Klienten, die an Angst leiden, zeigen in der Regel eine geringe psychologische Flexibilität. Sobald sie Angst verspüren, neigen sie dazu, die Situationen zu vermeiden, die diese Angst auslösen könnten, oder sich durch Ablenkung von ihr zu distanzieren. Wenn sie jedoch mehr psychologische Flexibilität entwickeln, können sie wählen, unangenehmen Situationen zu begegnen, anstatt sie zu meiden. Sie können die Angst zwar weiterhin fühlen, aber sich auch dafür entscheiden, ihre Handlungen zu verfolgen und das zu tun, was ihr Leben bereichert.
Psychologische Flexibilität bedeutet, in der Lage zu sein, in einem gegebenen Moment zu entscheiden, welche Handlung am besten geeignet ist. Das Leben ist von Natur aus von Veränderungen und Herausforderungen geprägt, und daher ist es unerlässlich, eine gewisse Flexibilität in den eigenen Handlungen zu entwickeln. Menschen, die in ihren Verhaltensweisen zu starr sind, haben oft mit Schwierigkeiten zu kämpfen, da sie nicht in der Lage sind, sich an neue oder sich verändernde Umstände anzupassen. Es gibt jedoch auch Momente, in denen es notwendig ist, beharrlich zu bleiben und weiterzumachen, selbst wenn wir uns nicht danach fühlen, wie etwa der Gang zur Arbeit an einem schlechten Tag. Auf der anderen Seite gibt es Situationen, in denen eine Veränderung des Verhaltens vonnöten ist, wie zum Beispiel bei Wutausbrüchen, die mehr Ärger erzeugen und zwischenmenschliche Beziehungen belasten. Der Schlüssel zu einem gesunden Umgang mit solchen Herausforderungen liegt in der Fähigkeit, flexibel zu entscheiden, welche Strategie in einer bestimmten Situation am besten ist.
Um diese Flexibilität zu entwickeln, ist es wichtig, auf die Auswirkungen des eigenen Verhaltens zu achten. Fragen wie: „Wann habe ich trotz Widerstands weitergemacht und es hat mir geholfen?“, „Wann habe ich aufgegeben, obwohl ich weitermachen hätte sollen?“ oder „Wann habe ich erkannt, dass mein Verhalten nicht funktioniert und habe es geändert?“ sind hilfreiche Reflexionsansätze. Diese Selbstbeobachtungen sind der erste Schritt, um Veränderung zu initiieren. Auch wenn die Antworten möglicherweise unangenehm oder unbefriedigend sind, liefern sie wertvolle Hinweise darauf, was man in seinem Leben ändern könnte, um mehr Erfüllung zu erfahren.
Ein weiterer wichtiger Aspekt der psychologischen Flexibilität ist das Loslassen von alten Gewohnheiten und Verhaltensmustern. Viele Klienten, die sich an bestimmte Handlungsweisen gewöhnt haben, die ihre Ängste betreffen, sind sich oft nicht bewusst, dass diese Verhaltensweisen sie langfristig eher behindern als ihnen zu helfen. Ein häufiges Szenario ist, dass Menschen das Gefühl haben, ihre gewohnten Muster nicht aufgeben zu können, weil sie viel Zeit und Energie investiert haben. Ein metaphorisches Beispiel für diese Haltung ist das Bild des Mannes, der nachts betrunken seine verlorenen Autoschlüssel unter einer Straßenlaterne sucht, nur weil das Licht dort besser ist. Auch wenn er seine Schlüssel woanders verloren haben könnte, sucht er weiter unter der Laterne, weil er nicht bereit ist, seine Herangehensweise zu ändern.
