Das Foto|Frome-Festival, das jährlich in der britischen Stadt Frome in Somerset stattfindet, ist zu einem der am schnellsten wachsenden Fotografiefestivals geworden und zieht in diesem Jahr gleich zwei Größen der Fotografie- und Filmwelt an: Die renommierte Dokumentarfotografin Susan Meiselas und der preisgekrönte Filmregisseur Ken Loach. In diesem Jahr wird das Festival vom 5. bis zum 27. April gefeiert und bietet eine Plattform für bedeutende Gespräche und Ausstellungen, die die zentrale Frage der „Ungleichheit“ thematisieren – sowohl auf globaler als auch lokaler Ebene.

Susan Meiselas, bekannt für ihre eindrucksvolle Dokumentation des Sandinista-Aufstandes in Nicaragua 1979, hat kürzlich im Rahmen der Sony World Photography Awards den Preis für „Outstanding Contribution to Photography“ erhalten. Ihre Ausstellung in London, im Somerset House, spiegelt ihre beeindruckende Karriere wider. Besonders bemerkenswert ist jedoch, dass ihre bahnbrechende Arbeit in Nicaragua nicht Teil dieser Ausstellung war. Beim Foto|Frome-Festival wird sie erstmals die Möglichkeit haben, ihre Fotografien aus Nicaragua zu präsentieren und mit Ken Loach darüber zu sprechen. Diese besondere Gelegenheit verspricht, tiefe Einblicke in die Schnittstelle von Fotografie und sozialer Gerechtigkeit zu geben, ein Thema, das durch die Ausstellung und die begleitenden Gespräche immer wieder auftaucht.

Ein weiteres Highlight des Festivals ist die Leica Women Foto Project Award-Verleihung, die mittlerweile eine bedeutende Rolle in der Förderung von weiblichen Perspektiven in der Fotografie spielt. Die Gewinnerinnen 2025, Priya Suresh Kambli aus den USA, Jennifer Osborne aus Kanada, Koral Carballo aus Mexiko und Anna Neubauer aus Großbritannien, wurden mit einer Leica SL3-Kamera, einem Vario-Elmarit-SL 24-70mm f/2.8 ASPH Zoom-Objektiv und einem Preisgeld von 10.000 US-Dollar ausgezeichnet. Ihre Arbeiten setzen sich intensiv mit dem Thema „Einheit durch Vielfalt“ auseinander und verdeutlichen die Bedeutung der Verbindung in einer Zeit der globalen Spaltung. Diese Fotografien bieten einen einzigartigen Blick auf die weibliche Perspektive in einer zunehmend polarisierten Welt und unterstreichen die transformative Kraft der Fotografie.

Die Leica Women Foto Project Awards betonen nicht nur das künstlerische Können der Fotografen, sondern auch die zentrale Rolle der Fotografie als Mittel zur Förderung sozialer und kultureller Diskurse. Besonders in Zeiten politischer Unruhe und gesellschaftlicher Veränderungen ist es die Aufgabe der Fotografie, Momente einzufangen, die oft übersehen werden. Die kraftvollen Bildserien der Gewinnerinnen eröffnen dem Betrachter neue Perspektiven und regen zur Reflexion über die sozialen Herausforderungen der Gegenwart an.

Neben den großen Namen in der Welt der Fotografie gibt es auch einen immer breiter werdenden Kreis von jungen Fotografen und Filmemachern, die mit ihren Projekten weltweit Aufmerksamkeit erregen. Der Dokumentarfilm „Two Strangers“, der das Leben des Fotografen Joel Meyerowitz und seiner Partnerin, der britischen Künstlerin Maggie Barrett, porträtiert, ist ein Beispiel für diese Entwicklung. In einer Mischung aus intimen Einblicken und einem tiefgründigen Dialog zwischen den beiden Künstlern zeigt der Film nicht nur das kreative Zusammenspiel in ihrer Partnerschaft, sondern auch die Herausforderungen und freudigen Momente, die das Leben als Künstlerpaar mit sich bringt. Der Film, der bereits mehrere Auszeichnungen erhalten hat, ist nicht nur eine Hommage an die Liebe und die Kunst, sondern auch an die Zerbrechlichkeit des menschlichen Lebens und die Bedeutung von zwischenmenschlicher Unterstützung.

