Die östliche Medizin, insbesondere die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM), betrachtet den Körper nicht nur aus der physischen Perspektive, sondern auch als ein System von energetischen Prozessen, in denen das Gleichgewicht zwischen Yin und Yang sowie das Verhältnis von Übermaß und Mangel eine zentrale Rolle spielen. Diese energetischen Ungleichgewichte sind oft die Wurzel von Krankheiten und Störungen. Zwei grundlegende Kategorien von Ungleichgewichten sind das Übermaß (Exzess) und der Mangel (Defizit), die als zentrale diagnostische Prinzipien dienen.

Übermäßige Krankheiten, wie etwa Qi-Stagnation oder Phlegm in der Lunge, entstehen, wenn äußere oder innere Pathogene wie Feuchtigkeit, Hitze, Kälte oder Wind den Körper blockieren und eine Ansammlung von Energie oder Stoffen hervorrufen. Menschen mit einem Übermaß an energetischen Tendenzen sind häufig kräftig und neigen dazu, in verschiedenen Aspekten des Lebens Übermaß zu erfahren: Sie arbeiten zu viel, konsumieren übermäßig oder gehen ihren Hobbys in extremen Ausmaßen nach. Solche Zustände erfordern in der Regel eine harmonisierende, reduzierende und kühlende Behandlung, um die blockierte Energie zu befreien und das Gleichgewicht wiederherzustellen.

Im Gegensatz dazu entsteht bei Mangelzuständen, etwa bei Qi-Mangel oder Blutmangel, eine Schwächung der vitalen Kräfte des Körpers. Menschen, die unter einem Mangel leiden, sind oft geschwächt, ausgelaugt und fühlen sich müde. Ihre energetische Substanz ist erschöpft, was sich durch Symptome wie Müdigkeit, Schwäche und eine reduzierte Fähigkeit zur Heilung äußern kann. Die Behandlung von Mangelzuständen erfordert in der Regel wärmernde und tonisierende Kräuter, die dem Körper helfen, die verlorene Energie wiederherzustellen und die Vitalität zu stärken.

Ein zentraler Bestandteil der Diagnose in der östlichen Medizin ist die Unterscheidung zwischen Innen- und Außenbedingungen. Außenbedingungen, wie etwa eine Erkältung, die durch einen Windangriff verursacht wird, betreffen in der Regel die äußeren Schichten des Körpers, wie Haut, Lunge und Nase. Diese Erkrankungen sind oft akuter und weniger tiefgreifend, während Innenbedingungen tiefere, chronische Störungen widerspiegeln, die aus emotionalem Stress, einer langen Krankheitsgeschichte oder einer schlechten Ernährung resultieren können.

Ein wichtiger Aspekt bei der Behandlung von Krankheiten in der TCM ist die Unterscheidung zwischen heißen und kalten Zuständen. Heißer Zustand bedeutet in der Regel, dass zu viel Yang-Energie im Körper vorhanden ist, was zu Entzündungen, Hitze und Rötung führt. Kalte Zustände entstehen durch ein Übermaß an Yin-Energie, was zu einer Abkühlung und Blockierung der Qi-Zirkulation führt. Die Temperatur des Körpers, vor allem in Form der Zunge, spielt eine wichtige Rolle bei der Bestimmung des „thermischen Zustands“ einer Krankheit. Eine rote Zunge mit einem gelben Belag deutet auf eine Überhitzung des Körpers hin, während eine blasse, feuchte Zunge auf einen kühlen oder stagnierenden Zustand hinweist.

Die Zangfu-Organe – die Organe, die in der östlichen Medizin als energetische Zentren betrachtet werden – spielen eine entscheidende Rolle bei der Diagnose und Behandlung von Krankheiten. Zu den Zang-Organen gehören die Lunge, das Herz, die Leber, die Milz und die Niere. Diese Organe sind für die Speicherung und Verarbeitung der vitalen Substanzen Qi und Blut verantwortlich. Sie sind nicht nur physische Organe, sondern auch energetische Zentren, die die Vitalität und das allgemeine Wohlbefinden eines Menschen bestimmen. Das Verständnis der Wechselwirkungen zwischen den Zangfu-Organen und der energetischen Meridiane, die den Körper durchziehen, ist unerlässlich, um die Ursachen von Krankheiten zu erkennen und eine effektive Behandlung zu entwickeln.

