Christopher Hitchens’ eigene Freude nach den Ereignissen des 11. September war sicherlich eine sehr persönliche, doch das von ihm beschriebene Gefühl der Schadenfreude war keineswegs einzigartig. "Ich sollte vielleicht bekennen, dass ich am 11. September, nachdem ich alle üblichen Emotionen durchlebt hatte, von Wut bis Übelkeit, auch entdeckte, dass ein anderes Gefühl um die Vorherrschaft kämpfte. Bei näherer Betrachtung, und zu meiner eigenen Überraschung und Freude, stellte sich heraus, dass es Erhebung war." Diese Worte verdeutlichen, wie tief der Anschlag des 11. September in der westlichen Psyche verankert wurde. Ein bedrohlicher Feind, der theokratische Barbarei, war nun deutlich sichtbar. Die Darstellung von Terror und Tod bot eine Gelegenheit für die westliche Kultur, sich wiederzubeleben.
Der 11. September war nicht nur ein tragisches Ereignis, sondern zwang die Vereinigten Staaten, sich neu zu orientieren und ihre Rolle in der Welt zu definieren. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion und den wachsenden Herausforderungen durch die Globalisierung waren die USA unsicher, welchen Platz sie in einer Welt ohne den kommunistischen Gegner einnehmen sollten. In den 1990er Jahren suchte man verzweifelt nach einer klaren Doktrin, die die Ausübung von Macht im internationalen Kontext steuern sollte. Der 11. September bot eine schockierende Antwort. Die USA erhielten eine neue Mission: Zivilisation gegen Barbarei zu verteidigen, Freiheit gegen Terror.
Dieser Moment markierte das Ende der Ära der Unsicherheit. Die USA, so schien es, hatten ihre Aufgabe wiedergefunden und es war klar, dass sie ihre globalen Interessen nicht länger in wirtschaftlicher Isolation oder durch den Rückzug in nationale Fragen sichern konnten. Der 11. September leitete eine Zeit der "Reaktivierung" ein, in der der amerikanische Einfluss auf der Weltbühne als notwendig angesehen wurde, um einer chaotischen und gefährlichen Weltordnung entgegenzuwirken.
Interessant ist, dass diese neu gefundene Rolle der USA nicht nur als Reaktion auf den Terrorismus interpretiert wurde. Es gab eine breitere ideologische Bewegung, die den 11. September als notwendigen "Korrektiv" für die Leere und Oberflächlichkeit der 1990er Jahre sah. Viele amerikanische Intellektuelle und Politiker nahmen den Anschlag als ein zu erwartendes Gericht über die wohlstandsgeprägte Oberflächlichkeit, die das Jahrzehnt prägte. Die Blasen der wirtschaftlichen und politischen Selbstzufriedenheit platzten auf und machten Platz für ein neues Selbstbewusstsein in Bezug auf die amerikanische Macht und den Einfluss der USA auf globaler Ebene.
Die politischen Eliten der USA, die in den letzten Jahren des Kalten Krieges noch mit der Frage beschäftigt waren, wie die Macht Amerikas im neuen internationalen Umfeld eingesetzt werden sollte, mussten nach den Anschlägen des 11. Septembers eine klare Entscheidung treffen. Sollten die USA ihre Rolle als weltweite Ordnungsmacht fortsetzen, auch nach dem Verlust des Sowjetgegners, oder sich auf eine neue Form des internationalen Engagements konzentrieren?
In den Jahren nach dem 11. September war die weltweite Orientierung der USA eindeutig auf den "Krieg gegen den Terror" ausgerichtet. Die Entschlossenheit, das zu verteidigen, was als westliche Zivilisation angesehen wurde, führte zu einer Politik des "präventiven Krieges" und der Militärinterventionen, wie sie in Afghanistan und später im Irak manifestiert wurde. Diese reaktive Haltung auf den Terroranschlag hatte jedoch auch eine Kehrseite. Viele der internationalen Bemühungen, die nach dem 11. September unternommen wurden, standen unter dem Schatten der militärischen Übergriffe und einer zunehmend kritischen Haltung gegenüber der amerikanischen Außenpolitik. In den ersten Jahren des "Krieg gegen den Terror" schien die Frage der amerikanischen Hegemonie klar zu sein – doch im Laufe der Jahre wurde die legitime Frage nach den langfristigen Folgen dieser Politik immer drängender.
