Im Buddhismus wird das Verständnis des Leidens als zentrales Konzept betrachtet, das die gesamte Praxis und Philosophie bestimmt. Das Buddha spricht von den „Vier edlen Wahrheiten“, die die Grundlage seiner Lehre bilden: Es gibt Leiden (dukkha), es hat eine Ursache (samudaya), es kann beseitigt werden (nirodha), und der Weg, dies zu erreichen, ist der Achtfache Pfad (Atthangamagga). Dieser Pfad besteht aus miteinander verbundenen Aspekten, die Wissen, Verhalten und meditative Praxis umfassen. Dazu gehören rechte Sichtweise, rechte Absicht, rechte Rede, rechtes Handeln, rechter Lebensunterhalt, rechte Anstrengung, Achtsamkeit und Konzentration.

Der Weg zur Beseitigung des Leidens ist tief mit der Meditationspraxis verbunden, da Meditation eine zentrale Rolle bei der Erlangung von geistiger Ruhe und Einsicht spielt. Es wird jedoch darauf hingewiesen, dass detaillierte Anleitungen zu meditativen Techniken erst in späteren buddhistischen Schriften zu finden sind. Der von Buddha gelehrte Weg wird oft als „Mittlerer Weg“ bezeichnet – ein Weg zwischen extremem Genuss und extremem Askese.

Leiden und seine Überwindung sind die Hauptziele der Lehre des Buddha. Er lehrte, dass alles Leiden ist (sabbam dukkham). Diese Aussage kann als äußerst pessimistische oder auch als äußerst realistische Lehre interpretiert werden. Leiden bezieht sich dabei nicht nur auf das tatsächlich erlebte Schmerz und Kummer, sondern auch auf das Potenzial, solches zu erfahren. Zustände von Glück oder Freude sind instabil und vergänglich, da sie von der Befriedigung der Sinne durch bestimmte Objekte oder Erfahrungen abhängen.

Die Ursachen des Leidens sind menschliche Neigungen wie Verlangen, Anhaftung, Gier, Stolz, Abneigung und Unwissenheit. Das Verlangen (trishna) steht im Zentrum der Ursache und der Beseitigung des Leidens. Dieses Verlangen erzeugt eine Kette von Ereignissen, die das Leben und das Erleben des Menschen formen. Die Möglichkeit, dieses Verlangen zu überwinden, eröffnet den Weg zur Befreiung von Leid.

Die Analogie des Floßes, die Buddha in den Majjhima Nikaya (1.134-35) verwendet, ist ein weiteres starkes Bild zur Veranschaulichung der Praxis des Dharma. Hier beschreibt der Buddha einen Mann, der auf einer gefährlichen Reise ein Floß baut, um einen Fluss zu überqueren. Nachdem er das Floß erfolgreich genutzt hat, würde er sich nicht daran festhalten, sondern es auf den Boden legen, um weiterzugehen. Diese Analogie soll verdeutlichen, dass die Lehren Buddhas als Mittel zum Zweck dienen – der Zweck ist das Erreichen der Befreiung, nicht das Festhalten an der Lehre selbst. Es ist entscheidend, dass die Praktizierenden verstehen, dass die Lehren nicht dazu gedacht sind, als dauerhafter Halt zu dienen, sondern dass sie, sobald sie ihren Zweck erfüllt haben, losgelassen werden müssen.

Ein weiteres wichtiges Konzept in der Lehre des Buddha ist die Unbeständigkeit (anichcha). Alles im Universum ist vergänglich, und dies schließt das individuelle Leben ein. Es gibt keine Kraft, die das Altern, das Leiden und den Tod verhindern kann. Auf einer tieferen Ebene besteht das, was wir als „Ich“ oder „Selbst“ wahrnehmen, in einem fortwährenden Fluss von Momenten des Erlebens und des Bewusstseins. Die Analogie des Flusses erklärt dies gut – der Fluss scheint gleich zu bleiben, doch die Wassertropfen, die ihn ausmachen, verändern sich ständig.

Später beschreibt der Text des Milindapanha den Namen einer Person als ein praktisches Etikett für einen komplexen, miteinander verbundenen Haufen immer wechselnder Elemente, ähnlich einem Wagen, der aus verschiedenen Teilen wie Achse, Rahmen und Rädern besteht. Die Vorstellung eines dauerhaften, unveränderlichen „Ich“ ist also eine falsche Wahrnehmung und entsteht durch Unwissenheit.

Die Lehre des Buddha verwirft die Vorstellung eines ewigen „Atman“ (Selbst) und betont, dass die Elemente des bewussten Erlebens in zwei Hauptkategorien unterteilt sind: Nama (Geist, der mentale Aspekt) und Rupa (Form, der physische Aspekt). Diese werden weiter in vier Teile unterteilt: Vedana (Gefühle), Sanna (Wahrnehmung), Sankharas (einschließlich Wissen, das aus Gefühlen und Wahrnehmungen entsteht, sowie Wille) und Vinnana (kognitives Bewusstsein). Diese fünf Aggregate (panchakhanda) bilden das, was wir als „Ich“ oder „Selbst“ betrachten.

