Die präoperative Anamnese stellt einen essenziellen Bestandteil der Vorbereitung auf eine Operation dar und liefert wichtige Hinweise zur individuellen Risikobewertung und zum Anästhesie-Management. Besonders relevant ist die Abfrage des sozialen Hintergrunds, da Faktoren wie Rauchen, Alkoholkonsum und Drogengebrauch erheblichen Einfluss auf den perioperativen Verlauf haben können.
Rauchen erhöht das Risiko für Komplikationen wie Bronchospasmen, kardiovaskuläre Ereignisse und verzögerte Wundheilung. Deshalb dient die Erhebung des Rauchstatus nicht nur der Risikoabschätzung, sondern eröffnet auch die Möglichkeit, Patienten während des Krankenhausaufenthalts eine Nikotinersatztherapie anzubieten. Idealerweise sollten Patienten bereits vor der Operation das Rauchen eingestellt haben, doch selbst eine Abstinenz von 24 Stunden vor der Narkose kann das Komplikationsrisiko reduzieren. Darüber hinaus ist der Rauchstatus relevant bei der Abschätzung des Risikos für postoperatives Erbrechen und Übelkeit.
Chronischer Alkoholkonsum kann die Anästhesiemenge erhöhen und systemische Komplikationen hervorrufen, die das perioperative Risiko steigern. Ebenso beeinflusst der Konsum anderer Drogen, ob akut oder chronisch, die Dosierung und Wirkung der Anästhetika und muss daher erfragt werden.
Die körperliche Fitness wird häufig durch die Fähigkeit, zwei Treppenabsätze zu steigen, eingeschätzt. Diese Aktivität entspricht etwa 4 METs (metabolische Äquivalente) und signalisiert, ob der Patient ausreichend belastbar für die Operation ist. Falls das Treppensteigen nicht möglich ist, muss differenziert werden, ob die Ursache eine mangelnde körperliche Fitness oder andere Einschränkungen wie Gelenkschmerzen sind – letztere bergen ein anderes Risiko als eine generelle Schwäche.
Die anästhesiologische Vorgeschichte wird durch spezifische Fragen ergänzt, die in anderen medizinischen Kontexten selten gestellt werden. Dazu gehört die Erhebung früherer Narkoseerfahrungen, die Identifikation von Komplikationen und die Frage nach familiären Problemen im Zusammenhang mit Anästhesien. Hierbei sind insbesondere Warnhinweise zu beachten: Eine familiäre Belastung mit malignem Hyperthermie-Syndrom (MH) weist auf eine lebensbedrohliche Überreaktion auf bestimmte Anästhetika hin, bei der volatile Inhalationsmittel und Suxamethonium strikt zu vermeiden sind. Genetische Tests spielen eine wichtige Rolle in der Risikobewertung.
Verzögerte Erholung von Muskelrelaxantien wie Suxamethonium kann auf eine genetisch bedingte Stoffwechselstörung hindeuten, die eine verlängerte Beatmungsdauer notwendig macht. Schwierige Atemwegssituationen in der Vorgeschichte verlangen erhöhte Aufmerksamkeit, da sie ein erneutes Risiko darstellen und präventive Maßnahmen erfordern. Postoperative Übelkeit und Erbrechen (PONV) sowie das seltene, aber schwerwiegende Phänomen der intraoperativen Wachheit sind weitere kritische Punkte, die in der Anamnese erfasst werden müssen.
Zusätzliche Fragen, die scheinbar trivial erscheinen mögen, sind von großer Bedeutung für die Sicherheit der Anästhesie. Reisekrankheit ist ein bekannter Risikofaktor für PONV. Schnarchen und das Vorliegen eines obstruktiven Schlafapnoe-Syndroms (OSA) erhöhen das Risiko für Schwierigkeiten bei der Beatmung mit Maske. Patienten mit OSA sollten ihr CPAP-Gerät zum Krankenhaus mitbringen, um es in der Aufwachphase einsetzen zu können.
Zahnstatus, insbesondere lockere oder fehlende Zähne sowie Zahnersatz, beeinflusst die Handhabung der Atemwege. Lose Zahnprothesen müssen vor der Operation entfernt werden, um ein Verschlucken zu verhindern. Gleichzeitig muss die Dokumentation des Zahnstatus vor der Anästhesie präzise erfolgen, um spätere Streitigkeiten auszuschließen.
