Die grundlegende Überzeugung, dass Institutionen versagen, wird in vielen Fällen zur Grundlage für den Glauben an Verschwörungstheorien. Menschen, die an solche Theorien glauben, betrachten die traditionellen Mechanismen der Informationsverbreitung, die von staatlichen oder wissenschaftlichen Institutionen bereitgestellt werden, als verdorben oder fehlerhaft. In diesem Kontext wird es rational, eine Architektur für den Informationsfluss zu bevorzugen, die einen unfiltrierten, direkten Zugang zu Informationen ermöglicht – idealerweise aus Quellen, denen man persönlich vertraut. Diese Perspektive ist besonders stark bei denjenigen, die die integren Institutionen der Gesellschaft nicht nur als ineffektiv, sondern als absichtlich manipulierend oder korrumpiert wahrnehmen.
Ein solches Misstrauen führt zu einer tiefgreifenden Ablehnung gegenüber den Institutionen einer offenen Gesellschaft. Die Vorstellung, dass Experten und Politiker in einer bestimmten Angelegenheit in irgendeiner Form versagen, wird häufig als Beweis für die völlige Unzuverlässigkeit der gesamten institutionellen Struktur interpretiert. In Fällen, in denen eine wissenschaftliche Theorie, eine politische Entscheidung oder eine Gesundheitsmaßnahme – wie etwa ein Impfprogramm – an einem vermeintlichen Missbrauch oder einer Vertuschung festgemacht wird, wächst die Neigung, auch andere institutionelle Handlungen als falsch oder korrupt zu werten. Solche Annahmen verstärken das Misstrauen und entkoppeln den Einzelnen zunehmend von der objektiven Wahrheitsfindung durch die etablierten Systeme der Kontrolle und des Dialogs.
In einer solchen Wahrnehmung bleibt einzig der persönliche Vertrauenskreis als verlässliche Quelle der Wahrheit bestehen. Man zieht es vor, Informationen aus einem Netzwerk von Bekannten und Vertrauten zu beziehen, denen man unmittelbar und ohne die Filterung durch institutionelle Strukturen vertraut. Dies ist der Ursprung des sogenannten partikularistischen Vertrauens, bei dem nur bestimmten, klar abgegrenzten Gruppen vertraut wird – und allen anderen grundsätzlich misstraut wird. Diese Haltung führt zu einer gefährlichen sozialen Dynamik, die nicht nur die epistemische Qualität der Gesellschaft untergräbt, sondern auch die politische Struktur destabilisieren kann. Denn ein solches Vertrauen schließt systematisch die Chance auf eine objektive, auf breiter Basis geteilte Wahrheit aus.
Die Folgen dieser Entwicklung sind schwerwiegender, als es auf den ersten Blick scheint. Indem der Glaube an institutionelle Fehler als unwiderruflich und allumfassend angesehen wird, verstärkt sich die Bereitschaft, diese Institutionen zu schwächen oder gar abzuschaffen. An die Stelle einer funktionierenden demokratischen Kontrolle tritt das Streben nach einer „Reinigung“ des Systems, das in der Reduktion des Einflusses dieser Institutionen auf die individuelle Entscheidungsfindung und politische Einflussnahme gipfelt. In extremen Fällen führt dies zu einem autoritären Umschwung, der den Institutionen einer offenen Gesellschaft den Boden entzieht, anstatt sie zu stärken.
Zudem erfordert das Vertrauen in eine offene Gesellschaft nicht, dass man glaubt, dass immer alles perfekt funktioniert. Vielmehr reicht es aus, zu wissen, dass Fehler erkannt und korrigiert werden können. Wenn beispielsweise Wissenschaftler Daten fälschen oder eine falsche Entscheidung getroffen wird, existieren Mechanismen – etwa journalistische Aufklärung oder rechtliche Schritte –, die darauf abzielen, die Fehler zu beheben und Missstände zu korrigieren. Dies schafft Vertrauen, auch wenn die Institutionen nicht immer unfehlbar sind. Für den Anhänger einer Verschwörungstheorie dagegen gibt es keine solche Korrektur. Er sieht die Institutionen nicht nur als fehlerhaft, sondern als unwillig, ihre eigenen Fehler zuzugeben oder zu korrigieren, was die Kluft zwischen ihm und der breiten Gesellschaft weiter vertieft.
