Der subtherapeutische Einsatz von Antibiotika in der Tierhaltung ist ein bedeutendes Thema im Zusammenhang mit der zunehmenden Antibiotikaresistenz, das zunehmend Aufmerksamkeit auf sich zieht. Im Gegensatz zur therapeutischen Verwendung, die gezielt zur Behandlung von Infektionen erfolgt, zielt der subtherapeutische Einsatz nicht auf bestehende Krankheiten ab. Vielmehr wird ein geringer Anteil von Antibiotika kontinuierlich zu Tierfutter hinzugefügt, um das Wachstum der Tiere zu fördern, was aus wirtschaftlicher Sicht für die Landwirte vorteilhaft ist.

Diese Praxis begann 1948 zufällig, als Robert Stokstad und Thomas Jukes entdeckten, dass das Hinzufügen von Zellmaterial des Bakteriums Streptomyces auerofaciens zu Hühnerfutter deren Wachstum beschleunigte. Dies geschah aufgrund der enthaltenen Substanz Chlorotetracyclin, einem Antibiotikum, das in geringen Mengen das Wachstum der Tiere anregte. Die Entdeckung führte dazu, dass immer mehr Antibiotika als Wachstumspromotoren eingesetzt wurden, wobei die Dosierung deutlich unterhalb der therapeutischen Dosis lag. Zunächst wurde diese Praxis von der Regierung unterstützt, da man davon ausging, dass die Antibiotika keinen nennenswerten Schaden anrichteten, solange sie in geringen Mengen verwendet wurden.

Die Konsequenzen dieser Praxis wurden jedoch zunehmend klarer. Obwohl der direkte Einfluss von Antibiotika auf das Wachstum von Tieren noch nicht vollständig verstanden ist, ist bekannt, dass diese Substanzen die Bakterienflora im Darm der Tiere beeinflussen. Dabei können sie schädliche Bakterien, die mit nützlichen Mikroben konkurrieren, abtöten und so das Wachstum der Tiere fördern. Ein weiteres Problem ist, dass diese Antibiotika größtenteils nicht in den Blutkreislauf der Tiere gelangen müssen, sondern direkt im Darm wirken, wodurch der Effekt auf das Wachstum ohne eine systemische Wirkung erzielt wird. So ist auch Bacitracin, das für den Menschen nicht in therapeutischen Dosen genutzt wird, eines der häufigsten Antibiotika für das Wachstum von Tieren, obwohl es nur lokal im Darm wirkt.

Mit der Zeit wurde jedoch klar, dass der subtherapeutische Einsatz von Antibiotika erhebliche negative Auswirkungen hat, die weit über die kurzfristigen wirtschaftlichen Vorteile hinausgehen. Das konstante Vorhandensein von Antibiotika in der Tierhaltung begünstigt die Entwicklung von Antibiotikaresistenzen. Bakterien, die kontinuierlich geringen Dosen von Antibiotika ausgesetzt sind, entwickeln Resistenzen, die dann auf pathogene Bakterien übertragen werden können. Diese resistenten Bakterien können später die Tiere selbst infizieren, insbesondere wenn deren Immunsystem geschwächt ist. Darüber hinaus können resistente Bakterien auch auf den Menschen übertragen werden. Dies kann über verschiedene Wege geschehen, sei es durch den Konsum von unzureichend gegartem Fleisch, den direkten Kontakt von Landarbeitern mit den Tieren, die Übertragung von resistenten Bakterien durch Tierdung auf den Boden und dann auf Pflanzen oder durch die Übertragung von Bakterien aus verendeten Tieren auf den Menschen.

