Das Ermüdungsverhalten von Materialien ist eine zentrale Fragestellung in der Werkstofftechnik, insbesondere bei wiederholter Beanspruchung. Verschiedene Polymere und Metalle zeigen unterschiedliche Ermüdungseigenschaften, die von mehreren Faktoren beeinflusst werden, darunter die Belastungsfrequenz, die Art des Werkstoffs und die Umgebungsbedingungen. Auch wenn die Ermüdungsgrenzen von Kunststoffen in der Regel deutlich unter denen von Metallen liegen, weisen diese Materialien in einigen Fällen eine Ermüdungsfestigkeit auf, die in bestimmten Anwendungsbereichen von Bedeutung ist.
Die Ermüdung eines Materials, die durch zyklische Belastung entsteht, kann in drei Hauptphasen unterteilt werden: (1) die Rissbildung, (2) die Rissausbreitung und (3) das schnelle Versagen des Materials, wenn der Riss eine kritische Größe erreicht hat. In der ersten Phase bildet sich ein kleiner Riss an einer Stelle hoher Spannungsbeanspruchung, wie sie typischerweise an Oberflächenfehlern wie Kratzern, scharfen Kanten oder Bohrungen auftreten kann. Solche Stellen wirken als Stresskonzentratoren und sind häufig der Ursprung für den Rissbeginn. Die Rissausbreitung erfolgt dann inkrementell mit jedem Lastzyklus, wobei der Riss allmählich größer wird, bis er schließlich zu einem katastrophalen Versagen führt.
Ein charakteristisches Merkmal der Rissausbreitung bei Ermüdung sind sogenannte "Beachmarks" und "Striationen". Beachmarks, die makroskopische Rillen auf der Bruchfläche hinterlassen, entstehen oft, wenn die Rissausbreitung während periodischer Unterbrechungen erfolgt, beispielsweise durch unregelmäßige Betriebszeiten einer Maschine. Jede Rille entspricht einer Zeitperiode, in der der Riss voranschritt. Striationen hingegen sind mikroskopische Merkmale, die nur mit Elektronenmikroskopen sichtbar sind. Sie repräsentieren den Fortschritt des Rissspitzen während eines einzelnen Lastzyklus. Beide Merkmale bieten wertvolle Hinweise auf den Verlauf der Ermüdung, wobei das Fehlen von Beachmarks oder Striationen nicht zwingend bedeutet, dass Ermüdung nicht die Ursache des Versagens war.
Die Rissausbreitung bei Ermüdung wird durch plastische Verformungen an den Rissspitzen beeinflusst. Auch wenn die aufgebrachte Spannung während des Zyklus unterhalb der Streckgrenze des Materials liegt, werden die Spannungen an den Rissspitzen lokalisiert und übersteigen dort die Streckgrenze, was zu plastischen Deformationen führt. Diese Geometrie der Striationen ist ein Indikator für die Lokalisation dieser plastischen Verformungen. Es ist wichtig zu betonen, dass Beachmarks und Striationen zwar ähnliche visuelle Merkmale aufweisen, jedoch unterschiedliche Ursprünge und Größenordnungen haben.
Ermüdungsrisse entstehen hauptsächlich an der Oberfläche eines Werkstücks, wobei die Oberflächenfehler oder Unregelmäßigkeiten als Ausgangspunkte fungieren. Die Verbreitung der Risse erfolgt dann kontinuierlich und oft unmerklich, bis der kritische Punkt erreicht ist. Das Versagen tritt schließlich entweder auf eine spröde oder duktilie Weise ein, wobei letzteres plastische Verformungen hinterlässt, während bei sprödem Versagen keinerlei plastische Verformung sichtbar wird. Ein solches Verhalten ist besonders für Stahl und ähnliche Metalle charakteristisch, die bei Ermüdung spröde versagen können.
