Die Inka-Kultur, die sich im Cuzco-Tal im Herzen des heutigen Peru entwickelte, fasziniert bis heute mit ihrer mystischen Anziehungskraft und grandiosen Architektur. Dieses beeindruckende Reich, das sich von Kolumbien bis nach Argentinien und Chile erstreckte und weite Teile des heutigen Ecuador, Peru und Westbolivien umfasste, war eines der größten und mächtigsten der präkolumbianischen Welt. Wäre das Reich nicht von den spanischen Konquistadoren unter der Führung von Francisco Pizarro zerstört worden, hätte es möglicherweise noch viele Jahrhunderte überdauert.
Die Inka erreichten bemerkenswerte Fortschritte in Architektur, Landwirtschaft und Verwaltung, obwohl sie weder das Rad noch ein Schriftsystem kannten. Diese Errungenschaften rufen in uns den Drang hervor, mehr über ihre Kultur und Zivilisation zu erfahren. Besonders bei einem Besuch der archäologischen Stätten Perus wird einem schnell klar, wie beeindruckend und spirituell diese Kultur war. Orte wie Machu Picchu, die in einer atemberaubenden Landschaft liegen, wecken das Gefühl, einem unsterblichen Erbe beizuwohnen. Auch wenn die Inka-Kultur die bekannteste und vielleicht am weitesten verbreitete ist, war sie nur der Höhepunkt einer langen Reihe komplexer und faszinierender präkolumbianischer Zivilisationen, die sich über viele Jahrhunderte hinweg entwickelten.
Der Inka-Glaube war tief mit der Beobachtung des Himmels und der spirituellen Bedeutung von Naturphänomenen verbunden. Der Himmel war nicht nur ein physikalisches Phänomen, sondern auch ein Ort göttlicher Mächte und spiritueller Kommunikation. Die Inka betrachteten bestimmte Sterne, Planeten und die Bewegungen von Sonne und Mond als heilige Manifestationen. Besonders die Sonne, als Symbol des höchsten Gottes Inti, hatte eine zentrale Bedeutung in der religiösen Praxis und in der Festlegung des Inka-Kalenders, der mit den agrarischen Zyklen verbunden war.
Die Inka-Kultur war zutiefst verbunden mit der Natur und ihrem kosmischen Kontext. Die Inka beobachteten den Himmel mit einer Präzision, die viele moderne Astronomen erstaunen würde. Ihre Fähigkeiten, die Bewegungen der Sterne und Planeten zu interpretieren, waren nicht nur für religiöse Zwecke von Bedeutung, sondern hatten auch ganz praktische Anwendungen, insbesondere in der Landwirtschaft. So spielte die genaue Bestimmung der Jahreszeiten und der für die Ernte wichtigen Zeiträume eine entscheidende Rolle in der Landwirtschaft und damit in der Sicherung des Überlebens ihrer Gemeinschaften.
Für die Inka war der Kosmos nicht nur ein abstraktes Konzept, sondern ein lebendiger Teil ihrer Spiritualität. Sie glaubten, dass die Erde und der Himmel miteinander verbunden sind, und dass die Elemente und Naturphänomene wie Sonne, Regen und Sterne direkten Einfluss auf das Leben der Menschen hatten. Diese Überzeugung fand ihren Ausdruck in einer Vielzahl von Ritualen und Zeremonien, die oft an besonderen Orten wie den Tempeln der Sonne oder an heiligen Berggipfeln abgehalten wurden.
Neben den beobachtbaren Himmelsphänomenen, wie den Planeten und den Sternbildern, besaßen die Inka eine tiefere symbolische Bedeutung für bestimmte Sterne. Im Süden des Himmels, weit entfernt von der nördlichen Hemisphäre, wo westliche Astronomen ihre Aufmerksamkeit konzentrieren, fanden die Inka Konstellationen, die sie mit Tieren und anderen heiligen Formen assoziierten. Diese „dunklen“ Konstellationen, die sich vor dem strahlenden Hintergrund der Milchstraße abzeichneten, besaßen für die Inka eine besondere Bedeutung und verbanden sie mit ihrer mythologischen Sichtweise der Welt.
Die Bedeutung des Himmels und der Sterne war für die Inka mehr als eine bloße astronomische Disziplin. Es war ein Weg, sich mit der göttlichen Welt zu verbinden und das Leben auf der Erde im Einklang mit den kosmischen Gesetzen zu gestalten. Sie betrachteten den Himmel als einen Raum, der von göttlicher Präsenz durchdrungen war, und es gab zahlreiche heilige Orte, an denen diese kosmische Verbindung gefeiert wurde. Zu den bekanntesten gehören die Tempel der Sonne und die heiligen Berggipfel, die als Pforten zum Himmel galten.
