Die Idee, dass die breite Masse der Wählerschaft von Donald Trump aus wirtschaftlicher Angst heraus ihre Unterstützung zollte, ist ein zentraler Bestandteil der politischen Diskussion der letzten Jahre. Diese Erzählung, die vor allem in linken und liberalen Kreisen verbreitet wurde, nimmt an, dass es primär die Sorgen über Armut, Jobverlust, den Niedergang des Lebensstandards und die Furcht vor der Globalisierung sind, die Menschen dazu brachten, Trump zu wählen. Doch diese Erzählung ist problematisch und weit von der Realität entfernt.
Oft wird behauptet, dass die wirtschaftlich benachteiligten weißen Arbeiter Trumps größte Unterstützer sind, was das Bild einer Arbeiterklasse zeichnet, die von der politischen Elite, insbesondere den liberalen Städtern, vergessen wurde. Dies geht Hand in Hand mit der Vorstellung, dass es in der Trump-Wählerschaft eine „authentische“ Arbeiterklasse gibt, die sich von der sozialen Agenda der Linken, die sich mit Themen wie Geschlechtergerechtigkeit oder den Rechten von Minderheiten beschäftigt, entfremdet fühlt. Doch die Annahme, dass diese Themen die Trump-Wähler nicht interessieren oder dass diese Wähler aus rein wirtschaftlicher Not Trump unterstützen, ist weitgehend unzutreffend. In Wirklichkeit stützt sich diese Erzählung auf eine selektive Wahrnehmung und simplifiziert die komplexen sozialen und politischen Dynamiken.
Die wahre Unterstützung für Trump, wie postwahlliche Analysen zeigten, kam weniger von den unteren Einkommensschichten als vielmehr von der Mittel- und Oberschicht. Die wohlhabenderen Teile der Bevölkerung, insbesondere jene mit einem jährlichen Haushaltseinkommen zwischen 50.000 und 200.000 US-Dollar, stellten den Kern der Trump-Wählerschaft dar. Dies widerspricht der weit verbreiteten Annahme, dass nur arme und arbeitende Weiße Trump unterstützten. Tatsächlich waren es eher die bürgerlichen Schichten, die sich durch die von Trump vertretene Haltung gegenüber der Globalisierung und der „Veränderung“ der gesellschaftlichen Normen und Werte angesprochen fühlten. Sie empfanden, dass der amerikanische Traum, der einst in ihren Augen für Wohlstand und gesellschaftlichen Aufstieg stand, für sie nicht mehr funktionierte.
In diesem Kontext ist es auch wichtig, die politische Rhetorik und die Angriffe der Konservativen auf die arme weiße Bevölkerung nach Trumps Wahlsieg zu betrachten. Prominente rechte Kommentatoren wie Milo Yiannopoulos, ehemals ein Ikon der Alt-Right-Bewegung, vollzogen nach der Wahl eine bemerkenswerte Kehrtwende. Sie begannen plötzlich, die Arbeitsklasse der weißen Amerikaner als Opfer einer liberalen Agenda zu inszenieren. Doch diese Strategie war weniger ein Akt der Solidarität mit den Arbeiterklassen als vielmehr eine rhetorische Wendung, um die sozialen Spannungen zu verstärken und von den wahren wirtschaftlichen Ursachen der Misere abzulenken. Tatsächlich ist es der Kern der konservativen Ideologie, den „niederen Klassen“ zu vermitteln, dass ihr Leid das Resultat ihrer eigenen Unzulänglichkeiten und nicht struktureller Ungerechtigkeit ist.
Neben den sozialen und ökonomischen Aspekten ist auch die Rhetorik rund um „Identitätspolitik“ und den angeblichen Kulturkampf von zentraler Bedeutung. Der Vorwurf an die Liberalen, sie hätten die „echte Arbeiterklasse“ zugunsten von Minderheiten und „Randgruppen“ ignoriert, stellt das Narrativ dar, dass die weißen Arbeiter sich betrogen fühlen, weil sie im Namen von Identitätspolitik und politischer Korrektheit vernachlässigt werden. Doch diese Darstellung geht am eigentlichen Punkt vorbei. Die Arbeiterklasse wurde nicht von den Liberalen vernachlässigt, sondern von den wahren Machtstrukturen, die ihre Interessen systematisch missachten.
