Im Jahr 2019 ergriff Donald Trump drastische Maßnahmen, um die politische Situation in den Vereinigten Staaten zu seinem Vorteil zu manipulieren. Im Mittelpunkt dieser Bemühungen stand eine Aufforderung an den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Zelenskyj, Informationen zu beschaffen, die Trumps politische Gegner, insbesondere Joe Biden und dessen Sohn Hunter, diskreditieren sollten. Der ehemalige Präsident wollte die Narrative über seine vermeintliche Verbindung zu Russland entkräften, die nach den Untersuchungen zu den Wahlen 2016 aufgekommen waren. Der Vorwurf lautete, dass Moskau in die Wahl eingegriffen hatte, um Trump zu unterstützen, und Trump hatte zu diesem Zeitpunkt alles daran gesetzt, diese Erzählung zu widerlegen.
Während einer Telefonkonferenz mit Zelenskyj drängte Trump darauf, „herauszufinden, was mit der ganzen Situation passiert ist“. Er spekulierte, dass die DNC-Server nach der Wahl nach Ukraine verschleppt worden waren, um die wahre Geschichte zu vertuschen. Eine solche Behauptung war jedoch nichts weiter als eine Falschinformation, die von pro-russischen Akteuren verbreitet wurde. Dies sollte nicht nur die russische Wahlmanipulation entkräften, sondern auch den Weg für die Verleumdung von Biden ebnen. Trump und seine Verbündeten versuchten, den Eindruck zu erwecken, Biden habe als Vizepräsident im Jahr 2016 den ukrainischen Generalstaatsanwalt entlassen, um eine Untersuchung gegen seinen Sohn zu blockieren. Dieses Narrativ, das keinerlei Beweise hatte, verbreitete sich vor allem in Kreisen, die Trump unterstützten.
Doch das Ziel war klar: Trump wollte seine politische Macht sichern, indem er ein falsches Bild von seinem politischen Rivalen malte. Als er an Zelenskyj appellierte, Informationen über Biden zu sammeln, versuchte er, ein Vergehen zu konstruieren, das die Wählerschaft gegen seinen Gegner aufbringen könnte. Dieser Versuch, einen ausländischen Führer in eine politische Intrige zu verwickeln, führte schließlich zur Einleitung eines Amtsenthebungsverfahrens. Es war der erste Versuch, Trump aufgrund seines Machtmissbrauchs zur Verantwortung zu ziehen. Doch die politische Unterstützung der Republikaner hielt stand. Die Partei stellte sich geschlossen hinter ihren Präsidenten, und der Prozess endete mit einem Freispruch.
Während dieser politischen Krise zeigte sich ein weiteres erschreckendes Merkmal der Trump-Ära: die Manipulation von Wahrheiten und die Schaffung von Feindbildern, die nicht nur das politische Klima vergifteten, sondern auch die Gesellschaft spalteten. Die republikanische Partei, stark geprägt von Trumps Führungsstil, unterstützte in weiten Teilen diese Praxis der Desinformation und Verleumdung, was zur Normalisierung eines politischen Stils beitrug, der geprägt war von Verschwörungstheorien und einer radikalen Ablehnung von etablierten Fakten und Expertenmeinungen.
Die Pandemie, die die Welt 2020 erschütterte, brachte eine neue Dimension in diese Dynamik. Trump unterließ es, die Bedrohung durch das Coronavirus ernst zu nehmen. Anfangs versicherte er der Öffentlichkeit, dass die Krise „vollständig unter Kontrolle“ sei und dass das Virus im Frühling verschwinden würde. Diese uninformierten und verharmlosenden Aussagen trugen dazu bei, die öffentliche Wahrnehmung der Pandemie zu verzerren. Er verglich das Virus mit der Grippe und spielte die Auswirkungen herunter. Auf der anderen Seite befeuerte er Verschwörungstheorien, wonach die Pandemie von politischen Gegnern genutzt werde, um seine Wiederwahl zu sabotieren.