Ein weiteres wichtiges Konzept der Buddha-Lehre ist Patichcha-samuppada – das Gesetz der bedingten Entstehung. Dies ist sowohl eine Erklärung für alle Phänomene als auch eine Erklärung für dukkha (Leiden). Die Elemente dieses Gesetzes werden als ein Rad mit zwölf Gliedern dargestellt, wobei jedes Glied das nächste verursacht: Unwissenheit (avijja), Formationen (sankhara), Bewusstsein (vinnana), Körper und Geist (nama-rupa), die sechs Sinne (salayatana), Sinnesberührung (phassa), Gefühl (vedana), Verlangen (tanha), Anhaftung (upadana), Werden (bhava), Geburt (jati), Alter und Tod (jara-marana). Diese Glieder sind später in drei Gruppen unterteilt, die sich auf das vergangene, gegenwärtige und zukünftige Leben beziehen, sodass Patichcha-samuppada auch eine Erklärung für die Ursprünge der Wiedergeburt in Unwissenheit liefert.

Das höchste Ziel der Lehre Buddhas ist die Erlangung von Nibbana. Nibbana ist kein Ort, sondern eine Erfahrung, die in diesem Leben erreicht werden kann. Der Buddha selbst soll Nibbana erfahren haben, ebenso wie einige seiner Anhänger. Nibbana bedeutet wörtlich „Auslöschen“ oder „Verlöschen“ – das Auslöschen von Verlangen, Anhaftung, Gier, Hass, Unwissenheit und dem Gefühl des „Ich“. Andere Begriffe wie Vimokha, Vimutti und Arahatta werden ebenfalls verwendet und beziehen sich auf Freiheit, Selbstbeherrschung und Befreiung, was das Durchbrechen des Zyklus von Geburt, Tod und Wiedergeburt bedeutet.

Nibbana ist nicht der physische Tod. Der Begriff Parinibbana bezieht sich auf den Tod eines erleuchteten Wesens wie des Buddha. Die Lehre Buddhas akzeptiert die Idee der Transmigration (Samsara), lehnt jedoch die Vorstellung eines unsterblichen „Atman“ ab. Was also transmigriert? Eine Interpretation ist, dass der Buddhismus die Transmigration von Charakter oder Persönlichkeit lehrt. Eine andere Möglichkeit ist, dass er die Übertragung eines Lebensimpulses vorschlägt, ähnlich der Übertragung einer Flamme von einer Kerze zur anderen. Die Lehre deutet darauf hin, dass die Elemente des bewussten Erlebens nach dem Tod nicht einfach verschwinden, sondern in einer anderen Form und zu einer anderen Zeit wieder erscheinen.

Die Bedeutung des Bodhisattva-Ideals und der Mahayana-Tradition im Buddhismus

Die Verbreitung des Sanskrit in den Mahayana-Texten ist ein bedeutendes Merkmal der Entwicklung dieser buddhistischen Strömung. Zu den wichtigsten Mahayana-Sutras gehören die Prajnaparamita-Sutras, von denen das Ashtasahasrika als eines der ältesten gilt. Mahayana erlebte seine klassische Darstellung durch die Schriften von Denkern wie Nagarjuna, Aryadeva, Asanga und Vasubandhu. Weitere Hinweise auf die Geschichte des Mahayana in Indien liefern die Berichte chinesischer Pilger sowie Inschriften und archäologische Funde aus buddhistischen Klosterstätten.

Die Idee des Bodhisattva, des "Wesen der Weisheit", ist auch im frühen Buddhismus bekannt. Es wird berichtet, dass Gotama in einer früheren Existenz als Asket namens Megha oder Sumedha geboren wurde und in Anwesenheit eines früheren Buddhas, Dipankara, einen Gelübde ablegte, den Weg zur Buddhaschaft zu gehen, jedoch seine Erleuchtung aus Mitgefühl für andere verzögerte. Diese Vorstellung erlangte im Mahayana jedoch eine tiefere Bedeutung. Das höchste Ziel im älteren Buddhismus war das Erreichen von Nibbana und das Erreichen des Arhat-Zustandes. Mahayana betrachtete dies als ein geringeres Ziel, das höhere Ziel bestand darin, den Weg eines Bodhisattvas zu gehen und die Buddhaschaft zu erreichen.

