In den politischen Landschaften moderner Demokratien sind politische Spenden und Beiträge unverzichtbare Finanzierungsquellen für Parteien, die nicht nur die Wahlkämpfe finanzieren, sondern auch die Struktur und die Machtausübung innerhalb der Parteien beeinflussen. Ein auffälliges Phänomen zeigt sich bei der Analyse der finanziellen Beiträge von gewählten Vertretern in Frankreich. Es lässt sich ein deutliches Ungleichgewicht erkennen, je nach politischer Ausrichtung der Partei, inwieweit Mitglieder im öffentlichen Amt ihrer Partei finanzielle Mittel zur Verfügung stellen.

Besonders auffällig sind die hohen Beiträge, die gewählte Vertreter der linken Parteien leisten. Die Kommunistische Partei, die Sozialistische Partei und die Grüne Partei „Europe Écologie – Les Verts“ (EELV) zeichnen sich durch ein besonders hohes Engagement aus, wenn es darum geht, einen Teil ihrer offiziellen Vergütung an ihre Partei abzuführen. Bei der Kommunistischen Partei machen diese Beiträge stolze 62 Prozent der gesamten Spenden aus, bei der Sozialistischen Partei sind es 52 Prozent und bei den Grünen 50 Prozent.

Im Gegensatz dazu fällt der Anteil der Spenden aus den Reihen der rechten Parteien deutlich geringer aus. So liegt der Anteil an den Spenden, die von den gewählten Vertretern des Front National und der Republikaner (Les Républicains) geleistet werden, bei lediglich 13 Prozent beziehungsweise 12 Prozent. Diese Diskrepanz wirft die Frage auf, warum sich Politiker auf der rechten Seite des politischen Spektrums weniger stark verpflichtet fühlen, ihren Anteil zur Parteifinanzierung zu leisten. Dies könnte entweder auf das Fehlen verbindlicher Regeln zur Parteifinanzierung innerhalb dieser Parteien hinweisen oder auf ein grundsätzlich anderes Verständnis von politischer Verantwortung und finanzieller Unterstützung für die Partei.

Im Wesentlichen spiegeln diese Unterschiede die unterschiedlichen Regeln wider, die in den jeweiligen Parteien existieren, um den Anteil der Einkünfte festzulegen, den gewählte Vertreter an ihre Partei abführen müssen. Bei den Kommunisten, die eine historische Besonderheit bewahren, wird die gesamte Vergütung der gewählten Vertreter an die Partei abgeführt, die dann eine entsprechende Gegenleistung zahlt. Ein ähnliches Modell existiert in Belgien, wo Abgeordnete 10 Prozent ihrer Vergütung an ihre Partei abführen müssen. Auch in der Sozialistischen Partei gibt es eine Regelung, die es erfordert, dass Abgeordnete 10 Prozent ihres offiziellen Gehalts abgeben, wobei diese Regelung auf nationaler Ebene fixiert ist. Auf europäischer Ebene zahlen Mitglieder des Europäischen Parlaments 650 Euro monatlich an ihre Partei.

Es ist wichtig zu betonen, dass solche Systeme weit über die Grenzen Frankreichs hinaus existieren. In Belgien etwa legt das Parti du Travail de Belgique (PTB) eine Regelung fest, dass gewählte Vertreter ihr „Arbeitergehalt“, das sie vor der Wahl bezogen, behalten und alle zusätzlichen Einkünfte an die Partei abführen. Dies verdeutlicht den radikalen Ansatz einiger linker Parteien, das Einkommensmodell ihrer Abgeordneten klar in den Dienst der Partei zu stellen.

Die finanzielle Transparenz in Bezug auf Parteibeiträge bleibt jedoch problematisch, besonders bei neueren politischen Bewegungen wie „La République En Marche“ (LREM) von Emmanuel Macron. Im Jahr 2018, acht Monate nach der Wahl der ersten Abgeordneten von LREM, zeigte sich, dass diese Partei ihren Abgeordneten noch keine festen Regeln zur Abführung von Beiträgen auferlegt hatte. Die Statuten der Partei erwähnen lediglich, dass ein bestimmter Anteil der Vergütung an die Partei abgeführt werden soll, aber es gibt keine öffentliche Festlegung dieses Anteils. Dies sorgt für große Intransparenz und trägt zur Entfremdung der Wählerschaft bei, da Politiker intransparent über ihre Finanzierungspraktiken agieren.

