Die Frage der Annexion von Texas und Kalifornien war ein zentraler Punkt in der territorialen Expansion der Vereinigten Staaten im 19. Jahrhundert. Insbesondere im Kontext des sogenannten „Manifest Destiny“ (der Glaube an die offensichtliche Bestimmung der USA, sich über den gesamten nordamerikanischen Kontinent auszubreiten), trat die Vereinigten Staaten als eine Nation auf, die die Rolle des „Vormundes“ über andere Gebiete und Völker beanspruchte. Diese Ideologie war eng mit der politischen und militärischen Agenda der USA verbunden, die zum Ziel hatte, neue Gebiete zu erobern und dabei gleichzeitig eine einheitliche „angelsächsische“ Gesellschaft zu schaffen.
Im Jahr 1845, während der Präsidentschaft von James K. Polk, wurden die Vereinigten Staaten zunehmend in den Prozess der Annexion von Texas verwickelt. Es gab starke Meinungsverschiedenheiten über die Annexion, insbesondere bezüglich der Reaktion Mexikos und der möglichen Auswirkungen auf die geopolitische Lage in Nordamerika. Der US-Präsident war sich der Gefahr eines Konflikts mit Mexiko bewusst, jedoch gab es eine große politische und militärische Unterstützung für diese Annexion. Es war jedoch nicht nur die Annexion von Texas, die im Mittelpunkt stand. Auch Kalifornien wurde als strategisches Ziel betrachtet, und Polk, ein glühender Anhänger des Manifest Destiny, setzte sich vehement für die Expansion in den Westen ein.
In seinen diplomatischen Anstrengungen zur Sicherstellung des kalifornischen Gebiets sprach Polk von der Monroe-Doktrin, die besagte, dass europäische Mächte keine Ansprüche mehr auf amerikanische Kontinente erheben sollten. Kalifornien war besonders begehrt, nicht nur wegen seiner geografischen Lage, sondern auch wegen der Tatsache, dass es von großem wirtschaftlichen Wert sein könnte, wenn es in den Besitz der Vereinigten Staaten überging. Polk erkannte früh die strategische Bedeutung der Region und verband die westliche Expansion direkt mit den nationalen Interessen der USA.
Gleichzeitig herrschte in den USA eine weit verbreitete Überzeugung, dass es die Bestimmung des Landes war, sich bis zum Pazifik auszudehnen. Diese Idee war jedoch nicht unumstritten. So äußerte John C. Calhoun, ein prominenter Politiker, Bedenken hinsichtlich der ethnischen Zusammensetzung der eroberten Gebiete. Besonders die Aufnahme Mexikos in die Union wurde von ihm strikt abgelehnt, da er befürchtete, dass die mexikanische Bevölkerung – überwiegend nichtweiß – die „reine“ ethnische Identität der Vereinigten Staaten gefährden könnte.
Trotz dieser Einwände veranlasste der Präsident, dass General Zachary Taylor mit seinen Truppen südlich des Nueces River stationiert wurde. Diese militärische Bewegung führte zu einem bewaffneten Zusammenstoß mit den mexikanischen Truppen und trug zur Entfesselung des Mexikanisch-Amerikanischen Krieges von 1846 bei. Polk war der Meinung, dass Mexiko die Vereinigten Staaten auf ihrem eigenen Boden angegriffen habe, was die politische Unterstützung für den Krieg sicherte. Viele Kritiker, darunter der spätere Präsident Abraham Lincoln, stellten jedoch infrage, ob der Vorfall wirklich als „Angriff“ auf amerikanischem Boden qualifiziert werden konnte.
Die militärische Kampagne war in Kalifornien vergleichsweise wenig umstritten. Die sogenannte „Bärenflagge“ wurde 1846 errichtet, und das kalifornische Gebiet wurde schnell von den amerikanischen Truppen besetzt. Im Gegensatz dazu war der Widerstand im nördlichen Mexiko deutlich heftiger, und die USA mussten mit schwereren Kämpfen rechnen. Die amerikanischen Truppen unter General Winfield Scott rückten nach Veracruz vor, eroberten die Stadt und setzten ihren Vormarsch nach Mexiko-Stadt fort. Der Krieg war zwar militärisch erfolgreich für die USA, jedoch war die Zahl der Verluste auf beiden Seiten hoch, wobei viele amerikanische Soldaten durch Krankheiten und schlechte hygienische Bedingungen ums Leben kamen.
