Die Dharmashastras, insbesondere das Manu Smriti, regeln nicht nur das religiöse und gesellschaftliche Leben in Indien, sondern üben auch großen Einfluss auf die Vorstellungen von Ehe und Geschlechterrollen aus. Diese Texte reflektieren die sozialen Normen ihrer Zeit und definieren die idealen Beziehungen zwischen den Geschlechtern sowie die Rollen von Frauen und Männern in der Gesellschaft. Besonders auffällig ist die Entwicklung und Verfestigung von Normen in Bezug auf Frauen, die sich über die Jahrhunderte hinweg verschärften.

Die Dharmasutras, die ursprünglich vorschlugen, dass Mädchen mit dem Eintritt in die Pubertät verheiratet werden sollten, gingen in späteren Schriften noch weiter und befürworteten Ehen vor der Pubertät. In den Arbeiten des Manu Smriti wird Ehe bevorzugt innerhalb der Kasten (Varna) angesiedelt, wobei jedoch auch inter-Varna-Ehen, insbesondere hypergame (anuloma) Ehen, zugelassen werden. Andererseits wird die Mischung von Varnas, die durch pratiloma Ehen (Ehen, bei denen eine Frau einen Mann aus einer höheren Kaste heiratet) entsteht, als chaotisch und schädlich betrachtet, weshalb der König aufgefordert wurde, solche Ehen zu verhindern. Es gibt auch Erwähnungen von Polygynie, etwa in den Diskussionen über die Erbrechte der Söhne aus verschiedenen Frauen eines Mannes. Für Frauen wird jedoch lebenslange Monogamie als Ideal angesehen. Die Wiederverheiratung von Witwen wird abgelehnt; im Manu Smriti heißt es an einer Stelle, dass eine Tochter nur einmal verheiratet werden soll.

Ein besonders interessantes Thema ist das Bild der Witwen. In früheren Dharmasutras wurde von Witwen erwartet, dass sie ein Leben der Enthaltsamkeit führen, doch im Manu Smriti werden diese Vorstellungen zu strengen lebenslangen Entsagungen verschärft. In diesem Kontext hat die Forscherin Stephanie Jamison in ihrer Analyse argumentiert, dass diese zunehmend rigiden Haltungen gegenüber Frauen die Ängste widerspiegeln, die mit dem Aufstieg einer neuen Art von Frau zusammenhingen: der Asketin. Diese Entwicklung führte zu einer verstärkten Kontrolle und einem härteren Umgang mit Frauen in der religiösen und sozialen Ordnung.

Ein weiterer, markanter Punkt in den Texten ist das Thema Sati – die freiwillige Verbrennung einer Witwe auf dem Scheiterhaufen ihres verstorbenen Ehemannes. Diese extreme und gewalttätige Praxis wurde nicht in den Veden oder im Manu Smriti direkt erwähnt, jedoch finden sich spätere Erwähnungen in den Sanskrit-Epen wie der Ramayana und der Mahabharata. In diesen Epen wird Sati entweder als außergewöhnliche und tragische Handlung oder als eine Verpflichtung von Frauen zu absoluter Loyalität gegenüber ihren Ehemännern dargestellt. Diese Praxis unterstreicht die Vorstellung einer Frau als treue und gehorsame Gefährtin, die durch ihren Tod die eheliche Bindung symbolisiert.

Gleichzeitig liefern die Jatakas, eine Sammlung von buddhistischen Erzählungen, Einblicke in das tägliche Leben und die sozialen Strukturen jener Zeit. Sie stellen häufig das Leben gewöhnlicher Menschen dar und spiegeln gesellschaftliche Hierarchien sowie die Tabus der Unreinheit wider. So zeigen die Jatakas nicht nur die schwierigen sozialen Bedingungen für Frauen, sondern auch die verschiedenen Berufe, die sie ausübten – von königlichen Frauen bis hin zu einfachen Handwerkerinnen, die mit ihren Männern für das tägliche Überleben kämpften. Diese Geschichten verdeutlichen auch, wie tief soziale Klassen und Kasten in die Wahrnehmung der Geschlechterrollen verwoben waren.

