Die Behandlung älterer Patienten mit nicht-ST-Hebungs-Myokardinfarkt (NSTE-ACS) ist komplex und stellt Ärzte vor zahlreiche Herausforderungen. Ein besonders kritischer Faktor in der Entscheidungsfindung ist der Zustand der Frailty (Gebrechlichkeit), der bei älteren Patienten häufig vorkommt. Die Auswirkungen dieses Zustands auf das Outcome von invasiven Verfahren wie der perkutanen koronaren Intervention (PCI) sind jedoch noch immer unklar und werden in vielen Studien nur unzureichend berücksichtigt.

Es gibt Beobachtungsstudien, die darauf hinweisen, dass Patienten, die als nicht frail gelten, von einer invasiven Behandlung wie PCI stärker profitieren als Patienten, die konservativ behandelt werden. Diese Studien haben gezeigt, dass nicht-fraile Patienten eine geringere Häufigkeit von unerwünschten ischämischen Ereignissen wie kardiogenem Tod, Reinfarction oder dringender Revaskularisation aufweisen, wenn sie mit PCI behandelt werden, im Vergleich zu einer rein medikamentösen Therapie. Bei frailen Patienten jedoch wurde kein solcher Vorteil festgestellt. Die Auswirkungen von Frailty auf Ereignisse wie Blutungen wurden in den meisten Studien nicht umfassend untersucht, was zu Unsicherheit hinsichtlich der Risikoabschätzung führt.

In einer umfangreichen Analyse von Krankenhausüberlebensraten nach PCI wurde festgestellt, dass fraile Patienten, obwohl sie insgesamt geringfügig schlechtere Ergebnisse erzielten, dennoch von der Behandlung profitierten, wenn auch in geringerem Maße als ihre nicht frailen Altersgenossen. Interessanterweise hat eine retrospektive Studie gezeigt, dass bei invasiv behandelten frailen Patienten das Mortalitätsrisiko über einen Zeitraum von mehr als 18 Monaten signifikant verringert war. Diese Ergebnisse müssen jedoch noch in größeren Studien bestätigt werden.

Ein weiterer wichtiger Aspekt, der oft übersehen wird, ist die Lebensqualität (QoL) der Patienten nach der Behandlung. Die QoL von frailen Patienten, die PCI erhielten, verbesserte sich im ersten Jahr nach dem Eingriff signifikant, was darauf hindeutet, dass die Behandlung von NSTE-ACS bei frailen Patienten nicht nur das Überleben, sondern auch die funktionellen und sozialen Fähigkeiten verbessern kann. Es sind auch Interventionen wie individuell angepasste Rehabilitationsprogramme nach der Entlassung aus dem Krankenhaus vielversprechend, um die physischen und psychischen Herausforderungen dieser Patienten zu mindern. Eine Untersuchung zeigte, dass fraile Patienten, die an einem Rehabilitationsprogramm teilnahmen, signifikante Verbesserungen in ihrer psychischen Gesundheit und in sozialen Aktivitäten erzielten.

Die Anwendung von Rehabilitationsstrategien, die nach einer PCI implementiert werden, wie etwa körperliche Übungen und individuell angepasste Heimprogramme, könnte eine wichtige Rolle bei der langfristigen Wiederherstellung der Gesundheit von frailen Patienten spielen. Eine kürzlich durchgeführte randomisierte Studie zeigte, dass diese Maßnahmen nicht nur die häusliche Mobilität verbesserten, sondern auch die Häufigkeit von erneutem Krankenhausaufenthalt aufgrund kardiovaskulärer Erkrankungen bei frailen Patienten signifikant verringerten. Diese Erkenntnisse sind wichtig, da sie einen zusätzlichen Nutzen von Interventionen über den rein medizinischen Bereich hinaus aufzeigen.