Die Lunge, zum Beispiel, hat eine besondere Bedeutung in der östlichen Medizin. Sie ist verantwortlich für die Atmung und die Aufnahme von Energie aus der Luft. Ein gesundes Lungen-Qi ermöglicht eine gute Aufnahme von Sauerstoff und eine effektive Ausscheidung von Kohlendioxid. Wenn das Lungen-Qi gestört ist, können Symptome wie Atembeschwerden, chronische Allergien, Erkältungen und wiederkehrende Sinusinfektionen auftreten. Dies spiegelt sich auch in emotionalen Zuständen wider: Ein Ungleichgewicht in der Lunge kann sich in Form von Trauer und der Unfähigkeit, alte Emotionen loszulassen, manifestieren.

Die Milz spielt eine zentrale Rolle im Verdauungsprozess und der Produktion von Qi. Sie ist verantwortlich für die Umwandlung von Nahrung in Energie und für die Aufnahme von Nährstoffen. Ein Ungleichgewicht in der Milz, zum Beispiel ein Mangel an Milz-Qi, kann zu Müdigkeit, Appetitlosigkeit und Verdauungsstörungen führen. Ein weiteres Zeichen für ein Milz-Ungleichgewicht ist ein Gefühl der Schwere oder das häufige Auftreten von Hämatomen. Menschen mit einer schwachen Milz sind oft anfällig für Feuchtigkeit und Stagnation im Körper.

Ein Ungleichgewicht in der Leber, die als Organ für die Beweglichkeit und den Fluss von Qi verantwortlich ist, zeigt sich oft in Schmerzen im Bereich des Rippenbogens oder in emotionaler Unruhe. Bei einer stagnierenden Leberenergie kann es zu Reizbarkeit, Wutausbrüchen und einem Gefühl der Frustration kommen.

Das Herz, als das Zentrum der Blutzirkulation, hat nicht nur eine physiologische, sondern auch eine energetische Funktion. Ein Ungleichgewicht im Herzen kann sich als Schlafstörungen, Herzklopfen oder Angstzustände äußern. Die Niere, die mit der „Lebensenergie“ (Jing) in Verbindung steht, ist ebenfalls ein zentraler Bestandteil der östlichen Gesundheitslehre. Eine Schwäche der Nierenenergie zeigt sich häufig als Rückenprobleme, Müdigkeit oder allgemeiner Kälteempfindlichkeit.

Ein tiefgehendes Verständnis der energetischen Organe und ihrer Funktionen ist notwendig, um den Ursprung von Krankheiten zu erkennen und entsprechende Heilmethoden zu entwickeln. Es ist zu beachten, dass die Zangfu-Organe eng miteinander verbunden sind und ihre Funktionen auf einer energetischen Ebene ständig im Austausch stehen. Die richtige Diagnose und Therapie müssen daher das gesamte System berücksichtigen, um das Gleichgewicht von Yin und Yang wiederherzustellen und die energetische Harmonie zu fördern.

Wie beeinflusst die Leber das Qi und welche Bedeutung haben Kräuter zur Harmonisierung von Leber-Qi-Stagnation und Qi-Mangel?

Die Leber gilt als zentrales Organ für die Bewegung und Regulation des Qi im Körper. Insbesondere bei Störungen wie Migräne, Bluthochdruck oder Ohrgeräuschen zeigt sich, wie essenziell eine ausgeglichene Leberfunktion für das energetische Gleichgewicht ist. Wenn das Leber-Qi blockiert oder stagniert, entstehen charakteristische Symptome wie Schwindel, ein bitterer Geschmack im Mund, Hitzegefühle und plötzliche Taubheit. Diese Konstellation wird als Leber-Qi-Stagnation mit Hitze bezeichnet. Die Hitze entsteht dabei aus einem Ungleichgewicht zwischen einem "Feuer" im Körper und einem Mangel an kühlender Substanz, wie Blut und Yin. Dies führt zu einer sogenannten Leber-Yang-Erhöhung, die sich in einem roten Gesicht, gereizten Augen, Wutausbrüchen, Kopfschmerzen, Schlaflosigkeit mit lebhaften Träumen, Verstopfung, dunklem Urin und Durst nach kalten Getränken manifestiert.