Der immer deutlicher werdende Zusammenhang zwischen dem subtherapeutischen Einsatz von Antibiotika und der Zunahme von Antibiotikaresistenzen führte in vielen Ländern zu einem Umdenken. In Großbritannien führte dies 1969 zur Gründung des Swann-Kommittees, das den Zusammenhang zwischen dem Einsatz von Antibiotika in der Landwirtschaft und der Zunahme von resistenten Infektionen untersuchte. Das Komitee empfahl ein Verbot von Antibiotika als Wachstumspromotoren, besonders wenn diese auch für die Behandlung von Menschen verwendet wurden. In den 1970er Jahren begann die Europäische Union schrittweise, den Einsatz von Tetracyclinen und Penicillin in der Landwirtschaft zu reduzieren. 1986 verbot Schweden als erstes Land weltweit den subtherapeutischen Einsatz aller Antibiotika. Auch andere europäische Länder, wie Dänemark und die EU selbst, folgten diesem Beispiel. Trotz dieser Fortschritte hat der subtherapeutische Einsatz von Antibiotika in Ländern wie Indien und China bis vor kurzem noch große Bedeutung gehabt. Indien etwa führte erst 2019 ein Verbot für den Einsatz von Colistin ein, einem wichtigen Antibiotikum für die Behandlung von Menschen.

Untersuchungen, die nach den Verboten in Europa durchgeführt wurden, zeigen eine deutliche Abnahme der Fälle von Antibiotikaresistenzen. Diese Ergebnisse legen nahe, dass der subtherapeutische Einsatz von Antibiotika maßgeblich zur Entstehung von Resistenzen beiträgt und dass seine Reduzierung oder Abschaffung eine positive Auswirkung auf die öffentliche Gesundheit hat. Trotzdem gibt es auch Stimmen, die argumentieren, dass der subtherapeutische Einsatz prophylaktische Vorteile bietet und notwendig sei, um das Wohlbefinden der Tiere zu gewährleisten. Sie befürchten, dass ein Verbot zu einem Anstieg von Tierkrankheiten führen könnte, die dann auf den Menschen übertragen werden könnten.

Es ist von großer Bedeutung, die Dynamik der Antibiotikaresistenz und die Auswirkungen des subtherapeutischen Einsatzes von Antibiotika nicht nur in der Tierhaltung, sondern auch in der Lebensmittelproduktion und im Umgang mit der menschlichen Gesundheit zu verstehen. Die Entwicklung von Resistenzen ist ein langfristiger, oft unsichtbarer Prozess, der tiefgreifende Konsequenzen für die gesamte Gesellschaft hat. Daher erfordert der Umgang mit diesem Problem einen ganzheitlichen Ansatz, der sowohl die landwirtschaftliche Praxis als auch die Gesundheitsversorgung des Menschen berücksichtigt. Es ist entscheidend, dass alle Beteiligten – von den Landwirten bis hin zu den Politikern und Gesundheitsexperten – die langfristigen Risiken verstehen und im Rahmen einer verantwortungsvollen Antibiotika-Nutzung Maßnahmen ergreifen, um die öffentliche Gesundheit zu schützen.

Wie Antibiotika die Proteinsynthese hemmen und ihre Mechanismen der Wirkung

Die Proteinsynthese ist ein fundamentaler Prozess, der in allen lebenden Zellen stattfindet und es ihnen ermöglicht, die für das Überleben und die Funktion notwendigen Proteine zu produzieren. In Bakterien unterscheidet sich dieser Prozess jedoch in einigen Aspekten von dem in eukaryotischen Zellen, was es ermöglicht, spezifische Antibiotika zu entwickeln, die die bakterielle Proteinsynthese hemmen, ohne den Wirt zu schädigen. Eine solche Hemmung erfolgt an verschiedenen Stellen der Translationskette, die vom Beginn der Translation bis zum Ende der Kettenverlängerung reicht.

Die Initiation der Proteinsynthese bei Bakterien beginnt mit der Bindung der 30S- ribosomalen Untereinheit an das Ribosomen-Bindungsstellen (RBS) der mRNA, wobei Initiationsfaktoren wie IF1, IF2 und IF3 eine Schlüsselrolle spielen. Dies ermöglicht es, die tRNA mit formylmethionin (fMet) an das erste AUG-Codon zu binden. Diese Formylierung ist ein spezielles Merkmal der bakteriellen Proteinsynthese, da die Methionin-tRNA für die Initiation der Translation ein formyliertes Methionin trägt. Während der Synthese wird das formylierte Methionin entweder deformyliert oder komplett entfernt. Dieser Schritt ist ein potenzielles Ziel für die Entwicklung neuer Antibiotika, da diese Reaktionen ausschließlich in den Bakterien und nicht im menschlichen Wirt stattfinden.