Was für uns als einfache Beobachtungen von Himmelskörpern erscheinen mag, war für die Inka eine tief verwurzelte Praxis, die sowohl spirituelle als auch praktische Bedeutung hatte. Diese Verbindung zwischen Spiritualität, Landwirtschaft und Astronomie ist ein faszinierender Bestandteil der Inka-Kultur, der es uns ermöglicht, ein tieferes Verständnis für die Bedeutung des Himmels in ihrer Weltanschauung zu entwickeln.
Die Rolle der Astronomie in der Inka-Zivilisation reicht weit über die reine Beobachtung der Sterne hinaus. Ihre Kenntnisse und Techniken, die Bewegungen der Himmelskörper zu deuten, halfen nicht nur bei der Bestimmung der Zeit und der Planung der Ernten, sondern auch bei der Gestaltung ihrer Städte und Tempel, die alle in einer kosmischen Ordnung verankert waren. Die Architektur war tief mit den astronomischen Zyklen verbunden, was zeigt, dass für die Inka der Himmel eine praktische und spirituelle Orientierung bot.
Wer sich also mit der Geschichte und Kultur der Inka beschäftigt, sollte sich bewusst sein, dass ihre Entwicklung nicht nur durch die Erfindung und Nutzung von Technologien, sondern auch durch ihre tiefe Verbindung zum Kosmos geprägt wurde. Der Himmel war für sie ein Ort der Weisheit, ein Spiegel ihrer eigenen Kultur und eine Quelle der Orientierung in einer Welt, die von göttlichen Kräften und Naturphänomenen durchzogen war.
Was sind die Nazca-Linien? Eine eingehende Untersuchung der geoglyphischen und religiösen Bedeutung
Die Nazca-Linien sind ein faszinierendes Rätsel der antiken Welt, das Forscher seit Jahrhunderten beschäftigt. Die riesigen Geoglyphen im Süden Perus, die in der kargen Wüste der Nazca-Ebene eingraviert sind, bieten eine Vielzahl von Interpretationen und Erklärungen, die sowohl auf astronomischen, religiösen als auch auf sozialen Hintergründen beruhen. Der Ursprung dieser Geoglyphen ist tief mit den kulturellen und religiösen Praktiken der Nazca-Zivilisation verbunden und könnte unter anderem als eine Art astronomischer Kalender verstanden werden, der speziell für landwirtschaftliche Zwecke entwickelt wurde.
Einige der bekanntesten Theorien besagen, dass die Nazca-Linien Abbildungen von Sternbildern und Himmelskonstellationen darstellen könnten. Die Figuren, die am Boden sichtbar sind, könnten den Himmel in Form eines gezeichneten Kalenders widerspiegeln, der es den Nazca ermöglichte, wichtige landwirtschaftliche Ereignisse wie Aussaat und Ernte im Einklang mit den Mondzyklen und den Sternen zu planen. Die Geoglyphen könnten demnach nicht nur ein astronomisches Archiv darstellen, sondern auch als religiöse Symbole fungieren, die den Himmel und die Naturgötter verehrten, von denen die Menschen glaubten, dass sie das Schicksal ihrer Ernte bestimmten.
Maria Reiche, eine der führenden Forscherinnen der Nazca-Linien, vertrat die Ansicht, dass diese Figuren eine Art Kalender darstellten, der von den Nazca zur Übermittlung von Informationen an die Nachwelt genutzt wurde. Ihre Bedeutung lag nicht nur in der Astronomie, sondern auch in der religiösen Verehrung der Götter, die mit diesen Sternen und Planeten assoziiert wurden. Nach Reiche konnten durch Rituale und Opfergaben eine Verbindung zu diesen Gottheiten hergestellt werden, um die natürlichen Phänomene wie Regen zu beeinflussen, die für die Landwirtschaft von zentraler Bedeutung waren.
Es gibt jedoch auch kritische Stimmen, die die astronomische Theorie infrage stellen. Einige Forscher argumentieren, dass die Geoglyphen keine mathematisch nachweisbaren Beziehungen zu Himmelskörpern und deren Bewegungen aufweisen und daher nicht direkt mit der Astronomie in Verbindung stehen können. Es gibt auch Theorien, dass die Figuren tanzende Gestalten darstellen, die zu rituellen Prozessionen gehörten. Diese Tänze wären Teil eines Kultes gewesen, der den Ahnen gewidmet war, und die Geoglyphen könnten als heilige Pfade gedient haben, denen die Feiernden bei den Prozessionen folgten.
