Die Gründung Liberias war eine Mischung aus Idealismus und imperialen Ambitionen. Die Libero-Amerikaner, eine kleine Gruppe von weniger als fünfzehntausend Menschen, wollten einen Zufluchtsort schaffen, der Freiheit und Unabhängigkeit von der Rassendiskriminierung in den Vereinigten Staaten bot. Sie wählten eine Flagge, die der „Stars and Stripes“ ähnelte, verabschiedeten eine Verfassung, die von einem weißen Juristen aus Massachusetts entworfen wurde, und setzten darin Bestimmungen um, die die indigene Bevölkerung von der Teilnahme am öffentlichen Leben ausschlossen. So wurde den Ureinwohnern nicht nur das Bürgerrecht verweigert, sondern ihnen wurde auch das Recht auf Eigentum vorenthalten, was sie den gleichen Ungerechtigkeiten aussetzte, gegen die sie in ihrer Heimat gekämpft hatten.
Die Unabhängigkeit Liberias wurde zunächst von Großbritannien anerkannt, und das Land erlangte das Recht, Zölle zu erheben. Doch der Sieg war für Großbritannien nur ein Pyrrhussieg, denn es folgten Konflikte mit Großbritannien und Frankreich bezüglich der Grenzen des jungen Staates, was zu territorialen Zugeständnissen führte. In einer Zeit, als die Vereinigten Staaten eigentlich hätten eingreifen können, um ihren Einfluss zu sichern, erfolgte die offizielle Anerkennung der Unabhängigkeit Liberias erst 1862.
Die Anerkennung hatte jedoch eine weitreichende Konsequenz. Der Vertrag zur Anerkennung räumte den Vereinigten Staaten das Recht ein, in die inneren Angelegenheiten Liberias einzugreifen, was zu einer kontinuierlichen Unterstützung der liberianischen Regierung bei der Abwehr äußerer Bedrohungen und der Unterdrückung innerer Revolten führte. Dies stellte eine erhebliche Belastung für die liberianische Staatskasse dar. Um den internationalen Druck und die finanziellen Schwierigkeiten zu bewältigen, nahm die liberianische Regierung 1871 einen Kredit von britischen Gläubigern auf, der 100.000 Pfund (nahezu 500.000 Dollar) betrug. Dieser Kredit, der den Charakter von britischem Imperialismus aufwies, ließ Liberia mit einer Schuldenlast zurück, die durch hohe Vorabzinsen und Maklergebühren noch schwerer wog. Trotz der Tatsache, dass die Regierung nur 30.000 Pfund erhielt, blieb Liberia mit einer massiven Schuldenlast zurück.
Die finanziellen Schwierigkeiten Liberias, kombiniert mit der Bedrohung durch britische Interventionen zur Sicherstellung der Rückzahlungen, führten dazu, dass das Land 1908 erneut den US-amerikanischen Präsidenten um Unterstützung bat. In dieser Zeit war die Ära der Dollar-Diplomatie angebrochen. Präsident Theodore Roosevelt erklärte, dass es die Pflicht der Vereinigten Staaten sei, Liberia in dieser schwierigen Lage zu helfen. Diese Hilfe kam in Form einer Kommission, die Liberia besuchte, und deren Empfehlungen von Roosevelts Nachfolger, William Howard Taft, voll unterstützt wurden. Der wichtigste Vorschlag der Kommission war die Einrichtung einer US-amerikanischen Zollaufsicht, die Liberia von seiner enormen Schuldenlast befreien sollte. Ein amerikanisches Syndikat stellte das notwendige Darlehen bereit, um die europäischen Gläubiger zu bezahlen. Doch Liberia war nun formell zu einem US-amerikanischen Protektorat geworden.
Der Einfluss der USA auf Liberia nahm eine neue Dimension an, als die USA als Finanzberater für das Land agierten und den „Hüttensteuer“ wieder einführten, was zu verstärkten Revolten der indigenen Bevölkerung führte. Diese Situation verschärfte sich mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs, als Liberia seine Zolleinnahmen verlor und die Regierung ihre Schulden nicht mehr bedienen konnte. Infolgedessen akzeptierte der US-amerikanische Zollaufseher die Notwendigkeit einer Zahlungsunfähigkeit, während Liberia weiterhin als Protektorat unter dem finanziellen Druck stand.