Es ist interessant, dass viele der Jataka-Geschichten Frauen als unbeständig und treulos darstellen, vor allem solche aus höheren sozialen Schichten. Dies spiegelt das weit verbreitete Misstrauen gegenüber Frauen in der Gesellschaft wider. Doch es gibt auch Erzählungen von Frauen aus bescheideneren Verhältnissen, die trotz der Armut und des Kampfes um das tägliche Überleben Momente der Freude und des Glücks erleben. Diese Geschichten zeigen ein differenzierteres Bild der Frauen, die nicht nur passiv in ihren Rollen agieren, sondern auch agency besitzen und in der Lage sind, ihre eigenen Entscheidungen zu treffen.

Während die Dharmashastra-Textsammlungen klare Vorstellungen vom idealen Verhalten von Frauen, insbesondere aus den oberen Schichten, formulieren, eröffnen andere Texte wie die Jatakas einen weiteren Blick auf Frauen aus unterschiedlichen sozialen und beruflichen Kontexten. So begegnen uns in den Pali Jatakas nicht nur Königinnen und Kurtisanen, sondern auch Frauen, die in Berufen wie Korbflechten, Weben und Färben tätig sind. Diese Erweiterung des Blickwinkels auf die sozialen Rollen der Frauen lässt uns erkennen, dass der gesellschaftliche Platz der Frau nicht nur durch moralische oder religiöse Vorschriften bestimmt wurde, sondern auch durch die ökonomischen und praktischen Bedürfnisse der Gemeinschaft.

Ein zusätzlicher Aspekt der Frauenrolle wird durch Inschriften aus verschiedenen Teilen des indischen Subkontinents verdeutlicht. Besonders auffällig sind die Inschriften der Satavahana-Dynastie, die den Einfluss von Frauen in der Gesellschaft dokumentieren. Frauen der königlichen Familie, wie Naganika und Gautamiputra Balashri, nahmen bedeutende politische und religiöse Initiativen in eigener Verantwortung wahr. Sie machten Spenden und wurden in den epigraphischen Aufzeichnungen als eigenständige Akteurinnen erfasst. Die Verwendung von Matronyms (Mutternamen) in den Namen der Satavahana-Könige, wie Gautamiputra und Vasishthiputra, wirft jedoch interessante Fragen auf. Während Gotra in der Brahmanenordnung üblicherweise über den Vater vererbt wird, könnte der Bezug auf die Mutter in diesen Namen auf eine matrilineare Praxis hinweisen, auch wenn dies noch nicht als Beweis für eine matriarchale Struktur interpretiert werden kann.

Die Gesellschaft der Satavahana-Dynastie und die Rolle der Frauen in dieser Zeit erfordern eine differenzierte Betrachtung. In ihren Inschriften und Spenden zeigten Frauen eine bemerkenswerte Eigenständigkeit und Einflussnahme, was die Möglichkeit eines höheren sozialen Status für Frauen in bestimmten Perioden der Geschichte Indiens nahelegt. Dennoch bleibt das Bild der Frau in den Texten des Dharmashastras insgesamt von einer patriarchalen Norm geprägt, die ihr Verhalten und ihre Rechte stark einschränkt.

Die Unvergänglichkeit des Selbst und die Entwicklung religiöser Praxis im antiken Indien

Im Kontext der Bhagavad Gita wird das Konzept des unvergänglichen Selbst, des "Atman", als unveränderlich und jenseits des körperlichen Todes beschrieben. Dieser Gedanke zieht sich wie ein roter Faden durch die indische Philosophie, die die Unzerstörbarkeit des wahren Selbst betont. Es gibt keinen Beginn oder ein Ende des wahren Wesens, es ist ewig, unvergänglich und jenseits des Wandels. Diese Vision des Selbst als etwas Unsterbliches ist im Vergleich zur temporären Natur des Körpers und der materiellen Welt von zentraler Bedeutung für die spirituelle Praxis und das Verständnis der indischen Philosophie.

Der Körper, so wird in der Gita klar, ist lediglich ein vorübergehendes Gefäß. Wie ein Mann alte, abgenutzte Kleider ablegt und neue anzieht, so wird auch das Selbst in neuen Körpern wiedergeboren, nachdem der alte Körper seine Aufgabe erfüllt hat. Dieser Vergleich verdeutlicht den Übergang des Selbst von einem Zustand zum nächsten und betont, dass der wahre Wesenskern unberührt bleibt, unabhängig von den physischen Veränderungen des Körpers.

