Als Präsident Donald Trump im Dezember 2019 offiziell durch das Repräsentantenhaus des Amts enthoben wurde, markierte dies einen historischen Moment: Zum dritten Mal in der Geschichte der Vereinigten Staaten wurde ein amtierender Präsident impeached. Doch das Verfahren beschränkte sich nicht auf innenpolitische Auseinandersetzungen. Es hatte eine unmittelbare außenpolitische Dimension – mit tiefgreifenden Implikationen für die Ukraine und deren Fähigkeit, sich gegen die russische Aggression zu verteidigen.

Im Mittelpunkt der Kritik stand Trumps Entscheidung, bereits genehmigte Militärhilfe an die Ukraine zurückzuhalten. Demokratische Abgeordnete wie Eric Swalwell betonten in emotionalen Statements, dass dieser Schritt nicht nur politisch fragwürdig, sondern potenziell tödlich gewesen sei. Der Vorwurf: Die Verzögerung habe ukrainische Soldaten gefährdet, die an vorderster Front gegen Russland kämpften. Während einige Medien diesen Tenor übernahmen und von einer gefährlichen Schwächung der ukrainischen Verteidigungsfähigkeit sprachen, war die Realität laut einem Bericht der New York Times differenzierter.

Andrew E. Cramer, Korrespondent der Times, berichtete aus der Perspektive ukrainischer Soldaten, dass die militärische Schlagkraft nicht unmittelbar gelitten habe. Die Auswirkungen der verzögerten Hilfe waren vor allem psychologischer Natur: Verunsicherung über die Verlässlichkeit der US-amerikanischen Unterstützung, Zweifel an der Entschlossenheit des Westens, die Ukraine in ihrem existenziellen Kampf zu unterstützen. Gerade in einem hybriden Krieg, in dem nicht nur Panzer, sondern auch Narrative und Wahrnehmungen über Sieg oder Niederlage entscheiden, kann ein solcher Vertrauensverlust katastrophale Folgen haben.

In der geopolitischen Realität der Ukraine stellt die militärische Hilfe der USA einen Eckpfeiler nationaler Sicherheit dar. Rund 90 Prozent der ausländischen Militärhilfe stammen aus den Vereinigten Staaten. Durch diese Unterstützung konnte die Ukraine ihre Armee in den letzten Jahren modernisieren und strukturell reformieren. Dennoch bleibt sie unterlegen, insbesondere in der Luft- und Seekriegsführung – zentrale Schwächen, die bei einem groß angelegten Angriff Russlands strategisch ausgenutzt werden könnten. Präsident Selenskyj und seine Regierung wissen, dass ihre Verteidigungsfähigkeit untrennbar mit dem politischen Wohlwollen Washingtons verknüpft ist. Sie müssen Stärke demonstrieren – nicht nur gegenüber Moskau, sondern auch gegenüber ihren Unterstützern.

Die zeitweilige Aussetzung der US-Hilfe wirkte in diesem Kontext wie ein gefährliches Signal der Schwäche. Genau in einem Moment, in dem die Ukraine Stärke zeigen musste, wurden ihr Zweifel an der Loyalität ihres mächtigsten Verbündeten aufgezwungen. Es war weniger ein militärischer Rückschlag als ein diplomatischer Dämpfer – mit Wirkung auf die Moral, auf Verhandlungspositionen, auf das strategische Kalkül in Moskau.

Parallel dazu spielte sich in Washington ein politisches Ringen ab, dessen Ausgang nicht nur Trumps Zukunft, sondern auch die Rolle des Kongresses in der Verfassungsordnung neu definieren konnte. Nachdem das Repräsentantenhaus die Impeachment-Artikel verabschiedet hatte, zögerte Sprecherin Nancy Pelosi, diese dem Senat zu übergeben. Sie versuchte, die Verfahrensregeln im republikanisch dominierten Senat zu beeinflussen, insbesondere mit Blick auf die Einbindung von Zeugen. Die Republikaner unter Mehrheitsführer Mitch McConnell jedoch wollten ein schnelles Verfahren – ohne neue Aussagen, ohne zusätzliche Dokumente.

Einige moderate republikanische Senatoren, darunter Lisa Murkowski, Susan Collins und Rob Portman, versuchten, das Verfahren zumindest äußerlich gerechter wirken zu lassen. Sie setzten kleine Änderungen durch, die das Verfahren näher an das Impeachment gegen Bill Clinton 1999 rückten. Doch an der grundsätzlichen Ablehnung einer umfassenden Beweisaufnahme änderte sich wenig. Die Demokraten, angeführt von Adam Schiff, versuchten vergeblich, weitere Zeugen durchzusetzen – darunter Trumps ehemaligen nationalen Sicherheitsberater John Bolton, der als Schlüsselfigur galt.

Am 16. Januar 2020 begann schließlich der Senatsprozess gegen Donald Trump. Unter Vorsitz des Obersten Richters John Roberts lieferten sich die Ankläger des Repräsentantenhauses und Trumps Verteidiger juristische und rhetorische Schlagabtausche. Die Republikaner blieben mehrheitlich geschlossen, verhinderten neue Beweise und Zeugen – ein Schritt, den Demokraten und viele Kommentatoren als Versuch werteten, die Wahrheit zu verschleiern.

Wichtiger als das unmittelbare Ergebnis des Verfahrens – ein Freispruch, wie von Anfang an erwartet – war die Signalwirkung: nach innen wie außen. Für viele Ukrainer war der vorübergehende Stopp der Hilfe ein Symbol für die Unsicherheit ihrer Lage und die Fragilität westlicher Unterstützung. Für Russland wiederum möglicherweise ein Anreiz, Druck und Eskalation zu intensivieren. Und für das amerikanische System ein Test, wie stark politische Loyalität die verfassungsmäßigen Kontrollmechanismen überlagern kann.

Was hierbei besonders bedeutsam ist: Außenpolitische Entscheidungen, die aus innenpolitischem Kalkül getroffen werden, haben oft Konsequenzen weit über die Landesgrenzen hinaus. In autoritären Staaten wird jede Schwäche des Westens analysiert, jede Verzögerung als Spalt im Bündnis interpretiert. Wenn strategische Partner wie die Ukraine nicht sicher sein können, dass Unterstützung konstant bleibt – unabhängig von parteipolitischen Interessen –, wird die Abschreckung schwächer und das Risiko eines offenen Konflikts größer.

Darüber hinaus offenbart der gesamte Vorgang, wie eng nationale Rechtsstaatlichkeit und internationale Sicherheit miteinander verflochten sind. Wenn demokratische Institutionen geschwächt oder instrumentalisiert werden, ist nicht nur die innere Stabilität betroffen – sondern auch die Fähigkeit eines Staates, glaubwürdig und verlässlich auf der Weltbühne zu agieren.

Hat Trump wirklich versucht, mit der Ukraine einen politischen Gegner auszuschalten?

Donald Trumps Präsidentschaft war von Anfang an von einer Atmosphäre ständiger