Eine solche Leber-Yang-Erhöhung ist häufig Folge einer gleichzeitigen Erschöpfung von Blut und Yin. Ohne ausreichend nährendes Blut und Yin kann die Hitze nicht ausgeglichen werden, was einen Teufelskreis in Gang setzt, der sich nur durch eine gezielte Therapie mit blutnährenden und hitzeausgleichenden Kräutern durchbrechen lässt.

In der Praxis werden Kräutermischungen eingesetzt, die sowohl das Qi stärken als auch die Leberenergie regulieren. Beispiele sind Mischungen aus Astragalus und Codonopsis, die als Qi-Tonika wirken und die Energie steigern, während Dang Gui und Weißer Pfingstrosenwurzel die Zirkulation von Qi und Blut fördern. Diese Kombinationen helfen, die Verdauung zu harmonisieren, einen klaren Geist zu bewahren und körperliche Spannungen zu lösen. Solche Kräutermischungen können als Tees, Brühen oder in anderen Rezepturen konsumiert werden, wobei ihre Wirkung durch regelmäßige Einnahme über längere Zeit kumulativ verstärkt wird.

Die Zubereitung von Kräutertees wie dem Qi-Tee folgt traditionellen Methoden der asiatischen Heilkunde. Dabei werden die getrockneten Wurzeln und Kräuter über längere Zeit sanft gekocht, um ihre Wirkstoffe optimal zu extrahieren. Variationen wie Zugabe von frischem Ingwer, Honig, Minze oder Sauerkrautsaft ermöglichen eine Anpassung an individuelle Bedürfnisse und Geschmacksvorlieben. Die Kombination mit weiteren Kräutern zur Blutstärkung oder zur Harmonisierung von Yin und Yang unterstützt ein umfassendes energetisches Gleichgewicht.

Auch Teemischungen, die Zitrusfrüchte wie getrocknete Mandarinen- oder Tangerinenschalen enthalten, werden traditionell genutzt, um stagnierendes Qi zu bewegen und Wassereinlagerungen zu reduzieren. Die enthaltenen ätherischen Öle und Bitterstoffe wirken sanft stimulierend auf den Verdauungstrakt und fördern die Mobilisierung von Energie und Flüssigkeiten.

Ein weiteres Beispiel ist der "No Sweat Tea", der gezielt bei spontanen Schweißausbrüchen durch Qi-Mangel eingesetzt wird. Hierbei werden Astragalus und Jujube-Datteln als Grundlage mit Salbei kombiniert, um energetische Grenzen zu stärken und das Wei-Qi – die schützende Abwehrenergie – zu tonisieren.

Das Verständnis der komplexen Zusammenhänge zwischen Leberfunktion, Qi-Bewegung, Blut- und Yin-Mangel ist für die Anwendung der Kräuterheilkunde essenziell. Die unterschiedlichen Symptome und energetischen Zustände verlangen eine genaue Diagnose und eine abgestimmte Kräutermischung. Dabei ist zu berücksichtigen, dass das energetische System im Körper dynamisch ist und sich durch Ernährung, Lebensstil und emotionale Faktoren ständig verändert.

Die regelmäßige Anwendung von tonisierenden und regulierenden Kräutern kann helfen, die körpereigene Balance wiederherzustellen und Symptome wie Schmerzen, Unruhe oder Verdauungsstörungen nachhaltig zu lindern. Ein ganzheitliches Verständnis der Leber-Qi-Dynamik und der unterstützenden Kräuter ist entscheidend, um einen nachhaltigen Heilungsprozess zu ermöglichen.

Wichtig ist auch, dass diese Kräuter keine sofortige "Wunderlösung" bieten, sondern durch kontinuierliche Anwendung über einen längeren Zeitraum ihre volle Wirkung entfalten. Neben der Kräutertherapie sollten begleitend auch Lebensstilmaßnahmen, wie Stressmanagement und ausgewogene Ernährung, berücksichtigt werden, um das energetische Gleichgewicht dauerhaft zu stabilisieren.

Wie können Kräuterheiler die Menstruation unterstützen?

