Donald Trump positionierte sich stets als ein unerschrockener Wahrheitsvertreter, der gegen die angebliche Heuchelei und die politischen Eliten kämpfte, die, wie er es darstellte, versuchten, die „wirkliche Wahrheit“ zu verbergen. Dabei bediente er sich der rhetorischen Strategie, seine Aussagen als „gesunden Menschenverstand“ darzustellen, der für „echte Amerikaner“ unumstößlich war. Diese Form der Argumentation, die sich auf persönliche Wahrnehmungen und subjektive Überzeugungen stützte, setzte bewusst den Anspruch durch, dass seine Sichtweisen einfach und selbstverständlich wären, dass sie von der breiten Bevölkerung verstanden und akzeptiert wurden.
Ein prägnantes Beispiel für diese Haltung war seine Reaktion auf Kritik an seinen Äußerungen zu illegaler Einwanderung und mexikanischen Migranten. Trump bezog sich dabei immer wieder auf seine persönliche Gespräche mit Grenzschutzbeamten, die er als „echte Experten“ darstellte. Im Kern seiner Argumentation stand die Vorstellung, dass diejenigen, die gegen ihn opponierten, entweder nicht die Realität begriffen oder absichtlich versuchten, das wahre Ausmaß der Gefährdung durch illegale Einwanderung zu verschleiern. Trump nannte dies „politische Korrektheit“, ein Begriff, der während seiner gesamten Kampagne eine zentrale Rolle spielte.
Die Rhetorik der „politischen Korrektheit“ verfolgte einen doppelten Zweck. Zum einen stellte Trump sich als jemand dar, der bereit war, unangenehme Wahrheiten auszusprechen, die von seinen Gegnern unterdrückt wurden. Zum anderen diente diese Rhetorik dazu, seine politischen Gegner als unehrlich darzustellen – als diejenigen, die die Wahrheit absichtlich verstecken, um ihre eigenen, verborgenen Agenden zu fördern. Dies führte dazu, dass Trump nicht nur als politischer Außenseiter wahrgenommen wurde, sondern auch als jemand, der den Mut hatte, das auszusprechen, was seiner Meinung nach alle wussten, aber niemand wagte zu sagen.
Dieser Kampf gegen die „politische Korrektheit“ erlangte besonders dann an Intensität, als Trump mit etablierten Medienkonzernen wie NBC in Konflikt geriet. Nachdem er im Zusammenhang mit seinen kontroversen Äußerungen über mexikanische Migranten von NBC entlassen wurde, wendete er sich gegen die Sender und beschuldigte sie, zu „politisch korrekt“ zu sein. Diese Position stärkte sein Image als ein unerschrockener Wahrheitssager, der sich nicht den Normen der politisch korrekten Gesellschaft unterwarf. Trump verstand es meisterhaft, das Narrativ zu nutzen, dass „politische Korrektheit“ ein Hindernis für den wahren Diskurs sei, und dass es seine Aufgabe sei, die versteckte Wahrheit ans Licht zu bringen.
Gleichzeitig entglitt Trump immer wieder der Notwendigkeit, sich mit den empirischen oder moralischen Aspekten seiner Aussagen auseinanderzusetzen. Die Schärfe seiner Rhetorik – etwa die wiederholte Behauptung, dass ein mexikanischer Richter aufgrund seiner Herkunft nicht unparteiisch sein könne – wurde oft durch den Hinweis auf „gesunden Menschenverstand“ relativiert. Solche Aussagen waren für Trump keine Tatsache, die einer objektiven Überprüfung bedurften, sondern eine „selbstverständliche“ Wahrheit, die er keinem Argument oder einer intellektuellen Debatte aussetzte.
Dieses Spiel mit der Wahrheit und der Wahrnehmung von Wahrheit führte dazu, dass Trump eine Atmosphäre der Polarisierung schuf. Er stellte sich als denjenigen dar, der gegen eine „politisch korrekte“ Elite kämpfte, die versuchte, die gesellschaftliche Realität zu verzerren und die eigentlichen Herausforderungen des Landes zu verbergen. Seine Anhänger empfanden dies als authentisch und erfrischend, während seine Gegner dies als gefährliche Entgleisung von fundamentalen demokratischen Werten betrachteten.