Die Reaktionen auf die Pandemie wurden zunehmend politisiert. Trumps Anhänger und konservative Medien, angeführt von Persönlichkeiten wie Rush Limbaugh, verbreiteten die Vorstellung, dass die Gefahr des Virus übertrieben dargestellt wurde, um Trump zu schaden. Viele, die sich selbst als Teil der „rechtspopulistischen“ Bewegung betrachteten, lehnten es ab, den wissenschaftlichen Empfehlungen zu folgen. Die Debatte über Lockdowns, Masken und sozialer Distanzierung wurde zu einem weiteren Brennpunkt im politischen Kulturkrieg. Trump selbst setzte ein schlechtes Beispiel, indem er die Bedeutung von Tests und Masken herunterspielte und die Empfehlungen der Gesundheitsbehörden in Frage stellte.
Diese Dynamik führte dazu, dass sich immer mehr Amerikaner in zwei Lager spalteten – diejenigen, die auf die Experten hörten, und diejenigen, die der Regierung und den offiziellen Maßnahmen misstrauten. Der Mangel an politischer Führung und die ständigen Angriffe auf die wissenschaftliche Gemeinschaft hatten fatale Folgen. Die Zahl der COVID-Opfer stieg, während Trump weiterhin versuchte, die Pandemie zu einem politischen Werkzeug gegen seine Feinde zu machen.
Die Konsequenzen dieser Politik sind nicht nur in den Auswirkungen auf die Gesundheit der amerikanischen Bevölkerung zu sehen. Sie offenbarten auch, wie tief Misstrauen, Polarisierung und Feindbilder in der Gesellschaft verwurzelt sind. Trump’s manipulative Taktiken führten zu einer systematischen Ablehnung von Fakten und zur Verbreitung von Falschinformationen, die das öffentliche Vertrauen in die Regierung und in Experten nachhaltig erschütterten.
Die langfristigen Auswirkungen dieser Politik gehen über die reine Zahl der Todesopfer hinaus. Sie beeinflussten das Vertrauen der Öffentlichkeit in demokratische Institutionen und die Fähigkeit der Gesellschaft, gemeinsam zu handeln, um globale Krisen zu bewältigen. Dies stellt eine der größten Herausforderungen für die Zukunft der amerikanischen Demokratie dar.
Wie die Christliche Koalition die Politik in den USA beeinflusste und die Republikanische Partei neu gestaltete
Im Jahr 1993 behauptete Ralph Reed, dass die Christliche Koalition wöchentlich zehntausend neue Mitglieder werbe. Mit einem Jahresbudget von bis zu 10 Millionen Dollar, einer Vollzeitmitarbeiterzahl in fünfzehn Bundesstaaten und 750 lokalen Kapiteln hatte die Organisation bereits erheblichen Einfluss. Noch zu Beginn des Jahres hatte sie sich mit John Kardinal O’Connor in New York zusammengetan und eine Reihe von Kandidaten ausgebildet, die es auf den Mehrheitsanteil in den Schulbehörden der Stadt schafften. Ähnliche Bewegungen waren auch in anderen Teilen des Landes im Gange. Unter Reeds Leitung erweiterte die Koalition ihre politische Agenda, indem sie Themen wie Steuererleichterungen, Kriminalität, Ausgabenkürzungen und Gesundheitsversorgung aufgriff, wodurch sie sich noch stärker an die Republikanische Partei anpasste.
Doch Pat Robertson, der theokratische Verschwörungstheoretiker, predigte weiterhin Paranoia und Spaltung. In einem sechsseitigen Spendenaufruf erklärte er, dass die Vereinigten Staaten „eine größtenteils anti-christliche heidnische Nation“ geworden seien und die Regierung nun als Waffe gegen Christen und religiöse Menschen verwendet werde. Der spirituelle Krieg war nach wie vor in vollem Gange. Auf der dritten jährlichen „Road to Victory“-Konferenz im September 1993, die in Washington stattfand, zeigte sich die wachsende Macht der Koalition innerhalb der GOP. Eine Reihe von Republikanern, darunter mögliche Kandidaten für die Präsidentschaftswahlen 1996, nahm an der Veranstaltung teil, darunter der ehemalige Wohnungsbauminister Jack Kemp und die Senatoren Dole, Helms und Phil Gramm. Die Atmosphäre war kämpferisch, die Dämonisierung der politischen Gegner weit verbreitet.