Diejenigen, die sich im System des partikularistischen Vertrauens verlieren, laufen Gefahr, von Manipulation und Kontrolle durch die eigenen Netzwerke oder durch äußere Kräfte beeinflusst zu werden. Solche Vertrauensstrukturen schließen nicht nur den offenen Dialog aus, sondern fördern auch die Entstehung von Echokammern, in denen die eigene Weltsicht ständig verstärkt und ohne externe Korrektur gefestigt wird. Dies hat zur Folge, dass die Erkenntnis- und Entscheidungsprozesse in einer Gesellschaft verarmen und die demokratischen Strukturen geschwächt werden.
Es ist von entscheidender Bedeutung, zu verstehen, dass der Glaube an Verschwörungstheorien nicht einfach eine falsche Weltanschauung ist, sondern eine fundamentale Bedrohung für das soziale und epistemische Gefüge einer Gesellschaft darstellt. Dieser Glaube führt nicht nur zu einer Verzerrung der Wahrnehmung der Realität, sondern auch zu einer Zerstörung des Vertrauens, das für die funktionierende Kommunikation und das kollektive Handeln in offenen Gesellschaften unerlässlich ist.
Deshalb ist es von großer Bedeutung, dass wir als Gesellschaft den Mechanismen vertrauen, die uns helfen, Informationen zu überprüfen und zu korrigieren. Der Aufbau eines robusten, offenen Dialogs und die Stärkung von Institutionen, die in der Lage sind, Fehler zu erkennen und zu beheben, sind essentielle Bausteine für das Überleben und die Weiterentwicklung einer demokratischen Gesellschaft. Das Vertrauen, das wir in diese Institutionen setzen, darf nicht blind, aber es sollte fundiert und auf langfristige Verlässlichkeit ausgelegt sein.
Was sind die Auswirkungen und Herausforderungen von Fake News auf die Epistemologie und öffentliche Meinungsbildung?
Die Verbreitung von Fake News stellt eine der größten Herausforderungen für die moderne Gesellschaft dar, insbesondere im Hinblick auf die epistemischen Normen, die wir nutzen, um Wissen zu bewerten und zu verbreiten. Eine eingehende Auseinandersetzung mit der Bedeutung und den Mechanismen von Fake News zeigt, wie tief diese Phänomene in die Struktur unseres Wissenssystems eingreifen und wie sie die gesellschaftliche Wahrheitspraxis beeinflussen. Es reicht nicht aus, lediglich Fake News als falsche oder manipulierte Informationen zu kennzeichnen. Der wahre Schaden entsteht durch die Art und Weise, wie diese Inhalte verbreitet, konsolidiert und letztlich in der öffentlichen Wahrnehmung etabliert werden.
Die epistemische Normativität spielt dabei eine zentrale Rolle: Wenn bestimmte Informationen als vertrauenswürdig oder wahr anerkannt werden, haben diese die Macht, die öffentliche Meinung zu formen und Entscheidungen zu beeinflussen. Besonders in der digitalen Ära, in der soziale Medien und digitale Plattformen eine dominierende Rolle spielen, werden Falschinformationen durch ihre schnelle und weite Verbreitung verstärkt. Der Mechanismus der Verbreitung von Fake News ist so konzipiert, dass er die kognitiven Verzerrungen der Rezipienten ausnutzt und dabei die Grundprinzipien der evidenzbasierten Wissenschaft und der objektiven Wahrheit untergräbt.
Die Dynamik von Fake News ist oft so gestaltet, dass sie vor allem auf das Vertrauen in Experten und etablierte Quellen abzielt. Die Erosion dieses Vertrauens hat schwerwiegende Folgen, da es nicht nur die Fähigkeit der Menschen zur objektiven Wahrheitsfindung beeinträchtigt, sondern auch den sozialen Zusammenhalt gefährdet. Der weit verbreitete Glaube an Verschwörungstheorien und die damit verbundene Skepsis gegenüber wissenschaftlichen und politischen Institutionen können zu einer zunehmenden Fragmentierung der öffentlichen Meinung führen. Diese Fragmentierung wird durch sogenannte „Echokammern“ verstärkt, in denen Menschen hauptsächlich Informationen konsumieren, die ihre vorgefassten Meinungen bestätigen.
