Mykotoxine, die von bestimmten Pilzen in Lebensmitteln produziert werden, stellen ein ernstes Gesundheitsrisiko dar. Obwohl der Mensch eine lange Geschichte der Nutzung von mikrobiellen Fermentationsprozessen in Lebensmitteln hat – insbesondere bei Milchprodukten –, sind die Gefahren, die mit der Verunreinigung durch Schimmelpilze einhergehen, nicht zu unterschätzen. Der Anbau von Getreide und die Lagerung von Nahrungsmitteln können von verschiedenen Schimmelpilzen infiziert werden, die Toxine produzieren, welche die menschliche Gesundheit erheblich schädigen können.

Ein historisches Beispiel für die Gefährlichkeit dieser Toxine ist das sogenannte "Heiliges Feuer", das im Mittelalter in Europa wütete. Damals führte eine Pilzinfektion des Roggens zu einer Krankheit, die die Opfer mit schweren Entzündungen und Gangrän in den Gliedmaßen quälte. Der auslösende Pilz, Claviceps purpurea, produzierte Sclerotien, die als Dormanzstrukturen getrocknet in Getreide enthalten waren. Diese Sclerotien enthalten eine Vielzahl von toxischen Alkaloiden, die vor allem das Nervensystem und den Kreislaufsystem des Menschen angreifen. Heute ist die Krankheit, die durch Ergotalkaloide verursacht wird, dank moderner Pflanzenschutzmethoden und fortschrittlicher Erntetechnologien selten geworden. Doch der historische Bezug zeigt, wie schwerwiegend die Auswirkungen von Mykotoxinen sein können.

Ein weiteres wichtiges Toxin, das oft in Lebensmitteln vorkommt, ist Aflatoxin, welches durch den Schimmelpilz Aspergillus flavus produziert wird. Ein tragisches Beispiel für seine potenziell tödlichen Wirkungen fand sich 1960 in Großbritannien, als Tausende von Truthähnen an einer Krankheit namens "Turkey X" starben. Die Ursache wurde auf mit Aflatoxin verseuchte Erdnussmehl zurückgeführt. Aflatoxin B1 ist dabei eines der stärksten bekannten Lebergifte und wirkt krebserregend. Die Aufnahme nur kleiner Mengen – 15 ppb (parts per billion) über einen Zeitraum von wenigen Wochen – führt bei Versuchstieren zur Entstehung von Tumoren.

Diese Pilzgifte, zu denen Aflatoxine gehören, kommen insbesondere in Getreideprodukten vor. Trotz der relativ geringen Häufigkeit in gemäßigten Klimazonen sind die tropischen Gebiete besonders gefährdet. Besonders in Afrika und Asien wurde eine klare Verbindung zwischen dem Vorhandensein von Aflatoxinen in Lebensmitteln und der Häufigkeit von Leberkrebs in der Bevölkerung nachgewiesen. Besonders gefährdet sind Nahrungsmittel wie Reis, Erdnüsse und deren Produkte, aber auch getrocknete Feigen oder bestimmte Nüsse, die häufig mit Aflatoxinen kontaminiert sind.

Ein weiteres Problem stellt die Umwandlung von Aflatoxinen in Milch dar. Wenn Kühe mit kontaminiertem Futtermittel gefüttert werden, gelangt Aflatoxin B1 in die Milch, wo es in die Form von Aflatoxin M1 umgewandelt wird. Diese Umwandlung ist nicht nur von wissenschaftlichem Interesse, sondern stellt auch ein ernsthaftes Problem für die Milchindustrie dar, da selbst geringe Mengen Aflatoxine in der Milch gesundheitsschädlich sein können.

Für den Verbraucher sind die Gefahren von Mykotoxinen nicht immer offensichtlich. Während Schimmelbildung auf Lebensmitteln meistens mit ästhetischen Aspekten verbunden wird, ist es wichtig zu verstehen, dass viele Pilze potenziell gefährliche Toxine produzieren können, die in Nahrungsmitteln verbleiben, auch wenn der Schimmel bereits entfernt wurde. Die Regulierung dieser Toxine und die Kontrolle der Lebensmittelkette sind von entscheidender Bedeutung. In der EU gibt es strikte Grenzwerte für Aflatoxine, jedoch variiert die Regulierung weltweit. So liegt der gesetzlich festgelegte Grenzwert für Aflatoxine in der EU bei 4 μg/kg, in den USA ist dieser Wert mit 20 μg/kg wesentlich höher.

