In der Welt der Unternehmensführung ist es von entscheidender Bedeutung, die Einflussnehmer und Machtstrukturen innerhalb eines Unternehmens zu erkennen und zu verstehen. Dies ist besonders relevant in der Produktentwicklung, wo verschiedene Stakeholder unterschiedliche Prioritäten, Ziele und Einflussmöglichkeiten haben. Ein praktisches Beispiel zeigt, wie ein Team von Führungskräften und Fachleuten zusammenarbeitet, um eine klare Übersicht über die Macht- und Einflussdynamiken zu erhalten und basierend darauf strategische Entscheidungen zu treffen.

Die Hauptakteure eines Unternehmens, wie etwa der CEO, der CTO und andere Führungskräfte, haben einen signifikanten Einfluss auf die Ausrichtung des Unternehmens und die Produktstrategie. Diese Führungskräfte werden oft in Kategorien wie "Allies" (Bündnispartner) oder "Challengers" (Herausforderer) eingeordnet, je nach ihrer Unterstützung für die übergeordnete Unternehmensstrategie und ihre Bereitschaft, sich mit den Produktentwicklungszielen in Einklang zu bringen. Es ist wichtig zu verstehen, dass diese Klassifizierungen nicht statisch sind; vielmehr ändern sie sich je nach den spezifischen Unternehmenszielen und der persönlichen Einflussnahme innerhalb des Unternehmens.

Ein gutes Beispiel für eine solche Analyse ist die Fallstudie von Irie und Sri, die gemeinsam eine Stakeholder-Matrix entwickelten, um die verschiedenen Einflussnehmer im Unternehmen zu kartieren. Diese Matrix hilft dabei, herauszufinden, wer die wirklichen Entscheidungsträger sind und wie ihre Prioritäten im Vergleich zu den Zielen des Produktteams stehen. Ein so entwickeltes Diagramm zeigt auf, wo die Ausrichtung zwischen den verschiedenen Abteilungen und Funktionen nicht optimal ist und wo gezielte Gespräche und Verhandlungen notwendig sind, um das richtige Gleichgewicht zu finden.

Sparks, ein Mitarbeiter im Vertrieb, wird beispielsweise als "Challenger" klassifiziert, da seine Anforderungen oft nicht mit den Prioritäten des Produktteams übereinstimmen. Seine starke Einflussnahme auf das Produkt erfordert, dass das Team überlegt, wie man ihn in die Produktstrategie einbindet, ohne dass er die Entscheidungsfindung des Teams übernimmt. Dies führt zu der wichtigen Erkenntnis, dass Einflussnehmer wie Sparks eine Schlüsselrolle spielen, aber nicht immer die Lösungen diktieren sollten. Stattdessen sollten die Ziele des Unternehmens und die Bedürfnisse der Kunden im Vordergrund stehen.

Ein weiterer wichtiger Aspekt, den Irie und Sri in ihrer Analyse berücksichtigen, ist die Rolle der "Observers" (Beobachter), wie etwa Sergey im Marketing. Personen in dieser Kategorie haben möglicherweise keinen direkten Einfluss auf die Produktstrategie, sind aber wertvolle Informationsquellen und können durch ihre Einsichten dazu beitragen, das Produkt besser an die Marktbedürfnisse anzupassen. Sie spielen eine unterstützende, aber nicht entscheidende Rolle in der Strategieentwicklung.

Einen Schritt weiter geht die Identifizierung der Machtstrukturen durch die Betrachtung der internen Entscheidungsprozesse. Irie und ihr Team erfahren von Eitan, einem Mitglied des Produktteams, dass die Entscheidungsfindung oft chaotisch und von vielen verschiedenen internen Anforderungen geprägt ist. Sales und Support spielen eine große Rolle bei der Generierung von Feature-Anfragen, die jedoch nicht immer strategisch priorisiert werden. Eitan äußert dabei seine Frustration über die Unmöglichkeit, allen Anforderungen gerecht zu werden, was dazu führt, dass keine der Anforderungen wirklich präzise umgesetzt wird.