In der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) wird viel Wert auf die Harmonisierung des Qi und die Unterstützung des Körpers bei verschiedenen physiologischen und emotionalen Blockaden gelegt. Besonders in der Zeit des Menstruationszyklus können bestimmte Kräuter und Heilmethoden dazu beitragen, die oft unangenehmen Symptome wie Schmerzen, Unregelmäßigkeiten oder emotionale Belastungen zu lindern und das allgemeine Wohlbefinden zu fördern. Ein häufiges Thema ist die stagnierende Energie, die im Körper Blockaden verursacht und so eine Vielzahl von Symptomen hervorrufen kann. Diese Blockaden können sich als Schmerzen im Rippenbereich, im mittleren Rücken, Menstruationskrämpfe oder Stimmungsschwankungen manifestieren, die häufig durch Gefühle wie Reizbarkeit, Wut oder Traurigkeit verstärkt werden.

Ein hervorragendes Beispiel für die Unterstützung dieser Prozesse ist die Verwendung von Zitrone (Citron) und Ingwer, die beide eine starke Wirkung auf das Qi haben und Stagnationen im Körper fördern. In einer Mischung aus frischer Zitrone, Ingwer und Rosenblättern wird die Qi-Bewegung angeregt, was zu einer besseren Blutzirkulation und einer Linderung der damit verbundenen Beschwerden führt. Die Zitrone wirkt dabei als ein starkes Mittel zur Förderung des Qi-Flusses, während Ingwer die Verdauung unterstützt und für eine bessere Durchblutung sorgt. Rosenblätter und Honig ergänzen diese Wirkung, indem sie das Qi und das Blut nähren und eine gewisse Weichheit und Ausgeglichenheit in den Körper bringen. Das Getränk aus diesen Zutaten sollte frisch zubereitet und mehrfach während des Tages getrunken werden, um die gewünschten Effekte zu erzielen. Es wird insbesondere empfohlen, dieses Getränk bei Schmerzen oder emotionaler Belastung zu trinken.

Ein weiteres bewährtes Mittel in der TCM ist das „Healing Wort Tea“ für verzögerte oder leichte Perioden, das auf der Kombination von Mutterkraut (Motherwort) und Beifuß (Mugwort) basiert. Diese Kräuter wirken sowohl auf die Durchblutung als auch auf die Beweglichkeit der Organe im Unterleib. Mutterkraut wird häufig eingesetzt, um Menstruationsstörungen und PMS zu behandeln, da es das Blut vitalisiert und aufwärmt. Beifuß wiederum wird zur Behandlung von „kalter Stagnation“ eingesetzt, die den Qi-Fluss in den unteren Organen blockieren kann, was zu Menstruationskrämpfen und anderen Beschwerden führt. Der zusätzliche Einsatz von Zimt verstärkt den wärmenden Effekt dieser Kräutermischung. Diese Teemischung wird über mehrere Tage hinweg angewendet und soll eine regelmäßige und schmerzarme Menstruation unterstützen. In der TCM wird zudem empfohlen, bei starken Krämpfen Wärmeanwendungen wie eine Wärmflasche oder Moxibustion an bestimmten Akupunkturpunkten zu kombinieren, um die Blutzirkulation zu fördern.

Für eine tiefere Wirkung und für den Ausgleich hormoneller Ungleichgewichte bietet sich das sogenannte Yìn-Yáng Vitex Elixier an, das durch eine Kombination von Vitexbeeren (Mönchspfeffer) und weiteren Kräutern wie Dang Gui (Chinesische Engelwurz) und Weißer Pfingstrose eine sanfte Regulierung des Hormonsystems bewirken kann. Dieses Elixier wird über einen längeren Zeitraum von mehreren Wochen eingenommen und ist besonders hilfreich für diejenigen, die unter Menstruationsbeschwerden oder unregelmäßigen Zyklen leiden. Vitexbeeren haben eine starke Wirkung auf die Hormonregulation, insbesondere bei Zyklusstörungen und PMS. Dang Gui und Weißer Pfingstrosenwurzel ergänzen diese Wirkung durch ihre blutstärkende und stabilisierende Wirkung.

