In den letzten Jahrzehnten ist die zunehmende Antibiotikaresistenz ein zentrales Problem der modernen Medizin geworden. Eine der gefährlichsten und schwer zu bekämpfenden Herausforderungen ist die Resistenz gegenüber β-Lactam-Antibiotika, die durch die Produktion von β-Lactamase-Enzymen vermittelt wird. Diese Enzyme zersetzen die β-Lactam-Struktur, die in vielen Antibiotika vorkommt, und machen sie so unwirksam. Besonders problematisch sind die Metallo-β-Lactamase (MBL)-Produzenten, die nicht nur gegen β-Lactam-Antibiotika, sondern auch gegen Carbapeneme resistent sind, eine der letzten verfügbaren Antibiotikaklassen.

Ein bedeutender Fortschritt im Kampf gegen diese Resistenzen sind Metallo-β-Lactamase-Inhibitoren (MBLI), die gezielt die Aktivität dieser Enzyme blockieren. Substanzen wie Aspergillomarasmine A, die als natürliche MBL-Inhibitoren entdeckt wurden, zeigen das Potenzial, selbst gegen die stärksten Resistenzmechanismen, wie den New Delhi Metallo-β-Lactamase-1 (NDM-1), anzukämpfen. Diese Fortschritte bieten neue Hoffnung für die Behandlung von Infektionen, die durch multiresistente Keime verursacht werden.

Die Entwicklung von MBLI steht jedoch vor mehreren Herausforderungen. Eine der größten Schwierigkeiten ist, dass MBLs sehr unterschiedliche Strukturen aufweisen können, was die Entwicklung universeller Inhibitoren erschwert. Jede Form von Metallo-β-Lactamase besitzt spezifische Bindungstaschen, die variieren können, was die Suche nach einem breiten Spektrum an Inhibitoren intensiviert. Einige Inhibitoren, wie Avibactam, haben bereits Erfolge gezeigt, indem sie die Aktivität von AmpC-β-Lactamase und anderen Class C β-Lactamase-Enzymen erfolgreich hemmen. Jedoch zeigt auch diese Substanz ihre Grenzen bei der Hemmung von MBLs, was die Forschung nach neuen, noch leistungsfähigeren Inhibitoren notwendig macht.

Die gezielte Kombination von Antibiotika mit Metallo-β-Lactamase-Inhibitoren stellt eine vielversprechende Strategie dar. Dies wurde bereits in klinischen Studien getestet, und erste Ergebnisse zeigen, dass diese Kombinationen den therapeutischen Nutzen erheblich steigern können. Insbesondere bei den schwer behandelbaren Klebsiella- und Pseudomonas-Stämmen, die häufig mit MBL-Produktion assoziiert sind, könnte diese Herangehensweise zu einer neuen Behandlungsoption führen. Es gibt auch Hinweise darauf, dass die Kombination von Inhibitoren mit anderen Antibiotika das Wachstum der Resistenz langsamer fördert, was langfristige Behandlungsstrategien stabilisieren könnte.

Ein weiteres spannendes Forschungsfeld betrifft die Fähigkeit von MBLI, den Resistenzmechanismus bei verschiedenen bakteriellen Stämmen zu überwinden. Hier zeigen Daten, dass bestimmte Inhibitoren wie biphenyl-Tetrazole nicht nur die β-Lactamase-Aktivität hemmen, sondern auch das bakterielle Membransystem stabilisieren, wodurch die Antibiotika-Effizienz im Gesamtorganismus erhöht wird. Solche synergistischen Effekte könnten helfen, die Schwierigkeiten bei der Behandlung von Infektionen, die durch multiresistente Pathogene verursacht werden, zu überwinden.

Abschließend ist es jedoch von großer Bedeutung, dass die Entwicklung von Metallo-β-Lactamase-Inhibitoren nicht nur die direkte Hemmung von resistenten Enzymen in den Vordergrund stellt. Vielmehr sollte eine umfassende Betrachtung der bakteriellen Resistenzen und ihrer Mechanismen erfolgen. Ein vertieftes Verständnis der biologischen Interaktionen zwischen Antibiotika und Bakterien, einschließlich der genetischen Anpassungsfähigkeit von Keimen, ist von entscheidender Bedeutung für die erfolgreiche Implementierung neuer therapeutischer Mittel.