Ein anderer Ansatz sieht die Geoglyphen als Teil eines Wasser- und Fruchtbarkeitskultes, der in einer Region von extremer Dürre von zentraler Bedeutung war. Die Gegend, in der die Nazca lebten, erlebte seltene Regenfälle, aber die Region war mit unterirdischen Wasserkanälen verbunden, die Wasser von den Anden bis zum Ozean transportierten. Die Geoglyphen könnten symbolische Darstellungen dieses Wassersystems gewesen sein, das die Grundlage für das Überleben der Bevölkerung bildete. Einige der Linien könnten tatsächlich die Orte von Wasserquellen oder deren Kreuzungspunkte markieren.
Die Linien und Figuren in Form von Zickzack- und Spiralmustern könnten auf den Kult des Wassers und die damit verbundenen religiösen Praktiken hinweisen. Die Zickzack-Muster könnten Blitze darstellen, während die Spiralen die Lüftungsöffnungen der unterirdischen Kanäle symbolisieren, die für die Wasserführung von Bedeutung waren. In einigen Interpretationen wurden diese Formen auch mit Muscheln assoziiert, die in der Region reichlich vorhanden waren, und die Spiralen könnten als Darstellung der Meerestiere und deren Einfluss auf das Leben der Menschen verstanden werden.
Darüber hinaus hat die jüngere Forschung versucht, die Geoglyphen in einen breiteren kulturellen und sozialen Kontext einzuordnen. So wird die Idee vertreten, dass die Nazca in einer hoch organisierten Gesellschaft lebten, die sich um gemeinschaftliche religiöse Praktiken und Rituale versammelte. Es wird angenommen, dass die Geoglyphen Teil eines größeren sozialen Netzwerks waren, das in religiösen Prozessionen und Zeremonien, die um heilige Stätten wie Berge und Wasserquellen herum organisiert wurden, zum Tragen kam. Diese religiösen und sozialen Versammlungen waren essenziell, um die Position und das Ansehen der verschiedenen sozialen Gruppen in der Gesellschaft zu stärken.
Die Geoglyphen hatten demnach nicht nur eine symbolische Bedeutung, sondern auch eine praktische Funktion. Einige der geometrischen Figuren markierten offenbar Orte, an denen größere Gemeinschaften versammelt waren, während biomorphe Figuren, die Fruchtbarkeit symbolisierten, in rituellen Tänzen verwendet wurden. Der religiöse Kalender, der mit den Geoglyphen verbunden war, war eng mit den natürlichen Zyklen von Regen und Dürre verknüpft, die für das Überleben in der Wüste von grundlegender Bedeutung waren.
Wichtig ist, dass die Nazca-Linien nicht nur als rätselhafte Kunstwerke betrachtet werden sollten, sondern als integraler Bestandteil der sozialen, kulturellen und religiösen Praktiken der Nazca-Zivilisation. Ihre Bedeutung reicht weit über ihre visuelle Erscheinung hinaus und spiegelt eine tiefe Verbindung zwischen den Menschen und der Natur sowie dem Glauben an übernatürliche Kräfte wider.
Wer waren die wichtigsten Götter im Inka-Pantheon und wie beeinflussten sie das tägliche Leben?
In der kosmologischen Weltanschauung der Inka spielten die Götter eine zentrale Rolle in allen Aspekten des Lebens – von der Landwirtschaft über die Kriegsführung bis hin zur spirituellen Praxis. Eine der wichtigsten und gleichzeitig am meisten verehrten Gottheiten war Illapa, der Gott des Blitzes. Illapa war untrennbar mit atmosphärischen Phänomenen, insbesondere mit Blitz und Donner, verbunden und wurde als eine Gottheit angesehen, die mit dem Wasser des Oberen Himmels und dem Regen, der durch den heiligen Fluss, die Milchstraße, fließt, in Verbindung stand. In Cuzco als „Illapa“ und im zentralen Peru als „Lliwyaq“ (klarer Himmel) verehrt, wurde er besonders gegen Dürrezeiten angerufen. Er war der Schutzgott der Hochlandbewohner, deren Leben stark von der Viehzucht und der Kartoffelernte geprägt war, während Wiraqocha mehr der Beschützer der Talbewohner war, deren Leben von der Bewässerung und dem Maisanbau abhängig war. In den Hochlagen der Anden kam es häufiger zu Stürmen und Blitzschlägen als in den Ebenen, was Illapa zu einem Gott machte, dessen Macht als lebensnotwendig für das Überleben galt.