Dieser Zusammenhang verschaffte amerikanischen Unternehmen, insbesondere der Firestone Tire & Rubber Company, enormen Einfluss auf Liberia. In den 1920er Jahren, als die britische Regierung durch den Ersten Weltkrieg finanziell angeschlagen war, wurden amerikanische Kapitalisten wie Thomas Edison, Henry Ford und Harvey Firestone aktiv. Firestone sicherte sich 1926 das Recht, in Liberia eine riesige Menge Land zu pachten und begann, dort große Gummiplantagen zu etablieren. Der Deal, bei dem Firestone bis zu einer Million Acres für 99 Jahre zu einem extrem niedrigen Preis von sechs Cent pro Acre pachtete, sicherte dem Unternehmen nicht nur das Land, sondern auch das Recht, die Infrastruktur des Landes massiv zu kontrollieren, einschließlich Straßen, Eisenbahnen und sogar eines Radiosenders, um mit den USA in direkten Kontakt zu treten. Die amerikanische Regierung stellte zudem ein Darlehen in Höhe von fünf Millionen Dollar zur Verfügung, um die Schulden des Landes zu begleichen, wodurch Liberia endgültig unter den Einfluss von Firestone und den Vereinigten Staaten geriet.
Diese Entwicklung zeigt auf, wie imperialistische Praktiken, insbesondere die Verschuldungspolitik und wirtschaftliche Abhängigkeit, zur politischen Kontrolle führen können. Es war nicht nur eine Frage finanzieller Hilfe, sondern eine Frage der Sicherung langfristiger wirtschaftlicher Interessen. Diese geopolitischen und wirtschaftlichen Prozesse, die auf den ersten Blick als Wohlwollen erscheinen mögen, verdecken die Tatsache, dass Liberia, trotz seiner Unabhängigkeit, zunehmend unter ausländischer Kontrolle stand.
Ein wichtiger Aspekt, den der Leser berücksichtigen sollte, ist, wie die Beziehung zwischen den Vereinigten Staaten und Liberia nicht nur als Hilfe zur Stabilisierung des kleinen Staates interpretiert werden kann, sondern als ein weiterer Schritt im imperialistischen Einfluss der USA, der von wirtschaftlichen und strategischen Interessen bestimmt war. Die Situation in Liberia war ein Vorläufer für ähnliche Praktiken in anderen Regionen der Welt, in denen US-amerikanische Unternehmen und die Regierung mit dem Einsatz von Schulden und wirtschaftlicher Abhängigkeit Einfluss nahmen.
Die OAS und der Einfluss der USA auf Lateinamerika: Ein historischer Überblick
Die Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) war von Anfang an ein Spiegelbild der geopolitischen Interessen der Vereinigten Staaten in der westlichen Hemisphäre. Ihr Hauptsitz befand sich in Washington, DC, und der Großteil des Budgets stammte aus den USA, was die politische Dominanz der Vereinigten Staaten in dieser Organisation unterstrich. Trotz zahlreicher Beschwerden und Unzufriedenheit der lateinamerikanischen Staaten waren diese nicht in der Lage, sich der USA in diesem Rahmen entgegenzustellen. Als US-Außenminister John Foster Dulles 1954 auf einer OAS-Konferenz vorschlug, dass „die Dominanz oder Kontrolle der politischen Institutionen eines amerikanischen Staates durch die internationale kommunistische Bewegung eine Bedrohung für die gesamte Hemisphäre darstellt“, stimmten die lateinamerikanischen Länder, wenn auch zögerlich, zu. Diese Zustimmung ermöglichte es den Vereinigten Staaten, die OAS zu einem Instrument ihres imperialen Einflusses zu machen.
Ab diesem Moment, nach dem kubanischen Umsturz 1959, wurde die OAS zu einer vordersten Front im amerikanischen Kampf gegen linke politische Bewegungen in der Region. Zusammen mit der Inter-Amerikanischen Entwicklungsbank (IDB), die Kredite vergab, und der Allianz für den Fortschritt (ALPRO), die Zuschüsse an sympathische Regierungen vergab, versuchten die USA, die Unterstützung der lateinamerikanischen Staaten zu gewinnen und die „Herzen und Köpfe“ der Bevölkerung zu gewinnen. Diese Institutionen sollten die politische und wirtschaftliche Dominanz der USA in der Region sichern und die Ausbreitung des Kommunismus verhindern.