Einmal korrekt an den Initiator-Codon gebunden, tritt die 50S-Untereinheit bei Bakterien in den Prozess ein, wodurch der vollständige 70S-Ribosomenkomplex gebildet wird. An diesem Punkt werden die Initiationsfaktoren freigesetzt, und die fMet-tRNA wird an die P-Stelle des Ribosoms verlagert. Zu diesem Zeitpunkt binden auch Aminoacyl-tRNAs, die mit der nächsten Aminosäure übereinstimmen, an die A-Stelle des Ribosoms, wo sie in der richtigen Orientierung für die Polypeptidkette positioniert werden. Das Enzym EF-TU, das mit GTP assoziiert ist, spielt eine Rolle bei dieser Positionierung und erleichtert die korrekte Paarung des Codons mit dem Anticodon der tRNA.

Die Verlängerung der Polypeptidkette erfolgt durch die katalytische Aktivität der Peptidyltransferase, die in der 50S-Untereinheit lokalisiert ist. Diese Katalyse führt zur Bildung einer Peptidbindung zwischen der Aminosäure an der A-Stelle und der Aminosäure an der P-Stelle. Dies setzt die Entstehung des Polypeptids fort. Antibiotika wie Chloramphenicol und Puromycin sind in der Lage, diesen Schritt zu blockieren, indem sie die Funktion der Peptidyltransferase stören. Puromycin ahmt die Struktur einer Aminoacyl-tRNA nach, aber anstatt einer tRNA ist es eine Aminonukleosidverbindung, die in das wachsende Peptid eingebaut wird, wodurch die Synthese gestoppt wird. Dies führt zu einer fehlerhaften Peptidkette und einem vorzeitigen Abbruch der Translation.

Nach der Kettenverlängerung folgt die Translokation, bei der das Ribosom entlang der mRNA um ein Codon verschoben wird. Dieser Vorgang wird durch den Elongationsfaktor EF-G unterstützt, der mit GTP assoziiert ist und eine Rolle bei der Verschiebung des Ribosoms spielt. Sobald das Ribosom sich bewegt, wird das tRNA-mit-Peptid in die P-Stelle verschoben, und die entladene tRNA wird aus der E-Stelle entfernt. Diese Wiederholung des Zyklus setzt sich fort, bis das gesamte Protein synthetisiert ist.

Der Abbruch der Proteinsynthese erfolgt, wenn ein Stoppcodon in der A-Stelle erscheint. Es gibt drei Stoppcodons (UAA, UGA, UAG), an die keine tRNA binden kann. Dies führt zur Freisetzung des synthetisierten Proteins durch Freisetzungsfaktoren und zur Dissoziation des Ribosoms in seine 50S- und 30S-Komponenten. Dieser Mechanismus markiert das Ende der Translation und die Entstehung eines funktionsfähigen Proteins.

Es ist bemerkenswert, dass während der Proteinsynthese etwa ein Fehler pro 10.000 Peptidbindungen auftritt. Dies ist eine höhere Fehlerquote als bei der DNA-Synthese, was durch die Tatsache bedingt ist, dass viele Kopien eines Proteins synthetisiert werden, sodass der Verlust eines einzelnen fehlerhaften Proteins durch andere funktionelle Kopien ausgeglichen wird.

