Die Optimierung der Konsistenz zwischen realen und virtuellen Daten spielt eine entscheidende Rolle in der Entwicklung von präzisen Diagnosemodellen, insbesondere in komplexen Systemen wie hydraulischen Anlagen oder Maschinen. Die Qualität der virtuellen Daten und ihre Übereinstimmung mit den realen Messdaten sind von zentraler Bedeutung für die Genauigkeit und Zuverlässigkeit der Fehlerdiagnose.

Ein grundlegender Schritt bei der Integration von realen und virtuellen Daten ist die Vorverarbeitung der Eingabedaten. Dabei werden die virtuellen Daten und die realen Messdaten zunächst bereinigt, standardisiert und wichtige Merkmale extrahiert, um sicherzustellen, dass beide Datensätze auf derselben Skala verglichen werden können. Diese Vorverarbeitung ist notwendig, um die Vergleichbarkeit zwischen den beiden Datensätzen zu gewährleisten und Verzerrungen durch unterschiedliche Maßstäbe oder Rauschen zu vermeiden. Um diese Schritte korrekt umzusetzen, wird die Methode des „Dynamic Time Warping“ (DTW) verwendet, um die Daten zeitlich auszurichten. Hierbei handelt es sich um einen dynamischen Prozess, bei dem die Daten miteinander abgeglichen und aufeinander abgestimmt werden, um eine optimale Ausrichtung auf der Zeitachse zu erreichen.

Ein weiterer entscheidender Schritt ist die Anwendung des 2DSW-Algorithmus, der darauf abzielt, das Signal weiter zu biegen und anzupassen, um eine noch präzisere Übereinstimmung zu erzielen. Dabei wird die Differenz zwischen den Datensätzen durch Minimierung der gewichteten Summe von Zeitdifferenz und Amplitudendifferenz kontinuierlich reduziert, sodass das virtuelle Modell zunehmend an das reale System angepasst wird. Diese Optimierung erfolgt in mehreren Iterationen, wobei in jedem Schritt die Position des Signals sowohl auf der Zeitachse als auch in Bezug auf die Amplitude angepasst wird, um eine nahezu perfekte Übereinstimmung zu erreichen.

Der nächste Schritt in diesem Prozess ist die Berechnung des mittleren quadratischen Fehlers (MSE), um die Fehlerdifferenz zwischen den virtuellen und den realen Daten zu quantifizieren. Anhand dieses Fehlerwerts wird das virtuelle Modell iterativ kalibriert, bis die Abweichungen von den realen Messdaten auf ein akzeptables Minimum reduziert sind. Dieser iterative Kalibrierungsprozess stellt sicher, dass das virtuelle Modell als „Twin Data“ anerkannt wird, wenn die Differenz in Zeit und Amplitude den minimalen Schwellenwert erreicht hat. Diese Technik ist besonders wichtig für die präzise Simulation des realen Systems und gewährleistet, dass das virtuelle Modell für diagnostische Zwecke zuverlässig eingesetzt werden kann.

Die Kombination von Digital Twin (DT)-Technologie mit fortschrittlichen Algorithmen zur Datenkalibrierung, wie dem 2DSW-Algorithmus, stellt eine bahnbrechende Innovation in der Fehlersimulation und -diagnose dar. Obwohl frühere Studien ähnliche Methoden zur Kalibrierung virtueller Modelle angewendet haben, ist der Einsatz von DT in Verbindung mit 2DSW bislang einzigartig. Diese Methodenkombination ermöglicht es, das simulierte Datenmodell so anzupassen, dass es die realen Messdaten genau widerspiegelt, was eine wesentliche Verbesserung der Diagnosetools darstellt.

Ein weiterer Aspekt, der bei der Fehlerdiagnose in komplexen Systemen von Bedeutung ist, ist die Anwendung tiefgehender Lernmethoden (Deep Learning, DL). Diese Modelle, die speziell für die Verarbeitung von Zeitreihendaten entwickelt wurden, können eingesetzt werden, um den Zustand eines Systems zu diagnostizieren und Fehlerarten zu identifizieren. In einem hydraulischen System beispielsweise können Druck- und Durchflusssignale als Eingabedaten für ein DL-Modell dienen, das anschließend den Zustand des Systems bewertet und Fehlertypen vorhersagt. Hierbei werden verschiedene Quellen für die Trainingsdaten verwendet: sowohl reale Messdaten als auch Daten aus virtuellen Modellen, die durch den 2DSW-Algorithmus optimiert wurden.