Ein weiteres Projekt, das das Thema Erinnerung und Geschichte aufgreift, ist Barry Falks „In Search of Amnesia: Jewish Narrative in Poland and Ukraine“. Dieses Werk befasst sich mit der schwierigen Aufgabe, jüdische Geschichte in denjenigen Orten zu bewahren, die von den schlimmsten Verbrechen des Holocausts betroffen waren. Falk begibt sich auf eine Reise durch Polen und die Ukraine, um zu verstehen, wie diese Geschichten in der Erinnerung der heutigen Generationen weiterleben. In seinem Buch gibt Falk einen Einblick in die Arbeit von Historikern, Fotografen, Archivaren und Tourführern, die als Hüter des jüdischen Gedächtnisses fungieren und die schwierige Aufgabe übernehmen, das kollektive Gedächtnis zu bewahren. Durch die Linse seiner Kamera wird der Betrachter eingeladen, sich mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen und zu erkennen, wie wichtig es ist, diese Geschichten nicht zu vergessen.

Fotografie, in all ihren Facetten, hat das Potenzial, Brücken zwischen Menschen, Kulturen und Generationen zu schlagen. Sie ist nicht nur ein kreatives Medium, sondern auch ein Werkzeug, das es ermöglicht, tiefere gesellschaftliche und historische Fragen zu stellen. In einer Zeit, in der soziale Gerechtigkeit und Erinnerungskultur immer bedeutender werden, bleibt die Fotografie ein unverzichtbares Instrument, um das Bewusstsein für die Herausforderungen unserer Welt zu schärfen und den Dialog zwischen verschiedenen Kulturen und Gemeinschaften zu fördern.

Ein besonders wichtiger Punkt, den der Leser in diesem Zusammenhang verstehen sollte, ist die Bedeutung der visuellen Erzählung als Mittel zur Reflexion über gesellschaftliche Themen. Fotografien, sei es in der dokumentarischen Fotografie oder in künstlerischen Projekten, haben die Macht, Geschichten zu erzählen, die oft schwer in Worte zu fassen sind. Sie sind nicht nur ein Abbild der Realität, sondern auch eine Interpretation, die subjektiv gefiltert wird. Der Fotograf wird in diesem Prozess zu einem Geschichtenerzähler, dessen Arbeiten nicht nur ästhetisch, sondern auch intellektuell und emotional herausfordernd sind. Es ist entscheidend, diese Dimension der Fotografie zu erkennen und zu schätzen, um ihre volle Bedeutung zu verstehen.

Warum lohnt sich der Einstieg in analoge Mittelformatkameras heute noch?

Der Markt für gebrauchte analoge Mittelformatkameras erlebt seit einigen Jahren eine bemerkenswerte Renaissance. Modelle wie die Bronica ETRSi, Mamiya 645, Pentax 6x7 oder Hasselblad 503CW werden nicht nur als Sammlerstücke gehandelt, sondern aktiv im professionellen und künstlerischen Umfeld eingesetzt. Was zunächst wie eine nostalgische Rückbesinnung auf eine vergangene Ära wirken mag, offenbart sich bei genauerem Hinsehen als bewusste Entscheidung für Bildqualität, Haptik und fotografische Entschleunigung.

Die Preisgestaltung dieser Systeme ist ein faszinierender Spiegel des gegenwärtigen Wertes, den ambitionierte Fotografen der analogen Technik beimessen. Eine vollständige Bronica SQB-Ausrüstung im Originalkarton für £699, ein Hasselblad 503CX mit 80mm CF-Objektiv und A12-Rückteil für £2699 oder ein Mamiya RB67 Pro SD Kit mit 90mm-Objektiv und WLF für £1199 – all dies sind Zahlen, die weit über bloße Gebrauchtpreise hinausgehen. Sie markieren eine Haltung zur Fotografie, in der es nicht um den neuesten Autofokus oder hochgerechnete Megapixel geht, sondern um die physische und konzeptuelle Tiefe des Aufnahmeprozesses.