Diese Erkenntnis führt zu einer wichtigen Schlussfolgerung: Es reicht nicht aus, einfach nur die Forderungen der lautesten Stimmen zu berücksichtigen. Stattdessen sollte das Team einen strukturierten Ansatz verfolgen, der die Bedürfnisse und Prioritäten des Unternehmens sowie die langfristigen Ziele des Produkts in den Mittelpunkt stellt. Ein solcher Ansatz erfordert es, die Machtverhältnisse im Unternehmen zu erkennen und zu verstehen, wie Entscheidungen innerhalb des Teams und mit anderen Stakeholdern getroffen werden. Darüber hinaus ist es unerlässlich, die richtigen Werkzeuge und Methoden zu entwickeln, um effektiv zu priorisieren und zu kommunizieren.

Ein entscheidender Punkt, den Irie erkennt, ist die Notwendigkeit einer kontinuierlichen Kommunikation und eines regelmäßigen Abgleichs der Ziele. Es reicht nicht aus, nur einmal eine Liste der Stakeholder zu erstellen – es ist wichtig, diese Liste regelmäßig zu aktualisieren und die Veränderungen in den Machtstrukturen zu verfolgen. Die Bereitschaft, mit den richtigen Personen in einem offenen Dialog zu stehen und ihre Beweggründe zu verstehen, ist unerlässlich, um die strategische Ausrichtung des Produkts zu sichern.

Zusätzlich zu dieser Analyse ist es für die Lesenden wichtig, den Zusammenhang zwischen interner Kommunikation und Produktstrategie zu verstehen. Die Art und Weise, wie die verschiedenen Teams und Abteilungen miteinander kommunizieren, beeinflusst direkt die Umsetzung der Produktvision. Eine klar definierte Kommunikationsstruktur, die sowohl die Machtverhältnisse als auch die unterschiedlichen Interessen der Stakeholder berücksichtigt, ist ein unverzichtbares Werkzeug für die erfolgreiche Produktentwicklung.

Wie Empathie im Umgang mit Stakeholdern den Erfolg steigern kann

Empathie ist ein Schlüsselbegriff in jeder erfolgreichen Beziehung, sei es im persönlichen oder beruflichen Kontext. In der Welt des Produktmanagements ist die Fähigkeit, die Perspektiven anderer zu verstehen, von unschätzbarem Wert. Ein gutes Beispiel hierfür ist die Interaktion von Irie, der Direktorin des Produktmanagements, mit Philippe, dem CFO, und Yacob, ihrem Kollegen aus der Ingenieurabteilung. Irie zeigt durch ihre Gespräche mit diesen Stakeholdern, wie wichtig es ist, sich in die Lage des anderen zu versetzen, um zu verstehen, was sie antreibt und was ihre Bedenken sind.

In einem der Gespräche erklärt Philippe, dass er zwar die Bedeutung von KI erkennt, aber auch die praktischen Schwierigkeiten, die mit der Einführung neuer Technologien verbunden sind. Der Vorstand ist skeptisch gegenüber der KI-Investition, und Philippe ist sich nicht sicher, ob diese Technologie wirklich die Antwort auf die Herausforderungen des Unternehmens darstellt. Irie, die neu in ihrer Rolle ist, hört aufmerksam zu und fragt nach, um zu verstehen, warum Philippe so denkt. Diese Haltung der aktiven Empathie – das Bemühen, die Perspektive des anderen zu verstehen – ist der erste Schritt, um eine produktive und vertrauensvolle Beziehung aufzubauen.

Auch die Herausforderung, vor der Yacob steht, zeigt, wie wichtig es ist, Empathie im Umgang mit Kollegen zu zeigen. Yacob hat mit einer Vielzahl von Problemen zu kämpfen: ein Ingenieur hat das Team verlassen, die strategische Ausrichtung ändert sich ständig, und nun wird auch noch KI in den Mix geworfen. Irie zeigt Verständnis für seine Frustration und bestätigt seine Gefühle, bevor sie darum bittet, ihm bei der KI-Forschung zu helfen. Diese Art von empathischer Kommunikation schafft ein Gefühl der Unterstützung und des Vertrauens, was die Zusammenarbeit erheblich verbessert.

