Vox Day stellt eine rhetorische Frage: "Aber wer genau ist dein Nächster?" Um diese zu beantworten, analysiert er erneut das Gleichnis vom Guten Samariter, insbesondere um zu demonstrieren, wie die "entmenschlichten" Christen die Grenzen der Hilfe missverstanden haben, die der Samariter dem geschlagenen und beraubten Mann auf der Straße zukommen ließ. Der erste Einwand bezieht sich auf eine libertäre Haltung gegen die Verwendung von Steuergeldern zur Unterstützung von Migranten oder anderen Bedürftigen. „Der Gute Samariter hat dem Mann geholfen“, so Vox Day, „aber er half ihm, indem er ihm etwas von seinem eigenen Geld gab, nicht indem er die Soldaten des Königs einsetzte, um Geld von anderen zu nehmen, einen Teil selbst zu behalten und den Rest dem Mann zu geben.“ Der zweite Einwand betrifft eine strikte nativistische Nationalismus-Ideologie: „Er brachte den Mann in ein Gasthaus“, argumentiert Vox Day, „er zog ihn nicht in sein eigenes Haus, stellte ihm Unterkunft und Verpflegung zur Verfügung und ließ den Mann seine Familie herbeirufen, um sich von den Wohlfahrtsmitteln der anderen Menschen in der Nachbarschaft zu ernähren, während er ihre Kinder vergewaltigte, ihre Autos stahl und ihre Gärten verwüstete.“ Der verletzte Reisende wurde von einem Einzelnen mit privaten Mitteln geholfen, und er wurde in einem Gasthaus untergebracht, nicht in der Familienwohnung. Laut Vox Day bedeutet Mitleid mit fremden Bedürftigen nicht, für sie zu bezahlen, damit sie buchstäblich dein Nachbar werden und neben dir einziehen, um vom Wohlfahrtsstaat zu leben.
Als Gegenstück zu dem Gleichnis vom Guten Samariter, wie es von den „SJWs“ verwendet wird, bietet Vox Day das, was er als „genuine christliche Position zu Flüchtlingen, Immigration und Menschen aus anderen Ländern“ bezeichnet, indem er eine Stelle aus Matthäus 15:21–26 zitiert: „Jesus antwortete: ‚Ich wurde nur zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel gesandt.‘“ Der Vers zeigt, dass Jesus der Kanaanäerin hilft, aber sie nicht als Teil seines Volks ansieht. Vox Day betont, dass diese Geste eine Ausnahme war und keineswegs die generelle Haltung des Christentums gegenüber ethnisch unterschiedlichen Fremden widerspricht. In seiner Auffassung fördert Jesus den Ethnonationalismus und bietet eine biblische Widerlegung der Hilfe für Flüchtlinge und Migranten.
Vox Day argumentiert, dass die „Kirchenchristenheit“ die „echte“ Botschaft der Bibel pervertiert habe, indem sie „außerbiblische“ Elemente einfließen ließ, die seiner Ansicht nach keinen Bezug zu authentischem Christentum haben. An dieser Stelle zeigt sich, dass seine Interpretation der Bibel stark von politischen Ideologien beeinflusst ist. Die Argumentation über die Bibel und Migration verbindet libertarische und ethnonationalistische Grundsätze, um das Christentum als kompatibel mit seinen politischen Überzeugungen zu deuten. Seine Theologie könnte jedoch genauso von einer extra-biblischen Ideologie beeinflusst sein.
Diese Perspektive, dass es zwei Formen des Christentums gibt – eine, die den Alt-Right-Ansichten entspricht, und eine moderne, „entmenschlichte“ Version des Christentums – ist nicht neu im Kontext des amerikanischen weißen Nationalismus und auch nicht einzigartig für Vox Day. Es war auch das Hauptthema in Revilo Olivers früherer Kritik am liberalen Christentum und in einem Artikel von Alfred Clark, einem Mitwirkenden von Alt-Right.com. Clark argumentiert, dass „christliche ‚Cucks‘“ Immigration unterstützen, dass sie sich mit der „kulturell marxistischen“ Idee der „rassischen Versöhnung“ identifizieren und die Pro-Life-Bewegung mit der Unterstützung von Immigration aus der Dritten Welt verbinden. Früher, so Clark, hätten sich Christen nicht gescheut, Waffen zu ergreifen, um Eindringlinge abzuwehren. Heute jedoch sei das westliche Christentum von „beta-girly Männern“ übernommen worden, die „schlechte Gene für Selbstbewahrung“ hätten.
Die Haltung gegenüber dem modernen Christentum innerhalb der Alt-Right ist eine weit verbreitete. Es wird als ein Christentum angesehen, das die „richtige“ rassische Bewusstheit aufgegeben hat und nun von „kulturellem Marxismus“, Liberalismus und Feminismus durchzogen ist. Einige, wie Clark, glauben jedoch, dass eine „traditionelle“ Form des Christentums zurückkehren könnte. Solche Diskussionen sind unter Alt-Right-Anhängern üblich, und viele sind davon überzeugt, dass das Christentum gescheitert sei, die europäische Identität zu bewahren.
