Am 15. November 1532 erreichten die spanischen Truppen unter Francisco Pizarro die Stadt Cajamarca im Nordwesten Perus. Der Inka-Herrscher Atawallpa wurde von den Spaniern über die Landung ihrer Armee informiert, und trotz der zahlreichen Krieger, die ihm zur Verfügung standen, begab er sich zu einem Treffen mit Pizarro. Die Begegnung, die zunächst friedlich anmutete, entwickelte sich schnell zu einem Hinterhalt. Die Spanier, gut vorbereitet und strategisch in den umliegenden Gebäuden positioniert, überrumpelten Atawallpa und seine Truppen, die Opfer eines grausamen Massakers wurden. Atawallpa selbst wurde gefangen genommen und von den Spaniern unter dem Vorwand, er habe seinen Bruder Waskar ermorden lassen, zum Tode verurteilt.

Dieser Mord, der als fratricida bezeichnet wurde, war das Ergebnis von Atawallpas Misstrauen gegenüber Waskar, der verdächtigt wurde, sich heimlich mit den Spaniern zu verbünden. Der Tod von Atawallpa markierte einen Wendepunkt im Widerstand der Inka gegen die spanische Eroberung. Trotz der massiven Erpressung, bei der Pizarro ein riesiges Lösegeld in Gold verlangte, hielten die Spanier ihr Versprechen, Atawallpa zu befreien, nicht ein. Stattdessen wurde er im Jahr 1533 nach einem scheinbaren Versuch, die Inkas zu stabilisieren, geköpft.

Pizarro, der in Cuzco ein Bündnis mit den Anhängern des ermordeten Waskars eingehen konnte, erkannte Manqo Inca als neuen Herrscher der Inka an. Manqo Inca versuchte, die überlebenden Inka-Truppen gegen die Spanier zu mobilisieren. Zunächst schien der Plan erfolgreich, als er Quito zurückeroberte und sich versuchte, die Städte Lima und Cuzco zu sichern. Doch die spanischen Konquistadoren, die sich mit einheimischen Völkern wie den Wayllas, Wankas und Kañaris verbündeten, konnten diesen Widerstand zerschlagen.

Der Widerstand gegen die Spanier setzte sich in den entlegenen Gebirgsregionen fort, vor allem in der Vilcabamba, wo Manqo Inca und seine Anhänger Zuflucht fanden. Dieser Rückzug in die Berge war kein Akt der Kapitulation, sondern ein Versuch, die spanische Macht zu umgehen und die letzten Reste der Inka-Macht zu bewahren. Doch mit dem Tod von Manqo Inca 1545 und der anschließenden Ermordung seines Sohnes Sayri Thupaq 1561 begann der endgültige Zerfall der letzten Bastionen der Inka-Kultur. Der Widerstand in der Vilcabamba hielt bis 1572, als Tupaq Amaru, der letzte Nachfahre Manqo Incas, von den Spaniern in einer blutigen Konfrontation besiegt und hingerichtet wurde.

Dieser lange Kampf gegen die spanische Übermacht war nicht nur ein militärischer Widerstand, sondern auch ein politisches und kulturelles Drama. Während einige Teile der Inka-Elite versuchten, mit den Spaniern zu kollaborieren, um ihren Status zu wahren, versuchten andere, die königliche Autorität zu bewahren. Der Widerstand war zersplittert und geprägt von internen Spannungen, die von den Spaniern geschickt ausgenutzt wurden.

Der Fall von Atawallpa und die fortgesetzte Auseinandersetzung der Inka mit den Spaniern verdeutlichen die Komplexität der Eroberung und die Widerstandskraft der indigenen Kulturen. Trotz des militärischen Übergewichts der Spanier zeigte der Widerstand der Inka nicht nur die Schwierigkeiten der kolonialen Expansion, sondern auch die tief verwurzelte Bindung der Inka an ihre religiösen und kulturellen Traditionen. Diese späten Widerstandsbewegungen, vor allem in der Vilcabamba, standen im Zeichen der Inka-Kosmologie und der Verzweiflung, eine gescheiterte Vision von Macht und Tradition zu bewahren.