Neben der Teezubereitung ist auch die äußere Anwendung von Kräutern ein wichtiger Bestandteil der Behandlung von Menstruationsbeschwerden. Eine bekannte Methode in der TCM ist das Baden mit Daikon und Chrysanthemen, die besonders bei der Behandlung von Feuchtigkeit und stagnierenden Flüssigkeiten im Unterleib helfen können. Feuchtigkeit, die im Körper aufgrund schlechter Zirkulation und Metabolismus blockiert ist, kann in den Hüften und dem Unterbauch verbleiben und zu verschiedenen Beschwerden wie Menstruationsschmerzen, Zysten oder Harnwegsinfektionen führen. Ein Bad, das mit den Kräutern Daikon und Chrysanthemen zubereitet wird, hat eine reinigende Wirkung auf den Körper und hilft, diese Feuchtigkeit zu vertreiben und die Blutzirkulation zu fördern. Die Kräuter werden in einem Aufguss zubereitet und dem Badewasser hinzugefügt, um eine tiefere therapeutische Wirkung zu erzielen.

Für die meisten Kräutermischungen und Anwendungen gilt: Beständigkeit und Geduld sind entscheidend. Die Kräuterheilkunde arbeitet nicht sofort, sondern über einen längeren Zeitraum hinweg. Es ist wichtig, regelmäßig und konstant die verschiedenen Heilmittel zu verwenden, um die gewünschten Effekte zu erzielen und das hormonelle Gleichgewicht wiederherzustellen. Dabei ist es ebenso von Bedeutung, dass jede Person individuell auf Kräuter und ihre Wirkung reagiert. Daher sollte eine regelmäßige Beobachtung des eigenen Körpers erfolgen, um die richtige Dosierung und Anwendung zu finden.

In der Anwendung der TCM bei Menstruationsbeschwerden ist es von zentraler Bedeutung, nicht nur auf die Symptome zu reagieren, sondern auch die zugrunde liegende Ursache der Beschwerden zu identifizieren und zu behandeln. Häufig sind emotionale Blockaden, wie Angst oder Stress, ebenso mit der körperlichen Stagnation verbunden und sollten in der Behandlung mitberücksichtigt werden. Zusätzlich sollte der Lebensstil, insbesondere Ernährung, Bewegung und geistige Ausgeglichenheit, in die Behandlung einbezogen werden. Eine ganzheitliche Herangehensweise, die sowohl den Körper als auch den Geist berücksichtigt, ist für eine nachhaltige Heilung unerlässlich.

Welche Bedeutung hat Kräutermedizin im asiatisch-amerikanischen Kontext?

Die Kräutermedizin hat in der Geschichte der asiatisch-amerikanischen Gemeinschaft eine tief verwurzelte Bedeutung. Sie ist nicht nur ein Mittel zur Heilung von körperlichen Beschwerden, sondern auch ein kulturelles Werkzeug zur Selbstbestimmung und zum Widerstand gegen die systemischen Herausforderungen, mit denen viele asiatische Amerikaner konfrontiert sind. In einer Welt, die biomedizinische Ansätze als den Standard ansieht, wird die traditionelle Kräutermedizin oft als exotisch und fremd betrachtet. Doch inmitten dieser Wahrnehmung gewinnt sie zunehmend an Bedeutung, nicht nur als ein Mittel der physischen Heilung, sondern auch als eine Praxis, die zur mentalen und emotionalen Heilung beiträgt.

Kräutermedizin als Teil des asiatisch-amerikanischen Erbes bedeutet mehr als nur das Zubereiten von Tees oder Tinkturen. Sie steht im Zentrum einer größeren Bewegung für Gesundheitsgerechtigkeit, die den Zugang zu traditionellen Heilmethoden für alle Menschen, insbesondere marginalisierte Gemeinschaften, fördern möchte. Der Gesundheitssektor ist von Ungleichheiten durchzogen, die in vielen Fällen auf rassistische und koloniale Strukturen zurückzuführen sind. In dieser Realität fungiert die asiatisch-amerikanische Kräutermedizin als ein rebellischer Akt, der nicht nur gegen diese Ungleichheiten ankämpft, sondern auch das kulturelle Erbe und die Weisheit der Vorfahren bewahrt.

Die Praxis der Kräutermedizin, insbesondere die Verwendung von Heilpflanzen wie Kurkuma, Basilikum, Ingwer oder Pfeffer, ist in vielen asiatischen Kulturen seit Jahrhunderten eine Selbstverständlichkeit. Diese Kräuter werden nicht nur als natürliche Heilmittel angesehen, sondern als ein Ausdruck des Lebens, der Verbindung zur Natur und dem eigenen Körper. Wenn wir uns mit dieser Praxis auseinandersetzen, geht es darum, sich mit den Kräften der Natur in Einklang zu bringen und einen ganzheitlichen Ansatz zur Heilung zu verfolgen, der Geist, Körper und Seele umfasst.

