Ashokas Edikte sind nicht nur Zeugnisse seiner religiösen und moralischen Überzeugungen, sondern auch Ausdruck einer imperialen Vision, die sowohl persönliche Reflexionen als auch die praktischen Herausforderungen der Herrschaft über ein großes, kulturell und wirtschaftlich vielfältiges Reich umfasst. Die Zeit Ashokas im 3. Jahrhundert v. Chr. war von bedeutenden politischen Umwälzungen geprägt. Die Maurya-Dynastie hatte ein riesiges Imperium geschaffen, das von den Himalaya-Bergen bis zum Deccan-Plateau reichte, und Ashoka musste nicht nur militärische und wirtschaftliche Stabilität gewährleisten, sondern auch den sozialen Zusammenhalt in einer Gesellschaft fördern, die von einer Vielzahl religiöser und kultureller Praktiken geprägt war.
Die frühe indische Tradition betonte bereits die Wichtigkeit der Tugenden und der Selbstbeherrschung, doch Ashoka hob diese Prinzipien auf eine neue Ebene. Während in vielen indischen Schulen die Entwicklung des Einzelnen und die Praxis der Selbstkontrolle von zentraler Bedeutung waren, integrierte Ashoka diese Werte in die politische Struktur seines Reiches. Durch seine Edikte, die auf Felsen und Säulen eingraviert wurden, propagierte er die Idee eines dhammischen Staates, in dem Moral und ethische Prinzipien die Grundlage des politischen Lebens bildeten. Ashoka strebte nicht nach der Schaffung eines buddhistischen Staates, sondern nach einem Staat, dessen Regierungsführung auf den Prinzipien des Dhamma basierte – einer universellen moralischen Ordnung, die auf Wahrheit, Gewaltlosigkeit und Mitgefühl beruhte.
Die Religiösität und die moralische Verantwortung, die Ashoka als Prinzip seiner Herrschaft propagierte, wurden nicht nur in seinen Edikten geäußert, sondern auch in der Architektur und Kunst seiner Zeit sichtbar. Monumentale Steinskulpturen und -architekturen, die mit den politischen Idealen der Maurya-Dynastie verbunden sind, traten erneut in Erscheinung, nachdem sie in der Harappa-Zivilisation eine lange Zeit hindurch nur rudimentär entwickelt worden waren. Die Entstehung solcher Kunstwerke war eng verbunden mit dem Aufstieg eines zentralisierten Staates und der wachsenden Bedeutung der städtischen Eliten. Viele der erhaltenen Kunstwerke und architektonischen Überreste aus der Maurya-Zeit können als Hofkunst betrachtet werden, die direkt mit dem kaiserlichen Patronat verbunden ist. Doch auch „volksnahe“ Kunstformen, wie Terrakotta-Figuren und kleinere Skulpturen, zeigen die breite Wirkung und Unterstützung, die Ashokas Vision in allen Gesellschaftsschichten fand.
Ein besonderes Augenmerk verdient die Rolle der Handwerker und Künstler, die Ashokas Edikte in Stein schnitzten. Einer dieser Handwerker, Chapada, hinterließ seine Unterschrift an mehreren Orten, darunter Brahmagiri und Jatinga Ramesvara. Dies zeigt, dass die Schaffung dieser monumentalen Werke nicht nur ein zentraler politischer Akt war, sondern auch das Handwerk und die Kunstfertigkeit in der Maurya-Zeit von großer Bedeutung waren. Es bleibt jedoch eine Frage, wie stark westliche Einflüsse, insbesondere die persische Kunsttradition, die Entwicklung der monumentalen Kunst in Indien beeinflussten. Manche Forscher argumentieren, dass die ersten Darstellungen von Skulpturen und Architektur während der Maurya-Dynastie stark von der persischen Kunst inspiriert wurden, während andere die Ursprünge in den traditionelleren indischen Kunstformen sehen.
Die Existenz der berühmten, freistehenden Ashoka-Säulen ist ein weiteres bemerkenswertes Element der Kunst und Architektur der Maurya-Zeit. Diese Säulen, die aus Sandstein gefertigt und in ganz Indien aufgestellt wurden, sind sowohl ein Symbol der imperialen Macht als auch ein Ausdruck des Dhamma. Sie trugen oft Inschriften, die Ashokas ethische und religiöse Prinzipien zusammenfassten und in der gesamten Region verbreiteten. Besonders bemerkenswert sind die Säulen, die mit einem Löwenkopf als Kapitell geschmückt sind, ein Symbol für Ashokas Herrschaft und seine enge Verbindung mit buddhistischen Idealen.