Das vorgeschlagene Modell, das MC1DCNN-GRU-Modell, kombiniert zwei unterschiedliche neuronale Netzwerkmodule, um die Aufgaben der Merkmalsextraktion und der Klassifikation zu erfüllen. Das MC1DCNN-Modul nutzt Faltungsschichten, um Merkmale aus den zeitlichen Daten zu extrahieren, während das GRU-Modul (Gated Recurrent Unit) langzeitige Abhängigkeiten im Datensatz erfasst, was für eine präzise Klassifikation der Fehlerart entscheidend ist. Die Kombination aus Convolutional Neural Networks (CNNs) und Recurrent Neural Networks (RNNs) stellt sicher, dass sowohl lokale als auch langfristige Abhängigkeiten in den Daten berücksichtigt werden, was die Fehlerdiagnose erheblich verbessert.

Ein wichtiger Aspekt bei der Verwendung von tiefen neuronalen Netzwerken für die Fehlerdiagnose ist die Notwendigkeit, eine große Menge an qualitativ hochwertigen Daten zu sammeln. Dies stellt eine Herausforderung dar, insbesondere in komplexen Systemen, in denen Fehlerereignisse relativ selten sind. Hier kommt die DT-Technologie ins Spiel, die es ermöglicht, virtuelle Modelle des Systems zu erstellen und damit virtuelle Daten zu generieren, die mit realen Daten kombiniert werden können. Diese virtuellen Datensätze erweitern die Vielfalt und die Kapazität der verfügbaren Trainingsdaten und ermöglichen es so, präzisere und zuverlässigere Fehlerdiagnosemodelle zu entwickeln.

Ein bedeutender Vorteil des Einsatzes von DT-Technologie ist die Möglichkeit, verschiedene virtuelle Modelle von komplexen Systemen zu erstellen und die Dynamik des Systems genau zu simulieren. Durch die Integration von realen Messdaten mit diesen virtuellen Daten können Modelle entwickelt werden, die nicht nur die reale Funktionsweise eines Systems besser widerspiegeln, sondern auch die Fähigkeit besitzen, zukünftige Fehlerzustände frühzeitig zu erkennen und zu diagnostizieren.

Wie wird eine gleichzeitige Fehlerdiagnose in elektrohydraulischen Systemen effizient durchgeführt?

Die Fehlerdiagnose in elektrohydraulischen Systemen, insbesondere bei komplexen Steuerungen wie in Unterwasser-Blowout-Preventern (BOP), steht vor der Herausforderung, simultane Mehrfachfehler präzise zu erkennen. Die traditionelle Fehlerdiagnose, die meist auf Einzelstörungen ausgelegt ist, reicht hier nicht aus, da sich bei gleichzeitigen Fehlern die Systemreaktionen nicht als einfache Summe einzelner Fehlererscheinungen darstellen lassen. Stattdessen entstehen nichtlineare, gekoppelte Wechselwirkungen zwischen Fehlern, die die Diagnose erheblich erschweren.

Elektrohydraulische Systeme bestehen aus zahlreichen Komponenten, deren Ausfälle sich gegenseitig beeinflussen können – durch Kaskadeneffekte oder durch gemeinsame Ursachen. Zum Beispiel kann ein Ausfall in einem hydraulischen Teil Druckschwankungen hervorrufen, die weitere Komponenten beeinflussen. Parallel dazu kann die elektrische Steuerung durch fehlerhafte Signale Fehlfunktionen auslösen, was eine komplexe Fehlerlandschaft erzeugt, die mit herkömmlichen Modellen schwer zu erfassen ist.

Die vorgestellte Methode zur Diagnose simultaner Fehler basiert auf einer modularen Zerlegung des Problems: Das Gesamtsystem wird in mehrere Teilmodelle untergliedert, die jeweils auf objektorientierten Bayesschen Netzwerken (OOBNs) basieren. Diese Modelle ermöglichen eine strukturierte und wiederverwendbare Abbildung der Systemkomponenten und deren Fehlerdiagnose, wobei Prinzipien wie Kapselung und Vererbung die Komplexität beherrschbar machen. Jedes Submodell enthält dabei eine Schicht für Eingangssignale, eine für Fehleranzeichen, eine für Schlussfolgerungen und eine für die Ergebnisdarstellung.

