Fast ein halbes Jahrhundert später blieben viele von Trumps Ansichten in Amerika unverändert. Im Frühjahr 2020, als die Corona-Pandemie die USA fest im Griff hatte, wurden die Wahlkampfveranstaltungen zu einem zentralen Problem für Donald Trump. Im Gegensatz zum Vorjahr, als er ohne Einschränkungen seine Kampagne mit Großveranstaltungen begann, mussten für das Tulsa-Rallye Teilnehmer Haftungsausschlüsse unterschreiben, die sie über alle Risiken informierten – ein Zeichen für die neue Realität. Während Trump ursprünglich bis zu drei Kundgebungen pro Woche hielt, brach die Pandemie diesen Rhythmus abrupt ab und zwang ihn, seine bevorzugte Form der Wahlkampfführung aufzugeben.

Die Demokraten reagierten noch strenger und setzten fast alle Präsenzveranstaltungen aus. Anfangs schien diese Situation Trump zugutekommen, denn sein Hauptkonkurrent Joe Biden blieb zwei Monate lang fast unsichtbar, während Trump als amtierender Präsident das Mediengeschehen aus dem Weißen Haus dominierte. Doch dieser Vorteil währte nicht lange. Kellyanne Conway, eine seiner engsten Beraterinnen, änderte ihre Einschätzung und erkannte, dass die Pandemie-Bedingungen Trump tatsächlich schadeten. Biden nutzte die Situation, um seinen Wahlkampf kontrollierter und ruhiger zu gestalten, während Trumps widersprüchliche und oft chaotische Corona-Briefings ihn ins schlechte Licht rückten.

Die Umfragen zeigten, dass Trump über die gesamte Pandemie hinweg meist hinter Biden lag. Sein maximaler Popularitätswert von knapp über 45 Prozent im März 2020 war eine Momentaufnahme in der Frühphase der Krise. Nie erreichte Trump in seiner Präsidentschaft die Mehrheit der amerikanischen Bevölkerung in der Zustimmung zu seiner Amtsführung. Interne Kampagnenumfragen lösten bei ihm immer wieder Wutausbrüche aus, besonders gegen seinen Kampagnenmanager Brad Parscale, den er für den Rückstand verantwortlich machte. Trump glaubte nicht uneingeschränkt an die Umfragen, sondern suchte stets jene Daten, die seine vorgefassten Meinungen bestätigten. Gleichzeitig ließ er von externen Beratern wie Dick Morris Fragen entwickeln, um eine Schlüsselbotschaft zu finden, die ihm erneut den Wahlsieg sichern könnte.

Doch das Fehlen einer kohärenten Strategie führte zu einem Zustand ständiger Suche nach einem einzelnen Aufhänger. Verschiedene Berater versuchten, ihm jeweils unterschiedliche Narrative zu verkaufen, von der Idee, Biden könnte durch Andrew Cuomo oder Michelle Obama ersetzt werden, bis zu manipulierten Umfragen, die ihm bessere Werte vorgaukelten. Jared Kushner, verantwortlich für die Wahlkampagne, ließ Umfragen anpassen, um Trump zu schonen – mit dem Argument, dass die wissenschaftlichen Umfragen immer seine Wähler unterschätzten. Dieses Vorgehen trug zur inneren Verwirrung und Unsicherheit innerhalb der Kampagne bei.

Parscale, der die Kampagne organisiert hatte und große Summen einwarb, geriet zunehmend unter Beschuss. Die undurchsichtigen Geldflüsse und die privaten Verbindungen innerhalb der Trump-Familie sorgten für Misstrauen. Während der Pandemie distanzierte sich Parscale immer mehr von der Kampagnenzentrale, was die bereits vorhandene Dysfunktion verstärkte. Trumps persönliche Anfeindungen gegen Parscale verstärkten das Chaos und ließen Zweifel an der Stabilität des Wahlkampfteams aufkommen.

