Prävention von Internetsucht bei Kindern

Internetsucht wird von Psychologen mit jeder anderen Form von Abhängigkeit verglichen. Ersetzen Sie das Wort „Computer“ durch „Drogen“ oder „Alkohol“ – und Sie werden verstehen, dass Internet-Besessenheit in die klassische Definition von Sucht passt. Sie bietet eine Möglichkeit, der Realität zu entfliehen, angenehme Gefühle und eine alternative Realität, die Depressionen oder Angstzustände maskiert. Sie kann außerdem Veränderungen im normalen Gehirnverhalten hervorrufen, indem sie die Belohnungszentren stimuliert. Soziale Kontakte im Internet stellen eine größere Gefahr dar als Fernsehen, da sie Kommunikation mit anderen Menschen ermöglichen. Indem man sich als andere Person ausgibt, kann man anfangen zu glauben, dass man wegen dieser neuen Identität geliebt wird und dass sich jemand um einen sorgt. Menschen brauchen Freunde und ein Gefühl der Zugehörigkeit. Fehlen solche Beziehungen, können ernsthafte persönliche und soziale Probleme auftreten. Doch die Fähigkeit, mit Menschen außerhalb der Familie auszukommen, muss entwickelt werden. Neben der Tatsache, dass künstliche Cyberwelten eine einfache Alternative bieten, sind sie auch ein verlockender Ersatz – besonders für junge Teenager, deren Schüchternheit ihre sozialen Beziehungen erschwert. Das Internet nimmt das Kind vollständig in Anspruch und lässt ihm weder Zeit noch Energie für andere Aktivitäten oder für die Entwicklung seiner eigenen Persönlichkeit.

Es gibt eine „Risikogruppe“ unter den Schülern, die anfällig für „Internetsucht“ sein könnten. Sie sind introvertiert, ungesellig oder verfügen nicht über ausreichende kommunikative Fähigkeiten, sind aber intelligent. Man erkennt sie leicht an ihrem Verhalten: Sie sind in sich gekehrt, fantasieren viel, halten sich von Mitschülern fern, haben mitunter schulische Schwierigkeiten. Kinder hingegen, die über eine individuelle psychologische Fähigkeit oder Kompetenz verfügen, stressige Situationen zu bewältigen und in eine aktive Problemlösung umzuwandeln, sind wesentlich resistenter gegenüber jeglicher Art von Sucht. Das Präventionsprogramm richtet sich jedoch nicht nur an diese Gruppe, sondern an alle Schüler der Schule – es ist universell. Der Psychiater Ivan Goldberg, Gründer einer Selbsthilfegruppe für Internetsüchtige, hat fünf Tipps zur Überwindung dieser Sucht formuliert.

Überwindung der Internetsucht

  1. Erkennen Sie Ihre Abhängigkeit. „Pathologischer Computerkonsum“ lässt sich an Symptomen wie zwanghaftem Bedürfnis, versäumten Unterrichtsstunden und Treffen, vergessenen oder nicht erledigten Hausaufgaben sowie dem Verlust sozialer Kontakte zu Freunden und Verwandten erkennen.

  2. Ermitteln Sie die zugrunde liegenden Probleme. Abhängig vom Alter können Faktoren wie Unsicherheit in Bezug auf die Zukunft, schulische Überforderung oder soziale Schwierigkeiten ein Kind dazu bewegen, in die einladenden virtuellen Welten zu flüchten.

  3. Lösen Sie reale Probleme. Wenn wir versuchen, stressige Situationen zu vermeiden, machen wir sie oft nur schlimmer. Man kann einen Nachhilfelehrer finden, der bei den Hausaufgaben hilft, soziale Probleme anzugehen lernen, aufschreiben, was einen innerlich belastet – oder sich sogar an einen Fachmann wenden.

  4. Kontrollieren Sie die Computernutzung. Es ist nicht notwendig, den Computer komplett abzuschalten – man kann einfach die Zeit im Internet begrenzen. Je nach Alter können Eltern oder der Schüler selbst die Verantwortung dafür übernehmen. Alle Aktivitäten sollten nach Prioritäten geordnet werden. Die Internetkommunikation sollte erst nach Erledigung der Hausaufgaben oder anderer Pflichten stattfinden.

  5. Unterscheiden Sie zwischen interaktiver Fantasie und sinnvoller Internetnutzung.