Die Diagnose erfolgt zunächst in den Submodellen, die eine vorläufige Fehleridentifikation erlauben. Anschließend werden mögliche Fehlerkombinationen gebildet und mit der Dempster-Shafer (D-S) Evidenztheorie verknüpft, um Unsicherheiten und konkurrierende Diagnosen zu bewerten und zu gewichten. Durch diese Kombination von Wahrscheinlichkeiten und Glaubensmaßen entsteht ein robustes Entscheidungsmodell, das auch bei gleichzeitigen Mehrfachfehlern hohe Genauigkeit erreicht. So zeigt die Methode für typische Redundanzsysteme wie TMR (Triple Modular Redundancy) und DDMR (Dual Dual Modular Redundancy) eine diagnostische Genauigkeit von über 85% selbst bei gleichzeitigen Fehlern, wobei die DDMR-Systeme mit ihrer erweiterten Redundanzstrategie besonders stabile und präzise Diagnosen liefern.

Dieses Vorgehen hat den Vorteil, dass es die steigende Komplexität elektrohydraulischer Systeme handhabbar macht, ohne in unüberschaubare Zustandsräume zu geraten, wie es bei einfachen Mehrklassenklassifikationen oder direkt erweiterten Zustandsmodellen der Fall wäre. Die Kombination von OOBNs und D-S Evidenztheorie sorgt für eine effiziente und zuverlässige Diagnose auch in Echtzeit-Anwendungen.

Wichtig ist zudem das Verständnis, dass die Diagnose nicht isoliert betrachtet werden darf, sondern immer die Systemarchitektur und die Zusammenhänge der Komponenten berücksichtigt werden müssen. Der Fokus auf gemeinsame Ursachen und Kaskadeneffekte verhindert Fehldiagnosen und erhöht die Betriebssicherheit. Zudem ist es entscheidend, dass redundante Systeme nicht nur die Ausfallsicherheit verbessern, sondern durch differenzierte Diagnostik Fehlalarme minimieren und die Wartungszyklen optimieren.

Ein weiterer zentraler Aspekt ist die modellbasierte Herangehensweise, die es erlaubt, die Diagnose mit zunehmender Systemkomplexität skalierbar zu gestalten. Die Modularisierung in Submodelle spiegelt reale technische Strukturen wider und erleichtert die kontinuierliche Erweiterung und Anpassung an neue Komponenten oder veränderte Betriebsbedingungen.

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Modellierung und Vorhersage der Zuverlässigkeit von Komponenten im Unterwasser-Weihnachtsbaum-System

Die Zuverlässigkeit von Unterwasser-Weihnachtsbaum-Systemen wird maßgeblich durch das Zusammenspiel der verschiedenen Systemkomponenten beeinflusst, wobei sowohl das hydraulische als auch das elektronische Steuerungssystem eine entscheidende Rolle spielen. Ein solcher Systemansatz erfordert eine präzise Modellierung der Wechselwirkungen und des Degradationsverhaltens der einzelnen Komponenten, um zuverlässige Vorhersagen über die Restnutzungsdauer (RUL) zu treffen.

Im Modellierungsprozess wird zunächst die Leistung des Systems durch die Schätzung der Wahrscheinlichkeitsverteilungen von Degradationsparametern wie λ (Skalenparameter) und k (Formparameter) dargestellt, die das Alterungsverhalten der Systeme beschreiben. Besonders die Wechselwirkungen zwischen den Subsystemen, wie etwa zwischen der A- und B-Pumpe, wirken sich signifikant auf die Ausfallwahrscheinlichkeit aus. Diese Wechselwirkungen werden durch modifizierte Weibull-Degradationsmodelle abgebildet, die die wechselseitige Abhängigkeit der Pumpenbeschädigungen verdeutlichen. So kann die Fehlerwahrscheinlichkeit der Komponenten durch eine kumulierte Verteilungsfunktion ausgedrückt werden, die ihre Interaktionen berücksichtigt.

