„Fake News“ – dieser Begriff ist heutzutage allgegenwärtig und scheint in den letzten Jahren zunehmend Bedeutung erlangt zu haben. Doch was genau ist „Fake News“? Welche Funktion erfüllt der Begriff in der öffentlichen Diskussion und welche Herausforderungen stellen sich bei seiner Definition? Um diese Fragen zu beantworten, muss man sich mit der historischen Entwicklung und den verschiedenen Dimensionen des Begriffs auseinandersetzen.

„Fake News“ ist ein Begriff, der mittlerweile viele verschiedene Bedeutungen umfasst. Ursprünglich bedeutete er einfach „falsche Nachrichten“, doch im Laufe der Zeit hat sich seine Bedeutung erheblich erweitert. Zu Beginn wurde er oft mit satirischen Nachrichtensendungen wie „The Daily Show“ oder „The Colbert Report“ in Verbindung gebracht. Später wurde der Begriff mit den kommerziellen Interessen von „Clickbait“-Produzenten verknüpft, die absichtlich sensationelle, aber unwahre Geschichten verbreiteten, um Klicks zu generieren. Schließlich wurde „Fake News“ auch zu einem Sammelbegriff für alle möglichen Formen von schlechter Information und eine Abwertung von Medienberichterstattung, die als voreingenommen oder manipulativ wahrgenommen wurde. Diese Vielzahl an unterschiedlichen Bedeutungen hat dazu geführt, dass der Begriff eine gewisse Unschärfe und Mehrdeutigkeit aufweist, was die Definition von „Fake News“ erschwert.

Ein weiteres Problem ergibt sich aus der Tatsache, dass es bereits eine Vielzahl von Begriffen gibt, die ähnliche Phänomene bezeichnen: Lügen, Propaganda, verzerrte Fakten oder auch „Bullshit“ (nach Harry Frankfurt). Diese Begriffe decken verschiedene Formen von Kommunikationsstörungen ab, die von bewusster Täuschung bis hin zu unbewusster Fehlinformation reichen. Insofern stellt sich die Frage, ob es wirklich notwendig ist, noch einen weiteren Begriff wie „Fake News“ einzuführen, wenn bereits bestehende Begriffe diese Probleme adäquat beschreiben können.

Trotz dieser Bedenken gibt es einige überzeugende Argumente, warum der Begriff „Fake News“ nach wie vor von Bedeutung ist. Erstens, der Begriff verweist auf ein neues Phänomen, das mit den tiefgreifenden Veränderungen im öffentlichen Diskurs zusammenhängt, die durch das Internet und die sozialen Medien ermöglicht wurden. Der digitale Raum hat eine neue Dynamik des Informationsaustauschs geschaffen, in der die Grenze zwischen echten und falschen Nachrichten zunehmend verschwimmt. Social-Media-Plattformen wie Facebook und Twitter ermöglichen es, Informationen in Echtzeit zu verbreiten, wobei die Nutzer oft nur noch die Schlagzeilen wahrnehmen, ohne die Inhalte wirklich zu hinterfragen. Dies hat zu einer Überschwemmung von Informationen geführt, bei denen es immer schwieriger wird, zwischen wahrer und falscher Information zu unterscheiden. In diesem Zusammenhang ist „Fake News“ mehr als nur ein einzelnes falsches Statement oder eine bewusste Täuschung – es ist Ausdruck eines systemischen Problems im Umgang mit Information.

Ein zweiter Punkt, der die Bedeutung des Begriffs unterstreicht, ist die Rolle der Intention. Viele Definitionen von „Fake News“ beziehen sich auf die Absicht, die hinter den falschen Nachrichten steht. Häufig wird „Fake News“ mit „absichtlich falschen Aussagen“ gleichgesetzt, die darauf abzielen, die öffentliche Meinung zu manipulieren oder zu täuschen. Doch ist es immer so einfach, die Absicht hinter solchen Nachrichten zu bestimmen? Ein Beispiel hierfür sind die sogenannten „Clickbait“-Webseiten, die während der US-Wahlen 2016 von Jugendlichen aus Mazedonien betrieben wurden. Ihr Ziel war nicht unbedingt, die Meinung der Menschen zu beeinflussen, sondern lediglich, durch die Generierung von Klicks auf ihre Websites Werbeeinnahmen zu erzielen. In solchen Fällen war die Intention nicht direkt auf eine Täuschung ausgerichtet, sondern auf die Schaffung von Inhalten, die die Nutzer anziehen und zur Interaktion anregen.