Neben den politischen und militärischen Aspekten ist es wichtig, die tieferliegende Bedeutung des Widerstandes zu verstehen: Die spanische Eroberung war nicht nur eine militärische Auseinandersetzung, sondern auch ein kultureller Bruch, der das gesamte gesellschaftliche Gefüge der Inka veränderte. In diesem Kontext ist die Kosmogonie von Tawantinsuyu, der „Welt der vier Teile“, von zentraler Bedeutung. Cuzco, das Zentrum des Inkareiches, symbolisierte nicht nur einen geographischen Mittelpunkt, sondern auch einen kosmologischen, in dem jede Region der Inka-Welt eine tiefere, spirituelle Bedeutung hatte.

Es ist entscheidend, dass der Leser die Verbindung zwischen den sozialen Strukturen der Inka und ihrer Weltanschauung begreift, um das Ausmaß der Zerstörung zu verstehen, die mit dem Fall der Inka-Kultur verbunden war. Die Zerstörung von Cuzco und der Tempel des Sonnengottes Inti durch die Spanier und die Verlagerung der Macht auf eine westlich geprägte Kolonialordnung stellt den Verlust von Jahrtausende alten Traditionen und einer einzigartigen Form des staatlichen Zusammenlebens dar.

Wie das Sonnentempel-Observatorium des Inkareiches das Kalenderwesen beeinflusste

Der Tempel der Sonne in Cuzco, der nach den Zerstörungen durch Erdbeben im Jahr 1650 und 1950 in Trümmern liegt, ist nach wie vor ein faszinierendes Beispiel für die astronomischen Beobachtungen der Inka. Laut verschiedenen Forschern, darunter Zuidema (1977, 1981) und Aveni (1981), dienten die Ruinen dieses Tempels als Grundlage für Hypothesen über die astronomische Ausrichtung und seine Rolle bei der Entstehung des Inkakalenders. Die Beobachtungen, die in dieser heiligen Stätte durchgeführt wurden, könnten demnach zur Entwicklung eines 328-tägigen Kalenders geführt haben, was für die Inka von zentraler Bedeutung war, um ihre landwirtschaftlichen und politischen Zyklen zu steuern.

Zuidema (1981, 2010) stellte fest, dass die Inka verschiedene Zeitpunkte des tropischen Jahres genau beobachteten: Die Sonnenwenden am 21. Juni und 21. Dezember, die Äquinoktien am 21. März und 21. September, der zenitale Übergang der Sonne, der in Cuzco um den 13. Februar und 30. Oktober stattfand, sowie der nadir der Sonne (der Punkt, an dem die Sonne unter der Erde steht) um den 26. April und 18. August. Besondere Bedeutung hatten auch die Sonnenaufgänge, die durch den Hauptgang des Qorikancha, des Sonnentempels, sichtbar wurden – insbesondere am 25. Mai und 18. Juli. Diese Daten trugen maßgeblich zur Strukturierung des Jahreskalenders bei.

Ein bemerkenswerter Aspekt ist, dass bestimmte astronomische Ereignisse von dieser Stätte aus beobachtet werden konnten, wie zum Beispiel der Sonnenaufgang während der Sommersonnenwende oder der heliakische Aufgang der Plejaden. Letzteres, ein Ereignis, bei dem die Sterne der Plejaden etwa eine Stunde vor dem Sonnenaufgang wieder sichtbar werden, spielte für die Inka eine zentrale Rolle, da es den Beginn wichtiger landwirtschaftlicher Zyklen markierte. Diese Ereignisse waren entscheidend für das Timing der Ernten und anderer zeremonieller Aktivitäten.

Die genaue Ausrichtung des Qorikancha und seine Verbindung zu den "wakas" (heiligen Stätten oder Orten) und den "seq’es" (rituellen Linien) unterstreichen die Bedeutung des Tempels als astronomisches Observatorium. Laut den Forschungen von Zuidema (1982a, b) und Aveni (1981) könnte der Tempel für die Beobachtung des Sonnenuntergangs während der Wintersonnenwende ausgerichtet gewesen sein, indem man auf die Sukanka auf dem Hügel von Chinchicalla blickte. Diese präzisen Ausrichtungen der Gebäude und religiösen Stätten dienten nicht nur der wissenschaftlichen Beobachtung, sondern auch der Durchführung ritueller Handlungen.

Es ist wichtig zu verstehen, dass die Inka mit ihrer Astronomie nicht auf die genaue Messung von Himmelsphänomenen abzielten, wie es in modernen Observatorien der Fall ist. Vielmehr war es ihr Ziel, diese Phänomene in einem gesellschaftlichen und rituellen Kontext darzustellen, der für eine große Anzahl von Beobachtern zugänglich war. So dienten die sukanka auf dem Berg Picchu und andere ähnliche Instrumente nicht nur zur Bestimmung des zenitalen Übergangs der Sonne, sondern auch als Teil von öffentlichen Feierlichkeiten, bei denen die Beobachtungen als Zeichen göttlicher Ordnung interpretiert wurden.