Ein weiteres Beispiel für eine komplexe Komponente in diesem System sind die elektromagnetischen Umkehrventile, die sowohl vom elektronischen Steuerungssystem als auch vom hydraulischen System beeinflusst werden. Die Degradation dieser Ventile wird typischerweise durch einen Gamma-Prozess modelliert, der die Veränderung der Systemzuverlässigkeit über die Zeit beschreibt. Die Zuverlässigkeit der Ventile hängt dabei nicht nur von den direkten Umweltfaktoren ab, sondern auch von den Wechselwirkungen zwischen den beiden Steuerungssystemen. Diese Wechselwirkungen beschleunigen häufig den Degradationsprozess, was zu einer früheren Fehlfunktion führen kann.

Die Modellierung der Gesamtzuverlässigkeit des Systems basiert auf der Kombination der Einzelzuverlässigkeiten der Teilsysteme, wobei die Ausfallwahrscheinlichkeit eines Subsystems als Komplementärwert zur Zuverlässigkeit ausgedrückt wird. Ein spezieller Fokus liegt hier auf den Serien- und Parallelstrukturen des Systems, bei denen bestimmte Komponenten unerlässlich für die Funktion des gesamten Systems sind, während andere redundante Aufgaben übernehmen. Die Gesamtzuverlässigkeit eines Unterwasser-Weihnachtsbaumsystems lässt sich daher durch die Produktformel R = Re · Rh · Rv darstellen, wobei Re die Zuverlässigkeit des elektronischen Steuerungssystems, Rh die des hydraulischen Systems und Rv die der Ventile ist.

Im Verlauf der Degradationsmodellierung wird die Veränderung der Parameter in Echtzeit überwacht, um die genaue Entwicklung der Systemleistung zu verfolgen. Die Parameter λ1, k1, λ2 und k2, die die Degradationsgeschwindigkeit der Pumpen beschreiben, schwanken dabei innerhalb eines bestimmten Bereichs, was die Notwendigkeit einer kontinuierlichen Überwachung und Anpassung der Modelle unterstreicht. Diese Veränderungen beeinflussen direkt die Fehlerwahrscheinlichkeit der Systemkomponenten, wie sie in den entsprechenden Zeitverläufen dargestellt wird.

Ein interessantes Phänomen, das in der Praxis beobachtet wurde, ist die beschleunigte Ausfallwahrscheinlichkeit von Komponenten, die durch die gegenseitige Beeinflussung von A- und B-Komponenten im System bedingt ist. Insbesondere bei der Analyse des Ausfallverhaltens der A- und B-Pumpe zeigt sich, dass die B-Pumpe aufgrund ihrer höheren Degradation ein schnelleres Versagen aufweist. Im späten Stadium der Degradation kommt es bei der A-Pumpe zu einer beschleunigten Fehlerwahrscheinlichkeit, was auf den stärkeren Einfluss der B-Pumpe zurückzuführen ist. Solche Wechselwirkungen sind entscheidend für die präzise Vorhersage des Restlebens der gesamten Systemkomponenten.

Die systematische Modellierung der Wechselwirkungen und der Degradationsprozesse ermöglicht nicht nur eine genaue Bestimmung der RUL, sondern liefert auch wertvolle Erkenntnisse zur Wartungsplanung und Optimierung der Systemleistung. Durch die Anwendung fortschrittlicher Modelle wie der Bayesschen Netzwerke (DBN) können detaillierte Vorhersagen zur Systemzuverlässigkeit gemacht werden, die den Betreibern von Unterwasseranlagen helfen, Risiken zu minimieren und die Lebensdauer des Systems zu maximieren.

Neben der präzisen Modellierung der Systemkomponenten ist es ebenfalls von entscheidender Bedeutung, das Verhalten von Komponenten unter realen Betriebsbedingungen zu beobachten. Die Degradationsraten und die Wechselwirkungen zwischen den Komponenten können durch äußere Einflüsse wie Umweltschwingungen, Temperaturänderungen und Druckveränderungen stark variieren. Eine ständige Überprüfung und Anpassung der Vorhersagemodelle in Bezug auf diese externen Faktoren ist für die langfristige Zuverlässigkeit des Systems unerlässlich.

Wie wirken sich Wartungsstrategien auf die Gesamtbetriebskosten und Effizienz eines Subsea-Tree-Systems aus?