Die Epistemische Autonomie ist in diesem Kontext von entscheidender Bedeutung. Sie bezieht sich auf die Fähigkeit eines Individuums, eigenständig und kritisch Wissen zu evaluieren, ohne sich unreflektiert auf die Meinungen anderer zu stützen. Im digitalen Zeitalter ist diese Autonomie jedoch zunehmend bedroht. Die Überflutung mit Informationen und die ständige Präsenz von Algorithmen, die Inhalte basierend auf persönlichen Vorlieben filtern, können dazu führen, dass Menschen nur noch eine verzerrte Sicht auf die Welt haben und wichtige Informationen ausblenden oder ignorieren. In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage, inwieweit die moderne Gesellschaft in der Lage ist, eine kritische Epistemologie zu entwickeln, die den Herausforderungen der digitalen Informationsgesellschaft gerecht wird.
Ein weiterer zentraler Aspekt der Fake News ist ihre Rolle in politischen und gesellschaftlichen Debatten. Fake News dienen nicht nur als Werkzeug zur Meinungsmanipulation, sondern auch als Mittel zur politischen Destabilisierung. Der gezielte Einsatz von Desinformation, insbesondere in Wahlkämpfen und politischen Krisen, kann die öffentliche Wahrnehmung erheblich beeinflussen und dazu führen, dass Bürgerinnen und Bürger Entscheidungen auf der Grundlage falscher Informationen treffen. Diese Entwicklung trägt zur Entstehung von „post-epistemischen“ Zuständen bei, in denen Fakten und Wahrheit zunehmend relativiert werden und die Menschen nicht mehr in der Lage sind, eine fundierte Meinungsbildung zu betreiben.
Insgesamt zeigt sich, dass die Verbreitung von Fake News nicht nur ein Problem der individuellen Erkenntnistheorie ist, sondern ein gesamtgesellschaftliches Phänomen, das tief in die Strukturen des Wissens, der Politik und der öffentlichen Kommunikation eingreift. Eine effektive Auseinandersetzung mit diesem Problem erfordert eine Neubewertung der epistemischen Grundlagen, auf denen unser Verständnis von Wahrheit, Wissen und Vertrauen beruht. Die Entwicklung von Strategien zur Bekämpfung von Fake News muss daher nicht nur technische Lösungen, wie etwa die Verbesserung von Fact-Checking-Mechanismen und die Regulierung von Plattformen, umfassen, sondern auch eine grundlegende epistemische Sensibilisierung der Gesellschaft fördern.
Es ist wichtig, dass wir uns der Tatsache bewusst werden, dass Fake News nicht nur als isolierte Fehlinformationen existieren, sondern als Teil eines größeren Netzwerks von Missverständnissen, kognitiven Verzerrungen und politischen Instrumentalisierungen. Diese Einsicht ermöglicht es uns, die tieferen epistemischen Mechanismen zu erkennen, die hinter der Verbreitung von Fake News stehen, und somit gezielt Maßnahmen zu entwickeln, die nicht nur auf die Symptome, sondern auch auf die Ursachen dieses Phänomens abzielen. Nur so kann eine Gesellschaft wieder zu einer fundierten und objektiven Wahrheitspraxis zurückfinden, die auf Fakten und gesicherter Erkenntnis basiert.