Diese Ansicht, dass der Tod nicht das Ende des Selbst bedeutet, ist tief in den indischen religiösen Traditionen verwurzelt. Sie steht im Gegensatz zu westlichen Konzepten des Selbst, die häufig an den Körper gebunden sind und den Tod als endgültigen Abschluss betrachten. In der Bhagavad Gita wird betont, dass der wahre Selbst weder getötet noch zerstört werden kann. Sogar Gewalt und Zerstörung des Körpers haben keine Wirkung auf das unsterbliche Selbst. Diese Vorstellung liefert eine spirituelle Grundlage für das Handeln im Leben, da der Mensch nicht an den physischen Körper und seine Vergänglichkeit gebunden ist.

Doch nicht nur die Philosophie des unsterblichen Selbst hat die indische religiöse Praxis geprägt. Auch das Yoga, als eine andere bedeutende Denkrichtung der indischen Antike, hat tiefgreifende Einflüsse auf das spirituelle Leben gehabt. Die Yoga Sutras, ein grundlegendes Werk zur Praxis des Yoga, beschreiben den Weg zur Kontrolle des Geistes und zur Erreichung innerer Ruhe und Stabilität. Das Ziel des Yoga, wie es in den Sutras dargelegt wird, ist die Unterdrückung der Aktivitäten des Geistes (chitta-vritti-nirodha). Hierbei wird das Ziel des Yoga als die Trennung des "Sehers" (purusha) von der sichtbaren, manifestierten Welt (prakriti) beschrieben. Durch diese Trennung soll der Mensch zu einem Zustand der Erleuchtung gelangen, in dem er die wahre Natur des Selbst erkennt.

Es ist interessant, dass auch im Yoga die Vorstellung eines unsterblichen und unveränderlichen Selbst eine zentrale Rolle spielt. Die Kontrolle des Geistes und die vollständige Verwirklichung des eigenen Selbst führen zu einem Zustand jenseits von Geburt und Tod, in dem der Praktizierende die wahre Natur des Universums und seines eigenen Wesens erkennt.

Der Übergang von alten religiösen Praktiken hin zu neuen Formen der Hingabe und Verehrung war ein weiterer wichtiger Aspekt der religiösen Entwicklung im antiken Indien. Zwischen etwa 200 v. Chr. und 300 n. Chr. erlebte das religiöse Leben einen Wandel, bei dem neue Formen der Verehrung, wie sie im frühen Hinduismus und den Puranas sichtbar werden, an Bedeutung gewannen. Im Gegensatz zu den abstrakten philosophischen Systemen, die sich mit der Natur des Selbst beschäftigten, fokussierten sich diese neuen religiösen Bewegungen zunehmend auf die persönliche Hingabe an Götter und Göttinnen.

Diese Entwicklungen manifestierten sich in der Schaffung von Schreinen, die nicht nur religiöse, sondern auch soziale und politische Bedeutung hatten. Der Schrein war ein heiliger Raum, in dem Gemeinschaften zusammenkamen, um ihre Verehrung zu praktizieren. In dieser Zeit begann man, Gottheiten in Form von Statuen zu verehren, was eine sichtbare und greifbare Form der spirituellen Praxis darstellte. Diese Entwicklung führte zu einer stärkeren sozialen und religiösen Integration innerhalb der Gemeinschaften.

Es ist jedoch auch wichtig zu beachten, dass die Geschichte der Religionen nicht nur durch religiöse Texte und deren Dogmen geprägt wurde, sondern auch durch die regionale und lokale Praxis, die oft von den großen religiösen Strömungen abwich. Die archäologischen Funde, wie Statuen, Inschriften und die Entdeckungen von religiösen Stätten, bieten wertvolle Einsichten in die tatsächliche religiöse Praxis. Dabei zeigen sich oft Überschneidungen und gegenseitige Einflüsse zwischen den verschiedenen religiösen Traditionen, die nebeneinander existierten.

