Im Laufe der Jahre hat die Verbreitung von Desinformation, besonders in rechten politischen Kreisen, immer wieder versucht, offizielle Regierungsuntersuchungen in Frage zu stellen. Ein markantes Beispiel ist die Auseinandersetzung mit den Ergebnissen der Ermittlungen, die bestätigten, dass russische Akteure in die E-Mail-Server der Demokratischen Partei der USA eingedrungen waren. Diese Hackerangriffe lieferten Informationen, die der Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton schaden sollten, und beeinflussten die Verbreitung von „Fake News“ über Plattformen wie Facebook während der Präsidentschaftswahl 2016. Die alternative Darstellung dieser Ereignisse durch Donald Trump ist typisch für die flexible Natur von Informationen, die losgelöst sind von Beweisen, Logik und glaubwürdigen Quellen.

Trotz jahrelanger Lügen und falscher Behauptungen, die während Trumps Präsidentschaft auf Twitter zur Routine wurden, überschritt er mit dem Drängen auf die Einmischung eines ausländischen Führers in die amerikanische Innenpolitik eine verfassungsmäßige Grenze. Ein Whistleblower berichtete von einem Telefonat zwischen Trump und dem ukrainischen Präsidenten Selenskyj, bei dem Trump den ukrainischen Präsidenten aufforderte, belastendes Material über Joe Biden und dessen Sohn Hunter zu beschaffen. Im Gegenzug bot Trump an, militärische Hilfe für den Kampf gegen eine von Russland unterstützte Rebellion in der Ukraine bereitzustellen. Der Whistleblower berichtete an den Generalinspektor der Geheimdienstgemeinschaft, dass Trump die Macht seines Amtes nutzte, um ausländische Einmischung in die Präsidentschaftswahl 2020 zu erbitten.

Ein weiterer Punkt, der Trumps Interventionen prägte, war seine wiederholte Forderung nach Informationen über einen „fehlenden“ Server der Demokratischen Partei, der angeblich während des Hackerangriffs gestohlen worden war. Diese Theorie, die teils aus russischen Quellen stammte, behauptete, dass der Server von der Cyber-Sicherheitsfirma CrowdStrike in die Ukraine gebracht worden sei. In einer 2017er Interviewaussage von Trump wurde CrowdStrike fälschlicherweise als „ukrainische“ Firma bezeichnet, obwohl das Unternehmen seinen Sitz in Kalifornien hat. Die Wahrheit über den DNC-Hack ist jedoch, dass keine Server lokal beim DNC involviert waren.

Trotz der Widerlegungen und der Einleitung eines Amtsenthebungsverfahrens aufgrund dieses Vorfalls, blieben Trump und seine Anhänger fest bei ihrer Version der Ereignisse. Der Widerstand gegen die offizielle Darstellung wurde durch eine flächendeckende Propagandamaschinerie verstärkt, die nicht nur durch Trumps eigene Medienplattformen, sondern auch durch andere politische Organisationen und unterstützende Medien verbreitet wurde. So hatte etwa das Government Accountability Institute (GAI), das 2012 von Steve Bannon gegründet wurde, erheblich zur Verbreitung der Ukraine-Verschwörungstheorie beigetragen. Bannon, der auch Breitbart News leitete, war in der Verbreitung von Desinformation auf Social-Media-Plattformen wie Facebook aktiv, um die Wahlen 2016 zu beeinflussen. GAI wurde großzügig von der Mercer-Familienstiftung unterstützt, deren Mitglieder auch maßgeblich an der Finanzierung von Trumps Wahlkampagne beteiligt waren.

Das Ergebnis dieser Desinformation war eine alternative Erzählung, die Trump nicht als Täter eines politischen Skandals darstellte, sondern ihn als einen Präsidenten, der gegen die Korruption der vergangenen Regierung kämpfte. Die Zielgruppe für diese Erzählung waren in erster Linie Trumps Anhänger, die sich auf seinen Twitter-Account, Fox News und andere rechte Medien stützten. Diese Medienplattformen verstärkten die Verschwörungstheorien und schufen eine Art paralleles Informationsuniversum, das auf Propaganda statt auf überprüfbaren Fakten basierte.

