Gesprächsbuch des Gutar (Wörterbuch)
Das Wort gutar stammt offenbar aus dem gotischen Ursprung gutaraza, was auf Gotisch „Sprache“ oder „Gespräch“ bedeutet. Wie bekannt, haben viele gotische Wörter ihren Weg in zahlreiche europäische Sprachen gefunden, hauptsächlich in die germanischen Sprachen. Die gotische Sprache selbst beinhaltete auch viele lateinische Elemente. So findet sich beispielsweise das alte Wort für „bewahren“ – blüsti – auch in der germanischen Sprachgruppe, etwa im Schwedischen, Norwegischen und Dänischen als behüten (deutsch), und auch im Französischen (boutique). Das alte Wort für „Liebe“ oder „lieben“ im Gutar, welches schaleka (wünschen, bedauern) bedeutet, hat Entsprechungen im Schwedischen und Norwegischen – shalek oder sharlette. Ganz zu schweigen von Begriffen wie liman (See), die in viele europäische Sprachen übernommen wurden. Kukowiza (Küchenarbeiterin) stammt vom gotischen Wort kuken (kochen, zubereiten).
Die Sprache der Gotthörer war eine Mischung aus gotischen und tscherkessischen Wörtern, was zu einem außergewöhnlichen Sprachbild führte, das mit dem Aufenthalt der Kosaken in der Horde auch einen türkischen Einfluss aufwies. Alltägliche Begriffe und deren indirekte Bedeutungen (z. B. aul – Dorf bei den Kosaken, avul – Teil eines Gebiets oder Viertels, yurta – ein alter Begriff für das Kosakenviertel) zeugen davon.

Darüber hinaus fanden auch indirekte Begriffe aus dem alten Hebräischen ihren Weg in die Gutar-Sprache, offenbar von den Chasaren. So wurde Bahor (Bräutigam, Schwiegersohn) im Gutar zu bachor (Liebhaber) und kosbar (Steuer) wird als havar (bestechen) verwendet.
Das Wörterbuch basiert auf Vergleichsmaterialien aus sechs verschiedenen Quellen:

  1. Großes erklärendes Wörterbuch des Don-Kosakenvolks (Universität Rostow, 2005)

  2. Wörterbuch der Redeweise der Kosaken aus Nekrasow (Serdyukova O.K., 2005)

  3. Don-Wörterbuch (Mirtov A.V., 1929)

  4. Erklärendes Kosaken-Wörterbuch (Remchukov V.N., 2007)

  5. Kosaken-Wörterbuch-Handbuch (Gubarev G.V., 1966–1970)

  6. Sprache der Gribenski-Kosaken (M.A. Karauov, 1902)
    Zusätzlich wurden Artikel aus den „Donischen Provinzblättern“ von 1874 und Das Erklärende Wörterbuch der lebendigen Kosaken-Sprache von Wladimir Dal verwendet.
    Im Gesprächsbuch wird ein älterer Sprachgebrauch verwendet, der die ursprüngliche Don-Sprache bis zum frühen 20. Jahrhundert widerspiegelt. Ein Beispiel: Der Konjunktiv wenn hatte früher die Form aschele, später im 20. Jahrhundert wurde das Wort surzhik verwendet. Das Wort oder war früher aj, später im 20. Jahrhundert wurde es als ali ausgesprochen.

    Unter dem enormen Druck der Assimilation haben sich auch Substantive verändert. So wurde aus dem alten bursak (Brot) einfach hleb (Brot), jedoch in Verbindung mit paljanitsa (lat. panis) und neuen Begriffen wie pirokh (Brotgebäck), palet oder baton.
    Das traditionelle Kosaken-Wort yurta (Kosakenviertel) hat sich zu kruh gewandelt, und das ursprünglich gotische Wort familia (Hausfrau) hat die Form zhana (Ehefrau) angenommen, obwohl das Wort auf Gotisch auch die Bedeutung von „Familie“ hatte.
    Im Laufe des 20. Jahrhunderts wurde die Gutar-Sprache endgültig unterdrückt, vor allem in der Zeit der sowjetischen Kollektivierung, als die Kosakengebiete administrativ aufgelöst und die kosakische Identität systematisch zerstört wurde. Die Verdrängung durch die russische Hochsprache sowie die Politik der „Entkosakisierung“ führten dazu, dass der Gutar fast vollständig verschwand.
    Die russische Sprache, das Gutar, der Kosaken-Dialekt:
    Hauptwörter
    Ja – abgekürzte Bestätigung
    Nein – Dato, netuka, nya
    Nicht vorhanden – nyama
    Bitte – Proshi, prosima (mi)
    Entschuldigung – zaprastiti
    Guten Tag – Zdarova byvali („ite“ höflich)
    Auf Wiedersehen – Pokelichi, pokeli, pokedovichi
    Tschüss – Pokamest, byvay
    Guten Abend – Na zdravii
    Verstehst du? – Pájavitja, vestit, pavestitja
    Endtext