Ein bedeutendes Beispiel für diese religiöse Vielfalt findet sich in der Region von Mathura, wo verschiedene religiöse Gemeinschaften, wie der Buddhismus, der Jainismus und die Verehrung von Krishna, koexistierten. Archäologische Ausgrabungen haben eine Vielzahl von religiösen Stätten und Kunstwerken hervorgebracht, die auf diese heterogene religiöse Landschaft hinweisen. Solche Funde verdeutlichen, dass religiöse Traditionen oft miteinander in Kontakt standen und sich gegenseitig beeinflussten.

Ein weiteres Beispiel bietet der südindische Ort Nagarjunakonda, wo zahlreiche buddhistische und hinduistische Tempel sowie jainistische Schreine existierten. Diese Stätten belegen eine religiöse Vielfalt, die über mehrere Jahrhunderte hinweg bestand und zeigen die Interaktion und den Austausch zwischen den verschiedenen Glaubenssystemen.

In diesem Kontext ist es wichtig, zu verstehen, dass religiöse Praktiken und Glaubensvorstellungen nicht isoliert voneinander existierten, sondern oft in einem ständigen Austausch miteinander standen. Die gemeinsamen Symbole, architektonischen Stile und rituellen Praktiken, die in verschiedenen religiösen Traditionen vorkamen, sind ein deutliches Zeichen für diese kulturelle und religiöse Vernetzung.

Die Entwicklung des Hinduismus, des Buddhismus und des Jainismus während dieser Zeit war von komplexen Wechselwirkungen geprägt, die durch politische, soziale und kulturelle Faktoren beeinflusst wurden. Diese religiösen Systeme sind nicht einfach als isolierte "Ismen" zu betrachten, sondern als Teil eines größeren, miteinander verflochtenen religiösen und kulturellen Gefüges.

Buddhistische Einflüsse auf die Malediven und das Ende des indischen Buddhismus: Eine tiefere Betrachtung

Die Malediven, ein Archipel im Indischen Ozean, sind in erster Linie für ihre atemberaubenden Strände und kristallklaren Gewässer bekannt. Doch hinter ihrer malerischen Schönheit verbirgt sich eine tiefere Geschichte, die von religiösen und kulturellen Einflüssen geprägt ist, die weniger bekannt sind. Einer dieser Einflüsse ist der Buddhismus, der in der Vergangenheit eine bedeutende Rolle auf den Inseln gespielt hat. Der Name Yamantaka ist eng mit diesem religiösen Erbe verbunden. Yamantaka ist der Führer der „Zornigen Könige“ des tantrischen Buddhismus und ein symbolisches Wesen, das in verschiedenen buddhistischen Traditionen als Beschützer und Zerstörer von Hindernissen verehrt wird. Das Mantra, das mit Yamantaka in Verbindung steht, ist auf verschiedenen Inschriften zu finden, und einige dieser Inschriften wurden einst auf den Malediven entdeckt. Leider wurden viele dieser archäologischen Funde während des Vandalismus im Jahr 2012 zerstört. Dennoch sind sie ein wichtiger Beweis für den Einfluss des tantrischen Buddhismus auf die Region.

Die Malediven waren lange Zeit ein wichtiger Handelsposten für Schneckenhäuser, die in verschiedenen Teilen Asiens als Währung verwendet wurden. Diese Handelsverbindungen zeigen, dass die Malediven in der Vergangenheit ein Zentrum für den Austausch von Gütern und Ideen waren. Doch das religiöse Erbe der Inseln ist genauso bemerkenswert wie ihre Rolle im internationalen Handel. In den 1950er Jahren wurde auf der Insel Ariadu ein Korallen-Linga entdeckt, das in seiner Form hinduistischen Einfluss erkennen lässt. Diese Entdeckung, zusammen mit den Überresten von drei buddhistischen Stupas, deutet darauf hin, dass der Buddhismus auf den Malediven eine wichtige Rolle spielte, bevor der Islam im 12. Jahrhundert eingeführt wurde.

