Die Modellierung von hydraulischen Systemen, insbesondere in Verbindung mit der Fehlerdiagnose, stellt eine komplexe Herausforderung dar. Der Ansatz, ein virtuelles Modell zu erstellen, das die realen Bedingungen eines Systems exakt widerspiegelt, ist dabei von zentraler Bedeutung. Dies ermöglicht nicht nur eine präzise Simulation des Betriebszustands, sondern auch eine realistische Nachbildung von Fehlern, um so Diagnoseverfahren zu optimieren.

Die Modellierung eines hydraulischen Steuerungssystems erfordert die Integration verschiedener physikalischer Komponenten wie Pumpen, Ventile und Rohre. Diese Komponenten müssen in ihrer Wechselwirkung und Verbindung zueinander betrachtet werden, wobei die Fluiddynamik, die Mechanik und die elektronischen Steuerungssysteme berücksichtigt werden. Ein solches Modell ist oft zu komplex, um es direkt zu berechnen. Deshalb werden Verfahren wie die globale Symbolanalyse verwendet, um das Modell in eine berechenbare Form zu transformieren und seine Komplexität zu reduzieren.

Die Berechnung der Zustände eines Systems über die Zeit hinweg spielt eine wesentliche Rolle. Im Prozess wird zu Beginn ein Ereignis festgelegt – ein Zeitpunkt, an dem eine Gleichung sprunghaft wird oder ihre Struktur sich ändert. In dieser Phase wird das virtuelle Modell in eine computergerechte Form überführt, um es der Simulation zugänglich zu machen. Ein solches Modell benötigt konsistente Anfangswerte und einen festgelegten Zeitbereich für die Simulation. Nach jedem erfolgreichen Zeitschritt überprüft der Solver, ob ein Ereignis eingetreten ist. Tritt ein solches Ereignis auf, wird die Simulation gestoppt, der Zeitpunkt des Ereignisses genau bestimmt, und das Modell neu initialisiert. Dies sorgt dafür, dass alle Dynamiken korrekt simuliert werden, einschließlich der Auswirkungen von Fehlern, die in das Modell eingeführt werden.

Um Fehler realistisch zu simulieren, werden diese durch die Modifikation von Systemparametern wie Druck, Volumen und Temperatur eingeführt. Dabei werden die Eingabewerte des Systems nach einem festgelegten Zeitplan angepasst und die daraus resultierenden Systemzustände berechnet. Diese virtuellen Daten, die durch die Simulation erzeugt werden, dienen als Grundlage für die Fehlerdiagnose. Die Qualität dieser simulierten Daten ist jedoch nur dann von Nutzen, wenn sie mit realen Messdaten verglichen und optimiert werden.

Hier kommt der 2D-SW-Algorithmus ins Spiel, der dazu verwendet wird, virtuelle Daten mit realen Messdaten zu kombinieren und die Fehlerdiagnose zu verbessern. Der Algorithmus vergleicht die Form und den Verlauf der Signale in beiden Datensätzen und minimiert den Abstand zwischen ihnen. Dabei werden Verzerrungspunkte in einem zweidimensionalen Raster angeordnet, die dann aktiv oder passiv gemacht werden, je nachdem, ob sie sich in einem relevanten Bereich des Templates befinden. Dies ermöglicht es, die Form des virtuellen Datensatzes anzupassen, bis sie den realen Messwerten entspricht.

Die Optimierung virtueller Daten ist ein entscheidender Schritt, um sicherzustellen, dass die simulierten Daten der Realität entsprechen. Dabei wird die Konsistenz der Daten überprüft und sichergestellt, dass die virtuellen Daten korrekt auf die realen Betriebsbedingungen des hydraulischen Systems abgestimmt sind. Dies erfolgt über ein zweidimensionales Konsistenzbewertungsverfahren, das mithilfe von Backtracking und dynamischer Programmierung die optimale Anpassung der virtuellen Signale an die realen Messdaten sicherstellt.

Ein weiterer wichtiger Aspekt bei der Optimierung von virtuellen und realen Daten ist die Berücksichtigung der Betriebsbedingungen des Systems. Dies umfasst die Analyse von Steuerbefehlen, Ereignissen wie einem Ausfall der Pumpe oder Ventilproblemen sowie der Einfluss von Umweltfaktoren. Die Vergleichsdaten aus beiden Quellen (virtuelle und reale Daten) werden in einer speziellen Matrix gespeichert und weiter analysiert. Diese Daten werden dann verwendet, um das Verhalten des Systems zu simulieren und potenzielle Fehlerzustände zu identifizieren, bevor sie in der realen Welt auftreten.