Ein weiteres entscheidendes Element, das das Ermüdungsverhalten beeinflusst, ist der mittlere Spannungswert (𝜎m), der bei Ermüdungsprüfungen berücksichtigt werden muss. In Ermüdungsversuchen, die typischerweise eine zyklische Belastung beinhalten, variiert die Lebensdauer des Materials in Abhängigkeit von der Amplitude der Spannung sowie dem mittleren Spannungswert. Während bei umgekehrten Zyklen (𝜎m = 0) eine direkte Beziehung zwischen der Spannung und der Anzahl der Zyklen bis zum Versagen besteht, hat der mittlere Spannungswert einen erheblichen Einfluss auf die Ermüdungsfestigkeit. Ein höherer mittlerer Spannungswert führt in der Regel zu einer Verringerung der Lebensdauer des Materials, da der Werkstoff unter ständiger, ungleichmäßiger Belastung stärker beansprucht wird.
Wichtig für den Leser ist, dass das Ermüdungsverhalten von Kunststoffen und Metallen stark von der Frequenz der Belastung abhängt. Hohe Frequenzen können zu einer lokalen Erwärmung des Materials führen, was die mechanischen Eigenschaften verändern und zu einer Materialweichung führen kann. In solchen Fällen erfolgt der Materialversagen eher aufgrund einer Erweichung als durch die klassischen Ermüdungsmechanismen, wie sie bei Metallen zu beobachten sind. Dies ist ein wichtiger Unterschied zwischen der Ermüdung von Kunststoffen und Metallen.
Die Materialwahl sowie die Gestaltung von Bauteilen spielen eine wichtige Rolle bei der Optimierung der Ermüdungsfestigkeit. So können durch gezielte Oberflächenbehandlungen, eine angepasste Geometrie oder die Verwendung von Materialien mit besseren Ermüdungseigenschaften die Lebensdauer von Bauteilen erheblich verlängert werden. Auch die korrekte Berücksichtigung von Umwelteinflüssen wie Temperatur und Feuchtigkeit kann die Ermüdungsbeständigkeit entscheidend beeinflussen.
Magnesium-Blei-System: Phaseübergänge und Intermetallische Verbindungen
Im Kontext von Legierungssystemen ist das Phasendiagramm von Magnesium und Blei ein beispielhafter Fall, in dem sowohl Lösungen als auch intermetallische Verbindungen beobachtet werden können. Das System zeigt deutlich die komplexen Wechselwirkungen zwischen den beiden Metallen und illustriert, wie unterschiedliche Phasen bei bestimmten Temperaturen und Zusammensetzungen koexistieren. Ein markantes Merkmal dieses Diagramms ist das intermetallische Compound Mg2Pb, das eine präzise Zusammensetzung von 19 Gewichtsprozent Magnesium und 81 Gewichtsprozent Blei aufweist. Diese Verbindung ist als vertikale Linie auf dem Diagramm dargestellt, was darauf hinweist, dass Mg2Pb nur bei genau dieser Zusammensetzung existieren kann.
Ein weiteres wichtiges Detail des Phasendiagramms ist der Schmelzpunkt von Mg2Pb bei etwa 550°C (1020°F), der als Punkt M im Diagramm markiert ist. Dies bedeutet, dass die Schmelztemperatur dieses Compounds relativ hoch liegt, was für Anwendungen, die hohe Temperaturbeständigkeit erfordern, von Interesse sein kann. Die Löslichkeit von Blei in Magnesium ist vergleichsweise hoch, was zu einem breiten Bereich für die α-Phase führt. Im Gegensatz dazu ist die Löslichkeit von Magnesium in Blei stark begrenzt, was sich in der sehr engen 𝛽-Phase zeigt, die sich auf der bleireichen Seite des Diagramms befindet.
Das Mg–Pb-System lässt sich als zwei vereinfachte eutektische Diagramme betrachten, die miteinander verbunden sind – eines für das Mg–Mg2Pb-System und ein anderes für das Mg2Pb–Pb-System. Diese Trennung in kleinere Komponenten kann helfen, das Diagramm leichter zu interpretieren und die Phasenübergänge besser zu verstehen.
In ähnlicher Weise existieren für viele Legierungssysteme verschiedene Phasenübergänge, die sich durch ihre besonderen Reaktionsmechanismen auszeichnen. Ein solches Konzept ist das der Eutektischen und Eutektioiden Reaktionen, die in verschiedenen Legierungssystemen eine zentrale Rolle spielen. Bei diesen Reaktionen geht eine Phasenänderung von einer einzelnen festen Phase in zwei andere feste Phasen über. Ein markantes Beispiel hierfür ist das Kupfer-Zink-System, bei dem bei einer Temperatur von 560°C und einer Zusammensetzung von 74 Gewichtsprozent Zink ein δ-Phase in zwei andere Phasen, γ und ε, übergeht. Dies wird als eutektische Reaktion bezeichnet, da eine feste Phase in zwei verschiedene feste Phasen transformiert.