Ein weiteres bemerkenswertes Beispiel für diese Denkrichtung ist die Website von Travis Hale, der unter dem Namen altrightchristian.com das Ziel verfolgt, eine „Apologetik für die Harmonie von Nationalismus und Glauben“ zu entwickeln. Hale schreibt, dass sein Ziel sei, „eine apologetische Darstellung für die Harmonie von Nationalismus und dem Glauben meiner Kinder“ zu schaffen, insbesondere für „meine Alt-Right-Kameraden, die das Christentum möglicherweise missverstehen“. Hale verteidigt die Theologie des Nationalismus und verknüpft diese mit einer Verteidigung gegen den Atheismus, ähnlich wie Vox Day dies tut.
Es ist wichtig zu verstehen, dass diese alternative Form des Christentums von den Anhängern der Alt-Right nicht nur als eine religiöse Praxis angesehen wird, sondern als ein Instrument zur Erreichung politischer Ziele. Das Christentum wird als ein Vehikel betrachtet, das in den Dienst einer ethno-nationalistischen Agenda gestellt wird, und viele Anhänger der Alt-Right betrachten moderne, „linksliberale“ Auslegungen der Religion als Verrat an den ursprünglichen christlichen Prinzipien. Sie sehen in der ursprünglichen christlichen Lehre eine feste Grundlage für ihre politische Identität und eine Möglichkeit, ihre Weltsicht zu legitimieren.
Die Bibel wird also nicht nur als religiöser Text, sondern auch als Werkzeug zur Unterstützung eines politischen Programms interpretiert. Dieser Prozess der „Verchristlichung“ von politischen Ideologien spiegelt die tiefe Verstrickung von Glauben und Politik wider, die in den Diskursen der Alt-Right oft hervorgehoben wird. Dabei wird die Frage aufgeworfen, wie authentisch diese Interpretation des Christentums wirklich ist, und ob sie nicht mehr mit einer politischen Agenda als mit den ursprünglichen Lehren des Christentums übereinstimmt.
Wie die Southern Baptist Convention auf die Alt-Right reagierte: Eine kritische Auseinandersetzung mit den Veränderungen der Jahre 2017 und 2018
Die Reaktion der Southern Baptist Convention (SBC) auf die zunehmende politische und gesellschaftliche Polarisierung in den USA, insbesondere auf den Aufstieg der Alt-Right und den damit verbundenen rassistischen Tendenzen, markierte einen Wendepunkt in der Geschichte der Konvention. In den Jahren 2017 und 2018 sahen sich führende Persönlichkeiten der SBC gezwungen, öffentlich Stellung zu beziehen und tiefgreifende strukturelle Veränderungen anzustoßen. Diese Entwicklungen werfen ein Schlaglicht auf die internen Spannungen und die Notwendigkeit einer Auseinandersetzung mit der Geschichte der Rassendiskriminierung innerhalb der SBC.
Im Jahr 2017 erhob Reverend McKissic seine Stimme gegen die Alt-Right und ihren Einfluss auf die politische Landschaft der USA. In einem offenen Brief an Präsident Donald Trump forderte McKissic eine klare und unmissverständliche Ablehnung der Alt-Right-Bewegung, die nicht nur als eine Manifestation des weißen Suprematismus, sondern als eine gefährliche Ideologie, die die Prinzipien des Christentums und der Einheit der Menschheit untergräbt, verstanden wurde. In seinem Appell an Trump und an die Gemeinschaft der Gläubigen rief McKissic dazu auf, sich im Gebet zu vereinen und für eine moralische Haltung gegen diese rassistische Bewegung einzutreten. Der Brief endete mit einem Zitat aus Psalm 133:1, das die Hoffnung auf eine Vereinigung aller Menschen, unabhängig von ihrer ethnischen Herkunft, und die daraus resultierenden göttlichen Segnungen bekräftigte.
Die Reaktion der SBC auf diesen Aufruf war jedoch ambivalent. Der Versuch, eine Resolution gegen die Alt-Right auf der jährlichen Konferenz der SBC im Juni 2017 zu verabschieden, stieß auf Widerstand. Dies verdeutlichte, wie tief verwurzelt rassistische Einstellungen und Ängste innerhalb der Konvention noch immer waren. McKissic selbst erkannte dies an, als er in einem Beitrag auf der Plattform SBC Voices bemerkte, dass die Ablehnung der Resolution ein bedeutender Moment in der Geschichte der SBC gewesen sei, besonders im Hinblick auf das Thema Rassismus. In der Folgezeit nahmen jedoch auch andere prominente Vertreter der SBC, wie Sam Rodriguez, Stellung und unterzeichneten das Dokument. Der Widerstand und die öffentliche Auseinandersetzung führten zu einer breiteren Diskussion innerhalb der Konvention über die Frage, wie sich die SBC zu Rassismus und ethnischer Vielfalt positionieren sollte.