In Bezug auf die Instrumente, die verwendet wurden, um diese Ereignisse zu verfolgen, gibt es verschiedene Kategorien. Die "gnomon" genannte Vorrichtung, die zur Bestimmung des zenitalen Übergangs der Sonne verwendet wurde, ist eines der bekanntesten Beispiele. Auch speziell ausgerichtete Gebäude und Säulen in den Höhen von Cuzco halfen den Priestern, die solaren Übergänge zu bestimmten Zeiten im Jahr festzustellen. Zudem gab es auch sogenannte "astronomische Observatorien" – etwa das Intimachay in Machu Picchu – die nur einer begrenzten Zahl von Priester-Astronomen zugänglich waren. Diese Stätten waren für die Durchführung religiöser Zeremonien von großer Bedeutung, da sie den Eindruck erweckten, als ob die Götter direkt durch das Beobachten der Sterne mit den Inka interagierten.

Intimachay, eine natürliche Höhle in Machu Picchu, wurde so umgestaltet, dass sie als astronomisches Observatorium diente, insbesondere für die Beobachtung der Wintersonnenwende. Die Struktur und die Ausrichtungen der Fenster und Tunnels zeigen, dass diese Stätte für die Beobachtung des Sonnenaufgangs an bestimmten Tagen des Jahres wie den Äquinoktien und die Sommersonnenwende optimiert war. Besonders auffällig ist, dass diese Gebäude und Observatorien nicht nur den praktischen Zweck der Zeitmessung erfüllten, sondern auch in tief verwurzelte religiöse Praktiken und politische Machtstrukturen eingebunden waren.

Ein weiteres Beispiel für ein Observatorium im Inkareich ist Inkaraquay-El Mirador, das sich auf der Nordseite des Huayna Picchu befindet. Diese kleine Struktur war mit Nischen und Öffnungen ausgestattet, die es den Inka ermöglichten, astronomische Ereignisse zu beobachten. Durch eine der Öffnungen konnte man beispielsweise den Sonnenaufgang während der Sommersonnenwende über dem Yanantin-Berg beobachten. Auch der heliakische Aufgang der Plejaden konnte von diesem Punkt aus verfolgt werden, was auf die Bedeutung dieser Sterne im landwirtschaftlichen Zyklus hinweist. Die Beobachtung des Planeten Venus, der für die Inka von großem Interesse war, könnte ebenfalls eine Rolle gespielt haben, auch wenn dies noch schwerer zu beweisen ist.

Die astronomischen Beobachtungen, die in diesen heiligen Stätten durchgeführt wurden, waren daher weit mehr als nur wissenschaftliche Berechnungen. Sie waren tief in die religiösen und politischen Praktiken der Inka eingebunden, was bedeutet, dass die Kontrolle über den Himmel und die Fähigkeit, diese natürlichen Zyklen zu deuten, den Machthabern der Inka eine bedeutende symbolische und praktische Macht verlieh. Die Herstellung und Kontrolle dieser kosmologischen Rituale und Zeitmessungen war ein entscheidender Teil der Stabilität und des Fortbestehens des Inkareiches.

Die astronomische Bedeutung der Säulen im Inkareich und ihre Rolle im Kalendersystem

Im Inkareich spielte die Astronomie eine entscheidende Rolle bei der Bestimmung der Jahreszeiten und der Organisation des gesellschaftlichen Lebens. Besonders markant war die Verwendung von Säulen, die in verschiedenen Regionen rund um Cusco aufgestellt wurden, um die Bewegung der Sonne und des Mondes zu beobachten. Diese Säulen waren nicht nur ein Mittel zur Zeitmessung, sondern dienten auch der Kalendererstellung und der Festlegung von wichtigen landwirtschaftlichen Zyklen.

Die ältesten Aufzeichnungen über diese Säulen finden sich bei Cieza de León, der 1553 in seiner Chronik die "Sonnentürme" in der Region Karmenqa im Nordwesten von Cusco beschreibt. Er erwähnt, dass diese Türme zur Bestimmung des Kalenders durch die Beobachtung der Sonnenuntergänge genutzt wurden. Weiterhin berichtet er, dass die Säulen zur Messung der Schattenlängen der Sonne zu verschiedenen Jahreszeiten dienten. Diese Art der Zeitmessung war für die Inka von zentraler Bedeutung, da sie mit der landwirtschaftlichen Planung und religiösen Festen verknüpft war.