Die Frage, wie solche strategischen Desinformationen produziert und verbreitet werden, ist zentral für ein aufkommendes Forschungsfeld, das sich mit der Analyse von Desinformation und vernetzter Propaganda beschäftigt. Diese Forschung umfasst sowohl qualitative als auch quantitative Ansätze. Sie untersucht etwa, wer die Desinformationsseiten finanziert, welche politischen Organisationen und Think Tanks beteiligt sind und wie dubiose Inhalte in Informationsnetzwerken verbreitet werden. Darüber hinaus beleuchtet diese Forschung die Herausforderungen für den traditionellen Journalismus und die Demokratie, die durch die Verbreitung von Falschinformationen und Propaganda zunehmend bedroht sind.

Es gibt zahlreiche Erklärungen für den Übergang in das sogenannte „Post-Wahrheits“-Zeitalter. Einige weisen auf die Algorithmen der sozialen Medien hin, die extremistische Inhalte begünstigen und gleichgesinnte Personen zusammenbringen. Andere erklären den Aufstieg von Desinformation durch die Aktivitäten von autoritären Regimen wie Russland, Iran oder Nordkorea, die versuchen, Wahlen zu beeinflussen und gesellschaftliche Spaltungen zu vertiefen. Diese Perspektiven weisen jedoch nur einen Teil des Problems auf.

Ein umfassenderer Blick muss die Erosion liberaler demokratischer Institutionen berücksichtigen, insbesondere Parteien, Wahlen, den Journalismus und die Wissenschaft. Diese Institutionen basieren auf normativen Prozessen zur Einführung von Fakten in die öffentliche Diskussion, wie etwa Peer-Review-Verfahren in der Wissenschaft oder Beweisstandards in Gerichtsverfahren. Wenn diese Institutionen durch Desinformation untergraben werden, geraten die Grundlagen der demokratischen Entscheidungsfindung ins Wanken. Es ist entscheidend, dass Gesellschaften Wege finden, sich gegen die Zersetzung ihrer Institutionen durch Desinformation zu schützen und Mechanismen zu entwickeln, um ihre Integrität zu bewahren.

Die Entstehung der Desinformation: Institutionelle Krisen und ihre Folgen

Die politische Landschaft der letzten Jahre, insbesondere in den USA, wurde von einem zunehmenden Misstrauen gegenüber etablierten Institutionen und einer drastischen Erosion des Vertrauens in traditionelle Quellen autoritativer Information geprägt. Diese Krise ist jedoch nicht nur das Ergebnis individueller psychologischer Prozesse oder technischer Innovationen wie sozialer Medien, sondern vielmehr ein Zusammenspiel historischer, politischer und wirtschaftlicher Entwicklungen, die den Boden für die heutige Desinformationslandschaft bereitet haben.

Ein zentraler Aspekt dieser Entwicklung ist der schwindende Glaube an die Verlässlichkeit von Institutionen. Dies ist keineswegs ein neues Phänomen, sondern hat seine Wurzeln in jahrzehntelangen politischen Täuschungen. Die systematischen Lügen während des Vietnamkriegs, die über Jahre hinweg die Öffentlichkeit in die Irre führten, sind nur ein Beispiel. In ähnlicher Weise trugen die falschen Informationen und die Manipulationen, die die Invasion des Irak im Jahr 2003 rechtfertigen sollten, zu einem Vertrauensverlust in staatliche Institutionen bei. Doch nicht nur die Regierung, auch die Medien haben ihren Teil dazu beigetragen. Insbesondere die unkritische Berichterstattung über die Kriegsgründe und das verschleiernde Verhalten der Finanzpresse im Vorfeld der Finanzkrise von 2008 verstärkten diese Tendenzen. Journalistische Integrität wurde zunehmend untergraben, und das Vertrauen in die Medien als eine verlässliche Quelle autoritativer Informationen nahm ab.

Diese historische Vertrauenskrise hat den Nährboden für die heutige Situation geschaffen, in der Desinformation gezielt verbreitet und von einer Vielzahl von Akteuren konsumiert wird. Besonders problematisch ist dabei der Einfluss von politischen Akteuren und wirtschaftlichen Interessen. Während einige politische Organisationen und Lobbygruppen darauf abzielen, die öffentliche Wahrnehmung zu manipulieren, fördern Unternehmen durch gezielte Fehlinformationen über Produkte wie Tabak, Pestizide oder die negativen Auswirkungen des Klimawandels das Misstrauen gegenüber wissenschaftlichen und staatlichen Institutionen.