Illapa wurde nicht nur als ein naturverbundener Gott verehrt, sondern auch als ein mächtiger Krieger, der in den Himmel zog, um den Blitz zu erzeugen, wobei sein glänzendes Gewand und seine Schleuder die Quelle des Donners und des Blitzes darstellten. Diese symbolische Darstellung zeigt, wie die Inka ihre Welt als von göttlichen Kräften durchdrungen betrachteten, die sowohl ihre natürlichen als auch ihre militärischen Erlebnisse beeinflussten.
Ein weiterer zentraler Gott der Inka war Inti, der Sonnengott, der als Sohn von Wiraqocha verehrt wurde. Inti war nicht nur der Gott des Lichts und der Wärme, sondern auch der Beschützer des Inka-Volkes. Jeden Tag reiste er von Osten nach Westen über den Himmel und tauchte am Abend in das Meer ein, um am nächsten Morgen wiedergeboren zu werden. Dieser tägliche Zyklus spiegelte die ewige Natur des Lebens und der Schöpfung wider. In Cuzco, dem religiösen Zentrum des Inka-Reiches, wurde Inti durch eine goldene Statue im Qorikancha (dem Tempel der Sonne) verehrt, die seinen göttlichen Status und seine Verbindung zur imperialen Macht unterstrich.
Inti war nicht nur ein Gott, sondern auch der Ursprung der königlichen Linie der Inka. Die Sapa Inka, der Herrscher des Inka-Reiches, beanspruchte seine direkte Abstammung von Inti, was seine Macht und Legitimität in den Augen seiner Untertanen verstärkte. Die Bedeutung des Sonnengottes war so groß, dass die wichtigsten Feste des Inka-Kalenders, wie das Inti Raymi (Wintersonnenwende) und das Qhapaq Raymi (Sommersonnenwende), zu Ehren von Inti abgehalten wurden. Diese Feste waren nicht nur religiöse Zeremonien, sondern auch politische Ereignisse, die die Bindung zwischen der göttlichen Ordnung und der weltlichen Herrschaft symbolisierten.
Neben Inti war Mama Killa, die Mondgöttin, eine weitere bedeutende Gottheit des Inka-Pantheons. Sie wurde als Ehefrau und Schwester von Inti verehrt und galt als Göttin des Mondes, der Heirat und des weiblichen Schutzes. Besonders in Cuzco und entlang des Titicacasees, wo ihre Verehrung tief verwurzelt war, spielte sie eine zentrale Rolle im religiösen Leben. Mama Killa wurde auch als die Göttin des Kalenders verehrt, wobei ihre Zyklen den Rhythmus der Monate bestimmten. Die Angst vor Mondfinsternissen, die als Angriffe auf Mama Killa verstanden wurden, verdeutlicht die tiefe spirituelle Verbindung, die die Inka zur Mondgöttin hatten.
Ein bedeutender Aspekt der inkaischen Religion war auch die Verehrung zahlreicher sekundärer Gottheiten, die oft mit natürlichen Phänomenen und landwirtschaftlichen Zyklen in Verbindung standen. K’uychi, der Regenbogen-Gott, und Kon, der Gott des Regens und des Südwinds, sind Beispiele für solche Götter, die besonders in Gebieten von großer landwirtschaftlicher Bedeutung verehrt wurden. K’uychi war nicht nur eine symbolische Figur für Schönheit, sondern wurde auch als Gottheit der Adeligen verehrt. Kon, als Sohn von Inti und Mama Killa, wurde angerufen, um fruchtbare Regenzeiten zu gewährleisten.
Die Verehrung spezifischer Gottheiten für bestimmte Pflanzen und landwirtschaftliche Erzeugnisse ist ein weiteres markantes Merkmal der Inka-Religion. Acsumama, die Göttin der Kartoffeln, Saramama, die Göttin des Maises, und Kukamama, die Göttin der Koka, sind nur einige Beispiele für die vielen Gottheiten, die mit den alltäglichen Bedürfnissen der Inka-Bauern verbunden waren. Diese Gottheiten waren nicht nur für die Landwirtschaft von Bedeutung, sondern auch für die wirtschaftliche und soziale Stabilität des Inka-Reiches.