Die Definition von „Fake News“ muss daher eine breitere Perspektive einnehmen. Sie sollte nicht nur auf den Inhalt der Nachricht oder die Absicht der Verfasser fokussiert sein, sondern auch die Art und Weise berücksichtigen, wie Nachrichten im sozialen und politischen Kontext präsentiert werden. „Fake News“ sind nicht nur sprachliche oder schriftliche Falschaussagen, sondern können auch visuelle Inhalte wie manipulierte Bilder oder Videos umfassen. Diese Formen der Desinformation sind ebenso effektiv in der Verbreitung von falschen Informationen, da sie oft emotionaler und damit überzeugender wirken als rein textuelle Falschnachrichten.

Schließlich ist es wichtig, den systemischen Charakter von „Fake News“ zu verstehen. Der Begriff verweist nicht nur auf einzelne Falschmeldungen oder absichtliche Täuschungen, sondern auf ein größeres Problem im Informationsökosystem. In der heutigen Informationsgesellschaft, die von der Digitalisierung und den sozialen Medien geprägt ist, ist es schwieriger denn je, zwischen echten und falschen Informationen zu unterscheiden. Das Internet bietet eine Plattform für die Verbreitung von Falschinformationen, die oft gezielt so gestaltet sind, dass sie in einem polarisierten und extremistischen politischen Klima eine größere Wirkung erzielen. Das Vertrauen in traditionelle Medien ist erodiert, und die Grenze zwischen seriösen Nachrichtenquellen und Propaganda verschwimmt zunehmend. In einem solchen Umfeld wird „Fake News“ zu einem weitreichenden Problem, das nicht nur die Glaubwürdigkeit von Nachrichten, sondern auch das Vertrauen in die Demokratie und die Gesellschaft selbst gefährdet.

Es ist daher von großer Bedeutung, dass wir uns mit den systemischen Aspekten von „Fake News“ befassen. Anstatt nur nach einer klaren Definition zu suchen, sollten wir auch untersuchen, wie und warum bestimmte Informationen in unserer Gesellschaft verbreitet werden, und welche Auswirkungen dies auf die öffentliche Meinungsbildung hat. Darüber hinaus muss berücksichtigt werden, dass „Fake News“ nicht immer absichtlich verbreitet wird, sondern auch als unbeabsichtigte Konsequenz des heutigen Informationsflusses entstehen kann. Ein besseres Verständnis dieser Dynamiken ist notwendig, um zu verhindern, dass falsche Informationen weiterhin die öffentliche Debatte dominieren.

Warum Laien oft die falschen Theorien glauben und wie sich Expertenurteile durchsetzen

Ein wichtiges Element im Verständnis von Verschwörungstheorien und der Akzeptanz von alternativen Erklärungen ist der Gegensatz zwischen dem, was Laien für plausibel halten, und den Urteilen von Experten. Menschen neigen dazu, offizielle wissenschaftliche Theorien zu hinterfragen und alternative Erklärungen zu suchen, wenn diese mit ihrer eigenen Vorstellung von der Welt nicht übereinstimmen. Ein klassisches Beispiel, das den Widerspruch zwischen Expertenwissen und populären Erklärungen illustriert, ist der Fall des Einsturzes der Zwillingstürme des World Trade Centers am 11. September 2001.

Die Zwillingstürme stürzten in weniger als 16 Sekunden ein. Für Laien ist diese Geschwindigkeit von freiem Fall nur schwer verständlich, besonders wenn man die Struktur der Türme berücksichtigt. Viele glaubten, dass der Fall der Türme nur durch kontrollierte Sprengungen erklärt werden könne, was die Grundlage für eine der populärsten Verschwörungstheorien über den 11. September bildete. Prominente wie Rosie O'Donnell vertraten diese Ansicht: Die Geschwindigkeit des Falls sei „physikalisch unmöglich“ ohne gezielte Explosionen. Experten jedoch haben durch Simulationen nachgewiesen, dass der tatsächliche Zeitraum des Einsturzes unter den gegebenen Umständen zu erwarten war. Was für Laien unvorstellbar erscheint, ist aus der Perspektive der Physik und Ingenieurskunst durchaus nachvollziehbar.

Ein weiteres Beispiel, das den gleichen Effekt von missverstandener Expertise zeigt, ist das Monty-Hall-Problem. In diesem Fall geht es um ein einfaches, aber missverstandenes Spiel aus einer Fernsehsendung. Der Spieler wählt eine von drei Türen, hinter einer ist ein Auto, hinter den anderen zwei sind Ziegen. Nach der ersten Wahl öffnet der Moderator eine der nicht gewählten Türen, hinter der sich eine Ziege befindet, und fragt den Spieler, ob er seine Wahl ändern möchte. Viele Menschen verstehen nicht, warum es besser ist, die Wahl zu ändern, und glauben, dass die Chancen für beide Türen gleich sind. Doch mathematische Experten haben nachgewiesen, dass sich die Gewinnwahrscheinlichkeit von 1/3 auf 2/3 erhöht, wenn man die Tür wechselt. Auch hier weicht das Ergebnis von der Intuition der meisten Menschen ab, obwohl es mathematisch korrekt ist.

