Die globalen Institutionen, die seit dem Zweiten Weltkrieg unter maßgeblicher Führung der Vereinigten Staaten standen, sehen sich heute einer fundamentalen Herausforderung gegenüber: Aufstrebende Mächte fordern zunehmend Gleichberechtigung und das Recht, in die inneren Handels- und Wirtschaftspolitiken der USA einzugreifen. Diese neue Dynamik unterminiert das bestehende System globaler Wirtschaftsordnung, da die USA sich weigern, als ein Staat unter vielen behandelt zu werden. Als Reaktion auf den Kollaps der Doha-Runde suchten die Vereinigten Staaten nach Alternativen, etwa durch regionale Handelsabkommen wie die Transpazifische Partnerschaft (TPP), die strategisch so gestaltet wurden, dass sie unter US-Kontrolle bleiben und wichtige Konkurrenten wie China ausschließen. Diese Bewegung markiert eine implizite Anerkennung des Scheiterns der US-Führung auf globaler Ebene, wenngleich diese regionalen Initiativen selbst mit wachsendem Widerstand innerhalb der USA konfrontiert sind.

Während die zentralen globalen Institutionen weiterhin von den Vereinigten Staaten dominiert werden, hat deren Fähigkeit, amerikanische Macht projizieren zu können, deutlich abgenommen. Andere Länder entwickeln parallel alternative Strategien, die die Reichweite dieser Institutionen aushöhlen. Vor dem Dilemma, zwischen einer Bewahrung amerikanischer Kontrolle über weitgehend unveränderte Institutionen und einer Öffnung hin zu weitreichenden Reformen zu wählen – mit der Gefahr eines Machtverlustes – entschieden sich die USA stets für Ersteres.

Dies spiegelt sich auch in regionalen Institutionen wider, die nach dem Zweiten Weltkrieg durch die USA geschaffen wurden, insbesondere in Lateinamerika. Die Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) erfüllte während des Kalten Krieges ihre Funktion im Sinne US-amerikanischer Interessen, wurde aber zunehmend von der politischen Realität in der Region herausgefordert. Die ausschließende Haltung gegenüber Kuba wurde von fast allen lateinamerikanischen Ländern zu Beginn des neuen Jahrtausends abgelehnt, was zum vorsichtigen Aufbau alternativer regionaler Zusammenschlüsse wie der Comunidad de Estados Latinoamericanos y Caribeños (CELAC) führte – ein Forum, das Kuba einschließt und die USA sowie Kanada ausschließt. Die Forderung der CELAC, Kuba bei künftigen Amerika-Gipfeln einzubeziehen, führte schließlich zur Wiederaufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen den USA und Kuba, allerdings ohne eine Wiederaufnahme Kubas in die OAS. Diese Entwicklung offenbart den Bedeutungsverlust der OAS als US-gesteuerte Institution und markiert den Aufstieg neuer regionaler Akteure, die zunehmend eigenständige politische und wirtschaftliche Wege suchen.

Ein weiterer Eckpfeiler der amerikanischen globalen Machtarchitektur ist die NATO. Obwohl das Ende des Kalten Krieges 1989 Hoffnungen nährte, die Allianz könne Teil eines umfassenderen europäischen Sicherheitssystems werden, blieb die NATO fest unter US-Kontrolle und erweiterte sich sogar auf osteuropäische Staaten. Ihre Einsätze „außerhalb des Gebiets“ wie in Afghanistan oder Libyen demonstrieren die fortwährende strategische Bedeutung des Bündnisses als Instrument amerikanischer Hard Power. Allerdings belastet das mangelnde Engagement anderer NATO-Mitglieder im Bereich der Verteidigungsausgaben die Allianz intern und stellt die Belastbarkeit und den Zusammenhalt des Bündnisses in Frage.