Die Anwendung des 2D-SW-Algorithmus und der bidirektionalen Datenkonsistenzbewertung ist nicht nur für die Verbesserung der Fehlerdiagnose von Bedeutung, sondern auch für die kontinuierliche Überwachung und Wartung des Systems. So können Ingenieure durch die Analyse und den Abgleich von Daten aus virtuellen Modellen und realen Systemen präventive Maßnahmen ergreifen, um Ausfälle zu verhindern und die Systemzuverlässigkeit zu erhöhen.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Fähigkeit, die Optimierung der virtuellen Daten in Echtzeit durchzuführen. Dies ermöglicht es, das Modell kontinuierlich an veränderte Bedingungen und neue Fehlerquellen anzupassen. Solche Modelle bieten nicht nur Einblicke in die aktuelle Funktionsweise eines Systems, sondern auch in mögliche zukünftige Entwicklungen, die durch präventive Wartung und Reparaturmaßnahmen adressiert werden können.

Durch die Kombination von Simulation und realen Messdaten wird eine robuste Grundlage für die Fehlerdiagnose und -behebung geschaffen. Diese Methode stellt sicher, dass auch in komplexen hydraulischen Systemen mögliche Fehlerursachen schnell und genau identifiziert werden können. Die Fortschritte in der Simulationstechnologie und der Datenoptimierung sind dabei der Schlüssel, um solche Systeme effizient und zuverlässig zu betreiben.

Wie kann ein Digital Twin-Modell bei der Fehlerdiagnose in komplexen Systemen helfen?

In der Fehlerdiagnose von komplexen Systemen, insbesondere in der Unterwasserproduktion, ist es von entscheidender Bedeutung, die Wahrscheinlichkeit von Komponentenfehlern präzise zu bestimmen. Diese Wahrscheinlichkeit liefert die Grundlage, um den Zustand eines lokalen Kreises (φ) zu ermitteln. In der Forschung zur Fehlerdiagnose von Hydrauliksystemen wird üblicherweise ein dreistufiges Modell verwendet: Strukturmodellierung, Parameter-Modellierung und Fehlerbegründung. Ein solches Modell ermöglicht eine präzise Identifizierung von Fehlerursachen, auch bei komplexen und zusammengesetzten Fehlern, die mehrere Komponenten gleichzeitig betreffen können.

Ein typisches Modell für die Fehlerdiagnose in einem Unterwasserproduktionssteuerungssystem enthält als Hauptkomponenten Drucktransmitter (PT) und Ventile (V). In diesem Modell ist es entscheidend, dass das Versagen eines Ventils häufig zu Veränderungen im Signal des Drucktransmitters führt, was eine direkte Beziehung zwischen diesen beiden Komponenten erfordert. Das Ventil wird in diesem Zusammenhang als „Elternknoten“ des Drucktransmitters (PT) angesehen, da das Versagen eines Ventils eine Abweichung in den PT-Daten zur Folge hat.

Das Fehlerdiagnosemodell nutzt ein binäres Zustandsmodell für jede Komponente, wobei zwei mögliche Zustände vorliegen: normal (N) und abnormal (A). Zu Beginn werden die Daten der PT verwendet, um die Eingangsdaten des Diagnosemodells zu generieren, wobei die Ergebnisse mit den ursprünglichen Daten diagnostiziert werden. Eine Verifizierung dieser Ergebnisse erfolgt durch das Digital Twin-Modell, das eine virtuelle Nachbildung des physischen Systems ist. Diese Verifizierung stellt sicher, dass die Diagnosemodelle weiter optimiert und die Fehlerwahrscheinlichkeiten präziser ermittelt werden können.

Das Digital Twin-Modell spielt eine zentrale Rolle in der Validierung des Diagnosemodells. Beim Auftreten eines zusammengesetzten Fehlers, bei dem mehrere Fehler gleichzeitig vorliegen, können Schwierigkeiten auftreten. In solchen Fällen wird ein „Re-Diagnose-Modell“ notwendig, das die Fehlerursachen erneut überprüft und die Diagnoseergebnisse entsprechend anpasst. Dieses Modell arbeitet kontinuierlich mit einem digitalen Zwilling, dessen Fehler mit den realen Fehlern des physischen Systems verglichen werden.