Zusätzlich dazu ist die moderne Technologie in der Lage, viele kontaminierte Lebensmittel zu identifizieren und die Risiken zu minimieren. Doch eine völlige Sicherheit vor Mykotoxinen lässt sich nie garantieren. Die ungleichmäßige Verteilung der Toxine in Lebensmitteln erschwert die genaue Überwachung und sorgt dafür, dass die Entdeckung einer gefährlichen Kontamination schwierig sein kann. Der Einsatz von modernen Reinigungs- und Analysetechniken in der Landwirtschaft und Lebensmittelindustrie ist daher unerlässlich, um das Risiko einer Mykotoxinvergiftung zu minimieren.

Ein weiteres zu berücksichtigendes Thema ist die Langzeitwirkung von Mykotoxinen auf den Menschen. Zwar gibt es nur wenige Studien zu den chronischen Auswirkungen der Aufnahme dieser Toxine, doch es gibt Hinweise darauf, dass Aflatoxine langfristig zu schweren Lebererkrankungen führen können, darunter Leberkrebs. Das Verständnis dieser langfristigen Gesundheitsrisiken ist entscheidend, da eine frühzeitige Prävention und Diagnose entscheidend sein können.

Wie Enzyme in Lebensmitteln funktionieren und welche Bedeutung sie für die Lebensmittelverarbeitung haben

Enzyme spielen eine entscheidende Rolle in der Chemie von Lebensmitteln, sowohl im Hinblick auf ihre Herstellung als auch auf ihre Aufbewahrung und Verarbeitung. Diese biochemischen Katalysatoren, die in nahezu allen biologischen Systemen vorkommen, sind in der Lage, chemische Reaktionen zu beschleunigen und dabei die Struktur von Substraten gezielt zu verändern. In pflanzlichen und tierischen Lebensmitteln sind Enzyme nicht nur für die Umwandlung von Nahrungsbestandteilen wichtig, sondern auch für die Entstehung bestimmter Aromen, Texturen und die Haltbarkeit des Produkts. Der Einfluss von Enzymen auf die Lebensmittelqualität und -sicherheit ist ein komplexes Zusammenspiel zwischen natürlichen biologischen Prozessen und technologischen Anwendungen.

Enzyme in Lebensmitteln können entweder aus den Rohstoffen stammen, die bei der Herstellung verwendet werden, oder sie können gezielt in den Herstellungsprozess eingebracht werden. Bei vielen Lebensmitteln sind die Enzyme der Rohstoffe von Bedeutung, da sie nach der Ernte oder Schlachtung weiterhin aktiv bleiben können. Die Aktivität dieser Enzyme ist zunächst durch den natürlichen Stoffwechsel reguliert, der nach der Ernte oder dem Tod eines Tieres jedoch langsam versagt. Diese Enzyme sind für die Umwandlung von Nährstoffen und die Strukturveränderungen in den Lebensmitteln verantwortlich, die während der Lagerung und Verarbeitung auftreten.

In pflanzlichen Lebensmitteln kommt es häufig erst dann zu einer aktiven Enzymwirkung, wenn die Zellstrukturen mechanisch oder physikalisch beschädigt werden, etwa durch Schneiden oder Zerkleinern. Zum Beispiel werden Enzyme wie Lipoxygenase, Phenolase, Myrosinase und Alliinase erst aktiv, wenn die Pflanzenzellen durch mechanische Einwirkung wie Schneiden oder Zerkleinern aufgebrochen werden. Diese Enzyme sind für die Bildung bestimmter Verbindungen verantwortlich, die sowohl erwünschte als auch unerwünschte Geschmacksveränderungen hervorrufen können. Ein Beispiel dafür ist die Lipoxygenase, die die Oxidation von mehrfach ungesättigten Fettsäuren katalysiert. Dies führt bei der Reifung von Obst zur Bildung von Aromastoffen, kann aber auch in minderwertigen Produkten wie beispielsweise unreifen Erbsen zu unangenehmen Geschmacksstoffen führen.