Refluxerkrankungen, Sodbrennen oder Hiatushernie stellen ein erhebliches Aspirationsrisiko dar, das mit der höchsten Morbidität und Mortalität in Zusammenhang steht. Patienten mit solchen Beschwerden sind in der Regel für die Verwendung supraglottischer Atemwegshilfen ungeeignet und benötigen eine endotracheale Intubation, um das Risiko des Aspiration pneumonitis zu minimieren. Die genaue Erfassung von Symptomen und deren Häufigkeit ist daher unerlässlich.
Nicht zuletzt ist die Einhaltung der präoperativen Nahrungskarenz von großer Bedeutung. Lebensmittel und milchhaltige Getränke müssen mindestens sechs Stunden vor der Operation gemieden werden, um die Magenentleerung sicherzustellen und Aspirationsrisiken zu minimieren.
Über diese Aspekte hinaus ist es wichtig, die Bedeutung der präoperativen Anamnese als dynamischen Prozess zu verstehen, der nicht nur Informationen sammelt, sondern aktiv zur Risikominimierung beiträgt. Eine sorgfältige Erhebung schafft die Grundlage für individuell abgestimmte Maßnahmen, die letztlich das Outcome der Operation maßgeblich beeinflussen. Gerade im interdisziplinären Kontext zwischen Chirurgie, Anästhesie und Pflege sollte die präoperative Anamnese als integraler Bestandteil der Patientenversorgung angesehen werden, der weit über das reine Abfragen von Fakten hinausgeht und auch psychosoziale Faktoren und die Bereitschaft des Patienten zur Mitarbeit umfasst.
Wie hilft Kapnographie bei der Überwachung von Patienten und was ist wichtig zu beachten?
Kapnographie beschreibt die CO₂-Konzentration am Ende der Ausatmung, auch als endexspiratorisches CO₂ (EtCO₂) bekannt. Diese Messung erfolgt während der Plateau-Phase der Kapnographiekurve. Normale EtCO₂-Werte liegen zwischen 4,5 und 5,5 kPa. Die Wellenformkapnographie hat zahlreiche Anwendungsmöglichkeiten, insbesondere in vier Bereichen, in denen sie besonders nützlich ist.
Ein wichtiger Einsatzbereich der Kapnographie ist die Bestätigung der Trachealintubation. Wenn eine Trachealintubation durchgeführt wird, kann es zu einem unbeabsichtigten Einschluss des Tubus in die Speiseröhre kommen. Diese Fehlinsertion bleibt häufig unentdeckt, was zu schwerwiegenden gesundheitlichen Problemen führen kann, da der Patient dann nicht die Lungen, sondern den Magen belüftet bekommt. Dies kann zu einer Hypoxie führen, die unbehandelt fatale Folgen haben kann. Kapnographie hilft, eine versehentliche Intubation der Speiseröhre zu erkennen, da ein ordnungsgemäß in die Luftröhre eingeführter Tubus eine kontinuierliche CO₂-Abgabe zeigt. Im Falle einer Fehlinsertion der Speiseröhre ist das Kapnogramm meist nahezu flach. Eine solche flache Kurve sollte als Hinweis auf eine Speiseröhrenintubation gewertet werden, bis diese ausgeschlossen wurde. Diese Regel gilt selbst im Fall eines kardiopulmonalen Stillstands, da bei korrekter Trachealintubation auch während eines solchen Ereignisses ein abgeschwächtes Kapnographiemuster erkennbar bleibt. Die Royal College of Anaesthetists hat eine Kampagne mit dem Titel „No Trace = Wrong Place“ ins Leben gerufen, um unerkannte Speiseröhrenintubationen zu verhindern.
Kapnographie ist ein unverzichtbares Werkzeug, das bereits zu Beginn der Narkose eingesetzt werden sollte, wenn Trachealtuben, supraglottische Atemwegshilfen oder Sedierung angewendet werden. Dies gilt nicht nur im OP, sondern auch auf Intensivstationen und in Notaufnahmen.
Ein weiterer wichtiger Nutzen der Kapnographie ist die Überwachung der Ventilationseffektivität. Das EtCO₂ gibt Auskunft darüber, ob die Menge des CO₂, das der Patient produziert, mit der Menge des CO₂ übereinstimmt, die durch die Belüftung entfernt wird. Ein ansteigender EtCO₂-Wert kann darauf hinweisen, dass der Patient unzureichend belüftet wird, was eine Erhöhung der Atemfrequenz oder des Atemzugvolumens erfordert. Umgekehrt signalisiert ein sinkender EtCO₂-Wert eine Überventilation, die eine Reduzierung der Atemparameter erforderlich macht.