Ein weiteres Beispiel für mangelnde Transparenz zeigt sich bei den Republikanern und der extremen Rechten, wie dem Front National, deren Spendenpraktiken und finanziellen Beiträge zur Partei kaum dokumentiert oder überhaupt bekannt sind. Die Republikaner geben nur einen kleinen Teil ihrer Einkünfte ab, obwohl dieser Betrag intern festgelegt wurde. Noch gravierender ist die Situation bei den rechten Parteien, deren Finanzierungsstrukturen intransparent und oft nicht überprüfbar sind. Diese Parteien scheinen das Thema der Beitragsabführung gar nicht öffentlich zu behandeln, was zu einer verstärkten Entfremdung und einem wachsenden Misstrauen gegenüber der politischen Elite führt.

Die Abgabe eines Teils der Einkünfte an die Partei wird von vielen politischen Beobachtern als Maßstab für die politische Integrität und das Engagement der Abgeordneten für ihre Partei und deren Ziele angesehen. Eine hohe Beitragsbereitschaft könnte als Zeichen für eine tiefere politische Bindung und Verantwortung gegenüber den eigenen politischen Überzeugungen interpretiert werden, während geringe Beiträge oder das Fehlen jeglicher Transparenz den Verdacht auf eine eher opportunistische Haltung verstärken könnten.

Ein weiteres bemerkenswertes Problem, das durch die mangelnde Transparenz in der politischen Finanzierung verstärkt wird, ist das zunehmende Misstrauen gegenüber der Politik insgesamt. Wenn es keine klare und offene Diskussion über die Art und Weise gibt, wie politische Parteien finanziert werden, wird dies von populistischen Bewegungen geschickt ausgenutzt, die die politische Elite als selbstbereichernd und korrupt darstellen. Eine gründliche Auseinandersetzung mit den Fragen der politischen Remuneration und der Rolle, die Parteifinanzierung dabei spielt, ist deshalb dringend erforderlich. Es geht nicht nur um die finanzielle Transparenz, sondern auch um die ethischen und moralischen Implikationen des politischen Systems insgesamt.

Die Herausforderung für die Politik und die Gesellschaft besteht darin, einen Ausgleich zwischen finanzieller Transparenz und politischer Verantwortung zu finden. Solange diese Fragen nicht offen und klar behandelt werden, wird die Kluft zwischen den Bürgern und ihren gewählten Vertretern weiter wachsen, was die politische Partizipation und das Vertrauen in demokratische Institutionen gefährden könnte.

Warum öffentliche Finanzierung von Demokratie nach Skandalen oft mehr schadet als nützt

Es gibt eine tief verwurzelte Problematik, die sich in den Skandalen um Wahlkampffinanzierungen widerspiegelt, die die Geschichte unserer Demokratien immer wieder geprägt haben. Ist es, weil ich vermeiden möchte, zu viel Aufregung zu erzeugen, oder weil ich beabsichtige, gewisse Themen von einer eingehenden Betrachtung zu verschonen? Vermeide ich absichtlich, über die problematische Beziehung zwischen Nicolas Sarkozy und dem großzügigen Colonel Gaddafi zu sprechen? Oder will ich keine pikanten Details über das Petrobras-Skandal erzählen, das so viele Teile der lateinamerikanischen Politik überschattete, weil ich es vorziehe, dies unter einem Überfluss von Zahlen und legislativen Maßnahmen zu begraben, die ich gerne geändert sehen würde?

Die Wahrheit ist, dass diese Skandale zwar oft als Auslöser für neue Regulierungen dienten, jedoch in vielen Fällen den Mächtigen zugutekamen. Sobald die Skandale ans Licht kamen und die Schuldigen (sofern sie bestraft wurden) zur Rechenschaft gezogen waren, wurde der allgemeine Eindruck erweckt, dass alles in Ordnung sei. Der Fall war erledigt, und das öffentliche Leben hatte sich durch eine erfrischende „Säuberung“ vor den Augen der Öffentlichkeit wieder normalisiert. Doch diese kurzfristige Reinigung kann nicht darüber hinweg täuschen, dass das grundlegende Problem, das die Demokratie in ihrer Substanz betrifft, weit tiefer liegt. Es geht nicht nur um die Skandale an sich, sondern um die Macht des Geldes, die den demokratischen Prozess korrumpiert.