Ein weiteres Kapitel der Kampagne zeigt sich im Streit um den republikanischen Parteitag 2020, der ursprünglich in Charlotte, North Carolina, stattfinden sollte. Trotz der frühen Pandemie-Schutzmaßnahmen der örtlichen Behörden und eines strengen Masken- und Kapazitätsreglements bestand Trump darauf, vor einer vollen, unmaskierten Menge nominiert zu werden. Sein Versuch, den demokratischen Gouverneur Roy Cooper zur Lockerung der Regeln zu drängen, scheiterte. Die Entscheidung, den Parteitag aus North Carolina abzuziehen, fiel kurz nach dem berüchtigten Vorfall am Lafayette Square, als Trump sich von den Protesten gegen Polizeigewalt provoziert fühlte und eine doppelte Standardsituation kritisierte. Er sah das Verbot von republikanischen Großveranstaltungen im Gegensatz zu den weitgehend tolerierten Black-Lives-Matter-Demonstrationen als unfair an.

Der Wahlkampf von Trump während der Pandemie offenbart eine Vielzahl von Spannungen zwischen persönlichem Ehrgeiz, politischer Inszenierung und den Herausforderungen einer beispiellosen Gesundheitskrise. Die Unsicherheit und die innere Zerstrittenheit seines Teams, gepaart mit Trumps eigenwilligem Umgang mit Umfragen und Medien, führten zu einer schwierigen Ausgangslage. Gleichzeitig offenbart sich, wie stark politische Strategien durch externe Ereignisse und Gesundheitskrisen beeinflusst werden können und wie persönliche Machtinteressen oft über pragmatische Entscheidungen gestellt werden.

Für den Leser ist es wichtig zu verstehen, dass Trumps Kampagne während der Pandemie nicht isoliert betrachtet werden kann. Sie war eingebettet in ein größeres politisches Klima, das von Polarisierung, Misstrauen gegenüber etablierten Institutionen und der Herausforderung geprägt war, eine Bevölkerung in Angst und Unsicherheit zu erreichen. Trumps Umgang mit der Pandemie, seine Weigerung, Schutzmaßnahmen vollständig zu akzeptieren, und die daraus resultierenden politischen Spannungen sind essenziell, um die Dynamik seiner Präsidentschaft und Wahlkampagne in diesem Zeitraum zu begreifen. Die Wechselwirkungen zwischen persönlicher Führung, öffentlicher Gesundheit und politischem Kalkül zeigen exemplarisch, wie komplex und widersprüchlich politische Prozesse in Krisenzeiten sein können.

Wie Roy Cohn und die Trump-Dynastie zusammenkamen: Einblicke in Macht, Politik und das Immobilienimperium

Die Geschichte von Roger Stone und Roy Cohn gibt einen einzigartigen Blick auf die Welt der amerikanischen Politik und Wirtschaft, deren Verstrickungen tief in den Machtstrukturen von Washington und New York verwurzelt sind. Stone, ein schillernder Charakter in der politischen Landschaft, war zu Beginn seiner Karriere ein Mann der Kontroversen, dessen frühe Engagements ihn mit dem republikanischen Establishment und seinen dunklen Praktiken verbanden. Bekannt wurde er durch seine Rolle bei den „dirty tricks“ der Nixon-Ära, die ihn nicht nur zum Ziel politischer Gegner machten, sondern auch zu einer Schlüsselfigur für spätere politische Machenschaften, die er sein Leben lang verfolgte.

Stone, der zu dieser Zeit bereits eine gewisse Berühmtheit erlangt hatte, begegnete Roy Cohn, dem legendären Anwalt, der unter anderem als Berater von Joseph McCarthy und später von Donald Trump bekannt wurde. Cohn, ein Mann, dessen Handlungsweise von einem tiefen Verständnis für Macht und Manipulation geprägt war, spielte eine zentrale Rolle in Stone’s Karriere. Der Kontakt kam durch ein Abendessen zustande, bei dem Cohn Stone eine Reihe von Ratschlägen und Verbindungen anbot, die seine Karriere im politischen Washington auf eine neue Ebene hoben. Dabei war Cohn nicht nur ein Ratgeber, sondern auch ein Mann, der das Spiel der Politik mit scharfem Verstand und einem skrupellosen Pragmatismus spielte.

