In der klassischen Mechanik und Quantenmechanik begegnen wir häufig Invarianten, die durch Symmetrien im System erzeugt werden. Ein zentrales Konzept in dieser Hinsicht ist das der Erhaltung von Impuls und Energie, die eng mit den symmetrischen Eigenschaften des Lagrange-Funktions formal verknüpft sind. Diese Symmetrien manifestieren sich in den Erhaltungssätzen und spielen eine fundamentale Rolle in den Feldtheorien, in denen die Lagrange- oder Hamilton-Funktionen die Grundlage der Dynamik eines Systems bilden.

Im Kontext der Feldtheorie, speziell bei Systemen mit einer endlichen Anzahl von Freiheitsgraden, betrachten wir Symmetrien als Transformationen, die die Wirkung des Systems unverändert lassen. Diese kontinuierlichen Transformationen – wie Translationen und Rotation – sind entscheidend, um die Verbindungen zwischen den verschiedenen Feldern und deren Wechselwirkungen zu verstehen. Besonders interessant ist dabei die Analyse von Symmetrien, die durch Transformationen der Felder erhalten bleiben, wobei die Invarianz der Wirkung oft mit der Erhaltung einer physikalischen Größe wie dem Impuls oder der Energie zusammenhängt.

Ein gutes Beispiel für die Anwendung dieser Symmetrien ist die Betrachtung der Hamiltonschen Funktion. In einem System, das unter zeitlichen Translationen invariabel ist, lässt sich die Variation der Lagrange-Funktion als Totalderivat ausdrücken, was die Invarianz der Aktion unter zeitlichen Verschiebungen beweist. Diese Idee führt direkt zu der Erkenntnis, dass die Hamiltonsche Funktion unabhängig von der Zeit ist, was eine zentrale Rolle in der klassischen und modernen Physik spielt.

Ein weiteres bedeutendes Konzept ist die Verbindung zwischen der Variation der Lagrange-Dichte und den Symmetrieoperationen. Wird die Symmetrie durch eine Transformation δg\delta g beschrieben, die das Feld ϕi(x)\phi_i(x) beeinflusst, dann führt dies zur Erzeugung eines Erhaltungssatzes, der durch die Gleichung μJgμ=0\partial_\mu J^\mu_g = 0 dargestellt wird, wobei JgμJ^\mu_g den zugehörigen Erhaltungstrom bezeichnet. Diese Erhaltungsgesetze sind nicht nur für die klassische Mechanik von Bedeutung, sondern auch für Quantenfeldtheorien, wie die Quantenelektrodynamik (QED).

In der QED beispielsweise sind die Symmetrien der Theorie entscheidend für das Verständnis der Wechselwirkungen zwischen den Elektronen und den Photonen. Hier ist die Erhaltung des elektrischen Stroms jμ=ψˉγμψj^\mu = \bar{\psi}\gamma^\mu \psi von großer Bedeutung. Durch die Anwendung der oben beschriebenen Symmetriebetrachtungen gelangen wir zu der sogenannten Ward-Identität, die eine Verbindung zwischen der Vertex-Funktion und der Elektronen-Selbstenergie herstellt. Diese Identität ist von grundlegender Bedeutung, da sie es ermöglicht, Korrekturen zu den freien Propagatoren zu berechnen, die in Wechselwirkungstheorien erforderlich sind.

Die Ward-Identität stellt also eine wichtige Beziehung zwischen den verschiedenen Green’s Funktionen in der QED dar und hat weitreichende Konsequenzen für die korrekten Berechnungen in der Quantenfeldtheorie. Die Anwendung der Symmetrien auf diese Identität zeigt, wie die Wechselwirkungen in der Theorie korrekt formuliert werden müssen, um die Symmetrie und die Erhaltung der relevanten Größen zu gewährleisten. In dieser Hinsicht ist die genaue Handhabung von Operatoren und deren Ableitungen, wie sie in der Quantenmechanik und in Feldtheorien erforderlich sind, von zentraler Bedeutung.