Antonio Vazquez de Espinosa, ein späterer Chronist, bestätigt ebenfalls die Existenz dieser Säulen und bezieht sich auf die Texte von Garcilaso de la Vega. Er berichtet von einer Kalenderstruktur, die sowohl die Sonnenbewegung als auch die Mondphasen in Einklang brachte. Laut Polo de Ondegardo bestand das Jahr der Inka aus zwölf Monaten, die durch die Mondphasen bestimmt wurden. Diese Monate waren mit festgelegten Zeremonien verbunden, die im Einklang mit den solaren Ereignissen, insbesondere den Sonnenwenden, standen.

Besonders interessant ist die Beobachtung, dass die Inka nicht nur einen Solar-, sondern auch einen Mondkalender verwendeten, der in Einklang miteinander gehalten werden musste. Cobo, ein weiterer Chronist des 17. Jahrhunderts, erklärte, dass es auf den Hügeln rund um Cusco zwei Säulen im Osten und zwei im Westen gab, die die Sonnenaufgänge und -untergänge während der Sonnenwenden markierten. Diese Säulen bildeten die Grundlage für die Jahreszeiteneinteilung und ermöglichten es, das Jahr mit der tatsächlichen Sonnenbewegung in Einklang zu bringen.

Die Inka beobachteten die Bewegungen der Sonne und des Mondes nicht nur aus praktischen Gründen für die Landwirtschaft, sondern auch zu spirituellen Zwecken. So wurde der Sonnenaufgang an den Säulen als Beginn des Jahres betrachtet, wobei der Zeitpunkt, an dem die Sonne ihren höchsten Punkt am Himmel erreichte, als der Höhepunkt des Jahres gefeiert wurde. Dieses Wissen war von unschätzbarem Wert für die landwirtschaftliche Planung, da es den Inka ermöglichte, den besten Zeitpunkt für die Aussaat und Ernte zu bestimmen.

Wichtig zu verstehen ist, dass die Beobachtungen nicht isoliert erfolgten, sondern in einem komplexen System integriert waren, das sowohl die Bewegungen der Sonne als auch des Mondes einbezog. Die Säulen dienten als visuelle Markierungen, die den Inka halfen, diese Bewegungen über das Jahr hinweg zu verfolgen und ihre Bedeutung im Leben der Gesellschaft zu verstehen. Es war ein fortwährendes Zusammenspiel von praktischen astronomischen Kenntnissen und spirituellen Überzeugungen.

Zusätzlich zu den Säulen existierte eine tiefgehende mythologische Interpretation der Sterne und der Milchstraße. Die Inka sahen die Milchstraße nicht nur als Sternenansammlung, sondern als einen Fluss (mayu), der die kosmische Ordnung symbolisierte. Diese Vorstellung war eng mit der Realität des Lebens im Andenhochland verknüpft, wo Flüsse und Wasser für das Überleben von zentraler Bedeutung waren. Die Milchstraße war für die Inka eine Art himmlisches Abbild des irdischen Wasserkreislaufs, der in den Flüssen und Kanälen der Region verkörpert war.

Für die Inka war die Milchstraße ein zentrales Orientierungselement im Himmel. Sie war nicht nur ein kosmisches Phänomen, sondern auch ein Symbol für die Verbindung zwischen der Erde und dem Himmel. Die Himmelsregionen, die die Milchstraße bildeten, waren als Bereiche der göttlichen Ordnung angesehen, in denen sich das Leben und die spirituelle Welt der Inka manifestierten. Dies zeigt, wie eng die Beobachtungen der Sterne mit der praktischen und religiösen Lebenswelt der Inka verflochten waren.

Es ist wichtig zu erkennen, dass die Inka mit ihren Säulen und ihrem Kalendersystem nicht nur versuchten, die Zeit zu messen, sondern auch eine tiefere kosmologische Bedeutung hinter den Bewegungen der Himmelskörper sahen. Ihre Astronomie war in erster Linie eine spirituelle Praxis, die die Verbindung zwischen Himmel und Erde aufrechterhielt und den Rhythmus des Lebens im Einklang mit den natürlichen Zyklen der Sonne und des Mondes sicherte.