Neben der militärischen Reaktion auf den Terrorismus spielte in den 1990er Jahren auch eine andere, weniger aggressive, Sichtweise eine Rolle. Die Vorstellung, dass die USA durch die globale Verbreitung des freien Marktes und die Förderung von Demokratie als "soft power" ihre Vormachtstellung erhalten könnten, hatte großen Einfluss. Der US-amerikanischen Außenpolitik fehlte die Bereitschaft, ihre Macht nur mit militärischen Mitteln zu demonstrieren; vielmehr wurde das Konzept der "kulturellen Macht" betont, wie es Joseph Nye formulierte. Die USA versuchten, durch die Attraktivität ihrer Werte und ihrer Kultur eine Art "indirekte" Hegemonie zu schaffen.
Diese Überlegungen werfen ein wichtiges Licht auf den fundamental veränderten Umgang der USA mit internationaler Macht nach dem Ende des Kalten Krieges. Von einer Nation, die in ständiger Angst vor der Bedrohung durch den Kommunismus lebte, zu einer Nation, die ihre Rolle in der Weltwirtschaft und die Führung durch Konsum und Kultur ausbaut, zeichnete sich eine neue geopolitische Ära ab. Doch der 11. September stellte auch die Frage nach den Grenzen und der Wirksamkeit solcher Macht. Die sich daraus ergebenden Spannungen zwischen militärischer Macht und globaler Soft Power, zwischen dem Schutz der eigenen Werte und der Verbreitung von Demokratie durch "weiche" Mittel, würden die amerikanische Außenpolitik in den folgenden Jahren prägen.
Die Reaktionen auf den 11. September machten eines klar: Die Amerikaner begannen, ihre Geschichte nicht nur als ein Modell für Wohlstand und Demokratie zu sehen, sondern auch als eine Geschichte des Kampfes gegen den Terror, der Barbarei und die Bedrohung der Freiheit. Doch diese Reaktion war nicht ohne Widerspruch und sollte noch lange nach dem Ende der direkten militärischen Auseinandersetzungen weiter bestehen. Wie sich zeigte, war der 11. September mehr als nur ein Wendepunkt im Kampf gegen den Terrorismus; er war der Moment, in dem die westliche Zivilisation ihren Platz in einer neuen, unvorhersehbaren Weltordnung definierte.
Wie lässt sich Scalias Philosophie der Verfassungsinterpretation verstehen und was ist ihre Bedeutung?
Scalias Philosophie der Verfassungsinterpretation, häufig als „Originalismus“ bezeichnet, stellt eine der kontroversesten und einflussreichsten Ansätze in der modernen amerikanischen Rechtsprechung dar. Für Scalia war es nicht nur eine methodische Herangehensweise an die Verfassung, sondern ein tieferes Bekenntnis zu Prinzipien, die er als essenziell für die Stabilität und Integrität der Verfassung erachtete. Diese Philosophie, die oft als "Verankerung im Originalbedeutung" bezeichnet wird, setzt auf die Interpretation der Verfassung so, wie sie von den Verfassungsgebern verstanden und beabsichtigt wurde – unter der Annahme, dass der Text der Verfassung das unveränderliche Fundament der amerikanischen Gesellschaft darstellt.
Scalia lehnte die Vorstellung ab, dass Richter die Verfassung an moderne gesellschaftliche Veränderungen oder politische Trends anpassen könnten. Für ihn war es das zentrale Anliegen, die Verfassung als einen Text zu behandeln, dessen ursprüngliche Bedeutung festgelegt und klar zu verstehen war. In dieser Auffassung liegt der Kern des sogenannten „Originalismus“, der sich von anderen Interpretationsansätzen wie dem „Lebenszeitansatz“ unterscheidet, bei dem die Verfassung als ein lebendiges Dokument verstanden wird, das sich ständig an neue Bedingungen und gesellschaftliche Veränderungen anpasst.