Die bloße Aufdeckung von Skandalen und die Einführung von Ad-hoc-Regulierungen, ohne sich mit den zugrunde liegenden Ursachen auseinanderzusetzen, ignoriert das wahre Problem: die schädlichen Prinzipien und Praktiken, die das politische System selbst prägen. Wenn diese nicht angegangen werden, steht das gesamte System vor dem Kollaps, da immer frustriertere Bürger und extreme politische Bewegungen, die wissen, wie man den legitimen, aber fehlgeleiteten Zorn anheizen kann, das Fundament der Demokratie ins Wanken bringen. Diese Anzeichen sind heutzutage deutlich erkennbar, etwa in Italien, den USA und anderswo.

Es ist kaum überraschend, dass gerade die zwei Länder, in denen die öffentliche Finanzierung der Demokratie heute infrage gestellt wird – Italien und die USA – zu den ersten gehörten, die dieses System in der Vergangenheit einführten. Obwohl die ursprüngliche Gestaltung und Debatte zur öffentlichen Finanzierung unzureichend waren und ihre Umsetzung schließlich schädlich war, sollten diese Fehler gründlich verstanden werden, um eine bessere Zukunft für unsere Demokratien zu ermöglichen.

Italien bietet hier ein besonders interessantes Beispiel, da es eines der ersten Länder war, das die öffentliche Finanzierung politischer Parteien einführte, und zwar bereits 1974. Diese Entscheidung fiel nach den Korruptionsskandalen, insbesondere dem Ölschock von 1973, als eine Reihe von Ölgesellschaften zugegeben hatte, politische Parteien finanziert zu haben – allerdings nicht aus Altruismus, sondern mit dem Ziel, die Regulierung ihrer Branche zu beeinflussen. Damals war es von zentraler Bedeutung für die Ölunternehmen, die steigenden Preise auf die Verbraucher abzuwälzen und gleichzeitig etwas zusätzliches Profit zu erzielen, was nur durch eine wohlwollende staatliche Steuerpolitik zu erreichen war. Diese Verquickung von Geld und Politik zeigte die Dringlichkeit einer Reform auf.

1974 führte Italien ein System der öffentlichen Finanzierung ein, das zwei Hauptaspekte beinhaltete: die jährliche Finanzierung politischer Parteien im Parlament und die Erstattung von Wahlkampfausgaben. Parteien durften fortan keine Gelder von staatlichen Unternehmen annehmen und mussten private Spenden oberhalb eines bestimmten Schwellenwerts öffentlich deklarieren. Doch diese Maßnahmen reichten nicht aus, um die politische Korruption in Italien zu beenden – weitaus tiefere Maßnahmen wären nötig gewesen, um die Mafia und andere korruptive Netzwerke zu bekämpfen. Im Jahr 1992 explodierte die Korruption in der sogenannten „Tangentopoli“-Affäre, was zu einer landesweiten Untersuchung führte, die letztlich das italienische Parteiensystem aufbrach.

Ironischerweise führte dieser Skandal, der die Unzulänglichkeiten des Systems der öffentlichen Finanzierung aufdeckte, zu einer populären Bewegung, die die Abschaffung der staatlichen Parteienfinanzierung forderte. Im Jahr 1993 verabschiedete eine Volksabstimmung mit überwältigender Mehrheit das Gesetz, das die öffentliche Finanzierung politischer Parteien beendete. Doch obwohl das Gesetz verabschiedet wurde, fanden politische Akteure Wege, die staatliche Finanzierung weiterhin zu umgehen, was das politische System Italiens erneut destabilisierte.

Diese widersprüchliche Entwicklung, bei der trotz der populären Ablehnung die tatsächliche Finanzierung nie wirklich gestoppt wurde, zeigt eine tiefere Problematik: Die Abkehr von öffentlicher Finanzierung führte nicht zu einer wahren Demokratisierung, sondern zu einer stärkeren Abhängigkeit von privaten Geldgebern, deren Interessen immer wieder in den Vordergrund traten. Der Übergang von einem System der öffentlichen Finanzierung hin zu einem stärker auf private Spenden angewiesenen Modell zeigt, wie fragil politische Prozesse werden können, wenn sie nicht ausreichend reguliert werden.