Der Schlüssel zu erfolgreicher Empathie liegt nicht nur im Zuhören, sondern auch im aktiven Verstehen. Dies bedeutet, sich nicht nur auf die Worte des anderen zu konzentrieren, sondern auch auf die dahinterliegenden Emotionen und Beweggründe. Ein einfaches „Wie fühlen Sie sich dabei?“ oder „Was genau beunruhigt Sie?“ kann oft Türen öffnen und neue Einsichten bieten. Es geht darum, den anderen nicht nur als einen Kollegen oder Geschäftspartner zu sehen, sondern als eine Person mit eigenen Ängsten, Hoffnungen und Zielen.

Ein weiteres praktisches Beispiel für Empathie im beruflichen Kontext zeigt sich in der Anwendung von offenen Fragen. Statt nur nach Ja/Nein-Antworten zu suchen, fordert Irie ihre Gesprächspartner aktiv zu detaillierteren Antworten auf. Durch offene Fragen erfährt sie nicht nur, was der andere denkt, sondern auch, warum er so denkt. Diese Technik fördert nicht nur den Dialog, sondern hilft auch, die tatsächlichen Bedenken und Motivationen des Gegenübers zu verstehen.

Darüber hinaus ist es von entscheidender Bedeutung, sich der eigenen Vorurteile und Annahmen bewusst zu sein. Im Gespräch mit Philippe oder Yacob könnte Irie leicht voreilige Schlüsse ziehen, basierend auf ihrer eigenen Sicht der Dinge oder den Vorstellungen, die sie von ihren Kollegen hat. Aber Empathie bedeutet, diese Annahmen zurückzustellen und wirklich zuzuhören, um zu verstehen, was der andere sagt. Nur so kann man authentische Verbindungen herstellen, die auf gegenseitigem Respekt beruhen.

In den zwischenmenschlichen Beziehungen am Arbeitsplatz, insbesondere bei komplexen Themen wie der Einführung neuer Technologien oder der Veränderung der Unternehmensstrategie, ist Empathie eine entscheidende Fähigkeit. Sie fördert nicht nur eine tiefere Verbindung, sondern auch die Zusammenarbeit und den Dialog zwischen verschiedenen Interessengruppen. Wenn Stakeholder das Gefühl haben, dass ihre Perspektiven gehört und verstanden werden, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass sie sich in den Entscheidungsprozess eingebunden fühlen und bereit sind, neue Initiativen zu unterstützen.

Für Irie, die neu im Produktmanagement ist, bietet sich hier die Möglichkeit, durch das aktive Hören und Verstehen der Perspektiven von Philippe und Yacob nicht nur ihre zwischenmenschlichen Beziehungen zu stärken, sondern auch die Richtung des Projekts und die Akzeptanz neuer Ideen innerhalb des Teams positiv zu beeinflussen. Dabei ist es wichtig, dass sie nicht nur als Problemlöserin wahrgenommen wird, sondern auch als jemand, der die Herausforderungen und Bedenken ihrer Kollegen nachvollziehen kann. Diese empathische Haltung ist der Grundstein für eine erfolgreiche Führung.

Zusätzlich sollte beachtet werden, dass Empathie nicht nur durch Gespräche oder die Art der Kommunikation gezeigt wird, sondern auch durch die tatsächliche Unterstützung, die man anderen bietet. In der Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Abteilungen oder bei der Arbeit an komplexen Projekten geht es oft darum, wie gut man die unterschiedlichen Bedürfnisse und Perspektiven miteinander in Einklang bringen kann. Ein empathisches Verständnis ermöglicht es, pragmatisch und respektvoll Lösungen zu entwickeln, die den Bedürfnissen aller Beteiligten gerecht werden.

Wie misst man den Beitrag des Produktteams zu Geschäftszielen?

Die Frage, wie der Erfolg eines Produktteams messbar gemacht werden kann, wird immer relevanter, wenn es darum geht, konkrete Veränderungen in der Kundenbindung und der Produktnutzung zu verfolgen. Während viele Faktoren das Wachstum und die Kundenbindung beeinflussen, ist es entscheidend, klar zu definieren, wie das Produktteam direkt und messbar zur Steigerung dieser Kennzahlen beiträgt. Hierbei spielen sogenannte „Proxy-Metriken“ eine zentrale Rolle – Kennzahlen, die eine Korrelation zu den gewünschten Ergebnissen aufzeigen, aber aufgrund ihrer Einfachheit und Messbarkeit effektiver sind als die endgültigen Geschäftszahlen.