Die Verfügbarkeit zahlreicher Komponenten – AE-Prismen, Lichtschachtsucher, Speed Grips, Makrobälge, Konverter und spezifisches Zubehör wie Polaroid-Rückteile oder Helicoid-Zwischenringe – zeigt, dass diese Systeme modular gedacht waren. Wer sich heute für eine Kamera wie die ETRSi oder die Mamiya RZ67 entscheidet, tritt in ein vollständig ausgestattetes Ökosystem ein, das sich präzise auf die eigenen Anforderungen zuschneiden lässt. Zugleich ist es diese Modularität, die den kreativen Spielraum auf eine Weise erweitert, wie es in der digitalen Welt oft nur simuliert werden kann.

Die Preisdifferenzen zwischen frühen und späten Versionen derselben Objektive – etwa das 55mm F4 in der frühen Ausführung für £299 gegenüber der späten Version für £799 – sprechen Bände über die Sammlerwertigkeit und die technische Weiterentwicklung innerhalb derselben Objektivreihe. Die Linsen selbst, etwa das legendäre 105mm F2.4 für das Pentax 6x7-System oder das 80mm F2.8 CF für Hasselblad, sind bis heute Referenzen für ihr Rendering, Bokeh und ihre Farbwiedergabe. Wer mit solchen Optiken arbeitet, erlebt Bildcharaktere, die selbst hochwertige digitale Simulationen kaum vollständig reproduzieren können.

Auch die Service-Infrastruktur rund um diese Kameras ist erstaunlich lebendig geblieben. Refurbished Minox-Kameras, CLA-Services für Leica M8, offizielle Reparaturangebote, spezialisierte Film- und Entwicklungsdienste bis hin zu Nischenservices wie Minox-Nachfüllungen oder Zeiss-Folder-Wartungen zeigen, dass analoge Fotografie nicht nur lebt, sondern gepflegt und weitergetragen wird. Anbieter wie „MS Hobbies“ oder „Peter Loy“ sind dabei nicht bloß Händler, sondern Teil eines aktiven Netzwerks, das Know-how, Ersatzteile und Leidenschaft bewahrt.

Wichtig ist auch zu verstehen, dass dieser Markt nicht allein aus Liebhaberei besteht. Professionelle Anwendungen, etwa in der Mode- oder Editorialfotografie, greifen wieder bewusst auf analoge Mittelformate zurück. Das liegt nicht zuletzt an der ästhetischen Differenzierbarkeit analoger Bilder, ihrem tonalen Reichtum und ihrer Fähigkeit, visuelle Tiefe zu erzeugen. Wer diese Kameras beherrscht, versteht nicht nur Technik, sondern auch den langsamen, überlegten Zugang zur Fotografie – ein Wissen, das zunehmend rar und damit umso wertvoller wird.

Das Verständnis über Seriennummern, Zubehörkompatibilität, Versionen von Rückteilen, Lichtmessern, Griffen, Mattscheiben oder Suchern gehört zur Grundkompetenz in diesem Bereich. Die Fähigkeit, zwischen frühen und späten Versionen, restaurierten und Originalteilen zu unterscheiden, ist nicht nur kaufentscheidend, sondern auch Teil der ästhetischen Kontrolle, die analoge Systeme bieten. Denn jedes Teil beeinflusst das Bild – nicht digital, sondern real, mechanisch, optisch.

Die mittelformatige Fotografie lehrt Geduld, Aufmerksamkeit und Disziplin. Die Auswahl eines Films, das Einlegen der Kassette, der manuelle Fokus, das Geräusch des Spiegelschlags, der Ablauf eines Rollfilms nach 10 oder 15 Aufnahmen – all das formt nicht nur das Resultat, sondern auch den Fotografen selbst. In einer Zeit digitaler Überproduktion gewinnt das begrenzte, wohlüberlegte Bild an Bedeutung. Die Kamera wird wieder Werkzeug, nicht Interface.