Es ist jedoch entscheidend, den Kontext der Frailty in der gesamten Behandlungsstrategie zu verstehen. Die Entscheidung zur Durchführung einer PCI muss immer in Übereinstimmung mit den individuellen Zielen und Prioritäten des Patienten getroffen werden, die in der Regel weniger auf der Maximierung der Lebenszeit als vielmehr auf der Verbesserung der Lebensqualität basieren. Patienten mit hoher Frailty haben in der Regel auch eine Vielzahl anderer Gesundheitsprobleme, die das Risiko für Komplikationen wie Blutungen und andere prozedurale Nebenwirkungen erhöhen können. Daher sind diese Patienten möglicherweise weniger in der Lage, die Vorteile einer invasiven Behandlung zu erlangen, selbst wenn diese kurzfristig zu einer Verbesserung der ischämischen Ereignisse führen könnte.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Frailty bei älteren Patienten mit NSTE-ACS eine zentrale Rolle bei der Wahl der therapeutischen Strategie spielt. Studien belegen, dass die PCI insbesondere bei nicht frailen Patienten Vorteile hinsichtlich der Überlebensraten und der Reduktion ischämischer Ereignisse bieten kann. Bei frailen Patienten sind die Ergebnisse jedoch weniger eindeutig, und es ist entscheidend, ihre individuellen Gesundheitsziele sowie die Risiken von invasiven Eingriffen zu berücksichtigen. Ein integrativer Ansatz, der medizinische, rehabilitative und psychosoziale Aspekte berücksichtigt, scheint für die Verbesserung der Lebensqualität und des allgemeinen Wohlbefindens von frailen Patienten nach einer PCI unerlässlich zu sein.

Die Bedeutung der Gebrechlichkeit bei Patienten mit akutem Koronarsyndrom: Einblicke und Herausforderungen

Die Behandlung älterer Patienten mit akutem Koronarsyndrom (ACS) stellt eine bedeutende Herausforderung in der kardiologischen Praxis dar. Diese Patienten sind häufig von Begleiterkrankungen und einer allgemeinen Gebrechlichkeit betroffen, die die Prognose erheblich beeinflussen kann. Frailty, ein klinisches Syndrom, das mit einer erhöhten Anfälligkeit für negative Gesundheitsereignisse verbunden ist, ist dabei ein entscheidender Faktor.

Gebrechlichkeit bei älteren Menschen ist ein komplexes und multifaktorielles Phänomen, das sich durch eine verminderte physiologische Reserve, eine erhöhte Anfälligkeit für Stressfaktoren und eine höhere Sterblichkeitsrate auszeichnet. Patienten, die unter Gebrechlichkeit leiden, haben in der Regel eine geringere Muskelkraft, eingeschränkte Mobilität und sind anfälliger für Stürze und Krankenhausaufenthalte. Diese Faktoren können die Fähigkeit des Körpers, auf akute kardiovaskuläre Ereignisse wie einen Herzinfarkt zu reagieren, erheblich beeinträchtigen.

Mehrere Studien haben gezeigt, dass Gebrechlichkeit nicht nur die akuten klinischen Ergebnisse bei Patienten mit ACS verschlechtert, sondern auch das Langzeitüberleben beeinträchtigt. Ältere Patienten mit akuten koronaren Syndromen, die gleichzeitig an Gebrechlichkeit leiden, haben schlechtere Ergebnisse nach invasiven Eingriffen wie der perkutanen Koronarintervention (PCI). In einer prospektiven Kohortenstudie wurde beispielsweise festgestellt, dass Patienten mit fortgeschrittener Gebrechlichkeit nach PCI eine höhere Sterblichkeitsrate aufwiesen als weniger gebrechliche Patienten. Dies liegt unter anderem daran, dass Gebrechlichkeit die Fähigkeit des Körpers verringert, sich von einem Eingriff zu erholen, und das Risiko für postoperative Komplikationen erhöht.

Es wurde auch gezeigt, dass die Einschätzung der Gebrechlichkeit bei der klinischen Entscheidungsfindung von entscheidender Bedeutung ist. Verschiedene Skalen zur Messung der Gebrechlichkeit, wie die Clinical Frailty Scale (CFS) oder die Fried's Frailty Criteria, ermöglichen es, das Risiko der Patienten besser abzuschätzen. Diese Skalen bewerten Faktoren wie Gehgeschwindigkeit, Muskelmasse, Ausdauer und die Fähigkeit, tägliche Aktivitäten auszuführen. Sie bieten wertvolle Informationen für die Behandlung und das Management von Patienten mit ACS und können helfen, personalisierte Therapieansätze zu entwickeln.

Trotz der klaren Zusammenhänge zwischen Gebrechlichkeit und schlechteren klinischen Ergebnissen gibt es noch viele unbeantwortete Fragen, insbesondere in Bezug auf die ideale Behandlung für gebrechliche Patienten mit ACS. Eine frühzeitige Erkennung von Gebrechlichkeit, kombiniert mit einer ganzheitlichen Behandlungsstrategie, könnte das Ergebnis dieser Patienten erheblich verbessern. Derzeitige Leitlinien und Studien legen nahe, dass die Behandlung dieser Patienten nicht nur auf der kardiologischen Intervention basieren sollte, sondern auch auf der Verbesserung ihrer funktionellen Fähigkeiten und der allgemeinen Lebensqualität. Dazu gehört die Optimierung von Mobilität und Muskelkraft durch gezielte Rehabilitationsmaßnahmen, die den Patienten helfen können, sich von akuten kardiovaskulären Ereignissen zu erholen und ihre langfristige Prognose zu verbessern.