Die Vorstellung, dass eine „authentische“ Arbeiterklasse existiert, die unabhängig von Rasse und Geschlecht eine Kritik an den Eliten übt, verkennt ebenfalls die Komplexität der sozialen und politischen Realität. Diese „authentische“ Arbeiterklasse ist keineswegs neutral, sondern besteht oft aus weißen, heterosexuellen, christlichen Männern, die sich als Opfer einer zunehmend diversifizierten und globalisierten Welt sehen. Die Kritik, dass diese Gruppe sich von der Politik der Identität entfernt hat, basiert auf der Annahme, dass wirtschaftliche Probleme ausschließlich durch den Mangel an „reinen“ politischen Lösungen gelöst werden könnten, anstatt die systemischen Probleme anzugehen, die diese Ungleichheiten verursachen.
Die ökonomische Angst, die als Hauptursache für Trumps Erfolg dargestellt wird, lässt die entscheidenden politischen Faktoren aus. Der eigentliche Grund für den Erfolg von Trump liegt nicht nur in den Ängsten der Arbeiterklasse, sondern auch in einem wachsendem Misstrauen gegenüber den Institutionen und einer zunehmenden Fragmentierung der politischen Landschaft. Es ist nicht nur die Sorge um wirtschaftliche Sicherheit, die Trump zu einem Sieg verhalf, sondern auch die Tatsache, dass viele Wähler die beiden großen Parteien als „gleich“ und unzuverlässig empfanden. Trump sprach eine breite Gruppe an, die sich von traditionellen politischen Diskursen entfremdet fühlte und eine klare, oft radikale Reaktion gegen die bestehende Ordnung suchte.
Die Kritik an der Vorstellung der „ökonomischen Angst“ ist nicht nur eine Frage der Fehlinterpretation der Wählerschaft, sondern auch eine Erinnerung daran, dass die soziale und politische Realität in den USA weit komplexer ist, als es die einfache Erzählung von wirtschaftlicher Frustration und Klassenkampf vermuten lässt.
Was treibt die Unterstützung von Trump und des rechten Populismus?
Die Unterstützung für Donald Trump und den populistischen rechten Flügel der Republikanischen Partei in den Vereinigten Staaten lässt sich nicht ausschließlich durch ökonomische Ängste erklären. Vielmehr spielt eine Reihe von tief verwurzelten sozialen, kulturellen und politischen Faktoren eine Rolle, die weit über das rein ökonomische Argument hinausgehen. Beauchamp (2016) stellt fest, dass bestimmte geographische Indikatoren darauf hindeuten, dass weiße Wähler aus ehemaligen Konföderiertenstaaten eher bereit sind, sowohl rassistische Haltungen als auch die Unterstützung für GOP-Kandidaten wie Trump zu vertreten. Die politischen Neigungen von Trump-Anhängern, die auch Brexit-Unterstützer teilen, zeigen eine deutliche Präferenz für autoritäre Werte und anti-immigrantische Einstellungen. Trump und seine Anhänger stellen daher keineswegs eine Abweichung dar, sondern bilden vielmehr das Zentrum der Republikanischen Partei, die sich zunehmend nach rechts bewegt.
Ein weiteres auffälliges Merkmal dieser Unterstützung ist die Verbindung zwischen Rassismus und Geschlechterdiskriminierung. Lopez (2017) erklärt, dass etwa zwei Drittel der Bildungsunterschiede zwischen weißen Wählern im Präsidentschaftswahlkampf 2016 durch Rassismus und Sexismus erklärbar sind. Diese Tatsache wird besonders deutlich, wenn man die Haltung der weißen Wähler vor der Wahl 2016 betrachtet: Wenn sie darauf hingewiesen wurden, dass die Weißen bis 2040 eine Minderheit in der US-Bevölkerung sein könnten, war ihre Unterstützung für Trump signifikant höher. Dies weist auf eine tief verwurzelte Angst vor dem Verlust der kulturellen und politischen Vorherrschaft hin.