Robertson sprach auf einem Fernsehkanal eine noch düsterere Botschaft an seine Anhänger. Er verglich die Situation der evangelikalen Christen mit den Juden in Nazi-Deutschland und erklärte, dass es keinen Unterschied gebe zwischen den Verfolgungen der Christen in den USA und dem, was Hitler an den Juden getan hatte. Diese absurde und gefährliche Parallele stieß auf eine breite Anhängerschaft, die bereit war, diese giftige Propaganda zu glauben. Robertson forderte seine Anhänger auf, zwanzig Dollar im Monat zu spenden, um eine drohende Vernichtung der Christen durch „liberale Kräfte“ zu verhindern. Die GOP, die mit Robertson in einer engen Beziehung stand, unterstützte diese gefährlichen und völlig unbegründeten Ängste.
Im Jahr 1994, als das Weiße Haus und die Demokraten im Kongress versuchten, Unterstützung für Clintons Gesundheitsreform zu gewinnen, schwor die Christliche Koalition, 1,4 Millionen Dollar in vierzig Kongressbezirken zu investieren, um diese Initiative zu bekämpfen. Gleichzeitig verstärkte sie ihre Wahltaktiken, unterstützte weit rechts stehende Sozialkonservative bei den GOP-Vorwahlen und half Tausenden von christlichen Rechten, Delegierte auf staatliche Republikanerkonventionen zu werden. In achtzehn Bundesstaaten war die Christliche Koalition „dominant“ innerhalb der Republikanischen Partei und hatte in dreizehn weiteren Staaten einen „substanziellen“ Einfluss.
Besonders auffällig war ihre Rolle bei der Wahl von Oliver North zum GOP-Kandidaten für den Senat in Virginia. North, der wegen seiner Rolle im Iran-Contra-Skandal verurteilt worden war, dann jedoch wegen technischer Fehler freigesprochen wurde, konnte mit Unterstützung der Koalition den GOP-Vorsitz gewinnen. Dies stieß auf große Bedenken seitens moderater Republikaner, die die zunehmende Macht des rechten Flügels innerhalb der Partei als bedrohlich empfanden.
Die moderaten Republikaner – wie die Senatorin Nancy Kassebaum aus Kansas – erklärten, dass die Christliche Koalition ihre Erfolge durch intensive grassroots-Arbeit erzielt habe, während die gemäßigten Republikaner in ihrer politischen Aktivität oft nachlässig seien. Die Koalition, die in den vergangenen Jahren in vielen Wahlen als entscheidender Faktor aufgetreten war, setzte sich weiterhin für konservative, christlich geprägte Werte ein und erzwang damit die Unterstützung der Republikanischen Partei.
Im Vorfeld der Kongresswahlen 1994 kündigte die Koalition an, in allen fünfzig Staaten Wählerleitfäden zu verbreiten und zwei Millionen neue Wähler in sechzigtausend Kirchen zu registrieren. Die Botschaft war eindeutig: Die Republikaner sollten die Kontrolle im Kongress übernehmen. Dies führte zur Wahl eines Großteils der GOP-Kandidaten, die vom rechten Flügel unterstützt wurden, und trug maßgeblich dazu bei, dass die Republikaner die Wahlen gewannen und die Kontrolle über den Kongress übernahmen.
Das Aufkommen der Christlichen Koalition und ihre Rolle im Wahlsieg der Republikaner war ein Wendepunkt in der US-Politik. Die Koalition half, die Republikanische Partei zu radikalisieren und die amerikanische Politik von einem breiten, pluralistischen Konsens zu einem stark polarisierten und religiös orientierten politischen Umfeld zu bewegen. Die christlichen Werte, die von der Koalition vertreten wurden, fanden zunehmend Eingang in die politische Agenda der GOP und prägten die politische Landschaft in den folgenden Jahren. Dieser Aufstieg der christlichen Rechten hatte tiefgreifende Auswirkungen auf die politische Ausrichtung der Vereinigten Staaten und trug dazu bei, die politischen Linien auf eine Weise zu ziehen, die die Gesellschaft bis heute spaltet.
Es ist entscheidend zu verstehen, dass dieser Wandel nicht nur eine politische Umgestaltung war, sondern auch ein kultureller und sozialer Umbruch. Die Werte der Christlichen Koalition – die Betonung auf traditionellen Familienwerten, die Ablehnung der Abtreibung und die Forderung nach einer stärkeren Präsenz des Christentums in öffentlichen Institutionen – haben den amerikanischen Diskurs nachhaltig verändert. Für viele Wähler, die sich zu diesen Überzeugungen hingezogen fühlten, stellte die Christliche Koalition einen Weg dar, gegen die wahrgenommenen Gefahren des modernen, multikulturellen Amerikas zu kämpfen. Doch für andere bedeutete dieser Aufstieg einen besorgniserregenden Trend zu einer zunehmend polarisierenden, exklusiven Politik, die zunehmend auf dem Ausschluss von Minderheiten und der Betonung von "moralischen" Überzeugungen beruhte.
