Der S&P-500-Futures-Kontrakt galt nahezu als perfekter Ersatz für den Besitz aller Aktien des zugrundeliegenden Index. Professionelle Händler, sogenannte Indexarbitrageure, überwachten ständig die Preise der Futures-Kontrakte sowie der Einzelaktien im Index, um Diskrepanzen zu erkennen. Sobald eine Abweichung auftrat, verkauften sie den teureren und kauften den billigeren Wert, wodurch sie kurzfristige Gewinne erzielten und die Preise von Futures und Aktien wieder zusammenführten. Dieses ständige Eingreifen sorgte für eine enge Korrelation zwischen Futures- und Aktienpreisen, sodass es für Investoren während normaler Marktphasen faktisch keinen Unterschied machte, ob sie den Index direkt oder den Futures-Kontrakt hielten.
Mit dem Aufkommen synthetischer Put-Optionen – Kombinationen aus Futures und Staatsanleihen, die als Portfolio-Versicherung dienten – wurde der computergestützte Handel zunehmend wichtig. Diese „Portfolio Insurance“ basierte auf klar definierten Handelsalgorithmen, die mittels der Black-Scholes-Formel und aktuellen Marktdaten automatisch Aufträge für den Kauf von Staatsanleihen und den Verkauf von Futures erteilten. Das Volumen der mit Portfolio-Versicherungen gedeckten Aktien stieg in den 1980er Jahren rasant an, parallel zum starken Bullenmarkt, der die Kurse des Dow Jones und des S&P 500 massiv ansteigen ließ.
Im Oktober 1987 begann sich die Stimmung zu drehen. Es gab keine einzelnen Auslöser, doch mehrere Faktoren erhöhten die Unsicherheit: Die Federal Reserve signalisierte eine Zinserhöhung wegen steigender Inflation, politische Debatten über Haushaltsdefizite ließen Steuererhöhungen befürchten, und der öffentliche Druck gegen aggressive Unternehmensfusionen nahm zu. In der Folge begannen viele Investoren, vor allem jene ohne Portfolio-Versicherung, Aktien zu verkaufen, was die Kurse deutlich unter Druck setzte.
Die Struktur der Portfolio-Versicherung verstärkte diesen Abwärtsdruck jedoch dramatisch. Um die Versicherung zu gewährleisten, mussten die Anbieter bei fallenden Kursen vermehrt S&P-500-Futures verkaufen – eine Maßnahme, die in der Theorie das Verlustrisiko begrenzen sollte. In der Praxis bedeutete dies jedoch, dass die Futures-Verkäufe die Aktienmärkte zusätzlich belasteten. Im Rückblick stellte eine Untersuchungskommission fest, dass die Versicherer am Freitag vor dem Crash lediglich einen Bruchteil der notwendigen Futures verkauft hatten. Dennoch führte der Verkaufsdruck dazu, dass die Futures-Preise unter das Niveau des Index fielen, was wiederum Arbitrageure zu massiven Verkaufsaufträgen veranlasste.
Am Montag, dem 19. Oktober 1987, spitzte sich die Lage dramatisch zu: Millionen von Verkaufsaufträgen warteten bereits auf Ausführung, weitere wurden innerhalb kürzester Zeit generiert. Das computergestützte Handelssystem der New Yorker Börse war überlastet, bestätigte Transaktionen verzögerten sich, die Preise zeigten Verzerrungen – eine Kombination, die Unsicherheit und Panik schürte. Die Portfolio-Versicherer mussten weiterhin Futures verkaufen, was die Abwärtsdynamik verstärkte und eine Abwärtsspirale in Gang setzte, die sich der Kontrolle entzog.
