Es gibt Momente, in denen die Erinnerungen an vergangene Verletzungen und die Wut darüber wie ein automatisches Reflexverhalten in uns aufsteigen. Dieses Gefühl ist fast unvermeidlich und rückt uns in die Position, alle "schrecklichen Dinge" anzusprechen, die einem anderen in der Vergangenheit angetan wurden. Doch, wenn wir nicht achtsam mit diesem Impuls umgehen, kann er unsere Fähigkeit beeinträchtigen, die positiven Veränderungen in dieser Person zu erkennen und zu unterstützen. Wut mag ein menschliches Gefühl sein, aber sie verändert weder die Vergangenheit noch die Person, die uns verletzt hat. Was sie jedoch tut, ist uns selbst zu schaden. Wenn ich erkenne, dass ich diese Reaktion spüre, kann ich sie loslassen, ohne sie zu verleugnen oder zu verdrängen. Es bedeutet nicht, dass ich alles vergesse, was geschehen ist, aber ich entscheide mich, nicht ständig mit dieser Wut zu leben. Die Akzeptanz der eigenen Gefühle ohne sie als Teil der eigenen Identität anzunehmen, ist ein erster Schritt in eine gesündere Haltung.

Mitgefühl ist keine bedingungslose Erlaubnis für schlechte Taten, sondern eine Einladung, die menschliche Seite eines anderen zu erkennen – auch wenn deren Verhalten unentschuldbar erscheint. Wer mitgefühlvoll handelt, setzt nicht nur klare Grenzen, sondern handelt aus einer tiefen Erkenntnis, dass die negativen Gefühle oft durch vergangene Schmerzen und Missverständnisse entstanden sind. Diese Form des Mitgefühls ist nicht immer sanft und wohltuend, sondern kann auch entschlossen und stark sein. Ein Lehrer, ein Elternteil oder eine andere vertrauensvolle Bezugsperson, die uns damals dazu brachte, eine unangenehme Wahrheit zu akzeptieren, tat dies aus einer tiefen Sorge um unser Wohl. Es mag uns als Kind hart erscheinen, aber es war eine Form von Mitgefühl, die uns langfristig schützen wollte.

Besonders in der therapeutischen Praxis kann diese Haltung eine Schlüsselrolle spielen. Wir arbeiten oft mit Klienten, die schwere Verfehlungen begangen haben. In früheren Zeiten hätten wir uns möglicherweise mit Abscheu und Wut über diese Menschen gefühlt. Doch in der therapeutischen Beziehung erkennen wir, dass hinter den schlechten Entscheidungen eine Person steht, die tiefen Schmerz erlebte oder durch Missverständnisse und Fehlwahrnehmungen getrieben wurde. Die Menschen kommen zu uns, weil sie sich verändern wollen. In diesem Zusammenhang geht es nicht darum, das Verhalten zu entschuldigen, sondern darum, die menschliche Seite dieser Person zu erkennen und eine Beziehung auf der Basis von Veränderung zu fördern.

Akzeptanz ist ein weiteres Konzept, das eng mit Mitgefühl und Vergebung verknüpft ist. Wenn wir uns selbst oder anderen gegenüber wütend sind oder Schuld empfinden, fällt es uns oft schwer, die Vergangenheit loszulassen. Aber wahre Akzeptanz bedeutet, die Realität – so schmerzhaft sie auch sein mag – zu akzeptieren und uns selbst zu erlauben, mit diesen schmerzhaften Gefühlen zu leben. Es geht nicht darum, das Verhalten der anderen Person zu entschuldigen oder unsere eigenen Fehler zu rechtfertigen, sondern darum, sich von der Last der Vergangenheit zu befreien. Ein wichtiger Punkt dabei ist der Unterschied zwischen Akzeptanz und Vergebung, wie sie in der Psychologie oft behandelt wird.

Vergebung, so argumentiert Janis Abrahms Spring, kann nur dann stattfinden, wenn die andere Person wirklich Reue zeigt und aktiv versucht, den Schaden zu reparieren. Doch was tun, wenn der andere diese Reue nicht zeigt oder der Schaden nicht mehr rückgängig gemacht werden kann? In diesen Fällen bleibt nur die Akzeptanz der Realität und die Entscheidung, sich von der Last der negativen Gefühle zu befreien, die uns nur an der Vergangenheit festhalten. Die eigene Verantwortung für die eigene Heilung liegt in der eigenen Hand – unabhängig davon, was andere getan haben oder nicht getan haben.