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Wie Antibiotika-Produzenten sich selbst schützen und die Entdeckung von Antibiotika im Boden

Die Biosynthesewege für Antibiotika werden während der exponentiellen Wachstumsphase (logarithmische Phase) von Mikroorganismen abgeschaltet, da zu dieser Zeit eine ausreichende Menge an Nährstoffen vorhanden ist. In der stationären Wachstumsphase jedoch, in der die Mikroorganismen mit einer begrenzten Nährstoffquelle konkurrieren, werden die Biosynthesewege für Antibiotika wieder aktiviert. Dies geschieht, um den Wettbewerb zu gewinnen, indem benachbarte Bakterien getötet werden. Die überlebenden Bakterien nutzen die Nährstoffe, die durch das Platzen der toten Bakterienzellen freigesetzt werden. Diese Information ist besonders relevant für die industrielle Produktion von Antibiotika aus natürlichen Quellen. Es sei jedoch darauf hingewiesen, dass diese Theorie von einigen Wissenschaftlern infrage gestellt wurde.

Mikroorganismen, die Antibiotika produzieren, müssen sich vor den von ihnen erzeugten Substanzen schützen. Dies geschieht durch verschiedene Strategien: Erstens werden einige Antibiotika unmittelbar nach ihrer Synthese in die Umwelt exportiert, um die intrazellulären Konzentrationen niedrig zu halten. Zweitens produzieren einige antibiotika-erzeugende Mikroorganismen ein Resistenzprotein, das das eigene Antibiotikum inaktiviert. Das Antibiotikum wird außen freigesetzt, um andere Bakterien zu töten, doch jedes Antibiotikum, das wieder in die Zelle gelangt, wird durch das Resistenzprotein inaktiviert. Zum Beispiel schützen sich Aktinomyzeten, die Streptomycin herstellen, durch die Bildung eines Antibiotika-inaktivierenden Enzyms. Drittens werden einige Antibiotika, wie Aminoglykoside und Makrolide, in einer inaktiven Form synthetisiert und exportiert, um außerhalb der Zelle in die aktive Form umgewandelt zu werden. Viertens verändern einige Antibiotika-Produzenten das Ziel des Antibiotikums innerhalb ihrer eigenen Zellen. Zum Beispiel stellen Mikroorganismen, die Zellwand-angreifende Antibiotika produzieren, ihre eigene Zellwand mit einem anderen Enzym her, das nicht vom Antibiotikum beeinflusst wird.

Ein weiteres neu entdecktes Schutzmechanismus ist bei Streptomyces platensis zu finden. Diese Mikroben produzieren zwei Antibiotika, die Enzyme im Fettsäuresyntheseweg anderer Bakterien hemmen. Streptomyces platensis schützt sich jedoch, indem es ein anderes Enzym im eigenen Fettsäuresyntheseweg verwendet, das gegen die Antibiotika resistent ist.

Der Boden gilt als einer der besten Orte für die Suche nach Antibiotika. Es ist bekannt, dass der Boden ein sehr komplexes Ökosystem darstellt, in dem die Lebewesen chemische Abwehrmechanismen entwickelt haben, um sich gegen andere Organismen zu verteidigen. Daher war es für viele Wissenschaftler naheliegend, diese Chemikalien im Boden zu suchen. Noch bevor Antibiotika entdeckt wurden, fragten sich Wissenschaftler, warum der Boden trotz der Anwesenheit von Millionen von toten Tieren und Menschen, die durch bakterielle Infektionen starben, nicht von pathogenen Bakterien durchzogen ist. Die Antwort liegt darin, dass zahlreiche Mikroorganismen im Boden Antibiotika produzieren, die vermutlich die pathogenen Bakterien, die aus den Verwesungsprozessen freigesetzt werden, abtöten. Wenn man also Antibiotika suchen möchte, ist der Boden der beste Ort.