Ein weiteres Beispiel für die Bedeutung von Enzymen in Lebensmitteln ist die Herstellung von Bier. Hier spielen die Enzyme der Getreidekörner eine entscheidende Rolle. Um aus den in den Körnern enthaltenen Stärken Zucker zu gewinnen, die für die Fermentation notwendig sind, müssen bestimmte Enzyme aktiv werden. Während der Keimung von Getreide wie Gerste wird zunächst β-Amylase freigesetzt, die bereits in den ungekeimten Körnern vorhanden ist. α-Amylase hingegen wird erst während der Keimung gebildet. Diese Enzyme sind entscheidend für den Mälzprozess, der durch die Zugabe von Wasser und Wärme zur Umwandlung von Stärke in Zucker führt. Nach dem Mälzen wird die Gerste zermahlen und mit Wasser gemischt, um das sogenannte "Würze" zu erzeugen, das nach dem Kochen mit Hopfen weiterverarbeitet wird.

Die Enzyme in tierischen Lebensmitteln, insbesondere in Fleisch, bleiben nach dem Tod des Tieres aktiv und führen zu Veränderungen in der Struktur und Textur des Gewebes. Diese Enzyme, die hauptsächlich in den Muskelzellen vorkommen, spielen eine wichtige Rolle bei der Fleischreifung und der Bildung von Aromen. Auch hier wird die enzymatische Aktivität durch die Verfügbarkeit von Substraten und anderen Faktoren wie Temperatur und pH-Wert reguliert.

Die Auswirkungen von Enzymen auf die Lebensmittelverarbeitung und -sicherheit sind vielfältig. Auf der einen Seite können Enzyme die Qualität und den Geschmack von Lebensmitteln verbessern, indem sie die Bildung von Aromastoffen fördern oder die Textur verändern. Auf der anderen Seite können sie auch zu unerwünschten Veränderungen führen, etwa durch die Zerstörung von Nährstoffen oder die Bildung von toxischen Verbindungen. Ein Beispiel für die unerwünschte Wirkung von Enzymen ist die Enzymhemmung durch Schwermetalle. Enzyme, die auf Metallionen angewiesen sind, wie etwa Phenolase, können durch Substanzen wie Kupfer oder Zink gehemmt werden, die mit den Metallionen konkurrieren und deren Wirkung blockieren.

Die Kontrolle der Enzymaktivität in Lebensmitteln ist daher von zentraler Bedeutung für die Herstellung und Lagerung von Produkten. In der Lebensmittelindustrie werden häufig Enzyminhibitoren eingesetzt, um die Wirkung unerwünschter Enzyme zu verhindern. Ein bekanntes Beispiel für einen solchen Inhibitor ist Ethylendiamintetraessigsäure (EDTA), das in Puffersystemen verwendet wird, um Schwermetalle zu binden und somit die Aktivität von Enzymen zu regulieren.

Die natürliche Enzymaktivität in Lebensmitteln kann jedoch nicht nur durch die Zugabe von Inhibitoren kontrolliert werden. Auch die Wahl des richtigen Herstellungsverfahrens und die Lagerbedingungen haben einen großen Einfluss auf die Enzymaktivität. So wird in der Bierherstellung beispielsweise das Keimen der Gerste durch Wärme gestoppt, um die Aktivität der Enzyme zu kontrollieren und die Qualität des Endprodukts zu sichern. Ein ähnlicher Ansatz wird in der Fleischverarbeitung verfolgt, wo die Temperatur und die Lagerbedingungen die Aktivität von Enzymen beeinflussen und so die Qualität des Fleisches während der Reifung steuern.

Neben der Steuerung der Enzymaktivität ist auch die Auswahl der richtigen Rohstoffe von großer Bedeutung. In vielen Fällen wird die Qualität eines Lebensmittels durch die natürlichen Enzyme bestimmt, die in den Rohstoffen enthalten sind. Ein gutes Beispiel hierfür ist die Verwendung von natürlichem Malz in der Bierherstellung, das eine hohe Konzentration an Enzymen enthält, die für die Umwandlung von Stärke in Zucker erforderlich sind. Durch die Auswahl hochwertiger Rohstoffe können Lebensmittelhersteller sicherstellen, dass die Enzyme im Produkt optimal wirken und so die Qualität des Endprodukts gefördert wird.