Wie die rechten Kräfte die Wahl 2000 beeinflussten: Hinter den Kulissen der politischen Macht
Die Wahl von 2000 war eine der umstrittensten in der Geschichte der Vereinigten Staaten. Der Wettbewerb zwischen George W. Bush und Al Gore war so eng, dass er in der Bevölkerung und in den politischen Kreisen zu heftigen Reaktionen führte, die weit über die normalen Wahlanfechtungen hinausgingen. Die Rolle der politischen Extreme, vor allem der christlichen Rechten, der NRA und anderer konservativer Gruppen, war entscheidend für das Ergebnis, obwohl die Wahl selbst zunächst von einem scheinbar harmlosen Wahldebakel in Florida geprägt war.
George W. Bush, der als gemäßigter Republikaner erschien, versuchte, sich von den radikaleren Stimmen seiner Partei abzugrenzen. Er trat mit dem Versprechen an, die „Würde“ des Präsidentenamtes zu wahren und das Land zu einen, anstatt es weiter zu spalten. Doch im Hintergrund schienen andere Kräfte zu agieren, die Bushs Kandidatur unterstützten, ohne selbst ins Rampenlicht zu treten. Zu diesen Kräften gehörte eine Koalition aus religiösen rechten Gruppen, die eine wichtige Rolle bei der Mobilisierung der Wählerschaft spielten.
Pat Robertson, ein führender Evangelikaler, hatte bereits in der Vergangenheit immer wieder lautstark gewarnt, dass liberale Kräfte wie Feministinnen, Schwule und Atheisten das Land zerstörten. Während der Wahl 2000 stellte sich Robertson erneut als eine Schlüsselfigur dar, indem er seine Unterstützer dazu aufrief, die Wahl für Bush zu sichern. Die Ressourcen dieser Gruppen waren enorm: Millionen von Dollar wurden in Wahlkampagnen gesteckt, Telefonanrufe getätigt und Wähler mobilisiert.
Bush selbst versuchte, die rechte Agenda zu nutzen, ohne sich vollständig mit den extremen Positionen zu identifizieren. Doch die Unterstützung durch die religiöse Rechte, die NRA und andere konservative Akteure, war von zentraler Bedeutung, um den knappen Wahlausgang in Florida zu beeinflussen. Diese Gruppen drängten auf eine rasche Entscheidung und brachten enorme politische Druck auf die Behörden, um das Ergebnis zu sichern. Ein besonderer Vorfall während der Nachzählungen in Miami wird oft als Wendepunkt betrachtet: Eine organisierte Menge von Protestierenden, die später als „Brooks Brothers Riot“ bekannt wurde, versuchte, den Wahlprozess gewaltsam zu stören. Es waren nicht einfach wütende Bürger, sondern professionell organisierte politische Aktivisten, die eigens nach Florida gebracht wurden, um den Ausgang der Wahl zu beeinflussen.
Diese Proteste und der darauf folgende Druck führten schließlich dazu, dass der Wahlprozess in Miami gestoppt wurde. Der Trick, die Wähler zu verunsichern und eine Atmosphäre der Unsicherheit zu schaffen, war erfolgreich. Der endgültige Entscheidungsprozess lag dann in den Händen des Obersten Gerichtshofs der USA, dessen Entscheidung, die Nachzählungen zu beenden, die Wahl zugunsten von Bush entschied.
Aber auch wenn Bushs Sieg formal erreicht wurde, war der Preis hoch. Der religiöse rechte Flügel der Republikanischen Partei hatte eine enorme Macht erhalten. Bush selbst versuchte, eine breitere Wählerschaft anzusprechen, doch die Unterstützung durch die Evangelikalen war unbestreitbar. Diese Gruppen hatten die Wahl für Bush möglich gemacht und waren die wahre Macht hinter seinem Wahlsieg.