Ashokas politische Philosophie und seine Umsetzung durch Kunst und Architektur stießen jedoch nicht nur auf Zustimmung. Die Kurzlebigkeit und das Fehlen eines langfristigen künstlerischen Erbes der Maurya-Hofkunst werfen Fragen auf. Warum hinterließen die Maurya-Kunstwerke keinen bleibenden Einfluss auf die spätere indische Kunstgeschichte? Und warum verschwanden die monumentalen Darstellungen der Maurya-Zeit so schnell aus dem öffentlichen Raum? Es bleibt unklar, ob die Kunst dieser Zeit von den breiten Massen der Bevölkerung wahrgenommen und geschätzt wurde oder ob sie lediglich eine Elitekunst war, die in erster Linie dem Hof und der Staatsführung diente.
Neben der politischen und religiösen Symbolik ist auch das Handwerk selbst von Interesse. Die technischen Details, die in den Ausgrabungen von Städten wie Patna und Bulandibagh gefunden wurden, geben Aufschluss über die materiellen Grundlagen dieser Kunstwerke und die hochentwickelten Bautechniken der Maurya-Zeit. Die Holzkonstruktionen, die teilweise bei den Ausgrabungen freigelegt wurden, sowie die Entdeckung von großen Abwasserkanälen und Plattformen für öffentliche Versammlungen deuten auf ein ausgeklügeltes System von öffentlicher Infrastruktur hin, das mit den monumentalen Bauwerken Ashokas in Einklang stand. Diese Entdeckungen lassen vermuten, dass die Architektur und Kunst der Maurya-Zeit nicht nur eine Ausdrucksform der kaiserlichen Ideologie waren, sondern auch praktische Lösungen für das Leben im imperium ermöglichten.
Die Ashoka-Säulen, die heute noch in verschiedenen Teilen Indiens zu finden sind, sind nicht nur Relikte einer vergangenen Epoche. Sie sind Zeugen eines Herrschers, der versuchte, ethische Prinzipien in das tägliche Leben seines Volkes zu integrieren. Ashokas Edikte, die sich von einfachen religiösen Lehrsprüchen zu konkreten politischen Anweisungen entwickelten, vermitteln die Vision eines Kaisers, der moralische und religiöse Ideale in die Praxis der Staatsführung umsetzte. Sie sind ein faszinierendes Beispiel dafür, wie Kunst und Architektur nicht nur die Macht eines Herrschers symbolisieren, sondern auch als Kommunikationsmittel dienen, um das Bewusstsein für eine höhere moralische Ordnung in der gesamten Gesellschaft zu fördern.
Wie die Verehrung von Shiva, Vishnu und Durga das religiöse Leben im Indien der Gupta-Zeit prägte
Im Jahr 138 des Gupta-Kalenders (also 457–58 n. Chr.) berichtet Skandagupta, dass Chakrapalita einen Tempel zu Ehren des Gottes Vishnu unter dem Namen Chakrabhrit (der den Chakra trägt) errichtet habe. Diese Entwicklung fällt in eine Zeit, in der die Verehrung von Vishnu und anderen wichtigen Gottheiten wie Shiva und Durga in der indischen Gesellschaft zunehmend an Bedeutung gewann. Es war nicht nur die religiöse Praxis, die sich veränderte, sondern auch die Art und Weise, wie diese Gottheiten in der Kunst und Architektur repräsentiert wurden. Insbesondere die Verehrung von Shiva, die mit der Zeit verschiedene Facetten annahm, ist ein herausragendes Merkmal dieser Epoche.
Der Kult von Shiva erlebte im Zeitraum von etwa 300 bis 600 n. Chr. einen enormen Aufschwung. Shiva, als der Gott der Zerstörung und des Neubeginns, war nicht nur mit anderen wichtigen Gottheiten wie Ganesha und Karttikeya verbunden, sondern auch mit der Flussgöttin Ganga, was die Vielseitigkeit seiner Verehrung widerspiegelte. In den Shiva-Puranas werden verschiedene Formen von Shiva beschrieben, die sowohl im Mainstream-Hinduismus als auch in Randsekten verehrt wurden. Besonders hervorzuheben ist die Bedeutung der Pashupata-Sekte, einer der ältesten und einflussreichsten Shiva-Sekten, die eine klare Unterscheidung zwischen der individuellen Seele (pashu), dem Gott (pati) und den weltlichen Fesseln (pasha) traf. Befreiung, verstanden als eine enge Verbindung zwischen der Seele und Shiva, konnte nur durch die Gnade des Gottes erlangt werden.