Wichtig ist zu begreifen, dass es sich hier nicht um eine Rückkehr zur Vergangenheit handelt, sondern um eine bewusste Entscheidung gegen die Geschwindigkeit des Digitalen. Diese Kameras sind keine Relikte – sie sind Werkzeuge für eine andere Art des Sehens. Ihre Relevanz heute entsteht nicht aus Nostalgie, sondern aus ihrer Fähigkeit, uns zu entschleunigen, zu fokussieren und die Tiefe des Bildes wieder ernst zu nehmen. Wer sie einsetzt, übt nicht nur Fotografie – er übt Haltung.

Wie lässt sich das heutige Nordengland durch analoge Dokumentarfotografie neu erzählen?

In einer Zeit, in der digitale Bilderfluten dominieren, gewinnt das bewusste fotografische Erzählen mit analogem Material zunehmend an Bedeutung. Es sind nicht nur Fragen nach Ästhetik und Nostalgie, sondern auch nach Wahrhaftigkeit, Autorenschaft und kultureller Verortung, die sich mit der Rückkehr zur analogen Dokumentarfotografie verbinden. Simon Hill, Präsident der Royal Photographic Society, verleiht diesem Diskurs durch sein Langzeitprojekt „The North Revisited“ ein konkretes, visuelles Gewicht. Ausgangspunkt war ein Treffen mit John Bulmer, einer Ikone der britischen Fotografie, dessen Aufnahmen aus dem Norden Englands der 1960er Jahre als Meilenstein des fotografischen Journalismus gelten.

Was als beiläufiges Gespräch über Fotografie in einem Hotelrestaurant in Hartlepool begann, entwickelte sich zu einer konzeptuellen Auseinandersetzung mit der Frage, wie sich der Norden Englands im Wandel der Zeit erzählen lässt – nicht durch Kontrast, sondern durch Kontinuität. Hill beschloss, die von Bulmer besuchten Orte erneut aufzusuchen und gleichzeitig neue hinzuzufügen, um ein zeitgenössisches, aber tief im fotografischen Erbe verankertes Porträt der Region zu schaffen.

Die bewusste Entscheidung für analoges Filmmaterial ist dabei nicht nur ein ästhetisches Statement. Der Einsatz von Phoenix 200, einem neuen Farbfilm aus Mobberley in Cheshire, verbindet technische Spezifikationen mit regionaler Identität. Der Film ist körnig, zeigt Halation und einen spürbaren Kontrast – Eigenschaften, die Hill nicht als Fehler, sondern als integralen Bestandteil einer subjektiven, aber authentischen Bildsprache versteht. In der Wahl der Kameras – Contax G2 für präzise Situationen, Nikon F6 für robuste Einsätze – und der beschränkten Brennweiten zwischen 28mm und 90mm zeigt sich sein dokumentarischer Anspruch: Nähe schaffen, nicht bloß beobachten.

Die Herausforderung liegt dabei nicht nur im technischen Umgang mit Film, sondern auch im konzeptuellen Spagat zwischen Hommage und Aktualität. Hill verzichtet auf Retusche, Bildmanipulation und nachträgliche Korrekturen. Er will das zeigen, was war – nicht idealisiert, nicht distanziert, sondern als subjektive, aber verbindliche Realität. Die Bilder sind nicht retrospektiv sentimental, sondern gegenwärtig fordernd. Sie spiegeln den Strukturwandel, die sozialen Spannungen und auch die Resilienz jener Regionen, die zu oft als „abgehängt“ etikettiert werden.

Im Vergleich zu rein ästhetischen Fotobänden oder zu oft sterilen musealen Rückblicken auf fotografische Klassiker bietet „The North Revisited“ eine inhaltliche Erweiterung. Die Entscheidung, ein Projekt dieser Größenordnung mit Fördermitteln der Arts Council England und Unterstützung privater Partner zu realisieren, unterstreicht das wachsende institutionelle Interesse an einer reflektierten Regionalfotografie, die sich von klischeehaften oder touristisch motivierten Bildnarrativen distanziert.

