Abschlussaufsatz (Wiedergabe)
Schuljahr 2017–2018

Der Rat für Fragen zur Durchführung des Abschlussaufsatzes in den Abschlussklassen unter dem Vorsitz von N.D. Solschenizyna hat fünf offene thematische Richtungen für den Abschlussaufsatz im Schuljahr 2017/18 festgelegt. Im Programm des Fernsehsenders „Rossija 1“ wurden die thematischen Richtungen des Abschlussaufsatzes heute vom Bildungs- und Wissenschaftsminister der Russischen Föderation, O.Ju. Wassiljewa, und dem Berater des Präsidenten der Russischen Föderation, W.I. Tolstoj, bekannt gegeben.

Fünf offene thematische Richtungen des Abschlussaufsatzes im Schuljahr 2017/18:
„Treue und Verrat“,
„Gleichgültigkeit und Mitgefühl“,
„Ziele und Mittel“,
„Mut und Feigheit“,
„Mensch und Gesellschaft“.

Wie in den Vorjahren gilt der Abschlussaufsatz als Zulassung zur staatlichen Abschlussprüfung. Schüler mit eingeschränkten gesundheitlichen Möglichkeiten haben das Recht, eine Wiedergabe anstelle des Aufsatzes zu schreiben. Das Ergebnis des Abschlussaufsatzes ist entweder „bestanden“ oder „nicht bestanden“. Wenn ein Absolvent eine ungenügende Bewertung erhält, hat er die Möglichkeit, den Aufsatz zu wiederholen.

Im Rahmen der offenen thematischen Richtungen des Abschlussaufsatzes werden konkrete Aufsatzthemen (bzw. Wiedergabetexte) für jede Zeitzone separat entwickelt. Die konkreten Themen des Abschlussaufsatzes (Wiedergabetexte) werden am Tag der Durchführung an die örtlichen Bildungsbehörden übermittelt.

Kommentar zu den offenen thematischen Richtungen des Schuljahres 2017/18, erstellt von Fachkräften des FGBNU „FIPI“:

  1. „Treue und Verrat“
    In diesem Themenfeld kann über Treue und Verrat als gegensätzliche Erscheinungsformen der menschlichen Persönlichkeit nachgedacht werden – aus philosophischer, ethischer und psychologischer Sicht, gestützt auf Beispiele aus dem Leben und der Literatur. Die Begriffe „Treue“ und „Verrat“ stehen im Zentrum vieler Werke verschiedener Epochen und spiegeln das Handeln der Figuren in Situationen moralischer Entscheidungen wider – sowohl im persönlichen als auch im gesellschaftlichen Kontext.

  2. „Gleichgültigkeit und Mitgefühl“
    Die Themen dieses Bereichs regen dazu an, über verschiedene Arten der menschlichen Haltung gegenüber anderen Menschen und der Welt nachzudenken – etwa über Gleichgültigkeit gegenüber Mitmenschen, die Weigerung, seelische Energie für das Leben anderer aufzubringen, oder aufrichtige Bereitschaft, die Freuden und Leiden des Nächsten zu teilen und uneigennützige Hilfe zu leisten. In der Literatur begegnen uns einerseits Figuren mit einem warmen Herzen, die bereit sind, sich für andere einzusetzen, andererseits Charaktere, die einen egoistischen Persönlichkeitstyp verkörpern.

  3. „Ziele und Mittel“

    Die in diesem Bereich behandelten Begriffe stehen in enger Beziehung zueinander und erlauben es, über menschliche Lebensziele, die Bedeutung bewusster Zielsetzung, die Fähigkeit zur richtigen Abwägung von Ziel und Mitteln sowie über die ethische Bewertung menschlichen Handelns nachzudenken. In vielen literarischen Werken begegnen uns Figuren, die bewusst oder irrtümlich ungeeignete Mittel zur Umsetzung ihrer Pläne wählen. Oftmals dient ein angeblich hehres Ziel lediglich der Tarnung niederer Absichten. Solchen Charakteren stehen Helden gegenüber, für die die Mittel zur Erreichung eines hohen Ziels untrennbar mit moralischen Anforderungen verbunden sind.

  4. „Mut und Feigheit“
    Im Zentrum dieses Themas steht der Vergleich gegensätzlicher Ausprägungen des menschlichen Ichs: die Bereitschaft zu entschlossenem Handeln versus dem Wunsch, sich vor Gefahren zu verstecken und schwierigen, mitunter extremen Lebenssituationen auszuweichen. In vielen literarischen Werken finden sich sowohl Helden, die zu mutigen Taten fähig sind, als auch Figuren, die Schwäche und Willenslosigkeit zeigen.

  5. „Mensch und Gesellschaft“

    Für dieses Themenfeld ist die Betrachtung des Menschen als Teil der Gesellschaft zentral. Die Gesellschaft prägt die Persönlichkeit in vielerlei Hinsicht, aber auch die Persönlichkeit kann Einfluss auf die Gesellschaft nehmen. Die Themen ermöglichen es, das Verhältnis von Individuum und Gesellschaft aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu beleuchten – in Bezug auf harmonisches Miteinander, schwierige Gegensätze oder unüberbrückbare Konflikte. Ebenso wichtig ist die Überlegung, unter welchen Bedingungen sich der Mensch den gesellschaftlichen Regeln unterordnen sollte und inwiefern die Gesellschaft die Interessen des Einzelnen berücksichtigen muss. Die Literatur hat sich stets für die Problematik der Mensch-Gesellschaft-Beziehung interessiert – und für die schöpferischen oder zerstörerischen Folgen dieses Verhältnisses für das Individuum und die menschliche Zivilisation.