Diese Beispiele verdeutlichen, wie Laien häufig korrekte Expertenurteile ablehnen, weil diese im Widerspruch zu ihrer eigenen Vorstellung von „gesunder Vernunft“ stehen. Eine Erklärung dafür ist die Tendenz von Laien, eine Theorie oder Erklärung zu bevorzugen, die besser zu ihrem eigenen Weltbild passt, auch wenn diese nicht der wissenschaftlichen Erkenntnis entspricht. Menschen, die dieser Denkweise folgen, neigen dazu, Verschwörungstheorien zu akzeptieren, die vermeintlich die Wahrheit hinter den Ereignissen aufdecken.

Dabei wird oft übersehen, dass eine kritische, aber nicht unkritische Haltung gegenüber Expertenwissen entscheidend ist. Zwar ist es richtig, dass man wissenschaftlichen Theorien mit Skepsis begegnen sollte, doch diese Skepsis muss in einem rationalen Rahmen erfolgen. Die populäre Ablehnung von Expertenurteilen beruht häufig auf einer unzureichenden Berücksichtigung von Fachwissen und einer falschen Vorstellung von dem, was „plausibel“ ist. In einer demokratischen Gesellschaft ist es entscheidend, dass wir bereit sind, Expertenmeinungen zu akzeptieren, die auf fundiertem Wissen und umfangreichen Analysen beruhen. Gleichzeitig sollten wir nicht unkritisch jede Autorität hinnehmen, sondern uns bewusst sein, dass es auch Fälle gibt, in denen autoritäre Meinungen auf fehlerhaften Annahmen oder unzureichenden Beweisen beruhen können.

Ein besonders schwerwiegendes Beispiel für solch eine autoritäre Fehleinschätzung ist der Fall von Peter Duesberg, einem Molekularbiologen der University of California, der die Theorie, dass AIDS durch ein Virus verursacht wird, ablehnt. Trotz seiner prominenten Position und der Veröffentlichung seiner Ideen in renommierten Fachzeitschriften wie „Lancet“ und „Nature“ wurde seine Theorie von der wissenschaftlichen Gemeinschaft abgelehnt. Der politische Einfluss, den Duesberg in Südafrika ausübte, führte dazu, dass der Zugang zu lebensrettenden antiretroviralen Medikamenten blockiert wurde, was zu Hunderttausenden vermeidbaren Todesfällen führte. In diesem Fall zeigte sich, wie gefährlich es sein kann, einem Experten allein aufgrund seines Status und seiner Publikationen zu vertrauen, ohne die wissenschaftliche Konsensmeinung zu hinterfragen.

In solchen Fällen muss das Vertrauen in die Autorität durch die allgemeine Ablehnung durch die Fachgemeinschaft relativiert werden. Auch wenn ein prominenter Experte eine abweichende Meinung äußert, kann seine Ansicht durch das breite Urteil der wissenschaftlichen Gemeinschaft widerlegt werden. Es ist daher wichtig, dass Laien nicht nur den Expertenstatus einer Person in Betracht ziehen, sondern auch den Konsens unter anderen Fachleuten und die fundierte Argumentation, die eine Theorie stützt oder widerlegt.

Die Fähigkeit, zwischen glaubwürdigen Experten und solchen, die ihre Position ohne ausreichende Beweise vertreten, zu unterscheiden, ist eine der wichtigsten Fähigkeiten im Umgang mit wissenschaftlichen und politischen Fragen. Um dies zu erreichen, müssen wir in der Lage sein, Expertenmeinungen nicht nur nach ihrem Ansehen zu beurteilen, sondern auch kritisch zu prüfen, ob ihre Ansichten mit dem Konsens der relevanten wissenschaftlichen Disziplinen übereinstimmen.

Es gibt keine einfache Antwort auf die Frage, wie weit Laien der Expertise vertrauen sollten und wann sie berechtigt sind, diese infrage zu stellen. Doch es ist entscheidend, dass wir uns als Gesellschaft darüber im Klaren sind, dass der Glaube an Verschwörungstheorien nicht nur die persönliche Wahrnehmung verzerren kann, sondern auch ernsthafte gesellschaftliche und politische Konsequenzen haben kann. Eine fundierte und kritische Auseinandersetzung mit Expertenwissen ist unerlässlich, um das Vertrauen in wissenschaftliche Prozesse und Institutionen zu wahren und zu verhindern, dass falsche Theorien die öffentliche Meinung dominieren.