Antibiotika, die die Proteinsynthese hemmen, wirken auf verschiedene Stadien dieses Prozesses und sind in der Lage, das Wachstum von Bakterien zu stoppen. Diese Antibiotika wirken entweder auf die 30S- oder 50S-Untereinheit des Ribosoms, was zu einer Hemmung der Translation führt. Tetracycline, Aminoglykoside und Spectinomycin sind Beispiele für Antibiotika, die die 30S-Untereinheit anvisieren, während Chloramphenicol, Clindamycin und Macrolide wie Erythromycin die 50S-Untereinheit blockieren. Die meisten dieser Antibiotika sind bakterostatisch, was bedeutet, dass die Bakterien in ihrer Wachstumsrate gehemmt werden, jedoch nicht abgetötet werden. Einige Antibiotika, wie Aminoglykoside, haben jedoch eine bakterizide Wirkung, die zu einem direkten Absterben der Bakterien führt.

Ein wichtiger Aspekt der Antibiotika-Wirkung auf die Proteinsynthese ist die Bindungsspezifität des Antibiotikums an das Ribosom. Um eine konstante Hemmung der Proteinproduktion zu erreichen, müssen diese Antibiotika in der Lage sein, an das Ribosom zu binden und die Translation während jedes Zyklus zu stören. Dies erfordert eine hohe Affinität des Antibiotikums für das Ribosom und eine gezielte Hemmung der Proteinsynthese, was es zu einem effektiven Mittel gegen bakterielle Infektionen macht.

Wie Lasso-Peptide als neue Antibiotika die Antibiotikaresistenz herausfordern

Lasso-Peptide stellen eine neu entdeckte Klasse von Antibiotika dar, die von den Bodenbakterien Paenibacillus sp. M2 produziert werden. Diese Peptide zeichnen sich durch eine ungewöhnliche Struktur aus, die sie zu einem interessanten Ansatz in der Antimikrobiellen Forschung macht. Ihre Entdeckung hat das Potenzial, der zunehmenden Bedrohung durch Antibiotikaresistenzen entgegenzuwirken.

Lasso-Peptide sind ribosomal synthetisierte Moleküle, die posttranslational modifiziert werden. Sie falten sich so, dass sie an einem Ende eine charakteristische Schleifenstruktur bilden, die dem Namen „Lasso“ zugrunde liegt. Obwohl bioaktive Lasso-Peptide bereits 1991 erstmals beschrieben wurden, hat die Entdeckung eines Antibiotikums mit dieser Struktur neue Dimensionen eröffnet. Lariocidin, ein solches Lasso-Peptid, hat das Potenzial, Bakterien auf völlig neue Weise zu bekämpfen, da es mit einem bislang unentdeckten Ziel auf der 30S-Untereinheit des Ribosoms interagiert. Diese Interaktion blockiert die Translokation der tRNA und führt zu einer fehlerhaften Proteinbiosynthese, was letztlich das Wachstum der Bakterien stoppt.

Was Lariocidin und andere Lasso-Peptide besonders bemerkenswert macht, ist die Tatsache, dass ihre einzigartige Struktur und Zielbindungsweise eine schnelle Resistenzentwicklung stark reduziert. In einem Zeitraum, in dem Bakterien immer häufiger Resistenzen gegen herkömmliche Antibiotika entwickeln, könnte dies einen entscheidenden Vorteil darstellen. Darüber hinaus zeigt Lariocidin keine Toxizität gegenüber menschlichen Zellen, was es zu einem vielversprechenden Kandidaten für die klinische Anwendung macht.

Der Mechanismus, durch den Lariocidin seine Wirkung entfaltet, ist ebenfalls neuartig. Die Bindung an das Ribosom und die darauffolgende Fehlübersetzung von Proteinen unterscheiden sich grundlegend von denen traditioneller Antibiotika wie Aminoglykosiden oder Makroliden. Diese Unterscheidung bedeutet, dass Lasso-Peptide als potenziell wirkungsvolle Alternativen in der Bekämpfung von bakteriellen Infektionen dienen können, insbesondere in einer Ära, in der die Wirksamkeit bestehender Antibiotika zunehmend eingeschränkt wird.