Ein besonders bemerkenswerter Aspekt der Religion war die enge Verbindung zwischen den Inka-Kulten und der Natur. Götter wie Mama Allpa (die Erdgöttin) oder Mama Wayra (die Windgöttin) schützten nicht nur die natürlichen Elemente, sondern wurden auch als Quelle der Fruchtbarkeit und des Wohlstands verehrt. Diese Verbindung zu den natürlichen Kräften zeigte sich in den religiösen Praktiken, bei denen die Inka Rituale zur Bitte um Wohlstand, Ernte und Schutz durchführten.
Im Vergleich zu den großen Gottheiten gab es viele kleinere Gottheiten, die sich mit spezifischen Aspekten des Lebens beschäftigten, wie zum Beispiel die Schützer der Nacht, der Dämonen und der Dunkelheit (Yanañamca und Tutañamca). Ebenso gab es Naturgeister und Wesen, die mit bestimmten geographischen Merkmalen verbunden waren, wie der Gott der Berge Mallku, der als Beschützer der hochgelegenen Gebirgsgipfel verehrt wurde.
Wichtig ist zu verstehen, dass diese Götter nicht nur als abstrakte Konzepte existierten, sondern in der Welt der Inka tief in die alltäglichen Aktivitäten und Überzeugungen eingebettet waren. Die Beziehungen zwischen den Menschen und den Göttern wurden durch Rituale, Opfergaben und Feste gepflegt, die nicht nur zur spirituellen Erhebung dienten, sondern auch als Mittel zur Sicherstellung des materiellen Wohlstands und der sozialen Ordnung. Es war diese enge Verbindung zur Natur und zur göttlichen Ordnung, die das Leben der Inka strukturierte und ihre Macht als imperiale Zivilisation aufrecht erhielt.
Wie die sozialen Strukturen der Inka mit der religiösen Organisation im Tal von Cuzco verbunden waren
Es gilt als weitgehend anerkannt, dass die räumlichen Gliederungen des Cuzco-Tals, die durch die seq’es festgelegt wurden, eng mit der sozialen Organisation der Hauptstadt und den Verantwortlichkeiten jedes Clans für verschiedene Rituale verbunden waren. Die Beamten der religiösen Stätten in der Cuzco-Region sorgten dafür, dass Opfergaben in den verschiedenen Tempeln gemäß den geplanten Riten und zu den erforderlichen Zeiten des Jahres dargebracht wurden. Der Unterhalt und die Pflege dieser heiligen Orte oblag den verschiedenen Linien der Stadt. Die Monumente, die die seq’es markierten, ermöglichten es, den Qorikancha mit den Berggipfeln, Felsen und auffälligen geographischen Merkmalen der Landschaft zu verbinden, die die Inka verehrten. Tatsächlich wurde angenommen, dass die Berggipfel von den apus, mächtigen Geistern, bewohnt wurden, vor denen es angemessen war, sich zu verneigen.
Die Struktur der seq’es legt nahe, dass die Inka das Raumverständnis in der Tat reformierten. Indem sie die gesamte Region von Cuzco mit dem Qorikancha verbanden, dem am meisten verehrten Ort in Tawantinsuyu, dehnten sie die Grenzen ihrer Stadt auf den gesamten sichtbaren Horizont aus. Auf diese Weise stellten diese Linien eine Art Erweiterung dar, eine Bekundung ihrer Macht und Herrschaft über die Region. Doch diese Linien dienten auch anderen Zwecken gemäß den Absichten der Inka. Sie ermöglichten es, die Kraft zu empfangen, die von den Gipfeln, Schluchten und Felsen ausging. Diese Linien könnten auch als Kanäle zur Kommunikation mit den apus im Herzen der Berge fungiert haben.
Einige Forscher, wie Bauer und Dearborn (1995), haben vorgeschlagen, dass bestimmte Linien des seq’e-Systems zur Beobachtung des heliakalen Aufgangs oder Untergangs bestimmter Sterne genutzt wurden. Diese Hypothese besagt, dass diese Linien streng entlang gerader Linien gezogen wurden, die vom Tempel der Sonne ausgingen. Zuidema (1982b) vermutete, dass die sechste, achte und neunte seq’e von Chinchaysuyu mit dem Untergang von Vega, den Plejaden und Betelgeuse korrespondierten, während die fünfte seq’e von Antisuyu die Richtung des Aufgangs der Plejaden und die erste seq’e von Kuntisuyu den Aufgang von Centauri anzeigte. Diese Sterne spielten in der Astronomie der Inka tatsächlich eine bedeutende Rolle. Detaillierte Feldstudien jedoch haben gezeigt, dass die Wak’as auf diesen seq’es nicht in vollkommen geraden Linien angeordnet waren, weshalb die vorgeschlagenen astronomischen Schlussfolgerungen als unangemessen erscheinen.