Die meisten heute bekannten Antibiotika wurden aus Mikroorganismen im Boden isoliert. Beispiele hierfür sind Terramycin, Vancomycin und Streptomycin. Der Großteil dieser Entdeckungen fand innerhalb weniger Jahrzehnten statt, allerdings folgte darauf eine halbe Jahrhundertlange Periode, in der keine neuen Antibiotika entdeckt wurden. Ein Grund für dieses Fehlen neuer Entdeckungen ist, dass die meisten Mikroorganismen im Boden unter Laborbedingungen nicht kultiviert werden können. Tatsächlich wurden bis heute 99% aller Bakterienarten auf diesem Planeten nicht kultiviert. Kim Lewis und seine Kollegen entwickelten eine neuartige Methode zur Kultivierung vieler dieser Organismen und entdeckten dabei mehrere neue potentielle Antibiotika, darunter Teixobactin.

Die Entdeckung von Antibiotika ist untrennbar mit dem Namen Alexander Fleming verbunden, der 1928 das erste Antibiotikum, Penicillin, entdeckte und dafür den Nobelpreis erhielt. Es ist jedoch wichtig zu wissen, dass Penicillin nicht wirklich das erste Antibiotikum war, das entdeckt wurde. Schon 1920 hatte Fleming das Antibiotikum Lysozym entdeckt, ein natürlich vorkommendes Enzym in menschlichen Tränen, das Bakterien durch das Zersetzen ihrer Zellwände tötet. Lysozym war jedoch nicht als Antibiotikum bekannt, da es als Protein nicht zur Behandlung von Patienten verwendet werden konnte.

Fleming machte seine zweite Entdeckung von Antibiotika 1928, als er zufällig feststellte, dass die Bakterien auf einer Petri-Schale, die mit einem grünen Schimmelpilz kontaminiert war, lysiert wurden. Dieser Schimmelpilz, den er als Penicillium identifizierte, produzierte eine Substanz, die die Bakterien abtötete, und er nannte diese Substanz „Penicillin“. Diese „Zufallsentdeckung“ ist jedoch keine Ausnahme in der Wissenschaft. Viele große Entdeckungen, wie die von Isaac Newton über die Schwerkraft, basierten auf scheinbar zufälligen Ereignissen, aber nur die Wissenschaftler, die die Bedeutung dieser Ereignisse erkannten und weiterverfolgten, machten bahnbrechende Entdeckungen.

Fleming selbst konnte Penicillin nicht in ausreichender Menge für den klinischen Einsatz herstellen. Dies gelang erst den Wissenschaftlern Howard Florey und Ernst Chain an der Universität Oxford, die 1940 eine Methode entwickelten, um Penicillin zu reinigen und in ausreichender Menge herzustellen. Bereits 1941 wurde Penicillin erstmals an einem Menschen getestet. Zunächst wurde es aufgrund der begrenzten Menge ausschließlich für militärische Zwecke verwendet, aber ab 1942 begann die großflächige Anwendung in der Allgemeinbevölkerung.

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Wie antivirale Medikamente die Virusvermehrung und -ausbreitung hemmen

Antivirale Medikamente spielen eine entscheidende Rolle in der Bekämpfung von Virusinfektionen, indem sie spezifische Mechanismen der Virusvermehrung und -ausbreitung gezielt stören. Es gibt verschiedene Klassen von antiviralen Substanzen, die auf unterschiedliche Stufen im Lebenszyklus eines Virus abzielen. Besonders wirksam sind Substanzen, die den Eintritt des Virus in die Zelle verhindern, die Uncoating-Prozesse unterbrechen oder die Synthese von viraler DNA bzw. RNA blockieren. Die Entwicklung antiviraler Medikamente umfasst sowohl ältere, gut etablierte Wirkstoffe als auch neuere, innovative Ansätze, die zunehmend an Bedeutung gewinnen.

Ein bemerkenswerter Mechanismus, den einige antivirale Medikamente nutzen, besteht darin, die Fusion des Virus mit der Wirtszelle zu verhindern. Diese Medikamente binden an Transmembranproteine wie das M2-Protein und blockieren so den Protonentransport, der für das Uncoating, also das Freisetzen des viralen Genoms, erforderlich ist. Durch diese Blockade wird die Virusvermehrung direkt gestört.