Der Umgang der USA mit diesen Institutionen zeigt eine deutliche Präferenz für Machterhalt über Anpassung. Die Herausforderung für die USA liegt darin, ihre Führungsrolle zu bewahren, ohne die institutionellen Grundlagen der globalen Ordnung zu zerstören. Zugleich ist ersichtlich, dass andere Staaten zunehmend bereit sind, alternative Institutionen und Foren zu etablieren, um ihre eigenen Interessen durchzusetzen. Der Prozess veranschaulicht, wie der Rückzug der USA aus einer uneingeschränkten globalen Hegemonie mit der Entstehung multipolarer Machtstrukturen einhergeht.

Wichtig ist zu verstehen, dass der Bedeutungsverlust der US-Hegemonie nicht allein durch das Verhalten anderer Staaten erklärt werden kann, sondern auch durch innere Widersprüche und politische Spannungen innerhalb der Vereinigten Staaten selbst. Die wachsende Skepsis gegenüber Freihandelsabkommen und multilateralen Verpflichtungen spiegelt eine tiefere Identitätskrise wider, die die amerikanische Außenpolitik in eine Defensive zwingt. Die Entwicklung neuer regionaler Zusammenschlüsse, die Unabhängigkeit von Washington suchen, zeigt zudem, dass Macht im 21. Jahrhundert nicht mehr ausschließlich über traditionelle Institutionen projiziert wird, sondern zunehmend auch durch flexible, informelle Netzwerke und bilaterale Beziehungen. Dieses Wissen ist zentral, um die heutige Dynamik internationaler Beziehungen und die multiplen Ebenen der globalen Machtpolitik zu erfassen.

Wie die Monroe-Doktrin und der amerikanische Imperialismus das geopolitische Denken prägten

Die Monroe-Doktrin von 1823, eine der Schlüsseldokumente der Außenpolitik der Vereinigten Staaten, spielte eine entscheidende Rolle in der Formierung des amerikanischen Imperialismus im 19. und 20. Jahrhundert. Ursprünglich als Reaktion auf die europäischen Versuche, Kolonien in Amerika zu etablieren, proklamierte Präsident James Monroe, dass die westliche Hemisphäre außerhalb der Einflussnahme europäischer Mächte stehe. Doch die Doktrin ging weit über den Schutz vor europäischen Interventionen hinaus und entwickelte sich zu einem Instrument, das die Expansion der Vereinigten Staaten und deren hegemoniale Ansprüche in der westlichen Hemisphäre legitimierte.

Obwohl die Monroe-Doktrin zunächst als Schutzmaßnahme für die neugegründeten Staaten Lateinamerikas gedacht war, wandelte sie sich unter den verschiedenen amerikanischen Präsidenten zunehmend zu einer Rechtfertigung für imperialistische Bestrebungen. Besonders in den Jahren nach dem Spanisch-Amerikanischen Krieg (1898), als die USA von einem regionalen Akteur zu einer globalen Macht aufstiegen, wurde sie genutzt, um die Expansion der Vereinigten Staaten in den Pazifikraum und die Karibik zu rechtfertigen.

Das Aufeinandertreffen mit den europäischen Kolonialmächten führte dazu, dass die USA in eine zunehmend aktive Rolle in der Weltpolitik traten. Präsident Theodore Roosevelt, der die Doktrin weiterführte, erklärte die sogenannte Roosevelt-Korrektur im Jahr 1904, welche den USA das „Recht“ gab, in die Angelegenheiten Lateinamerikas einzugreifen, um Ordnung aufrechtzuerhalten und die „Stabilität“ in der Region zu sichern. Dies führte zu direkten militärischen Interventionen in Ländern wie der Dominikanischen Republik und Nicaragua, die als Teil der sogenannten „Big Stick Diplomacy“ bekannt wurden.