Oft fällt es auch uns selbst schwer, mit den Dingen, die wir in der Vergangenheit getan haben, ins Reine zu kommen. Wir haben Fehler gemacht, die uns schmerzen, und wir wünschen uns, wir könnten sie ungeschehen machen. Wenn es möglich ist, den Schaden zu beheben und uns selbst zu vergeben, ist dies ein wichtiger Schritt. Aber auch hier geht es letztlich um Akzeptanz. Wir akzeptieren, dass wir in der Vergangenheit Fehler gemacht haben, aber wir entscheiden uns, nicht in dieser Vergangenheit zu leben. Es geht darum, sich neu auszurichten, auf das, was jetzt und in der Zukunft möglich ist.

Letztlich stellt sich die Frage: Wie können wir aus der Vergangenheit lernen und gleichzeitig den Moment annehmen? Wenn wir unsere Erfahrungen, ob positiv oder negativ, mit einer Haltung der Akzeptanz betrachten, haben wir die Freiheit, uns auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren. Das bedeutet nicht, dass wir die Vergangenheit vergessen oder die Fehler der anderen entschuldigen, sondern dass wir die Gegenwart als Möglichkeit zur Veränderung und zum Wachstum erkennen.

Die wahre Herausforderung liegt darin, zu akzeptieren, dass wir oft nicht in der Lage sind, die Vergangenheit zu ändern oder zu kontrollieren, was andere tun. Doch das Erkennen dieser Tatsache kann uns enorm befreien und uns die Möglichkeit geben, unser Leben jetzt in Übereinstimmung mit unseren Werten und Zielen zu gestalten. Wenn wir uns von der Last der Wut, des Bedauerns oder der Schuld befreien, eröffnen sich neue Räume für Liebe, Mitgefühl und letztlich für Heilung.

Wie man Ziele setzt und engagierte Handlungen durchführt, trotz der Angst

Um Veränderungen im Leben zu erreichen, ist es entscheidend, klar definierte Ziele zu setzen, die mit unseren Werten übereinstimmen. Besonders im Umgang mit Ängsten erfordert dies eine präzise und wohlüberlegte Herangehensweise, um Fortschritte zu erzielen, ohne sich von der Angst überwältigen zu lassen. Ein systematischer Ansatz wie das Setzen von SMART-Zielen – spezifisch, messbar, erreichbar, relevant und zeitgebunden – hilft dabei, die gewünschten Veränderungen Schritt für Schritt zu verwirklichen.

Zu Beginn sollte man sich fragen, welche Werte einem im Leben wichtig sind. Diese Werte geben die Richtung vor, in die die Ziele gesetzt werden sollten. Beispielsweise kann der Wert der Gesundheit ein Ziel wie regelmäßige Bewegung motivieren. Ein SMART-Ziel im Kontext der Gesundheit könnte wie folgt aussehen: „Dreimal pro Woche für 20 Minuten auf dem Laufband gehen.“ Dieses Ziel ist spezifisch (Laufband gehen), messbar (drei Mal pro Woche), erreichbar (20 Minuten täglich) und relevant (Förderung der Gesundheit). Wenn es sich um ein einmaliges Ziel handelt, wie etwa die Teilnahme an einem 5-km-Lauf, könnte das Ziel spezifisch mit einem Datum versehen werden, etwa „bis Ende des nächsten Monats“.

Sobald ein Ziel definiert ist, wird es wichtig, es weiter zu unterteilen. Kurzfristige Ziele, die innerhalb der nächsten Wochen oder Monate erreicht werden können, bieten schnelle Erfolge und helfen dabei, die Motivation aufrechtzuerhalten. Langfristige Ziele, die über Jahre hinausgehen, fördern ein größeres Gefühl der Erfüllung und können mit der Zeit angepasst werden, je nachdem, wie sich das Leben entwickelt. Es ist entscheidend, bei der Festlegung dieser Ziele regelmäßig zu überprüfen, ob sie weiterhin relevant sind und ob sie noch im Einklang mit den eigenen Werten stehen.