Nach dem Ende der Kampfhandlungen verhandelte die US-Regierung mit Mexiko, um einen Friedensvertrag zu schließen. Dieser Vertrag, der als Vertrag von Guadalupe Hidalgo bekannt wurde, führte zur Abtretung großer Teile des mexikanischen Territoriums an die USA, einschließlich Kalifornien, Arizona, New Mexico und Teilen von Texas. Die USA sicherten sich außerdem die Kontrolle über Gebirgspässe und erhielten die Rechte, eine Bahnlinie durch das Isthmus von Tehuantepec zu bauen. Diese Gebietsabtretung stellte einen entscheidenden Schritt in der amerikanischen Expansion dar und bestätigte das Bild der USA als aufstrebende, expansionistische Macht.
Es war jedoch nicht nur der Vertrag von Guadalupe Hidalgo, der die Territorialgrenzen der USA endgültig festlegte. Einige Jahre später, unter der Präsidentschaft von Franklin Pierce, wurde der sogenannte Gadsden-Kauf abgeschlossen, bei dem die USA zusätzliche Gebiete südlich der Grenze erwarben, um eine durchgehende Eisenbahnverbindung zwischen dem Osten und Kalifornien zu ermöglichen. Dieser Kauf, der durch den damaligen US-Minister in Mexiko, James Gadsden, vermittelt wurde, trug dazu bei, den amerikanischen Kontinent geografisch und wirtschaftlich weiter zu vereinigen.
Der Begriff „Manifest Destiny“ drückte also weit mehr aus als einen bloßen Territorialanspruch. Er war das Fundament für eine aggressive Außenpolitik, die die westliche Expansion der Vereinigten Staaten als göttlich bestimmte Mission betrachtete. Diese Ideologie stellte die USA als überlegene Nation dar und trieb die Expansion in Gebiete voran, die entweder bereits bewohnt oder von anderen Nationen beansprucht wurden. Doch trotz des nationalen Konsenses über die Notwendigkeit der Expansion gab es auch gewichtige Stimmen, die die moralischen und politischen Implikationen dieser Expansion infrage stellten. Die Annexion und der darauffolgende Krieg mit Mexiko verdeutlichten die Spannungen zwischen amerikanischem Expansionismus und den damit verbundenen ethnischen, kulturellen und geopolitischen Herausforderungen.
Das Verständnis der amerikanischen Expansion erfordert daher nicht nur einen Blick auf die politischen und militärischen Ereignisse, sondern auch auf die tiefer liegenden Ideologien, die diese Ereignisse motivierten. Die Idee des „Manifest Destiny“ und die damit verbundene Vision einer von weißen Amerikanern beherrschten Nation prägten nicht nur die Politik der USA, sondern auch die Art und Weise, wie die Expansion in der Öffentlichkeit wahrgenommen wurde. Sie zeigte die Ambivalenz und Widersprüchlichkeit einer Nation, die sich selbst als Trägerin der Freiheit und Demokratie sah, während sie gleichzeitig die Rechte und das Wohl anderer Völker missachtete.
Wie gestaltet sich der Rückzug Amerikas vom Imperium und was bedeutet das für die globale Ordnung?
Der Rückzug der Vereinigten Staaten aus ihrem Imperium ist ein Prozess, der nicht nur Unbehagen bei Teilen der Bevölkerung auslöst, sondern zugleich unausweichlich erscheint. Während andere Staaten zunehmend widerwillig sind, Amerika als Regelsetzer zu akzeptieren, verliert die USA selbst die Fähigkeit, jene globale Führungsrolle auszuüben, die ihr lange Zeit selbstverständlich erschien. Die Welt befindet sich folglich in einem Wandel, in dem Amerika eine weniger dominante Rolle einnehmen wird. Dies bedeutet zwangsläufig eine relative Schwächung der geopolitischen, wirtschaftlichen und finanziellen Stellung der USA, wobei ein absoluter Niedergang nur dann unvermeidlich ist, wenn der Übergang gravierend misslingt. Diese Entwicklung hängt sowohl von den inneren Dynamiken der USA als auch von externen Akteuren ab.
Historisch betrachtet wurde Amerika unmittelbar nach dem Unabhängigkeitskrieg zu einem territorialen Imperium, geprägt von einer imperialen Denkweise, die teils vom ehemaligen britischen Kolonialherren übernommen wurde. Die Expansion über den nordamerikanischen Kontinent erfolgte durch die Aneignung von Gebieten, in denen indigene Völker und nicht-anglophone Siedler lebten. Diese Gebiete wurden ähnlich wie Kolonien europäischer Imperien verwaltet, bis sie nach einem oft jahrzehntelangen Prozess in die Union aufgenommen wurden und damit Teil des Nationalstaates wurden. Über den Kontinent hinaus dehnte sich das Imperium nach dem Mexikanisch-Amerikanischen Krieg und besonders nach dem Spanisch-Amerikanischen Krieg in Regionen der Asien-Pazifik-Region sowie der Karibik aus. Auch Liberia in Westafrika war bis zu seiner Unabhängigkeit eine US-Kolonie beziehungsweise ein Protektorat. Während die territoriale Expansion im 20. Jahrhundert endete und das Imperium geografisch schrumpfte, blieb die imperiale Mentalität bestehen.