Die Rolle von Enzymen in der Lebensmittelverarbeitung ist also nicht nur auf die katalytische Funktion der Enzyme beschränkt, sondern umfasst auch eine Vielzahl von Einflussfaktoren, die die Qualität, Sicherheit und Haltbarkeit von Lebensmitteln betreffen. Verbraucher und Lebensmittelhersteller müssen sich der Bedeutung dieser Prozesse bewusst sein, um sowohl die gewünschten Aromen und Texturen zu erzielen als auch unerwünschte Veränderungen zu vermeiden.

Was sind Monosaccharide und welche Rolle spielen sie in der Ernährung?

Monosaccharide sind die einfachsten Formen von Kohlenhydraten und bilden die Grundlage vieler Zuckerarten. Sie bestehen aus einer Kette von drei bis acht Kohlenstoffatomen, wobei die meisten dieser Zucker fünf oder sechs Kohlenstoffatome enthalten. Die chemische Struktur von Monosacchariden umfasst in der Regel eine Carbonylgruppe, die ihnen reduzierte Eigenschaften verleiht, d. h. sie sind leicht oxidierbar. Dies ist eine der Hauptursachen, warum Monosaccharide, ebenso wie viele andere Zucker, als Reduktionsmittel in verschiedenen biologischen und chemischen Prozessen wirken.

Der Unterschied zwischen verschiedenen Monosacchariden wird durch die Position der Carbonylgruppe bestimmt. Wenn die Carbonylgruppe am ersten Kohlenstoffatom der Kette sitzt, handelt es sich um ein Aldose, während die Ketosen eine Carbonylgruppe an einem späteren Kohlenstoffatom aufweisen. Diese Strukturunterscheidung hat große Auswirkungen auf die chemischen und biologischen Eigenschaften der Zucker.

Für den menschlichen Körper sind insbesondere Aldosen von Bedeutung, wobei Glukose, ein Aldohexose, die bekannteste und wichtigste Rolle spielt. Diese Zuckermoleküle haben an einem der Kohlenstoffatome eine Hydroxylgruppe, was zu ihrer Asymmetrie führt – ein charakteristisches Merkmal für viele biologische Moleküle. Aufgrund dieser Asymmetrie können die Moleküle in zwei spiegelbildliche Formen existieren, die als Enantiomere bezeichnet werden. Diese spiegelbildlichen Isomere sind ein faszinierendes Thema der Chemie, da sie optische Aktivität besitzen, d. h. sie drehen die Ebene polarisierten Lichts in entgegengesetzte Richtungen.

Die spezifische Anordnung der Hydroxylgruppen an den Kohlenstoffatomen ist entscheidend für die physiologischen Wirkungen eines Zuckers. So unterscheidet sich beispielsweise die D-Form von Glukose, die im Körper vorkommt, von der L-Form, die nicht in nennenswerten Mengen in der Natur zu finden ist. Diese Unterschiede sind nicht nur für die chemische Struktur von Bedeutung, sondern auch für deren biologische Relevanz, da die Enzyme im menschlichen Körper oft nur mit einer bestimmten Form eines Zuckers interagieren können.

In der Nahrungsmittelindustrie und Ernährungswissenschaft ist es wichtig zu verstehen, wie Monosaccharide in verschiedenen Lebensmitteln vorkommen und welchen Einfluss sie auf den Blutzuckerspiegel haben. Ein wichtiger Aspekt in diesem Zusammenhang ist die Unterscheidung zwischen den verschiedenen Zuckerarten, die in Lebensmitteln enthalten sind. Einige Nahrungsmittel, wie Obst, enthalten einen hohen Anteil an natürlichen Zuckerarten, während verarbeitete Lebensmittel wie Limonade oder Fertigprodukte oft hohe Mengen an zugesetztem Zucker enthalten, was sich negativ auf die Gesundheit auswirken kann.

Es ist auch relevant zu wissen, dass Zucker in unterschiedlichen Formen auftreten kann: als einfache Zuckermoleküle wie Glukose oder Fruktose, als Zweifachzucker wie Saccharose oder Laktose oder als komplexe Kohlenhydrate wie Stärke. Die Art und Weise, wie diese Zucker im Körper verarbeitet werden, hängt von ihrer chemischen Struktur ab, was wiederum Einfluss auf die Energieaufnahme und den Stoffwechsel hat. Während einige Zuckerarten schnell in den Blutkreislauf aufgenommen werden, werden andere langsamer verdaut und führen zu einem weniger raschen Anstieg des Blutzuckerspiegels.