Ein besonders wichtiger Aspekt der asiatisch-amerikanischen Kräutermedizin ist der Respekt vor der individuellen Reaktion auf Heilpflanzen. Die Dosierung ist hierbei von zentraler Bedeutung. Während viele westliche Medizinansätze eine standardisierte Dosierung bevorzugen, geht die Kräutermedizin davon aus, dass jeder Mensch unterschiedliche Bedürfnisse hat. Die Dosis einer Pflanze sollte so gewählt werden, dass eine spürbare Veränderung im Zustand des Körpers erzielt wird, ohne unerwünschte Nebenwirkungen zu verursachen. Ein wichtiger Grundsatz dabei ist, klein anzufangen und dann, wenn nötig, die Dosis zu erhöhen. Kräuter sollten regelmäßig eingenommen werden, um ihre volle Wirkung zu entfalten, wobei die Wirkung von Kräutern kumulativ ist – sie entfaltet sich über Zeit.

Die Zubereitung von Kräutern erfolgt nicht nur im Kontext eines Gesundheitsbedarfs, sondern auch als ein täglicher Teil des Lebens. Die Kräuter können in verschiedenen Formen wie Tees, Tinkturen oder auch als Teil von Heilbrühen und -suppen konsumiert werden. Dabei sollte man immer das individuelle Wohlbefinden im Auge behalten und die Dosierung entsprechend anpassen. Es ist auch wichtig zu verstehen, dass der Körper Zeit braucht, um sich an die Wirkung der Kräuter anzupassen.

Für akute Beschwerden wie Kopfschmerzen oder Menstruationskrämpfe können Kräuter in häufigeren, kleineren Dosen über einen kurzen Zeitraum hinweg eingenommen werden, um die Symptome schnell zu lindern. Bei chronischen oder lang anhaltenden Erkrankungen ist hingegen eine regelmäßige Einnahme über mehrere Monate notwendig, um die zugrunde liegenden Ursachen zu behandeln und langfristige Heilung zu erreichen.

Es ist auch wichtig, sich bewusst zu machen, dass Kräutermedizin nicht nur als eine Art von Alternative zur westlichen Medizin betrachtet werden sollte. Sie ist vielmehr eine Bereicherung des gesamten Gesundheitsansatzes. In der heutigen Zeit, in der Menschen mit den Folgen der Pandemie, der Klimakrise und anderen sozialen und politischen Belastungen konfrontiert sind, stellt die Rückkehr zu den Wurzeln der Kräutermedizin eine Möglichkeit dar, die eigene Gesundheit zu stärken und zu bewahren. Es geht darum, einen Raum zu schaffen, in dem Heilung nicht nur eine physische Notwendigkeit ist, sondern auch eine seelische.

Für den asiatisch-amerikanischen Raum bedeutet diese Rückkehr zu den alten Praktiken ein stetiges Wachstum des Bewusstseins für die eigene Kultur und Geschichte. Die Heilpflanzen, die einst für die Gesundheit und das Wohlbefinden der Vorfahren verwendet wurden, werden jetzt wieder genutzt, um die Selbstbestimmung in einer zunehmend globalisierten und häufig fremden Welt zu stärken. In der Kräutermedizin liegt eine Kraft, die weit über die körperliche Heilung hinausgeht. Sie ist ein Symbol für Widerstand, für das Überleben von Trauma und für das Streben nach Gerechtigkeit.

Das Einbeziehen von Kräutern in das tägliche Leben ist eine Methode, um sich mit den eigenen Wurzeln und der eigenen Identität zu verbinden. In einer Zeit, in der Identität und Zugehörigkeit immer wieder infrage gestellt werden, bietet die Kräutermedizin eine Möglichkeit, sich mit der eigenen Kultur und Geschichte zu verbinden, die durch Jahrhunderte von Unterdrückung und Missverständnis immer wieder verzerrt wurde. Sie ist ein Schritt in Richtung einer besseren, gerechteren Welt, in der alle Menschen Zugang zu den heilenden Kräften ihrer eigenen Traditionen haben.