Ein weiteres interessantes Konzept ist das der Peritektischen Reaktion, die für das Kupfer-Zink-System ebenfalls relevant ist. Hierbei handelt es sich um eine Reaktion, bei der eine feste Phase in eine flüssige Phase und eine andere feste Phase übergeht. Ein Beispiel für diese Reaktion tritt bei einer Temperatur von 598°C auf, wenn eine δ-Phase in eine ε-Phase und eine Flüssigkeit umgewandelt wird. Solche Reaktionen sind von großer Bedeutung, da sie in verschiedenen industriellen Prozessen verwendet werden, um Materialien mit spezifischen Eigenschaften zu erzeugen.
Im Gegensatz zu den oben genannten Reaktionen, bei denen die Phasen untereinander in ihrer Zusammensetzung variieren, gibt es auch sogenannte kongruente Phasenübergänge, bei denen keine Änderung in der Zusammensetzung der Phasen stattfindet. Ein Beispiel für einen kongruenten Übergang ist das Schmelzen von reinem Material, wie auch das Schmelzen des intermetallischen Mg2Pb bei 550°C. In vielen Systemen, wie etwa im Nickel-Titan-System, gibt es ebenfalls kongruente Schmelzpunkte, an denen die Flüssigkeitslinie und die Festkörperlinie sich berühren. Diese Phasenübergänge sind besonders in der Werkstofftechnik von Bedeutung, da sie die Stabilität und das Verhalten der Materialien bei hohen Temperaturen beeinflussen.
Ein weiterer interessanter Punkt ist, dass Phasendiagramme nicht nur für Metall-Metall-Systeme existieren, sondern auch für keramische Materialien. Diese Diagramme helfen bei der Entwicklung und Verarbeitung von Keramiken, die in verschiedenen industriellen Anwendungen verwendet werden. Auch in diesen Diagrammen sind die Prinzipien von eutektischen, eutektioiden und peritektischen Reaktionen anwendbar, wenn die beteiligten Komponenten chemische Elemente wie Sauerstoff gemeinsam haben.
Für ein besseres Verständnis der dargestellten Diagramme und Reaktionen sollten Leser auch die Bedeutung von Temperatur und Zusammensetzung bei der Bildung und Stabilität von Phasen berücksichtigen. Die Phasenübergänge sind nicht nur wissenschaftlich interessant, sondern auch praktisch, da sie direkt die Eigenschaften und die Verarbeitung von Materialien in der Industrie beeinflussen. Besonders für die Herstellung von Legierungen und intermetallischen Verbindungen ist das Wissen über Phasendiagramme und die Reaktionsmechanismen von grundlegender Bedeutung, um Materialien mit den gewünschten mechanischen und thermischen Eigenschaften zu entwickeln.
Wie beeinflusst die Kristallstruktur keramischer Materialien ihre Eigenschaften und Anwendungen?
Die Kristallstrukturen keramischer Materialien spielen eine entscheidende Rolle bei der Bestimmung ihrer physikalischen Eigenschaften und ihrer praktischen Anwendungen. Zu den häufigsten Kristallstrukturen gehören das „Steinsalz“-Muster, das Zinkblende-Muster und das Fluorit-Muster, die jeweils unterschiedliche Koordinationszahlen und Ionenkombinationen aufweisen. Diese Strukturen basieren auf bestimmten Anion-Kation-Verhältnissen und deren räumlicher Anordnung im Kristallgitter.
Die „Steinsalz“-Struktur, die in Materialien wie NaCl, MgO und FeO vorkommt, weist eine FCC-Anordnung (face-centered cubic) auf. In dieser Struktur sind die Kationen und Anionen jeweils in einem Abstand so angeordnet, dass jedes Ion von sechs anderen Ionen umgeben ist, was zu einer Koordinationszahl von 6 führt. Dieses Muster ist besonders stabil und findet sich häufig in vielen keramischen Materialien. Der Vorteil dieser Struktur ist, dass sie eine hohe Dichte und gute Festigkeit aufweist, was sie für Anwendungen in der Bauindustrie oder in der Elektroniktechnik nützlich macht.
