Am 25. Juli 2019 führte Präsident Donald Trump ein Telefonat mit dem frisch gewählten Präsidenten der Ukraine, Wolodymyr Selenskyj. Der Anlass des Gesprächs war, dem neuen ukrainischen Staatsoberhaupt zu seinem Wahlsieg zu gratulieren. Doch das Gespräch nahm eine dramatische Wendung: Trump bat Selenskyj um einen Gefallen. Er wollte, dass die ukrainische Regierung Ermittlungen gegen den ehemaligen Vizepräsidenten Joe Biden und dessen Sohn Hunter anstellt, der im Vorstand eines ukrainischen Energieunternehmens saß. Joe Biden galt als der aussichtsreichste Kandidat für die Präsidentschaftswahlen 2020.
Im September 2019 wurde eine anonyme Beschwerde eines US-Geheimdienstmitarbeiters eingereicht. Dieser schrieb, er habe von mehreren US-Beamten erfahren, dass Trump die Macht seines Amtes missbrauche, um ausländische Einflussnahme auf die US-Wahlen 2020 zu fordern. Trump wurde vorgeworfen, fast 400 Millionen Dollar an Militärhilfe für die Ukraine zurückzuhalten, um Selenskyj unter Druck zu setzen, die Bidens zu untersuchen. In Reaktion auf die Beschwerde veröffentlichte das Weiße Haus eine grobe Zusammenfassung des Telefonats. Trump behauptete, das Gespräch beweise, dass er nichts Unrechtes getan habe. Er beschrieb es später als „perfekt“. Doch die Enthüllung, dass er tatsächlich versucht hatte, Selenskyj zu einer Untersuchung seines politischen Rivalen zu drängen, löste einen Sturm der Entrüstung in den Medien und im ganzen Land aus. Am 24. September 2019 kündigte die Vorsitzende des Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, eine Untersuchung an, die schließlich zur Amtsenthebung des Präsidenten führen sollte.
Die Amtsenthebung von Trump war nur der jüngste in einer Reihe von Ermittlungen gegen den Präsidenten, einige davon begannen bereits vor seiner Amtsübernahme. Die Ukraine-Affäre brach zu einer Zeit auf, in der Trump gerade einer der schwerwiegendsten Bedrohungen seiner Präsidentschaft entkommen war. Sonderermittler Robert Mueller und sein Team hatten in einer fast zweijährigen Untersuchung den russischen Einfluss auf die Präsidentschaftswahlen 2016 und mögliche Absprachen zwischen Trump und Russland untersucht. Die Untersuchung hatte 37 Anklagen zur Folge, darunter fünf gegen Trumps Mitarbeiter und Wahlkampfmitglieder. Obwohl die Ermittlungen zahlreiche Beweise für russische Wahlmanipulationen zutage förderten, kamen die Ermittler zu dem Schluss, dass keine ausreichenden Beweise für eine Verschwörung zwischen Trump und Russland vorlagen. Doch Trumps Gegner beharrten darauf, dass das Versagen, klare Beweise für eine Verschwörung zu finden, die Arbeit des Sonderermittlers nicht entwertete.
Erst Monate nach der Veröffentlichung des Mueller-Berichts brach die Ukraine-Affäre aus, was wiederum neue Fragen zu Trumps Verhalten aufwarf. Die Beschwerde des Whistleblowers ähnelte in vielerlei Hinsicht den Vorwürfen, die im Zusammenhang mit der russischen Wahlmanipulation erhoben worden waren: Auch hier ging es um den Vorwurf, Trump habe versucht, ausländische Hilfe für seine Wiederwahl zu erhalten.