Im Rahmen der Wartungsstrategien für das Subsea-Tree-System wurden verschiedene Wartungsoptionen analysiert, um die Auswirkungen auf die Lebensdauer der Komponenten und die Wartungskosten zu verstehen. Die Betrachtung bezieht sich auf drei unterschiedliche Strategien, bei denen jeweils die Handhabung von Ersatzteilen und die Häufigkeit von Wartungsmaßnahmen variiert. Jede Strategie hat spezifische Vor- und Nachteile, die sich direkt auf die Gesamtbetriebskosten und die Effizienz der Wartungsabläufe auswirken.

Die erste Wartungsstrategie zeigt, dass insgesamt 11 Wartungsaktivitäten durchgeführt werden. Die Entscheidung, Komponenten durch neue Ersatzteile zu ersetzen, anstatt unvollständige Wartungsmaßnahmen zu ergreifen, führt dazu, dass Komponenten wie MIV (Main Isolation Valve), CIV (Choke Isolation Valve), AAV (Annular Access Valve) und PCV (Pressure Control Valve), die eine niedrige Lebensdauer haben, fast jedes Mal ersetzt werden. Für Komponenten mit längerer Lebensdauer werden unvollständige Wartungsmaßnahmen bevorzugt. Dies hat den Vorteil, dass weniger Ersatzteile benötigt werden und die Wartungskosten in dieser Hinsicht niedrig bleiben. Gleichzeitig verbessert sich durch die regelmäßigen Wartungsaktivitäten die Restnutzungsdauer (RUL, Remaining Useful Life) der Komponenten, wodurch die Betriebseffizienz optimiert wird. Während der Wartungsintervalle wird die System-RUL kontinuierlich verringert, bis eine Wartungsmaßnahme ergriffen wird, die die RUL erheblich steigert.

In der zweiten Wartungsstrategie stehen für jede Komponente Ersatzteile zur Verfügung, wodurch mehr Komponenten während jeder Wartungsmaßnahme ausgetauscht werden. Dies führt zu einer längeren Zeitspanne zwischen den Wartungsaktivitäten, da die RUL der Komponenten nach einem Austausch signifikant ansteigt. Insgesamt wird diese Strategie mit 10 Wartungsaktivitäten durchgeführt, was im Vergleich zur ersten Strategie eine Reduktion von einer Wartungsmaßnahme bedeutet. Die durchschnittliche Anzahl an Ersatzteilen ist hier mit etwa 4 deutlich höher als in der ersten Strategie. Dies führt zu höheren Kosten für Ersatzteile, aber auch zu einer effizienteren Wartung, da weniger häufig Wartungsmaßnahmen erforderlich sind.

Die dritte Wartungsstrategie ist durch eine frühere Bestellung von Ersatzteilen gekennzeichnet. Obwohl der Unterschied im Ergebnis bezüglich der Ersatzteilverwendung zwischen der ersten und der dritten Strategie relativ gering ist, erfordert die dritte Strategie eine größere Anzahl an Ersatzteilen für eine längere Zeitspanne, was zu höheren Lager- und Wartungskosten führt. Hier werden Ersatzteile sofort nach der Wartungsaktivität nachbestellt, was zu einer konstanten Anzahl an Ersatzteilen im System führt. Diese Strategie erfordert eine sorgfältige Planung der Ersatzteilbestellungen, um sicherzustellen, dass stets genügend Teile verfügbar sind, ohne dass eine Überbestellung erfolgt.

Ein wesentlicher Unterschied zwischen den Strategien zeigt sich bei der Berechnung der Gesamtkosten. Die Wartungskosten der Strategie 1 und 3 liegen etwa auf dem gleichen Niveau, wobei die Kosten in der zweiten Strategie aufgrund der größeren Anzahl an verbrauchten Ersatzteilen höher sind. Dennoch lässt sich eine wichtige Erkenntnis ziehen: Ein systematisches Management von Ersatzteilen kann die Wartungskosten erheblich reduzieren, indem die Bestellung und der Lagerbestand optimiert werden. Es ist entscheidend, dass die Bestellzeitpunkte und Wartungsintervalle sorgfältig abgestimmt werden, um unnötige Kosten zu vermeiden.

Ein weiterer Aspekt, der berücksichtigt werden muss, sind die Lagerkosten und die Kosten für die Wartung von Ersatzteilen. Wie in den Simulationen zu sehen ist, führen höhere Lager- und Wartungskosten für Ersatzteile zu einer Erhöhung der Gesamtwartungskosten, insbesondere bei Wartungsstrategie 3, die eine längere Lagerhaltung erfordert. Bei Wartungsstrategie 1, in der weniger Ersatzteile benötigt werden, bleiben die Kosten niedriger, was sie in Umgebungen mit hohem Lagerkostenpotenzial vorteilhaft macht.