Es war jedoch nicht nur Trumps explizite Politik, die seine Anhänger überzeugte, sondern auch sein Umgang mit Sprache und seine Fähigkeit, sich als wahrhaftiger Vertreter des Volkes zu inszenieren. Eine der zentralen Fragen, die sich aus seiner politischen Kommunikation ergibt, ist, inwieweit „die Wahrheit“ tatsächlich so unklar ist, wie Trump es darstellt. Für seine Anhänger war es oft nicht die faktische Richtigkeit seiner Aussagen, die zählte, sondern die Botschaft, dass er sich gegen eine korrupte, politische Elite stellte, die die Wahrheit verstecken wollte.
Die Tatsache, dass Trump oft die Grenze zwischen Fakten und persönlichen Meinungen verwischte, wurde von seinen Anhängern nicht nur ignoriert, sondern als Teil seines „authentischen“ Charakters gefeiert. Die Rhetorik des „politischen Unkorrekten“ ermöglichte es ihm, sich als eine Figur darzustellen, die nicht durch die Konventionen der etablierten Politik und der akademischen Welt gebunden war. In dieser Konzeption von „Wahrheit“ wird deutlich, dass es weniger um objektive Realität geht, sondern um die Wahrnehmung und den Widerstand gegen die als „elitär“ empfundenen Normen der politischen Korrektheit.
Es ist ebenfalls wichtig zu verstehen, dass Trump durch die wiederholte Ablehnung der politischen Korrektheit nicht nur eine Rhetorik der Konfrontation, sondern auch eine der Entpolitisierung anwendete. Indem er gegen die vermeintlich „verzerrte“ Wahrheit der politischen Eliten ankämpfte, konnte er sich selbst als einzigen wahren Sprecher der „echten Amerikaner“ positionieren. Diese Strategie, die sowohl populistisch als auch anti-intellektuell war, spielte auf tiefe gesellschaftliche Ängste an und fand bei vielen Anhängern Gehör.
Warum die "wirtschaftliche Angst" nicht die wahre Erklärung für Trumps Wahlsieg ist
Die Wahl Donald Trumps war zweifellos ein traumatisches Ereignis auf nationaler, wenn nicht globaler Ebene. Für die besonders verletzlichen Gruppen, die kontinuierlich Ziel seiner rassistischen, sexistischen und xenophoben Rhetorik auf dem Wahlkampfsfeld waren, versprach sie düstere Folgen. Eine der enttäuschendsten Erkenntnisse nach der Wahl war die dramatische Fehleinschätzung vieler Linker, von Marxisten bis hin zu progressiven Liberalen, dass der Sieg Trumps unmöglich war oder dass eine mögliche Kandidatur von Hillary Clinton keine signifikanten Unterschiede gemacht hätte. Besonders auffällig war das verbreitete Mitleid mit den Trump-Wählern, das sich in der Behauptung manifestierte, diese hätten nicht aus rassistischen Gründen gewählt, sondern aus einer tiefgehenden „wirtschaftlichen Angst“ heraus. Diese Interpretation, die nach der Wahl weit verbreitet war, trug zur Überbetonung wirtschaftlicher Ängste bei, während rassistische Motive in den Hintergrund rücken sollten.
Die Theorie der „wirtschaftlichen Angst“ wurde häufig in den Medien und von Politikern als Erklärung für Trumps Aufstieg vorgebracht. Man argumentierte, dass es nicht der Rassismus sei, der Wähler zu Trump führte, sondern die Sorge um die wirtschaftliche Zukunft, insbesondere unter den weißen Arbeitermilieus. Diese Argumentation wurde oft mit der Empfehlung kombiniert, dass liberale Politiker ihre politischen Strategien anpassen und sich weniger mit „Identitätspolitik“ befassen sollten, sondern vielmehr Themen ansprechen sollten, die auch bei weißen Wählern ankommen könnten. Die Theorie war jedoch problematisch, da sie versuchte, die Wurzeln der Unterstützung für Trump zu entpolitisieren und zu verfälschen, indem sie den Rassismus, der zweifellos eine zentrale Rolle spielte, ausblendete.