Zusätzlich zu ihrer potenziellen Anwendung als Antibiotika könnten Lasso-Peptide auch in anderen therapeutischen Bereichen, wie etwa in der Krebsforschung, Anwendung finden. Ihre Fähigkeit, spezifische biologische Prozesse zu hemmen, könnte auch bei der Entwicklung neuer Krebsmedikamente eine Rolle spielen. In der Tat wurden bereits ähnliche Peptide untersucht, die in der Lage sind, spezifische Proteine zu blockieren, die für das Wachstum und die Vermehrung von Krebszellen verantwortlich sind.

Es ist jedoch wichtig zu verstehen, dass die Entwicklung von Lasso-Peptiden als therapeutische Mittel noch in den frühen Phasen steckt. Die Herausforderung besteht darin, die Herstellung dieser Moleküle in ausreichenden Mengen und in hoher Reinheit zu gewährleisten, um sie für klinische Studien und schließlich für die breitere medizinische Anwendung verfügbar zu machen. Außerdem müssen mögliche Nebenwirkungen und Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten sorgfältig untersucht werden.

Insgesamt stellt die Entdeckung von Lasso-Peptiden und ihrer Antibiotikaaktivität einen spannenden Fortschritt in der medizinischen Forschung dar. Ihre einzigartige Struktur und ihre Fähigkeit, Resistenzen zu umgehen, bieten neue Hoffnung in einem Bereich, der von der wachsenden Bedrohung durch multiresistente Bakterien geprägt ist.

Es sollte jedoch beachtet werden, dass, obwohl Lasso-Peptide vielversprechend sind, sie nicht als Allheilmittel gegen alle Arten von bakteriellen Infektionen betrachtet werden sollten. Weitere Forschung ist erforderlich, um das vollständige Potenzial dieser Moleküle zu verstehen und die besten Anwendungsbereiche zu bestimmen.

Wie Prodrugs zur Bekämpfung von MRSA in Makrophagen eingesetzt werden können

Die Bekämpfung von Methicillin-resistenten Staphylococcus aureus (MRSA) bleibt eine der größten Herausforderungen in der modernen Mikrobiologie und Medizin. Eine neue Strategie, die in den letzten Jahren zunehmend Aufmerksamkeit erhalten hat, ist der Einsatz von Prodrugs zur gezielten Bekämpfung intrazellulärer Bakterien, insbesondere in menschlichen Makrophagen. Dieser Ansatz nutzt die Eigenschaften von Antibiotika, die durch prodrug-Strategien modifiziert werden, um die Zellen zu erreichen und die Infektion von innen heraus zu bekämpfen.

Prodrugs sind inaktive Vorläufermoleküle, die erst durch biochemische Prozesse im Körper zu ihrer aktiven Form umgewandelt werden. Diese Umwandlung erfolgt in der Regel durch enzymatische Spaltung, wodurch das ursprüngliche Antibiotikum freigesetzt wird. Im Falle der Bekämpfung von MRSA in Makrophagen ist es entscheidend, dass das Antibiotikum, bevor es seine Wirkung entfaltet, durch einen sogenannten "Pro-moiety" – eine chemische Gruppe, die das Molekül zunächst inaktiv macht – geschützt wird, um eine Überwindung der Zellmembran zu ermöglichen.

Ein häufig genutztes Konzept bei der Entwicklung solcher Prodrugs ist die Verwendung von Phosphonaten anstelle von Phosphaten. Phosphonate besitzen eine stabile Kohlenstoff-Phosphor-Bindung, die im Gegensatz zu Phosphaten nicht durch körpereigene Phosphatasen gespalten wird. Diese Stabilität macht es schwierig für die Zellen des Wirts, das Prodrug vorzeitig zu aktivieren, was für eine gezielte Wirkung auf die Bakterien innerhalb der Zellen von entscheidender Bedeutung ist. Der entscheidende Schritt für die Wirksamkeit des Prodrugs besteht darin, dass die Lipophilie der an das Phosphonat gebundenen Gruppe hilft, die Zellmembran zu durchdringen. Auf diese Weise kann das Prodrug in die Zelle eintreten, ohne dass die antibakterielle Aktivität zu früh entfaltet wird.