Der technologische Fortschritt, insbesondere die Verbreitung sozialer Medien und die Demokratisierung der Produktion und Verbreitung von Inhalten, hat das Problem weiter verschärft. Die Vielzahl an unreflektierten und oft extremen Meinungen, die über digitale Plattformen verbreitet werden, trägt dazu bei, dass sich gesellschaftliche Gruppen immer weiter voneinander entfernen. Das Fehlen klarer, verlässlicher Quellen und die Fähigkeit, gezielt Inhalte zu verbreiten, die die eigene Weltsicht bestätigen, haben zu einer Politisierung der Medienlandschaft geführt. In diesem Kontext werden Desinformationen nicht nur zur Manipulation von Einzelnen genutzt, sondern auch zur Stärkung bestimmter politischer Bewegungen, vor allem am rechten Rand des politischen Spektrums.

Die Rolle der Medien in dieser Entwicklung ist besonders kritisch. In vielen Demokratien haben sich die traditionellen Medien, die einst eine verbindende Funktion zwischen den Behörden und der Öffentlichkeit erfüllten, immer weiter von der politischen Mitte entfernt. Die zunehmende Polarisierung der Medienlandschaft hat dazu geführt, dass sich rechtsgerichtete Medien zunehmend von den etablierten Quellen abgrenzen, während gleichzeitig die anderen Medien, von der Mitte bis zum linken Spektrum, in einem gemeinsamen Ökosystem agieren. In den USA wurde dies besonders deutlich während der Präsidentschaftswahl 2016 und der ersten Amtszeit von Donald Trump. Die rechte Medienlandschaft war nicht nur polarisiert, sondern auch aktiver in der Produktion und Verbreitung von Desinformation.

Dies ist keine rein technische oder psychologische Herausforderung. Vielmehr handelt es sich um eine tiefere politische und wirtschaftliche Krise, die durch Netzwerke politischer Einflussnahme und Lobbygruppen verstärkt wurde. Diese Netzwerke, die oft auf Think Tanks, steuerfinanzierte politische Organisationen und Wahlkampffinanzierung angewiesen sind, haben den Einfluss der traditionellen Institutionen geschwächt und deren Fähigkeit, eine objektive Informationsquelle zu sein, untergraben. Infolgedessen sind politische Bewegungen, die auf ethnischer Nationalismus und antidemokratischen Positionen beruhen, gestärkt worden, was in vielen Ländern zu Angriffen auf die Presse und die Förderung von Hass und Ausschluss führt.

In der heutigen digitalen Ära ist das Problem der Desinformation durch die Macht der digitalen Plattformen noch komplexer geworden. Diese Plattformen haben keine rechtliche Verantwortung für von Nutzern generierte Inhalte, was sie zu einem fruchtbaren Boden für die Verbreitung von Fehlinformationen macht. Der technologische Fortschritt ist dabei oft ein Treiber, nicht aber die Ursache der Desinformationskrise. Die wahre Ursache liegt in der Verschiebung des politischen und wirtschaftlichen Rahmens, der es ermöglicht, Desinformation systematisch zu verbreiten.

Ein weiteres Schlüsselelement der Desinformationskrise ist die sogenannte „Medien-Degradierung“, die als Teil des größeren Phänomens des demokratischen Rückschritts verstanden werden kann. Die Verlagerung der Medienlandschaft von einer pluralistischen, kritischen Funktion hin zu einer zunehmend kommerziellen und partisanenorientierten Ausrichtung hat das Vertrauen in die Presse weiter beschädigt. Diese Entwicklung ist nicht nur eine Folge technologischer Veränderungen, sondern auch politischer Entscheidungen, die zu einer weiteren Marktorientierung der Medien geführt haben. Die Folgen sind gravierend: Die Medienlandschaft wird immer fragmentierter, und die Bürger haben zunehmend Schwierigkeiten, zwischen glaubwürdigen und falschen Informationen zu unterscheiden.

Die Entstehung und Verbreitung von Desinformation ist somit ein Produkt mehrerer miteinander verbundener Faktoren. Es geht nicht nur um die Rolle sozialer Medien oder die psychologische Neigung des Einzelnen, Informationen zu konsumieren, die bestehende Überzeugungen bestätigen. Es ist das Ergebnis einer tiefen politischen und institutionellen Krise, die sich über Jahre entwickelt hat. Um dieser Herausforderung zu begegnen, sind umfassende Reformen erforderlich, die die Rolle der öffentlichen Medien stärken, den Einfluss politischer Netzwerke auf die Informationslandschaft einschränken und die Verantwortung der digitalen Plattformen neu definieren. Nur durch diese Maßnahmen kann das Vertrauen in die Informationsquellen wiederhergestellt und die Demokratie vor den Gefahren der Desinformation geschützt werden.