Das Modell von Gintis (2007) bietet eine interessante Perspektive auf die Dynamik von Märkten, die von individuellen Agenten bestimmt wird. Anstelle der traditionellen Annahme eines zentralisierten Systems, in dem Preise durch einen "Auktionator" festgelegt werden, übernimmt jeder Agent die Aufgabe, die Preise für die Güter, die er anbietet, individuell zu bestimmen. Dies führt zu einem dezentralisierten Prozess, bei dem die Agenten Preise durch individuelle Erfahrungen und private Informationen anpassen, statt auf öffentliche Marktpreise zurückzugreifen.

Im Agentenmodell von Gintis wird ein Gleichgewicht angestrebt, in dem die überschüssigen Einnahmen der Marktteilnehmer minimiert werden. Die Marktteilnehmer, sowohl Produzenten als auch Konsumenten, reagieren auf Preisänderungen, indem sie ihre Preise entsprechend anpassen. Die Konsumenten streben danach, zu den niedrigsten Preisen zu kaufen, während Produzenten ihre Preise in Übereinstimmung mit der Nachfrage und dem Angebot anpassen. Ein zentrales Konzept in diesem Modell ist die Idee der „privaten Preise“, die den spezifischen Preis widerspiegeln, zu dem ein Agent bereit ist, seine Güter zu kaufen oder zu verkaufen. Dies steht im Gegensatz zu den öffentlichen Preisen, die in klassischen Modellen wie dem Walrasianischen Gleichgewicht verwendet werden.

Gintis modifiziert das klassische Walrasianische Preisbildungsmodell, indem er private Preise und Lernprozesse in den Markt einführt. Diese Anpassung zeigt, dass die klassische Annahme, dass alle Marktteilnehmer denselben Informationsstand haben, zu starr ist. Stattdessen lernen die Agenten durch Erfahrungen und beobachten, wie andere erfolgreich ihre Preise anpassen. Diese Lernprozesse und die Nachahmung erfolgreicher Handelsstrategien sorgen für eine schnellere und vollständigere Konvergenz zu einem stabilen Marktgleichgewicht.

Ein Beispiel für das Agentenmodell von Gintis ist die Simulationsstudie, die er mit drei verschiedenen Gütern – x1, x2 und x3 – und je einem Produzenten für jedes Gut durchführt. Die Endowments der Produzenten sind unterschiedlich, was zu einer Ungleichheit in den relativen Preisen führt. Im Modell wird das Gut x3 als Referenzgut (Numéraire) verwendet, was bedeutet, dass die Preise der anderen Güter relativ zu diesem gesetzt werden. In einer simulierten Marktdynamik wird der Preis jedes Gutes zunächst auf einem fehlerhaften Niveau angesetzt, und die Preise werden durch den Mechanismus der „Überschussnachfrage“ angepasst, wobei jeder Agent seine eigenen Erwartungen und Anpassungen vornehmen kann. Nach vielen Iterationen konvergiert das System zu einem Gleichgewicht, wobei die Preisänderungen auf der Grundlage individueller Preispolitiken und Erfahrungen der Agenten erfolgen.

Gintis’ Modell unterscheidet sich erheblich von traditionellen Theorien, da es nicht davon ausgeht, dass Agenten sofort vollständige Information haben. Vielmehr beginnt jeder Agent mit einem Satz von privaten Preisen, die er zufällig zieht, und lernt im Laufe der Zeit durch Erfahrung und Interaktion mit anderen. Diese Modifikation stellt sicher, dass das Modell realistischer ist und die Unvollkommenheiten und Unsicherheiten in realen Märkten widerspiegelt. In einer erweiterten Version seines Modells hat Gintis auch gezeigt, dass die Einführung von 1.000 Agenten pro Güterart und die Berücksichtigung der Dynamik von privaten Preisen zu einer deutlich schnelleren Konvergenz zu einem stabilen Marktgleichgewicht führt, als dies bei der klassischen Walrasianischen Preisfindung der Fall ist.