Wichtig zu verstehen ist, dass die öffentliche Finanzierung zwar eine wichtige Rolle in der Stärkung der Demokratie spielt, aber allein nicht ausreicht, um tief verwurzelte Missstände zu beseitigen. Es bedarf einer gründlicheren Reform, die das politische System als Ganzes betrachtet und die finanziellen Verflechtungen von Politik und Wirtschaft in den Griff bekommt. Sonst drohen neue Skandale und Korruption, die das Vertrauen der Bürger weiter untergraben und das demokratische System selbst gefährden können.

Welche Gefahren bergen Amerikas Abweichungen für Europa?

Die sogenannten „deutschen Exzesse“ in der Politik, die häufig mit der unzureichenden Regulierung von Unternehmensspenden in Verbindung gebracht werden, sind keineswegs kultureller Natur. Sie resultieren vielmehr aus einem Mangel an strengeren gesetzlichen Regelungen. In Frankreich zum Beispiel sind Unternehmen heutzutage gesetzlich nicht mehr dazu berechtigt, politische Parteien oder Wahlkampagnen zu finanzieren. Diese Praxis war jedoch in den frühen 1990er Jahren noch üblich. Die Daten aus dieser Zeit geben kaum mehr Anlass zur Hoffnung als die heutige Situation in Deutschland. Ich habe für die Jahre 1993 bis 1995, für die solche Daten vorliegen, eine vollständige Liste von Unternehmensspenden gesammelt, die in den Rechenschaftsberichten politischer Parteien verzeichnet sind, und – das ist das Interessanteste – die Namen der Spender. 1993 erhielten Parteien mehr als 2.500 private Unternehmensspenden, 1994 waren es mehr als 3.000. Diese Spenden flossen an alle großen politischen Bewegungen, wobei die konservative Partei „Rassemblement pour la République“ (RPR) mit 1.932 Spenden zwischen 1993 und 1995 deutlich an der Spitze lag (insgesamt 138 Millionen Euro, darunter 64 Millionen Euro im Jahr 1993 und 62 Millionen Euro im Jahr 1994). Das sozialistische „Parti Socialiste“ folgte mit 1.196 Spenden und einem Gesamtbetrag von 98 Millionen Euro. Der „Parti Républicain“, die Kommunistische Partei und die zentristische „Union pour la Démocratie Française“ (UDF) erhielten deutlich weniger, insgesamt nur etwa 5,6, 3,8 bzw. etwas mehr als 2 Millionen Euro. Die größten Spender waren Unternehmen wie Bouygues, Vivendi (damals Société Générale des Eaux), Financière SAE-Fougerolle (heute als Eiffage bekannt) und La Lyonnaise des Eaux – allesamt Unternehmen mit staatlichen und/oder kommunalen Verträgen.

Auch wenn diese Spendenpolitik damals nicht gegen die geltenden Vorschriften verstieß, lässt sich doch eine starke Ähnlichkeit zu der aktuellen Situation in Deutschland erkennen. Diejenigen Unternehmen, die in den 1990er Jahren großzügig an französische politische Parteien spendeten, zeigten dabei keine besonderen politischen Vorlieben; sie „schmierten“ jedes Jahr eine ganze Reihe politischer Parteien. Diese Praxis, bei der Unternehmen Gelder in die politische Landschaft investieren, ist nichts Neues. Sie ist nach wie vor ein grundlegendes Merkmal der Demokratie, die durch die Interessen von Industriekonzernen und großen Unternehmen verzerrt wird. Warum sollte Philip Morris darauf verzichten, deutsche Politiker davon zu überzeugen, dass gegen die schädlichen Auswirkungen von Tabak nichts unternommen werden sollte? Warum sollten deutsche Automobilhersteller aufhören, mit politischem Einfluss dafür zu sorgen, dass Dieselfahrzeuge weiterhin betrieben werden dürfen? Warum sollten Banken es unterlassen, sich politisch abzusichern, um einem drohenden Zusammenbruch zu entgehen? Die Liste könnte noch lange fortgeführt werden.