Es ist auch von Bedeutung, die psychologischen und sozialen Aspekte der Gebrechlichkeit zu berücksichtigen. Ältere Patienten mit ACS und gleichzeitig vorhandener Gebrechlichkeit können mit erheblichen Ängsten und Unsicherheiten hinsichtlich ihrer Zukunft konfrontiert sein. Die Unterstützung durch Psychologen, Sozialarbeiter und interdisziplinäre Teams kann eine entscheidende Rolle dabei spielen, diese Patienten zu stabilisieren und ihnen zu helfen, sich an ihre veränderten Gesundheitsbedingungen anzupassen.

Ein weiteres wesentliches Element ist die Berücksichtigung von Begleiterkrankungen, die bei älteren Patienten häufig auftreten. Die gleichzeitige Behandlung von Hypertonie, Diabetes, Niereninsuffizienz und anderen Erkrankungen ist notwendig, um das allgemeine Gesundheitsniveau zu stabilisieren und die Sterblichkeitsrate zu senken. Eine enge Zusammenarbeit zwischen Kardiologen und anderen Fachärzten kann dabei helfen, eine maßgeschneiderte Behandlungsstrategie zu entwickeln.

In den letzten Jahren hat die Forschung zum Thema Frailty und ACS bedeutende Fortschritte gemacht, doch es besteht weiterhin ein dringender Bedarf an weiteren Studien, um die besten Ansätze zur Behandlung dieser Patienten zu ermitteln. Eine gezielte und individuell abgestimmte Therapie, die auf die spezifischen Bedürfnisse gebrechlicher Patienten eingeht, könnte nicht nur die Akutbehandlung verbessern, sondern auch das langfristige Überleben und die Lebensqualität der Patienten positiv beeinflussen.

Wie beeinflusst das Risiko von Blutungen die Wahl des Stents bei Patienten mit hohem Blutungsrisiko?

Bei der Behandlung von Patienten mit hohem Blutungsrisiko (HBR) durch perkutane koronare Intervention (PCI) stellt die Wahl des geeigneten Stents sowie der entsprechenden antithrombotischen Therapie eine große Herausforderung dar. In den letzten Jahren wurden verschiedene Studien durchgeführt, um die beste Behandlungsstrategie zu finden, die sowohl die Notwendigkeit einer effektiven Revaskularisierung als auch das Risiko von Blutungen berücksichtigt.

Die Implantation von Bare-Metal-Stents (BMS) wurde aufgrund der potenziellen Gefahr von wiederkehrenden Thrombosen und der Notwendigkeit einer langanhaltenden dualen Antiplättchen-Therapie (DAPT) in der Vergangenheit oft in Frage gestellt, insbesondere bei Patienten, die ein hohes Blutungsrisiko aufweisen. Allerdings hat sich gezeigt, dass Bare-Metal-Stents in bestimmten Fällen weiterhin eine praktikable Option sein können. Insbesondere in hochriskanten Patienten, die nach der Implantation eines Stents nur eingeschränkt in der Lage sind, langzeitliche Antikoagulationstherapien zu tolerieren, stellen Bare-Metal-Stents eine mögliche Lösung dar. Dies gilt insbesondere dann, wenn die Vorteile einer schnellen Gefäßoffenhaltung und einer kurzen Behandlungsdauer mit DAPT gegenüber den Risiken von verlängerten Blutungsereignissen abgewogen werden.

In den letzten Jahren sind auch die Ergebnisse von Studien zu Polymer-freien und Biolimus-A9-beschichteten Stents bei Patienten mit hohem Blutungsrisiko besonders hervorzuheben. Diese Stents reduzieren das Risiko der Thrombose, da sie die entzündungsfördernde Wirkung von Polymermaterialien vermeiden und eine schneller regenerierende Endothelialisierung begünstigen. Studien haben gezeigt, dass solche Stents in Patienten mit akutem Koronarsyndrom (ACS) oder in postoperativen Phasen besonders vorteilhaft sein können, um das Gleichgewicht zwischen der Revaskularisierungseffektivität und dem Risiko von Blutungen zu optimieren.