Ein weiteres wichtiges Konzept in Gintis' Modell ist das der „Imitation“. Agenten, die erfolgreich ihre Preise anpassen und von ihren Erfahrungen profitieren, imitieren erfolgreiches Verhalten und lernen so die besten Handelsstrategien. Dies führt zu einer dynamischen und lernfähigen Marktwirtschaft, in der Stabilität und Effizienz schneller erreicht werden, als es durch die traditionelle Preismodellierung zu erwarten wäre. Diese Anpassung an die realen Bedingungen von Märkten und das Lernen aus Erfahrungen sind entscheidend, um das Verhalten der Wirtschaftsteilnehmer besser zu verstehen und die Marktprozesse realistischer abzubilden.

Die Erweiterung von Mandel und Gintis (2016) geht noch einen Schritt weiter und verknüpft dieses Modell mit evolutionären Dynamiken, die in Verhandlungsspielen angewendet werden. Dies hat das Potenzial, sowohl als Modell für ökonomisches Verhalten als auch als rechnerisches Paradigma zur Simulation von Marktprozessen genutzt zu werden. Die Agenten, die in dieser erweiterten Version des Modells agieren, verwenden private Preise als Strategien und lernen, sich den Marktbedingungen durch fortlaufende Interaktion anzupassen. Solche Modelle erlauben es, die Macht evolutionärer Dynamiken zu nutzen, um die Entwicklung von Preisen und das Verhalten von Marktteilnehmern in komplexen Wirtschaftssystemen besser zu verstehen.

Ein zentraler Punkt, der aus diesen Überlegungen hervorgeht, ist, dass die Annahme eines vollkommenen Marktes mit perfekten Informationen und stabilen Gleichgewichten, wie sie in traditionellen Modellen zu finden ist, in der realen Welt oft nicht zutrifft. Vielmehr ist es die unvollkommene Information, die das Handeln der Agenten bestimmt, wobei diese durch eigene Erfahrungen und die Beobachtung von Erfolgen und Misserfolgen lernen. Märkte sind nicht immer in einem stabilen Gleichgewicht, sondern durchlaufen einen Prozess, in dem die Akteure lernen und sich anpassen.

Es ist wichtig zu erkennen, dass die private Informationsstruktur der Agenten und der Lernmechanismus über Zeit entscheidende Elemente für das Verständnis der Märkte sind. Märkte sind dynamische Systeme, in denen der Preis nicht das Ergebnis eines festen Gesetzes ist, sondern ein fortlaufend anzupassender Wert, der durch das Verhalten der Akteure beeinflusst wird. Wenn man Märkte als selbstorganisierende Systeme betrachtet, in denen Informationen dezentralisiert sind und durch Erfahrungen und Anpassung entstehen, kann man ein viel differenzierteres Bild der Marktprozesse erhalten.

Warum die subjektive Gewinnfunktion einer monopolistisch konkurrierenden Firma nicht homogen vom Grad 1 im Preis ist

In einer monopolistisch konkurrierenden Marktstruktur sind die einzelnen Firmen in der Lage, ihre Produkte zu differenzieren, wodurch sie eine gewisse Marktmacht besitzen, die es ihnen ermöglicht, Preise über die Grenzkosten hinaus zu setzen. Diese Preissetzungskompetenz unterscheidet sich fundamental von einem vollkommen wettbewerbsorientierten Markt, auf dem der Preis durch das Angebot und die Nachfrage festgelegt wird. Die subjektive Gewinnfunktion einer monopolistisch konkurrierenden Firma, die in einem solchen Markt operiert, ist jedoch nicht homogen vom Grad 1 im Preis. Dies hat weitreichende Implikationen für das Verständnis des Marktes und der internen Dynamiken einer solchen Firma.

Die Homogenität vom Grad 1 einer Funktion bedeutet, dass eine Verdopplung der Preise zu einer Verdopplung des Ergebnisses führen würde, wenn die Funktion homogen vom Grad 1 ist. In anderen Worten, die funktionalen Beziehungen zwischen Preis und Gewinn wären linear und proportional. In der monopolistischen Konkurrenz jedoch hat die subjektive Gewinnfunktion dieser Firmen eine nicht-lineare Beziehung zum Preis, was bedeutet, dass eine Verdopplung des Preises nicht notwendigerweise zu einer Verdopplung des Gewinns führt. Dies liegt daran, dass Firmen in dieser Marktsituation oft mit verschiedenen Skaleneffekten und der Art der Nachfrage nach ihren differenzierten Produkten konfrontiert sind.

