Die Building and Loan Associations, vergleichbar mit den heutigen Spar- und Darlehensvereinigungen, spielten im frühen 20. Jahrhundert eine zentrale Rolle bei der Finanzierung von Hypotheken in den USA. Diese Institutionen waren keine Banken im klassischen Sinne, sondern Unternehmen, die unter allgemeinen Gewerbelizenzen operierten. Statt herkömmlicher Spareinlagen boten sie ihren Kunden den Kauf von Gesellschaftsanteilen an, deren Erlöse zur Vergabe von Hypothekendarlehen verwendet wurden. Das innovative Modell sah vor, dass Kreditnehmer monatlich Anteile der Gesellschaft erwarben, die sich allmählich auf den Betrag der Hypothek summierten. Sobald die Summe der Anteile den Kreditbetrag erreichte, wurden diese eingelöst und damit die Hypothek getilgt. Während der Laufzeit zahlten die Kreditnehmer Zinsen auf das Darlehen, und die Gewinne der Gesellschaft wurden als Dividenden an alle Anteilseigner ausgeschüttet. Zudem stieg der Wert der Anteile im Falle wirtschaftlichen Erfolgs der Einrichtung, was den Kreditnehmern effektiv eine kürzere Laufzeit ermöglichte und ihnen ermöglichte, von einer Wertsteigerung zu profitieren.

Dieses System beruhte jedoch auf einer fragilen ökonomischen Balance, die sich in Zeiten wirtschaftlichen Abschwungs schnell ins Gegenteil verkehren konnte. Während Rezessionen stiegen die Ausfallraten bei Hypotheken, was die Gewinne der Building and Loans senkte und somit auch die Dividenden der Anteilseigner. Der Wert der Anteile sank folglich, was weitere Zahlungsausfälle provozierte, da Kreditnehmer zunehmend die Rückzahlung ihrer Kredite infrage stellten. Diese Abwärtsspirale führte in der Zeit der Großen Depression zu massiven Pleiten: Von rund 12.000 Vereinigungen in den späten 1920er Jahren scheiterten über ein Drittel während der sogenannten Great Contraction. Die Vereine „froren“ faktisch ein, da sie keine Anteile mehr zurückzahlen konnten, bevor sie nicht die durch Zwangsvollstreckungen erworbenen Immobilien verwertet hatten – ein Prozess, der in manchen Fällen Jahrzehnte dauerte.

Im Zuge der Krise wurden 1933 mit dem Banking Act und dem Home Owners Loan Act bedeutende finanzielle Regulierungen eingeführt, die den Staat zum Hauptakteur der Bankenaufsicht machten und eine neue, wenn auch temporäre, Stabilitätsphase einläuteten. Diese Maßnahmen zeigten, wie tiefgreifend strukturelle Veränderungen infolge einer Krise sein können, um langfristige Stabilität zu schaffen.

Die Vulnerabilität des Modells von Building and Loan Associations lag in der inhärenten Abhängigkeit von der Zahlungsfähigkeit der Kreditnehmer und der Wertentwicklung der Gesellschaftsanteile. Ein weiterer wichtiger Aspekt, den es zu beachten gilt, ist die Besonderheit der Kapitalstruktur: Anders als bei klassischen Banken, die Einlagen verwalten, agierten diese Vereinigungen mit Anteilen, deren Wert Schwankungen unterlag und somit keine absolute Sicherheit bot. Die fehlende Bankenlizenz und Regulierung ließ zudem Spielraum für Risiken, die sich in Krisenzeiten besonders drastisch auswirkten.

Wichtig ist auch, dass die Kreditfinanzierung auf langfristigen Hypotheken beruhte, die mit kurzfristigen und schwankenden Einlagen finanziert wurden – eine Struktur, die schon damals das sogenannte Fristentransformationsproblem enthielt und zu Liquiditätsengpässen führen konnte. Daraus erwächst ein Verständnis dafür, warum finanzielle Institutionen mit unzureichender Regulierung und mangelnder Liquiditätsvorsorge in Krisenzeiten besonders gefährdet sind.

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Warum führte die Lockerung der Kreditvergabe bei Savings and Loans zur Krise der 1980er Jahre?

Ein rasches Wachstum der Kreditvergabe gilt als ein sicherer Hinweis auf kommende Probleme. Wenn Kreditgeber in einen intensiven Wettbewerb um Kunden eintreten, neigen sie dazu, ihre Vergabestandards zu lockern, um möglichst viele Kreditnehmer zu gewinnen. Dabei wird oft angenommen, dass eine starke Wirtschaft oder ein aufstrebender Markt eventuelle Fehler kompensieren wird – eine Annahme, die sich jedoch meist als Trugschluss erweist. Genau dies geschah in besonderem Maße bei den Savings and Loans (S&L) der 1980er Jahre.