Ein weiterer entscheidender Faktor ist die Bestimmung des optimalen Zeitraums für die Anwendung der dualen Antiplättchen-Therapie. Hierzu gibt es verschiedene Ansätze, die die Dauer der Therapie nach dem Stenting optimieren, ohne das Blutungsrisiko unnötig zu erhöhen. Studien zur Dauer der DAPT bei HBR-Patienten legen nahe, dass eine verkürzte Antikoagulationstherapie, die mit der Verwendung von Stents mit niedrigem Thromboserisiko kombiniert wird, eine effektive Strategie darstellt. Es gibt Hinweise darauf, dass bereits nach einem Monat eine DAPT abgesetzt werden kann, ohne dass es zu einem signifikanten Anstieg des Thromboserisikos kommt.

In der Auswahl der antithrombotischen Therapie ist es ebenfalls entscheidend, den individuellen Risikofaktor des Patienten zu berücksichtigen. Das sogenannte „Bleeding Risk Score“, das anhand von klinischen Faktoren wie Alter, Nierenfunktion und der Schwere des ACS berechnet wird, spielt hierbei eine wichtige Rolle. Für Patienten mit einem besonders hohen Blutungsrisiko wird daher häufig eine Kombination aus Antikoagulanzien und einer verkürzten DAPT-Strategie empfohlen, um das Blutungsrisiko zu minimieren, ohne die Effektivität der Behandlung zu gefährden.

Wichtig ist auch die Weiterentwicklung und Anpassung der klinischen Leitlinien, um den spezifischen Bedürfnissen der Patienten gerecht zu werden. Die neuesten Studien und die Entwicklung neuer, verbesserter Stenttechnologien geben den Ärzten erweiterte Handlungsoptionen, um das Risiko sowohl von Thrombosen als auch von Blutungen zu minimieren. Doch trotz dieser Fortschritte bleibt die Entscheidung über die geeignete Therapie eine komplexe, die die individuellen Merkmale des Patienten in den Mittelpunkt stellt.

Die Fortschritte in der Stent-Technologie und der Antithrombotikabehandlung geben Ärzten immer mehr Werkzeuge an die Hand, um das Risiko von Blutungen und die Notwendigkeit einer langfristigen Antithrombotikabehandlung zu reduzieren. Dies hat weitreichende Implikationen für die klinische Praxis und die Behandlung von Patienten mit hohem Blutungsrisiko, insbesondere in Hinblick auf eine individualisierte Therapie, die auf die spezifischen Bedürfnisse des Patienten abgestimmt ist.

Wie effektiv sind DCBs (Drug-Coated Balloons) in der Behandlung von ISR und SVD?

In der kardiologischen Praxis stellt die Behandlung von instent-restenosierten (ISR) Gefäßen nach der PCI (perkutane Koronarintervention) eine bedeutende Herausforderung dar. Drogenbeschichtete Ballons (DCBs) haben sich in mehreren randomisierten kontrollierten Studien (RCTs) als sicher und wirksam erwiesen, insbesondere bei der Behandlung von ISR. Eine Meta-Analyse von Patientenebene, die DCBs mit Drug-Eluting Stents (DES) verglich, zeigte eine numerische, aber nicht signifikante, niedrigere Ereignisrate nach drei Jahren bei der DCB-Gruppe. Interessanterweise war ein signifikanter Anstieg der Zielgefäß-Révaskularisation (TLR) um 30 % bei den Patienten mit DES sichtbar. Dies könnte darauf zurückzuführen sein, dass Stents eine erhebliche mechanische Belastung auf die Gefäßwand ausüben, während der DCB lediglich den Wirkstoff abgibt, ohne die Wand zusätzlich zu komprimieren.

Die Nutzung von DCBs in kleinen Gefäßen (SVD, Small Vessel Disease) ist bisher in den Ergebnissen gemischt. Aufgrund der nicht standardisierten Definition von SVD und der unterschiedlichen Behandlungsmethoden in den Studien, ist eine Interpretation der Daten schwierig. Das BASKET-SMALL 2-Studie, die DCBs bei SVD untersuchte, zeigte, dass der HBR-Status (hohes Blutungsrisiko) die positiven Effekte von DCBs auf die Blutungsergebnisse abschwächte. Dennoch gab es keinen signifikanten Unterschied in den ungünstigen Outcomes zwischen DCB und DES bei Patienten mit hohem Blutungsrisiko (HBR).