Die einzige Lösung, die es gibt, um die politische Macht der Unternehmen einzuschränken, ist eine neue Gesetzgebung. Wenn Unternehmen weiterhin so viel Geld in politische Prozesse investieren dürfen, wie sie wollen, werden sie dies auch tun. Der einzige Weg, gegen den wachsenden Einfluss der Wirtschaft auf die Demokratie vorzugehen, ist, Unternehmen zu verbieten, finanzielle Beiträge zu politischen Aktivitäten zu leisten.

Das britische Modell stellt eine andere Facette dieses Problems dar. Während es wie in Deutschland und vielen anderen Ländern keine Obergrenze für individuelle oder Unternehmensspenden gibt, gibt es in Großbritannien ein sehr striktes Limit für die Ausgaben im Wahlkampf. Dieses System weist jedoch auch eine andere Form der Verzerrung auf: das Auftreten von Oligarchen, insbesondere russischen Oligarchen, im politischen Spendenwesen. In den letzten Jahren haben diese Oligarchen nicht nur Immobilien in London gekauft, sondern auch politisches Kapital durch Spenden an Parteien und Wahlkampagnen investiert. Laut Transparency International dienten viele russische Investitionen in Großbritannien als eine Art „Waschmaschine“ für schmutziges Geld, wobei dieses Geld dann in die politischen Kassen floss. Zwar dürfen Ausländer in Großbritannien (und auch in vielen anderen Ländern) keine Parteien oder Wahlkämpfe finanzieren, doch viele russische Oligarchen haben die britische Staatsbürgerschaft erlangt, um sich auf legalem Wege in die britische Politik einzukaufen.

Einige Beispiele sind besonders aufschlussreich: Lubov Chernukhin, die Ehefrau des ehemaligen russischen Finanzministers, hat seit 2012 mehr als 514.000 Pfund an die Konservative Partei gespendet, der letzte Betrag war 161.600 Pfund im Jahr 2017. Alexander Temerko, ein Geschäftsmann, der sein Vermögen im Energiesektor gemacht hat, hat zwischen 2012 und 2017 mehr als 500.000 Euro an die Konservative Partei gespendet, was sich über 40 Einzelspenden erstreckte. Diese Gelder werfen eine unbequeme Frage auf: Was erhalten diese Oligarchen im Gegenzug für ihre Großzügigkeit?

Ein weiteres Beispiel ist Lakshmi Mittal, ein Stahlmagnat, der die Labour Party seit 2001 mit 6,8 Millionen Euro unterstützt hat. Es gibt Vermutungen, dass die britische Regierung unter Tony Blair eine Rolle bei der Unterstützung von Mittals Bemühungen um den Erwerb eines Stahlwerks in Rumänien spielte, was die Frage aufwirft, inwieweit große Spenden politische Entscheidungen beeinflussen können.

Die Problematik ist also klar: Wo immer große Unternehmensspenden und private Investitionen in die Politik fließen, entstehen potenziell korrupte Verflechtungen zwischen Wirtschaft und Politik. Die demokratischen Prozesse werden zunehmend von den Interessen weniger Großspender geprägt. Besonders auffällig ist, dass es in Großbritannien, ähnlich wie in den USA, an effektiven Kontrollen fehlt, um den Einfluss der Oligarchen auf die Politik zu regulieren. Die gespendeten Summen und die undurchsichtigen Kanäle, über die sie fließen, tragen dazu bei, dass die politische Macht in den Händen einer kleinen, wohlhabenden Elite konzentriert bleibt.

In vielen europäischen Ländern, darunter auch Deutschland, ist die Frage nach den finanziellen Verflechtungen von Unternehmen und Politik noch immer von großer Bedeutung. Die Antwort darauf ist eine strikte Regulierung und die Schaffung von Gesetzen, die verhindern, dass der politische Prozess von privatwirtschaftlichen Interessen überrollt wird. Nur durch gesetzliche Maßnahmen, die den Einfluss von Unternehmensspenden auf die Politik erheblich einschränken, kann die Demokratie vor einer „Oligarchisierung“ und einer weiteren Entfremdung von der breiten Bevölkerung geschützt werden.