Das lässt sich leicht auf den Umgang mit Angst übertragen. Viele Menschen arbeiten intensiv an ihrer Angst, indem sie sich in einem sicheren Umfeld wie ihrem Zuhause aufhalten, um sich zu beruhigen, und ignorieren dabei die Möglichkeit, dass ein Wechsel des Umfelds oder eine Konfrontation mit der Angst außerhalb dieses Rahmens vielleicht wirkungsvoller wäre. Dies erfordert oft das schmerzhafte Eingeständnis, dass man Zeit und Ressourcen verschwendet hat – ein Gefühl, das viele vermeiden möchten, besonders in einer Welt, in der Zeit und Ressourcen begrenzt sind. Manchmal besteht der beste Weg jedoch darin, „die Verluste zu begrenzen“ und einen neuen Ansatz zu wagen.
In der therapeutischen Arbeit mit Klienten sollte man darauf achten, keine Argumente oder Widerstände zu entfachen, wenn Klienten sagen, dass sie immer auf dieselbe Weise vorgegangen sind. Stattdessen könnte man die Frage stellen: „Hat diese Herangehensweise dein Leben erfüllter gemacht oder weniger erfüllend?“ Es geht nicht darum, das Verhalten des Klienten abzulehnen, sondern ihn zu einer Reflexion darüber zu führen, wie effektiv und sinnvoll dieses Verhalten wirklich ist.
Es gibt zwei Metaphern, die den Kampf gegen unproduktive Gewohnheiten und das Festhalten an alten Verhaltensmustern veranschaulichen. Die eine beschreibt das Gefühl, in einem Sumpf gefangen zu sein: Je mehr man sich wehrt und gegen die Umstände kämpft, desto tiefer wird man hineingezogen. Der Versuch, sich gegen die Angst und die eigenen Gedanken zu wehren, kann ebenso kontraproduktiv sein. Stattdessen kann es hilfreich sein, das „Strugglen“ loszulassen und den Gedanken und Gefühlen Raum zu geben, ohne sich von ihnen überwältigen zu lassen. Indem man sich weniger kämpferisch verhält, kann man die eigenen Ängste besser akzeptieren und dennoch die Richtung beibehalten, die einem persönlich mehr Lebenssinn bringt.
Eine zweite Metapher beschreibt das Graben in einem tiefen Loch, ohne dass sich der Ausgang abzeichnet. Der Klient, der sich in diesem Loch befindet, ist überzeugt, dass er nur weiter graben muss, um zu entkommen. Doch das immer härtere Graben verschärft nur die Situation. Die Einsicht, dass diese Strategie nicht zum Ziel führt, kann schwer zu erlangen sein, besonders wenn das Graben als einzige bekannte Lösung erscheint. Diese Metapher zeigt deutlich, dass der Weg zur Veränderung darin besteht, den „Graben“ loszulassen und zu erkennen, dass ein neuer Ansatz notwendig ist.
Für Menschen, die mit langjähriger Angst zu kämpfen haben, ist es verständlich, dass das Aufgeben alter Bewältigungsstrategien beängstigend ist. Doch der erste Schritt in die Veränderung besteht darin, zu akzeptieren, dass das Festhalten an ineffektiven Verhaltensmustern keine nachhaltige Lösung bietet. Wer psychologische Flexibilität entwickeln möchte, muss bereit sein, sich den eigenen Ängsten zu stellen und neue Wege zu gehen, selbst wenn dies Unsicherheit mit sich bringt.
Wie Worte mit Angst verknüpft werden und wie man sich von dieser Verbindung löst
Nach der traditionellen Lerntheorie sollte man sich nicht erschrecken, wenn jemand ruft: „Pass auf vor dem Tiger!“, es sei denn, man hat tatsächlich einen Tiger gesehen, während diese Worte ausgesprochen wurden. In der Realität jedoch lernen wir schon als Kinder, das Wort „Tiger“ zu sagen und später zu schreiben. Dieses Wort wird mit Bildern von Tigern oder vielleicht auch mit niedlichen Plüschtigern in Verbindung gebracht, die einem ein warmes und wohliges Gefühl vermitteln, wenn man es hört. Später im Leben kann man ein National-Geographic-Video eines Tigers sehen, der eine Antilope frisst, und das Gehirn verknüpft das Wort „Tiger“ mit der Szene aus dem Video. Wenn dann jemand sagt: „Pass auf vor dem Tiger!“, kann das Gefühl der Angst auftreten, weil das Gehirn die Vorstellung eines „Tigers“ mit der Vorstellung von etwas, das gefressen wird, verbindet – was die Annahme weckt, dass auch man selbst gefressen werden könnte.
