen Protesten.

Die kleinen Inselstaaten und andere besonders gefährdete Länder haben sich weltweit als Motoren der Klimabewegung etabliert. Sie setzten sich vehement für eine Begrenzung der globalen Erwärmung auf 1,5 Grad Celsius ein, ein Ziel, das inzwischen auch von Wissenschaftlern als notwendig erachtet wird. Zudem engagieren sie sich für konkrete Maßnahmen wie das Verbot von Plastiktüten, die Reduzierung fossiler Brennstoffe und den Ausbau erneuerbarer Energien. Diese Staaten sind nicht nur Opfer, sondern auch treibende Kräfte einer globalen Klimapolitik, die nicht nur ihre Existenz sichert, sondern auch nachhaltige Entwicklung weltweit fördern will. Der Verlust von Inseln, wie im Jahr 2017 bei den Salomonen, ist nur ein warnendes Beispiel für die fortschreitenden Auswirkungen des Klimawandels.

Neben den beschriebenen politischen und rechtlichen Maßnahmen ist von zentraler Bedeutung, die Verwundbarkeit kleiner Staaten im globalen Kontext zu verstehen. Ihre Herausforderungen sind eng mit Fragen von Gerechtigkeit, historischer Verantwortung und der globalen Verteilung von Ressourcen verbunden. Klimawandel ist kein isoliertes Umweltproblem, sondern eine komplexe soziale, wirtschaftliche und geopolitische Herausforderung. Für das Verständnis der Klimakrise ist es essentiell, die unterschiedlichen Positionen und Fähigkeiten der Länder anzuerkennen. Nur durch internationale Solidarität, nachhaltige Finanzierungsmechanismen und technologischen Transfer kann ein wirksamer Schutz der besonders gefährdeten Staaten gewährleistet werden. Es geht nicht nur um Anpassung, sondern auch um die gerechte Gestaltung der globalen Energiewende, um die Lebensgrundlagen heutiger und zukünftiger Generationen zu sichern.