Diese philosophischen Konzepte gingen Hand in Hand mit einer ausgeprägten yogischen Praxis und Askese. Die Mitglieder der Pashupata-Sekte waren oft Asketen, die ihren Körper mit Asche (bhasma) bedeckten, und sie wurden in vielen Bereichen Indiens, insbesondere in Mathura und Odisha, verehrt. Einige der ältesten erhaltenen Tempel in Odisha, wie der Lakshmaneshvara, Bharateshvara und Shatrughneshvara-Tempel, weisen auf die Verbindung zu dieser Sekte hin. Weitere Überreste von Shiva-Tempeln, zum Beispiel in Bhumara und Khoh, belegen die weite Verbreitung dieser Verehrung im indischen Subkontinent.
Die Tempelanlagen dieser Zeit sind bedeutende Zeugen des religiösen Lebens der Gupta-Zeit. Ein weiteres beeindruckendes Beispiel für die Verehrung von Shiva findet sich auf der Insel Elephanta vor der Küste Mumbais. Die berühmte Höhle 1, die auf das mittlere 6. Jahrhundert datiert wird, ist eine der bekanntesten Höhlen auf der Insel. Sie enthält ein monumentales Relief von Mahadeva, dem höchsten Shiva, mit drei Gesichtern. Diese Darstellung ist von enormer symbolischer Bedeutung, da die drei Gesichter verschiedene Aspekte von Shiva widerspiegeln, wobei das zentrale Gesicht für seine ruhige Natur steht, während die beiden seitlichen Gesichter die widersprüchlichen Facetten des Gottes darstellen: Aghora, die furchtbare Form Shivas, und Vamadeva, die sanfte und wohlwollende Seite.
In dieser Darstellung von Mahadeva wird nicht nur die Vielschichtigkeit Shivas als Gottheit erkennbar, sondern auch die enge Verbindung zu anderen Aspekten der indischen Religiosität, wie sie in den Puranas beschrieben wird. Die Kunst und Architektur dieser Zeit reflektieren also die religiösen Strömungen und die vielfältigen Interpretationen von Shiva. Es ist bemerkenswert, dass diese monumentalen Darstellungen nicht nur als Kunstwerke, sondern auch als Ausdruck einer tiefgreifenden religiösen und philosophischen Praxis verstanden werden müssen.
Neben der Verehrung Shivas spielte auch Durga eine entscheidende Rolle im religiösen Leben. Die große Göttin, die als Parvati, Mahakali und Durga verehrt wurde, nahm im Hinduismus eine zentrale Stellung ein. Sie wird in den Mahabharata und den Puranas als die Göttin beschrieben, die sowohl zerstörerische als auch friedliche Aspekte vereint. In ihrer Zerstörungsform ist sie bekannt als Kali, die furchtbare, die den Dämonen Mahishasura und viele andere besiegte, während sie in ihrer friedlichen Form als Mahadevi, die große Göttin, in einer gütigen und beschützenden Rolle erscheint. Diese Vielgestaltigkeit und der damit verbundene symbolische Ausdruck der Göttin spiegeln die Komplexität der religiösen Praxis in dieser Zeit wider.
Durga, die als Umāpati (Ehefrau von Shiva) in enger Verbindung zu Shiva stand, wurde nicht nur in den großen Epen verehrt, sondern auch in zahlreichen Tempeln und Skulpturen verewigt. Ihr Bild als Mahakali, die dunkle, zerschmetternde Göttin, und als Mahadevi, die fürsorgliche Mutter, wurde durch die Jahrhunderte hinweg immer wieder neu interpretiert und angepasst. Die Vielzahl von Namen und Aspekten, unter denen Durga verehrt wurde, spricht für die Flexibilität und Tiefe der religiösen Traditionen dieser Zeit.
Für den Leser dieser Epoche ist es unerlässlich zu verstehen, dass die religiösen Praktiken dieser Zeit nicht nur durch den Bau von Tempeln und die Schaffung von Kunstwerken geprägt waren, sondern dass sie tief in den philosophischen und spirituellen Lehren des Hinduismus verwurzelt waren. Die Verehrung von Shiva, Vishnu und Durga stand nicht isoliert, sondern war Teil eines vielschichtigen religiösen Netzwerks, das die verschiedenen Aspekte des menschlichen Lebens und der spirituellen Entwicklung berücksichtigte. Diese Zeit war nicht nur eine Blütezeit der religiösen Kunst, sondern auch eine Zeit intensiver philosophischer Reflexion und spiritueller Praxis.
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