Parallel dazu hatte die Monroe-Doktrin auch weitreichende wirtschaftliche Implikationen. Die USA begannen, ihre Wirtschaftsbeziehungen zu verstärken und in strategischen Regionen wie dem Nahen Osten, Zentralamerika und dem Pazifikraum eine dominierende Stellung einzunehmen. Das wirtschaftliche und militärische Engagement in der Region, insbesondere durch die Kontrolle über wichtige Handelsrouten wie den Panamakanal, trug dazu bei, die USA als eine unangefochtene Großmacht zu etablieren.

Ein besonders prägendes Beispiel für die geopolitische Bedeutung der Monroe-Doktrin war die Rolle der Vereinigten Staaten im Ersten und Zweiten Weltkrieg. Die USA, die während des ersten Krieges noch als neutrale Macht agierten, nahmen im Verlauf des Zweiten Weltkrieges eine dominierende Rolle ein, sowohl militärisch als auch wirtschaftlich. Das Ende des Zweiten Weltkriegs markierte nicht nur die Niederlage der Achsenmächte, sondern auch den Aufstieg der USA zur unbestrittenen Supermacht.

In der Mitte des 20. Jahrhunderts, mit dem Beginn des Kalten Krieges, wurde die Monroe-Doktrin durch die geopolitischen Spannungen zwischen den USA und der Sowjetunion neu interpretiert. Die Dominanz der USA in der westlichen Hemisphäre galt nun als notwendig, um den Einfluss der Kommunistischen Partei in der Region zu verhindern. Dieses „Containment“ der sowjetischen Expansion wurde durch Interventionen in der Karibik (z.B. in Kuba) und in Mittelamerika (z.B. im Fall der Sandinisten in Nicaragua) vorangetrieben.

In den letzten Jahrzehnten, als die USA ihre strategischen Interessen weltweit ausweiteten, wurde die Monroe-Doktrin zunehmend als ein Relikt des vergangenen Jahrhunderts betrachtet. Dennoch bleibt ihre philosophische Grundlage – die Unterscheidung zwischen der westlichen Hemisphäre und dem Rest der Welt – ein zentraler Bestandteil des amerikanischen politischen Diskurses.

Es ist wichtig, zu verstehen, dass die Monroe-Doktrin nicht nur eine politische Haltung widerspiegelt, sondern auch eine wirtschaftliche Strategie. Die USA nutzten ihre geopolitische Dominanz nicht nur zur Sicherung ihrer territorialen Integrität, sondern auch zur Ausweitung ihrer Handelsbeziehungen und wirtschaftlichen Einflussnahme. Im Laufe der Jahre führten diese Bestrebungen zu einem unbestreitbaren amerikanischen Hegemonieverständnis, das die politische Landschaft der westlichen Hemisphäre nachhaltig prägte.

Die Auseinandersetzung mit der Monroe-Doktrin und ihrer Umsetzung zeigt, wie stark die USA ihr außenpolitisches Handeln auf ihre eigene, teils selbstzentrierte Wahrnehmung der Welt stützten. Doch auch die Reaktionen anderer Staaten und die politischen und ökonomischen Auswirkungen dieser Doktrin auf die Länder der westlichen Hemisphäre dürfen nicht übersehen werden. Insbesondere in Bezug auf die Beziehungen zu Ländern wie Kuba, Mexiko und den Ländern Zentralamerikas, die immer wieder durch amerikanische Interventionen betroffen waren, ist es entscheidend zu erkennen, wie die Monroe-Doktrin als eine Form der imperialistischen Politik agierte, die viele Konflikte und Spannungen in der Region schürte.