Trotz dieser internen Spannungen führten die Ereignisse von 2017 zu einer Reihe von Veränderungen, die sich sowohl auf die Struktur als auch auf die Prozesse innerhalb der SBC auswirkten. So wurde im März 2018 bekannt, dass der SBC ein neues Komitee zur Förderung der Diversität ins Leben gerufen hatte. Dieses Komitee, das von Duesing geleitet wurde, bestand aus Mitgliedern mit afroamerikanischen und asiatisch-amerikanischen Hintergründen und wurde als eines der ethnisch vielfältigsten Komitees in der Geschichte der SBC bezeichnet. Diese Maßnahme war Teil eines umfassenderen Versuchs, die Konvention auf eine breitere ethnische Basis zu stellen und rassistische Ausschlüsse und Diskriminierung zu überwinden.
Ein weiterer wichtiger Schritt in diese Richtung war die Veränderung des Verfahrens zur Abstimmung über Resolutionen innerhalb der SBC. Nach den Turbulenzen des Jahres 2017 wurden die Komitees angewiesen, eine kurze Erklärung zu den abgelehnten Resolutionen zu veröffentlichen, was einen transparenteren Umgang mit den Entscheidungen ermöglichte. Diese Änderungen standen im Kontext einer breiteren Bewegung innerhalb der SBC, die darauf abzielte, sich auf Themen wie sexuelle Missbräuche und Rassismus zu konzentrieren und diese als zentrale Herausforderungen für die religiöse Gemeinschaft zu adressieren.
Die mediale Aufmerksamkeit, die der Resolution zur Alt-Right-Bewegung zuteilwurde, bot einigen innerhalb der SBC eine Gelegenheit, sich öffentlich gegen den weißen Suprematismus zu positionieren. Die dadurch erzeugte Diskussion lenkte jedoch auch die Aufmerksamkeit von anderen wichtigen Themen ab. So wurde in Interviews und Diskussionen innerhalb der Konvention darauf hingewiesen, dass andere Resolutionen, wie etwa die Verurteilung von Planned Parenthood, durch die Kontroverse um die Alt-Right-Resolution in den Hintergrund gerieten. Dennoch war es für die Sprecher der SBC wichtig zu betonen, dass die Konvention nicht nur für die Bekämpfung des weißen Suprematismus eintrete, sondern auch weiterhin an ihren klassischen, konservativen Werten festhalte.
Unter der Präsidentschaft von J. D. Greear setzte die SBC ihre Bemühungen fort, sich als eine zunehmend diverse und inklusive Gemeinschaft zu präsentieren. Greear betonte, dass Diversität nicht in Form von "Tokenismus", sondern als echte Integrität und Repräsentation verstanden werden müsse. Dies spiegelte sich auch in der Reaktion auf die Skandale rund um sexuellen Missbrauch innerhalb der SBC wider. In seiner Rede 2019 forderte Greear die Mitglieder der Konvention dazu auf, sich gegen alle Formen von Missbrauch und Rassismus zu stellen und klare Sanktionen für entsprechende Vergehen zu definieren.
Im Rahmen dieser Bemühungen veröffentlichte die SBC 2017 auch ein bedeutendes Werk mit dem Titel Removing the Stain of Racism from the Southern Baptist Convention: Diverse African American and White Perspectives. Diese Sammlung von Essays, die sowohl afroamerikanische als auch weiße Perspektiven auf die Geschichte und den Umgang der SBC mit Rassismus präsentierte, wurde weithin als ein Schritt in die richtige Richtung wahrgenommen. Die Beiträge, die von prominenten Theologen und Führungsfiguren innerhalb der Konvention stammten, gingen auf die historischen Wurzeln des Rassismus in der SBC ein und versuchten, einen Dialog über mögliche Wege der Heilung und Versöhnung zu eröffnen.
Es ist entscheidend zu verstehen, dass die Veränderungen, die innerhalb der SBC angestoßen wurden, nicht isoliert von der breiteren amerikanischen Gesellschaft und ihrer Auseinandersetzung mit Rassismus und sozialer Gerechtigkeit betrachtet werden können. Die Southern Baptist Convention steht in einem Spannungsfeld zwischen ihrem traditionellen konservativen Erbe und den wachsenden Forderungen nach Inklusivität und Gerechtigkeit, die sowohl innerhalb als auch außerhalb der religiösen Gemeinschaft immer lauter werden. Dieser Konflikt ist nicht nur ein Kampf um die Identität der Konvention, sondern auch ein Spiegelbild der größeren Herausforderungen, vor denen viele Institutionen in der heutigen Gesellschaft stehen.
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