Wichtig ist, dass nach der Definition des strukturellen Modells auch die sogenannten „prioren Wahrscheinlichkeiten“ und „bedingten Wahrscheinlichkeiten“ festgelegt werden müssen. Diese Wahrscheinlichkeiten sind notwendig, um die mögliche Fehlerursache zu berechnen und eine fundierte Diagnose zu erstellen. In diesem speziellen Fall, in dem Daten des Hydrauliksystems verwendet werden, basieren diese Wahrscheinlichkeiten oft auf Erfahrungswerten. Die Wahrscheinlichkeit für das Versagen eines Ventils wird zum Beispiel auf 4% geschätzt, während die Wahrscheinlichkeit für einen normalen Zustand bei 96% liegt.

Nach der Modellierung der Wahrscheinlichkeiten wird das Modell mit den gesammelten PT-Daten gespeist. Diese Daten werden dann durch einen Belief-Propagation-Algorithmus verarbeitet, um die aktualisierten posterioren Wahrscheinlichkeiten der Fehlerknoten zu berechnen. Je höher die berechnete Wahrscheinlichkeit, desto wahrscheinlicher ist es, dass ein Fehler aufgetreten ist. Diese Wahrscheinlichkeiten ermöglichen es, den Grad der Fehlfunktion einer Komponente zu bestimmen und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen. Häufig wird eine Schwelle festgelegt, ab der ein Fehler als „kritisch“ angesehen wird. In der Praxis wird diese Schwelle oft bei einer Wahrscheinlichkeit von 78% angesetzt.

Die Berechnung von Fehlern ist ebenfalls ein wichtiger Bestandteil des Modells. Es gibt zwei Hauptfehlerarten, die dabei berücksichtigt werden: der Einzelfehler (Es), der die Differenz zwischen den Werten des digitalen Zwillings und des physischen Systems misst, und der kumulierte Fehler (Ep), der die Summe der Einzelfehler über alle Komponenten darstellt. Wenn der Fehler einen festgelegten Schwellenwert überschreitet, kann dies auf einen oder mehrere Fehler im System hinweisen.

Die dynamische Fehlerberechnung ist besonders entscheidend, um den Zustand des Systems in Echtzeit zu überwachen. Durch kontinuierliches Feedback aus dem Digital Twin-Modell wird der Fehlerzustand regelmäßig überprüft und neue Diagnoseergebnisse können in das Modell eingespeist werden. Wenn während der Fehlerdiagnose der Fehlerwert weiterhin den Schwellenwert überschreitet, wird das Modell auf einen „Re-Diagnose“-Zustand zurückgesetzt, um die genaue Fehlerursache zu ermitteln. Besonders bei zusammengesetzten Fehlern, die mehrere Komponenten betreffen, ist dieser Prozess von Bedeutung, da der Fehler, der die geringste Abweichung verursacht, als ursächlich für das Problem angesehen wird.

Für die Praxis bedeutet dies, dass Fehlerdiagnosen nicht nur auf einfachen, isolierten Fehlern basieren, sondern vielmehr auch in der Lage sind, komplexe, zusammengesetzte Fehler zu erkennen und diese entsprechend zu behandeln. Das Digital Twin-Modell bietet hier eine effiziente Methode, um die Fehlerdiagnose zu verbessern, indem es eine enge Verbindung zwischen den physischen Systemen und ihren digitalen Abbildern schafft. Dieses Verfahren ist nicht nur theoretisch wertvoll, sondern hat auch erhebliche praktische Anwendungen in der Industrie, insbesondere bei der Wartung und Fehlerbehebung in Systemen mit hoher Komplexität.

Es ist zu beachten, dass diese Methodik nicht in allen Fällen eine sofortige und vollständige Fehlererkennung gewährleistet. Es muss stets darauf geachtet werden, dass die Parameter und Schwellenwerte des Diagnosemodells regelmäßig überprüft und angepasst werden, um eine möglichst präzise Diagnose zu erzielen. Die ständige Kalibrierung des Modells, basierend auf neuen Daten und Fehlerbeobachtungen, ist entscheidend, um ein zuverlässiges und robustes Diagnosewerkzeug zu entwickeln.

Wie beeinflusst die Wartungsstrategie die Lebensdauer kritischer Komponenten in Subsea-Produktionssystemen?