Wie die Expansion der Vereinigten Staaten das Schicksal von Mexiko und Zentralamerika prägte

Der sogenannte "Gadsden Purchase" im Dezember 1853, bei dem die USA für 10 Millionen Dollar Gebietsrechte erwarben, setzte den Rahmen für die Expansion des Landes in den Süden. Doch schon zu Beginn des Mexikanisch-Amerikanischen Krieges wurden Fragen zu Sklaverei und territorialen Grenzen aufgeworfen. Bereits 1846 fügte der Demokrat David Wilmot eine Klausel in ein Haushaltsgesetz ein, das besagte, dass auf den eroberten mexikanischen Gebieten keine Sklaverei erlaubt sein dürfe. Auch wenn dieser „Wilmot Proviso“ nicht angenommen wurde, blieb die zentrale Frage bestehen: Sollte Sklaverei in den neuen Gebieten erlaubt sein? Diese Frage fand eine vorläufige Antwort im „Compromise of 1850“, einem Gesetzespaket, das von Henry Clay ausgearbeitet wurde.

Dieses Kompromissgesetz bestand aus acht Resolutionsvorschlägen und hatte weitreichende Auswirkungen. Die Sklaverei wurde in Kalifornien verboten, doch die anderen Gebiete, die aus den mexikanischen Erwerbungen gebildet wurden, konnten selbst entscheiden, wie sie mit der Sklaverei verfahren wollten. Der Handel mit Sklaven in das Hauptstadtgebiet von Washington D.C. wurde eingestellt, aber gleichzeitig trat ein wesentlich härteres Gesetz zur Rückführung entflohener Sklaven in Kraft. Dieser Vertrag legte die Grundlage für die politische Auseinandersetzung über Sklaverei, die später in den Amerikanischen Bürgerkrieg münden sollte.

Die Erhebung Kaliforniens zum Staat im Jahr 1850 war vor allem durch die dramatische Zunahme der nicht-indianischen Bevölkerung begünstigt. Nach der Entdeckung von Gold in Kalifornien im Jahr 1848 stieg die Zahl der Siedler massiv an. Dies führte zu einem dramatischen Umbruch der demografischen und politischen Verhältnisse, was die Frage nach der Rolle der Sklaverei in diesem Gebiet besonders brisant machte. Kalifornien schaffte es, ohne den Umweg über die territoriale Phase als Staat in die Union aufgenommen zu werden, und brachte damit den fortwährenden Konflikt über die Sklaverei erneut auf den Tisch.

Die Situation der indigenen Völker in Kalifornien und anderen eroberten Gebieten verschärfte sich jedoch in einer noch dramatischeren Weise. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts war die indianische Bevölkerung in Alta Kalifornien noch groß, sie fiel jedoch schnell durch Krankheit und die Konkurrenz um Ressourcen nach der massiven Zuwanderung von Siedlern. Eine von der kalifornischen Gesetzgebung eingeführte Anti-Lazzengesetzgebung, die die „vagabundierenden und verwaisten“ Indianer zur Zwangsarbeit zwang, konnte als eine der vielen gewaltsamen und ausbeuterischen Maßnahmen angesehen werden, die zur Auslöschung der einheimischen Bevölkerung beitrugen. In Kalifornien ereigneten sich in der Folge zahlreiche Massaker an den Ureinwohnern, was eine fast vollständige Vernichtung der indigenen Kulturen zur Folge hatte. Russell Thornton bezeichnete Kalifornien später als den Ort, an dem die meisten Historiker einem Genozid an den indigenen Völkern nicht widersprechen würden.

Das „Compromise of 1850“ führte nicht nur zur Gründung Kaliforniens als Bundesstaat, sondern schuf auch zwei neue Territorien: New Mexico und Utah. Diese Territorien, die große Gebiete umfassten, wurden zunächst als zukünftige Staaten erwartet. Doch die Realität sah anders aus: Besonders New Mexico, mit seiner relativ großen nicht-indianischen Bevölkerung, und Utah, das von den Mormonen besiedelt war, sahen sich mit Konflikten und Widerständen konfrontiert. Besonders die indianischen Kriege, die bereits ab 1849 im Gebiet von New Mexico tobten, verzögerten die staatliche Anerkennung erheblich.