Die chemische Struktur von Monosacchariden lässt auch Rückschlüsse auf ihre Verwendung und den Einfluss auf den Geschmack von Lebensmitteln zu. Viele Monosaccharide wie Glukose und Fruktose sind bekannt für ihre süßen Geschmacksrichtungen, während andere wie Galaktose oder Mannose weniger süß schmecken. Diese Geschmackseigenschaften spielen eine Rolle in der Lebensmittelherstellung und auch in der Wahrnehmung von Geschmack in der Ernährung. Die Art des Zuckers und dessen Konzentration kann den Geschmack von Lebensmitteln erheblich beeinflussen.

Was auch beachtet werden muss, ist der Zusammenhang zwischen Zucker und der sogenannten Maillard-Reaktion, die während des Kochens oder Backens auftritt. Bei hohen Temperaturen reagieren Zucker mit Aminosäuren, was zu der bräunlichen Farbe und dem charakteristischen Aroma in vielen gebratenen oder gebackenen Lebensmitteln führt. Diese Reaktion ist nicht nur für den Geschmack und das Aussehen von Lebensmitteln verantwortlich, sondern kann auch die Nährstoffzusammensetzung beeinflussen.

Die Bedeutung von Monosacchariden und anderen Zuckern in der Ernährung geht über ihre bloße Präsenz in Lebensmitteln hinaus. Sie beeinflussen direkt die Energieversorgung des Körpers, da sie eine schnelle Quelle für Glukose bieten, die der Körper für verschiedene physiologische Prozesse benötigt. Auf der anderen Seite kann der übermäßige Konsum von Zucker zu verschiedenen gesundheitlichen Problemen führen, wie etwa zu einem erhöhten Risiko für Diabetes, Fettleibigkeit und Karies. Ein ausgewogenes Verständnis der Zuckerarten in der Ernährung ist daher von entscheidender Bedeutung, um gesunde Ernährungsgewohnheiten zu fördern und die Gesundheit zu erhalten.

Insgesamt sollten wir uns bewusst sein, dass Zucker nicht nur als „süßes“ Element in Lebensmitteln existiert, sondern dass seine chemische Struktur und seine physiologischen Auswirkungen auf den Körper eine tiefere Bedeutung haben. Die Kenntnis der verschiedenen Zuckerarten, ihrer Herkunft und ihrer Wirkung auf den Körper kann helfen, informierte Entscheidungen über die Ernährung zu treffen und die Gesundheit langfristig zu fördern.

Wie sich die chemische Struktur von Zucker auf seine Verwertung und Nutzung in der Lebensmittelindustrie auswirkt

Lactose und Saccharose gehören zu den bedeutendsten Zuckerarten, die in unserer Ernährung vorkommen, wobei ihre chemischen Eigenschaften und Verarbeitungsmethoden weitreichende Konsequenzen für die Lebensmittelproduktion haben. Lactose, der Zucker in der Milch, wird in der Praxis als β-d-Galactopyranosyl-(1→4)-d-glucopyranose bezeichnet. Dieser Zucker ist ein sogenannter reduzierender Zucker, was bedeutet, dass er in der Lage ist, bestimmte chemische Reaktionen zu initiieren, die in der Lebensmittelverarbeitung von Bedeutung sind. Der Lactosegehalt in der Milch variiert je nach Tierart und reicht von 2,5 % bei Rentieren bis zu 7,5 % in der menschlichen Milch.

Saccharose, besser bekannt als der Haushaltszucker, besteht aus Glucose und Fructose und kommt in einer Vielzahl pflanzlicher Materialien vor, vor allem in Zuckerrohr und Zuckerrüben. Im Gegensatz zur Lactose ist Saccharose ein nicht-reduzierender Zucker, da die beiden Monosaccharide über ihre Hemiacetalgruppen miteinander verbunden sind. Diese spezielle glycosidische Bindung verhindert, dass Saccharose in einer Lösung chemische Reaktionen eingeht, die typisch für reduzierende Zucker sind.

Ein weiterer interessanter Aspekt ist das Phänomen der Inversion, bei dem Saccharose durch Säure oder das Enzym Invertase in ihre Monosaccharid-Komponenten Glucose und Fructose gespalten wird. Dabei verändert sich auch die optische Drehung der Lösung, was zur Bildung von Invertzucker führt. Invertzucker hat besondere Eigenschaften, die in der Lebensmittelindustrie genutzt werden, da er eine nicht kristallisierende Eigenschaft besitzt, was für die Herstellung von Bonbons und anderen Süßwaren wichtig ist.