Die Evidenz für die Verwendung von DCBs bei SVD zeigt, dass diese Technik insbesondere bei fokalen ISR-Mustern und auch bei multilayer ISR von Vorteil sein kann. Es ist bemerkenswert, dass DCBs insbesondere in Fällen von Bifurkationsläsionen, bei denen ein Hauptgefäß und ein Seitenast betroffen sind, zusätzliche Vorteile bieten können. Dies liegt daran, dass DCBs die Fähigkeit haben, Medikamente auf homogene Weise abzugeben, ohne zusätzliche mechanische Belastung auf das Gefäß auszuüben.

In der Praxis kann es jedoch notwendig sein, die Ergebnisse von DCBs in solchen komplexen Fällen durch bildgebende Verfahren wie intravaskuläre Ultraschalluntersuchungen (IVUS) oder optische Kohärenztomographie (OCT) zu überwachen, um die Wirksamkeit der Behandlung sicherzustellen. Bei unzureichender minimaler luminaler Durchmesserbildung nach der DCB-Behandlung kann die Überlegung einer DES-Crossover-Strategie notwendig werden.

Für das Management von ISR und SVD gibt es einige klare Empfehlungen aus aktuellen europäischen und japanischen Leitlinien, die die Anwendung von DCBs bei der Behandlung von ISR unterstützen, besonders bei BMS (Bare-Metal Stent)-Verwendung und Multilayer-ISR. In der letzten Konsensusempfehlung der European Association of Percutaneous Cardiovascular Interventions (EAPCI) wurde die bevorzugte Anwendung von DCBs über DES bei der Behandlung von ISR in BMS, mehreren Metalllagen oder großen Seitenästen befürwortet. Dies stützt sich auf Daten aus der ANDROMEDA-Meta-Analyse, die erstmals eine signifikante Reduktion der MACE (Major Adverse Cardiac Events) im Vergleich zu DES zeigten, wobei das Hauptaugenmerk auf einer geringeren Häufigkeit von Myokardinfarkten, Zielgefäß-Revaskularisationen und Zielgefäßereignissen lag.

Im Gegensatz dazu gibt es spezifische Herausforderungen bei der Anwendung von DCBs in Bifurkationsläsionen, da diese aufgrund der ungleichmäßigen Verteilung der Gefäßwand und des erhöhten Thromboserisikos beim Einsatz von zwei Stents schwieriger zu behandeln sind. Die Verwendung von DAPT (dual antiplatelet therapy) hat sich in den letzten Jahren weiterentwickelt, wobei kürzere DAPT-Dauern bei höherem Blutungsrisiko favorisiert werden, was sich auch auf die Wahl der Interventionstechnologie auswirken kann.

Für Patienten mit hohem Blutungsrisiko stellt sich die Frage nach der optimalen Dauer der Antiplättchentherapie nach einer DCB-PCI, insbesondere bei Bifurkationsläsionen, bei denen die gleichzeitige Anwendung von DCB in einem Seitenast und DES im Hauptast untersucht wurde. Diese Hybridstrategie hat sich als wirksam erwiesen, um die Notwendigkeit einer längeren DAPT-Dauer zu verringern und das Risiko von Stentthrombosen zu minimieren, ohne die Sicherheit des Patienten zu gefährden.

Abschließend lässt sich sagen, dass DCBs eine vielversprechende Behandlungsoption für ISR und SVD darstellen, insbesondere bei fokalen und multilayer ISR sowie bei Bifurkationsläsionen. Die Wahl zwischen DCB und DES hängt von verschiedenen Faktoren ab, darunter die Größe und Art der Läsion, das Blutungsrisiko des Patienten und die Notwendigkeit einer weiteren interventionellen Behandlung. Zukünftige Studien und eine genauere Standardisierung der Behandlungsansätze werden entscheidend sein, um das volle Potenzial von DCBs in der klinischen Praxis auszuschöpfen.

Wie erfolgt der Übergang von Cangrelor zu oralen P2Y12-Inhibitoren und welche Bedeutung hat dies für die perioperative Therapie?