Nach einem Gespräch mit Cohn, das Stone zu Fred Trump führte, öffnete sich ihm ein weiteres wichtiges Kapitel in seiner Karriere. Fred Trump, Donald Trumps Vater, war zwar in vielen politischen Kreisen aktiv, doch seine wirkliche Macht lag in seiner Fähigkeit, Geschäftsbeziehungen zu nutzen, um seinen Sohn Donald nach oben zu bringen. Für Stone, der zu dieser Zeit in der New Yorker Politik verankert war, war dies eine wertvolle Gelegenheit, sich mit einem aufstrebenden Immobilienmogul zu verbinden. Donald Trump, damals noch nicht der alles dominierende Präsident der Vereinigten Staaten, sondern ein ehrgeiziger Immobilienentwickler, suchte nach Wegen, seine politischen Ambitionen auszubauen. Stone hatte die Expertise, um ihn in die richtige Richtung zu lenken.

Diese Verbindungen zwischen Stone, Cohn und der Trump-Familie sind mehr als nur ein Kapitel in der Geschichte amerikanischer Politik. Sie sind das Produkt eines tief verwurzelten Systems von Beziehungen, in denen Macht und Geld oft auf unorthodoxe Weise miteinander verbunden sind. Stone, der in der Kunst der politischen Manipulation ein Meister war, verstand es, durch diese Verbindungen seine Karriere zu formen. Er nutzte das, was er von Nixon und später von Cohn gelernt hatte, um das Spiel der Politik zu spielen, das sowohl brutal als auch raffiniert war.

Die Beziehungen, die Stone mit Cohn und den Trumps pflegte, sind jedoch nicht nur ein Beweis für politische Raffinesse, sondern auch für die dunkleren Seiten des amerikanischen Kapitalismus. Donald Trump, der in dieser Zeit versuchte, sich als ernstzunehmender Akteur im New Yorker Immobilienmarkt zu etablieren, hatte bereits ein tiefes Verständnis für die Bedeutung von Netzwerken. Seine frühen Jahre als Unternehmer waren von einer engen Zusammenarbeit mit dem Mafia-Umfeld der Stadt geprägt. Trump selbst hat nie eine klare Stellung dazu bezogen, wie sehr er sich der Verstrickungen in diese Welt bewusst war, aber seine Handlungen sprechen eine deutliche Sprache: Die Mafia war für ihn ein unvermeidlicher Teil des Geschäftslebens.

Der Bau von Trump Tower in den späten 1970er und frühen 1980er Jahren symbolisiert diese Machenschaften. Die Wahl des Baumaterials, der Einsatz von billigen Arbeitskräften und die enge Zusammenarbeit mit mobbing-kontaktierten Bauunternehmern zeichnen ein Bild von einem Mann, der sich nicht um die moralischen Implikationen seiner Handlungen scherte, solange der Profit und der Fortschritt gewährleistet waren. Donald Trump, der schon damals die Medienwelt als ein Werkzeug zur Selbstvermarktung verstand, nutzte jede Gelegenheit, sich selbst als einen Außenseiter darzustellen, der gegen das Establishment kämpfte.

Trotz seiner Konflikte mit der New Yorker Elite und seiner Unzufriedenheit mit deren Ablehnung blieb Trump in seinem Bestreben, ihre Anerkennung zu gewinnen, ambivalent. Es war diese Mischung aus Selbstbewusstsein und dem Bedürfnis nach Anerkennung, die seine Persönlichkeit formte. Diese Unsicherheit spiegelte sich in seiner Haltung wider, als er versuchte, sowohl von der New Yorker Gesellschaft anerkannt zu werden, als auch seine eigenen Standards zu definieren. In vielen Fällen setzte er sich über die Normen hinweg, um ein Image zu schaffen, das sowohl Respekt als auch Ablehnung hervorrief.