Ein weiteres bekanntes Beispiel ist die „Cesiumchlorid“-Struktur, bei der beide Ionentypen (Anionen und Kationen) eine Koordinationszahl von 8 besitzen. In dieser Struktur befinden sich die Anionen an den Ecken eines Würfels, während das Kation sich im Zentrum des Würfels befindet. Interessanterweise bleibt die Struktur auch dann unverändert, wenn die Positionen der Anionen und Kationen vertauscht werden. Diese Struktur ist seltener als das Steinsalz-Muster, wird jedoch in speziellen Anwendungen, wie in einigen optischen Geräten, verwendet.
Die „Zinkblende“-Struktur, die bei Verbindungen wie ZnS und SiC auftritt, weist eine tetrahedrale Koordination auf, bei der jedes Kation mit vier Anionen verbunden ist. Diese Struktur ist für ihre hohe chemische Stabilität und ihre außergewöhnlichen mechanischen Eigenschaften bekannt, weshalb sie häufig in der Halbleiterindustrie verwendet wird. Sie zeigt, wie kleine Änderungen in der Ionenkombination die Gesamtstruktur und damit auch die Materialeigenschaften erheblich verändern können.
In der „Fluorit“-Struktur, die bei Materialien wie CaF2 und UO2 zu finden ist, ist das Kation in der Mitte eines Würfels angeordnet, wobei die Anionen sich an den Ecken befinden. Diese Struktur hat eine Koordinationszahl von 8 für das Kation und eine von 4 für das Anion, was sich auf die Stabilität und Dichte des Materials auswirkt. Fluoritkristalle finden sich in Anwendungen, die eine hohe Ionenkonzentration und spezifische optische Eigenschaften erfordern.
Ein weiteres interessantes Beispiel ist die „Perowskit“-Struktur, die bei Materialien wie BaTiO3 vorkommt. Diese Struktur ist besonders in der Elektrotechnik von Bedeutung, da sie einzigartige piezoelektrische Eigenschaften besitzt. Die BaTiO3-Kristalle bestehen aus einem zweifachen Kation (Ba2+ und Ti4+), wobei Ba2+ die Ecken eines Würfels besetzt und Ti4+ sich im Zentrum des Würfels befindet. Diese Anordnung verleiht dem Material besondere mechanische Eigenschaften, die in Sensoren und Aktuatoren von großem Nutzen sind.
Neben diesen klassischen Beispielen gibt es viele weitere keramische Kristallstrukturen, die unterschiedliche Ionenkombinationen und Koordinationszahlen aufweisen. Die Fähigkeit, die geeignete Kristallstruktur für eine spezifische Anwendung zu wählen, ist entscheidend für die Entwicklung neuer Materialien mit maßgeschneiderten Eigenschaften.
Für den praktischen Einsatz von Keramiken ist es zudem wichtig, die theoretische Dichte eines Materials zu berechnen, da sie oft ein guter Indikator für die mechanische Festigkeit und thermische Stabilität ist. Die Berechnung der Dichte basiert auf der Kenntnis der Einheitszellendaten und ermöglicht eine genaue Vorhersage der Materialeigenschaften. Diese Berechnungen sind insbesondere in der Materialwissenschaft von großer Bedeutung, um die Eignung eines keramischen Materials für eine bestimmte Anwendung zu bewerten.
Die Kenntnis der Kristallstrukturen von Keramiken ist somit unerlässlich für das Verständnis der chemischen und physikalischen Eigenschaften dieser Materialien und ihre korrekte Anwendung in verschiedenen Industriezweigen. Dabei spielen insbesondere die Ionenkombinationen und die Art der Koordination eine entscheidende Rolle bei der Festlegung der Stabilität und Funktionalität eines keramischen Werkstoffs.
Die Wechselwirkungen zwischen den Ionen und die Art der Bindungen, die sie bilden, sind für das Verständnis der chemischen Reaktivität und der Festigkeit von Keramiken von zentraler Bedeutung. In einigen Fällen kann die Verwendung bestimmter Kristallstrukturen auch die Herstellung von Materialen mit außergewöhnlichen elektrischen oder optischen Eigenschaften ermöglichen, die für Technologien wie Halbleiter, Lasertechnologie oder sogar für Anwendungen in der medizinischen Bildgebung von Nutzen sind.