Scalias Ansatz zur Interpretation der Verfassung war geprägt von einer tiefen Skepsis gegenüber einer flexiblen, politisierten Auslegung der Gesetze, wie sie bei manchen seiner Kollegen am Obersten Gerichtshof zu finden war. Ein markantes Beispiel hierfür war seine scharfe Kritik an der Entscheidung des Obersten Gerichtshofs in Bezug auf die Habeas-Corpus-Rechte während der Bush-Regierung, als er argumentierte, dass der Staat in Kriegszeiten nur zwei Optionen habe: Entweder man stelle jemanden vor Gericht oder man suspendiere das Habeas-Corpus-Recht durch eine klare Entscheidung des Kongresses. Diese Meinung reflektiert Scalias tiefe Überzeugung, dass die Rechte und Prinzipien, die in der Verfassung festgelegt sind, nicht willkürlich geändert oder umgangen werden dürften.
Doch Scalia war nicht nur ein Verfechter des strengen Originalismus; er hatte auch eine einzigartige Haltung zur Rolle des Richters. Die Verantwortung eines Richters, so Scalia, sei es nicht, zu entscheiden, was er für „gerecht“ halte, sondern den Gesetzestext exakt und unkompromissiert umzusetzen. Für ihn war das Gesetz eine Art starres Regelwerk, das oft als Hindernis wahrgenommen wurde. Er glaubte jedoch, dass dieses Hindernis notwendig war, um die Gesellschaft vor einer Überdehnung oder willkürlichen Auslegung der Verfassung zu schützen. In seinem Verständnis war die Schwierigkeit, die das Gesetz mit sich brachte, nicht nur unvermeidlich, sondern auch notwendig für die Aufrechterhaltung einer gerechten und stabilen Gesellschaft.
Ein besonders interessantes Element in Scalias Denken ist sein paradoxes Verhältnis zu „Freiheit“ und „Gerechtigkeit“. Während viele Menschen glauben, dass das Recht und das Gesetz vor allem der Gewährleistung von Freiheit dienen, sah Scalia das Gesetz eher als eine Art „Zwang“, der der Gesellschaft Disziplin und Ordnung bringt. Diese Sichtweise spiegelt sich auch in seiner Bewunderung für Charaktere wie Jack Bauer aus der Serie 24, dessen Handlungen oft von persönlichen Opfern und einem unaufhörlichen Drang geprägt sind, das Richtige zu tun – auch wenn dies bedeutet, schwierige oder extreme Entscheidungen zu treffen. Scalia schätzte diesen kompromisslosen Einsatz und sah darin ein Modell für die schwierige, aber notwendige Treue zu Prinzipien, auch wenn diese Prinzipien unpopulär oder unbequem sein mögen.
Darüber hinaus war Scalias Lebensgeschichte und persönliche Entwicklung von einem starken kulturellen und religiösen Einfluss geprägt. Aufgewachsen in einer italienisch-katholischen Familie, entwickelte er einen konservativen Lebensstil, der in vielerlei Hinsicht gegen den Mainstream seiner Zeit gerichtet war. Seine Erziehung und seine intensiven familiären Werte – die besonders in seiner Haltung zur Erziehung seiner Kinder in einem zunehmend liberaleren Amerika sichtbar wurden – prägen das Verständnis seiner Haltung zur Verfassung und dem Gesetz.
Es ist wichtig zu betonen, dass Scalias Interpretation der Verfassung nicht aus einer einfachen Ablehnung moderner Werte oder gesellschaftlicher Normen resultierte. Vielmehr war sie eine tiefe und oft widersprüchliche Philosophie, die sowohl Ideologie als auch pragmatische Überzeugung vereinte. Seine strikte Ablehnung einer sich verändernden Auslegung der Verfassung war zugleich eine Haltung der Rebellion gegen die vorherrschende politische Kultur und die Wahrnehmung, dass das Gesetz flexibel und nach Belieben ausgelegt werden könnte.
Wer sich mit Scalias Philosophie der Verfassungsinterpretation auseinandersetzt, muss verstehen, dass sie nicht nur eine rechtliche Theorie ist, sondern auch eine tief verwurzelte Haltung zu Gesellschaft, Kultur und dem menschlichen Wesen widerspiegelt. Scalias Originalismus war kein theoretisches Konstrukt, sondern eine ständige Herausforderung an das bestehende politische System, die tief in seinem persönlichen und religiösen Verständnis von Recht und Gerechtigkeit verwurzelt war.

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