Es ist wichtig zu verstehen, dass die politische Karriere von Roger Stone und die Unternehmenskontakte von Donald Trump nicht isoliert betrachtet werden können. Sie sind Teile eines viel größeren Netzes von Beziehungen, das sowohl in der Politik als auch in der Wirtschaft tief verwurzelt ist. Die Verflechtungen zwischen Politik, Medien und Wirtschaft schaffen ein Umfeld, in dem Erfolg oft durch das Knüpfen von Beziehungen und das Manipulieren von Wahrnehmungen bestimmt wird. Was hier besonders auffällt, ist die Bereitschaft, moralische und ethische Grenzen zu überschreiten, wenn es darum geht, persönliche und berufliche Ziele zu erreichen.

Diese Dynamik ist nicht nur ein Merkmal der Trump-Ära, sondern ein tief verwurzeltes Element in vielen Aspekten der amerikanischen Gesellschaft und Politik. Die Verbindungen zwischen Cohn, Stone und den Trumps werfen einen Schatten auf die Art und Weise, wie Macht ausgeübt wird, und werfen Fragen auf über die Transparenz und Integrität politischer und wirtschaftlicher Prozesse. Die Wahrheit über solche Verstrickungen wird oft verschleiert, und es liegt an den Beobachtern und Forschern, tiefer zu graben, um die vollen Ausmaße dieser Beziehungen zu verstehen.

Wie beeinflussten Macht, Medien und Rassenkonflikte die Karriere von Donald Trump in den 1980er Jahren?

Die 1980er Jahre markieren eine entscheidende Phase in der Entwicklung von Donald Trumps öffentlichem und geschäftlichem Image, das eng mit Medienpräsenz, politischen und sozialen Spannungen sowie strategischem Umgang mit rechtlichen und finanziellen Herausforderungen verknüpft ist. Trump agierte in einem komplexen Geflecht aus Rechtsstreitigkeiten, Medienkampagnen und rassistisch geprägten urbanen Konflikten, die sein Handeln und seine öffentliche Wahrnehmung maßgeblich prägten.

In mehreren gerichtlichen Auseinandersetzungen um Steuervergünstigungen und Immobilienprojekte konnte Trump bedeutende Erfolge erzielen. Das oberste Gericht entschied 1984, dass Trump Anspruch auf Steuererleichterungen für den Midtown Tower hatte, was von der Presse mit großer Aufmerksamkeit begleitet wurde. Solche Urteile stärkten sein Image als skrupelloser, aber erfolgreicher Geschäftsmann, der sich gegen staatliche Behörden durchsetzen konnte. Doch hinter den Kulissen wurden auch umstrittene Steuerkonstruktionen und fragwürdige Geschäftspraktiken diskutiert, die Zweifel an der Legalität und Ethik seiner Vorgehensweisen aufkommen ließen.

Medien spielten eine doppelte Rolle: Einerseits beschworen sie Trumps Glamour und seine Erfolge als Bauherr und Unternehmer, andererseits berichteten investigative Journalisten über Verstrickungen in dubiose Steuerdeals. Diese duale Darstellung spiegelte wider, wie Trump es verstand, sein Image selbstbewusst zu inszenieren und kontroverse Aspekte seines Wirkens geschickt zu überdecken oder umzudeuten. Sein Vater, Fred Trump, wird oft als Mentor genannt, der ihm die Grundlagen von Showmanship und Selbstvermarktung vermittelte – eine Fähigkeit, die Trump frühzeitig in politischen und sozialen Konflikten nutzte.

Die sozialen Unruhen der Zeit, insbesondere in New York, waren geprägt von rassistischen Spannungen und urbaner Gewalt, die Trump ebenfalls für seine Zwecke instrumentalisiert. In einem historischen Kontext von fünf Tagen der Unruhen in Harlem und kontroversen Polizeieinsätzen, stellte sich Trump öffentlich auf die Seite der Ordnungshüter und einer harten Gangart gegen Kriminalität. Seine Werbekampagne im Zusammenhang mit dem Fall der „Central Park Five“ machte Schlagzeilen und unterstrich seine Bereitschaft, Polarisierung als politische Strategie einzusetzen. Dabei wurden die rassistischen Dimensionen dieser Fälle selten offen thematisiert, stattdessen fokussierte er auf Angst und „law and order“ – ein Narrativ, das in Teilen der Bevölkerung auf Resonanz stieß, zugleich aber gesellschaftliche Spaltungen vertiefte.