Wie finanzielle Ungleichheiten den demokratischen Prozess blockieren und wie gerechte Finanzierungslösungen demokratische Gleichheit fördern können

Die Finanzierung politischer Bewegungen friert zum Teil den demokratischen Prozess ein, da der Zugang zu finanziellen Mitteln nur alle fünf Jahre neu definiert wird. Ein ähnliches Problem betrifft die Regelungen zur Redezeit in legislativen und präsidialen Wahlkämpfen. Bei der Analyse der Situation im Hinblick auf die Präsidentschaftswahlen ist es wichtig, zwischen der sogenannten Übergangsphase (vom Zeitpunkt der Veröffentlichung der Kandidatenlisten bis zum Beginn des offiziellen Wahlkampfs) und der eigentlichen offiziellen Wahlkampfphase von 30 Tagen (zwei Wochen für die erste Runde, zwei weitere für die zweite) zu unterscheiden.

In der Übergangsphase gilt heute das Prinzip der „gerechten“ Redezeit. Was bedeutet dies in der Praxis? Unter der Aufsicht des Conseil Supérieur de l’Audiovisuel (CSA) muss die Redezeit der verschiedenen Parteien während des „Übergangswahlkampfs“ die Repräsentativität der politischen Landschaft Frankreichs widerspiegeln und ihre Fähigkeit zeigen, Kandidaten aufzustellen. Es gibt drei Kriterien für die „Repräsentativität“ einer Partei: ihre Ergebnisse bei den letzten Wahlen, die Anzahl und Position der gewählten Amtsträger, die sie beansprucht, sowie die Ergebnisse von Meinungsumfragen. Mit anderen Worten, die Zuteilung der Redezeit während der Übergangsperiode hängt stark von der Anzahl der Abgeordneten ab, die eine Partei bei den Wahlen vor fünf Jahren erreicht hat.

Der offizielle Wahlkampf dagegen erfolgt nach dem Prinzip der „gleichen Redezeit“ für alle Kandidaten. Bei den Parlamentswahlen legt der französische Wahlcode fest, dass für die Ausstrahlung von Videoclips die Parteien mit formalisierten Gruppen in der Nationalversammlung insgesamt drei Stunden für die erste Runde erhalten. Parteien ohne solche Gruppen haben jeweils nur sieben Minuten Sendezeit, vorausgesetzt, sie können nachweisen, dass mindestens 75 Kandidaten für ihre Partei antreten. Dies stellt einen weiteren Bonus für die Sieger von vor fünf Jahren dar. Es ist, als würde man behaupten, dass neue Parteien zwischen zwei Wahlen nicht entstehen können – oder zumindest eine Garantie bieten, dass diese, falls sie doch entstehen, nicht zu viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Ein solches System kann in einer sich wandelnden Demokratie nicht funktionieren oder zumindest nicht als zufriedenstellend betrachtet werden.

Diese Regelungen sind nicht mehr (oder vielleicht nie gewesen) im Einklang mit den Anforderungen einer modernen Demokratie, wie wir besonders bei den Parlamentswahlen 2017 gesehen haben, als die Regeln modifiziert wurden. Im Mai 2017 initiierte die „En Marche!“ Bewegung von Macron eine Priority Question on Constitutionality (Question Prioritaire de Constitutionnalité) vor dem Verfassungsrat, um die Verteilung der Sendezeit zwischen den Parteien anzufechten. En Marche! erhielt gemäß dem Wahlgesetz ursprünglich nur sieben Minuten, forderte jedoch die Einhaltung der „gleichen Behandlung“ politischer Parteien. Der Verfassungsrat entschied daraufhin, dass Parteien, die nicht im Parlament vertreten sind, eine Sendezeit proportional zu ihrer Repräsentativität erhalten sollten. Infolgedessen erhöhte der CSA die Sendezeit für En Marche! auf 35 Minuten für die erste Runde statt der ursprünglich geplanten sieben Minuten. Auch die Zeit für den Front National und La France Insoumise wurde auf 31,5 und 24,5 Minuten angehoben.

Die Regeln zur Redezeit müssen nicht nur geändert und aktualisiert, sondern idealerweise in die Verfassung aufgenommen werden, damit regierende Parteien sie nicht nach ihren kurzfristigen Wahlinteressen manipulieren können. Eine mögliche Lösung könnte darin bestehen, die Steuererklärungen der Bürger als Grundlage für die Zuweisung von „Demokratischen Gleichheitsmarken“ zu nutzen, um die Popularität politischer Bewegungen während der Wahlzeit zu schätzen. Dies würde allerdings nicht das Problem einer gerechten Medienzugangsverteilung lösen. Doch auch dies sollte kein Hindernis für Fortschritte darstellen. Es ist jedoch sicher, dass die Wahlergebnisse von vor fünf Jahren nicht mehr die Finanzierung politischer Parteien oder die Redezeit der Kandidaten bestimmen sollten.