Neben dem Setzen von Zielen ist es ebenso wichtig, sich bewusst zu machen, wie man mit der Angst umgeht, die beim Streben nach diesen Zielen aufkommen kann. Viele Menschen, die mit Ängsten kämpfen, haben das Gefühl, dass sie „versuchen“, etwas zu tun, aber oft nie wirklich handeln. Sie zögern, denken nach, und befinden sich in einem Zustand der Unsicherheit. Doch entscheidend ist, dass man entweder handelt oder nicht handelt – es gibt keinen Raum für Zögern, der zu Ergebnissen führt. Es ist von grundlegender Bedeutung, den Moment der Angst zu akzeptieren und sich der Herausforderung zu stellen, anstatt sie zu vermeiden.

Ein anschauliches Beispiel hierfür ist die Geschichte von Thomas, einem jungen Studenten, der aufgrund von Angst vor dem Unterricht seine Kurse immer wieder schwänzte. Obwohl er wusste, dass der Besuch der Vorlesungen ihm gut tun würde, konnte er die Angst, die beim Betreten des Klassenraums auftrat, nicht überwinden. Er zögerte, ließ sich von der Angst leiten und verschob seinen Besuch immer wieder. Die Lösung in diesem Fall war nicht, die Angst zu besiegen oder zu ignorieren, sondern sie anzunehmen und sich trotz der unangenehmen Gefühle in die Situation zu begeben. Thomas wurde gefragt, ob er bereit sei, sich der Angst zu stellen und sie zu erforschen – eine Entscheidung, die ihn letztlich dazu brachte, die Ursache seiner Ängste zu erkennen und endlich ins Klassenzimmer zu gehen.

Die Schlüsselidee in diesem Prozess liegt darin, mit kleinen, machbaren Schritten zu beginnen und die Angst nicht als unüberwindbar anzusehen. Manchmal ist der erste Schritt so klein wie das Setzen eines Ziels, das sich im ersten Moment vielleicht überwältigend anfühlt, aber leicht in kleinere, erreichbare Etappen unterteilt werden kann. Für Thomas hätte der erste Schritt sogar sein können, einfach zum Campus zu fahren und einen Fuß auf das Gelände zu setzen. Diese Strategie hilft, die Angst in den Griff zu bekommen und sie nicht zu einer Blockade zu machen, die eine ganze Veränderung verhindert.

Eine andere wichtige Erkenntnis ist, dass die Motivation, trotz Angst zu handeln, aus einem echten Wert stammen muss. Wenn jemand nur aus äußeren Erwartungen oder dem Wunsch, andere zu beeindrucken, handelt, wird es ihm schwerfallen, die nötige Energie und Ausdauer aufzubringen, um seine Ziele zu erreichen. Die Motivation, etwas zu tun, muss tief in einem selbst verwurzelt sein. Es geht darum, sich selbst und seinen eigenen Werten treu zu bleiben, anstatt den Vorstellungen anderer gerecht zu werden.

Zusätzlich ist es von Bedeutung, regelmäßig die eigenen Ziele und deren Relevanz zu überprüfen. Ziele können sich im Laufe der Zeit ändern, insbesondere wenn sich die eigene Lebenssituation oder die Werte verschieben. Es ist also nicht nur der Anfang, der wichtig ist, sondern auch die Flexibilität, sich den Veränderungen anzupassen. Durch das regelmäßige Überprüfen der Ziele stellt man sicher, dass man weiterhin auf dem richtigen Weg ist und sich nicht von äußeren Umständen oder kurzfristigen Rückschlägen entmutigen lässt.

Das wichtigste Element in diesem gesamten Prozess ist die Bereitschaft, trotz der Angst zu handeln. Wenn es gelingt, die Angst nicht als Feind zu sehen, sondern als Teil des eigenen Lebensprozesses zu akzeptieren, wird man in der Lage sein, die notwendigen Schritte zu unternehmen, um die eigenen Ziele zu erreichen und ein erfülltes Leben zu führen. Es ist eine Reise, die viel Mut und Selbstakzeptanz erfordert, aber sie führt zu einem tieferen Verständnis und einer echten Veränderung.