Wie die verschiedenen Materialklassen die Ingenieurwissenschaften beeinflussen
Die Entwicklung moderner Materialien hat in den letzten Jahrzehnten eine entscheidende Rolle in vielen technischen und industriellen Bereichen gespielt. Diese Materialien sind die Grundlage für die Konstruktion von Strukturen, Maschinen und Geräten, die wir in unserem Alltag nutzen. Die Klassifizierung von Materialien ist ein zentraler Bestandteil des Ingenieurwissens und hilft uns, das Verhalten und die Eigenschaften von Materialien zu verstehen. Die wichtigsten Materialklassen sind Metalle, Keramiken und Polymere, jede mit ihren eigenen einzigartigen Eigenschaften und Anwendungen.
Metalle sind Werkstoffe, die in der Regel aus einem oder mehreren metallischen Elementen bestehen, häufig in Kombination mit kleinen Mengen nichtmetallischer Elemente wie Kohlenstoff, Stickstoff oder Sauerstoff. Diese Elemente sind in einer regelmäßigen und dichten Anordnung angeordnet, was Metallen ihre charakteristische Festigkeit und Dichte verleiht. Metalle sind in der Regel sehr steif und stark, gleichzeitig aber auch duktil, was bedeutet, dass sie sich erheblich verformen können, ohne zu brechen. Diese Eigenschaften machen sie ideal für den Einsatz in strukturellen Anwendungen, wie etwa in Brücken, Gebäuden und Fahrzeugen. Zudem besitzen Metalle eine hohe elektrische und thermische Leitfähigkeit und sind in vielen Fällen magnetisch, was sie für eine Vielzahl von elektronischen Anwendungen unverzichtbar macht.
Keramiken, die in der Regel aus Verbindungen zwischen metallischen und nichtmetallischen Elementen bestehen, sind bekannt für ihre Härte und hohe Temperaturbeständigkeit. Sie sind vor allem als Oxide, Nitrate und Karbide zu finden. Zu den bekanntesten keramischen Materialien gehören Aluminiumoxid (Al2O3), Siliziumdioxid (SiO2) und Siliziumkarbid (SiC). Keramiken zeichnen sich durch eine hohe Steifigkeit und Festigkeit aus, sind jedoch oft spröde und anfällig für Brüche. In der Vergangenheit war dies ein großes Problem, da Keramiken extrem bruchempfindlich waren. Doch moderne Entwicklungen haben es ermöglicht, keramische Werkstoffe zu schaffen, die widerstandsfähiger gegenüber Brüchen sind, sodass sie in Bereichen wie der Automobilindustrie, der Luftfahrt und der Elektronik immer häufiger eingesetzt werden. Ein weiteres bemerkenswertes Merkmal von Keramiken ist ihre geringe elektrische Leitfähigkeit, was sie zu exzellenten Isolatoren macht.
Polymere, auch als Kunststoffe oder Gummimaterialien bekannt, sind eine Gruppe von Werkstoffen, die hauptsächlich aus Kohlenstoff, Wasserstoff und anderen nichtmetallischen Elementen bestehen. Diese Materialien besitzen sehr große Moleküle, die oft kettenartig strukturiert sind. Zu den bekanntesten Polymeren gehören Polyethylen (PE), Polyvinylchlorid (PVC), Polystyrol (PS) und Silikon. Polymere zeichnen sich durch ihre geringe Dichte und Flexibilität aus, was sie für den Einsatz in einer Vielzahl von Anwendungen, von Verpackungen bis hin zu Medizingeräten, geeignet macht. Ihre mechanischen Eigenschaften sind im Allgemeinen nicht so stark wie die von Metallen und Keramiken, aber ihre Vielseitigkeit und niedrigen Produktionskosten machen sie zu einem der am häufigsten verwendeten Materialien in der modernen Welt. Viele Polymere sind auch ausgezeichnete Isolatoren gegen Elektrizität und Wärme, was sie in Bereichen wie der Elektrotechnik und Isolierung nützlich macht.