Weitere Arzneimittel wirken als Nukleosid- oder Nukleotid-Analoga. Diese Substanzen ahmen natürliche Substrate nach und werden in die virale DNA oder RNA eingebaut. Da der nächste Nukleotidbaustein nicht mehr angehängt werden kann, wird die Weitervermehrung des Virus gestoppt. Ein bekanntes Beispiel ist Acyclovir, ein Guanosin-Analogon, das erfolgreich gegen Herpesviren eingesetzt wird. Ähnlich wirkt Zidovudin (AZT), das gegen HIV eingesetzt wird, und Lamivudin, ein weiteres Medikament, das bei der Behandlung von Hepatitis und HIV eine Rolle spielt.

Diese Nukleosid-Analoga wirken vor allem auf das Enzym Reverse Transkriptase, das bei RNA-Viren die virale RNA in DNA umschreibt. Ein weiterer typischer Mechanismus der Blockierung der Virusvermehrung ist die Hemmung der Virusproteasen. HIV etwa nutzt seine Protease, um aus einem langen Polyprotein verschiedene funktionelle Proteine freizusetzen, die für die Virusreplikation erforderlich sind. Protease-Inhibitoren wie Saquinavir oder Ritonavir blockieren diesen Prozess und haben die Sterblichkeitsrate bei HIV-infizierten Patienten drastisch gesenkt.

Neben diesen klassischen Ansätzen gibt es noch die sogenannte Neuraminidase-Inhibitoren, wie Oseltamivir und Zanamivir, die bei der Behandlung von Influenza-Viren eingesetzt werden. Sie verhindern, dass die Viruspartikel die Wirtszelle verlassen können, indem sie das Enzym Neuraminidase blockieren, das für die Freisetzung der Viren aus der Zelle notwendig ist.

Ein neuerer, innovativer Ansatz in der antiviralen Therapie nutzt Antisense-Oligonukleotide. Diese synthetischen DNA-Fragmente binden sich an virale RNA-Moleküle und verhindern deren Translation. Ein Beispiel dafür ist Fomivirsin, das zur Behandlung von Augeninfektionen bei AIDS-Patienten verwendet wird. Die Entwicklung dieser Technologien stellt einen vielversprechenden Weg zur Bekämpfung von Virusinfektionen dar, insbesondere da sie gezielt auf die virale mRNA abzielen und somit die Proteinproduktion verhindern.

Es ist zu beachten, dass die Entwicklung antiviraler Medikamente stets mit Herausforderungen verbunden ist. Ein Hauptproblem ist die Toxizität vieler dieser Wirkstoffe. Insbesondere Nukleosid-Analoga können auch die DNA-Polymerase des Wirts beeinträchtigen, was zu Nebenwirkungen führt. Deshalb ist die spezifische Zielgerichtetheit der Medikamente von entscheidender Bedeutung, um die Effektivität zu maximieren und gleichzeitig das Risiko von Nebenwirkungen zu minimieren.

Ein weiterer Aspekt, den es zu berücksichtigen gilt, ist die Entstehung von Resistenzen. Wie bei vielen anderen Arzneimittelklassen können auch antivirale Medikamente die Entwicklung resistenter Virusstämme fördern. Besonders bei HIV, Hepatitis C und Influenza wurden Resistenzen gegen etablierte Medikamente dokumentiert, was die Notwendigkeit einer ständigen Weiterentwicklung und Verbesserung der Medikamente unterstreicht.

Neben der Therapie von akuten Virusinfektionen gewinnen antivirale Mittel auch zunehmend an Bedeutung bei der Prävention von Virusübertragungen, insbesondere im Kontext von Epidemien und Pandemien. Die Fähigkeit, Virusvermehrung und -ausbreitung frühzeitig zu hemmen, kann entscheidend zur Eindämmung von Infektionswellen beitragen.

Die Entwicklung neuer antiviraler Wirkstoffe ist ein fortlaufender Prozess, der eng mit den Fortschritten in der molekularen Virologie und der pharmazeutischen Forschung verknüpft ist. In den kommenden Jahren ist mit weiteren Durchbrüchen zu rechnen, die eine noch gezieltere und effektivere Bekämpfung von Virusinfektionen ermöglichen werden.