Für einige Teile des mexikanischen Territoriums sollte es noch Jahrzehnte dauern, bis sie den Status von Bundesstaaten erlangten. Nevada wurde 1864, als Folge des Silberbooms, relativ schnell ein Bundesstaat. Utah hingegen musste sich bis 1896 gedulden, vor allem aufgrund der politischen und religiösen Spannungen rund um die Mormonen. New Mexico und Arizona wurden noch später aufgenommen, was nicht zuletzt den langwährenden Indianerkriegen zu verdanken war. Diese Gebiete waren für fast ein Jahrhundert effektiv US-Kolonien, und ihre Entwicklung wurde von den Spannungen und Konflikten dieser Zeit geprägt.

Das geopolitische Ziel der USA, eine feste Kontrolle über den Isthmus von Panama zu erlangen, wurde 1846 mit dem Bidlack-Mallarino-Vertrag zwischen den Vereinigten Staaten und Neugranada (heute Kolumbien) weiter konkretisiert. Dieser Vertrag sicherte den USA das Recht auf Transit über den Isthmus von Panama, wodurch ein strategisches Tor für eine spätere Canalprojekte geöffnet wurde. 1855 wurde eine Eisenbahn über den Isthmus gebaut, und obwohl der Bau des Panamakanals damals noch in weiter Ferne lag, hatte dieser Eisenbahnverkehr weitreichende wirtschaftliche und geopolitische Konsequenzen. Die USA sicherten sich damit nicht nur eine wichtige Handelsroute, sondern übernahmen auch eine schützende Rolle für diese Strecke, was zu wiederholten militärischen Interventionen in der Region führte.

In den folgenden Jahrzehnten intensivierte sich das US-Engagement in Panama, insbesondere während der politischen Instabilität Kolumbiens, was die USA schließlich in die Rolle eines faktischen Schutzherrn der Region brachte. Besonders die Präsidentschaft von Abraham Lincoln, die die Expansion der USA und die Gründung von Kolonien vorantrieb, legte die Grundlage für spätere politische und wirtschaftliche Eingriffe in Mittelamerika.

Wichtig zu beachten ist, dass diese Expansion nicht nur durch strategische, wirtschaftliche und geopolitische Interessen geprägt war, sondern auch die Rolle der indigenen Völker und der sozialen Ungleichgewichte in den eroberten Gebieten ein erhebliches Maß an Konflikten und Gewalt erzeugte. Das Schicksal der indigenen Völker Kaliforniens und der Südweststaaten zeigte die tiefgreifenden Auswirkungen dieser Expansion auf die einheimische Bevölkerung und die Entstehung von tiefen ethnischen und politischen Spannungen, die noch viele Jahre nach der formalen Aufnahme dieser Gebiete in die USA nachhallten. Diese Konflikte und ihre Folgen sind ein wesentliches Element der Geschichte der USA, das nicht nur die Errichtung von Staaten, sondern auch die komplexe Beziehung zwischen den USA und ihren südlichen Nachbarn beeinflusste.

Wie beeinflusste das US-amerikanische Engagement nach dem Zweiten Weltkrieg die internationale Wirtschaftsordnung?

Das sogenannte Point-Four-Programm bildete die Grundlage für die US-amerikanische Rechtfertigung der Kredite der Weltbank an Entwicklungsländer im Kontext des Kalten Krieges. Diese Darlehen waren mit zahlreichen Auflagen versehen, die die zeitgenössischen Vorstellungen der USA über Entwicklungsstrategien widerspiegelten. Die Kredite wurden hauptsächlich an Regierungen oder staatliche Unternehmen vergeben. Um Darlehen auch an den privaten Sektor zu ermöglichen, wurde 1956 innerhalb der Weltbank die International Finance Corporation (IFC) gegründet, und 1960 ermöglichte die International Development Association (IDA) vergünstigte Kreditbedingungen. Die IDA war auf regelmäßige Kapitalzuflüsse der Weltbank angewiesen, was für die meisten Mitgliedstaaten unproblematisch war, jedoch in den USA die Zustimmung des Kongresses erforderte. Diese Kontrolle ermöglichte es dem US-Kongress, seinen Einfluss auf die Weltbank zu verstärken und sicherzustellen, dass diese die US-amerikanischen Interessen eng widerspiegelt. Ein häufig genanntes Beispiel ist das Verbot von Weltbankkrediten an Vietnam in den 1970er Jahren, um die US-Unterstützung für die IDA-Kapitalaufstockung zu sichern. Zu dieser Zeit war Robert McNamara, ein zentraler Architekt der Vietnamkriegspolitik, Präsident der Weltbank.