Die Geschichte des indischen Buddhismus ist von vielen Wendungen geprägt. Trotz seiner großen Ausbreitung und seiner Bedeutung erlebte der Buddhismus in Indien einen langsamen Rückgang. Dieser Rückgang war jedoch weder gleichmäßig noch absolut. Verschiedene Faktoren, darunter der zunehmende Einfluss des tantrischen Buddhismus, der aggressive Brahmanismus und die türkischen Invasionen, spielten dabei eine Rolle. Der Historiker Giovanni Verardi argumentiert, dass der Buddhismus nicht einfach langsam verfiel, sondern durch den Brahmanismus verdrängt wurde, oft unter Gewalt und Verfolgung. In dieser Phase des Übergangs veränderten sich viele der buddhistischen Klöster in Indien, und die Mönche begannen, sich in Gebirgsregionen wie Tibet und den westlichen Himalaya zurückzuziehen, wo der Buddhismus noch lange Zeit überlebte.

Jainismus, eine weitere bedeutende religiöse Tradition Indiens, hatte ebenfalls einen tiefgreifenden Einfluss auf die Region. Der Jainismus erlebte vor allem in Rajasthan, Gujarat und Karnataka eine Blütezeit. Besonders in Sravana Belagola, einer bedeutenden Jain-Stätte in Karnataka, wurde im 10. Jahrhundert eine monumentale Statue des heiligen Bahubali (Gommateshvara) errichtet. Diese Statue, die als größte freistehende monolithische Statue der Welt gilt, ist ein Symbol für die tiefgreifende spirituelle Disziplin und Hingabe im Jainismus. Die Figur von Bahubali, die in einer meditativen Haltung steht, spiegelt die Ideale des Jainismus wider: Askese, Entsagung und den Wunsch nach Befreiung vom Kreislauf des Lebens und Todes.

Der Jainismus betont die Vergänglichkeit des Körpers und sieht den physischen Körper als ein Gefängnis, das von Leid und Unvollkommenheit geprägt ist. Das ultimative Ziel ist es, die Erlösung vom Kreislauf der Wiedergeburten zu erlangen. In diesem Kontext spielt der Tod eine besondere Rolle. Der Jaina-Glaube umfasst eine Vielzahl von ritualisierten Todesformen, die als freiwillige Übergabe des Körpers verstanden werden, um das spirituelle Ziel der Befreiung zu erreichen. Diese Praxis wird nicht als Selbstmord angesehen, sondern als ein Akt des bewussten Abschieds von der physischen Welt. In besonderen Fällen, wie etwa bei extremen Katastrophen, Hungersnöten oder unheilbaren Krankheiten, können solche Rituale durchgeführt werden, um den Weg zur Erlösung zu beschleunigen.

Die letzten Jahrhunderte der buddhistischen Tradition in Indien sind von einer gewissen Ambivalenz und Fragmentierung geprägt. Einige buddhistische Gemeinschaften, die in Tibet und im westlichen Himalaya entstanden sind, haben bis heute überlebt, während andere im Laufe der Zeit von den aufkommenden hinduistischen Bewegungen und politischen Umwälzungen verdrängt wurden. Die Geschichte des frühen mittelalterlichen Buddhismus in Indien ist voller Lücken und Unklarheiten, insbesondere hinsichtlich der Gründe für den Rückgang des laienhaften Interesses und der finanziellen Unterstützung für buddhistische Institutionen.

Die Bedeutung von Tantrismus in der buddhistischen Tradition darf ebenfalls nicht unterschätzt werden. Der tantrische Buddhismus, der sich durch komplexe Rituale, Mantras und eine tiefere Verbindung zu den kosmischen Kräften auszeichnet, hat in vielen Teilen Asiens tiefgehende Spuren hinterlassen. In Indien und auf den Malediven war dieser Einfluss besonders stark, bevor die Einführung des Islam die religiöse Landschaft der Inseln endgültig veränderte.

Die tiefere Auseinandersetzung mit diesen Themen erfordert ein besseres Verständnis der kulturellen und religiösen Dynamiken, die das religiöse Leben in Südasien über Jahrhunderte hinweg prägten. Der Buddhismus, der in Indien eine bedeutende Rolle spielte, hat nicht nur das religiöse Leben beeinflusst, sondern auch tiefgreifende philosophische und spirituelle Fragen aufgeworfen. Ebenso ist die Rolle des Jainismus, der eine ähnliche Vision von Erlösung und Askese teilt, von entscheidender Bedeutung für das Verständnis der religiösen Vielfalt in der Region. Der Rückgang des Buddhismus in Indien und der Einfluss des Tantrismus verdeutlichen, wie komplex und vielschichtig die religiösen Bewegungen in Südasien waren. Ein tieferes Verständnis dieser Prozesse bietet wertvolle Einsichten in die religiösen und kulturellen Entwicklungen, die die Geschichte dieser Region prägten.