Dabei steht das Projekt nicht isoliert. Es reiht sich ein in eine zunehmende Bewegung von Fotograf:innen, die nicht nur dokumentieren, sondern durch ihre Arbeit kulturelle Positionen verhandeln: Sei es Dennis Morris, dessen Bilder zwischen Musikgeschichte und schwarzer britischer Identität oszillieren, oder Barry Falk, der jüdisches Leben in Osteuropa nachzeichnet. In all diesen Ansätzen liegt eine gemeinsame Haltung – die Fotografie nicht als bloßes Abbild, sondern als kulturellen Akt zu verstehen, der Fragen stellt, historische Brücken schlägt und neue Perspektiven eröffnet.

Der Verzicht auf digitale Bildkontrolle, die langen Wartezeiten auf die Entwicklung, das Risiko des Verpassens – all das sind keine nostalgischen Gesten, sondern bewusste Entscheidungen gegen die Sofortigkeit und für die Dauer. Die analoge Dokumentarfotografie gewinnt dadurch nicht nur an Tiefe, sondern auch an ethischer Integrität.

Wichtig ist, dass der Leser begreift: Die Wahl des Mediums – ob analog oder digital – ist keine rein technische, sondern eine politische und kulturelle Entscheidung. Analoge Fotografie im dokumentarischen Kontext bedeutet, Zeit und Risiko zu investieren. Sie verlangt Geduld, Reflexion und Hingabe. Sie widersetzt sich dem flüchtigen Konsum und schafft Bilder, die Bestand haben – nicht weil sie perfekt sind, sondern weil sie echt sind. Genau darin liegt ihr bleibender Wert.

Wie holt man das Maximum aus einem rein manuellen 100mm 2:1 Makroobjektiv heraus?

Ein vollmanuelles 100mm-Makroobjektiv mit einer Vergrößerung von 2:1 stellt nicht nur eine technische Herausforderung dar, sondern zugleich eine künstlerische Einladung, die Welt im Detail zu betrachten – in Strukturen, die dem bloßen Auge sonst verborgen bleiben. Der metallene Tubus verleiht dem Objektiv eine hochwertige Haptik und sorgt für ein Gefühl von Solidität in der Hand, bringt allerdings auch ein erhebliches Gewicht mit sich, was bei längeren Sessions ermüdend wirken kann. Auf einer Kamera wie der Nikon Z7II ergibt sich dennoch ein ausgewogenes Setup, das eine präzise Handhabung erlaubt – zumindest, wenn man sich der Limitationen bewusst ist.

Der vollständig manuelle Charakter des Objektivs verlangt ein Umdenken. Die elektronische Kommunikation mit der Kamera entfällt; weder Blendenwerte noch Fokuseinstellungen werden in den EXIF-Daten registriert. Wer produktiv mit solchen Linsen arbeiten will, sollte sich angewöhnen, während der Aufnahme manuelle Notizen zu führen. Dies wird besonders dann relevant, wenn nachträgliche Bildvergleiche oder -analysen erfolgen sollen.

Die Fokusierung erfolgt ausschließlich über den Fokusring, der sich zwar sanft, aber mit spürbarem Widerstand drehen lässt. Bei Nahaufnahmen, insbesondere im Bereich der maximalen Vergrößerung von 2:1, wird der Schärfebereich extrem klein – ein Bruchteil eines Millimeters entscheidet darüber, ob die Aufnahme gelingt oder misslingt. Die kleinste Bewegung, sei es durch das Drücken des Auslösers oder eine minimale Verschiebung der Kamera, kann das Motiv aus der Fokusebene katapultieren. Eine stabile Dreibeinlösung wird hier zur Pflicht, ebenso wie das Arbeiten mit Fernauslöser oder zeitverzögertem Auslösen.

Zur Vergrößerung der Tiefenschärfe bietet es sich an, bei einer Blende um f/5.6 bis f/8 zu arbeiten. Hier liegt meist der Sweet Spot des Objektivs – ein guter Kompromiss aus Schärfeleistung, Kontrast und noch akzeptabler Lichtausbeute. Dennoch ist selbst bei optimaler Blendenwahl die Tiefenschärfe bei 2:1 so gering, dass ein einziges Bild oft nicht ausreicht, um ein Motiv vollständig scharf abzubilden.