Darüber hinaus spielen rassistische und xenophobe Einstellungen eine zentrale Rolle bei der Mobilisierung von Trump-Anhängern. Laut Beauchamp (2016) ist es nicht die ökonomische Notlage in den industriellen Regionen des Landes, die die Unterstützung für Trump antreibt, sondern eine Rückkehr zu regressiven Haltungen gegenüber Diversität. Rassismus, Islamophobie und Xenophobie sind die Markenzeichen dieser Bewegung, die sowohl in den USA als auch in Europa eine gemeinsame Grundlage für rechtspopulistische und nationalistische Parteien bildet.
Die Unterstützung für Trump geht über bloße Wählerentscheidungen hinaus und ist auch ein Ausdruck einer tief verwurzelten kulturellen Spaltung. Es handelt sich dabei um eine „Rassialisierung der Dringlichkeit“, wie Bray (2017) es beschreibt, bei der wirtschaftliche und soziale Probleme erst dann als nationale Krise wahrgenommen werden, wenn sie die weiße Arbeiterklasse betreffen. In der Vergangenheit wurde beispielsweise der Verlust von Arbeitsplätzen in städtischen Gebieten oft mit einer Art von "Schuld" der afroamerikanischen Gemeinschaften in Verbindung gebracht, was zu einer noch stärkeren Marginalisierung führte. Doch als dieselben Probleme nun auch weiße Gemeinschaften betreffen, werden sie plötzlich als nationale Katastrophe wahrgenommen.
Ein weiteres Beispiel für diese Dringlichkeit ist die öffentliche Wahrnehmung von Drogenmissbrauch. Während die Opioidkrise als dringende nationale Herausforderung behandelt wird, wurde der Crack-Epidemie der 1990er Jahre weniger Aufmerksamkeit zuteil. Diese ungleiche Behandlung verdeutlicht die rassistischen Dimensionen der politischen und gesellschaftlichen Reaktionen auf soziale Probleme.
Die Entstehung einer solchen Dringlichkeit ist eng mit dem Konzept der „Neoliberalen Rassismus“ verbunden, das Bray (2017) als einen Prozess beschreibt, bei dem die liberalen Kräfte versuchen, die weiße Arbeiterklasse zu gewinnen, indem sie das Thema ökonomischer Sorgen betonen. Dies lenkt von den tief verwurzelten rassistischen Strukturen ab und führt zu einer Verdrängung der systemischen Ungleichheiten. In dieser Hinsicht bleibt die liberale Reaktion auf die rassistische und populistische Welle, die Trump und seine Anhänger anführen, zögerlich und ineffektiv.
Der Erfolg von Trump und des rechten Populismus ist nicht nur ein Produkt von Wirtschaftskrisen oder dem Verlust von Arbeitsplätzen, sondern auch ein Symptom für eine tiefere kulturelle und politische Spaltung in der Gesellschaft. Es handelt sich um eine politische Bewegung, die sich auf Rassismus und die Verteidigung von traditionellen, autoritären Werten stützt und in der weißen Arbeiterklasse sowie in konservativen Kreisen immer mehr Unterstützung findet. Diese Entwicklung zu verstehen bedeutet auch, die komplexen sozialen und kulturellen Dynamiken zu erkennen, die den Aufstieg des rechten Populismus ermöglichen.
Die Rolle des „weißen Arbeiters“ in dieser Diskussion ist von zentraler Bedeutung, da er oft als ein Symbol für die Ungerechtigkeiten des neoliberalen Kapitalismus verwendet wird. Doch es ist wichtig zu betonen, dass diese Perspektive das größere Bild verzerrt. Es wird ein Bild einer „verlassenen“ weißen Arbeiterklasse gezeichnet, die als Opfer des Systems angesehen wird, während gleichzeitig die rassistischen Dimensionen dieses Systems und die systematische Diskriminierung von Minderheitengruppen ausgeblendet werden. Nur ein klarer Blick auf diese Widersprüche kann zu einer wirklich progressiven Antwort auf den Aufstieg des rechten Populismus führen.
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