Wie lebten die neolithischen Gemeinschaften Südindiens – sesshafte Bauern oder nomadische Viehzüchter?

Die großflächige Schlachtstelle von Budihal, gelegen zwischen dem Aschehügel und dem Siedlungsareal, mit ihrem sorgfältig verputzten Boden, der Vielzahl an Knochen und Werkzeugen sowie der nahegelegenen Kochstelle, verweist unmissverständlich auf eine gemeinschaftliche Nutzung. Ihre Dimension und Ausstattung sprechen nicht für die Arbeit eines Einzelnen, sondern vielmehr für kollektive Handlungen – möglicherweise zeremonieller Natur. Es liegt nahe, dass diese Stätte bei rituellen Zusammenkünften genutzt wurde, bei denen Tiere geschlachtet und das Fleisch gemeinschaftlich verzehrt wurde.

Die Funde aus Budihal offenbaren eine komplexe Lebensweise. Über Flotationsverfahren konnten Samen von drei Wildpflanzen – Ber, Indische Kirsche und Amla – nachgewiesen werden. Einige wenige Körner von domestiziertem Pferdegram runden das Bild ab. Unter den tierischen Überresten finden sich sowohl domestizierte als auch wilde Arten – insgesamt etwa fünfzehn verschiedene Spezies. Die meisten Knochen stammen von Hausrindern, was eine Spezialisierung der neolithischen Bewohner auf Rinderhaltung nahelegt. Daneben traten in geringerem Umfang auch Schafe, Ziegen, Büffel und Geflügel auf. Unter den wilden Tieren lassen sich Nilgau, Schwarzbock, Antilope, Waran, Schildkröten, Vögel, Fische, Krebse und Mollusken nachweisen.

Besonders bemerkenswert ist der Fund einer weiteren Schlachtstelle innerhalb des Siedlungsareals selbst, südlich des Aschehügels. Die kalibrierten Datierungen setzen den Aschehügel in den Zeitraum von etwa 2450 bis 2100 v. Chr., während die Siedlungsspuren zwischen 2450 und 1600 v. Chr. liegen. Diese zeitliche Überlappung untermauert die direkte Verbindung zwischen Wohnsiedlung und Aschehügel. Paddayya zog aus diesen Erkenntnissen grundlegende Schlüsse: Neolithische Aschehügel und Siedlungen waren funktional miteinander verbunden – vielmehr handelte es sich bei den Aschehügeln um integrale Bestandteile pastoraler Siedlungen.

Die Topographie dieser Orte – hügeliges Gelände, Nähe zu ganzjährig verfügbaren Wasserquellen, weite Weideflächen, jedoch nährstoffarme Böden – war für den Ackerbau ungeeignet, für die Viehhaltung jedoch ideal. Mist und Haushaltsabfälle wurden in unmittelbarer Nähe der Siedlungen deponiert und regelmäßig verbrannt. Diese Praxis hatte sowohl hygienische als auch symbolisch-rituelle Dimensionen. Sie diente nicht nur der Reinigung und der Abschreckung von Raubtieren, sondern möglicherweise auch der Förderung tierischer Fruchtbarkeit.

Manche dieser Aschehügel sind derart groß, dass sie als regionale Zentren interpretiert werden, an denen sich Menschen zu saisonalen Viehmärkten versammelten. Gleichwohl ist es nicht gesichert, dass dieses Modell auf alle Fundorte übertragbar ist. Es ist vielmehr anzunehmen, dass unter den neolithischen Siedlungen Südindiens beträchtliche Unterschiede bestanden: Während manche Orte lediglich kurzzeitige Lager nomadischer Viehhalter darstellen könnten, weisen andere auf langfristige Siedlungskontinuität hin. So besteht ein Spektrum von Einzelplätzen bis hin zu komplexen Clustern wie in Kupgal oder Palavoy.

In Bezug auf die Lebensweise dieser Gemeinschaften existieren divergierende Interpretationen. Eine Lesart sieht in ihnen sesshafte Ackerbauern, die