Wie sollten wir "Fake News" definieren? Ein Vergleich der verschiedenen Theorien
In der heutigen Kommunikationswissenschaft und im Journalismus hat sich der Begriff „Desinformation“ zunehmend durchgesetzt, während „Fake News“ als Begriff immer weniger verwendet wird (z. B. House of Commons: DCMS 2019; Habgood-Coote 2018; Wardle & Derakhshan 2017; Wardle 2017; Marwick & Lewis 2017). Desinformation wird klassisch als falsche Information verstanden, die absichtlich verbreitet wird, um zu täuschen. Sie unterscheidet sich von Fehlinformation, die lediglich falsche Information ist, aber keine Täuschungsabsicht erfordert. Es wird schnell klar, dass Fake News nicht einfach mit Desinformation gleichzusetzen sind. Der Begriff „Desinformation“ hat eine breitere und gleichzeitig eine engere Bedeutung als „Fake News“. Er ist nicht auf Nachrichten beschränkt, sondern umfasst auch andere Formen der Täuschung – etwa falsche Werbung oder Lügen über einen ungeliebten Mitschüler, die absichtlich verbreitet werden. Fake News hingegen benötigen keine absichtliche Täuschung; sie können auch als „Bullshit“ gelten, also als inhaltlich wertlose oder irrelevante Informationen. Desinformation ist daher zu eng, um das Phänomen der von Jugendlichen aus Nordmazedonien verbreiteten Fake News zu erfassen.
Zimmermann und Kohring (2018) bieten eine Definition an, die helfen soll, diese Begriffe klarer zu fassen. Fake News seien demnach „jüngste Desinformation“, wobei dieser Begriff in einem speziellen Sinne verstanden werden muss. Ihre Verwendung von „Desinformation“ schließt dabei eine Unwahrhaftigkeit ein, die entweder die Absicht zur Täuschung oder eine gleichgültige Haltung zur Wahrheit erfordert. Diese Interpretation von „Desinformation“ ist jedoch etwas eigentümlich, da der Begriff „Desinformation“ üblicherweise keine „Bullshit“-Fälle umfasst. Ihre Definition stützt sich zudem auf eine spezielle Vorstellung von „jüngster Desinformation“, die als eine „Form der journalistischen Kommunikation“ verstanden wird. Damit meint Zimmermann und Kohring nicht nur, dass es sich um aktuelle Ereignisse handelt, sondern auch, dass diese Desinformation ein öffentliches Publikum erreichen muss. Diese Perspektive führt zu einer engeren Fokussierung, die jedoch ebenfalls Missverständnisse hervorrufen kann. Es wird besonders problematisch, wenn von „irreführender Information“ gesprochen wird, was in der Diskussion über Fake News konzeptionell problematisch erscheint.
Die Begriffe „Desinformation“ und „Fake News“ werden in der öffentlichen und wissenschaftlichen Diskussion immer wieder synonym verwendet, obwohl ihre Bedeutung voneinander abweicht. Während Fake News oft mit der Absicht zur Täuschung verbunden sind, können sie auch ohne diese Intention existieren, wie etwa bei Fake News-Webseiten, die keine bewusste Täuschung, sondern oft schlichtweg eine Aufbereitung von irrelevanten oder absurden Inhalten sind. Zimmermann und Kohring machen deutlich, dass der Begriff „Desinformation“ in ihrem Kontext absichtlich falsche Informationen meint, die verbreitet werden, um ein Publikum zu täuschen oder um die Wahrheit zu ignorieren.
Es stellt sich jedoch heraus, dass die Definition von Zimmermann und Kohring nicht nur zu Missverständnissen führen kann, sondern auch eine Verwirrung hinsichtlich des Begriffs „Information“ anheizt. Wenn „Information“ als „Daten“ oder als „Grice’sche Äußerungen“ verstanden wird, dann ist die Rede von „irreführender Information“ in der Diskussion um Fake News problematisch, da diese Konzepte keine präzise Antwort auf die Art und Weise bieten, wie Nachrichteninhalte in einem semantischen Sinne interpretiert werden sollten. Ein zentraler Punkt hierbei ist, dass Informationen als semantische Konzepte verstanden werden müssen, die sich auf die inhaltliche Bedeutung von Äußerungen beziehen – nicht auf die Form von Aussagen oder Daten.