Die öffentliche Auseinandersetzung mit Themen wie Kriminalität, Rassenkonflikten und urbaner Sicherheit wurde auch von einer emotional aufgeladenen Medienlandschaft begleitet, in der Dokumentationen, Filme und Nachrichtenberichte die gesellschaftlichen Gräben sichtbar machten. Trumps Rolle in diesem Kontext war ambivalent: Er profitierte von der medienwirksamen Inszenierung eines starken, kontrollierenden Mannes, der Ordnung schaffen könne, während er gleichzeitig kontroverse und oft diskreditierende Positionen bezog.

Zudem waren Persönlichkeiten wie Roy Cohn prägend für Trumps Entwicklung. Cohn, ein Anwalt mit zweifelhafter Reputation, war eng mit McCarthy-Ära-Methoden vertraut und zeigte Trump Strategien auf, die sowohl Aggressivität als auch Manipulation beinhalteten. Die Beziehung zu Cohn war von gegenseitigem Nutzen und hinterließ nachhaltige Spuren in Trumps Rechts- und Machtverständnis. Cohns Einfluss reichte weit über juristische Beratung hinaus und prägte das Selbstverständnis Trumps als aggressiver und strategischer Akteur in Politik und Wirtschaft.

Die Komplexität dieser Jahre lässt sich nur verstehen, wenn man die Verflechtungen zwischen rechtlichen Kämpfen, medialer Selbstdarstellung und den gesellschaftlichen Rahmenbedingungen von Rassismus und urbaner Gewalt betrachtet. Trumps Aufstieg war weniger ein linearer Erfolg als ein vielschichtiger Prozess, in dem öffentliche Inszenierung, juristisches Kalkül und gesellschaftliche Konflikte ineinandergriffen.

Neben der Darstellung der juristischen Auseinandersetzungen und medienstrategischen Inszenierungen sollte die Aufmerksamkeit auf das Zusammenspiel von Macht, öffentlicher Meinung und rassistisch geprägten Konflikten gelenkt werden. Es ist wesentlich, die Auswirkungen dieser Verflechtungen auf das Vertrauen in Institutionen und den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu reflektieren. Die Strategie, Konflikte zu instrumentalisieren und Ängste zu schüren, hat langfristige Folgen für die politische Kultur und das soziale Gefüge einer Gesellschaft.

Die vorliegenden Ereignisse verdeutlichen, wie Machtakteure die Dynamik gesellschaftlicher Spannungen nutzen, um ihre Position zu stärken, selbst wenn dies auf Kosten von Gerechtigkeit und gesellschaftlicher Kohäsion geschieht. Für das Verständnis moderner politischer und wirtschaftlicher Entwicklungen ist es daher unerlässlich, diese historischen Verbindungen und deren Wirkungsmechanismen zu analysieren.

Warum die Präsidentschaft zu Beginn Trump’s noch unklar war

Zwei Wochen vor seiner Vereidigung hatte die Präsidentschaft bereits begonnen. Drei Tage nach seiner Amtseinführung lud Donald Trump zu einem Empfang im Staatsdinnerraum des Weißen Hauses ein, an dem die Kongressführung beider Parteien teilnahm. Als er nach Washington kam, kannte Trump fast niemanden dort außer seinen Mit-New Yorkern. So war es nur natürlich, dass er sich mit Chuck Schumer, dem Vorsitzenden der demokratischen Minderheit im Senat und einem Brooklyn-Demokraten, anfreundete. Schumers Großvater hatte zusammen mit Fred Trump im Immobiliengeschäft gearbeitet, und Donald hatte Schumer politische Spenden zukommen lassen, wie er es auch vielen anderen in seiner Heimatstadt getan hatte. Bei der Begrüßung Schumers prahlte Trump lautstark, er sei der größte Spender des Senators – was nicht der Wahrheit entsprach. Trump hatte der Demokratischen Kongresskampagne 2006 gespendet, als die Partei wahrscheinlich das Repräsentantenhaus zurückerobern würde. Nachdem dies gelungen war, hatte er der neuen Sprecherin des Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, die Titelseite der New York Times vom Tag ihrer Vereidigung geschickt, mit seiner Unterschrift und der Inschrift: „Nancy, du bist die Beste!“