Aus einer klassisch marxistischen Perspektive gibt es nichts Ungewöhnliches an dieser Situation, da sie die Begrenzungen des klassischen Liberalismus aufzeigt, der als politische Lösung für den wachsenden autoritären Populismus und Faschismus versagt hat. Wie der Soziologe Sedlillo (2017) feststellt, wird die wirtschaftliche Not von „Faschisten“ häufig als Teil einer gemeinsamen sozialen Entfremdung beschrieben. In Wirklichkeit aber ist „der Schmerz der faschistischen Vorkämpfer“ für die Diskussion über die Bedrohung durch faschistische Kultur und Organisationen irrelevant. Und dennoch beharrt die Medienlandschaft weiterhin auf einer wohlwollenden Analyse der Trump-Wähler, die sowohl wirtschaftliche als auch farbenblinde Aspekte berücksichtigt.
Die wirtschaftliche Argumentation blendet dabei aus, dass Trumps Wahlsieg in Wirklichkeit tief in rassistischen und weiß-suprematistischen Strukturen verankert war. Wie der Journalist Coates (2017) hervorhebt, wählten weiße Wähler Trumps – unabhängig von ihrer wirtschaftlichen Lage – in überproportionalem Maße. Selbst in Haushalten mit einem Einkommen von mehr als 100.000 Dollar wählten 14 Punkte mehr die Unterstützung für Trump im Vergleich zu Hillary Clinton, während die Unterstützung unter niedrigeren Einkommensgruppen noch stärker war. Dies zeigt deutlich, dass es weniger um wirtschaftliche Unsicherheit und vielmehr um den Erhalt des rassischen Status quo ging. Tatsächlich war die Unterstützung für Trump unter weißen Wählern aller gesellschaftlichen Klassen so stark, dass Coates (2017) zusammenfasste: „Wenn man nur die Stimmen der weißen Amerikaner zählt, hätte Trump Clinton mit 389 zu 81 Stimmen besiegt.“
Die Vorstellung, dass „wirtschaftliche Angst“ der Hauptfaktor für den Wahlsieg Trumps war, ignoriert nicht nur die Bedeutung von Rassismus als treibende Kraft, sondern übersieht auch die tiefe Verwurzelung von Weißer Vorherrschaft, die eine grundlegende Rolle in der Wahlentscheidung vieler Wähler spielte. Diese Weigerung, Rassismus als zentrales Motiv zu benennen, verstärkt das Problem, indem sie die eigentlichen Ursachen für den Aufstieg des rechten Populismus verschleiert und gleichzeitig rassistische und faschistische Tendenzen normalisiert.
Wichtig für das Verständnis dieses Phänomens ist, dass die Analyse der „wirtschaftlichen Angst“ nicht nur eine unzureichende Erklärung für Trumps Wahlsieg darstellt, sondern auch eine politische Strategie, die von liberalen Eliten verwendet wird, um ihre eigene Untätigkeit in Bezug auf die rassistischen und autoritären Tendenzen zu rechtfertigen, die den Wahlsieg begünstigt haben. Indem die wirtschaftlichen Ängste betont und die rassistischen Motivationen übersehen werden, wird die Verantwortung für den Aufstieg des rechten Populismus auf eine abstrakte, allgemeine Angst vor wirtschaftlicher Unsicherheit verschoben, anstatt sich der rassistischen Dimension dieses Phänomens zu stellen.
Für die Leser ist es von entscheidender Bedeutung, die tiefen Verbindungen zwischen Rassismus, sozialer Angst und wirtschaftlicher Unsicherheit zu erkennen. Der Aufstieg von Trump war nicht nur ein Produkt der Sorge um die Wirtschaft, sondern auch eine Reaktion auf die Veränderungen im sozialen Gefüge, die durch die wachsende Diversität und die zunehmende Sichtbarkeit marginalisierter Gruppen verursacht wurden. Daher ist es notwendig, die politische Landschaft nicht nur durch die Linse der wirtschaftlichen Ungleichheit zu betrachten, sondern auch durch die Linse der sozialen Hierarchien und rassistischen Strukturen, die weiterhin eine zentrale Rolle im politischen Diskurs spielen.
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