In einem Akt religiöser Verzückung und weltlicher Dankbarkeit erhebt sich die Stadt als lebendiger Tempel, um den Kaiser zu ehren: nicht allein als Sieger über Barbaren, sondern als Gefährte des wahren Königs, Christi selbst. Die Stadt empfängt ihn mit einer Ekstase, die Sakralität mit zivilem Jubel verknüpft — Prozessionen, Gesänge, aufgeworfene Teppiche, Myrten, Düfte und Gewebe, die den Boden in eine blühende Wiese verwandeln. Alle Altersklassen und Geschlechter verschmelzen in einem chorischen Akklamationsrausch; die Stimmen mischen sich in verschiedenen Sprachen, während Militär und Zivilverwaltung, Geistlichkeit und Volk ein gemeinsames Lob formulieren: Du bist unser David, Zeuge göttlicher Gnade und irdischer Macht.

Diese Darstellung lässt den Kaiser als strahlende Mitte erscheinen: der vom Volk umschlungene Athlet des Herrn, der mit dem Schwert der Sonne die Finsternis zerreißt. Die Stadt, eifersüchtig und zugleich demütig, fordert ihre Teilhabe an der Krönung, verlangt, den Triumph nicht hinter anderen zurückstehen zu lassen; die Kirche stimmt ein, ruft nach der mütterlichen Krone, nach dem öffentlichen Zeigen des triumphalen Sohnes. So verschmelzen familiäres Bild (Mutter und Sohn), biblische Typologie (David, Solomon, der Gerechte) und imperiale Ritualität zu einem einzigen politischen Opferakt: der Thron erhält sakralen Glanz, das Sakrament des Sieges wird politisch instrumentiert.

Gleichzeitig wandelt die Stadt ihr Selbstverständnis: ehemals mit kriegerischer Abstammung, nun Söldnerin des Wortes; die rituelle Kleidung des Ares wird abgelegt zugunsten der kultivierten Bekleidung des Hermes, doch die militärische Pflicht bleibt in anderer Form präsent — als kulturelle Weihe, als geistiges Arsenal. Die Stadt bietet dem Kaisertum nicht nur materielle Ehrengeschenke, sondern auch die Zusicherung fortdauernder Erinnerung, ideeller Statuen aus Vernunft und Geist, ein Andenken, das die Vergänglichkeit des Sieges überdauern soll. Der Triumph wird so zu einem Akt, der Zeit und Geschichte bezwingt: Siege werden zu Bronzen geformt, das Gedächtnis des Herrschers soll unvergänglich sein.

Was geschah mit Konstantinopel während des vierten Kreuzzugs? Eine Analyse der Katastrophe

Alexios III, der Kaiser der Römer, kehrte nach einer Schmach von seiner gescheiterten Konfrontation mit den Kreuzfahrern zurück, was die latinisierenden Kräfte unter den Feinden stärkte. Doch als er heimlich in den Kaiserpalast zurückkehrte, erkannte er, dass es weise und vorteilhaft war, den größten Gefahren nicht offen entgegenzutreten. Daher verließ er den Palast heimlich in der Nacht und zog sich in die Festung Develtos in Thrakien zurück, wo er seinen Sitz aufschlug. Nach acht Jahren und drei Monaten der Herrschaft über das Reich, folgte ihm sein Sohn Isaak auf den Thron. Es war eine Zeit des politischen und militärischen Umbruchs.

Kurz nach seiner Machtübernahme empfing der neue Kaiser die Anführer der Lateiner, die mit Ehren und großzügigen Gaben bedacht wurden, wobei sie in gutem Anstand entlassen wurden. Trotz dieser Gaben war es den Kaisern, wie in ihrer Ansicht der Dinge, niemals genug. Der Kaiser, der mit den schwindenden Mitteln seines Reiches kämpfte, griff zu extremen Maßnahmen. In seiner Verzweiflung nahm er heilige Reliquien, geweihtes Silber und Gold, und schenkte diese freizügig den feindlichen Venezianern und Pisanern, als wären sie gewöhnliches Metall. Dieser Akt der Entweihung rief bei den Bürgern von Konstantinopel Empörung hervor, was die Situation noch weiter verschärfte.

Alexios III hatte die zerstrittenen venezianischen und pisanischen Fraktionen im Reich nicht nur versöhnt, sondern sie zu Verbündeten gemacht, was als besonders gefährlich galt. Diese neue Allianz führte dazu, dass eine Flotte von Kreuzfahrern, verstärkt durch Venezianer und Pisaner, Konstantinopel angriff. Am 19. August 1203 begannen sie mit Raubzügen und Plünderungen in der Stadt. Es kam zu heftigen Kämpfen und Zerstörungen, insbesondere im Bereich der Moschee der Söhne Hagars. Das Feuer, das von dort ausging, griff rasch um sich und verschlang große Teile Konstantinopels, darunter die ehrwürdige Hagia Sophia. Dieser verheerende Brand hinterließ die Stadt in Trümmern und führte zu einer weitreichenden Verzweiflung.