In der Wartungsstrategie für Subsea-Produktionssysteme werden verschiedene Komponenten unterschiedlich behandelt, abhängig von ihrer Rolle, Beanspruchung und Verschleißrate. Eine besondere Struktur liegt der Austauschlogik zugrunde: Komponenten wie MIV, CIV, AAV, PCV, XOV und AWV werden nach jedem Wartungsintervall ersetzt. Andere hingegen – wie AMV, PWV, SCSSV und PMV – nur nach jedem zweiten. Dieses differenzierte Vorgehen deutet auf eine präzise Risiko- und Kostenkalkulation hin, in der sowohl Ausfallwahrscheinlichkeit als auch Funktionskritikalität berücksichtigt werden.

Das Beispiel des MIV (Master Isolation Valve) zeigt exemplarisch die Logik der degradierten Zustandsüberwachung unter Wartungsstrategie 1. In der entsprechenden Darstellung lässt sich erkennen, dass die verbleibende Nutzungsdauer (Remaining Useful Life, RUL) des MIV im Vergleich zu den anderen Subsystemen am schnellsten sinkt. Die Überlagerung der RUL-Vorhersagekurve des gesamten Subsea-Tree-Systems mit jener des MIV macht deutlich, dass das MIV oft das limitierende Element für den nächsten Wartungseingriff darstellt. Der Grund dafür liegt in der hohen Beanspruchung bei gleichzeitig zentraler Funktion im Systemfluss.

Im Ablauf von Wartungsstrategie 3 beginnt das System mit einer Initialisierung der Parameter. Danach erfolgt eine zyklische Prüfung auf das Überschreiten der Emulationszeit. Solange diese nicht erreicht ist, schreitet das System fort mit einer zeitsynchronisierten Prüfung der Ausfälle. Tritt ein Ausfall ein, wird eine Notfallwartung eingeleitet, die mit einer Vorbereitungszeit (LTmin) verknüpft ist. Nach dieser Phase beginnt die Bewertung der Degradationsmenge einzelner Komponenten, gefolgt von einer Prognose ihrer verbleibenden Nutzungsdauer.

Dieses Vorgehen impliziert einen hochgradig proaktiven Wartungsansatz. Die zentrale Idee ist, das System nicht reaktiv auf Ausfälle reagieren zu lassen, sondern durch Vorhersage und gezielte Komponentenanalyse gezielt Eingriffe zu planen. Die Entscheidung, welche Komponente wann ersetzt wird, basiert nicht auf statischer Zyklizität, sondern auf datengetriebener Prognostik.

Bedeutend ist dabei die kontinuierliche Kalibrierung der Vorhersagemodelle. Die RUL-Schätzungen sind nur dann nützlich, wenn sie sich dynamisch an die realen Verschleißverläufe anpassen. Dies verlangt robuste Sensorik, zuverlässige Datenübertragung in extremen Offshore-Bedingungen und die Fähigkeit, heterogene Datenquellen sinnvoll zu integrieren.

Ein weiterer kritischer Aspekt liegt in der Abgrenzung zwischen planmäßiger Wartung und Notfallintervention. Während die planmäßige Wartung auf aggregierten Prognosen basiert, stellt der Ausfall einzelner Komponenten eine operative Eskalation dar. Die Vorbereitung auf solche Eskalationen, wie sie im Ablauf von Wartungsstrategie 3 beschrieben ist, erfordert präzise Logistikplanung, da der Zugang zu Subsea-Anlagen oft mit erheblichen Zeit- und Ressourcenkosten verbunden ist.

Wichtig ist darüber hinaus die kontextuelle Einordnung von Systemgrenzen. Ein Subsea-Tree-System ist nicht isoliert zu betrachten. Die Prognose der RUL einzelner Komponenten, insbesondere solcher wie MIV, beeinflusst direkt die Wartungsplanung für das gesamte Produktionssystem. Fehlerhafte Prognosen oder fehlende Reaktionsstrategien bei drohendem Ausfall führen nicht nur zu Komponentenschäden, sondern zu systemweiten Produktionsverlusten, Sicherheitsrisiken und Umweltgefahren.

Das Verständnis dieser Abhängigkeiten ist entscheidend für die Gestaltung moderner Instandhaltungsstrategien im Offshore-Bereich. Es reicht nicht aus, nur die technische Lebensdauer zu kennen – entscheidend ist das Zusammenspiel von Degradation, Prognose, Logistik und strategischem Ersatzzeitpunkt.