Ein praktisches Beispiel der Anwendung der Ward-Identität ist die Berechnung der Elektron-Photon-Wechselwirkungen in der QED, wobei die Identität auf die Vertex-Funktion angewendet wird. Dies ermöglicht es, die Korrekturen zu den freien Propagatoren zu bestimmen, was in der Theorie der elektrodynamischen Wechselwirkungen von grundlegender Bedeutung ist. Die Feynman-Diagramme, die solche Wechselwirkungen beschreiben, helfen uns, die physikalischen Prozesse in der Quantenfeldtheorie anschaulich zu machen und die Effekte von Wechselwirkungen zu berechnen.

Für den Leser ist es wichtig, dass Symmetrien nicht nur mathematische Abstraktionen sind, sondern physikalische Prinzipien widerspiegeln, die in den experimentellen Ergebnissen der Quantenmechanik und Feldtheorie verankert sind. Die Erhaltungssätze, die durch Symmetrien induziert werden, sind daher nicht nur theoretische Konzepte, sondern liefern konkrete Vorhersagen, die durch Experimente überprüft werden können. Dabei spielt die Präzision in der Berechnung von Korrekturen und die korrekte Anwendung der Ward-Identität eine wesentliche Rolle, um die genaue Übereinstimmung zwischen Theorie und experimentellen Beobachtungen zu erreichen.

Wie die Renormierung der Elektronenpropagatoren in QED funktioniert

In der Quantenfeldtheorie, insbesondere in der Quantenelektrodynamik (QED), stellen wir oft fest, dass die ursprünglichen theoretischen Beschreibungen von Teilchen und ihren Wechselwirkungen durch die Einführung von Renormierungsprozessen korrigiert werden müssen. Ein zentrales Element in der QED ist der Elektronenpropagator, der beschreibt, wie sich Elektronen unter Einfluss von Wechselwirkungen zwischen den verschiedenen Feynman-Diagrammen fortpflanzen. Dies geschieht durch die Einbeziehung von Korrekturen, die durch Wechselwirkungen mit Photonen entstehen.

Eine der grundlegenden Annahmen in der QED ist, dass der Elektronenpropagator zu einer renormierten Form transformiert wird. Diese Transformation erfolgt durch den renormierten Propagator Dμν(k)D_{\mu \nu}(k), der sich aus der ursprünglichen Form des Propagators e2Dμν(k)e^2 D_{\mu \nu}(k) ableitet. Eine wichtige Regel in der Berechnung von Feynman-Diagrammen ist es, den "physischen" Wert der elektrischen Ladung ee zu verwenden und nicht den Parameter e0e_0, der in der Lagrange-Dichte erscheint. Dies geschieht durch die Einführung eines sogenannten Z3-Faktors für jedes äußere Photon, was mit der partiellen Vereinfachung des Reduktionsfaktors 1/ Z3Z_3 in der Reduktionsformel zusammenhängt.

Diese Korrekturen betreffen auch externe Photonenlinien, die in Prozessen auftreten, bei denen Photonen im Anfangs- oder Endzustand vorhanden sind. In diesem Fall wird der S-Matrix-Ausdruck unter Berücksichtigung von Diagrammen, die nur einteilchen-unzerlegbare Diagramme auf den externen Linien enthalten, modifiziert. Jedes externe Photon erhält einen Faktor Z3Z_3, der die Transformation des Parameters e0e_0 in die physische Ladung ee gewährleistet.

Darüber hinaus werden in der QED die Korrekturen der Ordnung α\alpha zum Elektronenpropagator durch zwei wichtige Diagramme beschrieben. Der elektronische Propagator erfährt Anpassungen, die mit der Wechselwirkung zwischen Elektronen und Photonen zusammenhängen. Eine wichtige Korrektur ist die Änderung der Elektronenmasse δm\delta m, die als eine Serie von Termen in e02e_0^2 dargestellt werden kann. Diese Änderung wird durch eine Expansion in α=e2/4π\alpha = e^2 / 4 \pi ausgedrückt und beeinflusst die Struktur des Propagators.