Erst nach dem Eindringen in die Zelle und dem Kontakt mit bakteriellen Esterasen – Enzymen, die in der Lage sind, die Esterbindung zu spalten – wird die aktive Form des Antibiotikums freigesetzt. Diese selektive Aktivierung stellt sicher, dass die Wirkung des Prodrugs erst dann entfaltet wird, wenn es sich in der Nähe der infizierten Zellen befindet und mit den intrazellulären Bakterien in Kontakt tritt. Es ist auch wichtig, dass die Maskierungsgruppe des Prodrugs widerstandsfähig gegenüber den Esterasen des Wirtsserums ist, um eine frühe Aktivierung im Blutkreislaufsystem zu vermeiden.

Ein weiterer wichtiger Aspekt dieses Ansatzes ist die spezifische Auswahl der Pro-moiety, die an das Phosphonat gebunden wird. Diese muss so gestaltet sein, dass sie nicht nur die Eigenschaften der bakteriellen Esterasen erkennt, sondern auch die Enzyme des Wirts vermeidet. Eine solche Designstrategie ermöglicht es, Prodrugs zu entwickeln, die auf spezifische Pathogene abzielen und dadurch die gezielte Behandlung von Infektionen mit minimaler Beeinträchtigung der gesunden Wirtszellen ermöglichen.

Die Forschung hat auch spezifische Esterasen identifiziert, die für die Hydrolyse der Prodrugs verantwortlich sind. Zum Beispiel haben Forscher mit Hilfe von Transposon-Mutagenese zwei Esterasen – GloB und FrmB – im Staphylococcus aureus entdeckt, die in der Lage sind, die Pro-moiety zu entfernen und so das aktive Antibiotikum freizusetzen. Diese Erkenntnis öffnet neue Wege, gezielt auf spezifische Bakterienstämme einzugehen, die schwer zu behandeln sind.

Die Vorteile dieses Ansatzes sind offensichtlich: Durch die selektive Aktivierung von Prodrugs in den betroffenen Zellen kann die Behandlung von MRSA-Infektionen erheblich präzisiert werden, indem die Toxizität gegenüber gesunden Zellen minimiert wird. Außerdem können durch die gezielte Zufuhr des Medikaments direkt in die infizierten Zellen höhere Konzentrationen des Antibiotikums dort erreicht werden, wo sie am dringendsten benötigt werden, ohne dass die bakterielle Resistenz schnell einsetzt.

Die Anwendung von Prodrugs zur Bekämpfung von MRSA und anderen multiresistenten Bakterien ist ein vielversprechender Ansatz, der nicht nur die Wirksamkeit bestehender Antibiotika verbessern kann, sondern auch neue Möglichkeiten für die Entwicklung von Medikamenten gegen bisher schwer behandelbare bakterielle Infektionen eröffnet. Die weitere Forschung in diesem Bereich könnte die Entdeckung neuer Antibiotika und Behandlungsmethoden fördern, die speziell auf intrazelluläre Erreger abzielen.

Neben der technischen Komplexität der Prodrug-Entwicklung sollte nicht vergessen werden, dass dieser Ansatz in der Praxis auch mit Herausforderungen konfrontiert ist. Es wird entscheidend sein, dass die prodrug-Technologie nicht nur in der Theorie, sondern auch in der klinischen Anwendung zuverlässig funktioniert. Die verschiedenen Faktoren, die die Wirkung eines Prodrugs beeinflussen können – wie die Stabilität der Maskierungsgruppe oder die spezifische Aktivität der bakteriellen Esterasen – müssen weiterhin eingehend untersucht und optimiert werden. Zudem stellt sich die Frage, ob solche Prodrugs nicht nur gegen MRSA, sondern auch gegen andere multiresistente Erreger effektiv sein können. Das Potenzial dieser Technologie ist jedoch enorm und könnte langfristig zu einem wichtigen Werkzeug im Kampf gegen antibiotikaresistente Bakterien werden.