Die OAS spielte eine entscheidende Rolle bei der Suspendierung Kubas 1962 und unterstützte die US-Invasion in der Dominikanischen Republik wenige Jahre später. Doch diese politischen und militärischen Interventionen beschädigten das Image der OAS in den Augen vieler lateinamerikanischer Gesellschaften und Regierungen. ALPRO, das nie angemessen finanziert wurde, verlor nach dem Ende der „kubanischen Bedrohung“ schnell an Bedeutung, und die OAS verlor in den 1970er Jahren ihre zentrale Rolle für die USA. Dennoch blieb die Organisation bestehen, wenn auch zunehmend ohne die Priorität, die sie zuvor in der amerikanischen Außenpolitik hatte.
Mit dem Ende des Kalten Krieges änderte sich die Haltung der Vereinigten Staaten gegenüber den politischen Systemen in Lateinamerika. Die Unterstützung für antikommunistische Militärdiktaturen und autoritäre Regierungen, die im Rahmen der OAS gestützt wurden, wurde zunehmend infrage gestellt. Stattdessen rückte die Förderung von Demokratie in der Region stärker in den Vordergrund. Dies fand Ausdruck in der Verabschiedung der Inter-Amerikanischen Demokratischen Charta am 11. September 2001, die festlegte, was Demokratie bedeutet und wie auf „verfassungswidrige Unterbrechungen der demokratischen Ordnung“ reagiert werden sollte. Diese Charta war eine klare Antwort auf die kubanische Revolution und stellte sicher, dass Kuba ohne einen politischen Systemwechsel nicht in das interamerikanische System zurückkehren konnte. Gleichzeitig konnte sie jedoch auch als Druckmittel gegen jede Regierung in der Region genutzt werden, die vom liberalen, demokratischen Modell der USA abwich.
Die Entwicklung der OAS und ihrer substanziellen Mechanismen spiegelte die strategischen Interessen der USA wider. Doch diese Institutionen waren auch einem ständigen Wandel und der zunehmenden Herausforderung durch die sich verändernden politischen Verhältnisse in der Region unterworfen. Während die USA in den frühen Jahren des 21. Jahrhunderts weiterhin die interamerikanischen Organisationen zur Sicherung ihrer politischen und wirtschaftlichen Dominanz nutzen wollten, sahen sich viele lateinamerikanische Länder zunehmend als gleichwertige Partner und forderten mehr Unabhängigkeit von der amerikanischen Einflussnahme.
Die Geschichte der OAS zeigt deutlich, wie internationaler Multilateralismus in den Dienst nationaler Interessen gestellt werden kann. Dabei bleibt jedoch zu bedenken, dass die Region von verschiedenen Kräften beeinflusst wurde und sich zunehmend eigene, von den USA unabhängige politische und wirtschaftliche Strukturen entwickelte. Diese Entwicklung war und ist ein langfristiger Prozess, der die Beziehungen zwischen den USA und Lateinamerika bis heute prägt.
Es ist auch wichtig zu verstehen, dass die politische Architektur der OAS nie eine rein ideale Form der Zusammenarbeit zwischen den Staaten widerspiegelte. Vielmehr war sie häufig ein Instrument der Hegemonie und der strategischen Interessen der Vereinigten Staaten. Die schwankende Unterstützung für die OAS und die daraus resultierenden Enttäuschungen auf der Seite der lateinamerikanischen Länder sind daher ein wesentlicher Bestandteil des gesamten geopolitischen Spiels, das im 20. Jahrhundert zwischen den USA und den Staaten Lateinamerikas stattfand. Das Verständnis dieser Dynamik ist entscheidend, um die gegenwärtige politische Landschaft in der Region zu begreifen und die langfristigen Auswirkungen der amerikanischen Außenpolitik auf die interamerikanischen Beziehungen zu verstehen.
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