Ein entscheidender Vorteil der „Demokratischen Gleichheitsmarken“ wäre, dass sie die ungleiche Repräsentation der Bürgerpräferenzen beenden würden. Mein Reformvorschlag zur Finanzierung basiert auf zwei Säulen: der jährlichen Ausgabe von Demokratischen Gleichheitsmarken als großzügiger Form öffentlicher Finanzierung, die allen Bürgern gleichermaßen zur Verfügung steht, und der strikten Begrenzung von privater Finanzierung sowie Wahlkampfspenden. Wenn Politiker nicht mehr auf eine kleine Zahl wohlhabender Spender angewiesen wären, sondern auf einen kleinen Anteil der Steuergelder der Allgemeinbevölkerung zurückgreifen könnten, dann deutet alles darauf hin, dass ihre politischen Entscheidungen nicht länger den Präferenzen der Reichen folgen würden. Diese erste Revolution scheint mir unerlässlich, um die demokratische Gleichheit zu erreichen.

Aber diese Reform alleine ist nicht ausreichend: Die Frage der Finanzierung ist zwar entscheidend, kann aber nicht allein die Demokratiekrise lösen. Als notwendige Ergänzung muss eine gemischte Versammlung sicherstellen, dass gewählte Abgeordnete die Gesellschaft als Ganzes besser repräsentieren. Das nächste Kapitel wird sich mit diesem Thema beschäftigen.

Das erste, was getan werden muss, um die Demokratie als „ein Mann, eine Stimme“ wieder greifbar zu machen, ist eine Revolution im Finanzierungssystem durch die Einführung Demokratischer Gleichheitsmarken und die strengste Regulierung jeglicher Form privater Finanzierung. Das Ziel ist nicht nur, jedem Bürger zu ermöglichen, gleichermaßen politische Präferenzen zu finanzieren, sondern auch die unerwünschtesten Konsequenzen des aktuellen Systems zu eliminieren. Politiker, die heute nur auf die Präferenzen der reichsten Teile der Gesellschaft hören, würden sich künftig auf die Mehrheit der Wählerschaft konzentrieren. Dies würde das Wesen der Demokratie wieder auf die politische Agenda setzen.

Dennoch reicht dies nicht aus; eine zweite, unverzichtbare Reform muss sich direkt auf die Frage der Repräsentation konzentrieren. In vielen Ländern haben die Bürger das theoretische Recht, auf der Basis von „ein Mann, eine Stimme“ zu wählen. In der Praxis sind jedoch bestimmte soziale Gruppen fast vollständig von der Wahlvertretung ausgeschlossen. Ein Mangel an Repräsentation der Wählerschaft als solcher – insbesondere in Bezug auf die sozialen Klassen – ist heute ein zentrales Problem. Es fehlt eine wirkliche gesellschaftliche Repräsentation, besonders der Arbeiterklasse, deren Präferenzen von den gewählten Politikern zunehmend ignoriert werden.

Eine Lösung könnte darin bestehen, neue parlamentarische Sitze für „soziale Vertreter“ zu schaffen, indem zumindest ein Drittel (oder idealerweise mehr) der Abgeordneten durch eine proportionale Wahl auf Listen mit mindestens 50 Prozent Arbeitnehmern und Arbeiter ohne sichere Anstellung gewählt wird. Ein solches System würde die Arbeiter viel zahlreicher auf den Bänken der nationalen Parlamente vertreten und hätte wichtige praktische Auswirkungen auf die Gesetzgebung. Die soziale Herkunft der Abgeordneten – insbesondere der Beruf, den sie vor der Politik ausgeübt haben – beeinflusst direkt, wie sie über Gesetze abstimmen. Eine radikale Reform der Repräsentation der Arbeiterklasse im Parlament ist eine zentrale Voraussetzung, um die Demokratie im wahren Sinne des Wortes wiederherzustellen.