Die zentrale Herausforderung in der Diskussion um Fake News besteht also nicht nur darin, den Begriff korrekt zu definieren, sondern auch darin, wie wir die Begriffe „Desinformation“ und „irreführende Information“ sinnvoll anwenden können, ohne dass diese zu vagen und missverständlichen Kategorien werden. Der Streit um die Definitionen von Fake News, der die Absicht zur Täuschung, die Wahrheit und den Begriff der „Bullshit“-Inhalte umfasst, zeigt die Komplexität dieses Phänomens.
Trotz der Unterschiede zwischen den einzelnen Definitionen ist es auffällig, dass viele Definitionen von Fake News die Absicht zur Täuschung als zentrales Merkmal beinhalten. In fast allen Fällen wird auch die Dimension der Wahrheit, also die Falschheit oder Irreführung der Information, angesprochen. Diese Gemeinsamkeit stellt sicher, dass der Begriff der Fake News nicht nur als inhaltlich falsche oder irreführende Informationen verstanden wird, sondern auch als solche, die mit einer spezifischen Absicht verbreitet werden. Es gibt eine breite Einigkeit darüber, dass jede Definition von Fake News einen Bezug zur Falschheit oder Irreführung der Informationen enthalten muss.
Doch bei genauerem Hinsehen wird deutlich, dass nicht jede Definition die Dimension der „Bullshit“-Informationen einbezieht. Einige Definitionen schließen diese Kategorie aus, wie etwa die Definitionen von Dentith und Gelfert, die eher auf die Täuschungsabsicht und die Falschheit fokussieren. Die Medialität der Fake News, das heißt, ihre Verbreitung in den Medien, ist ebenfalls ein umstrittenes Thema. Während viele Definitionen den Fokus auf die Verbreitung in digitalen Medien setzen, ist der Konsens klar: Fake News existieren auch in Offline-Medien und können unabhängig von der Art der Verbreitung existieren.
Wichtig zu verstehen ist, dass Fake News nicht zwangsläufig die Form von traditionellen Nachrichtenmedien annehmen müssen. Sie können ebenso durch soziale Medien, populistische politische Statements oder sogar durch Tweets eines Präsidenten verbreitet werden, die in keiner Weise den konventionellen journalistischen Standards entsprechen. Diese Erkenntnis stellt die Vorstellung infrage, dass Fake News immer eine formale Ähnlichkeit mit „echten“ Nachrichten haben müssen.
Wie Fake News die Demokratie bedrohen: Die epistemologische Herausforderung
Die Bedeutung von Nachrichten ist in modernen Demokratien unbestritten. Nachrichten versorgen die Öffentlichkeit mit den notwendigen Informationen, um informierte Entscheidungen zu treffen, sei es in Wahlen oder bei anderen gesellschaftlichen Entscheidungsprozessen. Sie erfüllen eine grundlegende Funktion, indem sie es den Bürgern ermöglichen, die Leistung der Regierung zu überwachen und somit eine Mechanismus für demokratische Verantwortung bieten. Nachrichten fördern nicht nur das demokratische Bewusstsein, sondern tragen auch zur sozialen Eingliederung bei, indem sie eine öffentliche Diskussion anregen und zu einem fundierten Austausch führen. Wenn Nachrichten epistemische Bedeutung haben, können die Bürger durch eine kritische Auseinandersetzung damit fundiertere Entscheidungen treffen und unterstützen so die demokratischen Prozesse.
Allerdings hängt die epistemische Qualität von Nachrichten entscheidend von deren Wahrheitsgehalt ab. Gute Nachrichten sind akkurate Nachrichten. Doch die Genauigkeit alleine reicht nicht aus, um Nachrichten epistemisch wertvoll zu machen. Es bedarf zusätzlich einer Medienquelle, die zuverlässig und regelmäßig korrekte Informationen liefert. Die Vertrauenswürdigkeit des Inhalts besteht darin, dass die Medienkanäle konstant genaue Berichterstattung bieten, ohne dass falsche Nachrichten zur Norm werden. Doch auch die Verlässlichkeit der Berichterstattung ist entscheidend. Dies bedeutet, dass Medien regelmäßig und zuverlässig über die relevanten Fakten berichten und der Öffentlichkeit eine sachliche Perspektive bieten müssen.