Die Eigenschaften und das Verhalten von Materialien hängen nicht nur von ihrer chemischen Zusammensetzung ab, sondern auch von ihrer Struktur auf atomarer und molekularer Ebene. Ein Beispiel für eine besonders interessante Entwicklung in der Materialwissenschaft ist die Entstehung von Verbundwerkstoffen, die aus zwei oder mehr verschiedenen Materialien bestehen, die kombiniert werden, um die besten Eigenschaften der Einzelbestandteile zu vereinen. Solche Materialien finden zunehmend Anwendung in Bereichen, in denen hohe Festigkeit bei gleichzeitig geringem Gewicht erforderlich ist, wie zum Beispiel in der Luft- und Raumfahrttechnik.
Ein weiteres wachsendes Feld ist das der fortschrittlichen Materialien, die für spezielle Anwendungen in High-Tech-Branchen entwickelt wurden. Dazu gehören Halbleiter, Biokeramiken, intelligente Materialien und nano-ingenieurtechnisch bearbeitete Werkstoffe. Diese Materialien werden in innovativen Technologien eingesetzt, die beispielsweise in der Medizintechnik, bei der Herstellung von Computern und in der Entwicklung von nachhaltigen Energiesystemen eine Rolle spielen. Die Fähigkeit, Materialien auf atomarer oder molekularer Ebene zu gestalten, ermöglicht es, ihre Eigenschaften genau auf die spezifischen Anforderungen der jeweiligen Anwendung abzustimmen.
Für den Ingenieur ist es entscheidend, die verschiedenen Materialklassen und ihre Eigenschaften zu verstehen, um die richtige Wahl für eine bestimmte Anwendung treffen zu können. Dabei spielt nicht nur die mechanische Festigkeit eine Rolle, sondern auch Faktoren wie Temperaturbeständigkeit, chemische Beständigkeit, elektrische Leitfähigkeit und Bearbeitbarkeit. Es ist daher wichtig, die unterschiedlichen Materialeigenschaften im Kontext ihrer praktischen Anwendungen zu betrachten und stets die besten Kombinationen zu wählen.
Wie Slip und plastische Deformation in Einkristallen und Polykrystalline Metallen auftreten: Mechanismen und Einflussfaktoren
Die plastische Verformung von Metallen unter äußeren Belastungen ist ein komplexer Prozess, der sowohl auf der Ebene des Kristallgitters als auch im makroskopischen Bereich von Bedeutung ist. Ein zentrales Konzept in diesem Zusammenhang ist der sogenannte „resolved shear stress“ (aufgelöster Scherspannung), der maßgeblich beeinflusst, wann ein Material zu fließen beginnt und welche Deformationsmechanismen dabei dominieren. Der aufgelöste Scherspannung hängt direkt von der Orientierung der Gitterebene und der Richtung der aufgebrachten Spannung ab. Für einen Einkristall, der einer Zugbelastung ausgesetzt wird, beginnt die plastische Deformation auf dem am günstigsten ausgerichteten Slip-System, wenn der aufgelöste Scherspannung einen kritischen Wert erreicht.
Ein wichtiger Parameter bei der Bestimmung der plastischen Deformation ist der Winkel ϕ, der den Winkel zwischen der Normalen zur Slip-Ebene und der Richtung der angewendeten Spannung beschreibt, sowie der Winkel λ, der zwischen der Slip-Richtung und der Spannungsrichtung liegt. Die aufgelöste Scherspannung lässt sich dann wie folgt berechnen:
Hierbei ist σ die angewandte Spannung. Es ist zu beachten, dass ϕ und λ nicht immer 90° ergeben, da die Orientierung der Slip-Ebene, der Slip-Richtung und der Zugachse nicht zwingend in einer gemeinsamen Ebene liegen müssen.
Jeder Einkristallmetall weist eine Vielzahl von möglichen Slip-Systemen auf, von denen jedes unterschiedliche aufgelöste Scherspannungen aufweist, abhängig von der jeweiligen Orientierung im Verhältnis zur angewandten Spannung. Eines dieser Systeme wird jedoch in der Regel am günstigsten ausgerichtet sein und daher die größte aufgelöste Scherspannung aufweisen. Wenn die aufgelöste Scherspannung des am günstigsten orientierten Systems den sogenannten „kritischen aufgelösten Scherspannung“ (τcrss) erreicht, beginnt die plastische Verformung. Dieser kritische Wert ist eine materialabhängige Größe und bestimmt den Zeitpunkt, an dem das Material zu fließen beginnt.