Das Konzept der relationalen Frame-Theorie (RFT) ist in der Tat ein sehr ausgeklügeltes Modell, aber im Wesentlichen zeigt es, dass das Gehirn in der Lage ist, innere Verbindungen zwischen Gedanken und Emotionen zu schaffen, ohne dass tatsächlich ein Ereignis erlebt wurde. Während dies nützlich sein kann, wenn man einem echten, wilden Tiger begegnet, können andere Gedanken auch auf weniger hilfreiche Weise mit Angst konditioniert werden. Gedanken, die interne Repräsentationen sind, können mit Angst verknüpft werden, sodass allein der Gedanke – ohne dass eine physische Realität präsent ist – intensive Angst auslösen kann. Wir vergessen dabei oft, dass Gedanken einfach nur Worte sind, und Worte sind nur Laute.
Betrachten wir zum Beispiel das Wort „Wasser“. Wenn ich jemanden bitte: „Könntest du mir bitte eine Flasche Wasser geben?“ und mir diese Person tatsächlich das Wasser reicht, erfahre ich durch das Trinken die Belohnung, meinen Durst zu stillen. Dies ist der Vorteil davon, Worte mit Bedeutung zu verbinden. Doch wir geraten in Schwierigkeiten, wenn wir vergessen, dass die klare Flüssigkeit, die ich trinke, nicht „Wasser“ ist. „Wasser“ ist der Laut, der auf diese Flüssigkeit verweist. Ein kaltes, spritzendes Getränk, das das Gesicht benetzt oder den Hals hinunterläuft, ist eine Erfahrung. Es ist ein Phänomen, das sich vom Klang des Wortes unterscheidet. Worte sind nützlich als Repräsentationen, aber wir vergessen oft, dass sie nur Repräsentationen sind. Wir verwechseln die Repräsentationen mit der Realität, ähnlich wie wir eine Landkarte nicht mit dem dargestellten Gebiet verwechseln sollten.
Ein einfaches Beispiel, das oft verwendet wird, um Klienten zu helfen, dies zu verstehen, ist die „Zitronenübung“ (Hayes, Strosahl & Wilson, 2012; Moran, 2011). Stellen Sie sich vor, es liegt eine große, saftige Zitrone vor Ihnen. Stellen Sie sich vor, Sie schneiden diese Zitrone in zwei Hälften. Sie ist so reif und saftig, dass ein wenig Saft herausspritzt und Ihr Auge trifft, was ein leichtes stechendes Gefühl hinterlässt. Nachdem Sie die Zitrone geschnitten haben, nehmen Sie eine Hälfte in die Hand, und der Saft läuft Ihnen an der Hand hinunter. Jetzt beißen Sie in diese Zitrone. Haben Sie zumindest eine kleine Reaktion bemerkt – ein Gefühl, ein Bild, einen Geruch oder einen Geschmack? Und doch sind wahrscheinlich keine Zitronen im Raum, in dem Sie sich befinden. Es sind nur die gedruckten Worte, die physiologische Reaktionen hervorrufen können. Wenn jemand, der kein Englisch spricht, diese Übung nur beobachtet, würde er sich wundern, warum die Person plötzlich ein verzerrtes Gesicht macht. Schließlich wären diese Worte für ihn nur unverständliche Zeichen oder seltsame Laute.