Der Crash von 1987 zeigt exemplarisch, wie technologische Innovationen und Finanzinstrumente – entwickelt, um Risiken zu minimieren – unter bestimmten Marktbedingungen zu deren Verstärkung führen können. Während die zugrundeliegenden ökonomischen und politischen Faktoren bereits für eine Korrektur sprachen, verwandelte das automatisierte Programm- und Portfolio-Versicherungshandeln diese in einen dramatischen Zusammenbruch. Die enge Verzahnung von Futures- und Aktienmärkten, gekoppelt mit algorithmisch gesteuerten Handelsvorgängen, erzeugte eine neuartige, selbstverstärkende Dynamik, die selbst erfahrene Marktteilnehmer und Systembetreiber überraschte.
Wichtig ist zu verstehen, dass der Crash nicht allein auf computergestützten Handel zurückzuführen ist. Vielmehr ist er das Ergebnis eines komplexen Zusammenspiels von Marktbedingungen, psychologischen Faktoren und technologischer Umsetzung. Die Erfahrung lehrt, dass neue Finanzinstrumente und Handelstechnologien, so nützlich sie auch sein mögen, immer auch unbeabsichtigte Folgen mit sich bringen können. Für Investoren und Marktbeobachter ist es daher essentiell, sowohl die Mechanismen hinter solchen Produkten als auch ihre potenziellen Auswirkungen auf Marktstabilität tiefgehend zu analysieren und kritisch zu hinterfragen.
Wie führte die Kombination aus laxen Kreditvergaben, Anreizen im Hypothekenmarkt und mangelhafter Finanzaufsicht zur Finanzkrise?
Während des Immobilienbooms der frühen 2000er Jahre entstand eine explosive Dynamik im US-amerikanischen Hypothekenmarkt, die letztlich die Finanzkrise von 2007/2008 vorbereitete. Die hohe Nachfrage nach sogenannten Mortgage-Backed Securities (MBS), insbesondere im Subprime-Segment, führte dazu, dass alle Beteiligten bestrebt waren, ihre Gewinne zu maximieren, indem sie zunehmend Standards und Prüfungen lockerten. Banken und Hypothekenmakler fungierten dabei als Hauptakteure, die durch die Vergabe von Krediten mit immer geringeren Anforderungen den Markt fluteten.
Eine traditionelle Regel besagte, dass die monatlichen Hypothekenzahlungen nicht mehr als etwa 28 % des verfügbaren Einkommens eines Kreditnehmers betragen sollten. Während der Boomphase wurde diese Grenze deutlich angehoben, auf bis zu 30 % und mehr. Zudem wurden Einkommensangaben oftmals nicht mehr verifiziert, was zur Verbreitung sogenannter NINJA-Kredite (no income, no job, no assets) führte. Hypothekenmakler, die für Unternehmen arbeiteten, die Kredite schnell vergeben und weiterverkaufen wollten, erhielten Boni, wenn sie Kunden zu Krediten mit höheren Zinssätzen überredeten. Die Kreditnehmer waren häufig subprime-Borrower, die hauptsächlich daran interessiert waren, überhaupt eine Finanzierung zu bekommen.
Ein entscheidender Faktor war die Annahme, dass steigende Immobilienpreise eventuelle Ausfälle kompensieren würden. Sollte ein Kreditnehmer seinen Zahlungsverpflichtungen nicht nachkommen, würde der Wert der Immobilie den Verlust übersteigen, sodass die Kreditgeber auf Nummer sicher gingen. Diese Überlegung führte dazu, dass die Kreditvergabe weiter erleichtert wurde. Kreditvermittler und Bankangestellte selbst hatten keinen direkten Verlust zu fürchten, da sie die vergebenen Kredite an Organisationen verkauften, die daraus MBS bündelten und an Investoren weitergaben.