Der Erste Weltkrieg und seine Folgen boten den Vereinigten Staaten die Chance, ein informelles Imperium auszubauen, vor allem in Amerika und im Nahen Osten. Nach dem Zweiten Weltkrieg begann dann der Versuch, eine globale Hegemonie zu etablieren. Trotz Widerstands durch die Sowjetunion, China und einige nicht ausgerichtete Staaten wurde Amerika so zu einem semiglobalen Imperium, getragen von internationalen Institutionen, Militärbasen und nichtstaatlichen Akteuren (NSAs). Diese Form der Herrschaft befindet sich heute im Rückzug. Bereits vor dem Zusammenbruch der Sowjetunion zeigten sich Zeichen dieser Abnahme, die durch die einseitige Dominanz der USA in den 1990er Jahren vorübergehend verdeckt wurden. Doch spätestens nach der zweiten Irak-Invasion wurde deutlich, dass der Rückzug unumkehrbar ist.
Der Rückzug eines Imperiums kann interne oder externe Ursachen haben. Während zukünftige Herausforderungen insbesondere durch den Wettbewerb mit China noch an Gewicht gewinnen werden, liegen die grundlegenden Ursachen des amerikanischen Rückzugs im Inneren der Vereinigten Staaten. Die imperiale Denkweise schwächt sich allmählich ab, was die USA letztlich zu einem „einfachen“ Nationalstaat machen könnte. Ein solcher Prozess ist jedoch keineswegs garantiert, zumal der lange und schmerzhafte Rückzug erhebliche Risiken gewaltsamer Konflikte birgt.
Um das Wort „Imperium“ zu vermeiden, entwickelte Amerika eine Vielzahl von Synonymen. Das bekannteste ist „Exzeptionalismus“, ein Konzept, das seit der Unabhängigkeit immer wieder neu definiert wurde und besonders in der politischen Rhetorik gegenwärtig bleibt. Exemplarisch dafür steht Hillary Clintons Rede im Jahr 2016, in der sie amerikanische Führung als unverzichtbar bezeichnete – eine Führung, die die USA als „Ausnahme- und unverzichtbare Nation“ definiert. Führungsanspruch ist somit eng mit dem Imperium verknüpft und manifestiert sich in Begriffen wie „Führung der freien Welt“ oder „Führung der demokratischen Welt“. Die Rhetorik vom „good force“ – von der USA als „Kraft für Frieden und Fortschritt“ – dient dazu, amerikanische Interventionen als moralisch legitim zu markieren und von anderen imperialen Mächten abzugrenzen.
Synonyme wie „Hegemonie“ klingen dem Imperium so ähnlich, dass sie selten von Amtsträgern verwendet werden. Andere Begriffe wie „Soft Power“ sind subtiler. Joseph Nye erklärt „Soft Power“ als Fähigkeit, gewünschte politische Ergebnisse dadurch zu erzielen, dass andere Länder die eigenen Werte bewundern, dem Beispiel folgen und ähnliche Ziele anstreben. Diese Form der Macht ist eine Ergänzung zur „Hard Power“ – der militärischen und wirtschaftlichen Stärke –, da ohne diese die „Soft Power“ nicht ausreicht, ein Imperium zu erhalten. Das amerikanische Imperium wurde durch den Staat errichtet, doch nichtstaatliche Akteure spielten eine wesentliche Rolle bei der Aufrechterhaltung und Verbreitung imperialer Werte.
Das Verständnis dieses Übergangs ist essenziell. Es zeigt sich, dass das Imperium Amerika zwar geformt hat, doch sein allmähliches Zurückweichen eine neue globale Realität schafft. Dabei handelt es sich nicht nur um den Niedergang eines Reiches, sondern auch um die Möglichkeit einer Neuordnung, in der die USA ihre Rolle neu definieren müssen. Die Balance zwischen imperialer Vergangenheit und nationalstaatlicher Zukunft erfordert strategische Weitsicht und den Umgang mit internen wie externen Herausforderungen. Die künftige Weltordnung wird von der Fähigkeit Amerikas abhängen, diesen Wandel konstruktiv zu gestalten und zugleich die Dynamiken der multipolaren Welt zu akzeptieren.
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