In solchen Fällen erweist sich das manuelle Fokus-Bracketing als nützliche Technik. Dabei wird die Fokusebene händisch in kleinen Schritten durch das Motiv verschoben, während man jeweils eine Aufnahme macht. Später können die Bilder in Programmen wie Adobe Photoshop oder Affinity Photo zu einem Stack zusammengesetzt werden. Wichtig ist dabei, dass sich das Motiv während der Aufnahme nicht verändert – selbst kleinste Vibrationen können die Serie unbrauchbar machen. Fokus-Atmung ist dabei ein zu berücksichtigendes Phänomen: Schon durch das Verstellen der Fokusebene verändert sich die Bildgröße leicht, was beim Stacken zu Überlagerungsproblemen führen kann. Software mit automatischer Ausrichtung kann dies in Grenzen kompensieren.

Ein weiteres Kriterium für gelungene Makros ist die Positionierung des Motivs. Ein flach liegendes Objekt, parallel zum Sensor ausgerichtet, ermöglicht eine maximierte Tiefenschärfe und erleichtert das Stacken. Das Objektiv reagiert sensibel auf Streulicht; bei direkter Lichteinstrahlung treten Flare und Ghosting auf. Während dies oft als Mangel gewertet wird, kann es bei kreativer Verwendung interessante ästhetische Effekte erzeugen – vorausgesetzt, man versteht es zu kontrollieren. Dennoch wäre eine Streulichtblende ein willkommener Zusatz.

Außerhalb der klassischen Makrofotografie überrascht das Objektiv mit seiner Vielseitigkeit. Dank einer Brennweite von 100mm lässt es sich auch im Bereich der Produkt- und Porträtfotografie sinnvoll einsetzen. Die 13 Lamellen der Blende erzeugen ein cremiges Bokeh, das es erlaubt, das Motiv ansprechend vom Hintergrund zu isolieren. In kontrollierter Studioumgebung – etwa bei Schmuckstücken oder kosmetischen Produkten – lassen sich winzige Details erfassen, die dem Betrachter sonst verborgen bleiben. Die hohe Auflösung bei kleinen Blendenöffnungen ermöglicht gestochen scharfe Resultate, selbst bei minimalen Motiven.

Die größte Herausforderung bleibt jedoch die Bedienung. Für Fotograf:innen, die an Autofokus und kameragesteuerte Blendensteuerung gewöhnt sind, stellt die Arbeit mit einem rein manuellen Objektiv einen Lernprozess dar. Es verlangt Geduld, technisches Verständnis und ein gutes Auge für Details. Gleichzeitig ist es aber auch eine Befreiung von der Technikabhängigkeit und eröffnet neue kreative Wege.

Wichtig zu verstehen ist, dass die Bildqualität bei einem günstigen Objektiv wie dem Pergear 100mm f/2.8 2x Macro keineswegs automatisch unterlegen ist. Im Gegenteil: Bei richtiger Handhabung und unter kontrollierten Bedingungen entstehen Ergebnisse, die weit über dem Erwartbaren liegen. Vergleichbare Modelle von TTArtisan oder Laowa bieten ähnliche oder sogar bessere technische Daten, sind jedoch deutlich teurer. Wer bereit ist, Kompromisse im Bedienkomfort einzugehen, erhält mit diesem Objektiv ein Werkzeug, das die Tür zu einer faszinierenden Welt öffnet – nicht nur für Einsteiger:innen, sondern auch für erfahrene Fotograf:innen, die sich auf das Wesentliche konzentrieren wollen: Licht, Form, Struktur.

Wichtig ist, dass bei der Makrofotografie nicht allein das Objektiv über Erfolg oder Misserfolg entscheidet. Kameraeinstellungen, Stabilität, Lichtführung und die Nachbearbeitung sind ebenso entscheidend. Makrofotografie ist keine Disziplin für Ungeduldige. Sie ist ein meditativer Prozess, der technisches Know-how m