Die unmittelbaren Folgen schlechter Kreditentscheidungen waren eine stark ansteigende Ausfallquote. Gleichzeitig änderten sich die Rahmenbedingungen dramatisch: Öl, zuvor knapp und teuer, wurde plötzlich im Überfluss angeboten, was den Preis von nahezu 40 Dollar pro Fass Anfang der 1980er Jahre auf unter 10 Dollar im Jahr 1986 fallen ließ. Außerdem schränkte der Kongress 1986 die zuvor großzügigen steuerlichen Vorteile für Investitionen in Gewerbeimmobilien erheblich ein. Währenddessen normalisierten sich die zuvor hohen Zinssätze, die eine der Hauptursachen für den Druck auf die S&L-Branche gewesen waren.

Viele traditionelle S&Ls, die sich auf Einlagenannahme und Hypothekenkredite beschränkten, konnten sich bis zum Ende des Jahrzehnts finanziell konsolidieren. Die größten Probleme traten bei Instituten auf, die von der neuen Möglichkeit Gebrauch machten, Kredite an weniger erfahrene, „nicht traditionelle“ Kreditnehmer zu vergeben. Diese Expansion in für sie ungewohnte Geschäftsfelder führte zu vermehrten Fehlern, was durch mangelnde Erfahrung und unzureichende Kontrolle begünstigt wurde.

Ein weiterer Faktor war das Moral-Hazard-Problem: Die Manager der risikoreichen S&Ls wussten, dass Einlagen bis zu einer Grenze von 100.000 US-Dollar durch die Bundesregierung versichert waren. Daraus resultierte eine riskantere Kreditvergabe, da die unmittelbaren Verluste die Sparer kaum betrafen. Gleichzeitig lenkte die Theorie der Kontrolle durch Insidermacht den Blick auf die Verantwortlichen innerhalb der Institute selbst: Manager und Direktoren nutzten ihre Informationsmacht zur Täuschung der Öffentlichkeit, um sich persönlich zu bereichern. Diese „Control Fraud“ führte dazu, dass zahlreiche S&Ls mit gefälschten Gewinnen arbeiteten, um hohe Boni zu rechtfertigen, während sie gleichzeitig die Stabilität der Institute weiter gefährdeten.

Infolge dieser Vorgänge entstand das Problem der „Zombie-S&Ls“ – Institute, die insolvent waren, aber aufgrund von Ressourcenknappheit und politischen Interessen nicht geschlossen wurden. Das Fehlen einer konsequenten Aufsicht und die engen Verflechtungen zwischen den regionalen Federal Home Loan Banks und den S&Ls führten zu einer Politik der Duldsamkeit, die das Problem verschärfte. Diese Institute verloren täglich Geld, wurden aber weiter betrieben, was die Verluste vergrößerte und die staatlichen Sicherungssysteme überforderte.

Die politische Bedeutung der S&Ls, die als Motor für den amerikanischen Traum des Eigenheims galten, führte zu starkem Lobbyismus und politischem Einfluss, der regulatorische Härte erschwerte. Erst mit der Einrichtung der Resolution Trust Corporation 1989 und entsprechenden gesetzlichen Rettungsmaßnahmen konnte der Prozess der Abwicklung und Rückgewinnung begonnen werden. Dennoch verursachte die Krise Kosten von geschätzten 160 Milliarden US-Dollar (1995 Dollar), was etwa 1,5 % des damaligen US-Bruttoinlandsprodukts entsprach – eine Summe, die nur wenige staatliche Programme erreichten.

Die Lehre aus der S&L-Krise besteht vor allem darin, dass „Forbearance“ – das bewusste Ignorieren oder Verharmlosen von Problemen in Finanzinstituten – in der Regel kontraproduktiv ist. Eine frühzeitige und entschlossene Reaktion ist nötig, um eine Verschärfung der Krise zu verhindern. Darüber hinaus zeigt die Krise exemplarisch, wie eine Kombination aus unzureichender Regulierung, Interessenkonflikten, und moralischem Risiko das Finanzsystem erheblich destabilisieren kann.

Wichtig ist zu verstehen, dass wirtschaftliche Rahmenbedingungen, regulatorische Entscheidungen und das Verhalten der Akteure eng miteinander verwoben sind. Veränderungen wie fallende Ölpreise oder geänderte Steuergesetze können unvorhergesehene Effekte auf Finanzinstitute haben, wenn diese nicht flexibel und umsichtig reagieren. Gleichzeitig verdeutlicht die Krise, dass Vertrauen und Transparenz in Finanzinstitutionen essenziell sind, um systemische Risiken zu begrenzen. Die Rolle von Kontrollmechanismen und einer unabhängigen Aufsicht darf nicht unterschätzt werden, um die Gefahr von Betrug und Misswirtschaft zu minimieren.