Die Organisation der Hypothekenpools und deren Umwandlung in Wertpapiere lag bei sogenannten Mortgage-Pool-Operatoren, die jedoch kaum eine strenge Qualitätsprüfung der Kredite vornahmen. Ihre Hauptaufgabe bestand darin, sicherzustellen, dass die entstehenden Wertpapiere von Investoren gekauft wurden. Um dies zu garantieren, holten sie sich Ratings von den drei großen Ratingagenturen Standard & Poor’s, Moody’s und Fitch ein, die gegen hohe Gebühren die MBS bewerteten. Diese Agenturen boten zudem Beratungsdienste an, wie die Wertpapiere strukturiert werden sollten, um die bestmögliche Bewertung zu erzielen. Die Folge war ein massiver Anstieg der Geschäftsaktivitäten und eine Überforderung der Ratingagenturen, die teilweise viermal so viel Arbeit pro Mitarbeiter zu bewältigen hatten wie zuvor. So wurden viele riskante Wertpapiere dennoch mit hohen Ratings versehen.
Die Kreditvergabepraktiken und die Rolle der Ratingagenturen stellten nur einen Teil des Problems dar. Auch die Kreditnehmer trugen durch ihr Verhalten erheblich zur Instabilität bei. Hausbesitzer begannen, ihre Immobilien wie Geldautomaten zu nutzen, indem sie sogenannte Cash-out-Refinancings vornahmen. Dabei wurde die bestehende Hypothek durch einen neuen, höheren Kredit ersetzt, und die Differenz in bar ausgezahlt. Dieses zusätzliche Kapital wurde oft für Konsum oder weitere Immobilienkäufe verwendet. Zwischen 2001 und 2005 wandelten US-Hausbesitzer so etwa drei Billionen US-Dollar Eigenkapital in Bargeld um. Dieses Verhalten basierte auf der Überzeugung, dass die Zinsen weiterhin fallen, Immobilienpreise steigen und Refinanzierungen jederzeit möglich sein würden.
Die Rolle der Finanzaufsicht war in diesem Kontext eine weitere Schwachstelle. Die Regulierungsbehörden verfolgten eine marktfreundliche Linie, die auf dem Glauben basierte, die Märkte würden sich selbst regulieren und Fehlverhalten durch Disziplin der Marktteilnehmer korrigieren. Dieser Ansatz, stark vertreten durch Alan Greenspan und auch in Großbritannien populär, führte dazu, dass viele Banken enorme Risiken in Form von Subprime-MBS verschleierten und die Regulierer nicht ausreichend über die tatsächlichen Exponierungen informierten. Insbesondere die Regelungen zu Eigenkapitalanforderungen schufen perverse Anreize, die die Risiken verschleierten und die Anfälligkeit des Systems erhöhten.
Obwohl die Finanzmärkte in den Jahrzehnten zuvor erheblich liberalisiert wurden und dies zu einer Phase wirtschaftlicher Stabilität und Wachstum beitrug – der sogenannten Great Moderation – war die unzureichende staatliche Kontrolle während der Boomphase fatal. Eine ausgewogene Regulierung, die Regeln, Prüfungen und Marktmechanismen integriert, ist essenziell, um die Stabilität des Finanzsystems zu gewährleisten. Die reine Fokussierung auf Marktmechanismen erwies sich als zu schwach, um den exzessiven Risikobereitschaften und opportunistischem Verhalten entgegenzuwirken.
Es ist entscheidend zu verstehen, dass diese komplexen Wechselwirkungen zwischen Anreizen, Verhalten der Marktteilnehmer und regulatorischem Umfeld eine systemische Krise hervorbringen können. Nicht nur die einzelnen Akteure, sondern das gesamte Zusammenspiel von Marktstrukturen, Institutionen und Regeln bestimmen die Stabilität eines Finanzsystems. Das Fehlen eines sorgfältigen Prüfprozesses, die Instrumentalisierung von Bewertungsagenturen und die Vernachlässigung der Aufsicht führten gemeinsam dazu, dass die Krise nicht frühzeitig erkannt und verhindert wurde. Der Glaube an die Selbstheilungskräfte der Märkte war eine Illusion, die enorme wirtschaftliche und soziale Kosten nach sich zog.
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