Es kann jedoch auch helfen, dieses Phänomen weiter zu verdeutlichen, indem man das Wort immer wieder wiederholt. Sagen Sie das Wort „Zitrone“ laut, etwa 30 Sekunden lang: „Zitrone, Zitrone, Zitrone...“. Was passiert dann? Bei den meisten Menschen wird das Wort allmählich zu einem Geräusch ohne Bedeutung. Es wird einfach zu einem rhythmischen Klang. Das ist alles, was Worte jemals sind – rhythmische Geräusche. Es ist das Gehirn, das diesen Lauten Bedeutung zuschreibt. Das menschliche Gehirn verbindet Emotionen und physiologische Reaktionen mit diesen Geräuschen, die wir Worte nennen, und wir vergessen oft, dass wir es tun.
Wenn wir dieses Prinzip den Klienten erklären, tun wir dies mit der nötigen Vorsicht. Wir machen uns nicht über ihre Gedanken lustig, sondern helfen ihnen zu verstehen, dass das Gehirn versucht, sie mit all diesen Gedanken zu unterstützen. Es ist wichtig, dass sie nicht wütend auf ihr Gehirn werden. Sie können lernen, diese Gedanken einfach als Geräusche in ihren Köpfen wahrzunehmen und sie nicht länger mit Bedeutung zu laden. Wenn ein Klient besessen von dem Gedanken ist, „ein schrecklicher Elternteil zu sein“, kann man ihm raten, diesen Gedanken immer wieder zu wiederholen. „Ich bin ein schrecklicher Elternteil, ich bin ein schrecklicher Elternteil…“. Mit der Zeit verwandeln sich diese Worte in bedeutungslose Geräusche, wie „blablabla, blablabla“. Dann kann man ihm mitfühlend sagen: „Wow! Du lässt diese Geräusche bestimmen, wie du dein Leben führst? Vielleicht muss dieser Gedanke nicht die Macht haben, die dein Geist ihm zugeschrieben hat.“
Dies ist eine Form der kognitiven Defusion – das Loslösen von Gedanken. Die kognitive Defusion bedeutet, Gedanken als das zu sehen, was sie sind – Gedanken (Blackledge, 2007; Hayes, Strosahl & Wilson, 2012). Es geht darum, „von den Gedanken zurückzutreten“ oder „Platz für sie zu schaffen“. Es geht darum, sie zu bemerken, ohne sich von ihnen beherrschen zu lassen. Klienten lernen, Gedanken nicht mit der Realität zu verwechseln. Sie müssen sich nicht in Gedanken verstricken oder gegen sie ankämpfen. Sie können lernen, sie als mentale Ereignisse zu erkennen, die manchmal nützlich sein können, aber nicht das Recht haben, ihnen zu gehorchen. Gedanken sind nicht der Chef.
Gerade bei Kindern haben Gedanken noch nicht die Realität, die sie für Erwachsene besitzen. Einmal, als meine jüngste Tochter drei Jahre alt war, fuhr ich sie von der Schule nach Hause und bemerkte, dass es ungewöhnlich ruhig auf dem Rücksitz war. Plötzlich hörte ich sie sagen: „Entschuldigung, Gehirn, ich werde nicht tun, was du mir sagst!“ Ich dachte mir: „Gut gemacht, Schatz, lass dich nicht von diesem Gehirn herumkommandieren!“ Später erzählte sie mir, dass sie den Gedanken hatte, die Autotür zu öffnen, während wir gerade fuhren. Sie konnte diesen Gedanken loslassen, erkannte, dass er nur ein Gedanke war, und entschied, dass sie nicht auf ihn hören musste.
Oft verbringen Klienten eine Menge Zeit damit, sich mit ihren Gedanken zu beschäftigen und gegen sie zu kämpfen. Daher ist es eine große Erleichterung, wenn sie erkennen, dass sie das nicht tun müssen. Ihre Energie wird dann für viele andere Dinge freigesetzt.

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