Trumps Präsidentschaft war von Beginn an von Chaos und Konflikten geprägt. Als ehemaliger Milliardär und Reality-TV-Star war Trump ein Präsident wie kein anderer zuvor. Sein überraschender Sieg bei den Wahlen 2016, bei dem er Hillary Clinton besiegte, hatte die Experten ebenso überrascht wie seine politische Karriere. Trump fehlte es an Erfahrung in der Politik, was viele zu der Annahme führte, dass seine Präsidentschaft eine Katastrophe werden würde. Besonders besorgniserregend war seine feindselige Haltung gegenüber traditionellen Verbündeten der USA und seine Ablehnung jahrzehntelanger Handelsabkommen. Auch die von ihm propagierte „America First“-Politik wurde von vielen als nationalistisch empfunden. Trumps unorthodoxe Herangehensweise an die Amtsführung, seine Vorliebe für unkonventionelle, oft spöttische Angriffe auf politische Gegner und Medien, seine chaotische Verwaltung und der scheinbare Mangel an Respekt vor institutionellen Normen sorgten für ständige Turbulenzen in der US-Politik.
Obwohl seine Regierungsführung vielfach kritisiert wurde, erzielte Trump in einigen Bereichen Erfolge. In den ersten drei Jahren seiner Amtszeit wuchs die US-Wirtschaft, die Arbeitslosenquote sank, besonders unter Minderheiten. Dennoch zeigten Umfragen, dass die Mehrheit der Amerikaner Trump ablehnte, während sie einige seiner politischen Maßnahmen unterstützten.
Der Ukraine-Skandal brachte auch grundlegende Fragen zur amerikanischen Regierung auf. Es entstand eine breite Debatte darüber, welche Handlungen als impeachable gelten und wo die Grenzen der präsidentiellen Macht liegen. Der Fall lenkte auch die Aufmerksamkeit auf die angespannte Beziehung zwischen Trump und dem sogenannten „Deep State“, also der dauerhaften Bürokratie innerhalb der US-Regierung. Trump und seine Anhänger bezeichneten diese Institutionen oft als feindselige Kräfte, die seine politischen Ziele sabotieren wollten. Die Auseinandersetzung zwischen dem Präsidenten und dieser „Bürokratie“ stellte einen weiteren, bedeutenden Konflikt in Trumps Präsidentschaft dar und beeinflusste maßgeblich die politische Landschaft der USA.
Neben diesen politischen Aspekten ist es wichtig zu verstehen, wie solche Konflikte das Vertrauen der Bevölkerung in die Institutionen der Demokratie erschüttern können. Die Frage der Amtsenthebung lenkte den Blick auf die Bedeutung der Kontrolle und der Rechenschaftspflicht innerhalb der Exekutive. Wenn ein Präsident wie Trump das System immer wieder herausfordert, wird die Glaubwürdigkeit und Legitimität der Institutionen selbst infrage gestellt. Dies betrifft nicht nur die USA, sondern auch die internationalen Beziehungen, da die Demokratie als Modell für viele andere Länder fungiert.
Wie verlief der Amtsenthebungsprozess gegen Präsident Trump im Dezember 2019?
Im Dezember 2019 entfaltete sich im US-Repräsentantenhaus ein intensiver und emotional aufgeladener Amtsenthebungsprozess gegen Präsident Donald Trump. Bei einer Kundgebung in Hershey, Pennsylvania, beharrte Trump darauf, nichts falsch gemacht zu haben, und verspottete die Impeachment-Vorwürfe. Innerhalb des Kongresses gab es jedoch kontroverse Diskussionen über die angemessene Reaktion auf das Verhalten des Präsidenten. Einige moderate Demokraten zogen in Erwägung, statt einer vollständigen Amtsenthebung lediglich eine Rüge (censure) auszusprechen. Diese offizielle Missbilligung hätte symbolischen Charakter, ohne ein Amtsenthebungsverfahren oder einen Senatstrial nach sich zu ziehen. Der Vorschlag zielte auch darauf ab, politischen Schaden in umkämpften Wahlkreisen zu minimieren und eine breite Zustimmung zu ermöglichen. Doch die Mehrheit der Demokraten hielt die Vergehen Trumps für so gravierend, dass nur eine Amtsenthebung angemessen sei.