Kapnographiemessungen sind auch ein Indikator für den Herzzeitvolumen. Da CO₂ über den Blutkreislauf zu den Lungen transportiert wird, ist der Kapnographiewert eng mit der Gewebeperfusion und dem Kreislaufstatus des Patienten verknüpft. Ein plötzlicher Abfall des Blutdrucks oder des Herzzeitvolumens führt zu einem ebenso abrupten Abfall des EtCO₂. Ein plötzlicher Rückgang der Perfusion – wie beispielsweise bei einer massiven Lungenembolie – kann in der Kapnographiekurve schnell sichtbar werden.
Kapnographie hilft zudem bei der Überwachung des CO₂-Absorptionsmittels Soda-Lime. Soda-Lime absorbiert CO₂, aber mit fortschreitendem Gebrauch verringert sich die Effizienz dieser Absorption, da die chemischen Substanzen im Soda-Lime erschöpft sind. In einem solchen Fall kommt es zu einer Wiederatmung von CO₂, was sich in der Kapnographiekurve zeigt, wenn der inspiratorische Teil der Kurve nicht auf null zurückkehrt. Dies weist darauf hin, dass das verwendete Soda-Lime nicht mehr ausreichend CO₂ absorbiert, was die EtCO₂-Werte nach oben treibt.
Wichtig zu beachten ist der Unterschied zwischen EtCO₂ und dem arteriellen CO₂ (PaCO₂). PaCO₂ ist im Allgemeinen höher als EtCO₂. Bei gesunden Lungen beträgt der Unterschied zwischen diesen beiden Werten in der Regel 0,5 bis 1 kPa. Bei Patienten mit Lungenschäden, die vermehrten Totraum haben, kann der Unterschied deutlich größer ausfallen. Der Totraum bezeichnet die Bereiche der Lunge, die zwar belüftet werden, aber keinen Gasaustausch durchführen. Dies betrifft sowohl die großen Atemwege als auch Alveolen, die zwar belüftet werden, aber keine ausreichende Durchblutung aufweisen. Durch die Mischung von CO₂-haltigem Gas aus den Alveolen mit CO₂-freiem Gas aus dem Totraum kommt es zu einer Verdünnung des CO₂, was den Unterschied zwischen EtCO₂ und PaCO₂ erklärt.
Zuletzt sollte auch die Messung der Sauerstoffsättigung (SpO₂) berücksichtigt werden. Der SpO₂-Wert gibt den Anteil des Hämoglobins im Blut an, der mit Sauerstoff beladen ist. Dies ist ein wichtiger Wert, um eine ausreichende Oxygenierung zu gewährleisten und frühzeitig eine Desaturation zu erkennen. Der SpO₂-Wert dient somit als nicht-invasive Schätzung des arteriellen Sauerstoffpartialdrucks (PaO₂). Ein SpO₂-Wert von 95 % oder höher gilt in der Regel als normal, während Werte unter diesem Wert auf eine unzureichende Sauerstoffversorgung hinweisen können.
Es ist wichtig zu verstehen, dass die Überwachung von EtCO₂ und SpO₂ nicht nur während chirurgischer Eingriffe, sondern auch in der Notfallmedizin und auf Intensivstationen von entscheidender Bedeutung ist. Die kontinuierliche Überwachung dieser Werte kann helfen, frühzeitig auf kritische Veränderungen im Zustand des Patienten zu reagieren und gegebenenfalls lebensrettende Maßnahmen zu ergreifen. Darüber hinaus sollte das Personal mit den Kapnographiekurven und deren Interpretation vertraut sein, um fehlerhafte Intubationen oder unzureichende Belüftung rechtzeitig zu erkennen.
Wie führt man eine präoperative Beurteilung effektiv und strukturiert durch?
Die präoperative Beurteilung ist eine zentrale Fähigkeit in der Anästhesiologie und stellt häufig den ersten direkten Kontakt zwischen dem Anästhesisten und dem Patienten dar. Ihre Bedeutung liegt nicht nur in der medizinischen Vorbereitung des Patienten auf den Eingriff, sondern auch im Aufbau von Vertrauen, im Erkennen potenzieller Risiken und in der Planung einer sicheren und individualisierten Narkosestrategie. Dabei ist es entscheidend, ein eigenes strukturiertes System zu entwickeln, um keine relevanten Aspekte zu übersehen. Die nachfolgende Darstellung orientiert sich eng an der klinischen Praxis und dem Curriculum für Berufsanfänger.