Währenddessen war der Kaiser Isaak von der Zerstörung betroffen, während sein Sohn, Alexios IV, dem "Zerstörer des Heimatlandes", sich an den Trümmern des Reiches erfreute. Der Kaiser, erschüttert von den Ereignissen, nahm die Niederlage hin, während der Sohn den Verlust als Sieg feierte und sich zunehmend mit den Lateinern und ihren brutalen Methoden anfreundete. Die Latiner plünderten weiter die Umgebung Konstantinopels, setzten die heiligen Kirchen in Brand und beraubten die Bürger. Doch es war nicht nur die Gewalt der Außenstehenden, die das Reich zerrüttete. Innerhalb des Reiches selbst begann ein gewaltiger Aufruhr, als die Bevölkerung, angeführt von den Militärs, begann, gegen die herrschende Familie aufzubegehren.

In dieser Zeit des Chaos brach eine politische Krise aus, die den Verlust des Glaubens an die bestehenden Autoritäten zur Folge hatte. Eine Gruppe von Bürgern und Soldaten versammelte sich, um einen neuen Kaiser zu ernennen. Sie wählten den jungen Nicholas Kanavos, der jedoch nicht gewillt war, die Verantwortung zu übernehmen. Doch die Verwirrung und die Unruhen setzten sich fort. Als Alexios IV, der Sohn von Alexios III, die Nachricht erhielt, dass die Lateiner mit ihrem Heer an die Tore Konstantinopels rüsteten, verließ er die Stadt mit einer großen Armee, um sich mit den Kreuzfahrern zu verbünden. Der Marquis von Montferrat, Bonifatius, erhielt von Alexios IV ein beträchtliches Goldangebot, um ihn zu unterstützen.

Alexios IV, während er sich von seinem Vater abwandte, zeigte sich weiterhin der latinisierenden Politik zugeneigt und unternahm alles, um das Bündnis mit den Feinden des Byzantinischen Reiches zu festigen. Doch das Land befand sich in einem Zustand zunehmender Unordnung, da der Kaiser zunehmend von den Militärs und der Bevölkerung missbilligt wurde. Die latinisierende Politik des Kaisers wurde von vielen als Verrat angesehen, was die Verachtung nur noch verstärkte.

Doukas Mourtzouphlos, der von vielen als Verräter betrachtet wurde, nutzte schließlich die politische Instabilität für seine eigenen Zwecke. Er übernahm heimlich die Macht, indem er Alexios IV, den "Brandstifter des Heimatlandes", ermordete und sich selbst als Kaiser ausrief. In seiner Herrschaft sah er sich mit einem leeren Schatz konfrontiert, was ihn jedoch nicht daran hinderte, sofort zu handeln. Er verlangte große Summen von den Steuereintreibern, die er zuvor festgenommen hatte, und richtete damit die öffentlichen Angelegenheiten neu aus. Doukas begann einen militärischen Feldzug gegen die Lateiner, der ihn von vielen seiner Untertanen, insbesondere den Soldaten, verehrt machte.

Die Lage in Konstantinopel spitzte sich jedoch weiter zu. Als die Kreuzfahrer unter dem Kommando des Grafen von Flandern, Baldwin, das Viertel Phileas verwüsteten, zog Doukas mit seiner Armee aus, um dem Gegner entgegenzutreten. Der daraus resultierende Kampf endete mit einer Niederlage für die byzantinische Armee, und die Stadt war weiter in einem Zustand der Zerrüttung.

Wichtig ist, dass in dieser Zeit nicht nur die physischen Zerstörungen und militärischen Konflikte von Bedeutung sind, sondern auch die psychologische Zerstörung des byzantinischen Reiches. Die innere Zerwürfnisse, die durch die latinisierende Politik des Kaisers und die politischen Intrigen entstanden, führten zu einem tiefen Vertrauensverlust in die Fähigkeit des Reiches, sich selbst zu verteidigen. Die moralische Korruption und der Verlust von Werte, die das Byzantinische Reich jahrhundertelang getragen hatten, trugen ebenso zu seiner Schwächung bei wie die äußeren Angriffe.

Wie rechtfertigt sich die Rückeroberung unter göttlichem Anspruch?