Die Behandlung von Patienten nach perkutaner Koronarintervention (PCI) mit oralen P2Y12-Inhibitoren ist essenziell, um thrombotische Komplikationen zu verhindern. Nach der Gabe von Cangrelor, einem intravenös applizierten, schnell wirksamen und reversiblen P2Y12-Inhibitor, stellt sich die Frage, wie der Übergang zu oralen P2Y12-Inhibitoren optimal gestaltet werden kann. Cangrelor zeichnet sich durch eine unmittelbare Hemmung der Thrombozytenaktivität aus, was sich in signifikant niedrigeren Werten der Thrombozytenreaktivität im Vergleich zu Placebo bereits wenige Minuten nach der Bolusgabe zeigt. Diese schnelle Wirkung macht Cangrelor besonders wertvoll bei Patienten mit hohem thrombotischem Risiko, wie beispielsweise solchen mit kardiogenem Schock oder nach Herzstillstand.

Die Pharmakodynamik der oralen P2Y12-Inhibitoren beeinflusst maßgeblich die Strategie des Übergangs. Clopidogrel, dessen aktiver Metabolit eine geringere Potenz als Cangrelor aufweist, ist anfällig für eine Degradation, wenn der Rezeptor durch Cangrelor besetzt ist. Daraus folgt, dass die Gabe der Clopidogrel-Ladedosis erst nach dem Absetzen von Cangrelor erfolgen sollte, um eine inadäquate Plättchenhemmung zu vermeiden. Im Gegensatz dazu kann Ticagrelor, das an eine andere Stelle des P2Y12-Rezeptors bindet und reversibel wirkt, ohne Wechselwirkungen mit Cangrelor gleichzeitig oder unmittelbar nach der Infusion verabreicht werden. Dies wird sowohl von der europäischen Arzneimittelagentur (EMA) als auch von der US-amerikanischen FDA empfohlen.

Bei Prasugrel ähnelt die Pharmakodynamik der von Clopidogrel, weshalb die Ladedosis idealerweise 30 Minuten vor oder unmittelbar nach Absetzen von Cangrelor gegeben wird, um eine optimale Hemmung der Thrombozytenfunktion sicherzustellen. Hierbei bestehen leichte Unterschiede in den Empfehlungen von EMA und FDA hinsichtlich des exakten Zeitpunkts.

Im klinischen Kontext, insbesondere bei Patienten mit hohem Risiko wie solchen nach kardiogenem Schock oder nach außerklinischem Herzstillstand, kann Cangrelor als überbrückendes Medikament dienen. Es ermöglicht eine sofortige und kontrollierte Plättchenhemmung, wenn orale Antiplättchenmedikamente noch nicht oder nicht ausreichend wirksam sind. Erste Studien zeigen, dass diese Strategie sicher angewendet werden kann und keine signifikante Zunahme schwerer Blutungskomplikationen auftritt.

Die perioperative Therapie stellt eine besondere Herausforderung dar. Die Einnahme von P2Y12-Inhibitoren erhöht das Blutungsrisiko während und nach chirurgischen Eingriffen erheblich. Für elektive Operationen wird empfohlen, die orale Therapie mindestens 3 bis 7 Tage vor dem Eingriff zu pausieren, abhängig vom eingesetzten P2Y12-Inhibitor. Bei dringenden Operationen oder wenn ein frühes Absetzen nicht möglich ist, kann Cangrelor als Brückenlösung eingesetzt werden. Es wird kurz vor Operationen abgesetzt, um die Blutungsgefahr zu minimieren, und nach dem Eingriff zügig wieder aufgenommen. Studien wie die BRIDGE- und MONET-BRIDGE-Studien haben die Wirksamkeit und Sicherheit dieser Strategie bei Patienten mit hohem thrombotischem Risiko bestätigt.

Zukünftige Studien, wie die laufende DAPT-SHOCK-AMI-Studie oder das MARS-Register, sollen weitere Erkenntnisse zur optimalen Anwendung von Cangrelor und zum perioperativen Management liefern. Diese Daten sind entscheidend, um evidenzbasierte Empfehlungen für komplexe klinische Situationen zu entwickeln und die Balance zwischen Thrombose- und Blutungsrisiko zu optimieren.

Wichtig ist, dass Patienten, die mit oralen P2Y12-Inhibitoren behandelt werden, deren pharmakologische Unterschiede verstehen, um Therapiefehler beim Wechsel von intravenösen zu oralen Substanzen zu vermeiden. Außerdem muss die individuelle Risikokonstellation, insbesondere im Hinblick auf das Blutungsrisiko bei geplanten Operationen, stets berücksichtigt werden. Die enge interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Kardiologen, Anästhesisten und Chirurgen ist entscheidend, um eine sichere und effektive Antithrombozyten-Therapie zu gewährleisten.