Die Natur der Wak’as
Die Wak’as der Cuzco-Region waren entweder natürlichen Ursprungs (Berge, Quellen, Höhlen usw.) oder das Ergebnis menschlicher Schöpfungen (Häuser, Tempel, Kanäle usw.). Einige dieser Orte wurden aufgrund der mythischen Geschichte der Stadt Cuzco und des Inka-Reiches heilig. Andere standen in Verbindung mit dem Kalender und markierten Horizonte, die besondere Momente des astronomischen Jahres anzeigten. Nach Bauer (1998) lassen sich die 328 Wak’as der Cuzco-Region in verschiedene Kategorien unterteilen. Die größten Kategorien sind Quellen, Felsen und stehende Steine. Danach folgen, in abnehmender Reihenfolge, Berge und Hügel, Paläste und Tempel, Plätze, Gräber und Schluchten. All diese heiligen Orte dienten dazu, mit der übernatürlichen Welt zu kommunizieren, hauptsächlich durch Opfergaben. Der Kult der Wak’as schützte vor Krankheit, verhinderte gewaltsamen Tod, half beim Sieg im Krieg, schützte die Ernte vor schlechtem Wetter und war ein Schutz für Reisende und viele andere Dinge.
In den verschiedenen Tempeln variierten die Opfergaben je nach Größe der heiligen Stätten, doch es scheint festgelegt zu sein, dass in den Haupttempeln menschliche Opfer gebracht wurden, insbesondere von jungen Kindern. Diese Opfer fanden vor allem zur Zeit des Qhapaq Hucha (des "Großen Geschenks") statt, einer zeremoniellen Veranstaltung, zu der Besucher in die meisten Tempel des Reiches strömten. In vielen Tempeln wurden Opfergaben entweder begraben oder verbrannt. Diese konnten Stoffe sein, die verbrannt wurden, oder wertvolle Gegenstände (insbesondere Gold oder Silber), die begraben wurden. Zu den üblichen Opfergaben gehörten Koka-Blätter, Lamas und Meeresmuscheln, von denen die berühmtesten Spondylus-Muscheln waren, die zerstoßen, zu Pulver gemahlen oder zu Figuren geschnitzt wurden.
Zusätzlich zum Tempel von Qorikancha wurde der Berg von Huanacauri besonders verehrt, da der Bruder des ersten mythischen Inkas, Manqo Qhapaq, dort angeblich in Stein verwandelt wurde. Andere Wak’as wurden aufgrund ihrer Verbindung zu Mythen oder Legenden als heilig angesehen, insbesondere zu denen, die die Entstehung der Stadt und des Reiches betrafen. Etwa fünfzehn Wak’as in Form von Steinen waren mit dem Krieg der Inka gegen die Chancas verbunden, ein aggressives Volk aus der Region Ayacucho und Apurimac, das die Inka während der Herrschaft des achten Königs, Wirakocha Inca, angriff. Der Legende nach verwandelten sich Steine aus der Region Cuzco in Krieger und trugen zum Sieg von Pachacuteq Inca bei.
Wakas und die soziale Organisation der Inka
Laut Bernabé Cobo waren die Linien der Cuzco verantwortlich für die Tribute, die in den verschiedenen Wak’as entlang der seq’es abgegeben wurden, und für deren Instandhaltung. Sie mussten insbesondere sicherstellen, dass die Opfergaben zu den festgelegten Zeiten gebracht wurden. Es bestand also eine Beziehung zwischen der sozialen Organisation der Hauptstadt und der Pflege der Tempel. In diesem System wurde die Zusammenarbeit der lokalen Linien durch die Pflege eines riesigen Netzwerks von Heiligtümern sichergestellt, was gleichzeitig die Teilnahme der Gläubigen an irdischen Handlungen des Gottesdienstes und des Respekts gegenüber den natürlichen Kräften gewährleistete. Dies war letztlich eine Möglichkeit, den Status und die Macht der Mitglieder der Inka-Elite zu behaupten und auszudehnen.
Der Tempel von Qorikancha war der Ort komplexer Rituale. Tatsächlich war er in mehrere Teile unterteilt, die jeweils mit verschiedenen Wak’as aus den verschiedenen Suyus verbunden waren. Die Namen der Königinnen (qoyas) tauchten ebenfalls an bestimmten heiligen Orten auf. Beim Tod des Königs waren die männlichen Nachkommen des Verstorbenen für den Gottesdienst des verstorbenen Vorfahren verantwortlich. Laut der Relacion de las huacas war die Instandhaltung der Tempel in der Cuzco-Region zum Teil den Panakas der herrschenden Macht und zum Teil den nicht königlichen Ayllus überlassen. Es gab zehn königliche und zehn nicht-königliche Panakas in Cuzco. Drei davon waren in Qollasuyu und Chinchaysuyu, zwei in den anderen Regionen.