Ein zentraler Aspekt dieser nicht-homogenen Beziehung ist, dass der Preis einer Firma nicht nur ihre eigenen Produktionskosten decken muss, sondern auch die Auswirkungen der Differenzierung und der damit verbundenen Nachfrageelastizität berücksichtigen muss. Eine Erhöhung des Preises für das Produkt einer Firma könnte die Nachfrage senken, aber nicht notwendigerweise in einem proportionalen Verhältnis. Dies liegt an den Substitutionsmöglichkeiten der Konsumenten und der Art und Weise, wie diese Produkte in Bezug auf andere ähnliche Produkte wahrgenommen werden. Je nach der Differenzierung der Produkte und der Positionierung auf dem Markt kann der Gewinn einer Firma durch Preiserhöhungen stärker oder schwächer reagieren.

Zudem ist zu beachten, dass die subjektive Gewinnfunktion auch die Erwartungen der Firma hinsichtlich der Reaktionen ihrer Wettbewerber auf Preisänderungen widerspiegeln kann. In einer monopolistisch konkurrierenden Struktur sind die Firmen nicht isoliert, sondern sie beeinflussen sich gegenseitig durch ihre Preis- und Produktionsentscheidungen. Die Erwartung, dass andere Firmen auf Preisänderungen reagieren, kann die Preisgestaltung und damit die Gewinnfunktion erheblich modifizieren. Dies führt dazu, dass der Gewinn nicht nur von den eigenen Entscheidungen einer Firma abhängt, sondern auch von den Reaktionen des Marktes insgesamt.

Darüber hinaus sind die Produktions- und Konsumptionsentscheidungen der einzelnen Firmen von den Preisänderungen der Konkurrenz abhängig, was die Marktgleichgewichtsdynamik beeinflusst. Diese Interdependenz führt zu einer verzerrten, nicht-linearen Beziehung zwischen Preis und Gewinn, die in einem monopolistisch konkurrierenden Markt typisch ist.

Die Implikationen dieser nicht-homogenen Gewinnfunktion sind weitreichend. Eine Firma, die in einem solchen Markt operiert, muss nicht nur die eigenen Produktionskosten und die Preiselastizität der Nachfrage nach ihrem Produkt berücksichtigen, sondern auch die Marktreaktionen auf Preisänderungen und die Wettbewerbsstrategien der anderen Firmen. Diese komplexen Dynamiken machen die Analyse des Marktes und die Prognose von Gewinnen deutlich schwieriger als in vollkommen wettbewerbsorientierten Märkten.

Ein weiteres wichtiges Element ist, dass die Monopolmacht einer Firma, die auf Produktdifferenzierung beruht, nicht unendlich ist. Während die Firma kurzfristig in der Lage sein mag, Preise zu erhöhen, ohne sofortige und proportionale Rückwirkungen auf die Nachfrage zu erfahren, wird langfristig der Wettbewerb und das Marktverhalten die Firma zwingen, ihre Preisstrategie anzupassen. In diesem Kontext ist auch die Existenz von Freien Marktzutritt und Innovation zu berücksichtigen, die eine langfristige Ausbalancierung der Marktkräfte bewirken können.

Diese Erkenntnisse bieten tiefe Einblicke in die Funktionsweise von monopolistisch konkurrierenden Märkten und sind entscheidend für das Verständnis, warum Preise und Gewinne in solchen Märkten nicht linear und proportional sind. Es ist wichtig zu verstehen, dass die nicht-homogene Natur der Gewinnfunktion nicht nur eine technische Eigenschaft ist, sondern eine zentrale Dimension für die Wettbewerbspolitik und die Marktregulierung darstellt. Monopolistisch konkurrierende Märkte erfordern spezifische Maßnahmen, um die Auswirkungen von Marktmacht und Produktdifferenzierung zu berücksichtigen und ein ausgewogenes Marktumfeld zu gewährleisten.