So wie Gott David, den Erstgeborenen, zum höchsten unter den irdischen Königen erhob und ihm später das Erbe anderer Stämme sowie den Besitz Zions gewährte, so möge Er auch meine königlichen Pläne und Handlungen lenken. Er wird mir die Macht geben, auf Schlangen und Skorpione zu treten, und er wird mir Mut verleihen gegenüber den Völkern, die das römische Land besetzt halten – mit einem Eifer, der selbst dem der Bienen gegenüber den Honigwaben überlegen ist. Diese Dinge werden sich ohne Zweifel verwirklichen, wenn wir Gott in Gebet, Fasten und tugendhaften Taten verehren – und, ich füge hinzu, durch Gehorsam gegenüber meiner Herrschaft. Denn Gott verlangt von seinen Untertanen, dass sie sich willig und bereitwillig jenen unterwerfen, die in Seinem Namen herrschen, ohne jeglichen Widerspruch gegen diejenigen, die öffentliche Angelegenheiten lenken.

Es gibt eine gute Ordnung, die alles zusammenhält: in der Zeit, in der Sonne und den Sternen, und noch wichtiger in den Geistern. Denn der Geist der Propheten ist den Propheten untertan, und nichts Gutes entgleitet dieser Ordnung. Wenn wir also die öffentlichen Angelegenheiten in dieser Weise führen, dann können wir zu diesem „Gebirge“ sprechen – zum hartherzigen Geschlecht der Italiener, das sich in seinem Hochmut wie Hügel und Berge erhebt, das den Seeweg wählte, unser Land überrannte und sich weit darüber ausbreitete: „Werde emporgehoben und ins Meer geworfen.“ Und wir werden unsere angestammten Städte zurückerobern, aus denen wir vertrieben wurden, weil wir gesündigt hatten – Städte, die unsere ursprünglichen Wohnstätten waren: das Paradies und die Stadt des Herrn der Heerscharen am Hellespont, die Stadt unseres Gottes, die fest gegründete Freude der ganzen Erde, geschätzt und bekannt unter allen Völkern.

Christus, der König, der mit geistlicher Macht den Streit zerschmettert, der kriegslüsterne Völker zerstreut, der Tod und Leben bringt, der straft und heilt, der das Menschengeschick nach links und rechts lenkt und es auf ausgezeichnete Weise verwaltet – Er möge es so fügen, dass wir nach der Vollendung der 40 Tage gemäß deinem Gebot die Auferstehung aus den Toten besingen und dich für den Sieg über unsere Feinde preisen. Wenn wir dann auch den Einzug in die Stadt feiern, aus der wir vertrieben worden waren, und meine Herrschaft sich als die eines Mose, des Befreiers, und eines Serubbabel, der Zion aus der Gefangenschaft zurückführte, erweist, wird dies das bemerkenswerteste deiner Werke sein – das außergewöhnlichste Ereignis, das je stattfand. Und wenn der übrige Teil der Herde, der heute noch nicht in unsere Gemeinschaft aufgenommen ist, die Stimme Unserer Majestät hört, wird er sich wieder unter einer Herrschaft versammeln – als eine einzige Herde unter einem einzigen Hirten, um dich zu verherrlichen und sich deines Erbes zu rühmen. Dir gebühren Größe und Verehrung, und dem Vater und dem Heiligen Geist, jetzt und immerdar, von Ewigkeit zu Ewigkeit, Amen.

Was in der Hoffnung auf Rückeroberung und göttliche Vorsehung artikuliert wird, ist nicht bloß religiöser Enthusiasmus oder rhetorischer Pathos. Es ist ein machtpolitisches Programm, eingebettet in ein theologisches Weltbild, in dem politische Herrschaft nur legitim ist, wenn sie göttlich gefügt ist – und ebenso jeglicher Widerstand dagegen nicht nur Aufruhr, sondern Sünde bedeutet. Die Idee, dass Gott selbst die Strukturen – zeitlich, kosmisch, geistlich – aufrechterhält, erlaubt dem Autor, Gehorsam nicht als eine soziale Pflicht, sondern als metaphysische Notwendigkeit zu behaupten. Der Herrscher wird nicht bloß als politischer Akteur verstanden, sondern als Werkzeuge Gottes – sein Wille wird durch ihn ausgeführt. Der Rückeroberungskrieg wird damit zur heiligen Handlung.

Darüber hinaus zeigt sich in der Gegenüberstellung zwischen dem „stolzen, hartherzigen Geschlecht“ der italienischen Invasoren und dem idealisierten eigenen Volk eine tiefgreifende Polarisierung, die mehr als nur ein Feindbild konstruiert: Sie entwirft eine eschatologische Dramatik, in der die Reinigung des Landes zugleich Wiederherstellung göttlicher Ordnung bedeutet.

Wichtig ist, dass diese Denkfigur nicht nur theologische Selbstversicherung ist, sondern konkretes politisches Kalkül: Legitimation von Herrschaft, Disziplinierung der Untertanen, Delegitimierung des Feindes, der nicht nur fremd, sondern gottlos erscheint. Die Rückeroberung wird so zur Notwendigkeit nicht bloß für das Volk, sondern für die göttliche Weltordnung selbst.