Die Berechnungen der Korrekturen zum Elektronenpropagator führen dazu, dass dieser modifiziert wird, was als Folge der Wechselwirkungen zwischen Elektronen und Photonen in der Quantenelektrodynamik interpretiert werden kann. Die Erweiterung des Propagators erfolgt durch die Einbeziehung des Terms Σ(p)\Sigma(p), der mit dem Integral über die Photon-Wechselwirkung zusammenhängt. Diese Korrektur ist für die Struktur der QED von entscheidender Bedeutung, da sie die Wechselwirkungen zwischen Elektronen und Photonen auf eine quantitative Weise beschreibt.

Ein wesentliches Element der Renormierung ist die Behandlung des Massenbeitrags im Propagator. Der Massenbeitrag A+δ2A + \delta_2 muss so gewählt werden, dass er den Divergenzen der Theorie entgegenwirkt. Insbesondere müssen wir sicherstellen, dass die Korrektur zur Masse genau die Divergenz beseitigt, um die physikalisch korrekte Elektronenmasse zu erhalten. Die Wahl von δ2\delta_2, sodass A+δ2=0A + \delta_2 = 0, stellt sicher, dass der propagierte Zustand einen korrekt renormierten Wert für die Elektronenmasse besitzt.

Insgesamt führen die Korrekturen im Propagator zu einer vollständigen Renormierung der QED, wobei die effektiven Wechselwirkungen zwischen Elektronen und Photonen durch die Einführung von Z-Faktoren für die Elektronenpropagatoren und die Wechselwirkungsvertexe berücksichtigt werden. Diese Renormierung ist essentiell für die Konsistenz und die Vorhersagen der Theorie auf verschiedenen Skalen.

In den höheren Ordnungen der Störungstheorie kommen zusätzliche Korrekturen in Form von Diagrammen mit mehreren Einfügungen ins Spiel. Diese Diagramme stellen iterierte Korrekturen dar und werden bis zur vierten Ordnung als Teil des Gesamteffekts berücksichtigt. Die Berechnung dieser höheren Ordnungen ermöglicht eine immer genauere Beschreibung der Wechselwirkungen und führt zu immer präziseren Vorhersagen, die experimentell überprüft werden können.

Die gesamte Struktur der QED renormiert die Ladung und die Wechselwirkungsprozesse in einer Weise, die es uns ermöglicht, genaue Berechnungen für die Teilchenphysik durchzuführen. Indem man diese renormierten Terme korrekt anwendet, kann man die QED als eine vollständig konsistente und experimentell überprüfbare Theorie verstehen. Es ist wichtig, dass alle Terme in den Feynman-Diagrammen und den zugehörigen Berechnungen im Rahmen der Renormierung korrekt behandelt werden, um die physikalische Bedeutung der resultierenden Werte zu gewährleisten.

Wie die Faddeev-Popov Determinante zur Quantisierung nicht-abelscher Theorien führt

In der Störungstheorie betrachten wir das System in einer unendlich kleinen Nachbarschaft von A0A_0, in der Gribov-Kopien nicht auftreten. Dies ermöglicht es uns, das Problem der Gribov-Kopien zu ignorieren und zu einem nützlichen Formalismus zu gelangen, um die Theorie zu quantisieren. Wir enden mit der Berechnung der Faddeev-Popov Determinante im Fall, dass die Funktion, die den Fixpunkt für den Eichfaktor angibt, durch die Lorenz-Bedingung (14.40) definiert wird. Mit Hilfe der Gleichungen (14.32) und (14.7) erhalten wir die Determinante des Faddeev-Popov Operators in der Form:

δ[μ(Aμ(x))U]KFP=[δαB(y)]=μfACBδ(xy)ACμ(x)δ(xy)δABμ=μδ(xy)(D(A)μ)AB.\delta[\partial_\mu (A^\mu(x)) U] K_{FP} = [\delta \alpha B(y)] = \partial_\mu f^{ACB} \delta(x - y) A^\mu_C(x) - \delta(x - y) \delta_{AB} \partial_\mu = -\partial_\mu \delta(x - y) (D(A)^\mu)_{AB}.