Bevor der Patient überhaupt betreten wird, ist die gründliche Sichtung der vorhandenen Dokumentation essenziell. Bereits hier lassen sich zahlreiche Hinweise auf Risiken oder notwendige Anpassungen der Narkoseplanung erkennen. Die vorgeschlagene Operation, das Gewicht, die Körpergröße und der Body-Mass-Index geben Aufschluss über zu erwartende technische Herausforderungen und beeinflussen direkt die Dosierung der Anästhetika. Ein Blick in die alten Narkoseprotokolle kann wertvolle Informationen liefern – insbesondere bei vorangegangenen Komplikationen oder spezifischen Besonderheiten im Management.
Die Kenntnis der aktuellen klinischen Situation ist ebenso unverzichtbar. Besteht beispielsweise eine neu diagnostizierte akute Niereninsuffizienz, beeinflusst dies unmittelbar die Auswahl und Dosierung von Medikamenten. Liegt ein Ileus vor, steigt das Aspirationsrisiko erheblich – ein schnelles Vorgehen mit Rapid Sequence Induction (RSI) und endotrachealer Intubation wird erforderlich. Ebenso sollten alle aktuellen Vitalparameter und Labordaten überprüft werden, insbesondere Blutdruck, Herzfrequenz und relevante Elektrolyte. Ein systolischer Blutdruck über 180 mmHg oder ein diastolischer Wert über 110 mmHg sollte eine elektive Operation zumindest verzögern, bis eine adäquate Kontrolle erreicht ist.
Beim Patientenkontakt selbst beginnt die Beurteilung mit der Vorstellung und dem Aufbau einer Gesprächsbasis. Eine empathische, ruhige Kommunikation fördert das Vertrauen und erleichtert die weitere Zusammenarbeit. Die Erhebung der Narkoseanamnese umfasst frühere Erfahrungen mit Anästhesien, postoperative Übelkeit, Komplikationen oder bekannte Allergien. Dabei sollte auch gezielt nach familiären Anästhesieproblemen gefragt werden – zum Beispiel nach Maligner Hyperthermie.
Die Einschätzung der Atemwege gehört zu den kritischsten Teilen der Beurteilung. Auffälligkeiten wie reduzierte Mundöffnung, eingeschränkte HWS-Mobilität oder abnorme Zahnstellung sollten sofort erkannt und an erfahrene Kollegen eskaliert werden. Ebenso müssen chirurgische Eingriffe im HNO-Bereich oder an der Kieferregion sorgfältig hinsichtlich möglicher Atemwegskomplikationen analysiert werden. Submandibuläre Abszesse oder Frakturen des Kiefers sind klassische Warnzeichen.
Nach dieser klinischen Erhebung folgt die eigentliche Planung des Narkoseverfahrens. Diese wird stets individualisiert und berücksichtigt sowohl das chirurgische Vorgehen als auch die Wünsche und Ängste des Patienten. Hierbei geht es nicht nur um die technische Durchführung, sondern auch um die Erklärung möglicher Risiken – wie zum Beispiel kardiovaskuläre Instabilität, postoperative Übelkeit oder das sehr seltene, aber ernsthafte Risiko einer Wachheit unter Vollnarkose. Der Patient muss verstehen, was ihn im OP erwartet – und er muss die Möglichkeit haben, Fragen zu stellen und Bedenken zu äußern.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Einschätzung des eigenen Kompetenzniveaus. Der Anfänger muss sich realistisch mit der Frage auseinandersetzen, welche Anteile des Vorgehens er selbstständig durchführen kann und wo er Supervision benötigt. Diese Reflexion ist nicht nur aus didaktischen Gründen relevant, sondern vor allem im Sinne der Patientensicherheit.
Abschließend wird die präoperative Einschätzung zusammengefasst und in das perioperative Team eingebracht. Eine klare Kommunikation der Risikofaktoren, der geplanten Maßnahmen und der individuellen Besonderheiten des Patienten ist unerlässlich für einen sicheren Ablauf im OP.
Wesentlich für das Verständnis der präoperativen Beurteilung ist das Zusammenspiel zwischen medizinischer Analyse, empathischer Kommunikation und klinischer Entscheidungsfindung unter Supervision. Die Fähigkeit, aus vielen kleinen Informationen ein Gesamtbild zu formen, das nicht nur die Narkose, sondern den gesamten perioperativen Verlauf strukturiert und absichert, ist das eigentliche Ziel dieses Prozesses. Nicht zuletzt verlangt die Qualität einer solchen Beurteilung eine reflektierte Selbsteinschätzung, ein aktives Lernen aus jeder Begegnung und die Bereitschaft, Unsicherheiten offen anzusprechen.
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