Nach der Wahl zahlte Bush seine Schulden an diese Gruppen zurück. Durch verschiedene politische Entscheidungen, wie die Wiedereinführung eines Verbots der US-amerikanischen Hilfe für Organisationen, die Abtreibungen durchführen, und die Einstellung von Bundeshilfen für die Forschung an embryonalen Stammzellen, zeigte Bush seine Loyalität gegenüber den konservativen Kräften. Doch auch in seiner Ernennung von Personal spiegelte sich der Einfluss der religiösen Rechten wider: Bush ernannte religiöse Aktivisten zu wichtigen Positionen in seiner Administration, einschließlich des Bildungsministers, der seine Präferenz für christliche Schulen deutlich machte.
Es ist wichtig zu verstehen, dass dieser politische Einfluss nicht nur auf der Basis einer ideologischen Übereinstimmung beruhte. Es war vielmehr das Ergebnis eines strategischen Bündnisses, bei dem Gruppen aus verschiedenen Bereichen – von den Evangelikalen über die Waffenlobby bis hin zu antikatholischen und anti-schwulen Aktivisten – ihre Kräfte bündelten, um die politische Richtung der USA entscheidend zu beeinflussen. Dieses Netzwerk konnte die öffentliche Meinung und den Wahlausgang mit erheblichem finanziellen und organisatorischen Aufwand manipulieren.
In dieser Wahl war es nicht nur eine Auseinandersetzung zwischen zwei Kandidaten. Vielmehr war sie ein Kampf um die Kontrolle über die politische und gesellschaftliche Ausrichtung des Landes. Die Wahlschlachten und die Entscheidungen, die nach der Wahl getroffen wurden, haben weitreichende Konsequenzen für die amerikanische Politik, die auch heute noch zu spüren sind. Die religiöse Rechte und ihre Verbündeten hatten nicht nur einen Wahlsieg errungen, sondern auch die Richtung für die kommenden Jahre vorgegeben.
Warum die Wahl von Sarah Palin als Vizepräsidentschaftskandidatin die McCain-Kampagne beeinträchtigte
Die Wahl von Sarah Palin als Vizepräsidentschaftskandidatin im Jahr 2008 war ein Moment von hoher Symbolik, doch auch von tiefgreifendem strategischen Fehler. In einer Zeit, als John McCain und seine Berater verzweifelt nach einem Wendepunkt in ihrer Kampagne suchten, erschien Palin als eine vielversprechende Kandidatin. Ihr Charisma und ihre populistische Rhetorik passten gut zur sich wandelnden Stimmung der republikanischen Basis, die zunehmend nach einer Stimme für konservative Werte suchte. Palin, eine unbekannte erste Amtszeit Gouverneurin von Alaska, hatte wenig Erfahrung in nationaler Sicherheit und öffentlichen Angelegenheiten, was ihre Qualifikationen in den Augen vieler Experten in Frage stellte. Dennoch sahen einige in Washington, insbesondere Bill Kristol, in ihr die ideale „Game-Changerin“ der Wahl.
Obwohl Palin in konservativen Kreisen als eine Art Erweckungserlebnis gefeiert wurde, wies ihre Auswahl auch auf die Gefahren hin, die mit einer hastigen politischen Entscheidung verbunden sind. Sie war eine bildschöne und entschiedene Figur, die in der Lage war, die Anhänger der religiösen Rechten zu begeistern. McCain, der bis dahin Schwierigkeiten hatte, diese Wählerschicht zu mobilisieren, sah in Palin die Chance, die Sympathien der evangelikalen Wähler zu gewinnen. Doch der rasche Aufstieg Palins zu einer nationalen Figur ließ viele Fragen offen, und schnell wurde klar, dass ihre Unvorbereitetheit und ihre impulsiven öffentlichen Auftritte ein ernsthaftes Risiko für die Kampagne darstellten.