Im Fall der Quantenelektrodynamik (QED), wo fABC=0f^{ABC} = 0, vereinfacht sich dies zu:

Δ[A]=det(),\Delta[A] = \det(-\Box),

unabhängig von AμA_\mu. In diesem Fall ist Δ[A]\Delta[A] eine Konstante, die durch die Gleichung (14.38) vereinfacht wird, und das Hinzufügen des Eichfixierungstermes zum Aktionsprinzip ist ausreichend, wie bereits in Kapitel 5 angekündigt.

Eine hilfreiche und anschauliche Darstellung der Faddeev-Popov Determinante erhält man, indem man die Determinante als ein Gaußsches funktionales Integral von antikommutierenden Funktionen darstellt, wie wir in Abschnitt 6.1.3 gesehen haben. Wenn ϕ(x)\phi(x) eine komplexe Funktion dieser Art ist, können wir schreiben:

Δ[A]=d[ϕ]d[ϕ]eiSghost,\int \Delta[A] = \int d[\phi] d[\phi^\dagger] e^{i S_{\text{ghost}}},

wobei die Geister-Lagrange-Funktion gegeben ist durch:

Sghost=d4x(μϕ)Dμ(A)ϕ.S_{\text{ghost}} = \int d^4x (\partial_\mu \phi^\dagger) D_\mu(A) \phi.

Diese Gleichung beschreibt masselose Skalarteilchen, die mit den Eichfeldern wechselwirken. Allerdings haben diese Teilchen die falsche Statistik, um spin-0-physikalische Teilchen zu repräsentieren. Der Spin-Statistik-Satz kann verletzt werden, wenn man den Zuständen dieser Teilchen ein negatives Normenmaß erlaubt. Solche Zustände sind zwar nicht unter den physischen Zuständen der Quantenmechanik erlaubt, können aber als Zwischenzustände der SS-Matrix zwischen physikalischen Zuständen erscheinen. Dies führt zur Notwendigkeit, Diagramme mit internen Geister-Loops zusätzlich zu den Diagrammen, die Eichfeld-Loops enthalten, zu berücksichtigen. Diese Notwendigkeit wurde bereits 1963 von Feynman [19] und später von deWitt [20] hergeleitet.

In der Gesamtheit ergibt sich für die Funktion, die in das funktionale Integral über die Eichfelder eingeführt wird:

Stot=d4xLtot,S_{\text{tot}} = \int d^4x \mathcal{L}_{\text{tot}},

wobei Ltot\mathcal{L}_{\text{tot}} die Gesamt-Lagrange-Funktion darstellt:

Ltot=LYM12(μAAμ)Dμ(A)ϕ.\mathcal{L}_{\text{tot}} = \mathcal{L}_{YM} - \frac{1}{2} (\partial_\mu A_A^\mu) D_\mu(A) \phi.

Durch die Erweiterung der Lagrange-Funktion in Potenzen der Felder erhält man quadratische, kubische und quartische Terme:

Ltot=L(2)+L(3)+L(4).\mathcal{L}_{\text{tot}} = \mathcal{L}^{(2)} + \mathcal{L}^{(3)} + \mathcal{L}^{(4)}.

Diese Expansion entspricht einer Reihe in den Kopplungskonstanten gg:

L(2)=O(g0),L(3)=O(g),L(4)=O(g2).\mathcal{L}^{(2)} = O(g^0), \quad \mathcal{L}^{(3)} = O(g), \quad \mathcal{L}^{(4)} = O(g^2).

Die quadratischen Terme führen zu den freien Propagatoren. Für Quarks (Spin 12\frac{1}{2} und Masse mm) und für FP-Geister (Spin 0 und null Masse) ergibt sich:

iS(p)=δabp/m+iϵ,iS(p) = \frac{\delta_{ab}}{p / -m + i \epsilon},

für die Geister:

iΔ(p)=δAB1p2+iϵ.i \Delta(p) = \delta_{AB} \frac{1}{p^2 + i \epsilon}.

Für die Eichfelder entspricht die quadratische Lagrange-Funktion, wie in Kapitel 5 beschrieben, der elektromagnetischen Feld-Lagrange-Funktion. Im allgemeinen Eichformalismus, der durch den Parameter α\alpha gegeben ist, ergibt sich:

iΔABμν(p)=pμpνp2+iϵ(gμν+(1α)δAB).i \Delta_{AB}^{\mu\nu}(p) = - \frac{p^\mu p^\nu}{p^2 + i \epsilon} \left( g_{\mu\nu} + (1 - \alpha) \delta_{AB} \right).