In der modernen Lebensmittelproduktion werden oft Glukosesirup, die aus Maisstärke gewonnen werden, anstelle von Invertzucker eingesetzt. Diese Sirupe werden durch enzymatische Hydrolyse hergestellt, bei der Stärke mit thermostabilen Amylasen und anderen Enzymen gespalten wird. Dies ermöglicht eine genaue Steuerung der Zuckerkonzentration und die Bildung von Sirupen mit einem hohen Anteil an Glucose oder bestimmten Oligosacchariden. Diese Sirupe sind aufgrund ihrer Unfähigkeit zur Kristallisation besonders wertvoll, da sie beispielsweise in Kuchenrezepten verwendet werden, um die Feuchtigkeit des Teigs zu erhalten und so die Frische und Textur des Endprodukts zu verlängern.

Die Verwendung von Sirupen hat historische Wurzeln, da schon im 19. Jahrhundert unraffinierte Sirupe in der Bierbrauerei verwendet wurden, um den Einsatz von teurem Malz zu reduzieren. Allerdings gab es in der Vergangenheit auch bedenkliche Vorfälle, wie den Arsenvergiftungen in England, die auf die Verwendung von kontaminiertem Zucker zurückzuführen waren. Diese Ereignisse führten dazu, dass die Qualität der Rohstoffe in der Lebensmittelproduktion heute strengen Kontrollen unterliegt.

Ein wesentlicher Unterschied zwischen Lactose und Saccharose besteht in ihrer Verwertung im menschlichen Körper. Während Saccharose und ihre Bestandteile weitgehend unproblematisch verstoffwechselt werden, kann Lactose bei bestimmten Menschen, die unter Laktoseintoleranz leiden, zu Verdauungsproblemen führen. Diese Unverträglichkeit beruht auf dem Fehlen des Enzyms Laktase, das für die Spaltung der Lactose in ihre Bestandteile erforderlich ist. Laktosefreie Produkte gewinnen zunehmend an Bedeutung, insbesondere für den wachsenden Markt von Menschen, die aufgrund genetischer oder gesundheitlicher Faktoren keine Lactose vertragen.

Für die Lebensmittelindustrie bedeutet dies nicht nur die Anpassung von Rezepturen und die Entwicklung neuer Produkte, sondern auch die Suche nach Alternativen und Techniken zur Umgehung der Nachteile von Laktose. Inzwischen gibt es auf dem Markt eine Vielzahl von laktosefreien Milchprodukten sowie Ersatzstoffe wie Soja- oder Mandelmilch, die als Alternativen für Menschen mit Laktoseintoleranz dienen.

Zusätzlich ist es wichtig zu verstehen, dass Zuckerarten wie Saccharose und Lactose nicht nur als Geschmacksträger fungieren, sondern auch technische Eigenschaften besitzen, die in der Lebensmittelherstellung von zentraler Bedeutung sind. So beeinflussen sie die Textur, Konsistenz und Haltbarkeit vieler Produkte. Der Trend zur Verwendung von Sirupen und anderen Zuckerkombinationen hat nicht nur die Produktionsmethoden verändert, sondern auch die Verbraucherpräferenzen in Bezug auf Nahrungsmittel, die weniger Kristalle und eine weichere Textur aufweisen.

Es ist entscheidend, die Unterschiede zwischen den verschiedenen Zuckerarten und deren chemischen Eigenschaften zu verstehen, um sowohl ihre Nahrhaftigkeit als auch ihre Rolle in der Lebensmittelverarbeitung und -produktion besser einschätzen zu können. Die Entwicklungen in der Zuckerchemie und der Lebensmittelindustrie eröffnen ständig neue Perspektiven, die zu einer weiter verbesserten Kontrolle über die Texturen, Aromen und die Haltbarkeit von Lebensmitteln führen. Diese fortlaufende Forschung zeigt die unaufhörliche Dynamik der Lebensmittelindustrie, in der Zucker nicht nur als Zutat, sondern als Schlüsselbestandteil in zahlreichen Prozessen von Bedeutung bleibt.