Für die Führung seiner eigenen Partei, die während der nächsten zwei Jahre eine uneingeschränkte Kontrolle über die Regierung erreichen wollte, war es beunruhigend, dass der neue Präsident eine natürliche Neigung zur Opposition hatte. Bereits Schumer und Jared Kushner hatten auf einer Veranstaltung nach der Wahl, die von der „Partnership for New York City“ ausgerichtet wurde, eingeräumt, dass Trump beim Thema Infrastrukturpläne näher bei der demokratischen Führung stand als bei den Republikanern. Mitch McConnell, der Vorsitzende der republikanischen Mehrheit im Senat, sagte zu seinen Kollegen, dass sie keinen modernen Abraham Lincoln brauchten, sondern einfach einen normalen, konservativen Präsidenten, der ihnen bei der Umsetzung ihrer Ziele helfen würde. Er war jedoch sehr direkt und sagte, dass die Eigenschaften, die er sich bei einem Präsidenten wünschte – Überzeugung, Temperament, intellektuelle Neugier und Ehrlichkeit – bei Trump schlichtweg nicht vorhanden waren. Nach einem Treffen mit dem designierten Präsidenten hatte McConnell den Eindruck, dass Trump keine Ahnung hatte, wofür er eigentlich stand.

Für all die Unvorbereitetheit, die Trump in seine erste Amtszeit als Präsident mitbrachte, zeigte er jedoch schnell ein Talent dafür, Gastgeber im bekanntesten Gebäude des Landes zu spielen. Als er Schumer begrüßte, bemerkte er laut, dass die Küche speziell Canapés vorbereitet hatte, die ihm gefallen würden – „Nehmen Sie die Fleischbällchen, sie sind koscher“. Dann wandte er sich der Reihe von unbekannten, ethnisch vielfältigen Gesichtern an der Wand zu. „Warum holen Sie nicht das Essen?“ fragte er. Reince Priebus, dessen Gesicht sich vor Verlegenheit rötete, informierte den Präsidenten, dass es sich dabei um hochrangige Beamte der Demokraten handelte; daraufhin ging Priebus selbst, um das Essen zu holen.

Als die kleinen Fleischbällchen und Pigs in Blankets – Fingerfood, das schnell zu einem beliebten Klassiker im Weißen Haus unter Trump wurde – serviert wurden, lenkte Trump das Gespräch auf ein Thema, das er seit seiner Amtsübernahme immer wieder ansprach. Er behauptete, dass sein dreimillionenstarker Rückstand bei der landesweiten Volksabstimmung nur durch die Stimmen von „Illegalen“ erklärt werden könne. Nancy Pelosi, die Minderheitsführerin im Repräsentantenhaus, brach das Schweigen: „Das glaube ich nicht, Mr. President.“ Trump beharrte darauf, dass seine Informationen von Bernhard Langer stammten, einem professionellen Golfer, den er als Freund bezeichnete. Laut Trump hatte Langer in Florida gewählt und dabei Menschen in der Nähe gesehen, die keine Bürger zu sein schienen, aber dennoch vorläufige Stimmzettel erhielten. Später versuchte Langers Tochter, die Geschichte zu korrigieren, indem sie betonte, dass ihr Vater und Trump keine Freunde seien. Weiße Hausbeamte räumten ein, dass Langer, ein deutscher Staatsbürger, der in den USA nicht wahlberechtigt war, lediglich eine Geschichte erzählt hatte, die ihm von jemand anderem berichtet worden war. Es war eine typische Trump-Geschichte: beginnend mit einem kleinen Bruchteil von etwas, das passiert war, umhüllt von falschen Details, die verzerrt wurden, um eine größere These zu stützen.