Zu Beginn ihrer Teilnahme an der Convention erregte Palin Aufsehen. Ihre Rede war eine Attacke auf Barack Obama, den sie als „Elitenpolitiker“ darstellte, der nicht in der Lage sei, für das amerikanische Volk zu sprechen. Ihre aggressive Rhetorik und die scharfen Angriffe auf Obama brachten ihre Popularität zunächst in die Höhe. Binnen weniger Tage nach der GOP-Convention führte McCain die Umfragen mit einem Vorsprung von fast drei Prozent. Doch Palins politische Unbeholfenheit sollte bald offensichtlich werden. In den folgenden Wochen wurde sie bei Interviews von den Medien mit grundlegenden politischen Fragen konfrontiert, auf die sie entweder unverständliche oder oberflächliche Antworten gab. Diese Schwächen wurden schnell von den politischen Gegnern und den Medien aufgegriffen und lösten Spott und Satire aus. Der anfängliche Enthusiasmus über ihre Kandidatur verwandelte sich schnell in Enttäuschung und Frustration.
Inmitten der wirtschaftlichen Krise, die im September 2008 ihren Höhepunkt erreichte, und der anschließenden Unsicherheit, die McCain politisch stark schwächte, verschwand Palin schließlich aus dem öffentlichen Fokus, als die Wirtschaftskrise die oberste Priorität für die Wähler einnahm. McCain selbst zeigte sich in den entscheidenden Momenten der Finanzkrise unsicher und ohne klare Lösungen. Im Gegensatz dazu präsentierte sich Obama als gelassener und kompetenter Führer. Der Unterschied in der Führungskompetenz zwischen den beiden Kandidaten konnte nicht deutlicher hervortreten. Während McCain die falsche Bemerkung machte, „die Fundamentaldaten der Wirtschaft sind stark“, zeigte Obama sein Potenzial als rationaler Krisenmanager. Bald darauf zeigte sich, dass McCain und Palin nicht in der Lage waren, die Wähler von ihrer Kompetenz in der Krisenbewältigung zu überzeugen.
Palins Rolle in der McCain-Kampagne verschob sich jedoch nicht nur im Kontext der Wirtschaftskrise, sondern auch im Hinblick auf den zunehmenden Einsatz rassistischer und polarisierender Angriffe auf Obama. Sie trug zur Verbreitung von Verschwörungstheorien bei, die Obama als „geheimen Muslimen“ darstellten und versuchten, seine Glaubwürdigkeit und Legitimität als Präsident zu untergraben. Die sogenannte „Palling around with terrorists“-Rhetorik, die von Palin in der Kampagne verwendet wurde, sollte die politischen Angriffe gegen Obama verstärken. Dies geschah mit der vollständigen Billigung des McCain-Teams, obwohl die Vorwürfe völlig haltlos waren und schnell widerlegt wurden.
Es ist wichtig, zu verstehen, dass diese Angriffe nicht nur auf politische Taktik abzielten, sondern tiefere gesellschaftliche Ängste und Vorurteile ansprachen. Die Idee, Obama sei ein „geheimer Muslim“ oder sympathisiere mit Terroristen, wurde zu einem populären Thema in rechten Medien und unter konservativen Aktivisten. Die Verbreitung solcher Falschinformationen hatte zur Folge, dass eine große Zahl von Wählern in den USA eine verzerrte Wahrnehmung von Obama entwickelte. Diese Art der politischen Manipulation trug zur Entstehung einer toxischen politischen Atmosphäre bei, die das Vertrauen in die Institutionen und die politische Debatte weiter untergrub.
Die Wahl von Sarah Palin und die politische Strategie, die hinter ihrer Auswahl stand, verdeutlichen mehrere zentrale Aspekte moderner Wahlkämpfe. Es zeigt die Gefahren von Schnellschüssen und populistischer Rhetorik sowie die Risiken, die mit der Auswahl von Kandidaten ohne ausreichende Vorbereitung oder Erfahrung verbunden sind. Darüber hinaus lässt sich erkennen, wie die Verbreitung von Fehlinformationen und die Instrumentalisierung von Ängsten die politische Kultur nachhaltig negativ beeinflussen können.
Der Fall Sarah Palin illustriert also nicht nur eine Misswahl in der politischen Strategie, sondern auch die tiefgreifenden Veränderungen in der Art und Weise, wie Wahlen heutzutage geführt werden. Dabei geht es weniger um die Inhalte der politischen Diskussion, sondern vielmehr um die Inszenierung von Personen und die Konstruktion von Feindbildern, die zunehmend die Wählermeinung prägen. In dieser Hinsicht ist die Geschichte von Palin und McCain auch eine Geschichte über die zunehmende Entkopplung von politischen Diskursen und der tatsächlichen Fähigkeit, kompetent zu regieren.
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