Der Unterschied zwischen Arhat und Bodhisattva ist entscheidend: Ein Arhat strebt danach, Nibbana zu erreichen und verlässt nach diesem persönlichen Erfolg den Zyklus von Samsara. Der Bodhisattva jedoch hat große Weisheit erlangt, verzichtet aber darauf, den letzten Schritt in das Nibbana zu machen, um sich auf unzählige Äonen hinweg aktiv der Hilfe für andere zu widmen. Das zentrale Element im Ideal des Bodhisattva im Mahayana ist die große Mitgefühl (maha-karuna) für andere.

Die Praktiken, die den Weg zur Buddhaschaft im Mahayana bildeten, ähnelten denen der früheren Tradition. Auf dem Weg des Bodhisattva gab es mehrere Stufen, die die Erreichung einer Reihe von Perlen, bekannt als Paramitas, beinhalteten. Diese wurden ursprünglich auf sechs begrenzt und später auf zehn erweitert. Sie umfassten Großzügigkeit (dana), gute Verhaltensweise (shila), Geduld (kshanti), geistige Stärke (virya), Meditation (dhyana), Weisheit (prajna), Geschicklichkeit in den Mitteln (upaya-kaushalya), Entschlossenheit (pranidhana), Macht (bala) und Wissen (jnana).

Die Perspektive des Mahayana auf den Buddha und das Erwachen im Vergleich zum älteren Buddhismus war ebenfalls eine grundlegende Veränderung. In der früheren Tradition wurde der Buddha als ein Mensch angesehen, der als einziger unter den vielen erleuchteten Wesen als unvergleichlicher Lehrer den Weg zur Erlösung wies. In Mahayana jedoch wurde das Verständnis des Buddha erweitert, indem transcendentale Buddhas und Bodhisattvas eingeführt wurden, die zwischen Nibbana und Samsara standen. Diese Buddhas und Bodhisattvas, wie Maitreya, Avalokiteshvara und Manjushri, arbeiteten gleichzeitig für die Befreiung der fühlenden Wesen in ihren jeweiligen "Buddha-Feldern" (Buddha-kshetra).

Die philosophischen Ideen des Mahayana wurden in den Texten von zwei bedeutenden buddhistischen Schulen vertreten: Madhyamaka und Yogachara. Nagarjuna, der Gründer der Madhyamaka-Schule im 2. Jahrhundert, formulierte das Konzept von Shunyata (Leere). Diese Leere bedeutet nicht, dass nichts existiert, sondern dass die Erscheinungen trügerisch sind und es keine permanenten Selbst und Substanzen gibt. Nach Nagarjunas Analyse sind die sogenannten "Dharmas" – die grundlegenden Elemente von Geist und Materie – leer, da sie nicht aus sich selbst heraus existieren.

Die Yogachara-Schule, die in Sutra-Texten wie dem Samdhinirmochana und dem Lankavatara präsentiert wird, legt großen Wert auf Meditation als Mittel zur Erlangung des höchsten Ziels. Sie beschreibt ein detailliertes Modell des Bewusstseins und unterscheidet zwischen dem aktiven Bewusstsein, das durch die Sinne und den Gedanken bestimmt wird, und zwei weiteren Ebenen des Bewusstseins: dem defilierten Geist (klishta-manas) und dem Speicherbewusstsein (alaya-vijnana), das alle Samen der Verblendungen enthält. Der Weg eines Bodhisattvas führt zur Auflösung dieser Verblendungen und zur Erreichung völliger Klarheit und Weisheit.

Im praktischen Bereich des Mahayana war die Verehrung von Buddhas und Bodhisattvas durch Bildnisse in Schreinen eine der wichtigsten Manifestationen dieser Ideen. Während der ältere Buddhismus die Verehrung von Stupas und Reliquien als verdienstvoll, aber nicht wesentlich erachtete, verlieh Mahayana der Hingabe an Buddhas und Bodhisattvas eine zentrale Bedeutung. Dies zeigt sich in den Skulpturen und Denkmälern, die an verschiedenen buddhistischen Stätten zu finden sind.

Die Archäologie hat einen wertvollen Beitrag zur Erforschung der religiösen Praxis im Mahayana geleistet. So zeigt die Studie von Lars Fogelin (2006) zur Architektur und Landschaft des Klosterstandorts Thotlakonda, dass der Ort sowohl monastische Isolation als auch eine Verbindung zur Laiengemeinschaft widerspiegelte. Die großen Anzahl von Gedenksteinen (231) außerhalb des Klosters deutet darauf hin, dass auch die Asche weniger prominenter Mönche und hingebungsvoller Laien dort begraben wurde.

Die Stellung der Frauen im Buddhismus während dieser Zeit ist ebenfalls von Interesse. Diana Y. Paul (1979) weist darauf hin, dass Mahayana-Texte, wie ihre Vorgänger, sowohl negative als auch positive Darstellungen von Frauen und Weiblichkeit enthalten. Diese Texte spiegeln wider, wie Männer sich selbst im Verhältnis zu Frauen sahen – einerseits als mysteriös und schwach, andererseits als weise, mütterlich und mitfühlend.