Die kubischen Terme führen zu den Vertices, die in den Feynman-Diagrammen abgebildet werden. Hierbei ergibt sich beispielsweise für den Vertex im Fall der Quarks:

λAiVAμ(p)=igγμ.\lambda_A iV_A^\mu(p') = ig \gamma^\mu.

Die quartischen Terme ergeben die Kopplung zwischen den Eichfeldern und den Geistern, was durch die folgenden Terme ausgedrückt wird:

Γμνρ(q1,q2,q3)=gfABC×[gμν(q1q2)ρ+gνρ(q2q3)μ+gρμ(q3q1)ν].\Gamma_{\mu\nu\rho}(q_1, q_2, q_3) = - gf_{ABC} \times \left[ g_{\mu\nu}(q_1 - q_2)_\rho + g_{\nu\rho}(q_2 - q_3)_\mu + g_{\rho\mu}(q_3 - q_1)_\nu \right].

Zusätzlich zu den üblichen Feynman-Regeln, die Diagramme mit Amplituden verbinden, müssen wir auch folgende Punkte beachten:

  • Geisterlinien bilden geschlossene Schleifen und können nicht als externe Linien auftreten.

  • Jede Geister-Schleife trägt einen Faktor 1-1.

Es ist entscheidend zu erkennen, dass die Geisterfelder als virtuelle Zustände in den Feynman-Diagrammen auftreten und ihre Präsenz die korrekte Quantisierung der Theorie sicherstellt. Ihre Rolle in den Diagrammen ist nicht nur mathematisch notwendig, sondern auch physikalisch relevant, da sie die Unterscheidung zwischen den physikalischen und nicht-physikalischen Zuständen ermöglichen. Ohne diese Differenzierung würden wir eine unvollständige Beschreibung der Wechselwirkungen in nicht-abelschen Theorien haben, was zu einer falschen Darstellung der tatsächlichen Phänomene führen würde.

Welche Rolle spielen effektive Kopplungskonstanten und Schwachkorrekturen im Standardmodell?

Die Entdeckung des Higgs-Bosons im Jahr 2012 führte zu bedeutenden Diskussionen und Forschungen über die Massenwerte des Higgs und deren Implikationen im Kontext des Standardmodells. Eine zentrale Frage dabei ist, wie die Massengrenzen des Higgs-Bosons das Standardmodell erweitern könnten, ohne Instabilitäten zu erzeugen. Laut aktuellen Berechnungen kann das Standardmodell bis hin zur Planck-Skala stabil bleiben, was in gewisser Weise den Weg für die Spekulationen über mögliche neue Physikregime öffnet. Die beobachteten Massenwerte des Higgs-Bosons, insbesondere der Wert von MHM_H, lassen es zu, dass die Theorie auf die Planck-Skala erweitert werden kann, ohne in instabile Bereiche vorzudringen. Es bleibt jedoch offen, ob zwischen den derzeit erreichbaren Energieskalen und der Planckschen Energieskala noch neue physikalische Phänomene auftreten könnten.

Ein wichtiger Punkt in dieser Diskussion ist die effektive Kopplungskonstante λ\lambda, deren Verhalten in der nächsten Approximation der führenden Logarithmen (NNLL) untersucht wurde. Abbildung 18.3 zeigt dieses Verhalten mit den genauen Werten für die Kopplung αs\alpha_s und der Top-Quark-Masse, die zu den aktuellsten Messungen und Berechnungen gehören. Diese Analyse zeigt, dass innerhalb der Unsicherheiten des Standardmodells die Erweiterung auf hohe Energien keine Instabilitäten hervorruft. Doch bleiben, wie bereits angemerkt, Fragen bezüglich möglicher neuer physikalischer Phänomene auf höheren Energieskalen, wie sie zwischen der heute erreichbaren und der Planckschen Energie existieren könnten.