Zusätzlich sind die Auswirkungen der Ausfallzeiten auf die Wartungskosten nicht zu unterschätzen. Wenn das Wartungssystem nicht rechtzeitig reagiert und eine Wartung vor dem Ausfall eines Systems durchgeführt werden muss, entstehen Kosten durch Ausfallzeiten, die durch Verzögerungen bei der Wartung noch verstärkt werden können. Es ist wichtig, einen optimalen Wartungsvorlauf zu finden, bei dem die Wartungsaktivitäten rechtzeitig eingeleitet werden, ohne dass der Betrieb unnötig beeinträchtigt wird. Wenn die Wartung zu spät erfolgt, entstehen hohe Ausfallkosten, die den Gesamtbetrieb erheblich verteuern können.

Es ist auch wichtig zu verstehen, dass eine Strategie, die auf der kurzfristigen Minimierung der Wartungskosten basiert, langfristig zu höheren Kosten führen kann, wenn nicht genügend Ersatzteile vorhanden sind oder die Wartungsintervalle nicht optimal geplant werden. Während Wartungsstrategie 3 aufgrund der umfangreichen Ersatzteillagerung und der regelmäßigen Bestellungen anfangs höhere Kosten verursacht, kann sie langfristig von Vorteil sein, wenn Ausfallzeiten und Produktionsstillstände vermieden werden.

Wie lässt sich ein optimales Wartungsplanungsmodell für ein mehrstufiges System entwickeln?

Die Planung von Wartungsmaßnahmen für mehrstufige Systeme ist eine komplexe Herausforderung, insbesondere im Rahmen von Condition-Based Maintenance (CBM), bei dem es darum geht, die Wartung auf der Grundlage des tatsächlichen Zustands der Komponenten zu steuern. Bei mehrstufigen Systemen wird diese Herausforderung durch die unterschiedlichen Alterungs- und Degradationszustände der einzelnen Komponenten noch verstärkt. Die meisten bestehenden Modelle für CBM in solchen Systemen stützen sich ausschließlich auf den aktuellen Zustand oder die Degradationsdaten der Komponenten. Doch diese Modelle haben oft Schwächen, da sie die Annahme treffen, dass die Fehlerverteilungen über die gesamte Lebensdauer des Systems hinweg konstant bleiben, was die Vorhersagegenauigkeit erheblich beeinträchtigen kann (Shi et al. 2020, Wang et al. 2024).

Ein weiterer häufiger Ansatz bei der Entwicklung von Wartungsstrategien ist die Optimierung der Ersetzungsrichtlinien für einzelne Komponenten, um ihre Degradationsrate unter einem Sicherheitswert zu halten. Dabei wird jedoch oft übersehen, dass die Degradationsraten der verschiedenen Komponenten eines Systems variieren können. Das führt zu einem wichtigen Problem: solche Strategien berücksichtigen nicht die dynamischen und komplexen Wartungsanforderungen des gesamten Systems und können in ihrer Praxis daher weniger effektiv sein (Wang et al. 2022).

Zur Bewältigung der unterschiedlichen Degradationszustände der Einzelkomponenten wurde im vorliegenden Kapitel ein Wartungsmodell entwickelt, das mehrstufige Wartungsmaßnahmen für jede einzelne Komponente berücksichtigt. Ein spezielles CBM-Rahmenwerk wurde für mehrstufige Systeme entwickelt, das sich auf die Analyse der Variationen der Übergangswahrscheinlichkeiten zwischen den Zuständen der Komponenten konzentriert. Hierbei wurde die Markov-Kettentheorie mit dem Wiener-Prozess kombiniert. Ein Optimierungsmodell zur Wartungsplanung wurde formuliert, das das Wartungsintervall optimiert, um die verbleibende Nutzungsdauer (RUL, Remaining Useful Life) zu maximieren und gleichzeitig die Wartungskosten zu minimieren.