Welche Rolle spielte die Astronomie bei der Regulierung agrarischer Zyklen im Inka-Reich?
Die Sonne, als eine übernatürliche Macht verehrt, spielte eine entscheidende Rolle bei der Regulierung der agrarischen Zyklen der Andenvölker. Besonders auf den Inseln des Titicaca-Sees, noch vor der Entstehung des Inkareiches, wurde dieser Himmelskörper besonders geehrt. Die Astronomie der Anden hat schon seit langem die Aufmerksamkeit von Forschern auf sich gezogen (siehe du Gourq 1893; Antonialdi 1942), doch hat sie seit Ende des 20. Jahrhunderts ein erneutes Interesse gefunden (siehe Aveni 1980; Krupp 1979, 1983; Urton 1981a; Bauer & Dearborn 1995; Gullberg 2009, 2020). Wie bereits erwähnt, spielte die Astronomie, insbesondere die Beobachtung des Mondes und der Sonne, eine maßgebliche Rolle bei der Schaffung des Inka-Kalenders. Diese Völker verwendeten einen relativ einfachen Kalender, der auf der Beobachtung von Sonnenuntergängen und Sonnenaufgängen in den Höhenlagen von Cuzco basierte.
Solarbeobachtungen wurden verwendet, um die Zeitpunkte der Sommersonnenwende und der Wintersonnenwende festzulegen, welche mit den Zeiten des Aussaatens und der Ernte verknüpft waren. Diese Ereignisse wurden durch bedeutende Feste wie das Qhapaq Raymi und Inti Raymi gefeiert. Auch die Beobachtung der Tagundnachtgleichen und der Durchgang der Sonne durch den Zenit wurde von den Inkas sorgfältig verfolgt, obwohl diese Ereignisse weniger häufig in den überlieferten Texten kommentiert werden.
In Hesiods "Werke und Tage", die gegen Ende des 8. Jahrhunderts v. Chr. in daktylischen Hexametern verfasst wurden, beschreibt der griechische Dichter eine Liste von landwirtschaftlichen Aufgaben sowie von maritimen und sozialen Pflichten, die zu unterschiedlichen Zeiten des Jahres erfüllt werden müssen, um im Einklang mit dem Universum zu leben. Er erklärt, dass menschliche Tätigkeiten mit den Rhythmen und Zyklen des physischen Universums, sowohl in der irdischen als auch in der himmlischen Welt, synchronisiert werden müssen, damit die Gesellschaft effektiv funktioniert. In einem Abschnitt seines Gedichts schreibt er: „Widme dich mit Freude den nützlichen Arbeiten, damit deine Scheunen mit den Früchten gefüllt werden, die in der glücklichen Saison gesammelt wurden. Es ist die Arbeit, die Herden vermehrt und Wohlstand vergrößert. Durch Arbeit wirst du den Göttern und den Menschen lieber, weil die Faulen von beiden verachtet werden.“ In Bezug auf die Ernte gibt er weiter den Rat: „Beginne die Ernte, wenn die Plejaden, Töchter des Atlas, am Himmel aufsteigen, und das Pflügen, wenn sie verschwinden; sie bleiben vierzig Tage und Nächte verborgen und zeigen sich wieder, wenn das Jahr zu Ende geht, zu der Zeit, wenn die Eisenklingen geschärft werden.“
Es ist bemerkenswert, dass auch die Rückkehr der Plejaden, die den Beginn eines neuen agrarischen Zyklus bei den Inkas markierte, in diesem Volk besondere Aufmerksamkeit fand. Mehr als zweitausend Jahre auseinander und tausende Kilometer entfernt, erkannten zwei Völker ohne gemeinsame Geschichte die Bedeutung desselben himmlischen Phänomens als Leitfaden für ihr tägliches Leben.