Schon bald, als Präsident, hatte Trump eine Kommission zur Wahlintegrität ins Leben gerufen, um angebliche Fälle von Wahlbetrug zu untersuchen. Diese Kommission bestand aus Staatsvertretern und wurde vom Vizepräsidenten geführt. Mike Pence, der im Laufe der Zeit auch dazu tendierte, Trump vor allem positive Nachrichten zu überbringen, übernahm das Amt ohne Klagen, und andere im Weißen Haus waren erleichtert, nicht selbst damit betraut zu werden.

Trump war der einzige moderne Präsident, der die meisten seiner hochrangigen Berater und Kabinettsmitglieder noch nie zuvor getroffen hatte, bevor er die Präsidentschaft gewann. Seine drei wichtigsten Berater im Weißen Haus – Priebus, Bannon und Kushner – hatten ebenfalls keine Erfahrung in der Regierung. Trump behandelte das Büro des Präsidenten genauso wie sein Familienunternehmen und verlangte von seinen Mitarbeitern, Verträge zu unterzeichnen, die sie daran hinderten, jemals öffentlich über ihre Erfahrungen zu sprechen. Der Weiße Haus-Anwalt machte klar, dass diese Verträge nicht durchsetzbar waren. Es dauerte nicht lange, bis Trumps neues Team bemerkte, dass er gut darin war, eine Idee anzustoßen, ohne sein Motiv zu verraten, und ebenso geschickt darin war, jemanden aufzufordern, eine Aufgabe zu übernehmen, ohne eine direkte Anweisung zu geben.

Am ersten Tag seiner Amtszeit ging Trumps neuer Pressesprecher, Sean Spicer, in den Briefingraum und verbreitete falsche Informationen über die beispiellose Größe der Eröffnungsfeier. Spicer sagte, dass dies nicht auf Trumps Anweisung hin geschehen sei; jedoch bestätigten seine Kollegen, dass es genau das war, was der Präsident wollte.

Die scheinbar unmögliche Aufgabe, Trump zu lenken, fiel seinem Stabschef zu, dem obersten Verwalter des Weißen Hauses, der für die Organisation der Arbeitsabläufe und das Personal verantwortlich war. Es gab nicht viele offensichtliche Kandidaten für den Job. Trump wusste, dass er nicht mit einem Verwandten wie Kushner durchkommen konnte. Da er immer nach Leuten suchte, die für ihn in der Öffentlichkeit sprechen konnten, sagte er wiederholt, er wolle seine Wahlkampfmanagerin Kellyanne Conway im Fernsehen vertreten sehen. Beide führenden Kongressvertreter seiner Partei halfen ihm dabei, Priebus auszuwählen, auf den Trump sich als Quelle für Personal und finanzielle Unterstützung verlassen hatte, auch wenn seine Kampagne und die Partei unter gegenseitigem Misstrauen agiert hatten. Bannon, der behauptete, kein Interesse an der Rolle des Stabschefs zu haben, wurde Trumps Chefstrategist im Weißen Haus. Bannon nutzte die Gelegenheit für einen beispiellosen Zugang zur Macht im Weißen Haus und betrachtete sich als Hüter der politischen Agenda von Trump, die die Basis des Präsidenten ansprach. In seinem Büro hing ein großes Plakat mit der Überschrift „Make America Great Again“, darunter vier große Whiteboards mit Zielen, die von „5.000 neue Grenzschutzbeamte einstellen“ bis zu „Obamacare abschaffen und ersetzen“ reichten. Diese wurden mit einem roten X markiert, sobald sie abgeschlossen waren.

Es war eine besondere Art von Regierung, die Trump etablierte: eine, die stark von seinen persönlichen Beziehungen und seiner Unternehmensmentalität geprägt war. Dennoch blieben viele Ziele unerreicht.