Die US-Regierung verzichtete bei den Bretton-Woods-Verhandlungen bewusst auf die Gründung einer Welthandelsorganisation, da die Agenda bereits stark ausgelastet war und die Teilnehmer hauptsächlich aus Zentralbanken und Finanzministerien bestanden. Dennoch hatte die US-Regierung eine klare Vision, die sich im November 1945 im Dokument „Proposals for Expansion of World Trade and Employment“ manifestierte. Diese Vorschläge, die auf jahrelanger Vorbereitung basierten, sahen eine detaillierte Organisation des Welthandels vor. Bereits 1934 hatte der Reciprocal Trade Agreement Act (RTAA) bilaterale Handelsverträge zwischen den USA und zahlreichen Ländern ermöglicht. Ein erstes multilaterales Engagement wurde in Artikel 7 des Lend-Lease-Abkommens von 1942 mit dem Vereinigten Königreich festgeschrieben, das die Beseitigung diskriminierender Handelspraktiken und die Reduzierung von Zöllen und Handelshemmnissen zum Ziel hatte. Das US-Außenministerium begann daraufhin 1943 mit der Ausarbeitung detaillierter Vorschläge, die 1947 in Genf zur Verhandlung bereitstanden.

Im März 1948 unterzeichneten 54 Länder in Havanna die Charta zur Gründung der Internationalen Handelsorganisation (ITO), welche die meisten US-Vorschläge enthielt, jedoch viele Ausnahmen von der Handelsliberalisierung zuließ. Anders als die gewichtete Stimmenverteilung im Internationalen Währungsfonds und der Weltbank sah die ITO für jede Nation eine Stimme vor. Dieses Prinzip basierte auf der Überlegung, dass viele Staaten die Verpflichtungen eher akzeptieren würden, wenn die Entscheidungen auf Mehrheitsbeschlüssen basierten, statt auf der Stimmgewichtung. Doch trotz der Unterzeichnung durch zahlreiche Länder ratifizierten die USA die Havanna-Charta nie. Die Truman-Regierung zögerte bis 1950 mit der Vorlage im Kongress und zog sie schließlich zurück, was dazu führte, dass kein anderes Land die Charta ratifizierte und die ITO nie in Kraft trat. Eine Kombination aus einer zurückhaltenden Regierung, skeptischer Geschäftswelt und protektionistischen Interessengruppen im Kongress zerstörte dieses Vorhaben.

Dieses Scheitern hätte die US-Bemühungen zur multilateral handelspolitischen Liberalisierung gefährden können, wenn nicht die Truman-Regierung einen zweiten Weg eingeschlagen hätte. Während der Verhandlungen zur ITO hatte der US-Außenminister bereits 1946 angekündigt, dass man parallel Tarifverhandlungen mit den beteiligten Ländern anstrebe. Diese Verhandlungen führten 1947 in Genf zum General Agreement on Tariffs and Trade (GATT). Die vereinbarten Zollsenkungen traten 1948 in Kraft, da hierfür keine gesetzgeberische Zustimmung notwendig war.