Die Quellen der Inka-Astronomie sind vielfältig. Ein Teil der Informationen stammt aus Ausgrabungen, die nicht nur in der Umgebung von Cuzco, sondern auch an anderen Orten wie Incahuasi oder Ingapirca in Ecuador durchgeführt wurden. Auch die Region Ayacucho, in der die Wari-Zivilisation blühte, sowie die Region des Titicaca-Sees und Machu Picchu waren Gegenstand umfangreicher archäologischer Forschung. Insbesondere die Lage der religiösen Stätten im Zusammenhang mit dem „seq’e“-System rund um Cuzco hat viel Diskussion und zahlreiche Studien ausgelöst. Die Identifikation von „wakas“ – heiligen Orten, insbesondere in den Hügeln – stellte sich als komplex heraus und erforderte detaillierte Untersuchungen. Die Astronomie, die die Inkas praktizierten, ist uns nicht durch Werke bekannt, die sich speziell mit diesem Thema befassen, sondern durch die Schriften zahlreicher peruanischer und spanischer Chronisten aus dem späten 16. und frühen 17. Jahrhundert. Diese Schriften behandeln die Geschichte, Lebensweise und Traditionen der Andenvölker. Einige dieser Texte wurden in Quechua und Spanisch verfasst, wobei einige Themen weit entfernt von der Astronomie sind, wie etwa die Bekämpfung bestimmter Praktiken, die von den spanischen Eroberern als „Idolatrie“ betrachtet wurden. Weitere Quellen sind die von den Spaniern veröffentlichten Quechua- und Aymara-Wörterbücher, die seit Beginn der Eroberung des Inka-Reiches existieren. Diese Werke enthalten eine Fülle von Informationen zu Ritualen, Festen, Kalendern und Himmelsbeobachtungen.
Die Agrarzyklen und die Astronomie der Inkas waren eng miteinander verknüpft. In der Region Cuzco, in einer Höhe von etwa 3400 m, erreichte man die Grenze für den Maisanbau. In den umliegenden Bergen wurden andere hochgelegene Pflanzen wie Weizen, Kartoffeln, Oca, Ulluco und Quinoa angebaut, oft unter Verwendung des Brachsystems. Der landwirtschaftliche Kalender musste die Dauer der verschiedenen Zyklen berücksichtigen – von Mais, dessen Wachstum viele Monate in Anspruch nahm, bis hin zu bestimmten Wurzelgemüsen, die kürzere Wachstumsperioden hatten. Die spanischen Chroniken berichten, dass die Inkas vor der spanischen Eroberung eine acht tägige Agrarwoche benutzten (Zuidema 1977), die noch in bestimmten Küstengemeinden Perus in Gebrauch ist, während die Mehrheit der Peruaner mittlerweile den Sieben-Tage-Woche des Gregorianischen Kalenders folgt. Die synodischen und siderischen Mondzyklen sowie die Sonnenperioden von etwa dreißig Tagen, die durch die Beobachtung der Sonnenwenden, Tagundnachtgleichen und der Passage der Sonne durch den Zenit und den Nadir definiert wurden, etablierten eine Korrespondenz zwischen astronomischen Zyklen, religiösen Ritualen, landwirtschaftlicher Arbeit und politischer Aktivität. Die Agrarzyklen in der Region Cuzco waren nicht nur durch die Anbauzeiten von Mais, Kartoffeln und Getreide bestimmt, sondern auch durch Aufgaben wie Bewässerung, Hacken und Unkrautbeseitigung, die zu bestimmten Jahreszeiten im Einklang mit den Wachstumsphasen der Pflanzen durchgeführt werden mussten.
In der andinen Gemeinde Misminay, nahe Cuzco, wurde von Urton (1981a) eine Arbeitsequenz beschrieben, die sicherlich jener der Inkas im 16. und 17. Jahrhundert nahekam. Die ersten Pflanzungen, wie die von Frühkartoffeln und Weizen, begannen im Juli. Im August und September folgten die Pflanzungen von hochgelegenen Wurzelgemüsen wie Oca und Ulluco, dann Mais und Quinoa. Erbsen wurden im Oktober gepflanzt, während spätere Kartoffeln von November bis Dezember kamen. Feste begleiteten die Maispflanzung im September, begleitet von Opfern und dem reichlichen Konsum von Chicha. Zu den Aufgaben zwischen November und Februar gehörte das Hacken der Felder, bei dem der Boden um die Maispflanzen herum mit einer Hacke bearbeitet wurde.
Diese agrarischen Tätigkeiten dauerten etwa einen Monat oder anderthalb Monate. Die landwirtschaftlichen Praktiken, die hier beschrieben werden, könnten nahezu identisch mit denen der Inkas gewesen sein, die, mit den begrenzten Technologien und Mitteln ihrer Zeit, auf eine präzise und nachhaltige Art und Weise mit den natürlichen Zyklen und den Sternen in Einklang lebten.
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