In der heutigen digitalen Welt jedoch entspricht ein großer Teil der Nachrichten diesem Standard nicht mehr. Falschinformationen, Verzerrungen und die bewusste Verbreitung von Fake News haben das Informationsumfeld stark belastet. Ein besonders gravierendes Beispiel war die US-Präsidentschaftswahl 2016, in der ein erheblicher Anteil der verbreiteten Nachrichten entweder falsche Informationen enthielt oder darauf abzielte, die Wählerschaft zu manipulieren. Ähnliche Phänomene traten im Zusammenhang mit dem Brexit-Referendum auf, bei dem politische Beratungsunternehmen Misinformationen verbreiteten, um das Ergebnis zu beeinflussen.
Die soziale Medienlandschaft hat diese Problematik weiter verschärft. Plattformen wie Facebook haben es leicht gemacht, dass Fehlinformationen und Verschwörungstheorien als politische Werkzeuge eingesetzt werden. So erreichten die zwanzig beliebtesten Fake News-Geschichten während des Wahlkampfs 2016 mehr Interaktionen als die zwanzig wichtigsten realen Nachrichten. Soziale Medien verbreiten falsche Nachrichten schneller, weiter und tiefer als wahre Nachrichten. Dies liegt unter anderem daran, dass falsche Nachrichten oft neue und unerforschte Inhalte bieten, die von Nutzern eher geteilt werden. Dies führt zu einer beschleunigten Verbreitung von Fehlinformationen, die die öffentliche Meinung nachhaltig beeinflussen.
Ein weiteres Problem, das durch das Internet und soziale Medien verstärkt wird, ist die Filterblase und die Bildung von Echokammern. Aufgrund von Empfehlungssystemen und personalisierten Algorithmen sehen wir häufig nur Nachrichten, die unsere bestehenden Weltanschauungen bestätigen. Dies führt zu einer Polarisierung der öffentlichen Meinung und einer verzerrten Wahrnehmung der Realität. Die Vielfalt der Nachrichtenquellen mag zwar zugenommen haben, doch die eigentliche Vielfalt der Inhalte ist gesunken. Ein Großteil der Nachrichten, die wir heute konsumieren, stammt von wenigen großen Nachrichtenagenturen oder Agenturdiensten.
Ein zusätzliches Problem stellt die zunehmende Zusammenarbeit zwischen Journalisten und PR-Agenturen dar. Diese Kooperation hat in den letzten Jahren zu einem Niedergang des traditionellen Journalismus geführt, da journalistische Standards zunehmend durch kommerzielle Interessen untergraben werden.
Es ist klar, dass die digitale Ära die Verbreitung von Fake News verstärkt hat, jedoch ist diese Problematik nicht gänzlich neu. Die Demokratie steht vor einer großen Herausforderung, wenn es darum geht, wie mit dieser Flut von Falschinformationen umgegangen werden soll. Eine epistemologische Auseinandersetzung mit Fake News ist daher unumgänglich. Es muss ein neues Verständnis von Nachrichtenqualität und ihrer epistemischen Relevanz entwickelt werden, das den Herausforderungen der modernen Medienlandschaft gerecht wird.
In einer solchen Auseinandersetzung ist es wichtig zu erkennen, dass Fake News nicht nur in ihrer Form als falsche Information, sondern auch in ihrer Funktion als politisches Instrument betrachtet werden müssen. Sie spielen eine zunehmend entscheidende Rolle bei der Formulierung von Meinungen und der Beeinflussung von politischen Prozessen. Das Ziel einer neuen epistemologischen Perspektive muss es daher nicht nur sein, Fehlinformationen zu entlarven, sondern auch das öffentliche Vertrauen in die Medien als Instanz der Wahrheit zu wahren und zu stärken.
Es ist notwendig, dass die Gesellschaft ein tieferes Verständnis für die Mechanismen der Fake News entwickelt. Hierbei müssen sowohl die technische Dimension (wie Algorithmen und Filterblasen) als auch die gesellschaftliche Verantwortung von Journalisten und Medienunternehmen berücksichtigt werden. Nur so kann eine fundierte und ehrliche Diskussion über die Wahrheit im digitalen Zeitalter geführt werden.
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