Ein anschauliches Beispiel stammt von Facebook: Die Plattform stellte fest, dass Nutzer, die innerhalb der ersten zehn Tage mindestens sieben Freunde hinzufügten, mit höherer Wahrscheinlichkeit engagiert blieben und länger im System verblieben. Diese Entdeckung führte dazu, dass das Unternehmen die Zahl der hinzugefügten Freunde als Zielgröße definierte und verschiedene Änderungen am Onboarding-Prozess testete, um dieses Verhalten zu fördern. Das Ergebnis: Eine klare Korrelation zwischen der Anzahl der hinzugefügten Freunde und einer höheren Nutzerbindung konnte nachgewiesen werden. Diese Erkenntnis belegt, wie Proxy-Metriken als Frühindikatoren für langfristigen Erfolg dienen können, ohne dass sofortige Änderungen in den Geschäftszahlen sichtbar sind.

Der Vorteil von Proxy-Metriken liegt in ihrer Fähigkeit, rasch Veränderungen zu messen, die mit den angestrebten Geschäftszielen in Verbindung stehen. Solche Metriken sind oft einfacher zu isolieren und weniger von externen Faktoren beeinflusst als die eigentlichen Endziele wie Umsatzwachstum oder langfristige Kundenbindung. Joshua Seiden betont in seinem Werk Outcomes over Output, dass es entscheidend ist, die richtigen Proxy-Metriken zu wählen, die eng mit den zu erreichenden Geschäftszielen verknüpft sind. Dabei sollten Produktziele immer auf konkreten Verhaltensänderungen von Kunden oder auf einem messbaren Wert basieren, den das Produkt den Nutzern liefert.

Ein weiteres Beispiel für den Einsatz von Proxy-Metriken findet sich bei der Omni-Channel-Handelsplattform NewStore. Hier wird sowohl der Umsatz gemessen, den Kunden über die Plattform generieren, als auch die Zunahme dieses Umsatzes durch den Einsatz spezifischer Tools. Der CPO von NewStore, Marcus Bittrich, erklärt: „Indem wir unsere Anstrengungen auf den Erfolg des Kunden ausrichten, treiben wir unser eigenes Geschäft voran.“ Auch hier zeigt sich, dass der Wert, den ein Produkt für den Nutzer schafft, ein effektiver Indikator für den Erfolg ist.

In manchen Fällen lässt sich der geschäftliche Wert direkt messen. Dies gilt insbesondere für Produkte, die auf einer transaktionsbasierten Abrechnung beruhen. Hier führt eine Steigerung der Nutzung – sei es durch mehr Transaktionen oder höhere In-App-Käufe – direkt zu einem Umsatzwachstum. Doch auch bei weniger direkter Messbarkeit der Auswirkungen ist es von großer Bedeutung, mit den Stakeholdern klare Produktziele zu definieren, die aus den übergeordneten Unternehmenszielen abgeleitet werden.

Ein weiterer Aspekt, der bei der Definition von Produktzielen berücksichtigt werden sollte, ist die Geschwindigkeit, mit der sich diese Metriken ändern lassen. Metriken wie die Anzahl der monatlich aktiven Nutzer oder die Conversion-Rate von kostenlosen zu kostenpflichtigen Nutzern bieten oft schnellere Rückmeldungen und sind daher wertvoller als Kennzahlen, die sich langsamer entwickeln und erst nach längerer Zeit sichtbar werden. Hier kommt es darauf an, eine Balance zwischen langfristigen Zielen und kurzfristigen, messbaren Erfolgen zu finden, die die Entwicklung des Produkts vorantreiben.

Nicht zuletzt müssen Produktziele stets mit den übergeordneten Geschäftszielen in Einklang gebracht werden. Ob es um die Verbesserung der Kundenbindung, die Steigerung der Nutzeraktivität oder die direkte Umsatzgenerierung geht, die genaue Definition und Ausrichtung der Produktziele auf diese übergeordneten Ziele ist essenziell. Nur so lässt sich der tatsächliche Beitrag des Produktteams zum Unternehmenserfolg klar und nachvollziehbar messen.