Für Einkristalle von Metallen wie FCC- oder BCC-Kristallen ist der Wert der aufgelösten Scherspannung in der Regel am größten, wenn ϕ und λ gleich 45° sind, was zu einer minimalen Spannung σy führt, die erforderlich ist, um das Material zum Fließen zu bringen:
Bei der plastischen Verformung eines Einkristalls tritt auf der Oberfläche die Bildung von sogenannten „Slip-Linien“ auf, die die Bewegung der Versetzungen (Dislokationen) entlang der Slip-Ebenen widerspiegeln. Diese Linien sind mikroskopische Stufen, die durch die Bewegung von Dislokationen entstehen. Während der Deformation bilden sich auf der Oberfläche des Kristalls immer mehr Slip-Linien, die mit zunehmender Belastung sowohl in ihrer Anzahl als auch in ihrer Breite zunehmen. Im Falle von FCC- oder BCC-Metallen kann schließlich auch ein zweites Slip-System aktiviert werden, das die nächstbeste Orientierung zur Zugachse aufweist.
Für Kristalle mit hexagonal dichtester Packung (HCP), die nur wenige Slip-Systeme besitzen, kann die plastische Deformation unter bestimmten Bedingungen auch komplett ausbleiben. Dies geschieht vor allem, wenn der Winkel zwischen der Zugrichtung und der Slip-Richtung entweder 90° oder parallel zur Slip-Ebene liegt, was zu einem Wert der kritischen Scherspannung von null führt. In diesen Fällen zerbricht der Kristall oft, anstatt plastisch zu verformen.
Ein wichtiges Detail bei der Betrachtung der plastischen Verformung von Polykrystallinen Metallen ist die Tatsache, dass in diesen Materialien aufgrund der zufälligen Orientierung der Kristallkörner (Grain) die Slip-Richtung von Korn zu Korn variiert. Während der plastischen Deformation bewegt sich die Versetzung entlang derjenigen Slip-Systeme, die jeweils am günstigsten orientiert sind. So entstehen auf der Oberfläche des Materials nicht nur einzelne, sondern mehrere Sätze von Slip-Linien, die durch die unterschiedlichen Orientierungen der Kristalle in den benachbarten Körnern entstehen.
Interessant ist, dass trotz der unterschiedlichen Orientierungen der Körner die mechanische Integrität des Materials an den Korngrenzen erhalten bleibt. Diese Grenzen brechen nicht auseinander, sondern verhindern eine vollständige Verzerrung der einzelnen Körner. Infolgedessen bleibt jedes Korn in seiner Form durch die benachbarten Körner ein Stück weit eingeschränkt. Dies wird besonders deutlich bei der Betrachtung der Makro-Deformation von Polykrystallinen Materialien, bei denen die Körner sich in der Richtung der aufgebrachten Belastung verformen. Anfangs haben die Körner eine äquiaxiale Form, das heißt, ihre Dimensionen sind in allen Richtungen ähnlich. Nach der Deformation sind die Körner jedoch entlang der Zugrichtung gestreckt.
Polykrystalline Metalle weisen außerdem eine hohe Festigkeit und Zähigkeit auf, da die Korngrenzen als Barrieren für die Bewegung der Versetzungen wirken. Dies führt dazu, dass die Versetzungen von Korn zu Korn „springen“, wodurch der Fließprozess verlangsamt wird. Die Deformation erfolgt daher nicht auf jedem Korn in gleicher Weise, sondern es entstehen verschiedene Deformationszonen innerhalb des Materials, die von der Orientierung der jeweiligen Körner abhängen.
Es ist wichtig zu betonen, dass das Verhalten von Einkristallen und Polykrystallinen Metallen hinsichtlich ihrer plastischen Verformung stark von der Kristallstruktur, der Anzahl der aktiven Slip-Systeme und der Orientierung der Körner im Material abhängt. Diese Faktoren beeinflussen sowohl die Festigkeit als auch die Duktilität des Materials und sind daher entscheidend für die Wahl des geeigneten Werkstoffs in verschiedenen technischen Anwendungen.

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