Der Hauptausschuss für Justizfragen im Repräsentantenhaus, unter der Leitung von Jerrold Nadler, bereitete die entscheidenden Beratungen vor. Die Sitzung am 11. Dezember zeichnete sich durch eine ungewöhnliche Erlaubnis aus, dass alle 41 Ausschussmitglieder eine Eröffnungsrede halten durften, was die historische Bedeutung des Moments unterstrich. Die Debatte war von tiefen politischen Gräben geprägt, und es kam wiederholt zu hitzigen Wortgefechten, die mit gegenseitigen Anschuldigungen und Unterstellungen einhergingen. Nadler forderte die Republikaner eindringlich dazu auf, über ihre historischen Rollen nachzudenken und wie ihre Entscheidungen in der Zukunft bewertet werden würden. Er erinnerte daran, dass Trumps Zeit als Präsident begrenzt sei und die politische Landschaft sich wieder beruhigen werde.
Am zweiten Sitzungstag eskalierte die Auseinandersetzung weiter. Die Vorlage zu den Anklagepunkten wurde von der Ausschussmitarbeiterin Madeline Strasser verlesen, woraufhin erbitterte parteiische Streitigkeiten ausbrachen. Die Republikaner versuchten, durch zahlreiche Änderungsanträge die Artikel abzuschwächen oder ganz zu eliminieren, während die Demokraten sie als Versuch einer Verhinderung des Verfahrens kritisierten. Die Vorwürfe reichten von Machtmissbrauch bis hin zu Vorwürfen bezüglich der Ukraine, wobei Demokraten Trump etwa die Verzögerung von Militärhilfe vorwarfen, was zum Tod ukrainischer Soldaten beigetragen habe. Republikaner verwiesen darauf, dass die Gelder letztlich fristgerecht freigegeben wurden, und wiesen die Vorwürfe zurück.
Inmitten der Debatte nutzte Trump die sozialen Medien, um den Prozess als Farce zu brandmarken und die Unterstützung seiner Anhänger zu mobilisieren. Nach etwa vierzehn Stunden Debatte einigten sich die Abgeordneten darauf, die Beratungen über Änderungsanträge zu beenden. Trotz zahlreicher Anträge gelang es den Republikanern nicht, eine Änderung durchzusetzen. Am 12. Dezember verschob Nadler die finale Abstimmung auf den folgenden Morgen, was seine republikanischen Kollegen verärgerte, die ihm Wahlkampfmanöver vorwarfen.
Am 13. Dezember wurde der Ausschussbericht mit den beiden Artikeln der Amtsenthebung – Machtmissbrauch und Behinderung der Justiz – jeweils mehrheitlich parteiisch verabschiedet. Einen Tag später fand die Abstimmung im gesamten Repräsentantenhaus statt. Das Ergebnis war klar vorhersehbar: Die Demokraten, als Mehrheitspartei, stimmten geschlossen für die Amtsenthebung, während die Republikaner dagegen votierten. Einige moderate Demokraten, deren Wahlkreise Trump 2016 unterstützt hatten, enthielten sich oder stimmten dagegen. Die finalen Zahlen zeigten eine nahezu streng parteiische Spaltung. Speaker Nancy Pelosi betonte in ihrer Ansprache die historische Verantwortung des Parlaments und bezeichnete Trumps Verhalten als so unverantwortlich, dass es keine andere Wahl als die Amtsenthebung gab.
Nach der Abstimmung sorgte Pelosi für Aufmerksamkeit, als sie die Dokumente mit Souvenir-Stiften unterschrieb, die sie an demokratische Abgeordnete verschenkte. Diese symbolische Geste spiegelte den bedeutenden historischen Moment wider.
Es ist wichtig zu verstehen, dass der Amtsenthebungsprozess weit mehr als ein juristisches Verfahren war. Er war ein Spiegelbild tiefer gesellschaftlicher und politischer Spaltungen in den USA, bei denen juristische Fakten und politische Loyalitäten miteinander verflochten waren. Das Verfahren verdeutlichte, wie Machtkonflikte im demokratischen System ausgetragen werden und wie historische Verantwortung als Richtschnur für politische Entscheidungen dient. Die Debatten offenbarten auch die Herausforderung, in einer polarisierten Gesellschaft zwischen Recht und Politik zu unterscheiden, sowie die Bedeutung der Rolle von Parlament und Öffentlichkeit bei der Kontrolle der Exekutive.

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