Ursprünglich war GATT als Unterbau der ITO gedacht und sollte in diese integriert werden. Die fehlende Ratifizierung der ITO machte jedoch dessen Existenz gefährlich. Zudem enthielt der RTAA eine skeptische Passage, die die politische Unterstützung für GATT nicht erleichterte. Dennoch entwickelte sich GATT zum wichtigsten Instrument für die US-Kontrolle über die Liberalisierung des Welthandels. In zahlreichen Verhandlungsrunden, beginnend 1947 in Genf, sanken die Zölle zwischen den Mitgliedstaaten kontinuierlich, und die Zahl der Teilnehmer wuchs. Obwohl einige bedeutende Staaten fehlten, erfassten die vereinbarten Zollsenkungen den Großteil des Welthandels und der US-Importe und -Exporte.

Mit dem wirtschaftlichen Fortschritt der USA zeigten sich jedoch Schwächen des GATT: Es deckte neue, für US-Unternehmen wichtige Bereiche wie Dienstleistungen, geistiges Eigentum, Arbeits- und Umweltstandards sowie den Schutz ausländischer Investitionen nicht ab. Gleichzeitig schützten US-Gesetzgeber bestimmte Sektoren vor der Liberalisierung und förderten protektionistische Maßnahmen, die es der US-Regierung erschwerten, andere Länder zu weiteren Zugeständnissen zu bewegen. Aus diesen Gründen entschieden sich die USA nach der siebten GATT-Runde in den 1970er Jahren für einen neuen, ambitionierteren Ansatz, der 1986 mit der Uruguay-Runde begann. Die neue Verhandlungsrunde behandelte alle zuvor ausgeklammerten Bereiche und mündete 1995 in die Gründung der Welthandelsorganisation (WTO). Damit erreichte die US-Regierung fast fünf Jahrzehnte nach der gescheiterten Havanna-Charta doch noch die Schaffung einer internationalen Handelsorganisation.

Neben staatlichen Akteuren spielen für das Funktionieren eines Imperiums stets auch nichtstaatliche Akteure eine zentrale Rolle. Im Fall des US-amerikanischen semiglobalen Imperiums sind insbesondere multinationale Unternehmen (MNEs), Nichtregierungsorganisationen (NGOs), Medien und religiöse Gruppen von Bedeutung. Multinationale Unternehmen, deren Bedeutung seit dem Zweiten Weltkrieg rasant gewachsen ist, zeichnen sich durch enorme Größe, Effizienz und technologische Raffinesse aus. Sie agieren global, prägen die Wirtschaftslandschaft und wirken als wesentliche Stützen des US-Imperiums.

Es ist bedeutsam zu verstehen, dass wirtschaftliche und politische Macht in der globalen Ordnung nicht ausschließlich durch staatliche Institutionen ausgeübt wird. Die Komplexität internationaler Beziehungen erfordert ein Netzwerk aus staatlichen und nichtstaatlichen Akteuren, die ineinandergreifen und sich gegenseitig beeinflussen. Die Strategien der USA, multilaterale Institutionen zu gestalten und zugleich nationale Interessen durchzusetzen, zeigen die Spannungen zwischen globalen Ordnungsansprüchen und souveränen Machtansprüchen. Die Entstehung der WTO als multilaterale Handelsinstitution ist ebenso Ausdruck dieses Balanceakts wie die strukturelle Dominanz der USA in Institutionen wie der Weltbank und dem Internationalen Währungsfonds.

Es ist zudem von Bedeutung, dass wirtschaftliche Institutionen wie die Weltbank oder GATT/WTO nicht nur Instrumente wirtschaftlicher Entwicklung und Liberalisierung sind, sondern auch Machtmittel zur Durchsetzung geopolitischer Interessen. Der Einfluss des US-Kongresses auf die Weltbank verdeutlicht, wie innenpolitische Faktoren internationale Wirtschaftsprozesse prägen können. Die Wechselwirkung zwischen nationaler Politik und internationaler Wirtschaftsordnung ist ein zentrales Element, das bei der Analyse globaler Machtverhältnisse berücksichtigt werden muss.