Das Standardmodell, obwohl es erfolgreich viele Phänomene der Teilchenphysik beschreibt, lässt auf einer tieferen Ebene noch Raum für Erweiterungen. Die oben genannten Spekulationen sind besonders relevant, wenn man bedenkt, dass die theoretischen Vorhersagen der Physik auf den hohen Energien die Möglichkeit bieten, dass neue Teilchen und Wechselwirkungen entdeckt werden könnten, die über die bekannten Kräfte des Standardmodells hinausgehen.

In diesem Kontext ist die Untersuchung der Schwachkorrekturen, insbesondere der Schwachanomalie des Myons, von entscheidender Bedeutung. Die Entwicklung des renormalisierbaren elektroschwachen Weinberg-Salam-Modells ermöglichte es, die Schwachkorrekturen zur Myon-Anomalie zu berechnen und diese mit den elektromagnetischen Korrekturen zu vergleichen, die bereits von Schwinger in Kapitel 12 behandelt wurden. Die Korrekturen zur Myon-Anomalie durch schwache Wechselwirkungen sind von der gleichen Größenordnung wie die elektromagnetischen Korrekturen, jedoch sind die beteiligten Vektorbosonen viel schwerer als das Myon, was dazu führt, dass die Schwachkorrekturen durch die Fermi-Konstante beeinflusst werden.

Berechnungen zeigen, dass die erwarteten Schwachkorrekturen vom Typ g2g^2 sind, was mit den elektrodynamischen Korrekturen übereinstimmt. Doch sind diese Schwachkorrekturen so klein, dass sie von den hadronischen Korrekturen überlagert werden. Dies macht es gegenwärtig unmöglich, die theoretischen Vorhersagen mit den experimentellen Daten auf eine bedeutsame Weise zu vergleichen.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Behandlung der Gauge-Fixierung in der Theorie. In der spontaneously gebrochenen Theorie wird die Wahl des Gauge-Fixierungsterms durch den RξR_\xi-Gauge fixiert. Diese Wahl beeinflusst die Berechnungen der propagierten Vektorbosonen und die Kopplungen zwischen den Vektorbosonen und den Goldstone-Bosonen. Die Einführung von Gauge-Fixierungstermen wie in den Gleichungen (19.8) bis (19.11) gewährleistet, dass die Theorie renormalisierbar bleibt, indem sie unphysikalische Pole aus den Propagatoren der Vektor- und Goldstone-Bosonen entfernt.

Trotz der Komplexität dieser Berechnungen bleibt die fundamentale Idee, dass die Wechselwirkungen zwischen den Vektor- und Goldstone-Bosonen durch die Gauge-Invarianz der Theorie bestimmt werden. In der Renormalisierungstheorie werden diese Kopplungen und die Dynamik der Vektorbosonen durch die Ward-Identitäten erhalten, die eine fundamentale Rolle in der Theorie spielen. Diese Identitäten garantieren, dass die unphysikalischen Anteile der Propagatoren bei physikalischen Prozessen verschwinden.

Die Frage der gauge-invarianten Wechselwirkungen und die Kopplungskonstanten sind somit eng miteinander verknüpft und von entscheidender Bedeutung für das Verständnis der elektroschwachen Wechselwirkungen im Standardmodell. Obwohl es noch viele offene Fragen gibt, insbesondere bezüglich der Schwachkorrekturen und ihrer experimentellen Überprüfung, ist die präzise Bestimmung dieser Parameter für das Verständnis des Standardmodells und möglicher neuer physikalischer Phänomene von zentraler Bedeutung.

Für den Leser ist es wichtig, nicht nur die technischen Details der Berechnungen zu verstehen, sondern auch die physikalische Bedeutung der Resultate. Die Diskussion um die Planck-Masse und die Stabilität des Standardmodells auf hohen Energieskalen zeigt die offenen Fragen, die auch die Zukunft der Teilchenphysik betreffen könnten. Während das Standardmodell nach wie vor die Grundlage der theoretischen Physik bildet, stehen zukünftige Entdeckungen möglicherweise an der Grenze zwischen bekannten und unbekannten physikalischen Theorien.