Im Rahmen der Optimierung unter diskreten Zuständen wird ein Wartungsplanungsmodell entwickelt, das die Systemkomponenten in einzelne Einheiten unterteilt, um eine genauere Fehlererkennung und gezielte Reparaturen zu ermöglichen. Auf Komponentenebene werden ein Degradationsvorhersagemodell und eine Zustandsübergangsmatrix formuliert, um präzisere Wartungsmaßnahmen zu ermöglichen und Reparaturprozesse zu beschleunigen. Allerdings ist es in vielen praktischen Szenarien schwierig, alle Teile eines Systems genau zu überwachen, insbesondere aufgrund von komplexen Umweltbedingungen, räumlichen Einschränkungen und der Notwendigkeit, Produktionskosten zu kontrollieren. Aus diesem Grund werden Wartungsstrategien häufig auf Systemebene formuliert, wobei das gesamte funktionale System als eine Einheit betrachtet wird.

Die Modellbildung für die Wartungsoptimierung basiert auf mehreren Annahmen, die für die Analyse eines mehrstufigen Systems unter diskreten Zuständen erforderlich sind. Diese Annahmen beinhalten, dass die Degradation einer Komponente ohne Wartung monoton verläuft, dass die Degradation einer Komponente unabhängig von anderen Komponenten erfolgt und dass Wartungsmaßnahmen unterschiedliche Erholungsgrade aufweisen, die in Bezug auf Wartungszeit, Kosten und Wirksamkeit klassifiziert werden. Ein weiteres wichtiges Element des Modells ist die Verwendung einer Zustandsübergangsmatrix, die die Übergänge zwischen den verschiedenen Degradationszuständen einer Komponente abbildet.

Das CBM-Modell für mehrstufige Systeme unter diskreten Zuständen basiert auf historischen Betriebsdaten, aus denen Parameter für den Wiener-Prozess geschätzt werden, um ein ein Schritt Vorhersagemodell zu entwickeln. Dieses Modell ermöglicht es, den Degradationsprozess der Komponenten zu prognostizieren und auf Grundlage der Eingabedaten aus der Überwachung in Echtzeit Anpassungen vorzunehmen. Sobald genügend Vorhersagedaten vorhanden sind, wird die Zustandsübergangsmatrix durch Zählen der Daten des Performance-Degradationsprozesses erstellt. Die Wiederherstellungswahrscheinlichkeiten der Zustände werden mithilfe der Monte-Carlo-Simulation berechnet.

Um die verbleibende Nutzungsdauer des Systems zu maximieren und gleichzeitig die Wartungskosten zu minimieren, wird ein Optimierungsmodell entwickelt, das die Wartungszeitpunkte sowie die entsprechenden Wartungsmaßnahmen umfasst. Das Modell berücksichtigt dabei die Minimierung der Gesamtkosten und die Maximierung der Systemleistung. Ein Beispiel für ein solches Modell zeigt, wie eine Wartungsplanung durch den Vergleich von Wartungsmaßnahmen und deren Effektivität verbessert werden kann.

Die Wartungsmaßnahmen werden in vier grundlegende Zustände unterteilt: normalen Zustand, Aufmerksamkeitszustand, abnormen Zustand und schweren Zustand. Diese Zustände spiegeln den Degradationsprozess einer Komponente wider und bestimmen die nötigen Wartungsmaßnahmen. Jede Komponente hat mehrere mögliche Wartungsmaßnahmen, die hinsichtlich ihrer Dauer, Kosten und Wirksamkeit in verschiedene Wartungsniveaus klassifiziert werden.

Die Vorgehensweise bei der Entwicklung des Wartungsplans ist der K-nächste-Nachbarn-Algorithmus (KNN), bei dem Wartungsmaßnahmen entsprechend den bekannten historischen Wartungsdaten kategorisiert und anhand von Merkmalen wie Wartungszeit, Kosten und Leistungseffektivität sortiert werden. So kann eine präzise Wartungsstrategie erstellt werden, die es ermöglicht, Ausfälle rechtzeitig zu erkennen und die Wartungsprozesse zu optimieren.

Für eine effiziente Wartungsplanung ist es unerlässlich, die Abhängigkeiten zwischen den Systemkomponenten zu verstehen und die Wartungsmaßnahmen so zu koordinieren, dass die Gesamtleistung des Systems über den gesamten Lebenszyklus hinweg optimiert wird. Dies erfordert nicht nur präzise Vorhersagen des Degradationsprozesses, sondern auch eine flexible und dynamische Anpassung der Wartungsstrategien, die auf den realen Betrieb und die aktuellen Systembedingungen reagiert.